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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 05.12.1911
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1911-12-05
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19111205010
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1911120501
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1911120501
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1911
-
Monat
1911-12
- Tag 1911-12-05
-
Monat
1911-12
-
Jahr
1911
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foliliscve Umschau »Gck au« b«*ken .^/<i^7-,>/->» b<ic<-/ u»ck ä^t-n ki'e>»icZt- /»ek /T^kc-a^l-sic ck>- ,^>->,<7^«nck-t« 6^ane»e. F«'»»!»»'. SSSL. Lf«i-/s5- t/sse ?7 ..- s6» o»M« I,ce/«/ca//«- ..' sonder» zufrieden zu sein. Allerding« stehen den acht Eitzen, die st« verloren haben, immerhin auch sechs Gewinne gegenüber . Aber di^s« „Erfolge" sind «in- mal zum guten Teil nur durch sozialdemokratische Un terstützung erreicht worden. Vor allem aber haben die Liberalen demgegenüber nicht weniger als 7 Sitze an di« Sozialdemokraten verloren. Deutsches Reich. Leipzig, k. Dezember. * Aus dem 8. sächsischen Reichstaoowahlkreis (Pirna-Sebnitz). Die Vorbereitungen der Reichstags wahl ist bereits in lebhaftem Gange. Wahrend ois Sozialdemokraten für den Redakteur Riihle arbeiten, hat die nationalliberale Partei den Wahlkampf ernst hakt eröffnet. Ihr Kandidat Dr. R. C^ncider. Snn- dikus des Vundcis der Industriellen, hat bereits in fast allen Städten des Wahlkreises sich den Wählern in öffentlichen Versammlungen vorgestellt und sein Programm entwickelt. Die Bestimmungen öer Langer /rieüenskonlerenz in bezug aus üen Post» u. Telegraplrenverkebr im Kriege. Mit Rücksicht darauf, daß sich nunmehr die Ope rationen der italienischen Flotte auch auf den Be reich des AegäischenMeeres und der asiati- fchen Küste ausdehncn, und damit der Krieg für Schiffahrt und Verkehr auch der nicht beteingten Länder eine größere Bedeutung gewinnt, ist es von Intereste, sich die Bestimmungen zu vergegenwärtigen, die auf der 2. Haager Friedenskonferenz im Jahre 1907 hinsichtlich des Post- und Teleyraphenverkehrs getroffen worden sind. Dies« Vorschriften finden sich in mehreren der 12 auf dieser Konferenz abgeschlosse nen Einzelabkommen verteilt. Die wichtigsten Be- - stimmungen sind nach der „Deutschen Verkehrszeitung" folgende: Beim Ausbruch von Feindseligkeiten wird tn jedem der kriegführenden Staaten und in den neu tralen Staaten, die Angehörige eines der Krieg führenden in ihr Gebiet ausgenommen haben, eine Auskunftsstelle über die Kriegs, gefangenen errichtet, die auch alle zum persön lichen Gebrauch dienenden Gegenstände, die auf Schlachtfeldern gesunden oder von Gefangenen Hinterlasten werden, den Berechtigten zustellt. Diese Auskunftsstellen geniesten für alle Sendungen in allen Ländern Portofrciheit. Das ein Gebiet be setzende Heer kann nur mit Beschlag belegen das bare Geld und die Wertbestände, sowie Forderungen des Staates, die Beförderungs mittel und alles bewegliche Eigentum des Staates, das geeignet ist. den Kriegsunternehmungen zu dienen. Alle Mittel, die zur Weitergabe von Nachrichten und zur Beförderung von Personen oder Sachen dienen, können, auch wenn sie Privatpersonen gehören, mit Beschlag belegt werden. Die unterseeischen Kabel, die ein besetztes Gebiet mit einem neu tralen verbinden, dürfen nur im Falle unbedingter Notwendigkeit mit Beschlag belegt oder zerstört werden. Im Gebiet einer neutralen Macht dürfen die Kriegführenden keine funkentelegraphischen Stationen einrichten oder für militärische Zwecke vorhandene benutzen. Eine neutrale Macht ist nicht verpflichtet, die Durchfuhr oder Ausfuhr von Waffen und Mu nition zu verhindern, oder die Benutzung von Tele graphenlinien einem der Kriegführenden zu unter sagen. Einer neutralen Macht aehöriges Eisenbahn material darf von einem Kriegführenden nur in dem Falle gebieterischer Notwendigkeit benutzt werden. Die auf See, auf neutralen oder feindlichen Schiffen vorgefundenen Bricfpostsendungen sind unverletzlich. Jedoch entzieht diese Unverletzlichkeit die neutralen Postdampfer nicht den Gesetzen des Seekriegs, die die neutralen Kauffahrteischiffe im allgemeinen be treffen. Ihre Durchsuchung soll jedoch nur im Not fälle unter möglichster Beschleunigung vorgenommcn werden. * Der Zweckverband Trotz-Berlin. Die erste Sitzung des Zweckverbandes Grob-Berlin wurde am Montag im Stadlverorbnetensitzungssaale vom Ober bürgermeister Dr. Kirschner mit einer längeren Be- grüstunssrede eröffnet. Der Oberbürgermeister führte aus: Der Zweckverband könne nur dann segensreich wirken, wenn alle Organe bestrebt seien, die Selbstverwaltung der Gemeinden nicht zu schädigen. Der Oberbürgermeister schloß mit einem dreifachen Hoch auf den Kalter uns schlug vor, die Kcnsti- tuieruna sofort dein Kaiser anzuzeigen und dem Monarchen das Gelöbnis der Treue und Ergeben heit zu übermitteln. Alsdann begrüßte der Ober präsident der Provinz Brandenburg v Conrad die Versammlung rm Namen der königlichen Staats- regierung. * Die Steigerung des Militärpensionssonds. Der letzte Militäretat sieht 31 Millionen Mark für Der- sorgungsgedührnist« für Unteroffizier« und Gemeine vor, was etwas mehr als «ine Verdoppelung des be treffenden Postens im Jahre 1900 darstellt. Es wurde nun in der Butgetlommission des Reichstags darauf hirrgewiesen, daß bei den Aushebungen die Ge stellungspflichtigen ein ebenso gutes wie ausreichen, des Material abgeben, so baß die allmählich ein getretene Vermehrung des Mannschaftsbestandes für die Steigerung des Pensionssonds keinen ausreichen den Grund al^ebe. Vorschlägen wurde deshalb «in« noch genauere Untersuch-ung des Gcsundheits- zustandes der Rekruten auch vor ihrer Aushebung durchzuführen. Allen diesen Wünschen mutz aber ent- gegengehalten werden, datz alle mit dem Ersatzgeschäst befaßten Organe schon jetzt nichts Unterlasten, um sich über d«n früheren Gesundheitszustand des Auszu hebenden Gewißheit Hu verschaffen. Bei Epileptikern wird besonders schari und genau vorgegangen. Es wird nicht nur die Behörde um Auskunft ersucht, sondern es werden auch Zeugen zu Aussagen auf gefordert und Atteste der behandelnden Aerzte ein gezogen. Bei minderwertigen Personen werden Be richt« von Schulleitern den Ersatzbehörden mitgeteilt, damit derartige Leute besonders beobachtet und unter- sucht werden. Wenn ferner angeregt wurde, die Hin zuziehung von Schuloorstehern generell oorzuschreiben, so dürft« sich diese Maßnahme kaum durchführen lasten. * Der Geldmangel auf Postscheckämtern. Kürzlich beschäftigte sich eine Notiz in einem Berliner Lokalblatt mit einem plötzlich eingetretenen Geldmangel auf dem Berliner Postscheckamt in der Dorotheenstraß«. Zu den Begebenheiten erfahren wir folgendes: Die Postscheckämter sind angewiesen, stets so viel Vorräte an Bargeld für Auszahlungen zur Stell« zu haben, daß den Ansprüchen genügt werden kann, di« nach den bisherigen Erfahrungen aller Vor aussicht nach sich geltend machen werden. Dem entsprechend war auf t«m Postscheckamt eine Summ« von etwa NH Millionen Mark am 30. November vor- Händen. Gänzlich unvorhergesehenerweise wurde di« Auszahlung von drei verhältnismäßig sehr hohen Summen verlangt. Do di« Auszahlung von kleineren Betrügen weiter fortgeführt werden sollte, mußte der Barvorrat um etwa V» Million Mark auf der Reichs- bank ergänzt werden, was ohne weiteres geschah. Im ganzen nahm dies etwa die Zeit von einer halben Stunde in Anspruch, da selbstverständlich auf der Reichsbank auch erst die nötigen Formalitäten er ledigt werden mußten. Angesichts dieser Darstellung kann wohl von einer „Geldklemme" des Postscheckamts nicht die Rede sein. Es würde den Grundsätzen des modernen Gcldverkehrs und namentlich den ureigen sten des Postlcheckverkehrs nicht entsprechen, wenn man größer« Summen, als voraussichtlich zur Abhebung gelangen würden, den großen Geldvorräten entzöge. Uebrig«»» machen alle Banken «ine vorherige Benach richtigung Lei Abhebung großer Summen zur Regel, während im Postscheckoerkehr eine vorherige Bekannt- gäbe fortfällt. * Vorbereitungen zu einem Neichsnahrungsmittei- gefetz. Wie man uns schreibt, beginnen jetzt im N eichs- g«sundh«itsrat die Beratungen über den Ent wurf eines neuen Nahrungsmittelgesetzes. Und auch im Reichsamt des Innern sind Li« Vor arbeiten in Angriff genommen. Man darf annehmen, daß es sich dabei um «in« sehr umfangreich« Materie handelt, dis wegen ihrer Schwierigkeit noch eine ge raume Zeit bis zu ihrem Abschluß erfordern wird. In erster Linie handelt es sich darum, für eine ganze Reihe von Produkten, wie beispielsweise Kakao, gewiss« Mindest grenzen in bezug aus Reinheit festzulegen, über deren Maß die An sichten der Interestenten naturgemäß weit aus einandergehen. Es wird erforderlich sein, durch das Gesetz «ine Instanz zu schaffen, die in allen Fällen für Nahrungsmittel das Mindestmaß in bezug auf Reinheit festlegt. Ueber die Organisation einer solchen Instanz, der naturgemäß damit eine ver antwortungsvolle Ausgabe zufällt, gehen di« An schauungen ebenfalls weit auseinander. Unter diesen Umständen läßt sich ein Zeitpunkt, zu dem der Gesetz entwurf dem Reichstag zugehen wird, noch nicht fest fetzen. * Weitere Fahrpreisermäßigung der Arbeits nachweise. Wie mugeteilt wird, ist über die Fahr preisermäßigung, die den durch öffentliche Arbeits nachweise vermittelten Arbeitern zugute kommt, eine neue Bestimmung getroffen worden. Nach einem Be schluß der Tarifrommission wird nämlich zur Erleich terung der Stellenbewerbung eine Fahrpreisermäßi gung nicht erst dann gewährt, wenn eine Stelle durch die öffentlichen Arbeitsnachweise vermittelt worden ist, sondern von jetzt ab schon dann, wenn eine aus wärtige offene Stelle mittels Eiscvbahnfahrt zum Zweck der Bewerbung ausgesucht werden muß. Es genügt also eine aus Grund von Vakanzenlistcn ge meldete Stelle, um dem Arbeiter die Fahrpreis ermäßigung zu verschaffen. * Die Milzbranderkrankungen in gewerblichen Betrieben. Wie mitgeteilt wird, liegen di« Ergeb nisse der durch die Bunoesratsver- fügung vom 28. September 1909 oorae- schr.i ebenen A n ze i g e p f l i ch t für ll branderkrankungen zum erstenma Die Nachmaklen zum Reichstag 1907-1912. Seit den Wahlen von 1907 sind im ganzen 48 Nach, wählen nötig gewesen. Von diesen 48 Ersatzwahlen waren 30 nicht mit einer Aenderung des Besitzstandes verbunden. Eine Parteioerschiebung ist also in 18 Wahlkreisen erfolgt. Di« Konservativen kiben di« Mandat« in Enid«n-Nordcn und Labiau- Wehlau an die Fortschrittliche Volkspartei, Olctzko- Lyü an di« NationaNiberalen verloren, ohne ein Mandat zu gewinnen. Die Christlichsozialen verloren Siegen an die Nationalliberalen; die anti- semitischen Parteien Eisenach und Zschopau- Marienberg an di« Sozialdemokratie. Schließlich ging das Mandat von Alzey-Dingen von der rechten Sei!« an das Zentrum über. Das Zentrum ver lor im letzten Jahre Immenstadt und Konstanz an die Nationalliberalen, Düsseldorf an die Sozialdemo kratie. Di« Nattonalltveralen haben also 4 Mandat« gewonnen. Dagegen haben fr« 6 Mandate «ingcbüßt, und zwar: an die Sozialdemokraten Landau-Eannftatt, Kobura. Friedberg-Büdingen und Frankfurt-Lebus, an die Welsen Syke-Hoya-Derdor. Den vorhin erwähnten beiden Gewinnen der Fort schrittlichen Dolkspartei von den Konser vativen endlich stehen ebensoviel Verluste dieser Partei an di« Sozialdemokraten gegenüber, nämlich llsedom-Wollin und Halle. Die Sozial- demokraten haben demnach 10 Mandate ge wonnen und kein» verloren. Die rechts stehen, den Parteien hol'«» im ganzen 7 Mandate ver loren. Das Zentrum ist um 2 Sitze geschwächt worden. Die liberalen Parteien haben aber keinen besonderen Anlaß, mit der «ingetretenen Parteioerschiebung be Die üeutlHe polt in Marokko wird auch nach dem Inkrafttreten de» Ma- rokkovertrage» sorlbestehen. Wie sich das deutsche Postwesen im Schcrifenreiche, das ein eigenes Landes-Po st wesen nicht besitzt, neben dem französischen, englischen und spanischen entwickelt hat, darüber entnehmen wir zusammen fastend den „Blättern für Post und Telegraphie" fol- «ende Angaben: Di« Tätigkeit der deutschen Post begann am 20. Dezember 1899 mit der Eröffnung eines Postamtes in Tanger und acht ihm unterstellten Postaaenturen in Larrasch, Rabat, Casablanca, Mala- gan, Sasfi und Mogador. Später wurden noch sieben weitere Postagenturen, zum Teil auch im Innern des Landes, eingerichtet. Die Verbindung zwischen den einzelnen Anstalten erfolgt durch Botenposten mehrere Male in der Woche. Der Botenpostkurs von Tan- aer nach Mogador entspricht etwa der Ent fernung von Berlin bis Insterburg. Die ganze Strecke wird von den Läufer» in 7'/j Tagen zurückgelegt, wobei bei jeder Zwischcnpostanstalt ein Botenwechsel stattfindet. Abgesehen von den Voten- posten benutzen die an der Küste gelegenen Post anstalten für den Verkehr untereinander die bestehen- den Schiffsverbindungen. Besonders schwierig ge- stattet sich der meist von Nichtfachbeamten versehene Dienstbetrieb, namentlich das Kasten- und Rech nungswesen, infolge der Währungsverhältniste. Dank ihrer mustergültigen Einrichtungen genießt die deutsche Post in besonderem Maße das Vertrauen des marokkanischen Publikums. An Geschästsumfang hat das deutsche Postwcsen das der anderen Nationen, selbst das französische, obwohl dieses bereits seit dem Jahre 1860 besteht, überflügelt. Ist üer Moüernlsmus tot? Mit dieser Frag« beschäftigt sich Professor Dr. Schnitzer in Minuten in der „Zeiismrift für Politik" und kommt im Ausblick aus die Zukunft de» Moder- inismu» für die katholisch« Kirche zu folgendem Er- -gebnis. Der Modernismus ist—noch Pros. Dr. Schnitzer — al» die auf allen Geoi«ten durchgejührt« Ausschei dung des Ultramontonismus aus dem Katholizis mus" anzusehen. Der Modernismus stürzt keine Al- läri um, treibt weder Puritanismus noch Bilder sturm. Er schafft keinen Gottesdienst und kein« Ze remonie ab, er tastet auch die Sakramente nicht an, er hat «in offenes Auge für den geheimnisvollen Zauber und für den äfterhischen Reiz der kirchlichen Liturgie, einen aufgeschlossenen Sinn für die uner meßlich« Fülle von Tickst und Segen, die sich aus ihr in La» Menschenherz zu ergießen vermag. Nur will er diesen Trost niemanden auszwingen, der seiner nicht zu bedürfen glaubt, er läßt Priestertum und Mönchtum, Orden und Klöster, Zölibat und Gelübde beziehen, er versperrt niemanden den Eintritt in» iHetttgtum, aber er hindert auch niemanden am Aus tritt. Mit aiLeien Worten: Toleranz will der Mo dernismus. Das trifft aber da, ultramontane Papsttum in 'feinem Lebensnerv, und so stürzt es sich mit lviden- ichaslllchein Ingrimm aus den Modernismus, seinen Todfeind. Wo immer er ibn antras Überall schlug Pius X. den reißrirden Wolf mit derbem Hirtenstabe zurück. Sv ist es denn auch still rings um den „Statt- ba-ltrr Christi" geworden; in Frankreich scheint der Müderniomu» gänzlich erstorben -u sein; auch in Italien regt er sich nicht mehr, und in DeutsctMnd ist er in sein« Schranken gebannt. Nun fragt Schnitzer: Diese Ruhe di« überall herrscht, ist es die Ruh« des Friedhof»? Ist der Modernismus erledigt? Triumphiert Pius X.? Selbstverständlich antwortet er: Nein! Der Modernismus ist nicht vertilgt, er ilebt und blüht nach wie vor. Und das Papsttum? Streng ultramontan wagt der Ultramontanismus kaum selbst mehr zu fein — meint Schnitzer. Im Dogma von der Unfehlbarkeit hat das Papsttum den ' Zenirh seiner Entwicklung rrAonxnen, es kann fer- ncrchin nur mehr abwärts gehen. Je schmaler die Grundlage ist, aus der «in Gebäude ruht, um so leich ter ist es zu stürzen. Das vattkantsckx Konzil hat die Pyramide des kirchlichen Dersassungsbaucs auf ihr, Spitze gestellt; unfähig, d«m mächtigen Anprall der freiheitlichen Zeitftrömung auf die Dauer zu widerstehen, kann die Pyramid« eines Tages um kippen und aus ihr« ursprüngliche breite Basis zurück fallen. Jedenfalls ist da, Paosttum, das sich tn sei nem ganzen Verlauf nicht al» göttliches, sondern als menschliche», nur a'llzumenschlick)es Gebilde er- ! wiesen hat, nach Schnitzer keine für die Kirche schlecht hin wesentliche Einrichtung. Die Kirche ist älter als das Papsttum, sie hat vor ihm bestanden, besteht im Morgenland« ohne es urü» kann sehr wohl auch nach ihm bestehen. Aus diesem Bewußtsein heraus schöpft der Modernismus das Recht, sich trotz päpst- lici>er Verdammung zur Kirche zu halten, und läßt die zornigen Bannflüche des römischen Bischofs mit aller Seelenruhe auf sich niederprassoln. Der päpst liche Dann kann über die Zugehörigkeit zur Kirche nicht entscheiden. „Wer möchte nicht lieber mit Sa- vonarola gebannt sein und als „Ketzer" am Galgen sterben, als mit Alexander VI. in „Kirchlichkeit" schwelgen?" ruft Schnitzer aus. Wenn der Katho lizismus eine Zukunft haben soll, so kann er si« nur als entultramontanisierter Katholizismus haben. Ist aber der Katholizismus wesentlich ultramontan, so muß er und wird er zugrunde gehen. Hoffnungs und kampfessroh schließt Schnitzer seine Antwort auf die päpstlichen Herausforderungen: „Der Modernis mus ist ja erst das Morgenrot, aber schließlich muß es und wird es selbst im dunkelsten Deutschland tagen. Die Ideen sind auf dem Marsch, und kein römischer Priester hält sie auf." schlossen vor. Di« Bestimmungen traten am 1 Ian. 1910 in Kraft, und im Jahre 1910 sind nach den eingeaanaenen Anzeigen im Datschen Reiche 287 Mtlzbrandsäll« unter Menschen vorge kommen, davon S bei Kindern unter 14 Jahren. 250 Personen waren männlichen und 30 weiblichen Geschlechtes. 39 Todesfälle bei erwachsenen Personen (darunter k Frauen) und bei einem Kind, insgesamt also 40 Todesfälle, sind zu verzeichnen gewesen. Auf den landwirtschaftlichen Betrieb entfielen insgesamt 121 Erkrankungen, darunter 12 tödlich: auf Gerbereien entfielen 92 Fälle, davon 16 tödlich und 11 Fälle auf R ohhaarspinnereien. Auf die gewerbliche Verarbeitung tierischer Stoffe oder auf den Handel und Verkehr mit Stoffen tierischer Herkunft waren die Erkrankungen in 135 Fällen zu- rückzusühren, auf di« Berührung mit Milzbrand- kranken lebenden oder toten Tieren in 142 Fällen. In den ürigen Fällen war der Grund der Ansteckung unbekannt. * Kreuzer „Geier" im Mittelmerr. Seit 14 Tagen liegt der bisher an der ostafrikanischen Küste stationierte, vom Korvettenkapitän Halm befehligte kleine Kreuzer „Geivc" vor Piräus. Ueoer die Ursachen, die zur Entsendung des Kreuzers in grie- chische Gewässer führten, ist bisher nichts bekannt ge worden. Ursprünglich hatten die beiden Seekadetten, und Schiffsjunaen-Schulschiffe „Vineta" und „Hansa" den Auftrag erhalten, während der Wintermonate im Mittelmerr zu kreuzen. Mit Rück sicht aus das Auftreten der Cholera an einzelnen Plätzen wurde die Absicht aber ausgegeben. „Geier" ist ein im Jahre 1894 erbautes, 1630 Tonnen großes Schiff, das eine Besatzung von 165 Mcrnn hat und erst in diesem Jahre al» Ersatz des heimaekehrten „Sperber" in Dienst gestellt und nach Ostafrika ge sandt wurde. Eine dauernde Stationierung eines deutschen Kriegsschiffes im Mittelmeer ist nicht in Aussicht genommen. * Das schnellste Kriegsschiff der Welt ist der deutsch« Turdinen-Linienschifsslr-uzer „Moltke , der bei den Erprobungen an der Neukruger Meii« 50 000 Wellenpseideslärken enttvickelle und 29,7 Seemeilen erzielte. Das ist 4.2 Seemeilen mehr, als zwischen dem Reichsmarineamt und der Dauwerft Blobm L Voß-Hamburg vereinbart worden war. Nocy nie hat ein großes Kriegsschiff ein solches Mehr erzielt. Der Turbinen-Linienschiffskreuzer „von der Tann", der 25 Seemeilen laufen sollte, brachte es auf 28,124 Seemeilen bei 43 600 Wellenpferdestärken. Die be dungen« Höchstgeschwindigkeit wurde somit um 3,124 Seemeilen übertroffen. „Moltke" hat schon bei der Probefahrt unter der Hairbelsflagge 29,3 See meilen erzielt, und er besitzt unter aüen Panzer, kreuzern der Welt die höchst« Maschinen leistung und di« größt« Geschwindigkeit. * Reichstagowahloorbereitungen. Als Kandidat der vereinigten Liberalen wurde für den Reichs tagswahlkreis München I der Stadtschulrat Dr. Georg Kersch en st einer und für den Reichstags wahlkreis München II der Buchdruckereibesitzer Anton Meindl aus Passing ausgestellt. — Im Wahlkreise Ost- and Weststernberg kan didiert der bisherige konservative Vertreter v. Kap- Heng st - Kahlow wieder. — Im Wahlkreise Schlimm-Schroda wurd« Landesökonomierat v. G u e n t h e r - Grzybuo als deutscher Kan- didat ausgestellt. — Die Sozialdemokratie des Reichstagswahlkreises Forchheim-Kulm bach stellte den Magistratsrat Gentner-Pegnitz auf. — Das Wahlkomtte« der Zentrumepartei für Trebnitz.Militsch-Trachenberg hat be schlossen, für die bevorstehende» Neichstagswahlen von der Aufstellung eines eigenen Kandidaten Ab- stand zu nehmen und schon im ersten Wohlgange für den konservativen Kandidaten von Heydebrand undder Lasa zu stimmen. — Nationallibe- rale und Freisinnige Dolkspartei stellen in Köln einen gemeinsamen Kandidaten auf. — Im Wahlkreis Konstanz stellt die Zen- trumspartei den Landwirt D i e z - Radolfzell auf. — Der Kaufmann G r o n e w a l d t-Berlin wurde einstimmig zum alleinigen liberalen Kan- didaten für den 6. Berliner Reichstagswahlkreis aufgestellt. — Die Nationalliberalen und di« Fortschrittliche Volkspartei des Wahl- kreises Remscheid-Lennep. Mettmann be schloß, mit allen Kräften für Prof. Eickhoff einzu- treten. — Die Nationalliberalen und Iungliberalen in Ulm werden im 14. Reichs tagswahlkreis die Kandidatur Hähnle unterstützen. * Fremdsprachlicher Unterricht für Postbeamte. Im Reichspostamt finden in diesem Winterhalbjahr für die zur Verwendung im außerheimischen Dienst in Aussicht genommenen Beamten Unternchtskuvs« in der englischen und französisch«» Sprach« statt. Es find dazu 24 Post- und Telegraphenassistenten einbcrufen. Außerdem werden 6 Oberpostprartikanlen und Post sekretäre an Len Kursen des Seminars für orientalifch«Sprach«n in Berlin tcilnehmen. Einer der Beamten erhält Unterricht im Arabischen, um di« Leitung de» deutschen Postamts in Jerusalem zu übernehmen. Die vorigen Beamten erlern«» Suaheli, um im Schutzgebiet Deutsch-Ostafrika Ver wendung zu finden. A/s prskk/sche G
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