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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 22.12.1911
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1911-12-22
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19111222023
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1911122202
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1911122202
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1911
-
Monat
1911-12
- Tag 1911-12-22
-
Monat
1911-12
-
Jahr
1911
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klärung, die ein grelles Licht auf die haarsträu» benden Zu stände in der Sozialdemo, kratie wirkt. Die Einzelheiten des Halles ergeben sich von selbst: „Westmeyer stellt zunächst fest, datz da, Stutt garter Parteiorgan, die „Schwäbische Tagwacht", die Aufnahme seiner Entgegnung auf „infame Ver leumdungen". verübt durch ein Mitglied der Freien Gewerkschaften, auf „giftige Lügen" adgclehnt und es auch sorgsam unterlassen hat. die „Schuftereien" von sich aus zurückzuwcisen Trotzdem würde er auch zu diesem neuesten Streich der „Schwöb. Tagwacht" geschwiegen haben, wenn die Mahnung an die V e r l e u in d e r c l i q u e gefruchtet hätte, die Schuftereien eingestellt worven wären. Dem sei aber nicht so. Es werde munter weitcrverleumdet: damit nicht genug, rverdc auch noch mit anonymen Briefen gearbeitet, die in der Stadt massenhaft verbreitet werden. Schon lange seien unbeaucme Genossen mit »'.Übeln voll Schmutz übergossen, ihre Ehre in bübischer Weise in den K o > getreten worden. Durch Versendung anonumer Briese werde nun d:e Infamie auf die Spitze getrieben. Die Er klärung schliess mit solgenden Sätzen: „Nach meiner Maßregelung durch die Mehrheit der Landesvcr- sammlung jubelte man: ..'Nun mutz der Westmeyer aus Stuttgart hinaus!" Durch die Zertrüm merung m e i ne r Existenz in Stuttgart glaubte man das heiss ersehnte Ziel erreicht zu haben. Meine Gegner jubelten zu früh. Nach dem wohlgelungenen Wahlschwindel bei der Gcmeinde- ratswahl schäumte die Freude hoch auf: „Nun mutz er fort!" Das Rezept, mich mit Weib u nd Kind in Stuttgart auszuhungern, schien end lich sicher zu wirken. Um ganz sicher zu gehen, setzte man auch noch die ungeheuerlichsten Be schuldigungen in die Welt, um mir das letzte, den guten Namen, zu zerfetzen. Pam phlete mit den lchuftigsten Lügen wurden in Massen hergcsiellt und versandt, offene Postkarten mit den tollsten Schmähungen mir zugesandt. Die anonymen Schufte können zufrieden sein. Ich bin müde geworden des Kampfes mit unsäglicher Niedertracht und Gemeinheit. Hart war es. als mir im Gefängnis zu Hechingen die Nachricht wurde, daß meine beiden Kinder todkrank danieder liegen, während der Vater hinter eisernem Gitter dünke für sein Eintreten für die Arbeiterschaft. Aber bitterer noch ist die Erfahrung, datz Arbeiter, arme Teufel wie ich. dieser planmätzigen Aushungerung und Ehrabschneiderci zu jubeln. D-'- bat mich gebrochen." Ja. ja, das in neue — Kulturpartei! Leo Xlll., Lrispi unü Ssrüinsl Lohenlohe. (Von unserem römischen Mitarbeiters Eins der anziehendsten Kapitel in den eben er schienenen Memoiren des grotzen italienischen Staats mannes Crispi bildet der Briefwechsel zwischen ihm und dem Kardinal Hohenlohe aus den Iulitagen des Jahres ltz'-b. Damals war die italienische Negie rung — ganz im Gegensatz zu dem Verhalten der heutigen Generation, die dem Bündnis mit Frank- reich das Wort redet — in ernste Konflikte in i t d e m f r a n z ö s i s ch c n Nachbar geraten, und eine Auseinandersetzung mit den Waffen schien eine Zeitlang unvermeidlich. Der Heilige Stuhl hatte die Partei der Franzosen ergriffen, obwohl die matzgebenden Herren in Paris ausgesprochene Atheisten waren. Aiier ihre italicnfeindliche Haltung kam Leo XI ll. sehr gelegen, den ein blindwütiger Hatz gegen Crispi beseelte So betrachtete es der Heilige Vater als eine persönliche Beleidigung, datz die Negierung die Ausstellung des Giordano Bruno- Denkmals in Rom gestattete. Frankreich nahm die Gelegenheit wahr, den Papst zu einem törichten Schritt zu verleiten: es gab ihm den Rat. Rom zu verlassen und in Frankreich eine Zu fluchtsstätte zu suchen. Das schier Unglaub liche drohte Ereignis iverden zu wollen! Viele Diplomaten nahm, n den Entschlutz Leos Xlll. wirk lich ernst. Und auch der deutsche Botschafter in Madrid, der davon erfahren hatte, legte der Sache so grotzen Wert bei, datz er schleunigst an Bismarck berichtete. Dieser aber lictz seinem Bot schafter wissen, datz er in Zukunft wegen „solch albernen Geschwätzes" den Telegraphen nicht in Bewegung setzen solle. Nichtsdestoweniger hatte sich auch Crispi mit Bismarck in dieser Angelegenheit in Verbindung gesetzt. Und wieder war es das ge waltige Genie eines Bismarck, der sofort erkannte, datz der P a p st o h n c s e i n R o m n i ch t e x i st e n z- fähig sei. Bismarck meinte der Papst würde mit seinem Lvegzug aus Nom den ganzen Nimbus des Papsttums und in den Augen seiner Gläubigen das traditionelle Ansehen verlieren, das ihm die Macht über die Geister verleihe. Genau wieBismarck Lin Zugenümerk Tizians. In Ferrara wurde durch einen Zufall ein Iugendwerk Tizians entdeckt. Das Gemälde. Venus und Amor darstellend, zeigt alle Vorzüge des grcmen Meisters: ein blühendes Kolorit und form» vollendete Zeichnung. Der Eigentümer des Kunst werks, ein Ar t. erstand das Bild für den lächerlichen Preis von IM Lire von dem Besitzer eines Land. Hauses in Porto Maggiore und übergab es einem Restaurator in Ferrara zur Reinigung. Ein Pro fessor aus Bologna, der das Bild in der Werkstatt des Restaurators zufällig sah, erkannte es in ein gehender Untersuchung als von der Hand Tizians herrührcnd. Einige Kunstverständige haben die Autorschaft Tizians bereits bestätigt. Das Bild trägt die Jahreszahl 1517. LU'klriüerter Tsbnk. In London har sich eine Fabrik aufgelan. die noch einer Erfindung von Edward Lusby damit beschäf tigt ist, den Tabak vor seiner Verarbeitung elektrisch zu behandeln Roch einer ziemlich ausführlichen Mitteilung des „Englcsh Mechanik" erscheint die Sache zwar überraschend, aber der Beachtung wert. Lusby selbst soll viele Jahre sorgfältigen Studiums darauf verwandt haben, um die Veränderungen des Tabaks unter dem Einflüsse der Elektrizität kennen zu lernen und dann einen geeigneten Apvarat für «ine solche Behandlung des Tabaks zu erdenken. Er nimmt vier erhebliche Vorteile für das neue Ver fahren inAnsprucb das namentlich beimZigarettcntabak empfehlenswert sein soll. Einmal wird der Geschmack des Tabaks durch das entstehende Ozon gemildert, ohne in seiner natürlichen Eigenart beeinträchtigt zu werden. Ferner wird das Nikotin verändert. Deshalb und vielleicht noch aus andern Gründen ist der Rauch einer ..elektrischen Zigarette" weniger schäd lich für die Einatmung. Endlich wird sogar der Anspruch erhoben, datz der Tabak dadurch Eigen schaften erhält, die besonders belebend aus die Nerven einwirken. Das ist aber noch nicht alles. Lusbv will nämlich durch den elektrischen Strom den Tabak war auch der in Nom lebende Kardinal Hohen- lohe überzeugt, datz der Papst seinen Wegzug aus Rom schwer zu bereuen haben würde. Der Kardinal, bekanntlich «in Bruder des späteren Reichskanzlers Fürsten Hohenlohe, hatte sich mit Lrispi in persönliche Verbindung gesetzt. Der letztere lieh ihn in einer Unterredung wissen, datz. falls «s zum Krieg mit Frankreich käme, die Regierung die Garantie für Leben und Eigentum des Papstes nach wie vor über nehmen werde, datz aber, falls der Papst Rom verlasse, von einer späteren Rückkehr nach Nom nicht mehr die Rede fein könne. „Seiirer Abreise werden wir uns nicht widersetzen", hatte Crispi gesagt. Hohenlohe erwiderte darauf: „Der Papst wird nicht gehen, aber man ist seiner nicht sicher. Manchmal hat er nervöse Erregungen, die ibn zu unvorsichtigen Entschlüssen treiben." Crispi: „Indem sich der Papst Frankreich in die Arme wirft, hat er das Schicksal der orientalischen Kirche nicht niehr in seiner Gewalt. Die orthodoxe Kirche macht jeden Tag Fortschritte sehr zum Schaden der katholischen. Und das ist auch leicht erklärlich. Denn Frankreich hat sich im Orient zugunsten von Rutzland für uninteressiert erklärt." Am 23. Juli lätzt Hohenlohe den Kardinal staatssekretär Rampol la brieflich ersuchen, ihm eine Audienz beim Papste zu verschaffen. Er erhält eine abschlägige Antwort. Diese letztere übergibt er Crispi und wendet sich selber mit einem Schreiben an den Papst, dem er die Sachlage auseinander setzt. Er betont: 1) datz Italien keinen Krieg mit Frankreich beginnen werde, autzer wenn es von ihm angegriffen würde: 2> datz, wenn sich wegen der Ab reise des Papstes ein Krieg entwickeln würde, die Kirche den grötzten Schaden erleiden würde. Am 3. August lietz der Heilige Vater dem Kardinal durch einen Prälaten sagen, datz er über Len Brief sehr be trübt wäre und ihm keine Audienz bewilligen könne. Nun erinnert« Hohenlohe den Papst an die Dienste, die er ihm 1852 leistete, als Papst Pius IX. den Monsignore Pecci — den späteren Leo XIII. — nicht empfangen wollte. Auch dieser Hinweis fruchtete nichts. Hohenlohe schrieb nun an Crispi, der Pap st befände sich in den Händen von Intri ga n t e n . die dem Papste mit den Strafen der Hölle drohten .'. . So zu lesen in den von Crispi der Nachwelt über gebenen Briefen des Kardinals! Oss Buügetprovilorjum im ülter» reiHilchen Serrenhaus. Das österreichische Herrenhaus nahm gestern das sechsmonatige Budgetprovrsorium an. Im Laufe der Debatte betonte Grahmayr. die gegenwärtige Regierung habe drei Aufga ben, die Schaffung eines Modus vivendi in Böhmen, die Reform der Finanzen und die dringend notwendige Durchführung der Lehrreform. Mit knapper Not sei man im letz ten Halbjahr der ungeheuren Katastrophe eines Weltkrieges entgangen. Gegenüber der lei denschaftlichen Kriegs st im ni ung in Deutschland habe nur der besonnene staats männische Ernst des Deutschen Kaisers den Frieden erhalten: dafür könne man ihm nicht genug danken, lLebhafter Beifall.) Auch der Nachwelt werde diese Tat sein höch ster Ruhm sein. Auch in Oesterreich sei in der letzten Zeit mehr als erwünscht von Krieqsmöglichkciten die Rede gewesen. Demgegenüber dürfen wir. schlotz der Redner, eine gewisse Beruhigung darin finden, datz unser geliebter Monarch ein wahrer Friedenskaiser ist (Leb hafter Beifall), und datz alle Völker der Monarchie aufrichtig und ehrlich den Frieden wollen. (Lebhafte Zustimmung.) Mögen wir aber noch so friedlich ge sinnt sein, mögen wir noch so entschieden die angeb' liche Existenz einer Kriegspartei in Oesterreich in das Reich der Fabel verweisen, so müssen wir doch bedacht sein, die 'Wehrkraft entsprechend unserer Grotz- machtstellung zu entwickeln. (Lebhafter Beifall.) Sämtliche Redner betonten die Notwendigkeit der Sparsamkeit im Ausgabeetat und der Schaffung finanzieller Deckung für die grotzen, dem Staate harrenden wirtschaftlichen und sozialen An forderungen. Sie warnten die Eiscnbahnbeamten entschieden vor der durchaus verwerflichen passiven Resistenz. Finanzminister Zalevki besprach eingehend die Investitionspolitik. Die bedauerliche, übri gens in allen europäischen Grotzstaaten nachweisbar« Abbröckelung der Nentenkursc schrieb der Minister vornehmlich dem Umstande zu, datz sich das Publikum in der jüngsten Zeit mehr den Industrie- und Bank papieren zuwcnd«. was anderseits einen erfreulichen Beweis für die aufstrebende Konjunktur dieser Periode bilde. Er bezeichnete als Hauptvorteil der Wasser st ratzennovelle den Umstand, datz nunmehr zwar mit hohen, aber mit festbegrenztsn Summen gerechnet werden könne. Er erklärte, seine Devise sei: Gleichgewicht im Staatshaus- halte, Investitionsanlagen nur wenn sie rentabel sind, keine Auslagen ohne Deckung. (Leb hafte Zustimmung.) Nächste Sitzung Freitag. Der Krie- um Tripolis. Ueber die Kämpfe, die in den letzten Tagen bec Tripolis und Derna stattfanden, sind autzer den Mel dungen, die wir in unserer heutigen Morgenausgabe Wiedergaben, keine wetteren Nachrichten eingelauf«n. Dieser Umstand mutz zu der Annahme führen, datz die Italiener recht schlecht abgcschnitten haben, denn im anderen Fall« hätte die offiziöse „Agenzia Stesani" wohl nicht versäumt, die Erfolge der Italiener aus führlich zu verkünden. Ueber die sonstige Kriegslage liegen folgende Meldungen vor: Italienische Kriegsschiffe vor Durazzo. Aus Saloniki wird gemeldet: Drei italienische Kriegsschiffe gingen am Don nerstag vor Durazzo vor Anker. Kurz darauf folgten drei weitere. Man nimmt an, datz eine feindliche Aktion geplant ist. Die Truppen wurden ver stärkt und erhielten die Weisung, einen eventuellen Landungsversuch der Italiener energisch zurückzu weisen. Die Bevölkerung flüchtet ins Innere. Die italienische Flotte im Noten Meere. Rom, 22. Dezember. (Eig. Drahtm.) In der letzten Zeit hat die italienische Kriegsflotte keine Aktionen an der Küste des Roten Meeres unter nommen. Ein Teil der Flott« hat sich vor Massaua konzentriert. Die übrigen Schiffe bewachen die arabische Küste. Bombardements auf türkische Häfen sind in der letzten Zeit nicht mehr eröffnet worden. Die Leuchtfeuer im Roten Meer sind wieder vollzählig angezündet. Das deutsch« Rote Kreuz in Tripolis. Der Breslauer Zentralverein vom Roten Kreuz wird bereits zwischen Weihnachten und Neujahr eine Hilfsexpedition zur Errichtung eines Lazaretts nach Tripolis entsenden. Bei ihr be findet stch eine Anzahl deutscher Aerzte und Kranken pflegerinnen, die sich in das türkisch« Lager begeben werden. Zur Leitung der Expedition ist der leitende Arzt des Breslauer Augusta - Hospitals Professor Dr. Goebel ausersehen worden. * Jtalienir-b« Kritik über di« neuesten englischen «nd französischen Annektionen. Die Besetzung So Iums durch die Engländer und zweier auf der Strecke zum Tschadsee liegenden Oasen durch Frankreich erregen trotz beschwichtigen der Erklärungen der Consulta in Italien grotze Un zufriedenheit. Sogar der „Corriere della Sera" bedauert ungeachtet seiner Beziehungen zur Consulta, datz die offiziöse „Tribun a" vorbehalts los von dem Rechte Frankreichs zur Besetzung der Oase spricht. Die Turiner „Gazetta del Popolo" meint, wenn es sich selbst um Durch führung alter Verträge handle, so sei der jetzige Moment der ungeeignetste. Man hätte die Be endigung des Krieges abwarten sollen, dies habe im Interesse des italienischen Selbstgefühls gelegen. Uebrigens teilt man hier nicht bie Annahme, datz England in Solum eine Flottenstation errichten könne, da der westliche Hügelteil der Bucht, der das flache ägyptische Ostufer beherrscht, immer noch Italien verbleibe. Oie Revolution in Chino. Der japanische 'Admiral K o u v ash i m a. der vor Hankau die internationale Flottille kommandiert, gibt einen interessanten Bericht über die Kämpfe bei Hanyang, denen er selbst beigewohnt hat. Er schätzt die Verluste der Revolutionäre sehr hoch. Di« Ueb«rlegenheit der kaiserlichen Truppen in der Schlacht bei Hanyang ist vor allem auf ihre ziemlich groß« Feldartilleri« zurückzuführen, während die Revolutionäre sich nur kleinerer Gebirgs geschütze bedienten. Ausserdem konnte auch die Flotte der Revolutionäre bei dem Kampfe um Hanyang nicht mitlämpfen, da der dortige Teil des Iangtsekiang für Kriegsschiff« nicht befahrbar ist. Weiter fehlt es den Revolutionären an geschickten Führern, die es verstehen, eventuell« Erfolg« auszunützen. Auch herrscht ein grosser Mangel an Munition und Lebens mitteln. Schliesslich waren auch die Kaiserlichen in bedeutender Uebermacht. Die Regierungstruppen werden nunmehr den Ianatsekiang, wenn auch unter grotzen Schwierigkeiten, überschreiten und verjuchen. die Stadt ll t ch a n g zu- rückzuerobern. Sollte ihnen die Einnahme der Stadt gelingen, so würde dies für die Revolutionär« eine vernichtende Niederlage bedeuten, da dann auch sicher di« Städte Nanking, Schanghai und andere wichtige Orte wieder in die Hände der Kaiser lichen fallen würden. Umgekehrt wäre mit einem Sieg« der Revolutionär« bei Utchang das Schicksal der Regierung in Peking besiegelt, die gegen di« Revolutionäre nur noch Truppen au« Tschili und d«r Mandschurei ins Feld stellen könnte. Im übrigen glaubt Aldmiral Kouoashima, datz die Fricdensverbandlungen nicht zu einem Er folge führen werden. politische Nachrichten. Kaiserlicher Dank an die ostpreutzischcn Konservativen. Auf das von dem konservativen Parteitage in Königsberg an den Kaiser gesandte Huldigungs telegramm traf folgende Antwort an den Fürsten zu Dohna ein: „Berlin. Schloss, den Ist. Dezember. Ich habe die freundliche Begrüssung des Parteitages der ost preussischen Konservativen gern entgegengcnommen und spreche den Versammelten für das Gelübde treuer Ergebenheit meinen wärmsten Dank aus. Wilhelm." Die Einberufung des Reichstages. Wie der „Inf." mitgeteilt wird, ist die Annahme, dass der Reichstag am 7. Februar, alfo am frühesten Termin, zusammentreten werde, voraussichtlich nicht zutreffend. Es sind zwar über den Tag des Zu sammentritts noch keine endgültigen Bestimmungen getroffen worden. Es besteht aber aus Zwcckmässig- kcitsriicksichten die Absicht, den Reichstag erstMitte Februar einzuberns en. Der neue Zolltarif. Wie verlautet, sind im Reichsamt des Innern Vorarbeiten zur Ausstellung eines neuen Zoll tarifs im Gange, der dem nächsten Reichstage, wenn auch vielleicht nicht schon in der ersten Session, zugehen, und der als Grundlage für die Erneue rung der Handelsverträge dienen soll. Der neue Reichvetat wird einen neuen Etatsteil erhalten, der durch das Inkrafttreten der Privatbeamtenversicherung notwendig wird. Es ist dies der E t a t d e r R e i ch s- versicherungsanstalt kür Privatbeam- ten-Versicherungen. Dieser Etat wird dem neuen Reichstag noch nicht gleichzeitig mit dem Reichsetat zugehen, sondern erst später in Form eines Nachtragsetats, da die Vorarbeiten für die Aufstellung dieses Etats und die Ernennung der Be amten des Direktoriums der N->ick,<-n<,rsicherungs. anstalt erst in den nächsten Wochen erfolgen können. Da» deutsch-französische Abkommen im französischen Senat. Paris, 22. Dezember. In der gestrigen Sitzung des Senats legte der Minister des Aeussern den Gesetz entwurf betreffend die Ratifizierung des deutsch-französischen Abkommens vor und ersuchte den Senat, die Dringlichkeit aus zusprechen. damit die mit der Prüfung des Abkom mens betraute Kommission to"bald als möglich er nannt werden könne. — Ratier sprach sich für di« Dringlichkeit aus und beantragte, datz die Kom mission aus 27 durch Listenwahl gewählten Mitglie dern bestehen soll«. Die Gruppen der Linken, so er klärte er, sind der Ansicht., datz es in Fragen der internationalen Politik gut ist, wenn alle Parteien ihre Bemühungen vereinigen und Kommissionen nicht aufs Geratewohl von den Bureaus, sondern durch üherlegte Auswahl ernannt werden. Wenn wtr auch in inneren Fragen geteilt sind, auf dem Gebiete der äußeren Politik haben wir alle dieselbeSorge.di« uns die patriotische Pflicht, die Interessen und Ehre Frankreichs auferlegen. (Beifall.) Der Senat nahm hieraus den Antrag der Dringlichkeit an. Die Kommission von 27 Mitgliedern soll heute gewählt werden. Zur Kriegsgerichtsverhandlung gegen die „Liberte". Offiziere. Toulon, 22. Dezember. (Tel.) In dem Per- hör vor dem Kriegsgericht erklärte gestern der frühere Kommandant der Libertb", Iaurds, er habe, da er neun Tage aus Urlaub ging, den zwei ten Kommandanten, Joubert, gerufen und mit seiner Vertretunabeauftragt, daer glaubte. Joubert könne beide Funktionen versehen. Der Vor sitzende erklärte, die Anordnungen Jan re«' seien völlig ungewöhnlich und den klaren Vor schriften direkt widersprechend. Joubert bestätigte die Aussagen Iaures' und erklärte ,er habe während Jaurds' Abwesenheit die Nacht bei seiner Familie zugebracht. Der Vorsitzende erwiderte, «r habe ebenso den Vorschriften direkt zuwidergehandelt. Di« Leutnants Garnier und Bigneu erläuter- auch vor dem Verderben schützen und den grossen Verlusten vorbeugen, die durch die Zersetzung von Vorräten entstehen. Er wird oft von massenhaften Pilzen und Bakterien befallen, die durch die Elek trizität ubgetötet werden können. Wenn man einen Zigaretten- oder Pfeifentabak längere Zeit an einem feuchten Ort, wie es zu seiner Frischerkaltung not wendig ist, ausbewahrt, so wird man in der Regel schon nach kurzer Zeit die Bemerkung machen müssen, dass sich Schimmelpilze in dem Tabak angesiedelt haben. Selbstverständlich wird er dann ohne weiteres fortgeworfen. obgleich sein Genuss vielleicht nicht schlechthin geiundheits- gcfährlich sein würde. Lusby bat nun in der ersten Zeit seiner Versuche einen Virginiatabak, der mit 10 bis 2!» v. H. Feuchtigkeit versetzt worden war, nach der Elektrisierung in Zinnbüchien geian, diese in Gegenwart von Zeugen versiegelt und nach vollen fünf Jahren unter deren Augen wieder ge öffnet. Der Tabak erwies sich als vollkommen ge sund und irisch im Ausseben wie im Geschmack, wo durch der Nachweis geliefert ist, datz die Elektrizität alle darin gewesenen Pilzsporcn oder Bakterien ge tötet batte. Bei einem jo grotzen Feuchtigkeitsgehalt oder auch nur bei dem natürlichen, der denn Virginia tabak 13 v. H. beträgt, ist es sonst ganz unmöglich, ihn unverdorben auch nur mehrere Monate aufzu bewahren. Lusby scheint sein Verfahren noch mit der grössten Sorgfalt durchgearbeitet zu haben. Er hat nicht nur festgcstellt, dass für türlische Tabakblätter andere Stromstärken erforderlich sind als für Virginia, und für Ziarrcntabak wieder andere als für Zigarettentabak, sondern auch die Art der Be handlung für jeden ein einen Fall angegeben. Viel leicht ist hier ein Weg gewiesen, einmal erheblichen Verluiten in der Tabakrndustrie vorzubeugen und ausserdem dem Tabak selbst die Eigenschaften zu nehmen oder sie zu mildern, gegen die von der Hygiene Einspruch erhoben wird Roüln über üas RoüiN"Muleum. Der von der bekannten Robin-Biographin Judith Cladel angeregte Plan, ein Rodin-Museum zu gründen, soll überraschend schnell seine Verwirk lichung finden. Der Konservator des Luxembourg. Museum, L once Bönc-dite, teilt mit, dass in dem Konvikt von Saint-Sulpice, in dem die Samm lungen von Werken lebender Künstler aus dem Luxembourg Aufstellung finden sollen, die Kapelle allein den Arbeiten des grossen Bildhauers ein geräumt werden sollen. Der Meister hat sich über diesen Plan selbst ausgesprochen: „Es missfällt mir nicht", meinte er, „aber die Kapelle des Konvikts von Saint-Sulpice ist ein wenia dunlel. Man wird diesem Uebelstand abhelfen müssen, indem man viel leicht die Fenster vergrößert." Jedenfalls wird in dein sonst grotzen und schönen Raum für eine bessere Beleuchtung gesorgt werden müssen. „Die einzelnen Vorbereitungen zur Einrichtung des Museums werden erst später getroffen werden , erklärte Rodin. „Indessen denkt man daran, den Hintergrund der Kapelle mir einem Fresko zu schmücken, das die „Naturkräfte" darstellen «oll. und das Dujardin-Beaumetz mir in Auftrag gegeben hat. Sonst wüsste ich nichts zu sagen. Doch wären wohl, wenn meine Freunde daran gehen, ein Rodin-Mu seum einzurichten, zwei Räume vonnöten: einer für meine Werke und einer für meine wundervolle Sammlung von Antiken. Ich habe ja von ihnen „alle Eigenschaften der Schönheit". Ihr Recht zur Ehrung ist dem meinen gleich. Man darf uns nicht voneinander trennen." Uever üss Aultreten üer Genickltsrre in Oeutlchlsnü während des vergangenen Jahres schreibt man uns: Die Gesamtzahl der Fälle betrug 332. Diese Zahl bedeutet immerhin einen erheblichen Rückgang, wenn man bedenkt, dass das Jahr 1900 noch 957 Fälle aufzuweisen hatte. Dabei war unter den Fällen des vergangenen Jahres mit voller Sicherheit nur in 308 Erkrankungen Genickstarre sestzustellen Autzer diesen Erkrankungen wurde rin einzelner Fall bei einem Soldaten in Marienwerder beobachtet. Auf die Rheinprovinz entfielen 101 Erkrankungen, und hiervon 73 oder 22 Proz. der Gesamtzahl aus den Regierungsbezirk Düsseldorf, auf Westfalen 86, Schle sien 43, Brandenburg 26, Hannover 20, Hessen- Nassau 11. Schleswig-Holstein 10. Posen S, Ost preußen 8, Pommern 7, Westpreussen 6 und Sachsen 5. Die Erkrankungen traten wie gewöhnlich am häu figsten im Frühjahr und Winter auf, weniger häufig im Sommer und im Herbst. Unter den Erkrankten über wiegt das männliche Geschlecht » über das meid, liche Geschlecht mit 40 Prc». Was das Lebensalter betrifft, so standen 235 der Erkrankten gleich 70,8 Proz. im Alter bis zu 15 Jahren, davon wieder 146, oder 44 Proz. der Gesamtzahl, bis zu 5 Jahren. Die Sterblichkeit war eine verhältnismässig hohe im Vergleich zu den Vorjahren, denn es verliefen 194 Erkrankungen, das sind 59 Pro»., tödlich. Den höchsten Stand erreichte sie im Regierungsbezirk Düsseldorf mit fast 60 Proz. der Erkrankungen. Von 128 Gestorbenen, bei denen der Tag der Er- krankung und der des Todes mitgeteilt waren, starben 72 in der ersten Krankheitswoche Dauernde Gesundheitsstörungen hatten von den Genesenden, soweit sichere Angaben hierüber zu erlangen waren, nur 2 zurückbehalten, und zwar war in beiden Fällen Taubheit eingetreten. Soweit es sich ermöglichen lietz. wurde zur Siche rung der Diagnose die bakteriologische Untersuchung herangezogen. dabei fiel diele in 118 Fällen positiv, in 24 negativ ans. Eine Behandlung mit Genick- starreantijerum konnte nur bei 41 Erkrankten fest gestellt werden, von denen jedoch 18 starben. Unter den Angehörigen Erkrankter wurden 24 im gesunden Zustand als Träger von Krankheitskeimen fest- gestellt. Line UniverMst Mr üie kolsken. Die Koaken, das kriegerischste Volk Russland«, »eigen in letzter Zeit, wie uns aus Petersburg ge- schrieben wird, ein großes Bedürfnis danach, sich von dem Kriegsberufe abzuwenden oder ihn wenig stens durch eine höhere Bildung zu veredeln. Diesem Bestreben gab jetzt der General Mischtschento, der Kosakenhetmann, Ausdruck, indem er eine Deputation ernannte, die in Petersburg wegen der Gründung einer Universität für die Kcyaken in Nowoscherkasr vorstellig werden soll. Die Deputation setzt sich au» Vertretern des Kosakenheeres und des Adels zusam men. Unter den Kajaken ist moderne Bil dung noch sehr wenig verbreitet und selbst di« Kosakenoffiziere zeichnen sich durch allzuvi«
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