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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 14.12.1911
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1911-12-14
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19111214025
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1911121402
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1911121402
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1911
-
Monat
1911-12
- Tag 1911-12-14
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Monat
1911-12
-
Jahr
1911
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Di« Hawon-Afstre. Pari», 14. Dezember. (Ei«. Dra-kmeld.) Der Richter Drtonr hat di« Untersuchung «ege« den der Lenzntreuung Leschaldtgten Kassendirettvr de» Mi» nistertmn« de, Lnnwärtigen Kams« abgeschlos sen. und diesen vor die Anllagekammer ver wiesen. Hamon wird sich vor den Geschworenen wegen Veruntreuung von ungefähr 300 000 Franken zu verantworten haben. Zn der Angelegen» heit d«, Architekten Chödance vom Ministerium des Aeußeren hat der Untersuchungsrichter aus E i n- stellung d«, Verfahrens erkannt. Di« Ermordung Stolypin, vor der russische« Duma. Petersburg, 14. De». (E. D.) In der gestrigen Lbendjitzung beendete die Reichsouma die Besprechung der Antwort die Regierung auf die Interpellation betreffend der Ermordung Stolypins und nahm mit 141 stimmen der Rechten, der Nationalisten und der Ottobristen gegen 101 Stimmen eine Uedergangs» formet der Ottobristen an, in der die Ueberzeugung ausgedrückt wird, die Regierung werde die schuldigen Beamten den Gerichten überliefern und unverzüglich die politische Polizei gründlich reorgani sieren. deren lokale Tätigkeit den Gouverneuren und derS ta als anwalt schäft unterzuordnen sei. Tsgeschnmlk. Strandung des „Delhi". Gibraltar, 14. Dez. (Der Dampfer Delhi) ist südlich von der Kap Spatel aufge laufen. Unter den Reisenden befinden sich die Herzogin von Fife, di« Schwester des Königs Georg, ihr Gemahl und zwei Töchter, die nach Aegypten reisen. Der Kreuzer „Duke of Edinburgh" und ein anderes Schiff sind zur Hilfeleistung abge gangen. 'Das Wetter ist stürmisch. Tanger, 14. Dez. (Bei dem gestrandeten Dampfer) befinden sich das englische Panzerschiff „Queen" und der Kreuzer „Duke of Edinburgh", die Panzer chiffe „Implacable" und „London", die auf der Reede von Tanger liegen, treffen Vorbereitungen zur Hilfeleistung für die Passagiere des gestrandeten Schiffes. Ein englisches Detachement ist mit einem Raletenapparate nach der Küste abgegangen, um dem gestrandeten Dampfer ein Serl zuzuschleudern. Mitteln denen man den Passagieren Lebensmittel zukommen lasten kann. Das Meer ist noch sehr bewert. Tanger, 14. Dez. (Die Strandung des „Delht") erfolgte gegen 1 Uhr morgens. Als das Schiff festsaß und Wasser in die Kabinen drang, legten die Passagiere, halb bekleidet, Rettungs gürtel an. Riesige Wellen, deren Spritzer bis an die Mastspitzen gingen, brandeten über das Schiff. Der französische Kreuzer „Friant", der zuerst an der Unglücksstelle eintraf, setzte ein Dampfboot aus, dem es gelang, ein Boot mit Frauen und Kindern dis zu dem gerade ankommenden englischen Panzer „Duke of Edinburgh" zu schleppen. Als das französische Dampfdoot eine zweite Rettungs fahrt verbuchte, schlug da» Boot um und drei Matrosen ertranten, ein Offizier und vier Mann konnten sich an Land retten. Die englischen Matrosen stellten einen Fahrstuhl zwischen dem „Delhi" und dem Lande her, worauf alle Frauen an 2 and gebracht wurden. Auch der Offizier des „Friant" und seine vier Mann sind in Tanger ein getroffen. Der „Delhi" gilt verloren. Tanger, 14. Dez. (Die Herzogin von Fife) mit ihren Töchtern wurde durch eur Rettungsboot, das das Kriegsschiff „Duke of Edinburgh" abgesandt halte, an Land gebracht. Sie befinden sich jetzt auf dec Signalstatlon des Kaps Spartet, wo sie durch nagt ankamen. Sie werden heule abend Lurch den englischen Gesandten nach Tanger gebracht werden. Der „Delhi" ist gegenüber den Samen des Herkules gestrandet. Tanger, 14. Dez. (Zur Rettung der Her zogin von Fife.) Der Korrespondent der „Köl nischen Zeitung", der sich am Strande bei Kap Spartel besand, berichtet, daß das Pool, in dem sich die Her zogin von Fife mit ihren Töchtern befand kurz vor dem Lande kentert«. Ein« Tochter wäre beinahe ertrunken, wurde aber von Matrosen über Master gehalten und gerettet. Sie wurde barfuß an Land auf einem Pf.'rd wie die anderen Schiffbrüchigen nach dem Leuchtturm ««bracht, wo di« Fürstlichkeiten von dem Personal trockene Kleidung erhielten. — Wie das Reutersch« Bureau weiter meldet, sinD die fürstlichen Herrschaften gegen Abend in Tanger angekommen. Ein englischer Marineoffizier bestätigt die Nachricht, daß bei dem Rettungswerk mehrer« französische Matrosen ertränke n, und fügt hinzu, daß das Verhalten der französischen Matrosen glänzend war. Gibraltar, 14. Dez. (Eine Anzahl Passagiere) de» „Delhi" find bei Kap Spartel gelandet worden und befinden sich auf dem We^e nach Tanger. 70 Passagiere und 231 Mann Besatzung befinden sich noch an Bord. Vom Kap Spartel wird gemeldet: Der Herzog und die Herzogin von Fife und ihre beiden Töchter wurden ans Land befördert und nach einem zehn Kilometer weiten Ritt durch strömenden Regen wohlbehalten im Leuchlturm von Spartel untergebracht. Der englische Gesandte aus Tanger ist ein etroffen und wird die Herrschaflen auf der Reise nach Tanger begleiten. Bon Tanger aus begibt sich die Herzogin auf dem englischen Kreuzer „Implacable" nach Gibraltar. Die Herzogin sandte von Ceuta aus eine drahtlose Depesche an die Königin Alexandra. DerFuntspruch lautet: „Alle in Sicherheit. Louise." Die Herzogin fügte den Wunsch hinzu, daß die Depescye in der Presse veröffentlicht werde. Der Gouverneur von Gibraltar. General Hunter, traf Vorbereitungen, um die herzogliche Familie im Regierungspaiais auszunehmen. Aus Tanger wird gemeldet: Der Polizeikomman- deur von Tanger schickte eine Abteilung seiner Mannschaften mit Mauleseln zur llufallstätte, um die Passagiere nach Tanger zu bringen. Der nach Bom bay gehende „Delhi" hatte fast 200 Passagiere an Bord, darunter 85 Salonpassagiere. Die herzogliche Familie nebst Gefolge zählte zehn Personen. <So- balv der „Delhi" gestrandet war, sandte der Kapitän drahtlose Notrufe nach Kadiz, von wo sie nach Gibraltar weitergegeben wurden. Der gestrandete Dampfer hat eine wertvolle Ladung und Gold an Bord und ist unversichert. Frecher L-iUlMbcrfaU. Am 4. Dezember 1911 abends gegen ' .8 Uhr er» schien bei einem wohlhabenden Ehepaar in dessen Hause in Aachen ein Mann und ersuchte den 86- jährigen Ehemann, mit ihm m ein nahegelegenes Kloster zu kommen, da ihn dort einer der Patres in einer dringenden Angelegenheit zu sprechen wünsche. Der alte Mann begleitete den Unbe- lannten auch berectwilligst bis zum Kloster, wo dieier angab, er wolle nach dem Pater suchen. Der Unb^annte ping nun rn die Kirche des Klosters, kehrte aber bald wieder zu.iick und gab an, der Pater sei nach dem der Kirche gegenüberliegenden Spital gegangen. Er wolle ihn gleich benachrich tigen. Darauchin ging der Unbekannte wieder fort, kehrte aber schon nach kurzer Zeit zurück uno erklärte dem vertrauensseligen Greis, er müsse warten, der Pater komme gleich. Dann entfernte sich der Unbe kannte und liey den alten Mann allein. Dieser wartete fast eine ganze Stunde, bis er auf seine Umfrage im Kloster erfuhr, Latz keiner der Patres und überhaupt niemand ihn zu sprechen gewünscht habe. Er kehrte nun beunruhigt nach seiner Wohnung zurück und mutzte hier erfahren,Latz während seiner Ab wesenheit aus seine 88jährige Ehefrau ein Raub» dzw. Raubmordübersall ausgeführt worden war. Die alte Frau satz allein in der Wohnung an einem Tisch, als plötzlich gegen 8 Uhr abends zwei ihr unbekannte Männer eintrate«, von denen sich der eine wsort auf die Greisin stürzte, sie am Halse erjagte uno ihr die Kehie zudrrlcken wollte. Die Frau harte jedoch noch so viel Geistesgegenwart und Zeit, laut um Hilfe zu rufen. Ihr verzweifeltes schreien jagte die beiden Täter sofort in die Flucht. Hausdewooner, die durch das Schreien und durch das von den Tätern bei der Flucht verursachte Ge polter aufmerksam gemacht worden waren, eilten herber uno nahmen die Verfolgung der Flüchtigen auf, ohne datz jedoch deren Festnahme gelungen wäre. Die beiden Unbekannten sind bereiis am Tage vorher in unmittetbarer Nähe des Hames gesehen worden. Sie hatten es offenbar aus die Beraubung der alten wohlhabenden Leute abgesehen und wären wohl auch vor einer Ermordung der Greisin nicht zurückgeschreckt. wenn sie nicht durch deren lautes Schreien zur Flucht veranlaßt worben wären. Ob der Mann, der den alten Ehemann aus der Wohnung sortgelockt hatte, einer von den zwei Tätern ist, oder vb es sich um eine dreiköpfige Räuber bande handelt, steht noch nicht fest. Wohl aber kennt man die Namen der beiden Männer, die den Ueber- fall aus die Greisin ausgeführt Haden. Der eine ist der Tischler, auch Vergolder Ernst Koropp, geboren 9. Mai 18Ä in Warin (Mecklenburg), der rn Berlin unter dem Spitznamen „Maschinenernst" be kannt ist. Gr ist 1,80 m groß, hat schmale eingedrückte Nase, spitzes Kinn und hinkt mit dem linken Fuß insotge eines Beinbruch». Der zweite heißt Bruno Weitz. Schreiber und Kaufmann, ged. 9 Marz 1890 in Frankfurt a. d. Oder, etwa 1,75 m groß, von schwächlicher schlanker Gestatt und blassem mageren Gesicht. An der linken Kopfseite hat er eine Schnitt, und Schußwunde, die jedoch beim Tragen der Kopfbedeckung kaum zu sehen sein soll. Koropp hat aus der Flucht ein 2S riu langes Brecheisen von sich geworfen. Er ist wegen Be trugs und schweren Ernbruchsdiedstahls vielfach vor bestraft. Die Fluchtrichtung ist unbetannt. Es wird auf die Verbrecher eifrig gefahndet. k. * - Weißenfels, 14. Ter. (Plötzlicher Tod.) Gestern würbe oer Volksschullehrer Pötsch von der Neustadtschule in der Knabenardeitsschule bei Aus übung seines Berufes von einem Gehirnichlag be troffen. Der Tod trat auf der Stelle ein. Der Ver storbene war als langjähriger Lehrer sowie als Leiter der Knabei'.arbeitsfchule sehr beliebt uno bekannt. st Elbingerode, 14. Dez. (Tödlicher Unglücks fall.) Der Maler Karl Hintze stürzte vor wenigen Tagen bei leiner Arbeit von einer Hohen Leiter und starb gestern im Krankenhause an seinen schweren Verletzungen. , Mägdesprung, 14. Dez. (Erschlagen.) Im Forstrevier Sternhaus wurde der Waldarbeiter Fritz Rädert aus Stiege beim Fällen von Bäumen von einer stürzenden Tanne getroffen uno erschlagen. —ii. Eöthen, 13. Tez. (Wahl) Für die durch die Wahl des bisherigen Siadtrats Dr. Heymann zum Bürgermeister freipewordene Stadtratsflelle wählten die Stadtverordneten den Assessor Klotz aus Bernburg, der zurzeit beim Magistrat in Halle be schäftigt ist. 8t. Aachen, 14. Dez. (Der berüchtigte Ein- und Ausbrecher Johann Bertram) ist gestern abend nach Lurchsägung der Fenstergitter aus der Irrenanstalt für geisteskranke Verbrecher in Brau weiler ausgebrochen. Bertram, der schon aus den verschiedensten Gefängnissen und Irrenhäusern entkommen ist, plant die Erschießung des Kriminal kommissars Winkelhüsener und eines Ehepaars Kurth in Aachen. Der 33 Jahre alte Verbrecher wurde zuletzt im Oktober 1909 wegen Todjchlags» Versuchs, den er an dem damaligen Kriminalwacht- melster Winkelhüsener verübte, zu 10 Jahren Zucht haus verurteilt. Bremen, 14. Dezember. (Der Verband Deut sch e r M u st e r z e i ch n e r> veranstaltet »u P,lngsten 1912 in der Ruhmeshallc eine Ausstellung von Arbeiten seiner Mitglieder, bestehend aus Studien, Entwürfen, Wertzeichnungen, Patronen, Liebhaber arbeiten und Stoffen usw. Zweck der Ausstellung ist, die Bedeutung Les Musterzeichners im Wirtschafts leben und rmWarenerz.'Ugungsprozcss« zu zeigen. Aber auch seine soziale Position in Vergleich zu seiner Be deutung zu stellen. Bonn, 14. Dezember. (Selb st mord im Ge fängnis.) Der in Untersuchungshaft befindliche Kaufmann Achenbach, der feinem Schwager über 70000 Mark unterschlagen haben soll, hat sich durch Erhängen das Leben genommen. Saargemünd, 14. Dez. (Zu der Benzin- explosion) wird uns noch mitg«teilt, daß d«r Be sitzer Bezirkstagsmitglied Ieanty wegen fahrlässiger Tötung gestern abend fest genommen wovd-sn ist, weil festgcstellt worden war, datz zu große Mengen von Benzin in dem Haus« lagerten, das zum Teil von der Polizei weggeschafft wurde. Die Rettungsardeiten nach den Verschütteten mußten gestern abeno vorläufig eingestellt werden, weil Gefahr für das Leben der Rettungsmannschaft bestand, da Las Haus einzustürzen droht«. Die Anzahl der Der- mißten und wahrscheinlich totunterdenTrüm- mern Liegenden beträgt vier, nämlich zwei Ange stellte des Geschäfts und zwei Käufer. Ob noch weitere Leute sich unter den Trümmern befinden, konnte rio nicht festgestellt werden. Elztal, 14. Dezember. (Bergrutsch.) Bei Zwieselstein erfolgte ein großer Vergrutjch. Fels blöcke von fünf Meter Durchmesser stürzten vom Brunnenberge nieder und zerstörten die Kulturen. geschoben sind lediglich der letzten Szene." Feuchtwanger Rup Halt! — Andres! Js schwär un hart, was i Lier sag; aber mueß jein. Schaug umb, wo du bist. Weist du nit. daß der dort oben g'agt hat: „Liebet ewre Feinde segnell so euch fluechen!" — Segn über Liennn Land, so uns geborn und uns vernähret hat brs auf heum! Gottes Verzeihung uno Gnad dem Erzblichof! Die Bauern Rup! Schaugts ihn an, wia fromb is! Andres Weitz Gott, Vater, gegn di bin inur a schlechter Kerl. ein paar Sätze in Schönherr Rott Ich geh dem Evangelia Christi nach und such es; drum will auch tun. . . nach Gottes Wort; das heißt: Berzeih.. deinem ! . . . Feind! Zit hart,... ist eiienhart! Da . . . mein Hand! Wer ... will, der . .. kann . .. sie... nehmen . .. Reiter tastet, in der Tiefe er schüttert, nach der Hand. Rottin Christof; du bist ja völlig über einMen- schen! Rott So lang in mein In wendig sauber Han, tuet mich kein Reiter brechen und biegen! Weib; schieb' an! Wier gehn l eine neue Heimat suchen! Wallner Und itzt schiabts an! Wir waren Knechte hier in der Heimat, in der Frembde seind wier frei in unsernem Besten, in un- sernem Glauben. Bauwet auf Gott; hat die Seinen noch nia nit verlassen. Tie Parallele zeigt untrüglich: Feuchtwanger hat sinn getreu die Stelle, wo der Bauer dein Todfeind verzeiht und ferner das Zitat „schiabts an", worin oer lebensbejahende Grundgedanke zum Ausdruck ge langt, wortgetreu aus „Glaube und Heimat" übernommen. Tas genügt zur tatsächlichen Feststellung, im übrigen braucht Schönherr, der soviel dramatische straft auch in seinem „Merkbuch" stecken hat, keine fremde Hilfe. Franz ServaeS sagte einmal: „Das soll niemand dem Schönherr nachstümpern", und daran läßt sich festhalteu. Schnette öevung von Unterseebooten. In Deutschland, wo man mit dem Bau von Unter- seebooten so lange gewartet hat, bi» di« Zeit der ge- fahroollen und kostspieligen Experiment« vorüber war. hat man nach Aufnahme dieser modernen Waffe als- bald auch daran gedacht, «inen möglichst starken Schutz gegen Unfälle, wie sie in der französischen Marine mehrfach vorgekommen waren, zu schaffen. Zn diesem Zweck wurde ein besonderes Rettungsboot von eigen artiger Konstruktion gebaut. In dem einzigen Fall, in dem es bisher in Tätigkeit getreten ist, hat es denn auch seine Schuldigkeit getan, obgleich es leider nicht möglich war, Opfer an Menschenleben ganz zu verhüten. Immerhin unterschied sich der Erfolg wesentlich von der furchtbaren Katastrophe, die das französische Unterseeboot „Pluviose" ereilte und das Mitleid der ganzen Welt erregte. Jetzt hat aber auch «in Franzose eine Erfindung zur schnellen Rettung von Unterseebooten gemacht, di« nach den bisherigen Versuchen im Hafen von Bordeaux ihren Wert in recht günstiger Weise erwiesen haben soll. Der Erfinder ist nach einem Bericht in der Zeit schrift „Pacht" ein Schissstechniker namens Sain Martin. Allerdings scheint die Erfindung zu be anspruchen, daß bei der Bauart der Unterseeboote bereits Rücksicht darauf genommen wird. Diese müssen nämlich je nach ihrer Größe auf jeder Seite zwischen den beiden Schifssrllmpfen 3—8 besondere Schächte erhalten, in denen durch einen Riegel- Mechanismus Bojen befestigt werden. Di«se können entweder vom Innern, nämlich von der Kabine des Kommandanten aus, oder von außen her gelöst werden. Sie steigen dann durch ihren Austrieb an die Oberfläche des Wassers und bringen dabei je ein dünnes, aber kräftiges Stahlkabel von etwa 50 Meter Länge mit sich. An diesem ist ein anderes ziemlich starkes Kabel befestigt, mit dessen Hilfe man eine schwer« Kette von 25 Meter Länge an den Wasser spiegel hinaufziehen kann. Die Kette ist ihrerseits an einer festeingelassenen Platte am Boden des Schachtes angebracht. Wenn die Bojen im Augenblick der Gefahr von der Bemannung des Bootes selbst gelöst werden, so zeiaen sie zunächst sofort die Tat sache der Gefahr und oie Lage Les Bootes an. Dann soll ein besonders zu diesem Zweck gebautes Schiff Herdeieilen, um sich Ler Kabel und damit der Kette zu bemächtigen und das Boot an die Oberfläche zu winden. Dieser nach der Schilderung ziemlich einfach er scheinende Mechanismus würde den großen Vorteil darbieten, daß es nicht mehr nötig ist, Taucher auf den Meeresboden niederzulassen, um die Kette zur Hebung des Bootes an diesem zu befestigeck. Wenn das Boot aber tiefer als 25 Meter liegt, so wird die Arbeit zwar etwas erschwert und verzögert, kann aber doch mit verhältnismäßig großer Einfachheit und Schnelligkeit unter Hilfeleistung von Tauchern be werkstelligt werden. Diese können sich nämlich an den Stahlkabeln halten und lausen daher nicht Ge fahr, von hen Meeresströmungen abgetrieben zu werden. Sie brauchen auch nicht so tief ins Wasser hineinzugehen, da sie nur das eine Ende der Kette zu erreichen brauchen, um mit dieser «ine andere Hebe kette in feste Verbindung zu bringen. Die Erfindung ist gegen ihren ursprünglichen Entwurf noch er heblich verbessert worden, namentlich durch Anwen dung starker Federn zur schnellen Herausschleuderung der Bojen aus ihren Schächten und zur Aufhebung ihrer Reibung an den Wänden, falls da» Boot in eine geneigte Lage gekommen sein sollte. Die bisherigen Versuche wurden mit einem un bemannten Boot angestellt, das mit 35 Tonnen Eisen belastet und mit vier Schächten zur Anwendung der Rettungsvorrichtung versehen war. Es wurde aus 12 Meter Tiefe gehoben, allerdings gibt der Bericht keine genaue Angabe der dazu gebrauchten Zeit. Llevttetlk ües Süttelers. Selbst Frauen, die sonst auf Eleganz und Sorg falt der Kleidung sehen, begehen nicht selten den Fehler, die Schleier, die sie tragen, unpassend zu wählen. Es ist immer ein Fehler, einen Schleier gleichsam en p.i88inr zu kaufen, die Wahl eines Schleiers muß durchaus nach dem Hute und auch nach dem Gesichte einer Dame ein gerichtet werden, und das kann nur ge- schehen, wenn man einen Schleier eben so, wie einen Hut, vor dem Spiegel sorgfältig aus probiert. Es gibt in bezug auf die Kleidsamkeit der verschiedenen Scbleierarten gewisse Erfahrungs sätze. So sollten es Frauen mit vorstehenden Backen knochen vermeiden, Schleier mit großen Blumen mustern <u tragen, und brünetten Damen sino derb maschige Schleier nicht zu empfehlen, da sie, wie die Erfahrung gelehrt hat, Gesichtern mit dunklem Teint leicht ein ungepflegtes Aussehen geben. Der schönste, kleidsamste und vornehmste Schleier ist immer der unauffälligste Gegenwärtig trägt die Schleiermode diesem Grundsätze nicht hinlänglich Rechnung. Sie begünstigt Schleier mit erngestickten Mustern, die ja viel gekauft werden, aber selten kleidsam sind. In der Mebrzahl der Fälle wirken die eingestickten Muster entstellend, wie große schwarze Flechten. Dabei kommt ja nun freilich auch die Art, wie der Schleier gebunden wird, in Betracht. Man mag gern einen Schleier mit breitem gemusterten Bande wählen, aber dann muß man dieses Band über den Hut binden, der dadurch ein« ganz pikante Fülle gewinnt, während die glatte Fläche des Schleiers vor das Gesicht gehört. Einen Schleier zu binden ist nicht so einfach, wie man wohl denkt. Er muß durchaus glatt sitzen, da jede Falte entstellend wirkt, aber er darf wiederum nicht zu stramm gebunden sein, da er sonst die Trägerin belästigt. Leitmeritz, 14. Dez. (EinenOhorn-Abend) veranstaltet« der Deutsche Jugendbund in der Turn- Halle. Der Abend gestaltet« sich zu einer würdigen Kundgebung für den deutschen Dichter Ohorn, der leibst am Vortragstisch erschienen war und seine Werke unter großer Aufmerksamkeit der Gäste des veranstaltenden Vereins la». Hofrat Dr. Ohorn dankte für die ihm erzeigte Anerkennung und Aus zeichnung, wies auf die Entwicklung de» deutschen Volkes in Böhmen hin, die er seit einem Menschen alter fern von der Heimat mit großer Aufmerksam, keit verfolge und die bei einem einigen Zusammen stehen aller Deutschen in Böhmen zum Heile des Lan- des und der Heimat fortschreiten werde. Der Rein- ertrag des Künstlerabends beträgt 200 Kronen, so daß dem Wunsche des Dichters gemäß, der mit seiner Gattin gekommen war und selbst die Vergütung der Reisespesen ablehnte, drei Ohornbausteine dem Deutschen Böhmerwaldbunde übermittelt werden konnten. Lodz, 14. Dez. (Eine Pockenepidemie) ver- breitet sich hier in erschreckender Weise. Pari», 14. Dez. (Großes Aussehen) erregt die Entlarvung einer Schwindlerbande. die seit Jahren in ganz Frankreich, besonders aber in der Umgebung von Paris operierte, indem sie sich auf Referenzen nach verschiedenen Adressen Waren kom men ließ, die fosorl zu Spottpreisen wieder log ge chlaaen wurden. Die Ge eli chcnt setzte sich aus den Trägern lolgendcr wohlklingender Namen zu sammen: Heymar Vacquie, Generolrat des Departe ment Lot et Garonne dann ein Doktor der Rechte, sowie ein in Kiinstiortrrisen bekannter Herr Bay fiere und der Bruder des Heumar Vacguie. Gaston, der vor 10 Jahren als der längste Maire Frankreichs in allen Zeitungen genannt wurde. Mittlerweile sind bereiis 300 Klanen gegen die saubcre Gesell, schast eingelaufen. Der Geiamtbetrng der von diesen Handelspircnen begangenen Betrügereien wird auf eine Viertel Million Franken geschätzt. Paris, 14. Dez. (160 000 .tt gefunden.) Ein Landwirt in der Umg.geno von Pau ichnitt seine Gartenhecke, als ihm eine Brieftasche in die Hande fiel, welch« die Summe von 160 000 -<l teils in bar. teils in Ncntentiteln und Coupons der Bank von Frankreich enthielt. Ob d«r glückliche Finder den Schatz als herrenlos wird behalten können, ist frag lich, da es sich schon hcrausacstellt hat, datz ein Irr sinniger, der im vorigen Jahre in einem Eisenbahn- zua« jene Stelle passierte, sein Portefeuille aus dem Avteilfenster geworfen hatte und somit wahrscheinlich der Eigentümer der Summe ist. Doch schon der Fin- derlohn wird als willkommene Weihnachtsgabe ein nettes Sümmchen ausmachen. Lissabon, 14. Dez. (Eine Stadt in Gefahr.) Die Stadt Espino, einige Stunden von Oporto entfernt, steht seit gestern in Gefahr, von den Wogen des Atlantischen Ozeans weggewaschen zu werden. Es herrschen an der Küste heftige Stürme. 25 Häuser sind bereits in die See gespült worden. Unter der Bevölkerung herrscht große Aufregung. Konstantinopel, 14. Dez. (Durch eine Feuers, brunst) ist die Sommerrestdenz des englischen Bot schafters in Therapia vollständig zerstört worden. Buenos Aires, 14. Dez. (Bombenattentat.) Wie die Blätter aus Tucuman melden, hat ein ent lassener Arbeiter des dortigen Wasser- und Elektri zitätswerks eine Dynamitbombe geworfen, durch welche ein Arbeiter getötet und sieben verwundet wurden. Küchenzettel für Freitag: Portulaksuppe. Hühner frikassee, Rehdraten mit Iohannisbeerkompott, Schoko ladentorte^- Einfacher Speisezettel für Freitag. (Für 4 Personen.) Kalbsgekröse mit Majoransauce, Salzkartoffeln. 1 ücr Kalbsaekröse 80 Salz, Zwiebel 2 „ 40 g Fett, 40 x Mehl (hell rösten) .... 8 ., 1 Ei, geriebenen Majoran 10 ., 1 kg Kartoffeln 10 „ 1,10 OOSblZZO Ist tu «len I I«->ten erdiiltllob. «osrvj Gerade dieser Fehler wird oft begangen, und viele Frauen haben infolgedessen die üble Gewohnheit angenommen, von Zeit zu Zeit ihre Lippen gegen den Schleier zu preisen, um ihn etwas zu lockern. Schön kann man diese Angewohnheit nicht gerade nennen. Sur Tuverkuwlebeksmptuny. In der „Hvgiene" wird auf die Methoden zur Be- kämpfung der noch immer mit fast ungeminderter Hef tigkeit verheerenden Tuberkulose hingewiesen. Zu nächst wird die allgemeine Anzeigepflicht aller Tuberkuloseerkrankungen, die bereits die englische Regierung auf Grund günstigster Erfahrungen ein geführt hat, sowie die allgemeine obligatorische Lei chenschau und die strenge Vorschrift der Woh nungsdesinfektion in allen notwendigen Fällen, regelmäßig beim Auszug tuberkulöser Per sonen aus der Wohnung und bei Sterbefällen aefordert. Während es bisher an einem spezifi- schen Heilmittel gegen die Tuberkulose gemangelt bat, — auch das Kochsche Tuberkulin hat die bei seinem Erscheinen erweckten Hoffnungen nicht gang erfüllt —, bat die symptomatische Behandlung der großen Volksseuche Vie besten Erfolge aufzuweisen gehabt. Ueberall im Deutschen Reiche sind Lungen- Heilstätten entstanden, in denen eine segens reiche Tätigkeit, die in vielen Fällen mit vollständiger Heilung der Leidenden und rn noch öfterem Maße mit einer wesentlichen Besserung der Kranken ihre Belohnung findet, entwickelt. Viele Städte werfen erhebliche Summen für die Hcilstättenbchandlung Lungenkranker alljährlich au», so z. B. gehört Charlottenburg zu den Ge meinden, die für die Tuberkulosebekämpfung enorme Geldmittel verausgaben. Allein im Etatjahre 1910 wurden für diesen Zweck 188 460 ,<t bewilligt. In dieser Summe sind aber die Ausgaben für die Kran- kenhausbehandlung Tuberkulöser, Ferienkolonien und andere Untcrstützunren nicht enthalten. Die über raschend günstigen cergebnisie, die gerade Charlotten- bürg auf dem Gebiote der Fürsorge für Lungenkranke erzielt hat, lassen di» segensreiche Tätigkeit der Stadt gemeinde in das hellste Licht stellen. Z. D. betrug die Zahl der Kinder, die von Lieser Gemeinde zur Heilstättenbehandlung überwiesen worden waren und al» geheilt entlassen wurden, 83 vom Hundert. Allerdings darf man nicht vergessen, daß es sich fast ausschließlich um Kinder mit beginnenden Tu berkuloseerscheinungen handelte. Aber gerade in der Anfangsbehandlung sind die Erfolge der Heilstätten therapie, wenn man sie so nennen darf, am wirk samsten.
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