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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 16.12.1911
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1911-12-16
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19111216028
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1911121602
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1911121602
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1911
-
Monat
1911-12
- Tag 1911-12-16
-
Monat
1911-12
-
Jahr
1911
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BezugS-Preit sßr Le'vNa »nd ec,r,n» v»rL rnrlee« Iriaei and So»dir»»r« 7»«l Italtch tn» Paa» aedta»« « V>. «anatl. t.rv Bit. »teNeUohU Bei «ni«k» SUialea » An nahmestellen adaehott ?S M. «aaaU, r^d««. »teneftdhrl. Dnrch »», P«U, innerhalb Deuiichlanb» ,nd der beatickien Kolonien oiettellahrh i.« Bit., nronatl. LM«t au.jqi PoftdelleUaeld »eener in Lellnen, Danemarl. den Donavltoaten, Italien, «luremdai». Niedertaad» Nor- wrgen Oejlerreiid - Unaara. Nutzland. Schweden, Schwer« a Eoanlen. In allen ddriurn Staaten an« dnelr durch »ta iLrlchaltdireU» de» Vlatten ««haltlich. La» Urrp««»«, Taaedlatt erlch«»» rural tügltch. Sonn» a. »eterlagn na« »ar»«»». Adonnemenln-Annahm« Iobnnningall« bet nnieren T rasen». Ailtalen. Ssedtteur«, »ad vnnahmeltellen, iowt« Poitaiatera »ad vrieilragera. <ktn,,iv»rra»t»p»«i» lll Pt. Abend-Ausgabe nWger TagMM » . . s " bS2 Minnich,»« l" 6d2 «el..L»W.!»M «^auOeiv^eikuug» rei.-rnW.iiE Amtsblatt bös Nates «nS des Volizeiamtes der Stadt Leipzig. Anzeigen Preis fllr Inlerar, »»» Uers««» und Umaedun, »le Hpaitt»»v«Ntt»tle S Pf, dle Neklame» »etl» l Btt. non aunwarr» Ä> Pi. Neklanien llll Btt. Inlerat« oon vehdrden im amt lichen Teil dt» Petttjeil» SU Pi velchaftnan,eigen mit Piodvorlchrlite» im Prell» erhöht. Nada« nach Tarrs Beilogegevahr Semmt» aallag» L Mi. p Taulend erkl. Poftgebühr. Teildetla»« H^her. geltenellt» Auitraae tonnen nicht rurück» a,zogen werden, »ür da» Ericheinen an beftrmmlen Tagen und Piatien wird lcrir« lbar.nti« übernommen. Snjetgen. Annabm» Iohanningali« 8» bet lämiltchen »iitalen » allen einnonceit» Ervedilione» de» In» und ülunlande». Lr»rk »ad Verla» »»» gtlcher L Kürst«» Inhaber' Paal ttüriten. NedaMa» »ad »elchaltnstell«: Iohanniegall« L Hanpt-Filiale Lrenden: Seeslrase < 1 (Telephon «821t. Nr. 348. Sannadenü, üen lö. verrmder iSll. ISS. Ishrysns. Die vorliegende Ausgabe umfaßt 8 Eenen. Italien im Dreidunü. Von Helmut Sarwey. Tie öffentliche Dirinung in Deutschland, von Pessimismus durchtränkt, begannt zu fragen, ob in diesem Jahre 1911 alle Grundlagen unserer auswärtigen Politik verändert werden, ob alles in Scherben gehen soll. Der Dreibund ist jetzt schier 30 Jahre alt und hat manchen Sturm erlebt. Diesmal aber scheint die Frage nach seinem Fortbestand ernster zu sein als jemals vorher. Tie Frage nach dem Dreibund ist eigent lich eine Frage nach Italien. Das ältere Bündnis zwischen dem Deutschen Reich und Oesterreich-Ungarn steht auf ganz anderen Füßen als der Bund beider mit dem mittelländischen Königreich. Italien ist seiner zeit wegen der französischen Besitznahme von Tunis dem mitteleuropäischen Bündnrs beige treten. Wer etwa rechnet, daß es nun mit der Besetzung von Tripolis an seinem Ziele sei, der rechnet zu kurz. Im noch vermutlich lange ungesicherten Besitz dieses Landes und als Nach bar von Tunis, wo über 100 000 Italiener leben, gerät es erst recht in eine schwierige Lage. Zunächst kann Italien durch diese Lage in die Ab häng gkeit der Westm ächte kom men; es weist ao^r wohl selbst nur zu gut, daß es nach der Besetzung von Tripolitanien noch viel weniger als früher zum vollwertigen Bundes genossen dieser Mächte werden kann. Im Drei bund ist es fast ein Menschenalter hindurch als vollwertiger Bundesgenosse behandelt, ja bei nahe verhätschelt und verwöhnt worden. Für Italien hatte der Dreibund b i seiner Begründung also zunächstdenHaupt- wert, daß es Anschluß an diejenige Mächte gruppe fand, die ihnr einen Halt gegenüber den damals feindlichen Mächten des Westens bieten konnte. Mit der Zeit aoer erhielt das Verbleiben Italiens im Dreibund dadurch seinen Wert und besonderen Charakter, daß nur .durch dieses Mittel Oe st erreich-Un garn und Italien, mit ihren alten Ab neigungen und ihren jungen Gegensätzen, vor Verfeindungen bewahrt werden konnten. In Italien hatte man sich gewöhnt, hierin schon ein so großes eigenes Verdienst zu erblicken, daß man sich unbedenklich Seite nsprünge — „Extratouren" nannte sie Fürst Bülow — er- erlauben zu dürfen glaubte. Das war schon früher in kleineren Dingen geschehen. Im Jahre 1906 aber trat Italien, durch den Wortlaut des Dreibundvertrages nicht beengt, in Algeci ras auf die Seite der Gegner Deutschlands. 1909 war es bereit, sich während der bosni schen Krise den G.gnern Oesterreich-Ungarns und Deutschlands anzuschließen. In beiden Fäl len stand dem der Wortlaut des Vertrages nicht im Wege! Aber es ist klar, daß eine Bundes genossenschaft auf die Dauer nicht be Die SttslreHtskommjllwn wie der „Neichsanzeiger" berichtet, in letzter eine Reil^e bisher zurückgefteltter Fragen er» hat, Zeit . . . „ . _ „ ledigt. Hinsichtlich des Notstandes hat die Kom mission die früher bekanntgegebenen vorläusigen Be schlüsse nicht in vollem Umfange ausrechterhalten. An Aenderungen ist hcrvorzuheben, daß die Not standsbehandlung nur zur Rettung von Leib oder Leben zulässig sein soll. An die Stelle des Prinzips, daß die Notstandsschwere in einem gewissen Verhältnis zu dem durch die Nottat an gerichteten Schaden stellen muß, ist die Borschrist getreten, daß der Täter die sich gegcnübcrstchcnden Interessen pflichtgemäß zu berücksichtigen hat. Bei NotstandSübcrschrcitung sollen die mildernden Bor schristen über die Bestrafung des Versucl-s Aniven- dung finden können. Nach eingehenden Erwägungen ist die Kommis sion zu der Ansicht gelangt, daß ihre Absicht, die Haft mehr im Sinne einer Ousroäia konssta aus zugestalten, nur dann zu verwirklichen ist, wenn als Freiheitsstrafe für Uebertretungen und als Er satzstrafe für uneinbringliche Geldstrafen eine be sondere Strafart geschaffen wird. Tiese vierte Straf art soll als Haft bezeichnet werden und im >vcsentlicl)en der Haft des geltenden Rechts ent sprechen. Daneben soll unter der vorläufigen Be nennung als Einschließung eine Oustoäia bonesta eingeführt werden. Tas Anlvendungs- gebiet der Einschließung soll größer sein als das der jetzigen Festungshaft; die nähere Abgrenzung wird im besonderen Teil erfolgen. Abweicl>end von dem gegenwärtigen Rechte soll die Vollstreckung nicht durch die Militärbehörden, son dern ebenso wie die Vollstreckung der anderen Frei heitsstrafen durch die Zivilbehörden erfolgen. Hinsichtlich der Beschäftigung in der Einschließung ist vorgesehen, daß die Gefangenen die Pflicht haben, sich mit angemessener Arbeit zu beschäftigen. So weit dies nicht geschieht, sind sie zu angemessenen Arbeiten anzuhalten. Tie Kommission hat ferner die letzten drei Ab schnitte des allgemeinen Teils des Vorentwurss (Strafbemessung, Zusammentreffen mehrerer Straf gesetze ' und mehrerer strafbarer Handlungen und Verjährung, §8 81 bis 99) durchberaten. AuS den Beratungen über die Strafbemessung (88 8l bis 89) ist folgendes hervorzuheben: In Uebcreinstimmung mit dem Vorentwurf und dem geltenden Rechte sollen mildernde Umstände, soweit sie auf die Be stimmung der Art oder der gesetzlichen Grenzen der Strafe von Einfluß sind, nicht allgemein, sondern nur in den gesetzlich bestimmten Fällen berücksichtigt werden; die Art der Strafmilderung bei mildernden Umständen ist nicht allgemein vor geschrieben worden, sondern soll bei den einzelnen Delikten besonders geprüft und bestimmt werden. Tadel war die Kommission aber darüber einig, daß im besonderen Teil eine weitere Vereinfachung gegen über dem Vorcntwurf anzustreben sein werde, indem man einerseits die Zahl der verschiedenen Straf rahmen vermindere und andererseits die gleichen Grundstrafrahmen in möglichste Uebereinstimmung mit den zugehörigen Strafrahmen für mildernde Umstände bringe. Für besondere leichte Fälle, deren Be griffsbestimmung im wesentlichen beibehalten ist, ist dem Richter, wie im 8 83 des BorentwurfS, em stehen kann, wenn einer der Bundes genossen dem andern bei jeder Ver wickelung entgegentritt, w.'il der Bundesvertrag sich unglücklicherweise gerade auf alle die Fälle nicht bezieht, in denen dein anderen die Unterstützung des Bundesgenossen Ivirklich von Wert wäre. Ein solches Bündnis siecht dahin. Dennoch könnte der Dreibund noch ge raume Zeit das Leben fristen, wenn wenigstens nicht sein letzrcrDaseinsgrund in Frage gestellt würde. Ec könnte sogar viel leicht die erregte Volksstimmung dieses Herbstes überstehen. Dress Stimmung hat in Italien zu zornigen Kundgebungen geführt, zu Verleumdungen der deutschen Presse und zu Beschimpsungen einzelner Deutscher. In Deutschland sind keine Italien ir gendwie kränkenden Kundgebungen erfolgt. Die öffentliche Meinung in Deutschland hat es nur sehr tief empfunden, daß Italien durch fein Vorgehen Deutschland in eine außergewöhnlich schwierige Lage gegenüber der Türker versetzt hat, noch dazu in einer Zeit, in der wir an sich schon in schwere internationale Händel verwickelt waren. Große Teile der deutschen Nation haben bei dieser Gelegenheit vielleicht zum ersten Male genauer über den Wert des italienischen Bündnisses nachgedacht. In zwei Krisen des letzten halben Jahr zehntes — in Algeciras und während der bos- nifchen Krisis — sahen wir Italien als den Freund unserer Feinde. Jetzt erblicken wir es als den Feind unserer Freunde. In keinem Fall haben wir es bis jetzt als den wirksamen Freund erproben können, der wir ihm nach der Besetzung von Tunis und nach der Katastrophe in Abessinien gewesen sind. Es ist kein Wunder, daß man in Deutschland allmählich diese Betrachtung anstellt und daß sie den Bun desgedanken nicht fördert. Die Tatsache, daß Italien im Norden seine Rüstung hauptsächlich gegen das ver bündete Oesterreich angelegt hat, bewirkt schon seit langem Zweifel an der Fortdauer des letzten großen Lreibundintercsses. Die Hal tung Italiens in der bosnischen Krisis hat diese Zweifel verstärkt. Sind es bei uns Zweifel, so müssen in Oesterreich-Ungarn schwere Gewissens kämpfe daraus hervorgegangen fein. Die selt samen Ereignisse, die den Rücktritt des österreichi schen Generalstabschcfs dramatisch begleitet haben, geben nur eine abacdämpfte Vorstellung von der Heftigkeit dieser Känrpfe. In ihnen hat die politische Leitung des Tonaureiches über seine Heeresleitung den Sieg davongetragen. Daß es hier überhaupt erst zu Kampf und Sieg kommen mußte, zeigt die Größe der Gefahr. Die Politik, die aus naheliegenden Gründen den Dreibund oder wenigstens seinen Schatten um jeden Preis retten wollte, hat ein Ende mit Schrecken verhindert. Aber wird an seine Stelle nicht ein Schrecken ohne Ende treten? Im Aegäischen Meer und in Albanien lauern neue Konflikte. An Ita lic n und nicht an den anderen Partnern istdie Reihe, durch positive Dienste zu zeigen, daß der Dreibund überhaupt noch Wert besitzt. außerordentliches Milderungsrecht, das in einzelnen Fällen bis zum Absehen von Strafe gei;en kann, cin- aeräumt. Ebenso sind die besonders schweren Hülle (8 84> beibehalten worden. Tie Vorschrift des § 86 deS Vorentwurss ist dahin vereinfacht wor den, daß die erlittene Untersuchungshaft im Urteil unverkürzt auf die Strafe anzurechnen ist, daß aber die Anrechnung aus besonderen Gründen ganz oder teilweise ausgeschlossen werden kann. Ter Rückfall ist, wie im Borentwurf, als allgemeiner Strasverschärfungsgrund konstruiert. Da gegen ist die Kommission in der Frage der Be handlung der sogenannten gewerbs- und gewohn heitsmäßigen Verbrecher (8 89) vom Borentwur( insofern abaewicl-en, als im Sicherhcitsinteress. neben der Strafe eine zeitlich nicht beschränkte Ver wahrung des Verurteilten (2 i ch e r u n g s n a ch- h a s t) eintrcten soll. Im Fall der Besserung ist die Entlassung aus der Sicherungsnachhaft, zunächst auf Widerruf, für zulässig erklärt; auch sind weitgehende richterlicl)« Garantien gegen eine ungerechtfertigte Zurückhaltung des Verurteilten vorgesehen. Aus den Beschlüssen zum Abschnitt über die Verjährung (K8 9t bis 99) ist hervorzuheben, daß die Unterbrechung der VcrfolguugSveriährung beseitigt werden soll. Tie Gerichte sollen jedoch durch einen förmlichen, nach freiem Ermessen zu treffende» Beschluß auf Antrag der Staatsanwalt schaft die Verjährungsfristen bei Verbrechern um zehn, bei Vergehen um drei Jahre und bei llcber- tretunaen um zehn Monate verlängern dürsen. Im übrigen sind hinsichtlich der Friüen der Ver- solgungs- und VollstrccknngSvcrjährnng und hinsicht lich des Ruhens der Verjährung die Vorschläge des Vorentwurss im wesentlichen angenommen morden. Tie Kommission hat damit den Allgemeinen Teil in der Hauptsacl-e beendet. K1srokka»Oebötte in üer lrsnMlchen Kammer. Im weiteren Verlaufe der Debatte über das deutsch-französische Abkommen in der französischen Teputiertenkammer stellte der Sozialist Vaillant die Haltung der französischen Negierung während der Verhandlungen als widerspruchsvoll hin. Nachdem der Radikale Ferry das Abkommen vom wirtschaft lichen Standpunkte aus beleuchtet hatte, griff das Mitglied der Rechten de la Haye den Minister» Präsidenten Laillaux heftig an und betonte vor allem den Wert der abgetretenen Gebiete im Kongo. Schließlich verteidigte Millerand namens der sozialistisch-republikanischen Gruppe das Abkommen in einer sehr wirkungsvollen Nede, in der er aus führte, Frankreich werde das Abkommen mit pein licher Redlichkeit anwenden, aber auch alle Konse quenzen aus ihm ziehen. — lieber die Beratungen erhalten wir folgenden Bericht: Paris, 16. Dezember. Im weiteren Verlaufe der Kammerdebatte, der u. a. auch der deutsche Botschafter v. Schoen bei wohnte, erklärte Vaillant (geeinigt. Sozialist), das Abkommen be deute das Ende eines Alpdrucks, des Alp drucks eines Krieges. Frankreich müsse Vas Binde glied zwischen England und Deutsch land sein. Des weiteren trat er für die Entente cordiale, die französisch-ipanijche Freundschaft, ein und protestierte gegen die kriegerischen Reden, die im letzten Sommer von gewißen Mitgliedern der Regierung gehalten worden seien. Daillant stellt« Der Giftmischer. Kriminalgeschichte von Hans Hyan. (Nachdruck verboten.) Und hinter Grete Mirbach, die unbekümmert um den selbst gerührten Richter ihrem Verlob ten tausend unzusammenhängende, nur von Tränen aneinandergereihte Dinge sagte, hinter der Blonden, deren Worte der angeschuldigte Mann kaum begriff, aus deren seligen Mienen er nur den Umschwung seines Schicksals erkannte, erschien ein blasses, trauriges Mädchen, das an diesem Morgen gegen denjenigen hatte Zeugnis ablegen müssen, dem es sein ganzes Leben ge weiht hatte und den es vielleicht heute noch liebte, wo ihr Glaube an ihn, ihre letzte Hoffnung auf Glück in Trümmer gesunken war . . . Aber eine Enttäuschung mußte Dr. Beberle der in ihrer Liebe doppelt schönen Grete noch bereiten. „Ich kann Ihren Bräutigam heute wahr scheinlich noch nicht freilassen... bei der Wich tigkeit des Aktes darf ich nicht selbständig handeln . . . aber wie ich Sie kenne," er wandte sich an Heinz Bolesku, „werden Sie diesen einen Tag — vielleicht dauert es auch nur noch Stunden! — wohl überstehen!" Grete bat, schmollte selbst ein bißchen, aber ihr Bräutigam sah die Notwendigkeit der Maß regel ein . . . Er begriff ja, daß mit dem Augen blick, wo die Verkäuferin, die jetzt vor ihm stand, aufgefunden war, sein Schicksal sich zum Guten wenden müsse. Er war nur in Sorge, daß man nun anch des wirklichen Mörders habhaft werde, dessen Intelligenz und Verschlagenheit gar nicht hoch genug bewertet werden könne. „Seien Sie ohne Sorge!" sagte Dr. Beberle, „er entwischt uns jetzt nicht mehr! . . . Ucbrigens habe ich jetzt diese Photographie bekommen, die die Beamten in der Wohnung des Fräuleins," er winkte mit dem Kopf nach der apathisch da stehenden Martha Graudetz, „gefunden haben . . . Hier! . . . erkennen Sie Ihren Philosophen wie der?" Heinz Bolesku nahm das kleine Bild und betrachtete es aufmerksam, ein Zug der Ent täuschung malte sich in seinen offenen Zügen. „Nein," sagte er schließlich ganz verwirrt, „da ist höchstens die Kinnpartie von einer gewissen Äehnlichkeit" . . . „Nun," sagte Dr. Beberle, „und was sagen Sie zu diesen beiden Photos hier?" „Das scnd doch andre Männer!" „O nein! . . . Ach, Fräulein!" Der Richter wandte sich an Martha Graudetz, „kommen Sie doch bitte mal her!" Schleppenden Schrittes, mit einem Ausdruck auf dem farblosen, zerquälten Angesicht, der auf eine Müdigkeit des Leibes und der Seele schließen ließ, die jedes andere Empfinden überwog, kam die Verkäuferin näher. „Ja," nickte sie, „das ist er auch! ... Er liebte das immer, sich so zu verstellen, daß ihn keiner von seinen Bekannten erkennen konnte... und dann ließ er sich so photographieren" . . . Sie schwieg und blieb stehen, wie ein Auto mat, der abgelaufen ist. Grete, deren warmes Herz auch jetzt, wo das Glück ihr wieder lächeln wollte, in seiner Teilnahme für die Bedauernswerte nicht nach- ließ, betrachtete die Verkäuferin mit Besorgnis. Die empfand den mitleidigen Blick der Blonden und ein mattes, schmerzliches Lächeln belebte für einen Moment ihre Züge. „Die Wohnung des Fräuleins ist in ihrem Innern von Beamten besetzt und auch draußen ind eine Anzahl von Kriminalisten postiert, die einen Verdächtigen durchlassen. . . Die Haupt- ache ist, daß der Mann auch kommt! . . . aber >as Fräulein sagt ja, daß er seine Versprechen m dieser Hinsicht meistens einhält. . . nicht wahr. Sie sind der Ansicht, Ihr bisheriger Bräutigam wird pünktlich kommen?" Die Verkäuferin nickte. Und der Unter suchungsrichter fuhr fort: ,Ljch erwarte gleich Herrn Kriminalkommissar Dr. Barold, der mir sagen will, welche Schritte weiter unternommen werden sollen in der Sache . . . wir werden ja natürlich der Mitwirkung deS Fräuleins nicht entraten können! . . . sagen Sie, Fräulein Graudetz. . . ah, da ist wohl der Herr Kriminalkommissar schon!". . . Nach einem Anklopfen trat der Kommissar ein. Mit einer kurzen, dienstlichen Verneigung vor dem Untersuchungsrichter ging er direkt auf Heinz Bolesku zu und bot diesem die Hand. „Schon jetzt," sagte er, „ist für mich nicht der geringste Zweifel mehr, daß wir Ihnen bitter unrecht getan haben... Ich hoffe aber, daß Sie uns die Gerechtigkeit widerfahren lassen, daß wir bei der Schwere der Verdachtsgrünoe gegen Sie einfach nicht anders handeln konnten . . . wir sind dazu da, unsere Pflicht zu tun, die uns von außen und, das dürfen Sie mir wirklich glauben, auch von innen heraus" — er klopfte sich mit der Linken auf die Brust — „oft recht schwer gemacht wird! . . . Im übrigen sind wir ia auch nur Menschen und können uns leider, leider auch einmal irren, trotz aller Objektivität und unsecs besten Willens . . . Na," schloß er freundlich, „hoffentlich werden Sie uns das, was wir Ihnen im guten Glauben angetan haben und antun mußten! — das werden Sie ja nun wohl in ein paar lieben Armen," er lächelte trotz seines ergrauenden Haares und des fast weißen Schnurrbartes schalkhaft zu Grete hin über, „bald vergessen! . . . Wir, nicht wahr, Herr Amtsgerichtsrat, wir wünschen Ihnen alles Glück dazu!" Der Richter lächelte ebenfalls und setzte hinzu: „Herr Bolesku wird ja auch durch den Besitz einer solchen Braut, die das alles für ihn getan hat, reichlich entschädigt". . . Dann lenkte das Gespräch in andere Bahnen. „Es ist gewiß eine schwere Aufgabe für das Fräulein," wandte sich der Kommissar an Martha Graudetz, „was wir fordern müssen. . . aber ich kann ihr nicht helfen, sie muß heute abend um sieben Uhr oder vielmehr schon früher in ihrer Wohnung sein. . . Wir könnten den Menschen ja auch alleine in Empfang nehmen; aber der Teufel hat sein Spiel und er erführt oder merkt etwas davon, daß Sie nicht da sind . . . dann sitzen wir da und haben das Nachsehen". . . Alle wandten sich der Verkäuferin zu, der man ansah, wie sie sich vor der ihr zugewicsenen Aufgabe entsetzte. Sie schüttelte den Kopf und sagte, zitternd am ganzen Leibe und die Worte stoßweise hervorbringend: „Nein, nein! . . . nein! . . . Das kann ich nicht! . . auf keinen Fall! ... ich . . . ich kann . . . ich kann nicht! . . . nein!". . . Ihr wächsernes Gesicht drückte dabei einen so unstillbaren Schmerz, ein so tiefes, jammervolles Weh aus, daß alle von Mitgefühl mit der Armen ergriffen wurden. Grete Mirbach war eS, die auch hier wieder helfend eingriff. Sie sagte: „Ich könnte ja vielleicht. . . das Fräulein in ihre Wohnung begleiten . . . Das würde doch nicht auffallen! . . . und ihr wird es dann viel» leicht nicht so schwer". . . Der Kommissar und der Untersuchungsrichter berieten leise miteinander. „Man könnte sie ja schließlich aus dem Spiel lassen!" meinte Dr. Barold, mit einem Augen zwinkern nach der Verkäuferin hin, „aber wo tun wir sie hm so lange? ... In diesem Falle bliebe uns nur eins, um vor Verrat sicher zu sein —den ich der Person ganz bestimmt zutraue, denn sie liebt den Kerl heute noch! Frauen sind doch nun mal so! . . . also da bliebe unS nichts anderes übrig, als sie zu verhaften". . . Der Untersuchungsrichter schüttelte den Kopf. „Nein, das möchte ich entschieden vermeiden! . . . Sie haben da kerne Rücksicht zu nehmen, lieber Kommissar, aber ich! WaS meinen Sie, was man unS so schon wieder am Zeuge flicken wird, in der Presse, aber auch an andern Stellen! . . . Wir müssen doch hinsichtlich dessen," sein Blick deutete auf Heinz BoleSm, „unfern Irrtum glatt eingestehen . . . und wenn er Entschädigungsan- sprükhe stellt, hinsichtlich der unschuldig erlitte nen Untersuchungshaft, so werden ihm die zweifel los gewährt. . . DaS ist, wie Sie wissen, für unS, oder sagen wir richtiger, für das Gericht nie angenehm! . . . Euch Herren von der Polizei können ja da natürlich keine Unannehmlichkeiten erwachsen!" (Fortsetzung tu der Morgenausgabe.)
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