Volltext Seite (XML)
daß überflüssige HöflkEit'nicht zu seinen Schwä chen gehöre. Er galt für einen kühlen, nüch ternen, klu^ berechnenden Geschäftsmann, der alle nicht zur ^acbe gehörigen Worte haßte; der die Arbeitskraft seiner Angestellten nicht bezahlte, um sie besonders zu schonen, und der sich endlich über nichts so sehr ärgerte, als wenn Rankheit oder unvorhergesehene Zufälle sein Personal zwangen, dem Geschäft fern zu bleiben. Daran dachte Grete, die jetzt ihre Ueber- legung wiederaewonnen hatte, bei all ihrem Schmerz. Und sie versuchte vergeblich ihre Ti änen znrnckzüdrängen . . . Ihr hübscher Mund zuckte mit verhaltenem Weinen und die Spitze ihrer zarten Nase war gerötet, die Angen aber, ihre herrlichen blauen Augen blickten trübe und glanzlos. Der Ehef saß an seinem Platz, mit einem Gesicht, wie man eS nicht an ihm zu sehen ge wohnt war. Tein Teint schien dunkler und in den sonst ein wenig verschleierten Angen war ein harter Glanz; er schien böse, aber nicht auf daS junge Mädchen. Das hörte Grete gleich anS seiner Stimme, selbst wenn er nicht so srenndlich, wie sonst nie mals, gesagt hätte: „Nehmen Sie sich einen Stuhl, mein Kind, und sehen sich hierher! . . . Ich habe den Ar tikel gelesen und weil ein paarmal Briefe mit dem Namen des Absenders, die an Sie gerichtet waren, in meine Hände gekommen sind, so weiß icb auch, wer dieser Heinz Bolcsku ist . . . Sie halten ihn für unschuldig, nicht wahr?" „Herr Platenstern!". . . DaS junge Mädchen hatte wie beschwörend die Hände erhoben und einen flehenden Blick ihrer armen, von den Tränen geröteten Angen aus den Ehef gerichtet, der sofort abwehrend und begütigend sagte: „Aber ja... ja... ich glaube'Ihnen ja!... Wie lange kennen Sie sich denn schon. Sie und Ihr Bräutigam?" „Ueber drei Jahre," schluchzte daS Mädchen, )aS mit seinem goldblonden Haar, von dessen Frisur sich in der Verwirrung einige Strähnen gelöst hatten, wie ein liebe-, traurige- Kind auS- sah . . . „Nun," meinte der Chef nachdenklich, „nach so langer Zett, da ist eS wohl anzunehmcn, daß man sich über den Charakter eines Menschen im klaren ist . . . Aber, auf eins mach' ich Sie aufmerksam, Fräulein, auf die Polizei oder die Gerichte machen solche Kenntnisse und Wahr nehmungen seitens der Nächststehenden nicht den geringsten Eindruck — besonders wenn es sich üm nahe Verwandte oder liebe Angehörige handelt . . . nein, daö macht denen nichts, gar nichts! . . . ich kenne daS! . . . ganz genau!". . . Herr Platenstern hielt inne. Ein Auslug von Zorn und Entrüstung bewegte seine sonst so ge messencn Mienen. Und wie Zwiesprache mit sei nen Erinnerungen haltend, setzte er leise hinzu: „Ich kenne das ... ich weiß, wie wenig dazu gehört, eingesteckt und für Gott weiß was ge halten zu werden! . . . Das kann dem Aller besten passieren und wohl dein, dem's gelingt, mit heiler Haut davon und wieder rauszukom men!". . . Er starrte saft wütend von sich hin und in der Pause, die eintrat, begriff Grete Mirbach trotz ihrer schmerzlichen Verwirrung, daß ein längst vergangenes Schicksal den Prinzipal in seinen Empfindungen günstig für sie stimmte. . . Sie hätte kein Weib sein müssen, wäre sie nicht im stande gewesen, diese Situation für sich zu be nutzen . . . „WaS soll ich denn aber tun?" sagte sie mit umflorter Stimme. „Vor allen Dingen g'tzen Sie zu einem tüch tigen Anwalt . . . jetzt gleich! . . . Hier". . . Er zog eine Visitcnka te b"roor und sch. icb mit seinem Füllfederhalter eiWorte aus die Rückseite, . . . „der Mann ieunt. mich . . . und wegen dcS Geldes brauchen Sie sich auch keine Kopfschmer zen machen, das werden wir schon miteinander regeln' . . . Die. Hauptsache ist, daß so wenig wie möglich Zeit verloren wird!. . . schon um des armen Menschen willen, der . . . was meinen Sie wohl, Fräulein, in was für einer Verzweif lung sich so ein armer Kerl befindet! . . . Plötzlich abgeschnitten von allen Leuten, die er kennt und die es gut mit ihm meinen; in ein enges Loch hinein gepfercht, anaeschnauzt und brutalisiert von Leuten, die an Bildung und Erziehung weit unter ihm stehen! . . . Und das bei einer Kost, wo sich der Magen umdreht, ohne Luft, ohne Bewegung, ohne die geringste Bequemlichkeit!!... Ich sage Ihnen, Kind," schloß der Kaufmann, dessen schmale Nasenflügel sich blähten und dessen Augen vor Zorn flammten, „das ist die Hölle!... die Hölle auf Erden!" Das Mädchen hatte ihm ganz entgeistert mit ängstlich gespannten Zügen zugehört, jetzt brach sie abermals in ein herzzerreißendes Schluchzen aus. Und zu spät sah der Chef, der sich umsonst bemühte, die Entsetzte zn beruhigen, was er mit seiner allzu realistischen Schilderung des Gefäng nisses angerichtet hatte . . . Als sie einigermaßen beruhigt war, drängte Herr Platenstern selbst sie, sich sofort auf den Weg zum Anwalt zu machen .... Ihre Arbeit würde schon fertig werden, darum sollte sie sich nicht sorgen . . . Eine halbe Stunde später saß Grete im Bureau des Rechtsauwalls, der sie sofort vorge lassen hatte. „Vor allen Dingen, liebes Fräulein," sagte dieser, „betrachten Sie die Sache so ruhig als möglich! . . . Sie sind von der Unschuld Ihres Verlobten überzeugt — das ist schön und ja auch nicht anders zu erwarten. . . Aber nun handelt es sich für uns darum, dem Gericht diese Ueberzeugung auch beizubringen. . . Vorläufig weiß ich gar'nichts und habe darum die größten Hoffnungen —" Das war eine fromme Lüge, denn Rechts anwalt Schwandtner war unter seinen Kolle gen als ein arger Pessimist bekannt. „Natürlich kann ich Ihnen unter solchen Um- ständen so gut wie nichts sagen, vorläufig... Vielleicht gehen Sie mal zu dem Chef Ihres Herrn Bräutigams... der muß ja immerhin etwas mehr ivissen, weil nach der Zeitungs notiz die Verhaftung im Bureau der Fabrik statt gefunden hat — obgleich auf die Zeitungen in solchen Dingen auch nicht immer viel zu geben ist. . . Uebrigens ja, eins, das kann ich Ihnen gleich sagen: wenn nicht ganz besondere Um stände eintreten, die znr Entdeckung des wirklichen Täters führen und unsere Bemühungen unnötig macken, dann dürfen wir uns auf die Tätigkeit der Behörden nicht allzu fest verlassen . . . Ver stehen Sic mich recht! 'Nicht als ob ich der Polizei oder den Gerichten einen Vorwurf der'Pflicht verletzung machen wolüe, keineswegs! — obgleich man natürlich über Pflichterfüllung auch sehr verschiedener Ansicht sein kann, wie ich ohne wei teres zugeben will. . . Aber wenn das Gericht, respektive die Polizei mal einen „Mörder" hat, gant gleichgültig ob er nun auch wirklich der Vorüber der Tat ist oder nicht! — dann hat sie eben einen . . . Dann sucht sie auch noch, gewiß! . . . Aber weniger intensiv . . . Und darin liegt für den Angeklagten, auf den sich die Indizien'hänfen, der aber in der Tat gar nicht der Schuldige ist, eine schwere Gefahr! . . . eine sehr schwere! ... So kommen die Justizmorde zustande... di? Justizmorde! — obgleich ich ja durchaus nicht behaupten möchte, dau Justiz morde eine häufige oder etwa gar alltägliche Erscheinung in unserin immerhin doch sehr ge ordneten Rechtsleben sind!". . . Der Herr mit den scharfen Gläsern über der etwas gebogenen Nase nnd dem schon stark ge lichteten Scheitel lächelte ironisch, wurde aber von wirklichem Mitgefühl ersaßt, als er in den blauen Augen der hübschen Blondine die Tränen einer ratlosen Verzweiflung schimmern sah. (Fortsetzung in der Morgenausgabe.) ^^2 Bere/ls am Lager.- ll-a§aWtt§eu /u> ck/e Av/e?a »LSZ» an an an von Mbk. von AkF. von M/r. 7Q— 6S.— 4.N ^Lz//»Ä/rz/ezz Ärr//- A/e/c/ez- <?/n«eZn- Mo-Ze/Ze L-«ZellZ«n<Z 'M /5. l j l 1 I I r e i s st n <? d fl r v il r> d d- li d r sb fr S so !- ai kc kl d> li ui m di H kr O w sa U de ku Uk Li UNO - (UutiNol poi KebkLucd äs8 dilligsts fabkikst. km-ttlMöM-MMvIIMt öktzlin 65, INedenvalder 8tr. 10. iVisn vepisugs im eigvn8isn !n1epe88g die bs wLdi'Isn 8puno-6lMöi'pek, in eilen emeekiäyigen Keeodätten erdättiiod. unü Sv^votmer von ketäubt un6 kamptunlalüF l-l.ru <L Co. »«rlw v.» I-islol« mt» s pstroae» Ml. 5.— «cl. vorta. L» Irt ein dt»der »neeUMte, Von«» 6», «lH»»« »Irl>»e vee- ru KOnnen. «km» »« 0>««r »it« i»t äurcd un»er« >VM-V»Nen rum errle» M»I e^liNN. »VNt l« <t»ker »»«»»»«deNrd ttte: Neteeniie, k»at»deee, Leemke, 5cdot»- NmuNeure, Kaerendoten, krtoärLa» «e. ««L. »0, >deN,»up« NU joU«, av I» U»O» kommen k-nn, »Ic» »eldm un4 «neeetrnutee ckm « eerlekUeea. Hol» <U«er Varize, sn«l 6t» del temeeM »c>ii«r er»»»«» »ed Mrsg« . . - _ ttkmmer»««- lk«»v»v«r 4»«»>a»»>U mtt » Peer«. tlie ln Augen, ^lase unck ^lunil cke» Angreifers bringen un6 Um auk «lor Ltelle lkampkunkakig macken. Licker« Lelkatackut», olme de der» unck Qesunckkett anderer ru gekadrcken. Kein« tiekadr «iurck unuoraicktigv» Lntlatieu, 6a Il«tne l^ugelvakie. ri v»8 8Lliön8ik MlMMMNdeilk kür LLIeinskeLvila» Lr»us», Stvlssnüs, Ss«,mkv olmv veackLckigtwg.eiarig vvck allem «lurck entgegvn- , gescklvvövrt« 6a,v virö )»6vr Angreifer äurcl» r vvrr Vie Patronen entvickoln unter lautem Knall unck feuer U detaudenäv dass, OnN»Ilru-r- «evolver » »cda«iU mil b p»kloo«, n». >0.— e»ct. pono. Ispizzel'ie I^Isx l^Silei', 8oK!088§L8LS 7. kieudeitea: Loiokre aaffakaareoer a. kertieer Stlckterelea 81okke, »a »Uea kreis! xeo. 8e!te, Lara, tVolle. i»»»r