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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 05.09.1911
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1911-09-05
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19110905021
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1911090502
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1911090502
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1911
-
Monat
1911-09
- Tag 1911-09-05
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Monat
1911-09
-
Jahr
1911
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Mohammed AN fiegreich? K»»stauti«op«l, k. September. (Eig. DvahtmeD») Der türkische Botschafter Haßkb Bei in Teheran rnel« det. das, die Truppe» de» ExschahsMoham. med Äli in unterbrochenem Vormarsch aus di« persische Hauptstadt sind Die von der Regierung dem Epschah entgegengeschickten Truppen haben den fluchtartigen Rüc^ug nach Teheran ange- treten. Sie haben der überlegenen Artillerie de» Lxschahs in den Zusammenstößen mit dessen Truppen nicht widerstehen können. Ganz Nor dpersien soll sich für den unauilmltsam vordrnrgenden Mo hammed Ali erklärt haben. Die chinesische Sisenbahnpolitik. Xik' Peking, 5. September. (Reutermeldung.) Die Opposition gegen die Eisenbahnpolitik der Regierung in Tscheng'tusu dauert fort. Die Re gierung hat den Generaldirektor der Canton—Hankau und Hankau—Szechuan-Eisenbahnen Tuanfang ange wiesen. sich dorthin zu begeben, und hat den Vize könig von Szechuan beauftragt, auch fernerhin eine feste Haltung zu bewahren und energische Vor sichtsmassregeln zum Schuhe von Leben und > Eigentum zu ergreifen. Sus Leipzig UN- llmyegenö. Leipzig. 5. September. Wetterbericht der Kgl. Sachs. Landrswetterwarte zn Dresden. Voraussage für den 6. September. Westwind, wolkig, kühl, kein erheblicher Nieder- schlag. Pöhlberg: Glänzender Sonnenuntergang, Hiwmelsfärbung gelb. Fichtelberg: Glänzender Sonnenuntergang. Abendrot. Trmperatur des Fluhwassers. * ' — ' — -i Ecptbr. adds. »> ilhr 5 Trptbr. srüt> > Uhr 5 Scptbr. mttgs.i2!lhr Germaniabad cPlrib«) 19,0» 0 18,0» 0 19,0° 6 SchwimmanstaltlLliier) 18,5 ' L 18,5'6 19,0" 6 Gemeindebad Schönefeld lParthe) 16,5" 0 16,5'6 17,0 6 ft * Obersekretär Hübschman« s. Gestern ist nach schwerem Leiden der Natsobersckretär und Bureau vorstand des städtischen Dollstreckungsanftes, Paul Hübschmaim, gestorben. Sein Name ist in sächsischen Gemeindebcamtenkreisen sowie in den Kreisen der Festbesoldeten wohl bekannt und hoch geachtet, denn Hübschmann hat sich in hohen beruflichen Ehren ämtern in vorzüglicher Weise betätigt. Der Ver» blichene, geboren am IN. Juni 1862 in Pausa i. V., wurde am 15». März 1879 beim hiesigen Stadtverord- netenburcau angcstellt. 2'» Vollstrcckungsamte, zu dessen Durcauvorstand er sich durch Tüchtigkeit und Fleiß emvorarbeitcte, war er seit 2b Jahren tätig. Non beruflichen Ehrenämtern bekleidete er das Amt des Schriftführers im Direktorium des Vereins sächsischer Kemeindebeamtcn, das Amt des 1. Vor sitzenden des Vereins Leipziger (bemeindebeamten und das Amt des 2. Vorsitzenden des Wahlvereins Festbesoldeter in Leipzig. In diesen Aemtern hat sich Hüdschmann als eine außerordentlich wertvolle und arbcitsfreudige Kraft bewährt, die unablässig und mit Erfolg zum Wohle derer, die ihn berufen hatten, wirkte. Durch seine Tatkraft und sein-liebens würdiges, aber bestimmtes Auftreten erfreute er sich in hohem Maße des Wohlwollens und der Wert schätzung seiner Vorgesetzten und der uneingeschränkt ten Achtung und Verehrung seiner Kollegen und aller derer, die mit ihm je in Berührung kamen. * Auszeichnung- Die Königliche Kreishauptmann- schäft Leipzig hat dem seit ü. September 1886 un unterbrochen in der Oel-, Raffinerie- und Kolonial» Warengroßhandlung von I. G. Wappler in Leipzig. Grimmaischer Steinweg 6. beschäftigten Markthelfer Ernst Heinrich Göpel in Leipzia-Anger-Lrottendorf eine Belobigungsurkunde ausgestellt, die ihm heute in Gegenwart seines Arbeitgebers an Ratsstelle aus gehändigt wurde. * Aus ein 7Sj8hrtge» Bestehen kann heute die Firma Julius Müller, Juwelier und Goldschmied, Schuhmachergasle 9, zurückblicken. Im Jahre 1836 von dem Goldschmied und späteren Stadtverordneten Julius Müller begründet, hat sich die Firma, stetig im Besitze der Familie, zu ihrem jetzigen Umfange entwickelt und, in ihren altanaestammten Räumen ausharrend, einen Kreis treuer Kundschaft erworben, der sich weit über Leipzigs Grenzen hinaus ins Sachsenland erstreckt. Der Sohn des Begründers und jetzige Seniorchef Carl Müller leitete seit An fang der 70cr Jahre die Werkstatt und nach dem Tode Julius Müllers im Jahre 188t den weiteren Ausbau der Firma bis heute, während der letzten 16 Jahre unterstützt von seinem Schwiegersohn und Mitinhaber Friedrich Meyer. * Geschäktsjubiliiunr. Am 10. September begeht die Firma Hermann Jentzjch, Fabrik von Farben, Lacken und chemischen Produkten mit Dampzbelrieb rn L.-oellerhausen, ihr 25jähriges Geschästsjubiläum. * Ptatzmusik. Am Mittwoch, den 6. September, findet die militärische Platzmusit aus dem Augustus- platz am Mendebrunnen durch das Musikkorps des 8. Königl. Sächs. Infanterie-Regiments Nr. 107 statt. Beginn 12 Uhr mittags. Programm: Hochzeits marsch aus „Sommernachtstrnum" von Mendelssohn: Ouvertüre zur Oper „Frdelio" von Lteeihoven: Ein leitung zum 3. Akt und Brautchor a. d. Oper „Lohen- griir" von Wagner: „Das muß der Juwi sein", a. d. Operete „Dielliebchen" von Engländer; „Wer hat euch getraut?" („Zigeunerbaron") von I. Strauß: „Rosenkavalier"-Walzer von R. Strauß: Fantasie a. d. Oper „Das goldene Kreuz" von Brüll. * Die elektrische« Straßenbahnen und Drahtseil bahnen im Königreich Sachsen Nach Mitteilungen des Königlichen Kommissariats für elektrische Bahnen bestehen gegenwärtig in Sachsen 17 elektrische Straßenbahnen und Drahtseilbahnen mit einer Be triebslänge von zusammen 354,3V ü,». Diese 17 Be triebsunternehmungen, nämlich die Straßenbahnen in Leipzig, Dresden, Themnitz, Zwickau, Plauen im Pogtl, Freiberg. Zittau, Meißen, Schandau, Dresden- Pillnitz, Niedersedlitz—Kreischa. Löbtau—Hainsberg, Dresden—Cossebaude, Bühlau—Weitzig, Bergschwebe- dahn Loschwitz und Drahtseilbahn Loschwitz—Weißer Hirsch beförderten im Jahre 1910 insgesamt 263 319 824 Personen bei 58 025 980 geleisteten Motor wagenkilometern, so daß durchschnittlich an einem Betriebstag 158 975,5 Motorwagcnkilomcter geleistet und 721424 Personen befördert wurden. Sämtliche sächsische elektrische Straßenbahnen und Drahtseil bahnen verfügen über 1292 Motorwagen mit 51021,0 Pferdestärken und 24 630 Sitz- und 20307 Steh plätzen. Die Zahl der Anhängewagen beträgt 762 mit 13824 Sitz- und 14543 Stehplätzen. — Die Un fallstatistik weist auf den sächsischen Straßenbahnen insgesamt 244 Zusammenstöße mit Fuhrwerken, Zug tieren, Fußgängern, Reitern und Radfahrern auf. Auf den beiden Drahtseilbahnen Loschwitz und Weißer Hirsch ereigneten sich überhaupt keine Unfälle. Die meisten Unfälle ereigneten sich im Bereiche der Städtischen Straßenbahn Dresden: 159, Große Leip ziger Straßenbahn: 78. Leipziger Elektr. Straßen bahn 53, Stüdt. Straßenbahn Chemnitz 20, Zwickau und Plauen je 6. Verletzt wurden hierbei 235 Personen leicht, V0 schwer, tödlich 18, zusammen 343. Auf eine Million Motorwagenktlometer kommen demnach 4,05 leicht-, 1,55 schwer- und 0,31 tödlich verletzte Per sonen. Die Entwickelung des Straßenbahnwesens in Sachsen hat innerhalb der letzten sünf Jahre wesent liche Fortschritte gemacht. Namentlich hat die Per- sonenbeförderung ganz bedeutend zugcnommen. I Während sick^ die Gesamtstreckenlänge der sächsischen elektrischen Straßenbahnen nur um 37 lrw, nämlich I von 325 km im Jahre 1905 auf 362 km im Jahre 1910 vermehrt hat, ist die Zahl der beförderten Personen von 190363000 im Jahre 1935 aus 205375000 im Jahre 1906, auf 220 671 000 im Iahre 1907, auf 229010000 im Jahre 1908, auf 240 946000 im Jahre 1909 und auf 21A320 000 im Jahre 1910 gestiegen. k. Billiger Sonderzug zur Leipziger Messe. Zur Erleichterung des Bäsuchs der Leipziger Michaelis wesse läßt die sächsische Staatsbahnvcrwaltung am Sonntag, den 10. September, einen weiteren Sonderzug zu ermäßigten Fahrpreisen von Chem nitz nach Leipzig und zurüa verkehren. Der Zug verläßt Chemnitz. Hauptbalmhof, 6 Ilhr 45 Min. vorm., verkehrt ab Witlgensdorf 7 Uhr, ab Burgstädt 7 Uhr 18 Min. und trifft in Leipzig, Bayrischer Bahn hof, 8 Uhr 35 Min. vorm. ein. Von Limbach bietet der dort 5 Uhr 32 Min. früh abgehende Personenzug in Wittgensdorf Anschluß an den Sonderzug. Die Rückfahrt des Eonderzuges erfolgt vom hiesigen Bayrischen Bahnhof 10 Uhr 46 Min. abends und die Ankunft in Chemnitz, Hauptbahnhof, 12 Uhr 36 Min. nachts. In Wittgensdorf vermittelt der 1 Uhr 16 Min. nachts dort abgehende Perjonengug den Anschluß nach Limbach, wo die Ankunft 1 Uhr 33 Min. nachts erfolgt. * Sedanseier des D. H.-V. Am Sonntag, den 3. September, fand die Diesjährige Wcuwcrversamin- lung des Kreises Leipzig auf dem Rochlitzer Berge statt. Die Ortsgruppen des Kreises waren in stattlicher Anzahl vertreten. In den vierstündigen angeregten Verhandlungen gäbet» die Obmänner oer einzelnen Abteilungen eingehende Berichte über ihre bisherige Tätigkeit. Aus ihnen war zu entnehmen, daß der Kreis einen guten Mitgliederzuwachs zu ver zeichnen hat und die finanziellen Verhältnisse sehr günstige zu nennen sind. Besonders interessant waren die Ausführungen der einzelnen Redner über die Dil- dungsbestrobungen, die Judenpflege und staatsbürger liche Erziehung. In einer ganzen Reihe von Orten wirken deutschnationale Handlungsgehilfen in den Ortsausschüssen für Jugendpflege an elfter Stelle mit. Nach Beendigung der Tagung wurde von dem Kreise Leipzig ein« großzügige Sedanfeier veranstaltet. Gegen 3 Uhr strömten deutfchnationale Handlungs gehilfen ans allen Teilen Sachsens zur Bergwirtschaft, wo sich auch ein großer Teil der Rochlitzer Bürger- schäft einfcrnd, um an der Feier teilzunehmen. Kon- zcrtklänge der Kapelle des Bornaer Karabinier-Regi ments wechselten mit Vortägen des Rochlitzer Män nergesangvereins „Liederkranz" und allgemeinen Ge sängen ab. Am Abend vereinigten sich die Festteil nehmer an dem festlich erleuchteten Fricdrich-August- Tuvm, wo nach Fanfarenkläwgen und einem Vortrag des genannten Gesangvereins der Neichstagsabgeord- nete Generalleutnant z. D. von Liebert die Fest rede hielt. Seine zu Herzen gehenden vaterländischen Worte und Mahnungen fanden stürmischen Beifall. Nach Absingen des Liedes „O Deutschland hoch in Ehren" bewegte sich der Zug der Festteilnehmer mit Musik und Fackelbeleuchtung nach Rochlitz. Hier machte man noch einmal am Kriegerdenkmal halt, wo der Gauvorsteher des Gaues Königreich Sachsen im Deutschnationalen Handlungsgehilfen - Verba,»d Martin Vorholz - Leipzig im Namen des Kreises Leipzig im D. H.-V. einen Lorboerkvanz niederlegte und der Stadt Rochlitz für die freundliche Aufnahme den Dank der Festteilnshmer ausfprach. * Der Sächsische Landesverband der Kinemato- araphenbefitzer hielt dieser Tage in Leipzig seine Landcsversammlung unter dem Vorsitz von Mäder- Dresden ab. Der Hauptpunkt der Tagesordnung bestand in einer Ansprache über die Filmmonopol- Frage, und wie schon »n der Chemnitzer Versamm lung des Landesverbandes, waren auch hier die Stimmen in sehr scharfer Weise gegen Monopole gerichtet. Der Vorsitzende gab bekannt, daß viele Fabrikanten sich schriftlich dahin erklärt hätten, d^ von ihrer Seite aus ein Monopol nicht unterstütz, werden würde. Die Versammlung nahm eine Reso lution an, nach der sich die Theaterbesitzer verpflich ten, keine neuen Verträge aus Monopolisierung mehr einzugehen. Die Bestrebungen sollen ferner noch darauf gerichtet werden, daß statt des meist wider wärtigen Inhalts der französischen und italienischen Romantik. Motive aus der deutschen Sage, mit denen sehr gute Erfolge erzielt worden seren, als Grundlage für die Films gewählt würden. 71. Zur Handhabung des Reichsvereinsgesetze» hat das Reichsgericht eine sehr wichtige Entscheidung ge fällt. Durch sie sind die bisher bestehenden Zweifel, ob die Polizeibehörde in jede öffentliche Versamm lung, nicht bloß in politische Versammlungen, Be auftragte entsenden kann, beseitigt worden. Aus der Entscheidung ist folgendes hervorzuhcben: „Die Ansicht des Beschwerdeführers, daß sich die Be fugnis der Polizeibehörde zur Ent», sendung von Beauftragten und deren An- spruch aus Einräumung eines angemessenen Platzes nach H 13 des Reichsvereinsgcsetzes vom 19. April 1908 nur auf politische Lkrscunmlungen im Sinne des 8 5 dieses Gesetzes beziehe, ist irrig. Dies ergibt schon der Wortlaut des tz 13, nach dem für den Begriff der öffentlichen Versammlung nicht nur auf 8 5, sondern auch auf die 6 bis 9 und 12 des Gesetzes verwiesen ist, welch letztere Vorschriften auch unpolitische Versammlungen zum Gegenstand haben. Das Gleiche ist der Entstehungsgeschichte des Gesetzes zu entnehmen, 8 des Entwurfs erklärte die Polizeibehörde für befugt, in jede Versamm lung, für die es einer Anzeige, Bekanntmachung oder Genehmigung bedarf, zwei Beauftragte zu entsenden, und verstand unter ersteren insbesondere die in ts 3 erwähnten öffentlichen Versammlungen zur Erörte rung öffentlicher Angelegenheiten. Die Fassung des jetzigen 8 13 beruht auf den Beschlüssen der Kom mission, wobei ausdrücklich heroorgehoben ist, daß eine sachliche Aenderuna nicht beabsichtigt wurde, zu mal jene Befugnis selbstverständlich se». Mithin umfaßt 8 13 des Reichsvere,nsgesetzes alle überhaupt unter dieses Gesetz fallenden öffentlichen Versamm- lungen, mögen sie politische oder un- politische sein, wie dies auch in den von der Strafkammer erwähnten Urteilen des sächsischen Oberverwaltungsgerichts und des Kammergsrichts ausgesprochen ist. Da es sich nun im vorliegenden Falle festgcstelltermaßen um eine für jedermann unterschiedslos zugängliche und daher öffentliche Gewerkschaftsversammlung handelte, so unterlag diese schon an sich den M 6 Absatz 3, 12 des Reichsvcreinsgesetzes, wodurch die Anwendbarkeit des 8 13 auf sie ohne weiteres begründet war, ohne daß es noch der Feststellung bedurfte, daß es sich auch um eine politische Versammlung^ handelte. Noch dieser Entscheidung sind also die Polizeibehörden be fugt, in ied« öffentliche Versammlung, die unter das Reichsvercinsgesetz entfällt, bis zu zwei Beauftragte zu entsenden. * Selbstmordversuch im Landgßxichtsgebäude. Der Arbeiter Friedrich Gustav S a n d m a nn aus Böhlitz Ehrenberg stand am Sonnabend vor der Fericnstrasi kammcr I) unter der Anklage der Blutschande. Die Verhandlung endigte mit der Verurteilung Sand manns, der sich an seiner Stieftochter vergangen batte, zu einem Jahre sechs Monaten Zucht haus und drei Jahren Ehrenrechtsverlust. Als Sandmann nach der Urteilsverkündung soforr in Haft genommen wurde, versuchte er sich in der Gerichts schreiberei zunächst ins Herz zu stachen. Als er von dem Kerichts-sekretür daran gehindert wurde, stach Sandmann sich in die Pulsader. Er wurde dann dem städtischen Krankenhause zugesührt. Brände. Montag abend 10.13 Uhr würbe die Westwache nach der Metallwarenfabrik von Blank Rast, Naumburger Straße 9, gerufen. Hier war eine Kiste mit gebrauchter Putzwolle in Brand ge raten. Die Wehr unterdrückte die weitere Gefahr. — Ferner fanden noch in den Wohnungen Karl-Hcir- Aus Melsnüs Leden. fZum 8. September.)*» (Nachdruck verboten.) Die Wieland-Biographen waren bekanntlich im ersten Drittel des vergangcncnen Jahrhunderts über die vom Dichter in Tübingen verbrachte Zeit völlig im unklaren und einige von ihnen wißen von den iür seine spätere Entwickclung ungemein wichtigen Jahren überhaupt nichts. Einen schätzenswerten Bei- crag zur Geschichte jener Periode bietet ein Reise bericht Karl Bertuchs, des Freundes Goethes und Vertrauten Karl Augusts. Bcrtuch war im Jahre 1811 — also gerade vor hundert Jahren — auf einer Reise durch Schwaben begriffen und hatte seine Reijeeindrücke in einer Art Tagebuchform nach Weimar gesandt. Gelegentlich seines Aufenthaltes in Tübingen har er, der zu dem engsten Kreise der Weimarer Großen gehörte, naturgemäß auch über Wielands Tübinger Studienzeit persönliche Nach forschungen angestellt und schreibt über den Dichter und icne Entwicklungsjahre des Oberon-Dichters u. a.: ,Wie eine rromme Ueberlieferung geht es in Tübingen von Mund zu Mund, daß Teutschlands ehrwürdiger Dichter-Nestor Wieland hier studierte. Doch da Wieland sehr eingezogcn gelebt hatte, so waren die Nachrichten darüber unbestimmt, und nach der Verehrung für den großen Landsmann batte die Phantasie manches suppliert, was nicht so ,st ... ." „Wieland kam Ende Oktober 1750 nach Tübingen, wo er eigentlich das Jus studieren sollte, und sand Ausnahme in dem sogenannten „Homannichen Stipendium", welches im 17. Jahrhundert von einem ehemaligen Tübingischen Professor der Rechte — einem geborenen Biberachcr lWieland war belanntlich ebenialls in der "Nähe von Biberach aeboren D. V.) - für sechs Studierende aus den Reichsstädten Biberach, Ulin, Reurlinacn und Augsburg gestiftet worden war und worin diese Stipendiaten sreie 'Wohnung in dem ehemaligen Hause des Stifters nebst guter Kost und Verpflegung erhielten. Diese Stiftung wurde gewöhnlich nach Sem Namen des Professors, der die ökonomische Leitung führte und in dem Stift mit seiner Familie wohnte, benannt, und so hieß dieses damals nach dem D(oktor) und Professor, späteren Oberhofprediacr und Prälaten Faber „die Faberei." Es herrschte eine anständige Freiheit in dein Hause und der Pro fessor, der bei der gemeinsamen Tafel den Vorsitz führte, mischte sicb nie »n die persönlichen Angelegen heiten der Stipendiaten." Die Hauplsache war, daß die jungen Leute sich „unklagbar aufführten", 'm übrigen tonnte jeder tun und laßen, was er wollte, studieren oder auch — nicht studieren. „Wieland hatte nun an der ersten Vorlesung über die Gehcimnißo der Jurisprudenz — speziell über die Pandekten — für immer genug und hörte während seines ganzen Aufenthaltes in Tübingen kein Kolleg mehr, lernte außer Professor Faber und dem berühmten Kanzler Piaff, der eine Art Kardinal- Protektorat über alle in Tübingen studierenden Reichsstädte! nusübte, keinen einzigen Tübinger Professor persönlich kennen. Er lebte äußerst jpar- *) Tie obigen Lchildcrunftc« sind auaciig»>wcise, z. l. mich noch dem Lrtginal allen hnndertsahrtgen eirtrfcn nni> ipcrichicn erilnommcn, btc sich aus der Großlicrzoglichen 2iiblio< «hek in Weimar besinden. Quellen wie Inhalt dürsten nur den intimsten Gliedern der Wteland-Gemrinde sotelleichl auch diese» nicht) UrtLnnt sein. Der Vers. sam und unbekannt und beschäftigte sich hauptsächlich damit, die »ersten poetischen Versuche ans Licht zu fördern". Vom Studium ld. h. dem Fachstudium) war während Wielands zweijährigem Anfenthalt in Tübingen kaum die Rede: er lebte lediglich seinen schöngeistigen Neigungen und kam mit nur ganz wenigen Menschen in Berührung. Daher mag wohl auch die mangelhafte Kenntnis über seinen Tübinger Aufenthalt stammen." Hieraus ist auch die eingangs angedeutete Tatsache, daß man zu Bertuchs Zeit vielfach behauptete, Wieland habe überhaupt nicht in Tübingen studiert, zu erklären. Das erste — in der zweiten Woche des November 1750 angefangene und in der dritten des Februar 1751 vollendete — Werk war das Lehrgedicht über „Die Natur der Dinge". Diesem folgten die zwölf Moralischen Briefe.^die Moralischen Erzählungen in reimsreien Jamben, der AnUovid, zwei Hymnen an den Frühling und an die Liebe. Im September 1751 besuchte Wieland seine Eltern, machte mit seiner Mutier und Tante eine Reise zu einem Verwandten in Augsburg und kehrte im Anfana November nach Tübingen zu seiner bis herigen Art zu studieren und sich zu beschäftigen zurück, bis er im September 1752 Tübingen auf immer verließ und Mitte Oktober nach Zürich zu Bodmer übersiedelte, von dem er aufs freundlichste in sein Haus eingeladen worden war, um ihn — wie er hoffte — über den Verlust seines einst ichwär- meriich geliebten Klopstock zu trösten. »Wieland war schon lange", heißt es u. a. in einem Briefe aus Weimar, „der Stolz und die Freude aller, die deutsch denken und reden. Was ihm neuerlich begegnete, ist also auch jedem Deutichcn eine wichtige Amiclcgenheit. Der treffliche Greis batte dies letzte Jahr in fast ungeschwächter Tätigkeit verlebt und eine Krankheit, die ihn befiel, bald überwunden. Wie stark und kräftig sein Geist sey, bewiest der vierte Theil seiner wahrhaft meisterhaften Ueberjetzungen der Briefe Les Eiccro. der vorige Ostermeße im Ver lage der Gcßnerichen Buchhandlung in Zürich erschien. Denn nur jo würde der beredeste Römer an seinen Attikus und an seine Betrauten deutsch geschrieben haben. Die zahlreichen Bemerkungen dazu sind eine Frucht mehr als eines Menschenlebens . . . „Am 5. September wurde im vertrauten Kreis von einigen zwanzig Personen Wielands 79. Geburtstag mit dem edlen Greise froh gefeiert und ihm, der alles durch seine heitere Gegenwart belebt, mehr als ein fröhlicher Toast zugeoracht. Am 11. September nachmittags wollte er. begleitet von seinen zwei Töchtern, in das eine halbe Stunde von hier an der Ilm gelegene Tiefurt fahren, wo die allen Weimaranern unvelgeßliche Herzogin Amalie viele Jahre hindurch ihren Lommeraufenthalt gehabt, und wo Wieland selbst mehr als einen sönncnreichen Sommer verlebt hatte. Am Abhänge des Berges, an dem man zum Dorfe hinadiährt, springt der Brust riemen des Geschirrs, die Prerde gehen durch und schleudern den Wagen an den mit Steinen besäten Berg Wieland bricht das Schlüsselbein an der linken Seite, die Frauen werden gleichfalls schwer verwundet, die jüngste liebenswürdige Tochter besonder» so hart, daß sic leblos von einer Bauersfrau, die im benachbarten Felde arbeitete, ins nahe Dorf getragen ward: Vater Wieland be hielt aber alle seine Besinnung und ging selbst, ob gleich geführt, ins Dors. Bald wurden sie in einem Hofwagen irr die Stadt gekracht. Die Teilnahme ist allgemein und zeigt sich in rührenden Beweisen von seiten des Hofes und der Stadt. Der geschickte Wundarzt, Hofrcft Stark (der hier die Entbindung der allve^ehrten Erbprinzessin und Großfürstin Maria Paulowna erwartet), in Verbindung mit dem herzog lichen Leibchirurgus übernehmen die Kur. Alles geht, so gut es sich irgend erwarten ließ. Wielands treffliche Konstitution und ungeschwächte Lebenskraft unterstützte die kunstreiche Sorafalt der Wundärzte. Heute, nach vierzehn Tagen, zeigt sich schon ein bindender Kallus (Gewebsneubildung. D. Verf.) — bei einem 79jährigen! — zur Wiedervereinigung des dreimal gebrochenen Brustbeins. Der Kranke sitzt des Tags schon wieder in dem Lehnstuhl, erträgt mit echter Lebcnsphilosophic und Heiterkeit sein Schicksal, läßt sich abends vorlesen, schläft ruhig und spricht davon, wie er bald zur Vollendung seiner Uebcrsetzung der Briefe des Cicero zurückkehren werde. Wir tonnen daher mit Zuversicht hoffen, daß dieser grausame Un fall die Lebenstage des verehrten, und durch die Art, wie er auch diese Prüfung ertrug, uns noch ehr würdiger gewordenen Dichtergreifcs nicht kürzen werde." Die Hoffnung des Driefschreibers ist. freilich nicht in vollcni Umfange in Ersülluna gegangen, denn Wieland hat sich in dem einen Jayr, das ihm zu leben noch vergönnt war, nie wieder recht erholt, und im Januar des Jahres 1813 segnete der Dichter das Zeitliche. II. k. von üer Oresüner Svlöpcr. Aus Dresden wird uns geschrieben: Graf See bach und Generalmusildireltor v. Schuch, die beiden Allgewaltigen derDresdnerHostheater, haben mit ihren Stars in letzter Zeit manch heißen Strauß zu be stehen gehabt. Jetzt aber können sie die Friedens schalmei blasen. Zuerst war es die dramatische Sängerin Frau Schabbel-Zoder, eine ausgezeich nete künstlerische Kraft, die sich schmollend zurückzog und ihrem Unmut durch eine Klage gegen den König von Sachsen, als den Inhaber der Hostheater in Dresden, Luft machte. iFrau Schabbel-Zoder war wider ihren Willen entlaßen worden, weil sie un geachtet des Verbotes der Hoftheaterintendanz in Dresden in einem öffentlichen Konzert gesungen batte. In diesem Punkte versteht Gras Seebach keinen Spaß. Nun ist es zwischen den streitenden Parteien zu einem gütlichen Vergleich gekommen, wenngleich die hervorragende Sängerin nicht mehr an die Hofoper znriickkehrt. Als während der letzten Tenorkrisis in der Hof oper — Burrian mar kontraktbrüchig geworden, Prof. Dr. v. Bary war erkrankt und Scmbach hatte an seiner Stimme Schaden erlitten — der lyriiche und sehr vielseitig verwendbare Tenorist Fritz Soot in die Bresche sprang, den Ruf des Dresdner Kunst instituts zu reiten, wußte man an maßgebender Stelle diesen seltenen Fleiß des Künstlers nicht genügend zu schätzen. Soot sang sogar mit dem Arm in der Binde — er hatte sich au> einer Antomobtlfahrt den Arm gebrochen — die schwierigsten Partien. Er erntete zwar den Dank des Publikums, aber nicht den der Intendanz. Der Künstler kam schließlich ver ärgert um seine sofortige Entlassung ein, und sie würde ohne ein Wort des Bedauerns erteilt. Aber der diplomatische Grcn Scebach verstand den ge kränkten Tenor zu beschwichtigen. Jetzt bleibt Fritz Soot. — Mildem kontraktbrüchigen Heldentenor Carl Burrian lebt aber Graf Seebach immer noch auf dem Kriegsfuße. Der gegen Burrian wegen Bezah lung von 30 000 .§> Konventionalstrafe angestrengte Prozeß kommt im nächsten Monat vor dem Prager Landesgericht zur Entscheidung. Burrians geschiedene Gattin, die Opernsängerin Frau Vurrian-Jelinek, hat inzwischen ihren Gatten wegen rückständiger Unterhaltungskosten in Höhe von 12 000 .X pfänden laßen und die ZwangsvoUstreckunain seine Dresdener Liegenschaften beantragt. Seine Barmittel, die mehr als eine Halde Million Kronen betragen sollen, hat der schlaue Tscheche in Sicherheit gebracht. Sic sollen in der Bank von England gegen Gerichtsvoll zieher und geschiedene Frauen unantastbar aufbe wahrt sein. In Dresden ist dieser tschechische Sänger bereits vergeßen. v. U. von üer wiener Soloper. Die Affäre mit der Hofopernsängerin GreteForst vom Wiener Hofoperntheater ist noch nicht erledigt und schon hat Direktor Gregor einen neuen Konflikt mit einem der ersten Mitglieder der Hosoper Lucie Weidt, der ersten dramatischen Sängerin der Oper. Die Künstlerin hatte vertragsgemäß vom 21. August dis zum 2. September ihren Urlaub. Am 17. August wurde die Künstlerin krank und erbat sich für die folgenden drei Tage Urlaub. Am 18. August erschien sie nicht in der Oper und am selben Tage sandte Direktor Gregor einen Arzt in die Wohnung der Künstlerin. Dieser traf Frl. Weidt jedoch nicht an, da sie bereits abgereist war. Als nun Frl. Weidt gestern wieder in der Oper erschien, ihre Gage zu erheben, wurde ihr bedeutet, daß sie eine Strafe von 3500 Kronen zu zahlen hätte. Die Künstlerin ging hierauf zur Direktion und hatte mit dem Direktor Gregor einen heftigen Auftritt. Da der Konflikt mit Frl. Forst noch nicht bei gelegt ist, so wurde die neuerliche Auseinandersetzung mit Frl. Weidt vertagt. Direktor Gregor erbat sich Bedenkzeit, um sich überlegen zu können, ob er die Strafe rückgängig machen soll oder nicht. Selbltporträr ües Steinzeltmenlchen. Der Konservator der Museen von Mont-de-Mar- san, Dubalen, hat in der Nähe von Dax in der Ri- viere-Höhle, in der man Gegenstände und Werkzeuge aller Art aus dem Ende der paläolithischen Periode gefunden bat, eine Anzahl Tierknochen und Werk zeuge aus Kieselsteinen, Knochen und Elfenbein ge sammelt, unter denen ein Fund ein besonderes Interesse erweckt. Es ist die Darstellung eines menschlichen Gesichts, die aus dem Bruchstück eines Cchenkelbeins cingrjchnitten ist. T as Gesicht ist nur mit einfachen, flach einaeritzten Strichen cn tne.- dargestellt, ein ein fache» Oval, das unten am Kinn spitzer zuläuft. Die Augen sind richtig unter einer ziemlich niedrigen Stirn eingezeichnet und werden durch zwei kleine Vierecke wiedergeaeben, die eine kleine Vertiefung umgeben. Die Nase ist mit einer Ziemlich langen braunen Linie, die augenscheinlich durch einen heißen Körper in den Knochen einge brannt ist. dargestellt: die beiden Nasenflügel sind wenig deurlich: um ne zu erkennen, muß man das Licht unter einem bestimmten Winkel auf die Fläche fallen lassen. Der Mund ist groß, durch zwei tief«, fast parallele Striche bezeichnet, das Kinn ist lang und spitz. Zwischen der Nase und dem Munde sieht man zwei Striche rechts und link», die man viel-
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