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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 31.08.1911
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1911-08-31
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19110831028
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1911083102
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1911083102
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1911
-
Monat
1911-08
- Tag 1911-08-31
-
Monat
1911-08
-
Jahr
1911
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BezugS-PrriS Ar LrwNß «» Vor»«, »»rch »»len TrSaei in» kl>«dtl,ur, r««l ti,ltch t» ha»» ,«d«ach» « VI. monatU. L.7U Ml. »teruttädrl vet »n>«r» Filtale» » An» »-»K«L«» ada«dotr 7V PI. «onatU. »L Ml. «tetteltähu. »i« V»«r Wxkdald DoNchland» »nv der beatILen K»l»nt<» »t.nrljährl. ».« «I.. mouatl. llM Ml. a»»M P»hd«ft«UurU> Kerner t» Belgrr», Danemarl. b«n Donauttaat«». Jtalteir «uirmbuca. R»«d«rtandr Rar» »«»«». Oesterreich. Ungar». Rurland. Echwede», Schwer» » Eoanre» In all«, übrigen Eraatrn »o> direkt durch dl» Eelchatttstell, de» Vtaue» «rtzatutch. La» Let»,«««» lagedlao ertcherm »mal tigUch. San», u. K«»«nag» nui morgen». Ad»»»«m«ar»»<»»avm» A»d»»»>»g«1t« d. del »nlere» tragen». KUlalen. bpedlieure» «d Lnnatz^keLe». lowu Pagünuer» »nd Lnesrrogenu Abend-Ausgabe. MMerTaMM LeU-Anschl. 14 SSL Mach,a»l»l»U 14 SSL 1« 6Ä4 Handelszeitung. Tel.-Znschl. 14SSL Macht-»««»»» 14 «»3 14VS4 Amtsblatt -es Rates «n- des Nolizeiamtcs -er Lta-t Leipzig. Änzeifteu Preis für 2nl«rar« au» r!«rptla u»d Umgeb»»» dl« lloaltlg«Pettl,«ll«Ä P1_üi«Reklame, retl« t Ml. van au»wärt» M Ps, Reklame» Mk. Inserat« von BehSrden tm amt. llchen teil die Peilt,eil» üü Ps D«Ichasr»anj«tgen mit Plauoorlchnften u. in der Adendaurgade im Preis« erhöht. Rabatt nach Laris. Peilagegeduhr Desaint» auflag« 5 Mk. p Tausend er». Paslgediihu Teilbeilage höher. Frftertetlte Austrage kennen ntrdt zurüch gesogen werden sZür das Erscheraen a» bestimmten Tagen und Plagen wird keine Garantie übernommen. Anzeigen - Annahme: Iahannisgass» 8, bei sämtlichen Jilialen u. oben Annoncen» Lrpeditionen des In- und Au»lande». Druck »nd verlas »«» .lisch«« ch Riirfte» Inhaber: Paul kürst«». Redakti», und vejchastsstell«: Iohannirgasse 8. Haupt» Filiale Dr«»d«n: Seestrafte t. I (Telephon t82l>. Ur. 24 t Vonnrrsiag, den Sl. iluyuli lSll. los. Jahrgang. Tie vorliegende Ausgabe umsaßt 6 Seiten. Ole Lignstarmsihte unü Marokko. In der Press« ist die Frag« aufgeworfen worden, ob die Sianatarmächte der Aglecirasakte von einem zwischen Deutschland und Frankreich getroffenen, Marokko betreffenden Abkommen verständigt und ob diese Mächte dann ebenfalls von Frankreich für einen Verzicht auf politische Interessen im Sckerisenreiche entschädigt werden mühten. Hierzu wird der Neuen Preuß. Korr." von unterrichteter Seite geschrieben, da» man in Berlin von Hause aus angenommen hat, daß ein solches Abkommen allen Unterzeichnern der Algecirasalte zur Kenntnis gebracht werden müsse. Was dann die übrigen Signatarmächte tun werden, ist vorläufig völlig ungewiß, in Berlin kann man das auch als eins spätere Sorge betrachten. Daß die anderen Mächte mit Entschädigungsansprüchen an Frankreich herantreten werden, ist wohl möglich; für die deutsche Regierung kommt es aber einstweilen nur darauf an, ein Einvernehmen mit Frankreich zu erzielen. Die Hoffnung, die in Pariser Blättern zum Ausdruck kommt, Laß ein solches Einvernehmen nunmehr gesichert sei, teilt man auch in maßgeben den Berliner Kreisen; nur warnt man hier vor übertriebenen Erwartungen hinsichtlich des Zeitpunktes des Abschlusses der Ver handlungen. Die französischen Vorschläge sind zwar dem Auswärtigen Amt in ihren Hauptzügen bereits bekannt, nicht aber oie näheren Einzelheiten. Gerade unter diesen Einzelheiten können sich jedoch noch Punkte befinden, di« längere Erörte rungen nötig machen. Es dürfte angebracht sein, hierauf besonders hinzuweisen, damit nicht im Falle, daß die Verhandlungen nickt so schnell zu Ende ge führt werden, wie man in Paris erwarte:, die Aus sichten der Besprechungen von neuem in Zweifel ge zogen werden. Vor der am Mittwochabend erfolgten Abreise Cambons nach Berlin haben alle maßgebenden Pariser Blätter noch einmal das Marotkoproblem besprochen. Sie haben in Leitartikeln dem Botschaf ter gewissermaßen als letzten Gruß den Wunsch des Volkes auf eine friedliche Lösung mit auf den Weg gegeben. Jedes Blatt schreibt in seinem Sinne und führt seine Spczialwünsche an. Der ..Temp s" wiederholt noch einmal seine schon oft abgegebenen Erklärungen und schreibt dazu: „Fassen wir uns kurz. Um zu erfahren, ob Deutsch land wirklich ernstlich eine Verständigung will und um den Wert einer solchen einschätzen zu können, müssen wir vor allen Dingen unserem Widersacher unsereForderungen unterbreiten. Dies hätte klar in den ersten Tagen geschehen sollen, das Versäumte muß daher sofort nachgeholt werden. So lange dies nicht geschehen ist, wird man stets im Finstern umhertappen und die öffentliche Meinung umsonst nervös machen. Selbst wenn wir annehmen, daß Deutschland sehr wenig am Kongo ver langt, so wäre dies wenige noch immer zu viel^ solange Deutschland nicht festgclegt hat, was es uns in Marokko dafür bietet, mrd so lange es sich nicht verpflichtet hat, die Zustimmung Europas hierzu zu verlangen. Wer war es, der zuerst darauf hingewiescu hat. daß das Abkommen vom Jahre 1909 und die Algecirasakte gegenüber den Schwierigkeiten, die Frankreich in Marokko vorfindet, nicht mehr ausreichen? Das war Deutschland. Es Aul üer Golümage. 22 s Roman von Marie Stahl. -Nachdruck verboten - „Ach Gott, wie schön und erhaben das alles klingt, und wie anders ist es in Wirklichkeit", »e- merkte Sanna achselzuckend. „Ich sehe immer und überall vernachlässigte Frauen und Männer, die sich am besten ohne ihre Gattinnen amüsieren. Und wenn sie je voll Dank am beimischen Herdfeuer sitzen, dann geschieht es gewöhnlich, um einen Kater auszu schlafen." Alexander mußte wider Willen lachen. Er zog die Geliebte von neuem an sein Herz und sagte: „Sie haben deine Jugend vergiftet, aber bei mir sollst du gesund werden. Ich bin nur tief besorgt um dich, solange ich noch keine Rechte auf dich habe, denn ich sehe, daß du zu Hause nicht den rechten Halt hast. Versprich mir, mein Lieb, daß du nie wieder hierher kommst. Du bist zu unerfahren, und diese Person hier mit ihren Gefälligkeiten ist mir im höchsten Grade verdächtig und sckseint mir gefährlich. Glaube mir. dieses Zimmer ist nicht nur für dich da, und für mich, du ahnst nicht, welchen Dingen du dich aus setzt. wenn du hier aus- und eingehst. Du hast es gewiß nicht nötig, zu ihr zu gehen, sie kann ja zu dir kommen." „Natürlich ist dieses Zimmer nicht für mich und dich da, sondern zur Anprobe für ihre Kundschaft," erwiderte Sanna fast gereizt. „Sie ist eine ganz geniale Person in ihrem Beruf, und die Damen lau sen ihr fast das Haus ein." „Sind die Damen aus deinen Kreisen?" „Zum Teil, ja. Doch am meisten arbeitet sie für das Theater. Das Theater hat immer di« besten Schneiderinnen." „Ich will sie nicht in deinen Augen verdächtigen, aber ich glaube allen Grund zu haben, dich zu war nen. Du mußt mir dein Wort geben, nicht wieder herzukommen. Bist du schon oft hier gewesen?" „Gelegentlich war ich zur Anprobe hier, aber nur ausnahmsweise. Sie kommt natürlich zu uns. Mama hat sie immer noch besonders gern. Sie ist ein« geborene Französin und hat den feinen Pariser Geschmack." Ein entsetzlicher Gedanke, den er als schatten haften Verdacht bis jetzt niedergezwungen hatte, griff muß nun also auch den Beweis erbringen, daß wir in Zukunft von allen neuen Schwierigkeiten verschont bleiben. Wird dieser Beweis nicht erbracht, so ist der ganze Kongohandel gegenstandslos und es er übrigt sich auch, um dessen Wert zu streiten. Denn wir erhalten nichts und haben daher auch nichts zu zahlen. Nur dieser Beweis interessiert uns und verdient eine Bezahlung. Darum ersuchen wir noch einmal Herrn Eambon dringend, so lange nicht vom Kongo zu sprechen, bis er nicht eine Erklärung erhalten hat, daß wir in Marokko Genugtuung bekommen werden. Lange genug hat man uns wie Ochsen hinter den Pflug gespannt, in Zukunft muß es anders werden. Wir sprechen nicht mehr von der Vergangenheit und verlangen nur, daß sie uns als Lehre für die Zukunft dienen soll. * Paris, 31. Auaust. (Eig. Drahtmeld.) Bot schafter Eambon besuchte gestern vor seiner Abreis« nach Berlin nochmals den Ministerpräsiden ten, der nachmittags auch mehrere Minister, darun ter den Minister des Aeußeren, empfing. Paris, 31. August. (Eig. Drahtmeld.) Botschafter Eambon ist gestern um 10 Uhr abends wieder nach Berlin abgereist. Die Spanier in Melilla. Madrid, 31. August. (Eig. Drahtmeld.) Im Ver laufe der gestrigen Operationen bei Melilla gegen die Urheber der Angriffe vom 24. August wurde ein Spanien befreundeter Kaid getötet. Sonst hatten die Spanier keine Verluste. politische Nachrichten. Nochmals das angebliche deutsch-russische Geheimabkommen. Petersburg, 30. Aug. (E. D.) Die „Börsen- Zeitung" und andere Blätter erklären, daß die französische Presse Unrecht habe, wenn sie be hauptet, daß ein geheimes russisch-deutsches Abkommen noch existiere, das für Frankreich einen Nachteil bedeute. Die „Börsen-Zeitung" nennt dieies Gerücht „eine übelwollende Erfindung österreichischer und deutscher Zeitungen" und erklärt, daß Rußland nicht so unilug sein würde, das ihm verbündete Frankreich im gegenwärtigen Augenblick zu schwächen. vor de« Auvglelchsverhandlung«« i« Böhme«, Prag, den 31. August. (E. D.) Der böhmische Landtag dürfte am 5. September d. I. zu seiner Herbstiession zusammentreren. Die erste Sitzung wird rein formellen Charakter tragen, worauf die sogenannte Ausgleichstommission zusammen treten wird. Während dieser Zeit wird das Plenum des Landtages keine Sitzungen abhalten. Die Stim mung auf tschechischer Seite für den Ausgleich ist nicht besonders günstig, so daß man an ein posi tives Resultat nicht gut glaubt. Auflösung -es Vereins der Deutschen in Moskau Petersburg, 31. August. (E. D.) Wie aus Moskau gemeldet wird, hat dort eine Maßnahme d--r Re gierung unter den dort lebenden Deutschen leb haften Unwillen erzeugt und starke Beun ruhigung hervorgerusen. Es handelt sich um die Auflösung des dortigen Vereins der Deut schen, der 634 Mitglieder zählt und seit 93 Jahren besteht. Der Verfügung liegen folgende Ursachen zu grunde: Das Ministerium des Innern hatte das Departement, dem die Vereine und politischen Ge sell chaiten unterstellt sind, aufgefordert, über die Tätigkeit des Vereins der Deutschen in Moskau Bericht zu erstatten. Das Vereinsdepartement hat nunmehr sein Referat erstattet und beantragt, den Verein der Deutschen in Moskau aufzulösen. In der Begründung dieses Antrages, dem Folge gegeben wurde, heißt es, oer Verein sei der Mittelpunkt von Elementen, die dem Hasardspiele frönen, so daß das weitere Bestehen des Vereins eine sittliche Gefahr für die Stadt bedeute. Diese Darstellung des Vereinsdeparteinents. die auf eine faliche Berichter stattung seitens der Moskauer Polizei zurückzusühren ist, entipricht absolut nicht den Tatsachen, da in den Klubräumen nie Hasard gespielt wurde. Der Verein, der in Moskau großes Ansehen genießt, hat Schritte unternommen, um die Auflösung rückgängig zu machen. Teuerungsuuruhen in St. Quenti«. Paris, 31. August. (Eig. Drahtmeld.) In St- Quentin stürmten gestern 1500 Webergehrlfen die Verkaufsstände der Butter- und Eierhändler und vernichteten einen großen Teil der Waren, weil die Händler zuhohePreise verlangten. Die Polizei war außerstande, die Händler zu schützen. In meh reren Qrten bei Douai und Nantes veranstal teten Arbeiterfrauen gestern vormittag eine Straßenkundgebung gegen die teuren Lebensmittelpreise und zwangen einen Teil der Händler, die Preise zu ermäßigen. Zum Lissabonner Hafenstreik. Lissabon, den 31. August. (E. D.) Die Aus- lad er und Hafenarbeiter streiken noch immer. Heute sah sich die Polizei mehrere Male veranlaßt, einzugreifen und verschiedene Verhaftungen vor<u- nehmen. Dagegen ist der Streik der Weber von Santa Maro beendet. Lissabon, 31. Aug. sE. D.) Mehrere Kohlen wagen, die von republikanischer Garde geleitet waren, wurden von Ausständigen angegriffen. Die Polizei zerstreute die Ruhestörer. Nus Leipzig unü Umgegenü. ?eiuriki 31. Auaust. Wetterbericht der König!. Sachs. Landeswetterroart« zu Dresden. Voraussage für den 1. September. Nordwestwind, wechselnde, meist starke Bewölkung. kühl, zeitweise Regen. Fichtelberg: Nachts schwacher Nebel, matter Sonnenuntergang, Abendrot. Temperatur des Flufiwassers. ,10. August abds. I, Uhr -ji. August irüh - Uhr 31. August mttgs.ILUHr Eermaniabad (Pleitzei 210" 6 20,5" 0 21.0" > SchwimmanstaltcEistkrj 22,0 " 0 21,0" 6 21,0' 0 Eemeindebad Schönefeld (Parth«, 20,0» 6 19,0'0 19,0' 0 * Jubiläen. Morgen vollendet sich ein Zeitraum von 50 Jahren, seitdem der Obermarlthelser Gottlieb Ernst Reimann in Leipig-Anaer-Crottendorf un unterbrochen in der Drogengroßhandlung von Dietz L Richter in Leipzig beschäftigt ist. — Das Jubiläum 25jähriger ununterbrochener Tätigkeit in einer Ar beitsstelle begehen morgen der Werkmeister Robert Max Flathe bei der Firma E. E. Oberläuter I Alexander kalt ans Herz und machte ihn schaudern. ! Wie er das holde Geschöpf im Arm hielt und sie sich von neuem seiner Liebe hingab, stieg die Frage unerbittlich in ihm auf: „Bin ich der erste und einzige?" Er schreckte entsetzt vor der Möglichkeit so jugend licher Verdorbenheit zurück und verneinte sie sich selbst mit aller Entschiedenheit. Und doch fragte er zögernd: „Sanna, sage mir um Gottes willen die Wahr heit vor deinem Gewissen: Hast du vor mir schon einen anderen hier getroffen?" Sie lachte ein ganz tolles übermütiges Lochen und rief: „Ach, bist du komisch! Gerade wie Made moiselle Dupres, meine französische Gouvernante, die fragt auch immer vor Gott und meinem Ge wissen, ob ich bei Miezi Langfeld abgeschrieben hätte. Weißt du, eigentlich sollte ich empört sein über deine Frage, aber man kann eifersüchtige Männer nicht ernsthaft nehmen." Und dann neckte sie ihn und tollte wie ein aus gelassenes Kind, nannte ihn Onkel Alex, Großpapa und Herr Schulmeister und zog alle Rcprimanden, Bedenken und Ermahnungen ins Lächerliche. Die Zeit war im Fluge vergangen, und der Aufbruch erfolgte eilig, da Sanna jeden Augenblick ihren Wagen erwartete. Frau Hrlbig geleitete ihn wieder zur Tür. Er drückte ihr ein Goldstück in die Hand und verließ eilig das Haus. * * * Alexander verbrachte eine schlaflose Nacht nach dem Stelldichein in der St.-Annen-Gasse. Der Sin nenrausch lag ihm noch im Blut, aber wieder hatte der Liebestrank, den ihm Sanna gereicht, einen fata len Nachgeschmack hinterlassen. Der Zweifel an ihrer Herzensreinheit, der einmal aufgestiegen war, ließ sich nicht mehr ganz bannen und saß ihm wie ein boh render Stachel im Fleisch. Die Aufforderung eines so jungen Mädchens zu einem derartig gewagten Ren dezvous hatte so etwas Bedenkliche», Verfängliches, dap er sich nicht mit gutem Klauben darüber hinweg helfen konnte. Mit zunehmender Nüchternheit steigerte sich seine Unruhe und Sorge. Und wenn dieses der erste Schritt war auf einem höchst gefahrvollen Wege, so gab es keinen Zweifel, daß Sanna nicht dabei stehen bleiben würde. Ihre eigenen Worte bestätigten das, sie war in voller Rebellion gegen die Ketten des Sittenzwanaes. die ihrem heißblütigen Tempe rament nicht zusagten. Aber war es der erst« Schritt? Er überredete sich mit Gewalt, daß es ein Un- 1 recht sei, ihr Vertrauen mit einem so niedrigen Ver dacht zu lohnen. Und er fragte sich immer wieder, welche Schritte er tun sollte, um sie zur rechten Zeit für sich zu retten. Jetzt, im Anfang seiner Karriere war es ein gewagtes Unternehmen, um ihre Hand zu werben und doch blieb keine Zeit zu verlieren, sie unter seinen Schutz zu nehmen. Diese ehemalige Zofe, die sicher diese kübuinbr« nicht nur zur An probe für ihre Damen und nicht zum erstenmal als guten Nebenverdienst zur Verfügung gestellt, war eine fürchterliche Gefahr. Was sollte er tun, um vorzu beugen? Er fühlte die Unmöglichkeit, mit der monu mentalen Mutter ein warnendes Wort zu reden, aber nachdem er die ganze Nacht gegrübelt und gekämpft, kam er zu dem verzweifelten Entschluß, dem Minister präsidenten mit möglichster Schonung Sannas sein ganzes Herz offen auszusckütten. Mit einem genialen Menschen war in solchen Dingen wohl auch am besten fertig zu werden, und bei Geicrsmark durfte man Verständnis für alles Menschliche voraussctzcn. Sein Verhältnis zu Sanna war auch wider fernen Willen so weit gediehen, daß er es nicht mehr recht mit seinem Gewissen vereinen konnte, es zu verheimlichen. Wie er so an dem offenen Fenster seiner Garyon- Wohnung, die in einer stillen Dillenstraße lag, sah und, mit diesen Erwägungen beschäftigt, den Dampf seiner Zigarre in das nächtliche Dunkel blies, trat Klärens Gestalt vor ibn, und thr dunkles Auge sah ihn an, mit jenem tiefen, einsamen Blick, der zuerst kein Interesse an ihrer Person erweckte. Und die Erinnerung kam mit zwingender Gewalt, wie sie unter seinem Einfluß wieder jung und froh geworden war. Und doch war sie mit aufrechtem Stolz neben ihm gegangen und hatte ihm nie ein Entgegenkom men oder das geringste Zeichen von Schwäche gezeigt. Wie er dieses feine Frauenehrgefühl liebte, dem sitt liche Kraft zugrunde lag! So hatte er sich immer da» Weib geträumt, das er zu seiner Hausfrau, zur Mutter seiner Kinder machen wollte, so stark und klug und tüchtig, mit der keuschen Liebesfähigkeit, tief wie das Meer! Solch ein Weib, dem man ruhig das Haupt in den Schoß legen und die Ebre eines guten Namens bedingungslos anvertrauen kann. Wir schwer war dieser Verzicht für ihn! Was hatte Sanna von diesem Ideal? Was blieb übrig, wenn ihr Iugendreiz dahin war? Würde es ihm noch gelingen, ihre Seele zu wecken? Nachf. in Leipzig und der Kutscher Friedrich August Lohse bei der Firma C. E. Lentsch in Leipzig. * Ordenswesen. Der Kaiser und König von Preußen hat dem Kassengehilfen bei der Leipziger Elektrischen Straßenbahn Albert Grabau in Leip zig das Allgemeine Ehrenzeichen verliehen. - Vom Königlichen Ministerium des ^nnern ist dem bei der Firma H. Hessels Kommissionsgeschäft in Leipzig beschäftigten Expedienten Earl Hugo Ferdinand Mell in Leipzig und dem bei der Firma Adolf Bleichert <K Eo. in Leipzig-Gohlis beschäftigten Vor arbeiter Friedrich August Nitzschke in L.-Gohlis für ihre mehr als 30jährige Tätigkeit in ein und derselben Arbeitsstelle das Ehrenzeichen für Treue in der Arbeit verliehen worden. — Weiter hat die Königliche Kreishauptmannschaft Leipzig dem seit 25 Jähren ununterbrochen bei der Firma Leipziger Schnellpressenfabril, Aktiengesellschaft, vormals Schiniers. Werner L Stein in Leipzig beschäftigten Anreißer Johann Eduard Dietrich in Leipzig- Reudnitz eine Belobigungsurkunde verliehen. Die Auszeichnungen wurden den Genannten heute in Gegenwart ihrer Arbeitgeber durch Oberbürger meister Dr. Dittrich an Ratsstelle ausgchändigt. * Neue Telegraphenanstalt. In Trebelshain bei Kühren ist am 30. August eine Telegraphen anstalt mit öffentlicher Fernsprechstelle eröffnet worden. Die neue Anstalt hält beschränkten Tages dienst ab. * Die Tagung der Vertreter Deutscher Studenten- und Schülerhcrbergen findet am 3. September im Hotel Sachienhof in Leipzig statt, zu der Abgeordnete aus ganz Deutschland und Deutsch-Oesterreich ange- meldet sind. Zur Besprechung stehen viele wichtige, ja einschneidende Anträge. Welche Bedeutung diese Schülerherbergen haben, ersieht man daraus, daß im Jahre 1910 in 394 Herbergen l228 davon in Deutsch land, 166 in Oesterreichs zusammen 54 003 Studenten und Schüler eingekehrt sind, die dort Nachtlager und Frühstück unentgeltlich genossen haben. Für die Hebung des Wanderns der Jugend sind die Herbergen also ein sehr wichtiger Faktor. Gerade von Leipzigern werden die Herbergen besonders stark benutzt; seit Bestehen der Herbergen von 23070 Besuchern aus Leipzig, eine Zahl, die nur noch von Dresden mir 27 951 übertroffen wird. Diese beiden Städte nehmen die 1. und 2. Stelle ein, dann folgen Berlin mit 18 392, Breslau mit 15 965 und Chemnitz mit 8485 Besuchern. * Der Hannoversche Mannergesangverein wird Anfang Oktober d. I. auf einer Kon-ertreise nach Dresden--Wien auch Leipzig besuchen. Der in der deutschen Sängerschaft angesehene Verein beabsichtigt, einige Tage in uniercr Stadt zu verweilen, um mit den hiesigen Gesangvereinen freundschaftliche Be ziehungen zu erneuern. Außerdem soll am Donners lag. den 5. Oktober, in der Alberthalle ein öffent liches Konzert gegeben werden. * Die Saal- »nd Konzertlokalinhader Leipzigs hielten im Etablissement „R e i ch s h a l l e n" zu L.-Volksmarsdorf ihre Monatsoersammlung ab, die vom Vorsitzenden Hermann Mose mann geleitet wurte Unter den Eingängen befand sich ein Ange bot des Herausgebers der „Leipziger Eisenbahnzei- tung" zu neuerer wirksamer Reklame, die den Mit gliedern zu.'' Inanspruchnahme anempsohlen wurde. Zur Bcgräbniskasse auf Gegenseitigkeit erfolgten auf entsprechende Befürwortung durch den Vorsitzenden zahlreiche Beitrittsanmeldunaen Herr Mosemann berichtete eingehend über die Verhandlungen des Verbandstaoes in Oschatz. Er maß den Beschlüs sen große Bedeuitung bei, da sie durchaus geeignet feien, dem Stande der Saalinhaber die äußerst schwie- Das war eine bange Frage. Aber nicht die Liebe durfte seinen Lebensweg be stimmen. er hatte höhere Pflichten: gegen das Vater land, gegen die Menschheit und gegen seine Familie. Die alle brauchten seine Kräfte. Um nun diese Kräfte in Tätigkeit setzen zu können, mußte er einen großen Wirkungskreis haben. Der Weg dahin hieß Karriere. Mit einem Glück im Winkel durfte er sich nicht be gnügen, wenn er nicht das ihm gegebene Pfund be graben wollte. Die Chancen aber, die ihm durch Geiersmark und dessen Tochter geboten wurden, waren so glänzend, wie sie ihm gewiß nicht wieder im Leben geboten werden würden. Und wurde je im Leben etwas Großes anders errungen als durch Verzicht auf persönliches Glück? Welcher Mensch hat das Recht, es sich wohl sein zu lassen mit Hintansetzung der großen Ausgaben, die ihm vom Geschick vorgeschrieben waren? Seinen guten, alten Namen wieder den ersten im Lande ebenbürtig machen, das war ein Ziel, des Schweißes wert! Von früher Jugend an hatte er davon geträumt. Arme Kläre! Ihr neu aufgeblühter Frühling würde schnell wieder welken. Vielleicht wird ein weher Schatten unter den einsamen Augen von heim lichem Leid sprechen, aber sie wird den Kopf hoch tragen und schweigen. Dürfte er nur einmal vor ihr hinknien und ihr sein blutendes Herz zeigen! Aber sic weiß es ja. Wie still die Nacht! Welch ein Zauber in diesem unsichtbaren Weben und Schweben allen Lebens zwi schen Traum und Schlaf. Wie Liebesseufz«n pulsierte der Herfichlag der Fühlingswelt im Schlummer unter dem tietverhangenen, sternenlosen Himmel, der das heilige Mysterium des Werdens mild und warm ver hüllte. Dort unten im Garten stand ein Tulpen baum, mit großen, geschlossenen Blumen beladen, die noch im Dunkeln einen matten Silberglanz ausstrahl ten, und ein schwerer, süßer Faulbaumduft lagerte in der Straße. Ein verspätetes Liebespaar kam wortlos, eng umschlungen, über den Weg und schlenderte, selig in sich versunken, den Anlagen zu. Ab und zu surrte ein Nachtschmetterlina über den Garten, oder ein Maikäfer taumelte schlaftrunken vom Baum, um klatschend auf den Boden zu fallen. (Fortsetzung in der Morgenausgabe.)
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