Suche löschen...
02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 01.09.1911
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1911-09-01
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19110901023
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1911090102
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1911090102
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1911
-
Monat
1911-09
- Tag 1911-09-01
-
Monat
1911-09
-
Jahr
1911
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
». Turth, b. ^L'Ertass." Entr'acte v. ThomL, 8. ,.Er innerung^ an Sedan.- Tonaemäld« v. Spohr. — Kapelle Günther Tobten»: 1. Ouvertüre >. Op. „Tannhäuser o. Wagner, 2. Fantasie a d. Op. „Der Bajazzo" v. Leoncavallo, 8. Fackeltanz B-Dur v. Meveroeer, 4. Dankgebei a. d. Alt-Niederländischen Volksliedern v. Kremser, 5. Fürstenkind, Walzer a. d. Hleickn. Optte. v. Fall, 6. Fest-Fanfaren über das Sachsenlied „Heil Dir mein Sachsenland" v. Etlhardt. * Rtrchennachrichten. Im September finden wieder zwei Andachten aus dem Südfriedhofe statt, und »war wird Pastor Krug am 3. September über das Thema: „Der Heimat zu" und am 17. September über da» Thema: „Lasset uns hinüberfahren" sprechen. — Der Kinderaottesdienst in der Peterskirche nimmt Sonntag, den 3. Septemoer, 0,12 Uhr, wieder seinen Anfang. * An Kindes Statt zu vergeben — ein dreister Schwindel! Bon einem Schwindler wurde vor mehreren Monaten in der Bayerjchen Strohe ein „Bureau" errichtet, in dem er in folgender Weise „Geschäfte" machte. Er erließ in hiesigen Zeitungen Inserate, nach denen er ein Kind gegen einmalige „angemeßene"Entschädigungzu vergeben hatte, wor auf sich eine Anzahl Bewerber melde:«; diesen er klärte er, daß er über ihre Familien-, Dermögens- und sonstigen Verhältnisse eingehende Erkundigungen «inziehen müsse und forderte von den Leuten zur Deckung der dadurch entstehenden Unkosten ent sprechende Beträge, die ihm auch in verhältnismäßig beträchtlicher Höhe gezahlt wurden. Noch ehe die Betrogenen der Sache auf den Grund kamen, war dem Herrn der Boden unter den Füßen zu heiß ge worden und er verschwand deshalb. Bor dem Be- trüger sei hiermit nachdrücklichst gewarnt. Aehnliche Inserate dürsten überhaupt stets mit Vorsicht aufzu nehmen sein. - Jubiläum. Der Reisende Adolf v. Brietz ke, Gohlis, Menckestraße 51a wohnhaft, begeht heute sein 25jahriges Jubiläum bei der Firma Kerngut <L Apel, Papiergroßhandlung und Dütenfabrik. - Goethe-Gesellschaft. Eine Goethe-Geburtstcws- feier war der Aniang des 11. Bereinsjahres. Der große Bortragssaal war bis auf den letzten Platz gefüllt. Der 1. Vorsteher, Herr Otto Siedel, begrüßte die Erschienenen in herrlichster Weise und bat, die Gesellschaft durch die Mitgliedschaft tatkräftig »u unterstützen. Herr Dr. B. Turnius sprach in sehr begeisterter Weise über „Goethe und das Theater" und tonnte sür seine Ausführungen reichen Beifall ernten. Herr Hugo Eberwein, non Herrn Organist Max Fest am Klavier sehr feinsinnig begleitet, sang mit sehr schöner Stimme ausdrucksvoll einige kom ponierte Goethedichtungen. Der nächste Dichterabend soll Ende September einigen der besten Leipziger Dichter gewidmet sein. « Zur Bewegung in der Metallindustrie Die Ortsverwaltung Leipzig des Deutschen Metallarbeiter- Verbandes hat für Sonntag, den 3. September, nach mittags ' ,4 Uhr mehrere öffentliche Versamm lungen unter freiemHimmel nach dem Brauerei garten in Stötteritz mit der Tagesordnung „Der Kampf in der Metallindustrie" einderusen. o>. Doppeltes Pech. In der Eisenbahnstraße lief Donnerstag früh ein Echieferdeckergehilfe hinter einem Strußenbahnzug der 8-Linie her, um auf den Anhängewagen zu springen, wobei er einen an der Bordkante stehenden Milchmann umriß, der gerade dabei war, Milch aus einer Kanne in eine andere zu gießen. Beide kamen zu Falle, so daß sich das teure „Weiß" auf die Straße ergoß. Der Milchmann erhielt nur eine rechte Handverstauchung, der Schiefer decker hingegen scheint eine Gehirnerschütterung davongetragen zu haben. Man brachte ihn in seine elterliche Wohnung in der Elisabethstraße. - Entwichen ist aus einer Erziehungsanstalt bei Leipzig der Zögling Karl Heinrich Kaiser, geboren am 18. Dezember 1896 in Dölitz. E» ist anzunehmen, daß sich der Bursche auf dem Meßplatz umhertreibt. — Aus einer Heilanstalt, wo er zur Kur unterge brocht war, ist der nervenkranke Student Willy Reinhard Kurt Martin, geboren am 27. September 1888 in Trtmmitschau, entwichen. * Selbstmord- »d Unfallstatistik. Im August waren 12 Selbstmorde, 15 Selbstmordversuche und 9 Unglücksfälle mit tödlichem Ausgang zu verzeichnen. Bon denjenigen, die freiwillig au» dem Leben schieden — 7 männliche und 5 weibliche Personen —, haben sich 5 erhängt, 3 vergiftet, 2 erschossen, 1 ertränkt, 1 durch Herabstürzen getötet. 7 Personen versuchten sich zu vergiften, 3 zu erschießen, 2 durch Aufschneiden der Pulsadern zu töten, 2 zu ertränken, 1 zu ver brennen. Eine 37 Jahre alte Ardeitersehejrau er litt beim Milchwärmen vurchExplosion einer Spiritus- flasche schwere Brandwunden, denen sie erlag; rin 25 Jahre aller Kesselschmied büßte sein Leben beim Schweißen von Petroleumtanks durch Explosion eines solchen ein; eine 29 Jahre alte Vermieterin starb an Brandwunden, die sie sich beim Anbrennen einer Lampe zuzog. Dasselbe Schicksal ereilte ein 18 Jahre altes Dienstmädchen, das in einen noch nicht ganz verlöschten Spirituskocher Spiritus nach gegossen hatte; ein 1', Jahre altes Kind erstickte an einem Stückchen Fleisch; ein 12 Jahre alter Knabe ertrank beim Baden' ein 60Jahre alter Privatmann wurde von einem Lastgeichirr überfahren und starb an den erlittenen Berletzunaen; ein 34 Jahre alter Hilfsschaffner geriet beim Rangieren zwischen die Puffer zweier Eisenbahnwagen und wurde tot gedrückt; eine 29 Jahre alte Dame fand den Tod durch Vergiftung infolge Verwechselung von Medi kamenten. * Boe Ankauf wird gewarnt! Während einer Automodilsahrt zwischen Wotitz und Tabor in Böhmen ist eine wertvolle Halskette, bestehend aus 70 erbsen großen, runden Perlen, in Verlust geraten. Den Verschluß bildet ein größerer ovaler Brillant in Platinfaßung. Für Herbeijchaffung der Kette, die einen Wert von 14 000 Kronen hat, ist eine hohe Be lohnung zugc sichert. - Diebstahl. Aus einer Wohnung in der Feld straße ist eine silberne Herren-Remontoir-Savonett- uhr abhanden gekommen, die mit der Aufschrift „Omeja" versehen ist und sich in einem blauen Sport gürtel und an vergoldeter Kavalierkette befunden hat; an der Kette befand sich als Anhänger ein rotes Kreuz. * Festgenommen wurden ein 41 Jahre alter Arbeiter von hier, der auf einem Neubau einem Kollegen die Taschenuhr gestohlen hatte; ein 21 Jahre alter Arbeiter aus Tonnewik, der rn der Südvorstadt einen Schaukasten erbrochen hatte; ein 43 Jahre alter Kaufmann aus Perleberg, der wegen Betrugs und ein 47 Jahre alter Stellmacher aus Hildburghausen, der wegen Diebstahls von hiesigen Behörden verfolgt wird; * Holzhausen. Freitag morgen gegen OL Uhr war auf dem hiesigen Güterbahnhos eine Lore Briketts durch Selbstentzündung in Brand ge raten. Weiterer Schaden konnte verhütet werden. - Wahren. Anläßlich der Wiederkehr des Sedan tages veranstaltet der Kriegcrverein zu Wahren Sonnabend, den 2. September, abends ' ,9 Uhr im Saale des Alten Gasthofes unter Mitwirkung des Mannergesangvereins „Einigkeit" und des Allge meinen Turnvereins, sowie des Leipziger Tonkllnstler- Orchesters einen Kommers. Die Festansprache wird Pfarrer Vierling halten. * Zwenkau. Vergiftet hat sich aus unbekannter Ursache die 48 Jahre alte Frau Anna Ritter von hier. — Der Händler Grube hat sich in der Ver zweiflung über die Verhaftung seines Sohnes, der an einer Messerstecherei in Löbschütz beteiligt war und dabei einen Grubenarbeiter erstochen batte, erhängt. — Im Garten des Forstbeamten Schürer I wurde ein geschlossenes Kuvert gefunden, das sechs nach Leipzig adressierte Postkarten enthielt. Die l Karten, auf denen eine herrliche Nachtfahrt geschildert wird, trugen da» Bild vom Ballon „Leipzig", waren aber „Ballon Heyden kl" abgestempelt. Leider war kein Datum vermerkt, und auch sonst war nicht zu ersehen, wann und wo der Ballon aufgestiegen war. Aus Lschlen. le. Döbeln, 31. August. Die Superintenden- tur bleibt in Leisnig.) Das Gesuch des Stadt rates zu Döbeln um Verlegung derSuperintendentur Leisnig nach Döbeln ist vom ev.-luth. Landeskon sistorium adschlägia beschieden worden. - Tas König- Georg-Reiter-Standbild von Fred Völkerling- Dresden ist gestern gegen Abend in zwei Teilen hier eingetroffen und wird gegenwärtig auf dem 'Nieder markt ausgestellt. Uebereinstimmend ist das Urteil, daß das Denkmal sehr gut gelungen ist. i Langenberq, 31.August. lSchwerverunglückt) ist hier auf einer eleltriichen Wäschemangel die ca 14 Jahre alte Tochter des Einwohners Geißler. Sie geriet zwischen die Wand und die Mangel und erlitt einen schweren Schädelbruch. - Chemnitz, 31. August. (Die Einweihungs feier des neuen Rathauses) am Sonnabend bringt vormittags 11 Uhr einen Weiheaktus, für den solgendes Programm aufgestellt worden ist: 1) Vor trag des Städtischen Orchesters: Auszug der Zünste aus „Die Meistersinger von Nürnberg" von Richard Wagner. 2) Festrede des Oberbürgermeisters Dr. Sturm. 3) Ansprachen: Seine Exzellenz Herr Staatsminister Dr. Beck für die Ehrenbürger; Herr Oberbürgermeister Geh. Rat Dr. Beutler, Dresden, für die Vertreter der Städte; Herr Kommerzienrat Handelskammerpräsident Gulden für die Schenkgeber aus der Bürgerschaft. 4t Dank des Oberbürger meisters Dr Sturm. 5) Weibespruch gesprochen von Herrn Superintendent Geh. Kirchenrat Dr. Hoff mann. 6) Vortrag des Städtischen Orchesters „Die Himmel rühmen des Ewigen Ehre" von Beethoven. Diesem Festaktus folgt auf dem Neumarkte die Aufführung des Festspieles „Die Rathaus weihe 1498" von Anton Ohorn. Die Leitung des Spiels hat Herr Oberregisseur Diener übernommen. Der Inhalt der Ohormchen Dichtung ist etwa folgender: Der ärztliche Coculatan Ranun- culus Pumposius preist ferne Kunst an und beab sichtigt, sie auf dem Markte zu zeigen, wird aber vom Volk und Schülern lächerlich gemacht. Gablemer und Bernsdorfer Bauern erheben Anspruch aus seinen Platz und wollen ihn verdrängen. Fahrendes Volk kommt hinzu. Das Volk lärmt und drängt durch, einander, bis der Stadtweibel erscheint und Platz für die Teilnehmer an der Rathausweihe schafft. Aus den verschiedenen anliegenden Straßen mar schieren dann die Festteilnehmcr lbie Zünfte) an. Es entsteht Streit darüber, wer der Sprecher sein und die Geschenke der Zünfte überreichen soll. Da kommt der Kaufherr Trusius daher und redet zum Frieden, worauf er selbst zum Sprecher gewählt wird. Bürgermeister und Ratsherrcn erscheinen. Der Bürgermeister begrüßt die Bürger und das Fest be ginnt mit einem Reigen. Nach Beendigung des Neigens nahen sich unter Gesang die Benediktiner und Franziskaner Mönche, in deren Namen Abt Heinrich und Guardian Erlenbach sprechen. Crusius über bringt die Glückwünsche der Bürgerschaft, überreicht eine Geldspende für die Kaufmannschaft, sowie einen Pokal und einen Krug für die Zünfte. — Eben will der Bürgermeister den Pokal erheben, um den ersten Trunk dem einträchtigen Zusammenstehen von Rat und Bürgerschaft in Liebe zur Heimat weihen, da ertönen Fanfaren und an der Spitze eines Jagdzuges reitet Herzog Albrecht ein, um an dem Feste teil zunehmen. Der Bürgermeister reicht ihm den Will komm aus dem Ehrenbecher, den der Herzog als Erster auf das Wohl der Stadt erhebt, daß sie wachse und blühe in Kraft und Treue. — Das Spiel klingt aus in einer Huldigung der Bürger- chaft. — Nach Beendigung der Aufführung > indet ein Festzug statt, der folgende Gruppen um aßt: Stadtlnechte, Fanfarenmusik, Schützengilde, l Sv» man zum Saül laufen vier nicht? Eine Betrachtung in eigener Sache. Von Franz Adam Beqerlein Leipzig. Wer ein Buch oder ein Theaterstück schreibt, setzt sich dem öffentlichen Urteil aus. Je nach der Leistung scheint ihm die freundliche Sonne der Kritik, oder es gibt trübes Wetter, Negenduichen und gar Hagel schauer. Bisweilen wird er mit Unrat beworfen. Muß er sich auch das gefallen lassen? Soll er dann nicht besser zum Kadi laufen? Ich habe mich augenblicks darüber zu entscheiden. In „Westermanns Monatsheften" sagt mir Herr Professor Dr. Ko ch nach, ich sei ein Dieb, ich stehle. Natür ich nicht Brieftaschen und Portemonnaies. O nein! Aber immerhin hält' ich Stoff und Konflikt meine» Drama» „Zapfenstreich" — das brave Stück ist inzwischen ein wenig müde geworden — gestohlen. Gestohlen au» dem 21. Kapitel von Wilhelm Raabe» Roman ,^Adu Telsan". Soll ich nun zum Kadi laufen? Ich meinte bisher, mich schriftstellerisch sozusagen normal, wie jeder andere auch, betätigt zu haben, nicht zu jedermanns Wohlgefallen, aber als ein ehrlicher Mann. Koch dagegen jagt: „Aber nein, der Mann ist ja ein Dieb!" Was hat er für Be weise für seine Behauptung? — Je nun, die lieber- einstimmung der Handlung in einem Kapitel de» Raabeschen Roman» mit der in meinem Drama sowie den Umstand, daß auch bei Raabe — nicht eben verwunderlich, da auch dort von Soldaten die Rede ist — das Wort „Zapfenstreich" vorkommt, genügen ihm, einen Mann, den er im übrigen gar nicht kennt, als Plagiator, als Dieb hinzustellen. Ich heiß« da» schlicht eine leichtfertige üble Nachrede. Gewiß hat man mir seinerzeit aufgemutzt, der Konflikt meines Dramas finde sich auch anderwärts; wenn ich nicht irre, wurden Klara Vtebigs „Wacht am Rhein" und Feliz Salten» „Gemeiner genannt. Niemand hat mich indessen um solchen zufälligen Zu sammentreffens willen einen Dieb gescholten, und meine» Wissen» keine einzige der wohl tausend und mehr Kritiken von damals hat Raabes „Abu Telsan" erwähnt. Ich will's ja bekennen; anfänglich zwar erschien mir alles, aber auch alles an meinem Stück blitze blank und funkelnagelneu, ohne Beiipiel, noch nie dayewesen und nie wieder sein werdend, dann aber — in einem späteren Stadium - hab' ich allerdings ein schlechte» Gewißen bekommen — in einem ge wißen Sinne —, und die meisten meiner Kritiker Haden diesen Braten auch gerochen, ja heute noch hab' ich meinem Freunde Walter Harlam, der zuerst da» D»ma zu lesen bekommen batte, das ironische Grinsen nicht verziehen: — „Na ja, Emilia Galotti in der lllanrnkaserne." Dann muß ich aber auch, wenn ich den Spuren des Herrn Professor Kosch folgen soll. Meinersens Wilhelm Raabe des Plagiais zeihen, und auf das Titelblatt des ^Abu Telsan" muß zu sichen kommen: „Abu Telsan", Roman nach Lessings „Emilia Galotti" von Wilhelm Raabe. Soviel zum Konflikt des Roman» und de» Dramas. Ja, aber beiderseits da» soldatische Milieu! Nun, Herr Profeßor Kosch, der sich so intensiv mit meinem Theaterstück befaßt, muß wissen, daß ich vor her einen äußerst dickleibigen Roman „Jena oder Sedan" geschrieben hatte. Äar's da gar jo sehr er- staunlich, daß der uralte Konflikt mir in militäri schem Gewände auftauchte und behandelnswert er schien? Und hält Kosch wirklich das Leben, auch das militärische, für so arm, daß es sich erst einen Kon flikt bei Wilhelm Raabe ausborgen müßte? In diesem Falle müßt' ich bemerken, daß der Herr Pro fessor über bas Leben im allgemeinen wie über das militärische im besonderen recht dürftig unter richtet ist. Also: den Lessing müßt' ich — in einem gewißen Sinne — auf mir sitzen lassen, den Raabe aber schüttle ich energisch ab. Befremdlich war mir's nur, daß mein Widersacher, da sich'» doch einmal um ein flottes Bezichtigen handelte, mir den Lessina ersparte. Diese» Rätsels Lösung aber brachte mir Kürschners jährlich immer mehr anschwellender Literaturkalender: Herr Professor Dr. Kosch doziert an der Universität »u Freiburg in der Schweiz — in der Schwei», nicht im Breisgau — und dort allerdings stehen Lessings Werke lLessing, Gotthold Ephraim, 1729—1781) auf dem Index. Gleichwohl, bestehen bleibt: Kosch heißt mich einen Dieb. Soll ich nun zum Kadi lausen? Nach vierundzwanzig Stunden, in denen ich gegen Frau und Kinder, denen ohnehin nach der Tiroter Gluthitze di« heimatliche Hitzeglut gar nicht behagen wollte, recht unwirsch war, hab' ich mich entschieden: nein. Der alte Großherzog Peter von Oldenburg hatte sich Majestätsbeleidigungsprozeße ein für allemal verbeten, indem er statuierte: „Ein Lump kann mich nicht beleidigen." Es liegt mir ferne, dieses goldene Wort auf den vorliegenden Fall anzuwenden. Ich kannte bisher den Profeßor Dr. Kosch gar nicht. Das erste, was ich von ihm erfahre, ist: leichthin, ohne jeden anderen Beweis als seine höchstperiön- liche Vermutung, bezichtigt er einen anderen einer ehrlosen, einer infamen Handlung, aan» beiläufig, in einem Artikel zum Gedächtnis Wilhelm Raabes. Wer so handelt, spricht sich selbst sein Urteil. Meinet halben soll er das nächstemal verkünden, ich hätte einen lästigen Konkurrenten durch Gift ums Leben gebracht. Zum Schluß: — und für diese Bemerkung nehm' ich denselben Glauben in Anspruch, welcher der Be hauptung de» Dr. Koich geschenkt wurde, — zwischen der Zeit, in der ich „Zapfenstreich" schrieb, und der jenigen. in der ich, nachher selbstverständlich, zum ersten Male „Abu Telfan" la», liegen Jahre. Zu meiner Beschämung gestehe ich, daß ich Raabe, diesen ganz prachtvollen Dtchtereigenstnn. bei dem ich nun sür alle Ewigkeit durch den Proseßor Kosch al» Dieb denunziert bin, erst vor etwa sech» oder sieben Jahren kennen und lieben lernte. Und — noch eine». Natürlich — leider natürlich! — hat ein großer Teil der deutschen Tagesprcße den mich verdäch- tigenden Paßus dieses „Gcdächtnisarttkels auf Wilhelm Raabe" nachgedruckt. Seltsamerweise nur diesen; — ich hab' das Ganz« ja nicht gelesen, war denn sonst gar nichts dran? — Ich kann unmöglich wißen, wer alles da mitgetan hat, ich kann ebenso unmöglich jede einzelne Zeitung mit einer Ent gegnung angehen. Deshalb wend' ich mich an die Loyalität der Gesamtheit und erhoffe, daß der Schaden dort, wo ich ihn habe erleiden müssen und wo man jetzt diese meine Erwiderung liest, mit ein paar kurzen Sätzen wieder gut gemacht wird. Darüber hinaus aber richt' ich an die Herren Kollegen in den Redaktionen die Bitte, bei dem Bestreben, Herrn T und Frau P morgens oder abends interessante Neuigkeiten vorzusetzen — das ist jour nalistische Pflicht! — und bei dem löblichen Bemühen, einem Toten einen vermeintlich vorenthaltenen Ruhmestitel nachträglich zu sichern — ein wenig vorsichtiger mit der beruflichen Ehre eines Lebenden umzugehen. Zur Msgüelmrger Thesterkrile Gestern verhandelten die Magdeburger Stadtver ordneten in öffentlicher Sitzung über den Bankerott des Stadttheaterdirettors Coßmann. Der Reierent führte nach der „Magd. Zig." aus: Der Theater ausschuß habe s. Zt. zwei Mitglieder beauftrag», die Bücher oes DirektorsCoßmann zu prüfen. Während der Untersuchung erhielt man aber kein klares Bild, daher habe der Magistrat noch nick t gegen Coßmann vorgeben können. Vorgestern habe Direktor Coßmann den Magistrat aufgefordert, ihn von seinem Kontrakte zu entbinden, weil er wegen Nervosität in ein Sanatorium gehen müße. Inzwischen ist der Konkurs angemeldet worden, und der Magistrat müsse nun Schritte tun, um das Weiterbestehe»» des Theater» zu sichern. Das sei man den Abon- nenten, die für 2 Monate ihr Geld gezahlt haben, ungefähr 70000 die nicht mehr vorhanden sind, und den Schauspielern schuldig. Der Magistrat ist mit Direktor Hagtn und der Mitteldeutschen Privatbank in Verbindung getreten; letztere hat sich bereit erklärt, in den Vertrag ein zutreten, sie hat nur gewünscht, für den Fall, daß das neue Direktorium gute Vorstellungen bietet, die Summe, die dein Direktor bewilligt war, von 12000 .4 auf 15000 zu erhöhen. Damit könne man sich schließlich einverstanden erklären. Bürgermeister Schmiedel führte aus, daß ihm. als er das Dezernat des Theaters übernahm, allseitig Mißtrauen gegen Direktor Coßmann begegnete. Man habe Coßmann aufgefordert, klaren Wein ein- zuschenken: dieser habe eine Reihe von Schulden an gegeben, und erklärt, weitere Schulden habe er nicht. Coßmann habe ibm dann Vollmacht erteilt, für ihn zu handeln. Da hätten sich dann recht trübe Zustände ergeben. Stadtv. Froherz habe recht gehabt, wenn er seinerzeit gejagt habe, daß ein auswärtiges Konsortium beteiligt gewesen sei. Es habe ihin 120000 ./». gegeben, die Coßmann mit 90 bi» 100 trozent verzinsen mußte. Auch große Wechsel seien im Umlauf; die Passiv- summe gehe in die Hunderttausend« und Coßmann habe es vortrefflich verstanden, seine Ver- hältniße zu verschleiern. Wem der Theater fundus gehört, oder an wen ihn Toßmann verpfändet hat, wisse man noch nicht. R.dner habe veriucht. möglichst eine Sanierung herbeizuführen und den Vertrag mit Coßmann zu lösen. Dieser sei plötz lich abgereist, seine Frau habe angegeben, nicht zu wißen, wo er sei; von Berlin je» dann ein Schreioen gekommen, daß Toßmann zurückzutreten wünsche, weil er gebrochey sei an Leib und Seele. Handwerkerinnungen, Etadtpfetfer, Festiungfrauen, Bürgermeister und Rat, Kaufherren, Benediktiner und Franziskaner, fürstlicher Jagdzug. Marktleute und Verkäufer, Quacksalber und Gaukler. Ferner Stadtjoldaten, Reitermusik, Festwagen: siegreich heim kehrende Bürger (gestellt vom Kunstgewerbeverein), Edelleute und Bürger, Gruppe: Gerichtstag in Chem nitz (gestellt vom Beamtenverein), Festwagen: Tuck. Weberei (gestellt von den Schülern der Webschule), Festwagen: brauberechttgte Bürger (gestellt von der Schloßbrauerei), Festwagen: Daniel Knapps Traum am Käthchenstein in Annaberg (gestellt vom Verein der Obererzgebirger) und ein prächtiger Gärtnerinnen- Festwagen, den die Feldschlößchenbrauerei stellt. Selbstverständlich sind in dem Zuge zahlreiche Musik korps vertreten. (:) Freiberg, 31. August. (Die Erneuerung»- arbeiten am Dom) sind auch in der letzten Zeit rüstig vorwärts'eschrilten. Insbesondere hat man an der Außenfront des ehrwürdigen Bauwerkes zahlreiche schadhafte Stellen ausiebessert und ver witterte Steine durch neue ersetzt. Die berühmte „Goldene Pforte", die leider schon recht unter den Ei« flüssen der Witterung gelitten haUe, ist durch einen kapellenartigen Ueberbau vor dem weiteren Verfall geschützt worden. Der Bau ist mit reicher Verglasung versehen, so dan das Kunstwerk, dessen Besichtigung während der Tagesstunden jedermann sreistcht, mit allen seinen Einzelheiten voll zur Geltung kommt. Jeder Kunstfreund wird dem rührigen Dombauverein für diese -weckmäßige Maß nahme dankbar sein. Für den Wiederaufbau der Türme hat der Verein em Preisausschreiben erlaßen, das hoffentlich ein recht gutes Ergebnis zeitigt. Im Innern des Domes, sowie in der einzig dastehenden Begräbniskapelle soll selbstverständlich nichts geän dert werden. Hoffentlich gelingt es, den Dom bis -u dein in einigen Jahren bevorstehenden 150jährigen Jubiläum der Königlichen Bergakademie vollständig fertigzustellen. —o—Pirna, 31. Aua. (Industrielles.) Eine willkommene Nachricht kommt von dem benachbarten Heidenau, woselbst die Dresdener Firma Seidel L Naumann, A.-G., größeres Terrain illr Fabrik bauten «»worben hat. Es soll ein Teil des Betriebes von Dresden nach Heidenau verlegt werden. Dre Fabnkorte Müreln-Heidenau gewinnen damit immer mehr an Bedeutung. Mit dem Bau will man bereits noch in diesem Herbst beginnen. Gerichtslsal. Reichsgericht. r-L. Leipzig, 31. August. Unrichtige Beantwortung des Versicherungs- Fragebogens. tNachdruck verbot«».) Ein für Dersicherungsverhältniße besonders zu beachtendes Thema berührt die Frage des Verkehrs des Agenten der Versicherungsgesellschaft mit dem Versicherten. Der Agent, der den Versicherungs lustigen über die Bedeutung und das Wesen der Versicherung aufklären soll, wird vom Reichsgericht als Beauftragter der Gesellschaft angesehen. In dieser Beziehung vertritt das Reichsgericht den prinzi piellen Standpunkt, daß die Versicherungs gesellschaft Rat und Auskunft, die der Agent in unklaren Fällen erteilt, als von sich selbst ausgehend gelten lassen muß. Ganz anders aber hat das Reichsgericht entschieden, wenn der Agent den Fragebogen wahrheitswidrig — ganz gleich, ob vor sätzlich oder versehentlich — beantwortet, und der Versicherungsnehmer diese offenkundige Unwahrheit unterschreibt. In solchen Fäyen ist der Versiche rungsnehmer selbst für die unrichtige Beant wortung des Frageooaens verantwortlich. Ein ähnlicher Fall beschäftigte unlängst das Reichsgericht aus Anlaß des vorliegenden Rechts streits: Der Dreschmaschinenoerlelher E. in Fritzlar war bei der Versicherungsgesellschaft „Allianz" zu Berlin seit dem 29. August 1906 gegen Auf Anfrage habe er Hagin von der Krollschen Sommeroper vorgeschlagen; die über diesen einge zogenen Referenzen seien ganz vortrefflich gewesen; er habe die Akten bei der Polizei über Angriffe gegen Hagin eingesehen, und gefunden, daß er aus den Verleumdungen glänzend gerechtfertigt hervor gegangen sei. In vortrefflicher Weise habe er das Staditheater in Würzburg geleitet, von wo ihm der Magistrat ein glänzendes Zeugnis ausstellt. Weiter sei ihm von Graz ein vonügliches Zeugnis ausgestellt. Glänzende Zeugntße liegen auch aus Karlsruhe vor. Schließlich habe er zugesagt und will auch ein großes Kapital htneinstecken. Nachdem nunmehr der Konkurs eröffnet worden sei, könne die Stadt den Vertrag mit Coßmann lösen und einen Vertrag mit Hagin abschließen. Die Verhältnisse Coßmanns seien haltlos und hoff- nungslos. Stadtv. Froherz erklärt, Dir. Coßmann sei nach Magdeburg gekommen und habe 5000 ./r Be triebsfonds in die Kaße legen sollen, diese seien dis jetzt noch nicht Hineinoekommen. Ein Buchhalter sei freilich entlaßen worden, weil er die Bücher nicht, richtig geführt haben sollte; der Direktor sei aber einfach an die Kaße gegangen und habe, wenn er nial Schlafwagen fahren wollte, 1000 oder 2000 herausgenommen, ohne sie wieder hineinzulegen. Gewöhnlich halte man aber einen Menschen, der 20 ousgebe, wenn er nur 10 verdiene, sür einen Betrüger. Bürgermeister Schmiedel erklärte nochmals, wenn dem Magistrat wirklich ein Vorwurf gemacht werden könne, so sei es höchsten» der, daß er zu nachsichtig gewesen sei. weil er glaubte, einen Ehrenmann vor sich zu haben. Aus der Mitte des Hauses heraus wurde geraten, man solle lieber dem Beispiele anderer Städte folgen und das Theater in eigene Regie nehmen und einen künstlerischen Leiter anstellen. Ein entsprechender Antrag aber wurde aus den Rat des Magistrats hin abgelehnt und darauf in nicht öffentlicher Sitzung ein Vertrag mit Direktor Hagin abgeschlossen. * Karl Schönherr, der berühmte Dichter der Volks tragödie „Glaube und Heimat", unternimmt im November und Dezember dieses Jahres eine Vor tragsreise, die ihn in alle bedeutenderen Städte Deutschlands führt. Auch in Leipzig wird Dr. Schön herr eigene neue Dichtungen zu Gehör bringen. Seine Vorlesung findet am 26. November im Festjaal des Zentraltheaters statt. /X Fürstlicher Dank ist nachträglich noch dem deutschen Schillerbunde für die Veranstaltung der deutschen Nationalfestspiele zuteil geworden. Unterm 18. August hat der Großherzog Wilhelm Ernst an den ersten Vorsitzenden des Bundes, Ge- Heimen Regierungsrat Tr. von Oettingen. ein Schreiben richten laßen, daß er mit Befriedigung von dem würdigen Verlauf der diesjährigen in Weimar abgehaltenen Nationalfestspiele für die deutsche Jugend Kenntnis genommen. „Der Groß herzog weiß , heißt es u. a„ „daß am Gelingen dieses sür die deutsche Jugend und sür die Traditionen Weimars jo wichtigen Unternehmens einen großen Teil der Vorstand der Nationalkestlpicle beiaetragen hat. Der rührigen und geschickten Tätigkeit ver ein- zelnen Herren ist der harmonische Verlauf der Tage zu danken."
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)