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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 01.09.1911
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1911-09-01
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19110901023
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1911090102
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1911090102
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1911
-
Monat
1911-09
- Tag 1911-09-01
-
Monat
1911-09
-
Jahr
1911
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Bezugs'Dreis Mr Lrrvrw »«» virch onl«r« Iroar» <n» E»«dtt»»i« Lmal tÜglich in» va»» »rdraml » Vi monatig L7ii »I. vi«k»«Iiahrt B«i «ni«n> ftlltat«» » Nil» natznettrlt«» ab-^doll 7» M. monaU, tLMt. »l«n«tiahrt. »«» «, v»«r mn»rd«U> V«ottchland» und brr brutILrn Noloni«» orrnrllahrt. ».«U «II. monaU. l.2u Btt uu»icht PoirbrtteUurtd gern« m Belgre«, T>an«mokt. den Tonauilaattn. Itatlrir ckurrmduiu Niedrrlunve Ätor» wegrn. Ornrrrrilb > Unuur» Buntond. Schweden, schwer» u Spanien In allen übrigen Slaairn nui direkt aur» dt« L»ejchan»ireU« vr» Blatt«» erdalrlich. Da» Lriptigrr Lagedian erlcheinr «mal «agtlch Sann» u. iirieriag» nu> moraen». iüdonnemeniu.Lnnadme 2,dann>»gai>» 8. brr unierrn Iragrn,. HiNat»» Spediteuren u«U» illnnahmeprUen, >ow»« Bonamlcni und Lneitrugern. Llbend-Ausktave. KipMcrTagebtM « 14 692 lR»qt»a,chUi» s 14 892 lRscht«»Icht«tzt Trt.-Änschl.! 14633 Sel.-Anlchl.! 14 693 Amtsblatt des Nates und des Votizeiarntes der Stadt Leipzig. Anxeigra Prer» fSr 2nle eure au» aU> Umgedina dt« ll»aln„ Pettt»eils AP,_ dc.SÖkl-m«. »«U» t BN. »»n a»»»an» » Pt. «ekkamen llll ML Inlerar» »an Behörden tm am». ltchrn Lett dt« P«»tr,rtl» » Ps. Eelchasiranjetgen mit Planvorschriften ». in der Abendausgabe «m Preise erhdhl Rabatt nach Tarik. Betlagegrdühr tvelamt- autiag« L Mk. p. lautend «itl. Poftgebllhr. Teildeilage Hoher. Felterteilrr Busträar können nicht »urück gezogen werden Für da. Erscheinen an bektiininlen Tagen und Plätzen wird ketna Garantie übernommen. Anzeigen-Annahme: I.hanniagaN« S, bei sämtlichen Filialen u. av«n Annoncen» Elpedittonen de» In» und Ausland«». DniL in» Verla, »»» Fitch«, L Airstr» Inhab«r: Paal Aürst«». v«»ilkti»n »n» S«jchält»!t«lt»; Iohannisgajj« 8. Haupt »Ailiat« Dr«»b«n: Erestrafte tz. I tTrlephon tW1>. !lr. 242. steilsg. gen >. Srplrmder ISIl. los. Jahrgang. Die vorliegende Angabe '.'.miaßt 6 Leiten. Teueruni'sunruhen. Wie wir bereits gestern nleldcten, hat die un geheure Steigerung der Preise für Lebensmittel in St. Quentin Unruhen verursacht. Heute liegen Meldungen vor, nach denen sich die Ruhestörungen in diesem Orte nicht nur wiederholt, sondern auch aus andere Orte Frankreichs ausgedehnt haben. Auch aus Belgien kommen Rachrichten über Teuerungs unruhen. Das konsumierende Publikum versucht zum ersten Male einen Einflug auf die Preisgestaltung zu gewinnen, läßt sich dabei aber gleich zu Aus schreitungen Hinreitzen, die auf keinen Fall verteidigt werden können. Im französischen Ministerrat hat man sich am Donnerstag mit dem Problem der Lebensmittelnot beschäftigt, ohne jedoch bestimmte Beschlüsse zu fassen. Wir verzeichnen im einzelnen folgende Drahtmelüungen: Brüssel, 1. September. (Eig. Drahtmeldung.) Auf den gestrigen Wochenmärkten des Zentrums ist es fast an allen Jndustricplätzcn zu lärmenden Kundaebungen der Hausfrauen gekommen, die den Bauern die Preise für Milch, Eier und Butter vorschreiben wollten. In La Louviöre besetzte die Gendarmerie den Markt, in Jolimont und Fontaine L Evs-que mutzte die Polizei die Bauern schützen. St. Quentin, 1. September. (Eia. Drahtmeldung.) Im Kampfe gegen die Teuerung in den Lebensmittelpreisen ist es auch gestern abend wieder zu ernsten Zwischenfällen gekommen. Fast alle Fleischer- und Bäckerläden wurden ge plündert und verwüstet. Obwohl Polizei und Truppen aufgeboten wurden, steckten die Ruhestörer das Haus eines Kaufmannes, das sie vorher aus - geplündert hatten, sowie mehrere Läden von Pächtern in Brand. Paris, 1. September. (Eig. Drahtmeld.) Zn Aniche sammelte sich vor dem Schlachthause eine grotze Menge von Frauen an, die verhindern wollten, öaff die Fleischer mit dem Fleisch davonfuhren. Sie mutzten es auf der Stelle zu billigem Preise los schlagen. In Arras mischten sich mehrere hundert Fleischer und Bäcker unter die Manifestanten, um ebenfalls gegen die teuren Preise zu protestieren. Schließlich wurde überall durchgesetzt, datz das Pfund Fleisch heute nur noch einen Frank kostet. Mmskko. Je näher die Wiederaufnahme der Verhandlun- gen zwischen Eambon und Kiderlen-Wächter rückt, um so mehr schwirren allerhand Gerüchte über die von dem französischen Botschafter zu machenden Vor schläge herum, um so mehr wird aber auch die Stimmung erregt. Das spiegelt sich deutlich in einem Artikel der „Wiener Allg. Ztg. wider. Zwar hält man nach Informationen dieses Blattes in Berlin die neuen Vorschläge des französischen Botschafters Eambon nicht für unannehmbar. Zn erster Reihe betreffen sie die Regelung der Marokkofrage das Protektorat Frankreichs in Ma rokko. Frankreich wünscht, datz Deutschland keine Ansorüche erhebe, die der Etablierung dieses Protek torats hinderlich seien. Dagegen verlangt Deutschland, datz seine wirtschaftlichen Interessen in Marokko mehr als bisher ge sichert werden. Deutschland glaubt, datz das Abkom men vom Jahre 1909. das die wirtschaftlichen In teressen Deutschlands sicherstellen sollte, nicht die ge eignete Form gewesen sei, um diesem Zwecke zu ent sprechen. Es soll daher einerseits die politische Vor machtstellung Frankreichs m Marokko durch Deutsch land in einer präzisen Form anerkannt worden und Deutschland verlangt auch für sich eine präzise Form der Anerkennung und Simerung seiner wirtschaftlichen Stellung in Marokko. Was die Frage der Kom pensationen anbelangt, so dürfte diese noch den Gegenstand von Verhandlungen bilden. Hoffentlich bleibt eine baldige Verständigung nicht aus. Eine Verschleppung würde sehr von Nachteil sein, da die Stimmung in Paris und Berlin schon anfängt, einigermatzcn ge reizt zu sein. * Frankreich und Spanien. Paris, 1. September. (Eig. Drabtmeldung.) Der „Matin" schreibt über den nunmehr amtlich vom Madrider Kabinett angekiindigten Plan der Be setzung von Santa Cruz südlich von Agadir: Di: svaniiche Regierung hat diesen einen Punkt für die Besetzung offenbar in der Absicht gewühlt, um angesichts der bevorstehenden Verhandlungen Frank reichs ihre Stellung zu verstärken. Die öffentliche Meinung Frankreich- wird dieses Vorgehen Spaniens mrt berechtigter Strenge beurteilen. Die spanische Regierung wird sich nicht wundern dür fe,'. wenn die Vertreter Frankreichs sich bei diesen Verhandlungen daran erinnern, datz Spanien in einem Augenblick, wo die Schwierigkeiten mit Deutschland ihre Aufmerksamkeit in Anspruch nehmen, eine so unfreundliche Haltung beobachtet hat. politische Nachrichten. Ueber die Gesetzentwürfe für den Landtag, dessen Eröffnung noch nicht endgültig festgelegt ist, aber jedenfalls in der ersten Novemberhälfte erfolgt, wissen Dresdner Blätter noch folgendes zu berichten: „Bezüglich der zu erwartenden Vorlagen verlautet, datz es bis jetzt durchaus noch nicht feslsteht, ob der Gesetzentwurf über die Volks schulreform und derjenige über die Gemeindesteuerreform den Ständen schon bei Beginn der Session zugehen wird. An den beiden umfangreichen Vor lagen wird in den Ministerien des Innern und des Kultus und öffentlichen Unterrichts mit aller Energie gearbeitet, doch ist der zu bewältigende Stoff ein derartig umfangreicher, datz. sich heute noch nicht mit Bestimmtheit sagen lässt, ob die Vorlagen rechtzeitig ferti.'gestellt werden können. Wahr cheinlich werden sie jedoch noch im Laufe der Session den Kammer mitgliedern zugehen und voraussichtlich besonderen Ausichüssen zu einer vorherigen Durchberatung über wiesen werden Weiter werden dem Landtage noch der Entwurf zu einem sächsischen Fischerei gesetz, towic eine Vorlage über Vereinfachungen iin Dienstbereiche des König!. Finanzministeriums und speziell rm Reffort der König!. Sächs. Staats eisenbahnen zugeheo, denen sich die umfangreichen Drucksachen für die Etatberatungen anschlietzen werden." Hills Abschied. Berlin, 1. September. iE. D.) Der bisherige amerikanische Botschafter am Berliner Hofe. Dr. David Jayne Hill, der die letzten Wochen in der Schweiz verbracht har, wird am Sonnab end vom Kaiser in Adschiedsaudienz empfangen weroen. Sein Nachfolger, der bisherige Botschafter in Nom, Z. G. A. Leis hinan, trifft anfangs Oktober in Berlin ein, um sein Beglaubigungsschreiben zu überreichen. Leishman wird sich daun voraussichtlich nochmals nach Amerila begeben und erst im Lause des Winters die Funktionen des Bolschafterpostens offiziell übernehmen. Brs dahin wird der Bot schaftsrat Laughlin weiter als Geschäftsträger fun gieren. Telephon in Eisenbahnzüqen. Berlin, 1. September. (Eig. Drahtmeld.) Ver suche mit telephonischen Einrichtungen inEiscnbahnzugen anzustellen ist die prcutzisch- hessischc Staatseisenbäbnverwaiti'ng dem Vernehmen nach geneigt. Diese Neuerung ist bereits über das ganze englische Bahnnetz verbreitet. Zur Lohnbewegung der Berliner Elektromonteure. Berlin, 1. September. (Eig. Drahtmeld.) Eine allgemeine Versammlung der Elettromonteure gab gestern ihre Zustimmung zu den Beschlüssen der Ver- trauensmännerversammlung. die dahin gehen, die bisherige Taktik zu ändern und statt eines Tarifvertrages zwischen den Organisationen Vereinbarungen mit jeder einzelnen Firma abzuschlietzen. Die sozialdemokratische Massenvcrsamm ing in Treptow. Berlin, 1. September. (E. D.) Wie die „Pretz- Centrale" von matzgebender Seite erfährt, ist in der Konferenz, die heute nachmittag im Ministerium des Innern stattfand, beschlagen worden, die für Sonn tag geplante sozialdemokratische Massenver sammlung im Treptower Part zu gestatten. Der Bürgermeister von Treptow hat heute nachmit tag infolgedessen die polizeiliche Erlaubnis zur Ab haltung der Demonstration erteilt. Folgendes ist als Bedingung stipuliert: 1. Die Teilnehmer an der Versammlung dürfen weder in geichlassenen Zügen nach dem Versammlungsort gehen, noch denselben in geschlossenen Zügen verlassen. 2. Das Tragen von Abzeichen, Emblemen und Fahnen ist verboten. >'i. Die öffentliche Sicherheit darf in keiner Weise ge stört werden. Eine Handhabe zum Verbot der Versammlung wäre überhaupt nur auf Grund des Paragraphen 7 des Reichsvtreinsgesetzes möglich gewesen. Para graph 7 sieht vor, datz eine Versammlung nur aus Gründen der öffentlichen Sicherheit lund nicht der öffentlichen Ordnung), d. h., datz Menschenleben und Eigentum nicht gefährdet werden, verboten werden darf. Die polnischen und tschechischen Katholiken .. in Oesterreichisch-Schlesien. , . Krakau, 1. Septeinber. iE. D.) Gegen die Agitation der poiniichen Katholiken Galiziens ünd Oesterreichisch- Schlesiens die eine Losreitzung dieier Landesteile in kirchlicher Hinsicht von der furstbischöstichen Gewalt des Breslauer Stuhles verlangen, protestieren nun ihrerseits die tschechischen Katholiken der Erzdiözese Krakau. Die polnischen Katholiken wersen dem Kardinalsürstbischof Dr. v. Kopv vor, das, er mit allen Kräften an der Germanisierung des polnischen Klerus arbeite und wollen der Krakauer Diözese einverleibt werden. Die tschechischen Katholiken hinaegen befürchten, datz durch diesen Zuwachs eine rücksichtslose Polonisierung der tschechischen Erz diözese Krakau bewirkt werden könne und solle. Sie verlangen daher die Beibehaltung des >t mn- gao. Andauernde Telephon-Sabotage in Frankreich. Paris, 1. Septbr. iE. D.) Wie aus Versailles geweidet wird, sind auf unerklärliche Weise am Bahnhof von Pierrefitte gestern mehr als 1200 Meter Telephondraht ent wendet worden. Die hierdurch entstandenen Störungen konnten bisher noch nicht beseitigt werden. Vor einigen Tagen wurden bereits mehrere hundert Meter Telephon, draht gestohlen. Trotz des daraufhin eingelelteten Ueberwachungsdienstes gelang es gestern den Dieben, den erneuten Diebstahl unentdeckt zu begehen. Die Untersuchung hat ergeben, datz es sich um Sabotageakte handelt. Nus Leipzig UN- llmgegenü. Leipzig, 1. September. Weiterbericht der Königl. Sachs. Landeswetterwart« zu Dresden. Voraussage für den 2. September. Südwestwind, wechselnde Bewölkung, nachts kühl, tagsüber u 'rm und trocken. Pöhldcrg: Schwacher, langanhaltender Tau. glänzender Sonnenumer und nusgang, Abend- und Morgenrot. Fichtelberg: Glänzender Sonnenunter- und -anfgang, Abend- und Morgenrot. Lrmperalur des Fluhwalserv. !!>. ÄUAust adds. »> Utn I. 2epU>r. iri-d - Uhr t septbr. mttgs.iAlhr Germaniabad (Pl«is,-) 205'0 19,0' e 20.0 L SchwimmanstaltcEistrr) — — — Gemeindebad Schönefeld cParth«) — * * Stadtrat Julius Rudolph will am Schlüsse dieses Jahres aus dem Ratskollegium scheiden. Das Amt eines unbesoldeten Stadtrats bekleidete er seit dem Jahre 1898: in den Jahren 1903 und NM wurde er wicdergewählt. Seine Amtsperiodc lauft eigent lich erst mit dem Jahre 1915 ab, aber mit Rücksicht auf sein hohes Alter - Herr Rudolph steht im 74. Lebensjahre — und seine Gesundheit bat er sich ver anlasst gesehen, vorzeitig von seinem Amt zurück- zutretcn. Ehe er in das Ratskolleaium cintrat. war er bereits 7 Jahre als Stadtverordneter tätig und diese Zeil fällt in die Jahre 1891-1897, so da» er im ganzen über 20 Jahre im Dienste unseres städtischen Gemeinwesens gestanden hat. Seit einigen Jahren gehört er dem Seniorenkonvent des Rates und ver schiedenen städtischen Korporationen an. Im Kolle gium sieht man Herrn Rudolph ungern scheiden. * Auszeichnungen. Di« Königliche Kreishauvt Mannschaft Leipzig bat dem bei dem Schmiedenteister Gustav Götz in Leipzig Möckern beschäftigten W-rk. führcr Ernst Heinrich Adam in Leipzig.Möckern, dem bei der Firma E. E. Obcrläuker Neckst, in Leip zig beschäftigten Werkmeister Robert Mar Flat he in Leivzig-Neuschönefeld sowie dem bei der Firma E. G. Lentsch in Leipzig beschäftigten Kutscher Fried, rich August Lohse in Leipzig für ihre mehr als 25jährige, ununterbrochene Tätigten in ein und der selben Arbeitsstelle je eine Belobigungsurtunve aus- gestellt, die ihnen heute in Gegenwart ihrer Arbeit geber an Natsstellc ausgchändigt wurde. * Festmusil zur Sedanscier. Sonnabend oormctrc gs von 11—12 Uhr findet Festmusii vom Balkon Alten Rathauses (Kapelle Gustav Eurth) und o n der Terrasse des Museums (Kapelle Günther Covz) statt. Das Programm für beide Musik «ufsi'htunqeii ist folgendes: KapelleG ust avCurlh. 1. Largo v. Händel, 2. Jubel-Ouvertüre v. C. M. o. Weber, 3. Priesterchor u. Arie a. d. Op. „D e Zaubcrslöre" v. Mozart, 4. „Unser Stratzburg". Grosser Festmarsch Nuk üer Golümsge. 24 j Roman von Marie Stahl. (Siachtru<t verboten.) Eeicrsmark schlotz sein Kind fest in die Arme. Das Mitleid übermannte ihn. Hatte sie nicht recht? War nicht des Weibes Los stets ein Martyrium? Aber er redete ihr zärtlich und mit inniger Liebe zu, und sie konnte sicb seinen Vorstellungen nicht verschließen. Er sprach noch sehr ernst mit ihr über Zukunftsmög lichkeiten und Alambergs Verhältnisse, über seine Karriere und die nickst ausgeschloffene Möglichkeit eines Mißerfolgs. Sie wurde nachdenklich, bemerkte aber zuversichtlich: „Oh, du wirft ja dafür sorgen, datz ich es immer so gut haben kann wie jetzt." Und einmal sagte sie: „Rur das mutz er versprechen, datz er mich nie in Satzenselde vergräbt." Frau von Geiersmark gab ihre Einwilligung zu dieser Verlobung nur gezwungen. Sie beklagte leb haft die Verabschiedung des Grafen Klamnitz. „Man heiratet nicht pour plaisir bei uns, wie die kleinen Bürgersfrauen", sagte sie entrüstet zu ihrer Tochter. „Das ist ganz mauvai» xenre. Es hat durchaus keinen Zweck. Man kann einem jungen Mädchen nicht die Gründe dafür angeben, aber sie sind schwerwiegend." Und a's Alexander ihr zum erstenmal als künf tiger Schwiegersohn die Hand küsst«, bemerkte sie, datz ne mit Vergnügen seinen Stammbaum als einen der ältesten rm Adelsalmanach gefunden, was sie als Garantie für die Zukunft ihrer Tochter betrachtete. Am nächstfolgenden Sonntag« machte das Braut paar in Begleitung Geiersmarks den ersten Besuch in Satzensclde bei Frau von Flamberg. Es war ein strahlender Maientag. Man hatte von festlichen Kundgebungen beim Empfang abgesehen, da die Verlobung noch nicht öffentlich war. Der Minister stellte die Büungung, dielen ersten Besuch, wie jeden anderen, in den ein fachsten Formen zu halten. Sayenfelde aber trug das Köniasgewand der Maienpracht, das jeden künst lichen Schmuck überslüpig machte. Alexander war stolz, datz seine geliebte Scholle sich im höchsten Glanz zeigt«. Der Park war ein Meer von blauem und weitzc-m Flieder, die Kastanien sahen mit den Blüten, kerzen wi> prangende Weihnachtsbäume aus, und der Goldregen schüttete seine Dolden in leuchtenden Kas kaden über das üppige Gewirr der Bosketts von Schneeball, Rotdorn und Syringen. Es war eine plötzliche Sommerhitze einaetreten. die alles zur Voll entfaltung brachte. Und aus freiem Felde, wie auf den Parkwiesrn brannte das Sonnenfeuer. Der sützoste Vrautchor schallte den Gästen beim Einzuge ent gegen, das schmelzende Lirbeslied, wie es die Vögel nur zur Maienzeit singen Alle Finken und Drosseln schuutletten, Pirol und Kuckuck riefen aus der Tiefe des Laubaehölzes, ein: Nachtigall schluchzte ihr sehn süchtiges solo un) die wilden Riiigelcauben gurrten im gcldgrllnen Blattgeflirr der Linden ihr Nukuh, Rukuh, wie aus Aschenbrödels Märchen, um die Braut zu bcgriitzen. Das alte Haus strahlte im Festglanz. Man hatte das Wappen der Flambergs über dem Portal mit einen: dicken Kranz umwunden, und in den hoben, kühlen Zimmern mit ihrem altväterischen Hausrat nrancsten duftende Blumen in allen Vascn und Schalen. Zemelchen steckte in Galalivree, und der lbärtner, ebenfalls in Livree, hatte sich auf den Bock des offe nen Landauers neben den Kutscher zur Abholung schwingen müssen. Unter der Haustür erwartete Frau von Alamberg, auf Kläre gestützt, ihre Gäste, sie war seit Eintritt der besseren Jahreszeit imstande, etwas am Stock zu gehen. In dem grauen Nipskleid« mit dem Schleier, der, von einigen Brillantnadcln gehalten, den Haar knoten drapierte, war sie eine vornehme Erscheinung. Tiefbewegt schloff sie die blühende Braut in die Arme, die, ganz in Weiff gekleidet, einer holden Der- körpcrung des Lenzes glich. Und dann trat der Mi nister vor, ihr die Hand zu küssen. Mit ihm und seiner Tochter zog «in neuer Glanz ein in das alte Haus, der in Zukunft hell hincrusstrahlen sollte in die Lande, und Alexander wie seine Muter emp fanden diesen grossen Augenblick tief und mit Stolz. Nur ein bitterer Tropfen war in diesem Freuden becher für den jungen Flamberg, der sich seiner Ahnen io würdig zeigt«, daff die Mutter künftig mit voll berechtigtem Selbstgefühl „wir Flambergs" sagen durfte. Das war das Wiedersehen mit Kläre. Ihm hatte davor gebangt. Er erschrak fast, als er sie an der Seite der Mutter erblictte. Und er sah, wie Geiersmark sich tief vor ihr neigte und ihr wie einer Ebenbürtigen die Hand küffte, so daff Frau von Flam berg schnell sagte: .^Fräulein Hübner, mein Hausfräulein." In der gesunden Landlufi hatte sich Klärens Oval gen ndet. ihre Wangen halten einen zarten Anflug von Farbe und ihre Augen einen erhöhten Glan; be kommen. Sie trug wie gewöhnlich ein schwarzseidenes Klei) von dezentester Einfachheit, hoch am Halse und bis zu den Handgelenken 'geschlossen, aber nichts konnte ihre königliche Gestalt mehr heben als diese qlattflietzendc Seide, die sie in tadellosem Sitz um spannt-!. Mit der kleinen, feinen Spitzenkrause am Halse sah sie aus wie dem Bild« alter Meister ent stiegen. . „Fräulein Hübner, erlauben Sie, daff ich Ihnen meine Braut vorstelle", sagte Alexander mit stark be tontem Respekt. Und'nun matzen sich Kläre und Sanna mit den Augen. Die Ministcrtochter richtete sich hoch auf, sie mar kierte ein Befremden, als empfinde sie es wie eine Tattli sigkeit, dem Hausfräulein oorgestcllt zu werden. „Fräulein Hübner ist ein Familicnglied bei uns, und wir sind ihr zu grotzcm Dank verpflichtet", fügte der Bräutigam erklären) hinzu, aber schon hatten sich die Blicke der beiden Damen wie zwei scharfe Klingen gekreuzt. Sanna fühlte eine instinktive Abneigung gegen dieses sogenannte Familirnglied, dem ihr Verlobter mit so ausfallender Rücksicht begegn nste und von dem er ihr doch nie gesprochen. Sie hatte den ganzen gedankenlosen Hochmut ihrer Kaste, die eine um Las tägliche Brot arbeitend: Frau für deklassiert hält und als untergeordnet ansiehl. Kläre sah «s auf den ersten Blick an dem kühlen Grutz von oben herab, und es funkelte etwas in ihren Augen, stahlhart und eiskalt, was dem Hatz glich. Dem Haff, der eine Waffe ist im Verzweiflungs kampf des Selbsterhaltungstriebes gegen eine tödlich arohe Liebe. Sie wandte sich Alexander zu, gratu- liertg ihm unbefangen, fast herzlich, und es bereitem« ihr eine gewisse Genugtuung, ein paar vertrauliche Worte, wce mit einem sehr guten Freund, mit ihm zu wechseln, um Sanna ihre Ueberlegenheit und Gleichgültigkeit gegen ihren Hochmut zu zeigen. Nachdem sie Frau von Flamberg mit Hilfe und Unterstützung Geiersmarks, der es sich nicht nehmen lieh, ihr zu helfen, wieder zu ihrem Rollstuhl im Salon geleitet, lieh sie taktvoll die Familie unter sich und widmete sich ihren Pflichten. Alexander ging vor dem Diner mit Sanna durch den Park und erwartete großes Interesse von ihr für alles, was zu Satzenselde gehörte. Aber darin sah er sich getäuscht, sie hatte schönere Landsitze ge sehen und klagte nur über zu große Hitze. „Was ist das eigentlich für eine Person, der Lu mich vorstelliest?" fragte sie, als sie mit ihm allein war. „Warum hast du mir nie von ihr erzählt, wenn du jetzt so viel Wesens von ihr machst, als wäre sic die eigentlich: Herrin von Satzenselde?" „Ich konnte nicht annehmen, daß du dich für eine Unbekannte interessierst. Sie ist ein ganz ungewöhn. lich tüchtiges, liebenswürdiges und kluges Mädchen: sie hat sich sehr verdient um meine Mutter gemacht, wofür man ihr jede Rücksicht schuldet. Bitte, sieb dich hier einmal um. Ist dieser Durchblick aui das Haus nicht malerisch?" Sanna sah sich flüchtig um. „Sie ist doch nur ein« Hausdame. Ist es Sitte bei euch, jo mit Untergebe nen zu verkehren? Mama behandelt ihre Hausdamen anders." „Es kommt Loch ganz auf die Person an. Fräu lein Hübner ist außergewöhnlich. Das hast du ihr doch wohl angesehen. Hier auf diese Eiche muff ich dich aufmerksam machen, die hat mein Urgroßvater am Siegestagc der schlacht bei Leipzig gepflanzt." „Wie lange ist Fräulein Hübner schon bei euch?" „Erst seit Ansang April. — Sieh mal, dort das große Rondell war unser schönster Spielplatz, da haben Kuno und ich" — „Erst seit Anfang April? Und rn so kurzer Zeit soll sie sich schon so große Verdienste um euch erworben haben?" „Interessiert dich denn Fräulein Hübner so sehr?" fragte er ungeduldig und gequält. „Ich kann mich nicht genug wundern, daß du mich ihr vorgestcllt hast," bemerkte Sanna. „Ich finde e» mindestens sehr merkwürdig. Und sie benahm sich, als ob mir eine Ehr« erwiesen würde." Alexander sah ein, daß er eine Unklugheit beging. Er hatte etwas Gefährliches aufgerührt, den alten, typischen Weiberstreit der Nebenbuhlerinnen um den Vortritt, wie er di« beiden Königinnen Bnmhilh und Kriemhild schon zum Haff entflammte. (Fortsetzung in der Morgenausgabe.)
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