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Men- - Ausgabe S-zngspr-ise: monotlt» i rr m., »ierrelitiheti» ).75 M. Set ter «»kdüftssteU». onsen» ZUiolen uaü NusgadelteUen adaekdit- mvnattich IM. vterteitahrU» S M. vor» di« Post: »an«r»»aid veutschlan-» uu» Ser »eurfchen »oloate« mvnatitch 1^« M.. vterleliShrita, 4.SS M-, ou»schli«-U» postdesteUgelS. vo» tetpzcigerffagediaN erscheint Werktag» »mal. S»nn-n. Leiert»»» »mal. 2n lelpzlg, Sea Nachdarvrten aaS -ea Drtrn mit »taeaea ZUIalea wir- St« stdeaSauogod« noch am stdrnS -«» erscheinen» i .» Hau» »ettesert. Veritn«» NeSaktioar äo Sea Zeiten »7. jerusprech-^nkchlutz: Moabit Ur.»»7. /lrntsbicrtt des Rates und des potizeüuntes der Stadt Leipzig ReSoktioa ua» SefchSstostelle: lohanalogaff« Nr.*. » Zerasprech-staschioß Nr. 14»«, 14S4Z na» 14444. ISS. Jahrgang kV» I»l«rat« an» Leip,», na» Umgebung »I« /ANJUIAnNprnI^N. ,spalu,, p«tit,,tl«U ps.. Sie Neklam«'» I» 1 M„ n»a au»o»art» X Pf., Neklamen l.ro M., lllein, Mn-eigea »t,p«ttt,rli« an» rs pf.».wi«»ee»»l.Nad.,0aserat« von VrhorSea im amilchenretl Sie Petit, zette 5» Pf. »»lchafr»an;,tg,o mit plahvors»r»fl m Preis« erhobt, ltadatt »ach Larif. Setiagea: Srlomtaufi.r M.Sa»ffaufeaS aa»fchl-Postgebühr. Maz«ig«,,stanahm»: )»honn»»,aff»4, »et sämtlichen ktUalen »„ Leip,»,er Tageblatt«» ua» allia stnnoac«a»S»peSttion«a S«» Sn» unS -cu-l-äüe». O<l»Sft»st«U« für v«rlin u.»»« pr. »ran »ndurg: vtrrktion Walter Zliegel. V«rlta w.»», Margarethrnstraff« 4. Zerasprech» Nnschluff; Lünow S47>. Nr. 78. vamiersws. Len 12. Februar. 1914. Das wichtigste. * Die Erste Kammer erledigte am Don nerstag einige Petitionen. (S. Bcr.) * Prinz zu Wied ist von Rom nach Wien abgereist. (S. Ausl.) * Der russische Ministerpräsident Kokow zow ist zurückgetreten. (S. Pol. Uebers.) * In Cetinje wurde die Skupschtina durch den König persönlich eröffnet. (S. Pol. Heb erficht.^ - Vas ausgeplün-erte Veutsihlan- - eine Warnung für Frankreich! rsi Die Rede des Abg. v. Kardorfs im vrcutzischen Abgeordnetenhaus»: über die hohen Steuern und den großen Reichsverdrus; wird von der „Rhein. Wests. Ztg." sehr gelobt. Das Blatr meint, er habe „Millionen" aus der Seele gesprochen. Keine wohlgemeinte Uebertrei- bung! Es ist ja so selbstverständlich, daß jetzt, wo die Vermögenden zum Wehrbeitrag herangezogen werden, mancher die gute Laune verliert. Es geht ans Zahlen, und es sind tatsächlich Opfer, die verlangt und kcinesweZs in jedem Falle leicht beigcbrachl werden. Dazu kom men die Auseinandersetzungen mit den Steuer behörden, lästige Fragen und lästige Antwor ten. Mit dein Geldopser ist es nicht getan, auch Mühe und Zeit kostet die Sache. Mancher hat bei dieser Gelegenheit eine Nachprüfung sei ner gesamten Steuerleistungen angestellt und die Addition ergab erstaunliche Zis fern. Wir haben scbon während der Beratung der neuen Steuergesetze wiederholt gesagt, daß wir der Be lastungsgrenze bedenklich nahegerückt sind, und wenn sich jetzt auch erfreulicherweise der steuer bare Bejitz als größer herausstcllt als ange nommen wurde, so ist doch vor einer leicht fertigen Ueberschätzung der Steuerfühigkcit und vor allem der Steuer w il li g k e i t zu warnen. Was wir aber für durchaus verwerflich halten, ist der Versuch der „Rhein.-Westf. Ztg.", die Mißstimmung von der Ursache der letzten Steuergesetzgebung, der Wchrvorlage, abzulosen und allen Äroll auf die soziale Gesetzgebung zu werfen. Es ist doch ein eigen Ding, wenn gerade die Presse, die am liebsten über die von der Regierung verlangte Heeresvermehruug noch hin ausgegangen wäre und nicht müde wurde, uns die vermeintliche Ueberlegenheit Frankreichs vor zurechnen, jetzt mit bitteren Klagen kommt und so tut, als sei der Reichstag ganz allein für den großen Reichsverdrus; verantwortlich zu machen. So stehen die Dinge denn doch nicht. Was sollen die Millionen von Bürgern sagen. die nichts haben als ihren notdürftigen Arbeits verdienst — und wie viele haben den noch nicht einmal! — wenn jetzt im Namen der Besitzenden angesichts des nationalen Zweckes, dem sie nach ihrem Vermögen Nachkommen sollen, über das Reich und seine Forderungen in so über triebener Weise gejammert und der Welt die Meinung beigebracht wird, das deutsche Volk sei am Rande des Abgrundes? Bedenken diese Unglückspropheten nicht, daß sie, ohne an der Sachlage daS geringste zu bes sern, unsere große nationale Kraftanstrengung förmlich um den Erfolg bringen? Frankreich staunte, als der Reichslag die Wchrvorlage an nahm und zugleich in einem Zuge die Deckung schaffte. Die französische Kammer war vor die gleiche Aufgabe gestellt, und — sie versagte. Noch heute weiß sie nicht, wie sie die Mittel beschaffen soll. Noch heute arbeitet ein Teil der Presse und Parteien den Plänen des Finanz ministers entgegen. Nichts ist ihnen willkomme ner als Beweisstücke aus Deutschland, die ihnen cheiubar recht geben, die dem Lande klarmachen ollen, daß sich das deutsche Volk „übernommen" ;abe, gar nicht imstande sei, die neue Last zu ertragen. Dieser Eindruck fördert aber nicht nur die Bewegung, die sich gegen die geplante Ein kommensteuer, gegen diesen „Anschlag auf die bürgerliche Freiheit" richtet, sondern auch den Chauvinismus der Kriegstreiber. Ja, diese siud für Jeremiaden, wie sie die „Rhein.-Westf. Ztg." als Stimmungsausdruck von „Millionen" los läßt, ganz besonders dankbar, denn sie fühlen sich bestärkt in dem Wahn, der Tag ihrer Hoff nungen sei nahe, und es komme nur darauf an, den rechten Augenblick zu ergreifen, um das erschöpfte, ausgeplünderte Deutschland zu über rennen. Wie sehr man in Paris auf „Material" auS Deutschland erpicht ist, zeigt der „Matin", der dieser Tage sogar einen Sonderberichterstatter — er führt den zweckentsprechenden Namen Sauerwetn — über die Grenze schickte, um festzustellen, welches Unheil die Einkommensteuer und der Wehrbeitrag überall anrichteten. Er berichtet denn auch, wie die vermögenden Fa milien aus dem Elsaß auswandern. Er berichtet von einem Stuttgarter Bankier, der ihm die wüste Wirtschaft des Steuerfiskus in den grell sten Farben schildert; kein Depot ist mehr ficher vor feinen gierigen Augen; ja sogar die Ge schäftsbriefe iverden von den Beamten aufgefan gen und geöffnet. Und der Bankier macht ihn auf ein „typisches Opfer" des Fiskus aufmerk sam, den Fabrikanten Wilhelm Keller in Ebin gen, den er dann auch sofort pflichtgctreu aufsucht, und der ihm nun einen tvahren Steuer- und »Schauerroman, eine Leidensgeschichte ohne gleichen erzählt: die Gendarmen hatten seine Wohnung durchstöbert und seine Frau war darob au einem Herzleiden gestorben. All das wird den Lesern haarklein erzählt und wird geglaubt. Der Schluß ergibt sich für den „Matin" ganz von selbst: wie die deutschen Zustände bewerfen, führt die Einkommensteuer zur Inquisition, und vor diesem Unheil muß Frankreich bewahrt bleiben. Uns kann es ja ziemlich gleichgültig sein, wie Frankreich mit fernen Stcuerfragcn fertig wird. Weniger gleichgültig ist cs, wie unser nationales Bürgertum sich zu der gewiß nicht leichten Verpflichtung stellt, die ihm aus der Wchrvorlage, aus der Sorge um unsere Sicher heit und Standfestigkeit erwachsen ist. Jeden falls wahrt eine Presse, mag sie sich sonst so vaterländisch und imperialistisch gebärden, wie sie will, die nationale Würde nicht, wenn sie in so ernster Zeit den Steuergroll pflegt und durch rhre Uebertreibungen fördert, zur Freude und Aufmunterung unserer Gegner in aller Welt. k>olitiletie Ueberlickt Eine Denkschrift über -ie Kolonial verwaltung -er europäischen Staaten ist dem Reichstage vom NcichSkolonialamte vor gelegt worden. Die Denkschrift, deren Erscheinen wir bereits gestern ankündigten, verdankt ihre Entstehung den Anfragen, die in der Budget kommission und im Plenum des Reichstages we gen des Verwaltungsapparates der fremden Ko- lonialrcgierungcn wiederholt an dre Kolonial verwaltung gerichtet worden sind. Es wurde dabei die Vermutung ausgesprochen, daß die Kosten der Kolonialverwaltung im Verhältnis zur Größe der Kolonien ber uns viel höher seien als bei fremden Kotonialrcgierungen, daß bei uns überhaupt zu viel verwaltet werde, und daß das Beamtentum einen zu breiten Raum in unseren Kolonien cinnehme. Die Verwal tungsintensität war infolgedessen der Aus gangspunkt der Umfrage, deren Ergebnisse in der Denkschrift niedergelegt sind. Ber der Auf nahme der Untersuchungen zeigte »s sich, daß diese Fragen nur im Rahmen einer Betrach tung der gesamten Kolonialverwaltung gelöst Werden konnten. Die Denkschrift geht deshalb sehr eingehend auf die Kolonialverwaltungen der Niederlande, Portugals, Frankreichs, Englands, Belgiens, Spaniens, Italiens, Dänemarks ein. Die LLolonialstaaten Japans und der Vereinigten Staaten von Amerika sind nicht berücksichtigt worden, weil ihre politischen Verhältnisse stark von anderen Kolonien abweichcn. Die Unter suchung beschränkt sich auf die reine Zivil verwaltung. Kirche und Missionen sind nur berücksichtigt, soweit sie die staatliche Schul verwaltung ergänzen. Der Denkschrift ist ein statistischer Teil bcigegeben, u. a. eine Dar stellung der persönlichen VcrwaltungSkostcn in Deutschland und in anderen Kölouialstaatcn. Das Ergebnis der Denkschrift läßt sich kurz wie folgt zusainmensassen: Die Aus gaben Deutschlands sind im Verhältnis zu den anderen europäischen Staaten auf den ersten Blick zwar hoch, doch sind die Unterschiede bei weitem nicht so erheblich, wie be hauptet wurde. Davon, daß Deutschland das Mehrfache für seine Zcutralverwaltung ausgebe als England oder Frankreich, ist gar keine Rede. Im einzelnen ist vor allem zu berücksichtigen, daß die Höhe des Etats der Zentralvcrwaltung in Beziehung steht und stehen muß mit den Gesamtausgaben der Lokalverwal- tungen. Eine Betrachtung der Auszüge aus den Lolaletats der fremden Kolonien im statistischen Teil dieser Denkschrift läßt erkennen, daß Deutsche land bei einer Kritik der Gesamtverwaltung der Kolonien, also Zentralvcrwaltung im Mutter lande und Lokalverwaltungen, durcl-aus nicht schlecht abschneidct. Wenn, wie in England, Frankreich und Holland die Verwaltung in viel größerem Maße in den Kolonien entwickelt ist als bei uns, so können die Kosten der Zentral verwaltung niedriger gehalten werden, wobei aber nicht immer eine Ersparnis erzielt zu wer den braucht. Fraglich ist aber, ob das System der Zentralisierung nicht andere Nachteile hat. Die Organisation der Zentralverwaltung, die Mitwirkung anderer Zentralbehörden des Mut terlandes bei der Kolonialverwaltung und die Mitwirkung der Parlamente an der Kolonial verwaltung werden für die einzelnen Kolonial verwaltungen eingcl-end in der Denkschrift be handelt. Betreffs der persönlick^en Verwaltungs kosten wird festgestellt, daß die deurscl)en tropi schen Schutzgebiete in Afrika auf das Quadrat kilometer ihrer Flächen durchweg geringere per sönliche Vcrwaltungskosten haben als die be nachbarten englischen und französischen Kolonien. Ferner wird nachgewiesen, daß die Behauptung, in unseren Schutzgebieten herrsche im Vergleich zu fremden Kolonien ein Uebermaß von Ver waltung, haltlos sei. Ferner wird festgestellt, daß in allen Kolonien die Kolonialtruppen dem Gouverneur unterstellt sind. Eine Selbstver waltung in dem Sinne, daß die gesetzgebende Gewalt und die Exekutive in die Hände der Be völkerung gelegt wird, findet sich nur in Siede- lungS'oloutLn, nirgends aber in tropischen Kolo nien. Die einzelnen Darstellungen für die Kolo nialstaaten sind für den Kolonialpolitiker äußerst interessant. Zum Schlüsse ist ein besonderer Absatz der Verwaltung der deutschen Kolonien gewidmet. Der Rücktritt Kokowzows. Aus Petersburg wird drahtlich gemeldet: Der russische Ministerpräsident Kokowzow ist zurückqetreten, sein wahrscheinlicher Nachfolger ist der frühere Ministerpräsident Goremqkiu. Das Finanzportefeuille, das Kokowzow bisher innehatte, wird angeblich Bark erhalten. Wladimir Nikolajewitsch Kokowzow wurde 1853 als Sproß einer alten russischen Adelsfamilie auf dem Familienerbgut Torna geboren. Seine Vorbildung erhielt er auf Petersburger Gymnasien, um dann in den Zentralbureaus des Justiz ministeriums zu arbeiten. Besondere Ver dienste erwarb er sich um das Gefängniswesen, an dessen Verbesserung er regen Anteil nahm. Von 1896/1902 war er Vizeminister der Finan- Eine Sprengungsgeschlchte. Von Karl Hildebrand. Zur bevorstehenden Eröffnung des Panamakanales sei an die Vollendung eines anderen großen ameri kanischen Werkes erinnert, das in seinem letzten Alte ein Seilenstück bildet zu dem wirkungsvollen Ab schluß der Kanalarbeiten durch die knopfdrückende Hand des Präsidenten Wilson. Ls handelt sich um eine gleichfalls vielbesprochene Sprengun-sge.chichte aus dem Jahre 1876, die den bekannten Ingenieur General Newton mm Helden hat, der bekanntlich die Fetsenriffe des Hall Gate beseitigte. Es war das sicher auch ein Riesenwerk, wenn man bedenkt, daß er und seine Mitarbeiter sieben mühevolle, lange Jahre daran zu arbeiten hatten. Auch hier mußte der elektrische Funke in den dynamitgeschwängerten Minen die letzte Arbeit ver richten. Nur war der Vollzug der Explosion damals noch etwas romantischer und amerikanischer, indem nicht der Präsident auch nicht Newton, der Elsinner und Ausiührer des Weckes, den Knopf in Bewegung setzte, sondern jein kleines Töchterlein, ein allerliebstes Babv von 2'/, Jahren! Wollte Newton nun zeigen, wie sicher er seiner Sache war, daß er seinen Liebling in so gefahrvolle Nähe zur Mine brachte, wollte er die Bewu iderung seines Werkes steigern, indem er den Gegensatz wirken ließ zwischen der ungeheuren Masse, die bewältigt werden sollte, sowie der ungeheuren Kräfte, die er dam bereit hatte, und andererseits dem schwachen Drucke eines Kinderhändckens? - genug, seine kleine Mary wurde vor der >e>tgesetzten Stunde auf den Platz gebracht, von wo aus die Explosion der Mine herdeigeführt werden sollte. Sre spielte hier zunächst harmlos mit ihrer Wärterin; dann nahm sie ihr Vater auf den Arm ging mit ihr in die Hü te und zeigte ihr den Metallknopf, der die beiden Pole der elektrischen Leitung verbinden, das letzte Hindernis, nämlich den winzigen Raum zwischen Knopf und der darunterliegenden Platinaplatte Übeiwinden sollte. Die letzten Drähte aber waren noch nicht geknüpft. „Marn", sagte Newton, „spiele ein wenig mit dieiem blanken Knopce!" Die kleine Mary lies; sich das nicht zweimal jagen. Sie patschte mit ihren Händchen nach dem vermeintlichen Spiel zeug und drückte und hämmerte nach Herzenslust. Und nun näherte sich der große Augenblick. Kapitän Merkur stellte die letzten Verbindungen her. Jetzt ist es 2 Uhr 50 Min.: Die festgesetzte Stunde. Newton tritt mit seinem Kinde wieder an den Apparat. „Mary, drücke noch einmal auf den jchönen, blanken Knopfs Mary tut es, und die unschuldigen Patschhändchen vollenden ein Riesenwerk, lösen Kräfte aus und vollbringen Wirkungen, d>e in ihrer Gröle für die damalige Zeit etwas Unerhörtes hatten und auf die alle Welt gespannt war. Die Kunde davon flog denn auch über die ganze Welt. Man iprach lanre von dem kleinen Fräulein als von einem Wundertinde. Es mügie nun 42 Jahre alt »ein. Möchte es immer eine so „glück liche Hand" gehabt haben! Kunst un- Wissenschaft. * „Der Abgrund", eine Oper des blinden Ton setzers S m a r e g l ia, erzielte bei der Urauf, sührung im Mailänder Scalatheater einen starken Erfolg, der sich in vielen Hervor rufen äußerte. * Kammersängerin Frida Hempel trat in Chicago auf. Die Künstlerin feierte dorr als Violerta in „Trarnata" und Lucia wahrhaste Triumphe, über die die dortigen Blätter in enthu siastischer Weise berichten. * Lin Oberbürgermeister gegen moderne Operetten. In einer Versammlung der Erfurter Stadt verordneten. in der über ein Gesuch des Theater direktors M. Schirmer um Erlaß der Pacht ver handelt und u. a. auch der Spielplan des Theaters einer Kritik unterzogen wurde, sagte Oberbürger meister Schmidt u. a.: „Die Novitäten sind auch nicht nach meinem Geschmack; aber der Direktor be findet sich in einer schwierigen Lage. Er hat die aus, gezeichnetsten Aufführungen gebracht von „Maria Stuart" und von den „Karlssckiülern". aber das Haus war leer. Der Direktor muß verdienen. Um den heutigen Geschmack sieht es sehr bedauerlich aus, bei „Püppchen" und anderem elenden Zeug, da sind die Leute da, da wird hineingelaufen. Der Direktor wäre selber froh, wenn er klassische Stücke geben könnte; die alten Klassiker kosten ihm keine Tan tiemen. während das seichte Zeug sehr hohe kostet. Die neuen Operetten sind schlechte, jammervolle Machwerke, aber es werden leider keine besseren Sachen auf diesem G«bicte geschrieben, und das Publikum will das elende Zeug sehen, während bei sehr guten Aufführungen älterer Operetten, wie wir sie auch hatten, das Theater leer ist." * Richard Strauß hat sich nach Brüssel begeben, um an den Proben zur Ricba rd-S tra uß-W oche teilzunehmen. Er wird ein Konzert sowie die Auf führungen der „Salome" und „Elektra" diri gieren. Die Oper', die in deutscher Sprache gesungen werben, sind in den Hauptrollen mit namhaften deutschen Künstlern besetzt * Di« Haeckel-Feier in Jena ist jetzt festgelegt. Die Ortsgruppe des Deutschen Monisten bundes hat die Festlichkeiten auf zwei Tage ver teilt. Am 15. d. M. findet eine Zusammenkunft der sächsisch-thüringischen Ortsgruppen mit einem daran sich anschließenden Festabend statt. Abgesehen von Ansprachen werden künstlerische Darbietungen an ihm geboten werden. Am 16. abends wird im großen Dolkshaussaal eine öffentlich« Feier in Anwesenheit des Jubilars stattfinden, wobei letzterer die Glück wünsche seiner Anhänger entgegennimmt. Die Haupt rede wird Dr. Heinrich Schmidt halten; außer dem wird Institutsdirektor Brauckmann sprechen. Orgelspiel, Prolog und Gelänge bilden den Rahmen zu dieser Feier. Die Stadt, deren Ehrenbürger Haeckel ist, wird durch eine Abordnung speziell ver treten werden, ebenso die Universität. Die akademische Feier findet unter Leitung der „medizinisch - naturwissenschaftlichen Gesellschaft" bereits am 13. d. M. in der Aula der Universität statt. Geh. Hofrat Prof. Dr. Maurer wird hier über „Ernst Haeckel und di« Biologie" sprechen. Auch an dieser Feier nimmt natürlich Exzellenz Haeckel teil. « Deutsche Werkbundausstelluna in Köln 1914. Mit der Werkbundausstelluna Köln wird auch ein Vergnügungspark verbunden sein. Es wird ja manche geben, denen ein Vergnügungspark als nicht recht vereinbar mit der großen Schau ernster deutscher Qualitätsarbeit erscheint, und es ist auch sicher, daß er durchaus nicht als notwendige Ergänzung der Aus- stellung betrachtet werden kann. Auf der anderen Seite muß man aber bedenken, daß der Begriff Ver gnügungspark mit dem Ausstellunasbegrisf schon seit dessen Geburtsstunde ena verknüpft ist und daß die Kölner Werkbundausstellung sich nicht einfach über dies: Tatsache hinwegietzen kann. Das Gelände des Vergnügungsparkes ist 65 000 Quadratmeter groß I und wird nach Norden gegen die eigentliche Aus stellung hin durch einen prachtvollen, alten Baum bestand abge chlosten. Die einzelnen Bauten des Ver gnügungsparkes muffen in ihrem Aeußern selbstver ständlich den Forderungen des Werlbunogedankens entsprechen, so daß ein einheitliches, geschloffenes Bau bild zu erwarten ist. Der „Altrakt onen" w rd cs viele geben, wir nennen nur das Konzodorf, das Tanagratheater, Planetenbahn und Tanzrad, Teu- felsrutfchbahn, Aerodrom und Hippodrom, und nicht .zu vergessen das Kölner Hänne chen-Theater — im Süden Deutschlands nennt man es Ka perltheater — usw. Als Hauptrestaurants des Packes sind das Oberbayrische Haus und das Diedermeieraasthaus zu betrachten, das erstere natürlich mit sämtlichen ober- bayri chen Schikanen, vom Schuhplattler ongefangen bis herunter mm „Elampfnzupser" und Enzianoer käufer. Daneben gibt es aber auch zwei gemütliche „Kölsche" Kneipen, ein Weinrestaurant und — last not Ic-ast — eine Futuristenkneipe u. dal. Das Ge lände liegt sehr windgeschiitzt neben der Hobenzollern. brücke und wird gewiß eine starke Anziehungskraft auf die Mehrzahl der Ausstellungsbefucher ausüben. * Die Bereinigung Berliner Architekten und da» Hoffmannsche Opernhaus-Projekt. Die Vereinigung Berliner Architekten hat sich in ihrer zahlreich be suchten Versammlung nochmals eingehend mit dem Entwürfe von Ludwig Hoffmann für das Opernhaus auf dem Königsplatze deschättigt. Eine Kommiision legte eine ausführliche Begründung der schon in der Versammlung vom 5. Februar gekennzeichneten schwer wiegenden Mängel des Hoffmannschen Entwurfes vor, woiin auch zum Ausdruck gebracht wird, daß die durch die früheren Vorarbeiten gewonnenen Verbesserung«- voischläge in dem vorliegenden Entwurf keine Berücksichtigung gefunden haben. Nach mehrstlln- diger Debatte beschloß die Deriammlung die Ab sendung der Eingabe an das Abgeordnetenhaus mit der schon in einer früheren Eingabe geäußerten Bitte, den Hoffmannschen Entwurf, ebenso wre die früheren Vorarbeiten für das Opernhaus, zunächst durch di« Akademie des Bauwesens begut achten zu lasten. * Ein unbekannte» Bild Leonardo da Vinci» aufgesunden. 2n einer Kirche von Narbitscbewan (Gouvernement Eriwans wurde ein Bild da Vin cis, das die Geburt des Heilands in einer Grotte darstellt, aufgefunden. Man nimmt an, daß da» Bild von einem fremden Missionar zur Zeit Scheich Abba» in die Kirche gebracht worden fei.