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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 04.09.1911
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1911-09-04
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19110904029
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1911090402
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1911090402
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1911
-
Monat
1911-09
- Tag 1911-09-04
-
Monat
1911-09
-
Jahr
1911
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r,9tt- Uer ist herrlich. >«n letzten mit» auswärtig« Be lkin Platz »u ltzslugSorte sind letzten Zeit hat ftigt. Wahr ist, anntSbad getan geblieben. Die llschast zur Sr- ltchst gegenüber. ist Heuer auch aS wundervolle t, kommt Heuer temperatur nie ch de» Lalwtnd ! die Weinlese; ! Hoffnung be» men besonderen NappoltdweUer eutschlandr ver- ld Ems 20 2VV, d 28 748, «arlS- Bad Lauterberg Wildungeu lknung füi>: «xvis »cbrriiekUod« >n cker iiL^ei'Iiodollö dingen. msr, lat-rilcuat. LASI. . rrlklri c id k»nix ugten Preise. 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Niederlande Nor» wegen. Oetterreich-Ungarn, Nuhland. Schweden Echweu u Spanten. In allen übrigen vlaaten nur direkt durch di« Eeichattsitell» de» Blaue» erhältlich. Abend-Ausgabe. WpMcrTagMalt Anzeigen-Preis K >N!TK«Ä^A,'L7. »eil, 1 PN oon -»»wärt» SO Pf^ Reklame,, 1^0 PN.' Inserat« von Behörden im amr. lichen T«il di« P«tit,eil« SO Pl V«Ichäft»ant«igen mit Pla-oorlchriften » in der Abendausgabe im Preis« erhöh« Rabatt nach Tarif. Beilagegebühr ibesaml» auslag« 5 Mk. p lausend rrtl. Postgedühi. Teilbeilage Höher. F«fterteiltr Auslraa« können nickt zurück» a«-og»n werden. Für da» Erscheinen an bestimmten Tagen und Plätzen wird kein« Garantie übernommen. Anzeigen-Annahme: Iohannisgass« 8, der »amtlichen Filialen ri. alten Annoncen. Expeditionen des In- und Auslandc». Da» Ueiptiger Tagedian erlchiini Smal täglich. Sonn- n. grienag» nur morgen». Abonnements-Annahme Iohonnisgoll««. der unseren Tragen». Filialen. Spediteuren und Annahmestellen, sowie Postamleriiund Brresträgern. 14 KSL (Uachtauschlutzt 14 6S3 14 694 Handelszeitung. ie>..An»,i.j Amtsblatt des Rates und des Volizeiarntes der Ltadt Leipzig. Druck und Verlag von Fische» L ttürft«» Inhaber: Paul Fürsten. Redaktion und Geschäftsstelle: Iohailnisgass« 8. Haupt-Filiale Dresden: Seestrasze 4. I iTelcphon 46211. Nr. 24S lQS. Zshrgsng Monwy, üen < Septemver lSll Die vorlitsiende AnSsiade umfaßt 6 Seiten. Die Besitzergreifung von Mi üurH Spanien. Der spanische Ministerpräsident Canalejas nimmt jetzt zu der Besitzergreifung Jfnis durch die Spanier Stellung uns gibt verschiedene Punkte an, dis: dieses Vorgehen rechtfertigen sollen. Die Annahme, führt der Minister aus, dass Spaniens Vor gehen in Jfni in dem Äugenblick, in dem Frankreich fern ganzes Interesse cnif seine Verhandlungen mit Deutschland richten mutz, unliebsam empfunden werde, ist falsch. Schon seit 50 Jahren steht Spanien vertragsmähig dieses Territorium zu. Allerdings be müht sich Spanien erst seit dem Jahre 1908, 'diesen Vertrug in Kraft treten zu sehen, und es hat wieder holt 'den Sultan wissen lassen, datz es nunmehr von diesem Vertrage Gebrauch machen will. Die Berichte, die in den letzten drei Jahren den Signatarmächten abgeliefert worden sind, erweisen klar, datz die betreffende Frage von sämtlichen spani schen Gesandten mit dem Sultan immer wieder ver handelt worden ist, und datz die marokkanischen Ge schäftsträger in Madrid über diese Angelegenheit wiederholt Konferenzen hatten. Das Resultat der Unterredungen war die feierliche Verpflichtung des Sultams, die Erfüllung des Vertrages nicht bis über oen 1. Akai d. I. hinauszuschieben. Da dieses Ver sprechen aber nicht eingehalten wurde, so wäre Spa nien schon damals ermächtigt gewesen, den Vertrag mit eigenen Mitteln zur Geltung ,zu bringen. Die spanische Negierung hätte es auch sicher getan, wenn nicht gerade um jene Zeit das Verhältnis Spaniens gegenüber Frankreich in Marokko sehr gespannt ge wesen wäre. Die spanische Regierung sah also da mals von einer solchen Kraftprobe ab, und man ver suchte noch einmal im guten, den Sultan zur Einhaltung Les Vertrages zu bewegen. Nachdem man also immer wieder und wieder bei dem Sultan schrift lich als auch mündlich vorstellig geworden sei und bereits vier Monate wieder vergangen sind, ohne Latz von der marokkanischen Regierung auch nur Las geringste in dieser Frage geschehen ist. kann man Spanien weder Ungeduld noch Mangel an Mässigung vorwerfen, und auch die Behauptung, Latz Spanien tzerade jetzt von seinem Reckst Gebrauch macht, wo Frankreich anderweitig seine Hauptinter essen vertritt, ist somit hinfällig. Die spanische Regie rung hat auch dafür Sorge getragen, datz derfran- zösischen Regierung in freundschaftlichem und zuvorkommendem Tone von diesem Vorhaben Nach richt gegeben wurde. Man darf auch schließlich nicht vergessen, Latz, als im Jahre 1904 Frankreich und Spanien sich gegenseitig ihre Rechte in Marokko sicherten, die Klackse! vom Jahre 1860 ausdrücklich garantiert wurde. Weiber wird drahtlich gemeldet: Paris, 4. Seotember. sEig. Drahtmeld.) Nach einer offiziösen Meldung hatte der s p a n i s ch e Bot schafter gestern mit dem Minister des Auswärtigen de Selo es eine Unterredung, die sich auf die von Spanien geplante Besetzung von Jfni bezog. — Aus Nuk üer Gol-wsge. 29s Roman von. R«ie Stahl. ' - Machdruck verboten.) „Hm! Vom privaten Standpunkt ist das Ansichts sache, aber nicht vom Standpunkt des Gesetzes. Du hast somit eine Urkundenfälschung begangen, die mit Gefängnis bestraft wird. In diesem Falle hätte dein Nam« nicht mehr den von dir so hochgeschätzten Vor zug der Unbescholtenheit voraus." „Nein!" rief Kläre mit verzweifelter Heftigkeit. „Ich kann und will nicht glauben, datz es einen Rich ter auf der Welt gibt, der ein armes, betrogenes Weib für solch eine Tat der Notwehr ins Gefängnis stecken oder sie überhaupt verurteilen würde!" „Oho, du hast naive Rechtsbegriffe, aber Unkennt nis schützt nicht vor Straf«. Hier gilt nur der Buch stabe des Gesetzes. Nach deinen Motiven kräht kein Hahn. Siehst du nicht di« Uebereinstimmung unserer Fäll«? Dieselbe höhere Sittlichkeit, die du für dein Rechtsvergehen geltend machst, beanspruche ich für die meinen. Aber du kannst es meiner Erfahrung glau ben, datz kein Richter dafür Verständnis zeigt. Und wenn ich ihm noch so klar und logisch vordoziere, datz Eigentum Diebstahl ist, und datz di« höhere Mensch heit erst mit dem Recht aller auf alles anfängt — ich werde glatt ins Loch gesteckt. Genau so würde es dir ergehen mit deiner Urkundenfälschung aus Notwehr oder Vorliebe für Unehelichkeit." „Das stellt mich noch lange nicht auf ein« Stufe mit dir!" sagte Kläre erblassend. „Wusste ich denn, ob ich überhaupt rechtmätzig verheiratet war? Nach dem ich von deinen Betrügereien erfuhr, zweifelt« ich daran. Weitz ich denn heute, ob du mich unter deinem gesetzlichen Namen geheiratet hast? Ich zweifle auch jetzt noch daran. Besonders da du hi«r wieder unter einem anderen Namen austrittst al» in Eng land. Welches ist überhaupt dein rechter Name?" „Wenn du dich nach so sehr strSichst, du bist ge setzlich mit mir verheiratet. Ich kann jederzeit das beweiskräftige Dokument dafür au» Summerfet Hous«, wo alle nn Königreich Grotzbritannien geschlossenen Eher registriert find, zur Stelle schaffen. In Eng land kann man sich nennen wie man will, heute Herr Schulz, und morgen Herr Müller, die Polizei fragt Madrid wird berichtet, datz die Besetzung von Jfni erst im Laufe des Monats Oktober er folgen würde, da gegenwärtig eine Landung der Truppen wegen der an der attantischen Küste an geblich herrschenden Unwetter mit Schwierigkeiten verbunden wäre. Englische Muuitionsscndungc» nach Südafrika. London, 4. September. lEig. Drahtmeld.) In Woolwich ist der Befehl der Armecverwaltung eingetroffen, die gesamte Munition für die Mobilmachung von Erpeditionstruppcn b e - reit zu halten. Eine viertel Million Patronen sollen nach Südafrika abgehen. Von einer Mobil machung von Truppen selbst verlautet nichts. Wahr scheinlich sollen nur die südafrikanischen Munitions vorräte ergänzt werden, damit für den Fall, datz süd afrikanische Truppen anderswo Verwendung finden, diese über genügende Munition verfügen. Rüstungen in Belgien. Brüssel, 4. September. sEig. Drahtmeld.) Das Kriegsministerium hat beschlossen, im Falle einer Mobilisierung ein Automobil korps zu organisieren, das die Aufgabe Haden soll, zwischen den einzelnen Truppenabteilungen die Muni tion hin und her zu bringen. Auch bei eventuellen Zerstörungen von Eisenbahnlinien soll dieses Auto mobilkorps Verwendung finden. Die Kraftwagen, die von Privatleuten mit ihren Chauffeuren der Heeresleitung zur Verfügung gestellt werden, sollen am ersten Tage der Mobilmachung an einem von der Kriegsleitung bestimmten Platze zusammenkommen, um dort weitere Befehle zu er halten. Oie Teucrmiysunrulren in Frankreich nehmen einen immer bedrohlicheren Charakter an. Aus der Provinz kommen Nachrichten von schweren Zusammenstössen, bei denen die Polizei auf den Marktplätzen, als sie die Händler schützen wollte, von der Menge angegriffen wurde. Militär musste zu ihrer Unterstützung herangszogen werben. Der Staatsrat beschloss, gegen die weitere Ausüehnung der Unruhen ernste Massnahmen zu ergreifen und hat bereits Befehl gegeben, nach verschiedenen Orten Militär zu entsenden. Besonders schwer waren die Ausschreitungen in der Gegend von Avernes und Maubeugc. wo Tausende von Menschen aus den Strassen lärmten und anderen Unfug trieben. In Sous le Bois mutzte die Kavallerie cingreifen. Es kam zu einer förmlichen Strassenschlacht, bei der 7 Personen, darunter Manifestanten und 2 Gen- darmen schwer verwundet wurden. Auch in Haut- mont waren die Ausschreitungen sehr ernster Natur Dort versammelten sich die Manifestanten auf dem Marktplatze, plünderten alle Buden und Läden und gingen gegen die Händler, die sich weigerten, ihre Ware billiger zu verkaufen, tätlich vor. Polizei mutzte einschreiten, um die Ruhe wiederherzustellen. Mehrere Verhaftungen wurden vorgenommen. Zu den Unruhen liegt noch folgende Drahtmelüung vor: Paris, 4. September. (Eig. Drahtmeld.) Wie aus St. Quentin berichtet wird, haben die Teuerungsunruhen einen weit grösseren Um fang angenommen, als man vorausgeschen hatte. Deshalb reichten auch die Kürassierposten nicht aus, um die wütende Menge im Zaum zu halten. A m wildesten gebärden sich wie stets bei solchen An lässen in Frankreich, die Frauen. Sie vereinigen sich zu Horden, durchziehen schreiend und gcstiku- nicht danach, vorausgesetzt, datz man Urkunden mit dem rechtmässigen Namen unterzeichnet." „Ich hatte gehofft, dir im Leven nichr wieder zu begegnen. Was willst du eigentlich von mir? Mein kleines Vermögen ist dir bereits zum Opfer gefallen; ich besitze nichts mehr, das Wert für dich haben könnte. Ich hatte angenommen, dass du so viel Scham gefühl haben würdest, mir nicht wieder unter die Augen zu treten, nachdem du mich in so niedriger Weise bestehlen hattest. Willst du mich auch noch um die Möglichkeit bringen, mein Brot durch ehrliche Arbeit zu verdienen, indem du mich hier kompromittierst? Oder was ist eigentlich deine Absicht ?" Sie standen sich in schneller Red« und Gegenrede gegenüber, während der Regen unaufhörlich auf sie herrnederrieselte. Er lief bereits in Bächen von Klares Schirm auf ihren Mantel herab und nässte ihr Kleid mit cin«r breiten Stotzkante. Das Haar klebte ihr feucht an der Stirn, ihre Füsse standen im Wasser, aber sie achtete nicht darauf. Wie ein schwe rer, silberner Vorhang schloss der rauschende Negen das kleine Fleckchen unter dem Kastauienbaum ein. auf dem sie standen, und nichts war hörbar, als das eintönige Prasseln und Klatschen der Wasscrmeugen auf das Lackbdach und in das Feld. Es kam Kläre nicht zum Bewusstsein, dass sie im Negen stand. Wie ein Wild, vom Jäger gestellt, wandte sie sich, zitternd in Todesnot, gegen ihren Verfolger. Und er schärft« kaltblütig sein« Waffe. „Zu einer Schäferstund« habe ich allerdings heute nicht den Weg hergemacht, wenn ich auch nicht leug nen will, dass der Genuss deines Anblicks allein ihn der Mühe wert erscheinen lässt", entgegnete er mit dem Lächeln, das Kläre fataler war als alles. ,,6z- llov«! Du hast dich famos entwickelt! Aus der her ben Schildmaid ist das Bollweib geworden, aber das nebenbei. Der Zweck meines Kommens ist natürlich, unsere Ziele und Wege festzulegen, die ja nun doch einmal nicht mehr voneinander zu trennen sind. Lei der bin ich heute noch nicht in der Lage, dich sofort mit mir zu nehmen, mn dich für Enttäuschungen .zu entschädigen, die ich nicht vorausgesehen habe und an denen nur ein ganz besonders widriges Geschick schul dig ist. Ich habe vorläufig nur eine sehr dürftige Reporterstelle an den „Nachrichten", di« ich annahm, um mir die Wege zu etwas Besserem zu bahnen. Bis zu diesem Zeitpunkt ist es jedenfalls lierend die Stadt, scheuen auch nicht davor, lätliche Angriffe gegen Regierungsbeamte und Sicherheit-; posten zu unternehmen. Bemerkenswert ist, datz auch Frauen der besseren Kreise sich den Streit luftigen anschlicsscn. Der Unterpräfekt hat deshalb um weitere militärische Unterstützung gebeten. Aus seinen Wunsch wurde das in Rouen garnisonierende 7. Jägerregiment zu Pferde nach St. Quentin be ordert. Die Strassen bieten «in trauriges Bild. Alle Läden sind geschlossen, alle Etablisse ments gesperrt. Die grauen zogen zusammengerottet durch die Strassen und sangen als Kampflied die Internationale. Man befürchtet weitere schwer« Un ruhen. Eine ttrÄtlenigung ües Lrborlchalters Litt. Der bisherige amerikanische Botschafter Hill hat den amerikanischen Blättern eine Mit teilung zugehen lassen, in der es u. a. heisst: „Ich kann Deutschland nicht verlassen, ohne auszusprcchcn, wie sehr ich die Freundlichkeiten würdige, die mir hier zuteil geworden sind, besonders von sciten Sr. Majestät des Kaisers. Zur Zeit meines Rücktritts im vergangenen April wurde viel nach dem Grund geforscht. Es wurde eine sorgfältig vorbereitete Legendem Umlauf gesetzt, die meine Haltung bei den deutsch-amerikaniichen Verhandlungen über deuKal i- streit betraf. Man wolle angeblich zu der Versicherung autorisiert jein, dass meine Haltung dem Staats departement missfallen hätte. Unter solchen Um- tänden hat ein loyaler Diplomat di« Pflicht, zu chweigen, und ich habe diese Pflicht getreulich er- üllt." Hill meint dann, es werde dem Präsidenten ieb sein, wenn er nunmehr eine eigenhändige Aeutzerung von ihm veröffentlichte, die er vor einigen Monaten erhalten habe und die geeignet sei, jene Legende, die einige Blätter aufrecht zu erhalten ge sucht hätten, zum Schweigen zu bringen und aus- zurotren 2n dem Schreiben des Präsidenten heisst es u. a.: „Eie sind Ihrer Aufgabe in jeder Weise gerecht geworden, und ich habe gern Ge legenheit genommen, nachdrücklich und kategorisch zu bestreiten, dass Ihr Rücktritt wegen irgendeiner Unzufriedenheit der Regierung mit Ihrer Führung der Geschäfte in der Kali- oder irgendeiner anderen Frage erfolgt sei." politische Nackrilhtsir. Ankunft des Kaisers in Kiel. Kiel, 1. September. sEig. Drahtmelüung.) Der Kaiser ist heute morgen 7 Uhr :!0 Min. hier c i ri tze troffen. In seiner Begleitung befinden sich äusser den Herren des Gefolges und Fürst zu Für ste über g Staatssekretär v. Tirpitz. Auf dem Bahnsteig hatten sich zur Begrüssung eingefunden: Prinz Heinrich von Preussen, der Stationschef, der Stadtkommandant und der Polizeipräsident. Der Kaiser begrüsste die anwesenden Herren mrd begab sich dann auf dem Wasserwege zur „Hohenzollern", wo er Wohnung nahm. Die im Hafen liegenden Schiff« salutierten. Auf dem Wege nach Kiel. München, 4. September. (Eig. Drahtmeldung.) Heute nacht '/22 Uhr traf der österreichische Thron folger Erzherzog Franz Ferdinand m ittels Sonderzuges hier ein und fetzt« alsbald iisier Würz burg di« Reise nach Kiel fort. Der Thronfolger ist begleitet von dem Marinekommandanten Grafen v. Montecuccoli und mehreren anderen hohen Ma rineoffizieren. Reise Kaiser Franz Josefs nach Pest. Men, 4. September. (Eig. Drahtmeld.) Kaiser Franz Josef begibt sich im September nach P c st, wo er eine Zeitlang residieren wird. Bei günstigem Gesundheitszustand des Monarck;eu ist vorgesehen, dass er auch an den Hosjagden tcilnehmen wird. Der Papst von neuem erkrankt. Rom, l. September. (Eig. Drahtmeld.) Gestern abend wurde der Papst von einem heftigen Gichtanfall heimgesucht. Sein« Leibärzte Dr. Petacce und Dr. Macchiafava wurden noch in später Abendstunde dringend in den Vatikan gerufen. Sie gaben bekannt, datz zwar der neue Anfall sehr schwerer Natur war, Loch ein« unmittelbare Gefahr nicht bestehe. Der Papst muss sich wieder die grösste Schonung auferlegen. Ein russischer Gast für die französischen Manöver Paris, 4. September. (Eig. Drahtmeld.) Gross fürst Boris von Nussland wird, einer Blättermcl- dung zufolge, den französischen Ost in an övern in der Zeit vom 10. bis 10. September beiwohnen. Französische Spiouensurchl. Paris, 4. September. (Eig. Drahrmetd.) Bei den letzten Nachtübungen, die die französische Ar tillerie in der Nähe von Verdun mit den neuen, selbstleuchtenden Geschossen zur Bestimmung von Treffern abhielt, sollen eine grosse Anzahl Leut scher Offiziere in Zivil aus Metz herüber gekommen sein (?) und -i« Hebungen aus allernäch ster Nähe beobachtet haben. Die Blätter erklären, Lass die französische Regierung rigoroser Vorgehen müsse, um derartige Vorkommnisse zu ver hindern und erinnern daran, datz bei den deutschen Manövern Generalfeldmarschall von der Goltz die ri-gorosesten Absperrungsmassregeln getroffen hatte und selbst harmlose Passanten, die sich den Truppen bis auf l» Kilometer näherten, verhaften liess. Sie fordern, datz die franwsischeu Militärbehörden ähn liche Vorsichtsmassregeln ergreifen. Anarchistisches aus Brüssel. Brussel, 1. Septembel. (Eig. Drahtmeld.) In Ser letzten Nacht bemerkten Polizeiagenten der Nur Bellrard ander Wandderdeutschen, wie auch an der Wand der französischen Gesandt schaft auffallende Inschriften anarchisti schen Inhalts in rosaroten Buchstaben. Di« Poli zei liess die Inschriften sofort von den Wenden en t fernen. Die Agenten verständigten den Chef der Polizei von dein Vorfall. Ein Fiasko des Panslawismus. Lemberg, 4. September. (E. D.) Vorige Woche beabsichtigten zirka 3000 russophile Bauern Galiziens nach wochenlanger vorheriger Propaganda durch russenfreundliche Agitatoren einen Ausflug nach einigen Städten Russlands zu unter nehmen. Die Teilnehmer des Ausfluges sollten in Kiew auch von dem panslawistischen Führer Grafen Bobrzynski. sowie von dem in letzter Zeit so oft genannten Mönch Jliodor begrüsst werden. Sowohl der Graf Bobrzynski als auch der Mönch Jliodor waren auch bereits in Kiew eingetroffen und hatten alles zur Begrüssung der Gäste vorbereitet, als sie. erfuhren, dass statt!MX) Personen sich nur 00 an ratsam, du bleibst in deiner jetzigen Stellung, in der du dich ja recht wohl zu fühlen scheinst." „Verzeih', wenn ich dich uutevbrcct)«", fiel Kläre kalt und verächtlich ein. „Ich muh dich von vornher ein darüber aufklären, dass es unter keiner Bedin gung je wieder eine Gemeinschaft für uns geben kann. Lieber ginge ich in den Tod, als dass ich zu dir zu- rückkchre." „Prachtvoll! Dir liegt das tragische Pathos gross artig! Wenn mir das Wasser nicht bereits in den Stiefeln stände und in den Halskragcn liefe, möchte ich dir noch lange zuhören. Man sollte jede Frau nn Zorn sehen, ehe man sie liebt. Da kommt der Fein schmecker erst zum erlesenen Genuss." Ein unsagbares Grauen und Ekel malte sich in Klares Zügen. Sie fühlte mit Einsetzen ihre Ohn macht gegenüber diesem Manne, der ausserhalb ihrer Ehrbegriffe stand und kein Gewissen hatte, an dem er zu fassen war. „Aber kommen wir auf die Realitäten unseres zurzeit entgleisten Daseins zurück', fuhr er fort, in dem er den Hut vom Kopf naym und das Wasser von sein'r Krempe sibüttete, das sich dort gesammelt hatte. „Du wirst begreifen, datz ich.Geld brauche, um wieder flott zu werden. Wenn ich aus irgendeine bessere Stellung Anspruch erheben will, mutz ich anständig auftrcten. Kredit bcibe ich in meiner jetzigen Lage nicht. Da unsere schäbig? K.ilrurwelt leider noch nicht nach mein.-n Grundsätzen zugeschnitlcn ist, will kein Kapitalist freiwillig mit mir teilen, uno das, was der aus Biirgertugcnd uns das siebente Gebot eingcschworenc Europäer stehlen nennt, ist nicht so einfach, wenn es sich der Mühe verlohnen soll. Es liegt nun in deinem Interesse, ebenso wie in meinem, datz ich wieder hochkomme;/darum wäre cs nur ein Akt der Klugheit und Selbsterhalnnig, wenn du mir jetzt mit mindestens zweihundert Mark aushilfst." Einige Sekunden starrte ihn Klare sprachlos an Wie eine Giftschlange kroch di 'ürchterlichc Gewiss heit an sie heran, dass sie eii.:u Erpresser vor sich hatte. „Ist es möglich" e ne mit belegter Stimme „Du sordei,i an'> n. o ' »eld von mir, nach dem du mir das wenige genau«,neu, was ich als Not groschen befass?" „Lcgik ist wohl zu viel verlangt von einer Frau, aber werde doch endlich einmal nüchtern und steige von dem Kothurn dieser dramatischen Pose herab", entgegnete er, zum ersten Male einen grreizten Ton anschlagcnd. „Wann kann ich mir das (Veld holen?" „Du bist im Irrtum, wenn du denkst, dass ich über so viel Geld verfüge. Du weisst, was ich durchgemachr habe, und kannst ermessen, wie schwer ich mich duiK'- län psen musste. Ich habe mein Kind ohne jede mate riclle Unterstützung zur Welt gebracht, erhalten und in die Erde gebettet, und selbst, wenn du für mich er reichbar gewesen wärest, hätte ich lieber gehungert als dich um Hilfe angcrufen. Selbstverständlich ging alles drauf, was ich mir gerettet, und was ich ver diente. In dieser Stellung hier bin ich erst seit An sang April, und mein Gehalt ist nicht hoch. Die Flambergs sind nicht reich,/ich bekomme nur tausend Mark. Ich liess mir eine unbedeutende Summe im voraus geben, denn ich war von allen Mitteln ent blösst, als ich herkam. aber das volle Honorar be komme ich erst am Quartalsschluss. So l?abe ich augen blicklich gar nichts zur Verfügung." ..Du könntest dir Vorschuss von zweihundert Mark geben lassen." „Ich gebe dir kein (Held, du hast nichts von mir zu erwarten. Es übersteigt jedes Matz von Schamlosig keit, datz du mir zu allem auch noch mein sauer ver dientes Geld nehmen willst!" Sie sagte es mit funkelndem Hatz in den Augen. „Kind, sei doch friedlich, überlege einmal vernünf tig Es geschieht ja in deinem Interesse. Du bist hier insofern versorgt, als du alles zum Lebensunterhalt hast, ein Dach Uber dem Kops und gute Ernährung. Ich liege aus der Strasse. Du kannst gut und gern dies: Summe opfern, um es mir ,zu ermöglichen, mich so lange über Wasser zu halten, bis ich eine Stellung gesunden habe, di« uns beide ernährt. Willst du denn lebenslänglich Dienstbote bleiben bei diesem Adels pack'.' Ist es nicht viel besser für dich, ein eigene» Heim zu bekommen, imd selbst, wenn es vorläufig be- sck^ciden ist, Herrin in deinen vier Wänden zu wer den? Du kannst meiner Intelligenz vertrauen, ich komme hoch. Und dann sollst du in deinem eigenen Wagen fahren, und ich kleide dich in Seide und köst liche Gewänder, denn ich liebe dich, Kläre, meine Kläre, mein Weib, du herrliches Geschöpf!" (Fortsetzung in der Morgenausgabe.)
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