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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 28.08.1911
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1911-08-28
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19110828028
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1911082802
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1911082802
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1911
-
Monat
1911-08
- Tag 1911-08-28
-
Monat
1911-08
-
Jahr
1911
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Bezug-Preis Bbend-Ausgabe. s»r U««»tt» »»» »»rch »«Irr, Iräa«, »»» tzo«»»l»»r« Lmal »ialtch tn» ya». gedraa» w Pi. «,natl.. L.7Ü Mt. vienrliährt. Br« »nlrrn gtltalr» » N««» nahmefteüe» ada.hott 7S PI. «oiratU. L»«l. »trarliahrU »«M — »»»»rhald D<»»>ch»anv, »nv vrr drutlchr» Kolon««» orrttiliührl. >.«» monatl. I^V Mk. »urichl Poltbrltrllarld gernrr »» Bel»««», Donemarl. »en Donauliaaren, Italien, vurembura. Nirderlanve. Nor wegen Orllerrerw» Unaarn. Bugland. Cchwevr», Schwer» u Epaittrn In allen üdnger, Eiaal«» <u»r d«r«V ourch dt« Ee1chal«»i«ell, d«» Blatt«» «rdaltltch. Da» l!«t»tlu«r Lag«dlao «ttcheriu »mar rägltch. Eonn» ». Krrenag» nur man»«»». Abonn«mr»l»-<lnnal>m« 2»da»»«»,all« S, l>«« unlrrra Iragrr«». 8>l«a««n. Sprdlrruren und ÄnnatzmelteUen, low«« Boilaintrrn und Bneilrägrrn. WpMtrTagMM I 1« 892 (Nachl.irlchl»,, LrU-^nfchl. 1 14 693 1 14 694 Handelszeitung. 114892 lNachtanIchUch» Tel.-Änschl.j 14 693 1 14 694 Amtsblatt des Rates und des Volizeiamtes der Ltadt Leipzig. Anzeige«-Preis M vt«l!p°ltt,«B.ttu.il. LlPs_dt««»lla»». »«ll« 1 Bll. »»» a»»win» » Bekla»«» ll0 Mk. Intrrat« »on BehSrde» tm amt. llchen T«tl dl» Brtltt.il« SO vt. ««Ichastranjtlgrn nm Blatzoorlchnft»« n. in der Adrnda»»gab« tm Preis« «rhStzt. Nadatt nach larit. ««ila-r-ediitzr E«samt. a»slag« S Mk. o. Taut«nd «rkl. P»st,«bM>r. leilbrila,« höher. Frft«ttrUt« Uustraa« können nicht zarü«- a«,ag«n werden. FSr da» Srlch«inen a» bestimmten Tagen und Plätzen wird kein« Garanti« übernommen. Nn;«tgen-Annahme: I»b«»»t»,aH« d«i sämtlichen Filialen ». alten Anno««». Llveditione» de» In» und Su»lande». Dr»ck ,n» Verl», »»» Fisch«, ch KileP«, Inhaber: Paul Kileste». vedaktt»» »nd v«Ichist»ftell«: 2ohannt»gass« 8. Ha»pr-Filiale Dr,»»«n: Seestratze 4. I (Telephon ik21t. Nr. 238. Die vorile^enoe Aiivqabe uuisas)! 6 Wellen. Der KsdinettsrveÄiel tn Zspsn. Wie wir schon meldeten, ist das japanische Mini sterium Katsura zurückgetreten und soll durch ».in Kabinett Saionji ersetzt werden. Katsura, der in diesem Frühjahr in den Fürstenstand erhoben worben war, wollte bereits vor einigen Monaten seine Demission geben, und es hieß, Latz er in den Rar der Alten ausgenommen werden sollte, was vor aussichtlich jetzt geschehen wird, Er wurde schon ein mal, und zwar rm Dezember 19Oö, von Saionji rm Ministerprasidium abgelöst und übernahm auch von diesem wieder im Juli 1908 die Leitung des Ka binetts. Somit ist Katsura zuletzt mehr als drei Jahre am Ruder gewesen, wahrend welcher Zeit die Stellung Japans im Konzert der Mächte weiter ge festigt worden ist. Wir erwähnen das im November 1908 mit den Bereinigteil Staaten von Amerika ab geschlossene Abkommen über die Politik beider Länder im Pacisic. ferner den abgeänderten Vertrag mit England und das kürzlich zustande gekommene Handelsabkommen mit Deutschland. Der Nachfolger Katsuras, Marquis Saionjt, zählt zu den hervorragendsten Staatsmännern Ja pans. Er ist europäisch gebildet, war vier Jahre hindurch, von 1887—1891, Gesandter in Berlin, leitete eine Zeitlang Las Ministerium des Aeutzern, war auch Präsident des Herrenhauses und, wie schon gesagt. Vorgänger Katsuras als Ministerpräsident. Als er diesen Posten im Dezember 1905 übernahm, war seine Aufgabe ungemein schwierig, da im japa nischen Volke protze Unzufriedenheit herrschte über die Rußland im Frieden von Portsmouth gewährten milden Bedingungen. Aber Saionji zeigte sich der Lage gewachsen, er schlotz die völlige Verständigung mit Nutzland ab und erlangte die offizielle An erkennung Japans als Großmacht. Er ist seit zehn Jahren nominelles Haupt der sog. Seijukwai-Partei, die 1900 von Ito durch Verschmelzung mehrerer Fraktionen gebildet wurde, und damit die stärkste Partei des Unterhauses geworden ist: sie strebt um fangreiche militärische Reformen an, die freilich durch finanzielle Rücksichten begrenzt werden. Die äutzere Politik Japans wird durch den Kabinettswechsel nicht berührt, insbesondere das freundschaftliche Verhältnis zu dem Deutschen Reiche nicht verändert werden. Oer karlervelurtt in Hamburg unü in Stettin. Abschluß der Festtage in Altona-Hamburg. Hamburg, 28. August. (Eigene Drahtmeldung.) Auf dem Rathausmarkt stand eine dicht gedrängte Menge. Fenster und Dächer waren besetzt. Nach der Tafel zeigte sich das Kaiserpaar mit den Fürst lichkeiten und den Bürgermeistern wiederholt auf dem Balkon. Stürmische Hochrufe erschall ten; die Nationalhymne und andere patriotische Lieder wurden immer wieder und wieder angestimmt. Die Häuserreihen und die Binnenalster waren mit Lichtern, elektrischen undMGasbcleuchtungskör- pern strahlend beleuchtet. Lampionketten zogen sich zwischen den Baumreihen am Alsterufer bin. Auf der Binnenalster wogte und flimmerte ein Lampionkorso von vielen Hunderten von Boo Momsg, üen 28. August 1911. ten, den der Norddeutsche Regattaverein und der All gemeine Alsterklub veranstaltet hatten, dem sich die reich illuminierten kleinen Alsterdampser anschlossen. Die Majestäten sind um 10 Uhr vom Dammtor- dahnhofe nach Stettin abgefahren, die fürstlichen Herrschaften kurz daraus in einem beson deren Zuge. Zur Verabschiedung am Bahnhofe waren erschienen: Der Erotzherzog von Ol denburg, Bürgermeister Dr. Vurckard und der preussische Gesandte v. Bülow mit ihren Damen. — Auf dem Wege der Majestäten bildeten über vier tausend Turner mit Wachsfackeln und die Schüler der höheren Schulen Spalier. Die Fahrt vom Nalhause zum Bahnhöfe bildete durch die glänzende Illumination und die Begeiste rung ungezählter Tausender einen großartigen Ab schluss der Altonaer und Hamburger Festtage. Stettin in Erwartung. Stettin, 28. August. (Eig. Drahtmeld.) Für die Kaisertage hat die alte Hauptstadt Pommerns reichen Schmuck angelegt. Am Bahnhofe beginnt die von Flaggenmasten mit Kranzwimpeln gebildete Einzugsstratze, die bis zum Schlotz ihren frohen, fest lichen Charakter behält. Vor der Uebergangsbrücke der Eisenbahn erhebt sich eine mächtige, mit Tannen grün und Wappenschildern geschmückte Empfangs- pforre. Auch die übrigen Strassen weisen Fahnen- und Festschmuck auf: Transparente mit dem Namenszuge des Kaisers werden für die abendliche Beleuchtung vorbereitet. Der Fremden ström, der sich schon gestern aus der Provinz in die Haupt stadt ergötz, ist heute noch gewaltig angewachsen. Seit den frühen Morgenstunden füllen Schaulustige die Einzugsstratzen, in denen Schulen und Vereine zur Spalierbildung Aufstellung nehmen. Stettin, 28. August. (Eig. Drahtmeld.) Die Fürstlichkeiten, die an den Festlichkeiten in Hamburg und Altona teilgenommen haben, trafen heute früh 8 Uhr hier ein. Darunter be fanden sich der Kronprinz, das Prinzenpaar Eitel Friedrich, die Prinzen Oskar, August Wilhelm und Friedrich Leopold von Preußen, sowie der Erotzherzog von Mccklcnburg-Strelitz. Marokko. Das „Echo de Paris" und die illustrierte Zeitung „Exc-lsior" veröffentlichen ein angebliches Inter view mit Kiderlen-Wächter. Der Staats sekretär soll erklärt haben, Latz es sicher zu einer Eini- gung zwischen Deutschland und Frankreich in der Marokkofrage kommen würde und datz ein Krieg unter keinen Umständen entstehen würde. Man schenkt in eingeweihten Kreisen diesem In terview wenig Glauben, da man der Meinung ist, datz sich der deutsche Staatssekretär auf keinen Fall von französischen N a t i o n a l i st e n-Blättern interviewen lasten würde. Italien und die Marokkofrage. Rom, 28. August. (Eig. Drahtmeldung.) Der „Corriere d'Italia" nimmt heute Stellung zu der Marokkofrage und fordert die italienische Ne gierung auf, bei dieser Gelegenheit in der Tripo li s f r a g e energische Schritte zn tun. Es vereinbare sich durchaus nicht mit dem Standpunkte Italiens, datz Deutschland und Frankreich sich Marokko teilen, während Italien hierbei leer ausginge. Neue Kämpfe zwischen Spaniern und Marokkanern? Madrid, 28. August. (Eig. Drahtmeld.) Die französischen Darstellungen von neuen Niederlagen der Spanier in der Nähe von Melilla erfahren von offiziöser spanischer Seite eine bedeutende A b - s ch w a ch u n g. Die Regierung mißt diese«'. Vor kommnissen in Nordostmarokko wenig B e - deutung bei und ist der Meinung, Latz es sich lediglich um Uebrrgrisfe von Räuberbanden handle. Es wird jedoch zugegeben, daß einige bewaffnete Marokkaner neriuckt haben, das rechte Ufer des Kert- flustes unterhalb der Tore von Melilla zu besetzen. Sie haben ferner ein spanisches Lage: angegriffen, sind aber init bedeutenden Verlusten zurllckgewiesen worden. Französische Kriegsschiffe nach Marokko. Toulon, 28. August. (Eig. Drahtmeld.) Auf den Kriegsschiffen „Jules M i ch e l c t" und „Wal- Leck-Rousseau" werden die letzten Vor bereitungen zur Ausreise nach Marokko ge troffen. Die Abreise der Schiffe dürfte schon in den nächste ir Tagen erfolgen. poUMche Nachrichten. Die Herbstmanöver der Flotte. Kiel, 28. August. (Eig. Drahtmeld.) Die Herbst manöver der Flotte haben begonnen. Die Hochseeflotte verließ in den Morgenstunden den Hafen. Die polnischen Katholiken Oesterreichs gegen Fürst bischof Dr. Kopp. ?. 6. Krakau, 28. August. (E. D.1 Die hiesigen Blätter bringen interessante Nachrichten über eine machtvolle Agitation, die zurzeit unter den pol- niichen Katholikei« Galiziens und Oesterreichisch-Schlesiens im Gange ist. um eine Losreitzung dieser Landesteile in kirchlicher Hinsicht von der für st bischöflichen Gewalt des Breslauer Stuhles zu er reichen. Als Grund dafür wird die angeblich par teiische Haltung des Kardinalfürstbischoss Dr. von Kopp angegeben, der mit allen Kräften an der Ger- manisierung des polnischen Klerus arbeite. Antisemitische Ausschreitungen in Wale». London, 28. August. lE. D.) Die Judenver folgungen in Wales nehmen einen recht be drohlichen Charakter an. In vielen Fällen sind die von Juden bewohnten Häuser, obwohl sie von Militär bewacht wurden, von streikenden Arbeitern in Brand gesteckt worden. Zu besonders auf regenden Vorgängen kain es in Llanolly. Dort wurde das Haus eines Magistratsbeamren, der das Einschreiten von Militär veranlaßt hatte, in Brand gesteckt. Vielfach wurden Läden, bereit Inhaber Israeliten sind, von der Menge gestürmt und ausgeplündert. Bisher ist jedoch nicht bekannt geworden, daß einer der Angegriffenen ernstlichen körperlichen Schaden bei diesen Zwischenfällen er litten hätte. Unstimmigkeiten im türkischen Kabinett. Konstantinopel, 28. August. lC. D l Die irr letzter Zeit wiederholt aufgetretenen Gerüchte, nach denen die Demission des Kabinetts bevorstehe, scheinen nicht unbegründet zu sein Es handelt sich nicht allein um einen Gegensatz zwischen dein Grotzwesir und dem jungtürkischen Komitee, sondern auch um los. Jahrgang. Kompctenzstreitigkeiten zwischen dem Kriegs- Minister Mahmud Schewket Pascha und dem Finanz minister Dschawrd-Bci Der Finanzminister verlangt eine Kontrolle über das Kriegsbudget: Schewket- Paicha hat auch früher ein dahingehendes Ver sprechen abgegeben, dem er sich aber jetzt nachzu- tommen weigert. Der Finanzminister besitzt das Vertrauen des Grotzwesirs, dessen Unterstützung er auch in diesen« Falle sicher ist, doch steht der Groß- wcsir selbst auf zu schwankende,n Grunde, als daß der Kriegsininister vor seinem Kabinettschef zurück- weichen würde. Zur Lage in Persien Teheran, 28. August. lE. D.) Zergam es Sultan eh soll von Sardar Arshad geschlagen worden sein, der augenblicklich im Besitz des achtzig Meilen östlich von Teheran gelegenen Aradans ist. Gsardar Bahadu r ist gestern mit einer ansehn lichen Streitmacht auf den« Marsch nach Teheran in Kun« cingetroffen. Sardar ed Dauleh verließ Kemanschah und rückt auf Hamadan vor. — Ein englischer Beamter des indisch-europäischen Tele graphendienstes, der heute in Verd eintraf, wurde auf der Reise zwischen Kaschan und Verd an ge fallen und beraubt. Kus Leipzig unü llmgegenü. Leipzig 28. August. Wetterbericht der König!. Sachs. Landeswetterwarle zu Dresden. Voraussage für den 29. August. Keine Witterungsänderung, sehr warm. Pöhlberg: Starker, anhaltender Tau, glän zender Sonnenuntergang, Abendrot, prachtvolle weit« Aussicht. Fichtelberg: Glänzender Sonnenunter- und -aufgang, Abend- und Morgenrot. Temperatur des Flulfwasters. D- 27. Luguit abbs. c> Uhr 28. August früh 5> Uhr 28 DuglUt mttg».I2llhr Germaniabad (Pl-ihe) 200" 6 21,0" 0 21.0"»- Schwimmanstalt(EllL«i) 20,0" t 20,0" c. 21.0' 6 Gemeindebad Schönefeld (Parthc) 18,0 ° 6 18,0" 6 19,0« 0 * Jubiläum. Der Hutmacher Richard Hautz, knecht begeht heute sein 25 jähriges Arbeitsjuoiläum in der Stroh- und Filzhutfabrit der Firma Carl Ahlemann. 'Tie Lebensretter. Der König hat dem Vize- oberfeuerwehrmann Friedrich Robert Starke hier und dem Hausmeister, früheren Feuerwehrmann Carl August Martin Rühlig hier für die von ihnen ain 13. Februar 1911 nicht ohne eigene Lebensgefahr bewirkte Errettung eines Kutschers aus der Gefahr, von einem Rollwagen überfahren zu werden, die bronzene Lebensrettungsmedaille mit der Befugnis verliehen, sie am weißen Bande zu tragen " Ein seltenes Meßjubiläum! Herr I G. Iähne, Mechanische Weberei und Appretur «n Dürrhennersdorf «. Sa., weilt zur diesjährigen Michaelismesse zum 101. Male hier. Während diAer langen Spanne Zeit wohnte und wohnt der Ge nannte, wie auch diesmal, immer bei Schmidt, Aul üer Galümsge. 1b I Roman von Marie Stahl. (Nachdruck verboten.) War es Alexander zu verdenken, wenn seine Blicke nicht gerade sein Gegenüber vermieden, das auch bei anderen so viel Wohlgefallen erregte? Er glaubte sich Labei nur für die autzerorLentliche Tatsache zu inter essieren, datz Onkel Gebhard Kläre so viel Aufmerk samkeit schenkte. Leider kam es vor, daß er seinen Damen einige Male verkehrt« Antworten gab. Frau Pastor hatte ihm in eindringlich«! R«d« di« Ueber- bürdung ihres Mannes im Amt auseinand«rges«tz1, und «r bemerkte: „Das freut mich ja sehr, es hat natürlich mein« volle Zustimmung." Tante Alla, di« ihm leise klarzumachen suchte, datz ihr Gatt« und nicht sie die Schuld an ihren wirtschaftlichen Kalamitäten trüge, antwortete er zerstreut: ,Ha, ja, er ist ein prächtiger Junge, gewöhn« ihm nur ab, daß er an den Nägeln knabbert." Er hatte nicht zugehört und ge meint, sie spräche, wie gewöhnlich, von ihrem Klein sten. Frau Alla sah ihn darauf etwas bedenklich von der Seite an und dachte: Höre mal, bei dir ist was nicht ganz richtig. Und dann unterzog sie Klär« noch einmal einer schweigenden Prüfung und Beobachtung. Wo sie nur diesen wundervollen Kleiderschnitt her hatte! Das satz ja wie ein Handschuh. Allerdings, die Figur war prachtvoll, aber solche Toiletten von so einfacher Distinktion pflegen „Stützen" sonst nicht zu haben. Dies« Art Einfachheit bedeutet den kostspielig sten Luxus. Kokett im landläufigen Sinn war sie nicht. Aber sie hatte etwas an sich und in sich, was Männer mehr reizt« als Koketterie. Frau Alla grü belte längere Zeit darüber noch Sie fand, es sei «ine gewiff« Gleichgültigkeit, die wie Asche einen Feuer herd, ein loderndes Temperament zudeckte. Männer fühlen so etwas sofort und psi- ckistanas heraus, und gerade di« Abwehr stachelt sie auf. Und so ein« sollte mit vierundzwanzig Jahren noch nichts erlebt haben? Mit den Augen? Es wär« ein Gaudium, wenn Geb hard auf sie hereinfiele, dacht« sie mit innerlichem Vergnügen. Dem gönnte sie es; der alte Narr hatte wahrhaftig F«uer gefangen! Aber Alexander soll sich nur in acht nehmen, um ihn war« es schade. Man war von den entnervst» jetzt zum Braten »Ibergegangen. Ein butterzarter Lammbraten, deffen Sauce von Moufferons und Champignons duftete, und eia gemästeter, getrüffelter Puter wurden «den von Jemelchen und Pinnow aufgetragen und mit köst lichem jungen Salat aus den Treibbeeten und ge rösteten Kartoffeln serviert. Der Gärtner, der eben falls in Livree gesteckt war, entkorkte den S«kt, und Haideklang, in einem etwas zu engen Frack, über nahm mit der ganzen Würde des Herrn Oekonomie- rats Los Einschenken. Die Köpfe der Herren glichen bereits reifen Riesen erdbeeren, und auf den Wangen der Damen blühte es wie roter Flattermohn. Di« Unterhaltung floß wie ein rauschender Bach, dem nur ab und zu die Schleu sen geschlossen wurden, um den Katarakt eines Toastes zu entfesseln. Der Pastor wurde bereits von Frau von Flamberg am Rockschotz festgehalten, da seine Reden fast mit der Zahl der geleerten Gläser Schritt hielten und anfin gen. sich gleich dem göttlichen Dulder Ulysses auf grie chischen Me«ren bis zu den Phäaken und in Kalypsos Zaubergärten zu verirren, nachdem Kaiser und Vater land wie gegenwärtigen und zukünftigen Flambergs vollauf Genüg« geschehen war. Da erhob sich Leut nant Kuno zwischen sein««« beiden weißen Osterläm mern, wie er HuLe und Tild« getauft, und klopfte so energisch und alles übertönend an sein Glas, datz so fort Schweigen eintrat. „Meine Herrschaften! Ich bin kein Mann des Wor tes, sondern der Tat. Darum kann ich kein« so schönen, geistvollen Reden halten wie unser verehrter Herr Pastor, sintemalen ich auch mit Vater Homer, d«n anderen antiquierten Onkels und übrigen Größen des Parnaß auf weniger vertrautem Fuße stehe. Aber wo es ein« frisch«, fröhliche Tat und mit schnellem Ent schluß «in Glück zu fassen gibt, da stehe ich meinen Mann, und so erlaube ich mir, zur allgemeinen Kennt nis zu bringen, daß ich mich mit Fräulein Hulde von Gallwig oerlovt habe." Line Sekunde lang ging ein Schweigen durch den Saal. Es war nur ein Atem-Anyalten der Ueb«r- raschung bei denen, die es nicht gewußt. Dann brach der Beifall los. Di« Stimmung war im höchsten Grade geeignet. Liebe und Liebesglück zu feiern. Der Major «nachte Lärm wie eine ganze Regimentsmufik, und des Pastors Glückwunsch war ein« neu« Rede, die aber nicht recht zum Durchbruch kommen konnte bei dem Gratulieren, Anstößen, Glaserklingen, Zurufen und den Beifallsäußerungen. Umringt von allen Gratulanten, riß sich Huld« plötzlich von ihrem Verlobten los, lief zu ihrem Freund, dem alten Inspektor, und rief lachend: „Haide klang, jetzt wollen wir aber mal anstotzen. Was sagst« denn nanu?" Sie schüttelten sich die Hände fast aus dem lhelenk, und Haideklang wischte sich die Augen und fing an, Bibelvers« zu zitieren. „Wem Gott ein tugendsam Weib beschert. Herr Leutnant, das ist — das ist köstlicher als Gold und Edelsteine." Er war in dem Flambergschen Saale unter dem Kristallüster stets der bibelfeste Mann und von salbungsvoller Rede. Onkel Gebhard, der sich in dem allgemeinen Bei fallssturm und Freudengetöse gänzlich ungerührt ver halten hatte, bemerkte trocken vor sich hin: „Ja, die Bescherung hat man, aber bester wird sie nicht, weil das Geld fehlt." Und zu Frau Alla sagte er, als er notgedrungen am Anstotzen teilnehmen mutzte: „Na, ich will euch heute nicht den Spatz verderben, feiert man Ver lobung, soviel ihr wollt. Aber mich bitte ich aus dein Spiel zu lassen, wenn ihr durchaus verrückte Streiche machen müßt. Wenn das Fest vorüber ist, wollen wir mal ein Wörtchen darüber reden." Frau Alla sand ihn empörend und unausstehlich: ka sie aber materiell von ihm abhängig war, hatte sie das Recht freier Meinung verscherzt. Der Schluß der Tafel war ein brausendes Finale höchstgesteigerter Feststimmung und allgemeiner Lie beshuldigung. Das glücklich«, stark verliebte junge Paar erhitzte die Wcinköpf« der Männer bis zum Siedepunkt. Auch auf Kläres blaffen Wangen waren zarte Rosen erblüht: ihr Jugendblut regte sich. Noch war ja die schöne, goldene Zeit, und es tut gut, das Leid einmal zu vergessen, wenn auch nur für di« flüch tige Stund«. Ein leises Glühen von innen heraus stieg in ihre dunklen Augen, und ihr Blick mied nicht mehr den Blick der Männer. Es flogen zündend« Funken über die Tafel. Der Major war von schneidiger Attacke zur ausdauernden Belagerung übergeaangen und wurde elegisch, Alexander entfaltete mehr und mehr di« glänzenden Eigenschaften des Siegers, der ge wohnt ist, di« erst« Rolle zu spielen, und der Pastor konnte selbst von Len vereinten Kräften Frau von Flambergs und der Stiftsdame mit dem Schnurr bärtchen nicht mehr gehalten werden: er begann von neuem zu toasten über Lieb« und Eh« und Liebesftlig- keit, über Minne und Minnedienst. Di« Geschichte fing im alten Hellas on, bei dem göttlichen Dulder Ulysses und seiner treuen P«n«lopeia, und spann sich mit klastischen Beispielen über Paris und Helena fort bis zu „Helden lobebeeren und froher Hochgetied", um über den Venusberg, Faust mit Gretchen und Romeo und Julia direkt auf das jüngste Liebespaar, den Günstlingen von Mars und Venus, loszugehen. Als Las Eis kam. steckte er noch tief mit dem Ritter Tann häuser im Venusberg, während er bei den Knack mandeln und Rosinen ganze Seiten „Faust" dekla mierte. Radieschen und Käse fanden ihn an Julias Sarge: aber endlich hob Onkel Gebhard energisch und rücksichtslos die Tafel auf und sagte: „Herr Pastor, wenn wir noch länger sitzen, dann bringen Sie uns alle zum Selbstmord wie Ihre Julia." Alexander küßte Kläre nach ausgehobener Tafel die Hand und sagte: „Ich danke Ihnen, liebes Fräu lein Hübner: das haben Sie großartig gemacht!" Und er behielt ihre Hand mit einem langen, warmen Druck in der seinen. All« Kronleuchter und Lampen brannten, und in der überschäumenden Sektlaune setzte sich dar dick« Stiftsfräulein an den Flügel und spielt« eine so zün dende Tischpolonäsc, datz man auf den Gedanken kom men konnte, sie fei auch einmal ein« leidenschaftliche Tänzerin gewesen. Uns nun blieb außer Frau von Flamberg niemand sitzen. Der Major eröffnet« mit Klär« die Polonäse. Sie hatte entfliehen und ihren Pflichten nachgehen wollen, wurde aber eingefangen. Das Brautpaar folgte, das „Daunenkisten" schwankt« an Onkel Elimars Seit«, Alexander führte Frau Alla und Onkel Gebhard die kleine Frau Pastor; der „Kaffeewärmer" machte Hildens Herrn. So ging es durch all« Wohnräum« in neckisch verschlungenen Touren und endete mit einem Walzer. Es folgten ander« Tänze, und als Alexander zum ersten Male Klär« in d«n Reigen führt«, ergriff beide «in Taumel, der j«d«n Nero vibrieren ließ. Sie lachten sich an und flogen durch den Saal, als seien ihnen plötzlich Flügel gewachsen. Es fiel alles von ihnen ab, was außer ihnen war und je gewesen, sie fühlten sich so jung, al» ständen sie beiLe erst an der Schwelle des Leven», und als sie sich hochatmend voneinander losten, sahen sie sich mit trunkenen Glücksaugen an, und sie wußten in diesem Augenblick ganz genau, daß nur sie sich gegen seitig die höchste Erfüllung de» Lebens bedeuteten. Jeder störende Gedanke, jede Ueberlegung war au»- geschaltet, sie waren beide nur Verkörperungen jener Naturkraft, die von Urbeginn an Monn und Weib die Gemeinschaft finden ließ unter dem goldenen Baum des Lebens. (Fortsetzung in der Morgenausgabe.)
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