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Regierungswechsel in Peru Neuyork, 2. März. Die Regierung der südamerikanischen Freistaates Peru, gegen die sich seit mehreren Wochen im Süden und Norden des Landes Ausstände erhoben hatte«, ist gestern zurückgetreten. D«r Präsident, Oberst Cerro, ist zurück getreten und eine vorläusig« Regierung unter Ricard» Elias gebildet worden. Die vorliegenden Meldungen zeigen übereinstimmend, dass der gestrige Regierungöioechsel in Peru aus dos Eingreifen der Flotte zuruckzuführen ist, die einen Bürgerkrieg unter allen Umständen vermeiden wollte. Die Führer der Flotte halten sich durch Augenschein davon überzeugt, dass die Erhebung im Süden wie im Norden des Landes weit gröberen Umfang an genommen hatte, als offiziell zugegeben wurde, datz also um fassende militärische Operationen nötig geivesen wären, um die Erhebung niederzuschlagen. Die Führer der Marine bezweisel- ten, daß die Regierung Cerro hierzu di« erforderlichen Macht mittel besähe, und es erschien gleicherweise zweifelhaft, ob die Aufständischen militärisch stark genug waren, um die Haupt stadt Lima zu erobern, ivenn auch eine wirtschaftliche Isolierung Limas durchaus im Bereich der Möglichkeit lag. Am Sonntagnachmittag sand deshalb in Lima unter dem Vorsitz des Bischofs von Arequipa eine Konferenz statt, an der Veriretcr aller politischen Kreise nahmen und in der di« politische Lage eingehend erörter: rüe. Nach der Bespre chung kündigte Cerro an, datz er zu äilrete. Die neue Junia, di« von dem inzwischen zum provisorischen Präsiden- ten gewähllen früheren Mitglied des Obersten Vundcsgerich- <«8, Ricardo Leancia Ellas, geführt und von den Befehls, Habern des Heeres und der Marine unterstützt wird, trat sofort in Verhandlungen mit den Ausständisci)«n ein, um eine Verstän digung zu erreick-en. Oberst Cerro s>at also nur eine kurze Präsident schaft erlebt. Wie erinnerlich, hatte er selbst erst vor wenigen Monaten an der Spitze eines bewaffneten Ausstandes den Prä, siebenten Legulo, der seit mehreren Jahren die Politik Perus bestimmt hatte, gestürzt. Tfugen erzittern und in allen Parteien Cezessions, vewegungen auftreten. In dieser Rückwirkung auf das festeste demokratische Claatsgebilde der Welt zeigt sich, dass es sich hier um ein« entscheidende Frage der Demokratie handelt: in welchem politischen Verhältnis stehen Wahrheit und Mehr, nett — lasten sich Mehrheiten auch auf einen Beschlich zur Beschränkung vereinigen —? In dem Widerstreit der Gefühle, der heute das Unterhaus und vor allem die sozia listische Regierungspartei bewegt, zeigt sich deutlich die Schwere dieses inneren Konfliktes. Die Volksvertretungen find als Anwälte ihrer Wähler groß ge worden, nicht als Anwälte der Staats interessen. Eine Partei wie die Labour-Party bringt zudem noch die volle Tradition der Gewerkschaften mit, aus denen sie hervorgegangen ist. Cie betrachtet es als ihre besondere Leistung, datz eine Bevölkerung, von der nnr 2'/2 Millionen aus 39 Millionen einkommensteuerpslichtig sind, heute unter Vcrsicherungs- und Fürsorgeschutz steht. Als Partei ist sie gewohnt, den Staatshaushalt in erster Linie als Regulativ der Einkommensverteilung zn sehen. Coll sie jetzt, wo sie Negierung geworden ist, sich in einen Cparkommissar verwandeln? Und die gleichen Hemmungen stellen sich dem Parlament als solchem entgegen, in allen feine» Parteien. Eie haben jahrhundertelang zur Negie rung hin plädiert und um die Mel-rhcit im Volke geworben. Hebe» sie fetzt ihre Existenzberechtigung nicht auf, wenn sie zu „Staatsanwälten" werden, sind sie mit ihrem Mehr- hcitsbedürsnis nicht wesentlich an eine Art oppositioneller Haltung zur Negierungsgewalt gebunden? Es ist, wie Snowden zunächst noch mit ebensoviel Vor, ficht wie Berechtigung erklärt hat, die Schicksals- fragederDemokratie. Wenn Majoritäten wirklich nur erbuhlt sein wollen, ist ihre wirtschaftliche wie politische Freiheit bereits verloren. Unter den Wirkungen der De pression, die zum erstenmal wieder aus die Begrenzheit des sozialen Lebcnsraumes aufmerksam macht und die Vor stellung eines sicheren, gleichmäßig ansteigenden Wohl standes als Illusion erweist, taucht das grundsätzlichste Problem der Demokratie auf: findet die Erkenntnis der tatsächlichen Verhältnisse ihren Weg von der Negierung zum Volke, und gibt das Volk in seiner Mehrheit seinen Konsens, auch wenn diese Erkenntnisse und die in ihnen enthaltenen Schlussfolgerungen gegen das nächste Interesse der Mehrheit sind? In England kommt als be- ondere Schwierigkeit hinzu, dah eine als Negierung so unge sozialistische Partei diese „Probe aus die Demo- ratie" noch nicht zu stellen wagt. In Deutschland scheint ie im Prinzip bereits damit beantwortet zu sein, datz nach >en Worten des „Observer" „jede Klasse mit dem grim migen Ernst des deutschen Volkes dabei ist, unter Opfern seine Zukunft zu erarbeiten". Verhandlungsschluß in Rom Ro», 28. Februar. LI« englischen Minister -Inders»«« «nd Alexander sowie di« englische«, Sachverständigen find nm 2 Uhr nach mittag» nach Paria obgrreist. Der Minister de» Auswärtigen Srandi, Marlnrminister Sirianni, der englisch« und der srali- zäsifch« Botschafter, dl« Unterstaatssekretäre in den Ministerien de» Auswärtigrn und der Marin« sowie Vertreter der Behör den war««« ans dem Bahnhof erschienen, um sich von den eng lischen Herren zu verabschieden. ' In Arnsberg (Westfalen) haben nm Sonntag Stadt- verordn eien wählen stattgefunden. Sie brachten dem Zentrum IN. den Nationalsozialisten 5, der biirgerlickien Arbeits gemeinschaft 3, den Kommunisten 3 und den Sozialdemokraten 2 Sitze. ' Der Personenzug Kempten—München ist Sonntag abend bei der Einfahrt in den Bahnhof Wildpodsried aus bis her unbekannter Ursache mit Lokomotive und Tender ent gleist Verletzt wurde niemand. An der fchottischen Küste wurde am Sonntag bei schwe rem Sturm ein Kieloden treibender Dampfer, wahrscheinlich ein holländischer Fischdampser, beobachtet. Man befürchtet, daß die Besatzung des Dampfers ertrunken ist. ' Im Formazza-Ial ist vom Bassedino-Bcrg eine gewal tige Lawine niedergegangen, die sechs bei einem Tunnelbau be schäftigte Arbeiter verschüttete. (Das Formazza-Tal ist ein west lich des Lago Ma,zgiore gelegenes Aipcntal, das einen der nörd lichsten Zipfel des italienischen Staatsgebiets, eingeschoben zwi schen den Schweizer Kantonen Wallis und Tessin, bildet.) Brünings Grutz an Oesterreich Ser Curkius-Vesllch in Men Wie«, 28. Februar. Reichskanzler Dr. Brüning hat an Bundeskanzler Dr. Ender folgendes Schreiben gerichtet: v«rli«, den 27. Februar. Sehr verehrter Herr Lundeskanzleri Zn meinem aufrich tigen Bedauern tretrn im letzten Augenblick infolge der inner politischen Lage so dringende Geschäft« an mich heran, datz es mir nicht möglich ist, der Einladung der österreichischen Regie rung nach Wien Folge zu leisten. Es ist für mich eine wirkliche Enttäuschung, aus diesen Besuch, der mir so sehr am Herzen liegt, vorläufig verzichten zu müssen. Ich hasse, dah mir die öeslerrcichische Regierung Gelegenheit geben wird, demnächst das jetzt versäumte nachzuhokcn. Heute mutz ich mich darauf be schränken, Ihnen, sehr verehrter Herr Bundeskanzler, meine herzlichsten Grüfte zu übermitteln und den besten Wünschen für einen guten Verlaus des Besuches meines Freundes und Kol legen Dr. Curtiuv Ausdruck zu geben. Ich bitte Sie, Herr Bundeskanzler, den Ausdruck meiner ausgezeichneten Hoch achtung zu genehmigen. Dr. Brüning. * Der österreichische Bundeskanzler Dr. Ender hat in einer Unterredung mit dem Wiener Vertreter des WTB. aus Anlatz des bevorstehenden Besuches des Reichsautzenministers Dr. Curtius folgende Erklärungen abgegeben: In den nächsten Tagen wird uns die Freude zuteil werden, den Herrn deutschen Neichsantzenminister Dr. Curtius hier als unseren Gast bcgriiftcn zu können. Leider wird es uns nicht vergönnt sein, zugleich auch dem Herrn Reichskanzler Dr. Brüning unsere Sympathie» persönlich zu bezeugen: wichtige Angelegenheiten, denen er in hoher Austastung seiner Dienstpflicht sich auch für kurze Zeit nicht entziehen zu dürfen glaubt, haben ihn von der Reise nach Wien abgehalten. Andern falls wär« es mir lieb gewesen, mit dem Herrn Reichskanzler persönlich zusammenzutressen und den Staatsmann, vor dessen unter schwierigsten Umständen vollbrachten Leistungen wir auf richtige Achtung empfinden, näher kenncnzulernen. Vom formalen Standpunkt ist der bevorstehende Besuch des Herrn Reichsautzenministers als Erwiderung des Besuches zu betrachten, den der gegenwärtige Herr Vizekanzler Dr. Schöbe, im Vorjahre als Bundeskanzler in der deutschen Retchshauptstadt abgestattet hat. In Wirklichkeit bedarf aber die Reise des Herrn Ministers Dr. Curtius nach Wien keiner Süßeren Begründung. Es ist nicht blotz das Mitglied einer uns befreundeten Regierung, die wir in seiner Person bcgriitzen werden, sondern der Vertreter der deutschen Nation, dem wir, «in Teil dieser Nation von altersher, unsere herzliche Gesin nung, die Verwandten den Verwandten bezeugen werden. Auch bei dieser Gelegenheit wird es deutlich werden, datz unsere Be ziehungen zu Deutschland durch Gefühle besonderer Innigkeit gekennzeichnet sind. Das ist eine Tatsache, die in historischen, nationalen und kulturellen, aber auch in wirtschaftlichen Grün den verankert ist, und der Rechnung zu tragen wir uns vom natürlichen Recht bevollmächtigt fühlen. Wir haben den Herrn Reichsautzenminister Dr. Curtius in Eens an der Arbeit für «inen wirklich europäischen Frieden ge sehen, und cs ivar uns zu unserer Genugtuung gegönnt, ihn nach Miseren Kräften bei dieser Arbeit unterstützen zu können. Die Haltung, die Minister Curtius namens des Deutschen Reiches in der Abrüstungskonferenz angenommen hat, scheint gerade in diesen Tagen durch die sichtbaren Bemühungen der führenden Militärmächte, in der A b r tt st u n g s s r a g e einen Schritt vorwärtszutvnimcn gerechtfertigt. Wir möchten wenigstens hoffen, das, Deutschland in diese entscheidenden Angelegenheit nicht ein Ruser in der Wüste gewesen sein soll, An solchem Er folg der deulschen Politik ist auch Oesterreich, das nnr im Frieden und durch den Frieden, nur in einem Europa leben kann, das seine Mittel und Kriiile statt den Borbereitungcn zn neuer Zerstörung, dem Ausbau einer neuen gesunden Weltwirt schaft widmet, auf das lebhasteste interessiert. Auf Deutschland lastet wie aus uns d'.e Weliwirlfchastskrise mit besonders empfindlichem Druck. Diese furchtbare Krise zwingt beide Negierungen, alle verfügbaren Kräfte dem Avb.ru der Wirtschastsnot und dem wirtschaftlichen Wiederaufbau zu widmen. So ergibt sich von selbst, das, die Wiener Anwesen heit des deutschen Staatsmannes auch zu wirtschaftlichen Be sprechungen benützt wird, die selbstverständlich im Sinne einer engen wirtschaftlichen Zusammenarbeit geführt werde» rind von denen zn hassen ist, daft sic beiden Staaten zum Vorteil ge reichen mögen. Der Bestich des Herrn Reichsautzenministers Dr. Curtius wird uns «ine tröstliche Paus« in unseren Sorgen bedeuten: auch um deswillen ist er uns hochwillkommen. Wir senden ihm und dem Deutschen Reiche unsere herzlichen Grütze entgegen und ge denken in hoher Achtung und Verehrung der ragenden Gestalt des Herrn Reichspräsidenten von Hindenburg. Die Tage de» deutschen Besuches werden siir Oesterreich Festtage sein. Nichts Neues in Braunschweig Ergebnisse -er Kommunalwahlsn Ini Freistaat Braunschweig haben gestern Kom - inunalwahlen staltgefunden, deren Ergebnis als Stich probe für die seit der Reichstagswahl vom 14. September 1930 eingetretene Verschiebung der Stimmung in der Wählerschaft gewertet wird. Diese Wertung ist aber mit Vorsicht vorzuneh- incn, da bekanntlich ein Teil der Wählerschaft bei Kommunal wahlen eine ganz andere Stellung cinnimmt als bei Reichstags wahlen. Unter diesem Vorbehalt kann aus den Braunschweiger Kommunalwahlen geschlossen werden, das, die Slimmung seit dem 14. September 1930 sich nur wenig geändert hat und datz eine Neuwahl des Reichstages im gegenwärtigen Zeitpunkt keine grundlegenden Verschiebungen bringen würde. — Einen größeren Gewinn haben nur die K o in m uniften zu verzeich nen, die den Sozialdemokraten rund 6000 Stimmen abgcnom- mcn haben. Die N a I i o n a l s o z i a l i st e n haben trotz einer starken Propaganda (Hitler selbst war bekanntlich nach Braun schweig gekommen) keinen wesentlichen Fortschritt erzielen kön neu: sie haben in der Stadt Braunschweig 2000 Stimmen ge wonnen, aber im Landkreis Braunschweig ebensoviel verloren. Wir lassen nun die E i n z e-l c rge b n i s s e der Wahlen zu den Sladtverordncten-Kolleglen und Landkreislagen folgen, um unseren Lesern ein eigenes Urteil zu ermöglichen: Stadt Braunschweig: Sozialdemokraten 37 672 (Reichs tagswahl 1930: 41621), Kommunisten 12 236 (8828), National sozialisten 27 040 (25 262), Deutschnationale 4171 (4999), Natio nale Einheitsliste 7924, Mittelstandsliste 6200, Staatspartei 1427 (2968). — Mandate: Sozialdemokraten 14 (19), Kom munisten 4 (1), Nationalsozialisten 10 (1), Nationale Einheits liste, Deutschnationale und Mittelstandsliste 7 (12). Stadt Wolfenbültel: Sozialdemokraten 2449 (gegenüber 2963 bei der letzten Reichslagswahl), Nationalsozialisten 3962 (3815), Kommunisten 1833 (1609), Bürgerliche Einheitsliste 2151 Stimmen. Braunschivelg-Land: Sozialdemokraten 962 s Stimmen (gegenüber 11287 bei der Reichslagsmahl nm 14. !>.), National sozialisten 7230 (9673), Kommunistc.i 1610 (1253), Rationalwirt- schaftliche Einheitsliste 5710 Stimmen. Kreis Wolfenbültel: Sozialdemokraten 15 574 (Reichstags wahl 18760), Nationalsozialisten 16021 (16 706), Kommunisten 3590 (3244), Nationale Front der Deutschnationalen Bolkspartei 4040 (Dcntschiiationaie 2979), Nationalwirtschaftliche Arbeits gemeinschaft 5559 Stimmen. Kreis Helmstedt: Sozialdemokraten 15 867 Stimmen (bei der Reichslagswahl 1930 17 538 Stimmen), Nationalsozialisten 12 207 (0 921). Kommunisten 2474 (2091), Deulschnationalc Bolkspartei 2990 (2855), Mitlelslandslist^ 4906, Nationale Ein heitsliste 2812 Stimmen. Kreis Holzminden: Sozialdemokraten 12 395 (letzte Reichs- lagswahl 14 225), Nationalsozialisten 7677 (7218), Kommunisten 2035 (1500), Nationalwirtschaslliche Einheitsliste 4000, Natio nale Mittelslandsliste 1629 Stimmen. Kreis Gandersheim: Sozialdemokraten 13 950 (letzte Reichstagswaht 15122), Nationalsozialisten 8541 (7047), Kom munisten 1058 (950), Nationalwirtschaslliche Einheitsliste 4665 Stimmen. Kreis Blankenburg: Sozialdemokraten 7929 (letzte Reichs- lagswahl 8419), Nationalsozialisten 5750 (5581), Kommunisten 3196 (3451), Bürgerliche Einheitsliste 4283, Deutsche Staatspar tei 370 (950) Stimmen. Oie Verfassungsanträge der Volkspartei Köln, 2. Mürz. Auf Einladung des Wahlkrelsvcrbandes Köln-Aachen der Deutschen Bolkspartei hielt deren Führer Reichslagsabgeord- ncter Dingeldey in der großen Messehalle gestern eine Rede, in der er u. a. vom Nationalsozialismus mehr Beranl- ivortungsgesühl sorderle. Zum Schluß beleuchtete er das Problem: „gleich — Preußen" und stellte die Einbringung solgender Anträge der Deutschen Bolkspartei siir die kommende Weiche in Aussicht: Hcraussetzung des gtzahl- alters, Sci)«ssuna einer Ersten ständischen Kammer neben dem Reichstage und Lterusung des Reichspräsidenten zum Oberhaupt des preußischen Staates. Umfangreicher Schwindel mit Altbesihanleihen Dresden, 2. März. Nach dem Inkrafttreten des Deutsche,, Anlelhe-Ablösungs- gesetzes ist die Stadtverwaltung Dresden durch Ein reichung gesälschter Altbesitz-Nachweilungen bei der Auswertung nicht unerheblich geschädigt worden. Bei den Erörterungen des Kriminalamles Dresden deuteten verschiedene Umstände daraus hin, datz derartige Betrügereien in größerem Uimange auch in anderen Städte» Deutschlands verübt morde,, waren. Tic Spur wies nach Amsterdam. Tas Kriminalamt ent sandte. sofort einen Kriminalbeamten nach Holland, dem es glückte, viel wichtiges Material in die Hände zu bekommen. Es ergab sich, daß die Einreich.r der Stücke zu einem Kon. fort inm gehörten, die unter der Führung eines in Amster dam ansässigen Effektenmakler., standen. Dieser l)«Ne durch Bermilllnng in Berlin wohnender Personen groß« Posten Tent- sci)«r Stadt- und Provinzialanlcihcn — außen von Dresden und Leipzig auch von Berlin, Hamburg, Düsseldorf, Münster, Stutt gart u. a. — auskaiisen und durch Mittelspersonen nach Holland bringen lassen. Dort wurden die Stücke als Aitbesitz, der bekanntlich höher ausgeiverlet wurde, irisiert. Es wurden Nummernvcrzeichnisse und Erklärungen ongefertigt, wonach die Papiere angeblich seit dem in Frage kommenden Stichtag im Besitz der Einreicher gewesen ivarcn. Di« Berzeichnisse wurden notariell beglaubigt. Als Eigentümer der Stücke fungierten die Helfershelfer des Maklers, meist ältere Leute, die für ihre Gefälligkeit eine kleine Entschädigung erhielten. Die Formu lare wurden mit gefälschten Unterschrislen den Stadtverwaltun- gen vorgclrgt. In einem Falle hatten die Betrüger einem Provinzialvcrband einen Posten von 3 500 000 Papiermark- Anleihc unter dem Vorivand eingereicht, der Eigentümer sei in Indien geivesen und habe die Anmeldung der Papiere nicht rechtzeitig bewirken können. Fiel -ie Entscheidung der Stadt verwaltungen ungünstig aus, so gingen die Betrüger sogar so weit, Beschwerde bei den zuständigen Spruchslellen einzureichen. Soweit bis setzt festgestellt werden Konnte, hat der Haupt beteiligte in etwa 100 Fällen beutsche Stadt- un- Provlnzial- vcr vattungen betrogen und schätzungsweise einen Reingewinn von über einer halben Million Mark erzielt. Nach den nmsäng- lichen Erörterungen des Kriminalamles Kommt er zu weiteren nhnlicl)en Betrügereien gepeuntrer anderen ausländischen Staa- ien — China, Mexiko, Serbien, Rumänien — in Frage. Der Schaden der Stadtverwaltung Dres den beträgt nach den vorläufigen Feststellungen zirka !i8N00 RM., woraus inzwischen namhasle Belräge zlirückerstattst morden sind. In Leipzig dürste der Schaden ungefähr 120 900 RM. betragen. " ' " ' Wetterbericht -er Dresdner Wetterwarte Witterungsaussichten: Bevorstehende Nacht allgemein, stellenweise ziemlich erheblicher Nachtfrost. Tagsüber Tempera turanstieg. In der Ebene wahrscheinlich unter Null. Vermin derte Bewölkung. Abslaurnde Lustbewegung. Beruhigung und Wetterbesserung voraussichtlich nicht von Dauer.