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Mittwoch, -en 4. Mürz 1SS1 Sächsische Holkssettuns An»-t,enpk«N«: DU Ig-IpaU-n« peMjette SU z gamUIeil» anz-igen u.Llkllkn«»Iuche so z. DU p»u»-«am«,elle. SS MN» dr«u. I X. gür Nnjeige» aub-«halb be« B-lbk-U»n,«z-bUUS 4V z. dU peMreHam-zecU I.NO>c. «Uelzeb »»4. Jmgall« HSHercr s-watt erttlchl lebe B-ipfNchlung aut VUI-NIN, sawl» LrsüUung v. iln,elgkii > «ulleügen u. viiilunz v. Schadentchitz» «tlchAlittcher r«t>! gr«a» Buugartz, D«»dkn. Nummer SS — 30. Jahrgang Erscheint Vmal Wül-N. mit Muslr. Tratl-kkUlisen.Heimat und veil' und der MxderbeUage .grohmi»'. sowie den 'Ve^ibeilagen ,St.Bci>no-BIaN', .Untertzaiinng und rsillen», .Die Weil dee Heau'. .«erpiuber Sialgebei'. .Da« gute Buch' ,gNmem>d» lchou'. MonaMchee BezugSpret» g einschi. Beiiellqeld. Hliijtlnummer 10 1. Sonnabend- u. Sonnlaznummee SO 4 Haudllchitslleiler: Dr. B. DrSeztzl, Dredde». MecUiällöklell«, Drutt ».'verlas: ">ermania i'l.^1. cür «erlag imbDruckerec.gMaU Dresden. DreSdea-N.I, Poiteriirnlie l?. I^ernrn'Slvls. PoilicheMonloDresden I7»e Na--kf»-'lo Gladibani Dresden «r NI7>N Für christliche Politik und Kultur DM Curlius in Wien Herzlicher Empfang der deutschen Negierungsvertreter in Oesterreich Wien, März. Der deutsche Reichsauszenminisler Dr. Curt ins luid Staatssekretär Dr. Pünder in Vertretung des Reichskanz- lers sind l>euie vormittag zu il>rein dreitägigen Besuch in Wien cingetrossen. In ihrer Begleitling besinden sich Ministerial direktor Dr. Ritter, Ministerialdirigent Dr. v. Kaufmann, die Vortragenden Legationsräte Reinebech und v. Heeren und Oberregierungsrai Planck von der Reichskanzlei sowie der den deutschen Gäsien während ihres Besuches zugeteilte Legations rat Seemann. Mil demselben Zuge tras der österreichische Ge sandte in Berlin, Dr. F r ank, ein. Am Westbahnhos waren zur Begrünung der deutsche» Delegation erschienen Vizekanzler und Auszenminister Dr. Schober, im Auftrage des Bundespräsidenten Kabinetts- vizedirektor Klnsterskn, Seklionsches Dr. Horicky in Vertretung des Bundeskanzlers, Generalsekretär Peter mit dem Gesandten Iunkar und Ludwig, Polizeivizepräsident Dr. Brandl, Zentral- inspektor Hofrat Dr. Skubl, Legationsrat Dr. Hornbostl, Lega- tiansrat Dr. Blaas und Legationssekrelär Dr. Jordan. Von der Generaldirektion der Bundesbahnen waren Generaldirek tor Dr. Strafella und Bundesbahndireklor Dr. Huber an wesend. Der deutsche Gesandte Gras Lerchenscld war mit dem Gesandlschastsrat Schellhorn erschienen. Auch der gegen wärtig in Wien weilende sinnländische Gesandte in Berlin, Vuolijoki, sand sich zur Begriisiung ein. Als Neichsaubenminister Dr. Curlius und Staatssekretär Dr. Pünder den Wagen verliessen, wurden sie von Vizekanzler Auszenminister Dr. Schober im Rainen der Bundesregierung herzlichst begrübt. Rach gegenseitiger Vorstellung der beiderseitigen Funktionäre begab sich Reichsauszenminister Dr. Curlius und Staatssekretär Dr. Pünder sowie die übrigen Her ren der deutschen Delegation ins Hotel Imperial, in dem sie während der Zeii ihres Aufenthalts Wohnung genommen haben. Var dem mit den deutschen und österreichischen Jahnen geschmüchten Bahnhof hatte ein zahlreiches Publikum Aussiel lu»g genommen, das die deutschen Gäste sympathisch Kegrühle. Die gesamte österreichische Presse begrüht heute den Reichsauhenministcr Dr. Curlius und den Staatssekretär Dr. Pünder aufs herzlichste. In ihren Leitartikeln betonen die Blätter wiederholt und übereinstimmend, dah Wien und Oester reich in den deutschen Staatsmännern nicht die Vertreter eines auswärtigen Staates, sondern die Volksgenossen empfangen und willkommen heihen und dah das Schicksal Oesterreichs in bösen und in guten Tagen unlöslich mit dem der Brüder im Reich verknüpft sei. Im besonderen würdigen die Blätter die Persönlichkeit des Neichsauhenministers Dr. Curtius, der das Erbe Dr. Slresemanns mutig übernommen und es Irosz vieler Schwierigkeiten und Anfeindungen in kurzer Zeit verstanden habe, sich eine Position zu schassen. So schreibt die Neue Freie Presse: In der Gabe, Vertrauen zu erwecken, ist Curtius Dr. Stresemann völlig g'eichgekommen. Niemand in der Welt zw'iselt an seinen Wor ten. niemand verdächtigt seine unbedingte Friedlichkeit. Jeder weih, dah alle Grundelemenle der deutschen Politik i» der Aera von Locarno auch heute noch Grundelemente seiner diplo- Die Bedenken -er SPD. Wird die Fraktion dem Wehretat zustimmen? Berlin, I. März. Die sozialdemokratische Fraktion hält heute Im Reichstag eine Sitzung ab, die siir die Erledigung des Haus- haltplancs für 19.il im Plenum des Reichstages von groher Wichtigkeit ist. Slekanntlich geht die Ausfassung der sozial- demokratischen Fraktion dahin, dah angesichts der gesamtpoli- tlschen Lage es als angezelgt erscheint, der Regierung bei der Etatberatung möglichst wenig Schwierigkeiten zu machen. B e - denken bestehen allerdings vor allen in der Frage des Wehrelats, zu dein bekanntlich die Sozialdemokratie einen Antrag auf Streichung der Bourate für den Panzerkreuzer B eingebracht hat, und hinsichtlich der Ermächtigungen, di« das neue Agrarprogra m m vorsieht. Vertreter der sozialdemokratischen Reichstagssraktion haben gestern eine Aussprache mit Reichskanzler Dr. Brüning gehabt, in der diese Schwierigkeiten behan delt worden sind. Eine Entscheidung über die Haltung der sozialdemokratischen Fraktion dürste nun von der heutigen Fraklionssifzung zu erwarten sein, in der die Unterhändler über ihre Aussprachen mit dem Reichskanzler berichten werden. Angesichts der Tatsache, dah eine Weigerung der Sozial demokratie, dem Etat in so wichtige» Punkten zuzustimmen, eine sehr kritische Lage herbeisühren mühte, die aus parteipolitischen Gründen siir die Sozialdemokratie ungemein bedenklich wäre, darf es als wahrscheinlich bezeichnet werden, dah die Sozial demokratie einen Weg finden wird, um die bestehenden Mei nungsverschiedenheiten ausznräumen und die glatt« Erledigung des Etats sicherzustellen. matischen Arbeit sind. Im Reuen Wiener Tageblatt helht es: Dr. Curtius hat sich seinen Rang in der Reihe der Staatsmän ner des Nachkriegs Europa erkämpft. Das österreichische Volk begrüht in ihm einen zuverlässigen und geschickten Anwalt der Interessen und der Rechte des deutschen Namens. Das Blatt geht dann aus die in Aussicht genommenen wlrtschastspollll- schen Verhandlungen ein, die im Sinne der Anregungen Dr. Schobers auch das ausgedehnte mitteleuropäische Gebiet »In sassen dürsten, und weist daraus hin, dah in diesem Rahmen Oesterreich und Wien die Brüche zwischen dem agrarischen Osten und dem industriellen Deutschen Reich bilde. Das Organ des Landbundes, das Neue Wiener Extrablatt, sagt u. a.: Ganz Europa hat auf dem Wege zur wirtschaftlichen Neuordnung einen gewaltigen Schritt nach vorwärts getan, wenn Deutschland und Oesterreich ein wirt schaftliches Einheitsgebiet geschaffen haben werden. Das Be- wuhtsein, dah dieser Festtag auch ein fruchtbarer Arbeitstag sein darf, kann uns die Freude an dem Besuch aus dem deut schen Bruderlande nur erhöhen. Curtius über deu Zweck des Besuchs Zu dem Inhalt der wirtschaftlichen Verhand lungen, die gelegentlich des Besuches der deutschen Regie- rungsvertreter in Wien gejährt werden soll, änhert sich Auszen- Minister Dr. Curtius in einer der Presse übergebenen Aus lassung fohzendermahen: „In den bevorstehenden Verhandlungen haben wir bei der gleichgerichteten Politik Oesterreichs und des Deutschen Reiches nicht etwa Gegensähe zu beseitigen oder Gegenmeinun gen zu bekehren. Sic gelten vielmehr vor allem der g emein - samen Sorge, wie die unermehliche Rot. die gerade aus unserem Volke lastet, am wirksamsten zu bekämpfen ist. Wir gehen dal>ei von der Auffassung ans, dah angesichts des allge meinen Charakters der Wirtschaftskrise nur eine noch engere und vertraueusvoftcre Zusammenarbeit der Völker imstande ist. dieser für die Existenz der Menschen augenblicklich wichtigste Problem einer glücklichen Lösung entgegenznsühren. — Es liegt ans der Hand, dah ich mit den österreichischen Staatsmännern während meines Besuches anher den wirtschaftlichen Fragen auch die uns gemeinsam angehenden politischen Fragen besprecl)en werde. Bei der grundsätzlichen Parallelität der poli tischen Ziele Oesterreichs und Deutschlands bin ich mir schon im voraus dessen bewuht, dah unsere Stellungnahme zu den grohen Problemen der Politik völlig iibereinsiimmen wird, denn Oesterreich und Deutschland wollen beide nur dem deut schen Volke und der Menschheit einen gerechten Frieden sichern Der H errRei ch s k a n z Ier. der sich um die Vesserung de-- Wirlsclmstslage so heih bemüht, hatte sich so sehr gefreut, mit den österreichischen Freunden diese schwierigen Fragen erörtern zu können. Dah ihm die der-.eilige politische Lage die Erfüllung seines Herzenswunsches unmöglich gemacht hat. be dauert er aufrichtig. Al>cr er nimmt an dem Besuch in Wien den rcgsten Anteil, und hofft, bald selb st k o m m e n z u könn e n." Sie bleibe» brausten Vis zur Wahlresorm? Bei der Besprechung, die am Sonntag zwischen Abgeord neten der NSDAP, und de» Denlschnationalen Volkspartei in Berlin stattfanden, hat man sich dem Vernehmen nach daraus geeinigt, zunächst nicht in den Reichstag zurück- zukehren. In Aussicht genommen soll die Rückkehr sein, safte die W ahl /« sor m verhandelt werden soll. Von dentschnalionaler Seite wiro mltgeteilt: „Die Vertreter der Reichstagssraktion der Nationalsozia listen und der Dculschnationalen hielten am Sonntag, dem '1, März, in Berlin eine gemeinschastliche Besprechung ab, an der auch die aus der Landvolkpartei au-sgeschiedeuen Abgeord neten teilnahmen. Die Beratungen ergaben die allgemeine Uebereinstimmung in der Beurteilung der Lage im PoungPar- lament und volle Einmütigkeit hinsichtlich der zu ergreifenden welteren politischen Mahnahmen." Man wird die „zu ergreifenden weiteren politischen Mah nahmen" der radikalen Rechten in aller Ruhe nbwarten dürfen. Die sozialdemokratische Reichstagssraktion hat zur zwei ten Beratung des Haushalts des Reichsiunenmiuftlerinms eine Enlschliehung eftigebracift, die die Reichsregieruug ersucht, un verzüglich dahin zu wirken, dah alle Reichs-, Staats und Ge meindcbeamten, die auf Grund des Artikels !t!> der Reichsver sassuug zur Ausübung ihrer Obliegenheiten als Mitglieder des Reichstages beurlaubt sind, zum Dienst heraugezogen werden, sofern sie ihre Obliegenheften als Z'lbgcordnete nicht erfüllen. Braunschweig (Von unserer Berliner SchrtsNeitung.) v. B r a u n s ch w e i g ist nicht Deutschland. Mit seinen reichlich 500 000 Einwohnern macht das ehemalige Herzogtum noch nicht ein Prozent der Gesamtbevölkerung des Reiches aus. Wird es doch der Einwohnerzahl nach von zahlreich«» deutschen Eroitüdlen übertroffen^ Wenn t>-" dem die Kreis- und Koinmunalivahl, die Sonntag im Lande Braunschweig stattfanden, überall — und wohl nicht nur in Deutschland — mit der gespanntesten Aufmerksam keit erwartet wurden, so ist das ein Ausdruck der ausser ordentlichen Hochspannung, die seit Monaten unser gesam tes volitisches Leben beherrscht. Tie Braunschwei ger Wahlen sind die ersten grosseren Iw Ischen wäh len dieses Jahres in einem geschlossenen, politisch nicht un bedeutenden Gebietsteil des Reiches, wenn man von der Wiederholung der Kommunalwahlen in Treuburg (Ostpreußen) absieht, die einen etwa Mprozentigen Rück gang der nationalsozialistischen Stimmen ergaben. Einen Maßstab für die politische Bedeutung, wie st« Kommunalwahlen wohl noch nie vorher beigelegt worden ist, gab bereits die bis zu einem Höchstmass gesteigerte A g i« tation der politischen Parteien und der verschiedenen politischen Verbände in den Tagen vor der Wahl. Neben Hugenverg, Dingelden, Dietrich, Döbrich. Schlange-Schönin- ge», Severing und Thälmann sprachen die Führer politi scher Kampfverbände, Hitler, Seldte und Hörsing. Die etwa hundert Wahlorte Braunschweigs haben in den leisten Wochen über zweitausend politische Ver sammlungen erlebt. Das allein beweist schon, dah man mit diesen Braunschn»eiger Wahlen einen Querschnitt durch die politische Parteibewegung ziehen und ein Stimmungs barometer besonders für die grohen radikalen Strömungen und ihre Gegenbewegungen erhalten wollte. Trohdem ist bei der Beurteilung dieses Wahlergeb nisses Vorsicht geboten. Zumindest muh man die lokalen politischen Verhältnisse Braunschweigs, auf deren Hintergrund sich der gewaltige Wahlkampf der Parteien abspielte, sehr zuverlässig in Rechnung stellen. Auf der einen Seite hat Braunschweig in den leisten Monaten von sich reden gemacht als eines der wenigen deutschen Länder, in denen die Nationalsozialisten aktiv in die Politik eingegrissen haben. Braunschweig hat seit den letzten Land lagswahlen, die mit der Reichslagswahl vom 1k. Septem ber zusammenfielen, eine ausgesprochene Rechtsregierung. Der Vertreter Hitlers in dieser Regierung. Minister Franzen, hat bkanntlich sein Amt, mehr als sonst üblich, rn den Lichtkegel der Oessentlichkcit gestellt. Aus der ande ren Seite hatten die Stadt Braunschweig sowie vier der braunschweigischen Landkreise und zahlreiä?e Gemeinden bis heute „rote" Mehrheiten, ja in der Stadt Braunschweig stellten die Sozialdemokraten allein «ine absolute Mehrheit mit 10 von 35 Sihen. Dah diese Linksmebrheiten im Braunschweiger Lande von ibrer politischen Machtstellung immer den richtigen Gebrauch gemacht und staatspolitisch oder psi)chologiich weise gehandelt hätten, hat man ihnen nicht nachgeredet. Durch ihr Vorleben also hatte die Linke ihrerseits alles getan, um dem Rechtsredatalismus in höchst überflüssiger Weise die Wege zu ebnen. Unter diesem Blickwinkel gesehen, können die Kreise, die mit der Hauptparole „Gegen die marxistisckie Front" in den Wahlkampf gezogen sind, von dem Ergebnis des gestri gen Sonntags nicht besonders erbaut sein. Man hat den Eindruck, als würde in der Rechtspresse das Braunschweiger BZahlergebnis als eine offensichtliche Niederlage be wertet. Man hat doch von heut« auf morgen nicht ver gessen, dah es das Ziel der Rechtsopposition, das man Tag für Tag mit Posaunentönen der gutgläubigen Oesfentlich« teil ankiindigte, war, von Wahl zu Wahl — wo immer cs auch sei — „den „legalen" Boden für den Anbruch der Herrlichkeit de» dritten Reichs zu bereiten. Man traut seinen Augen nicht, wenn man im Scherlschen „Montag" plötzlich sehr bescheiden liest, das Ziel der Wahlen in der Stadt Braunschweig sei für die Linke die Gewinnung von Stimmen gegenüber der Wahl vom 1k September gewesen, das Ziel der Parteien der nationalen Opposition dagegen sei „unter Berücksichtigung der bei Gemeindewahlen immer etwas geringeren Wahll>eteiligung die Erhaltung der Stimmen vom 1k September gewesen". Wir erkennen soviel Bescheidenheit nicht wieder. So offen sollte man die Enttäuschung, die man in Braunschweig erlebt hat, nicht zur Schau tragen. Nach der Zügellosigkeit der Agita tion. die man auf der äußersten Rechten in den letzten Mo naten entfaltet hatte, und unter dem Eindruck der Tatsache, das; diese Opposition ihr letztes radikales Pulver mit dem Auszug aus dem Reichstag verschossen hat. kann man diese Ernüchterung sehr wohl verstehen. Es ist der Rechten, die ja viel weitergehende Ziele hatte, nicht einmal gelungen, di« L i n k s in e h r he i t in der Stadt Brau n - schweig zu brechen. Auch künftighin werden sich im dorti gen Stadtparlament 18 Vertreter der Sozialdemokraten und Kommunisten nur 17 Vertretern sämtlicher anderen Parteien aeaenüberieben 31ei dieser Sachlage will es ivenia