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Sächsische Volkszeitung : 14.02.1931
- Erscheinungsdatum
- 1931-02-14
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-193102146
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19310214
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19310214
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1931
-
Monat
1931-02
- Tag 1931-02-14
-
Monat
1931-02
-
Jahr
1931
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 14.02.1931
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u. a. Mich en Reichs- lahnahmr :se abieh- ans- und er Firma iler Siel- rs darauf Zuschüsse gewährt, n zustal. lgebühren rlen ver< der Noll- nvolst im >enen In- nicht um der Neu- dert, noch werden der Zahl n würde, chädigumi rbes vec- ie äugen- bald der en werde, ebe durch- hrt: vom heiraten!' Schwank: Goschler, ein. der und Hans zuletzt, er Paien». >igeu, die t)eu über- , nach all- i werden zahlreich c Jugend- übeihrwpt reinen die rrn der erlum des luptmann- zenehmigt, Quadrat« 82,3 Qua. ladtbezirli erden und kockwitz Nr. Mia >e» lvrt«. N«» Di« » «ulke», mein«, z» belanglos. --0 (103), t-01 (07), er inlttei, s> Ochsen, slrieb sind Sonntag Schöne, ifestes ab, itt ist frei, rranstaltct aügen, zu es Vereins nor wirh vorzubcu- statt und ren Kar« Gesellen- , nachmit- Dresden- in dieser est veran- ) sie von, demllglie- wrgeniein- i erleben. Kien Kon. Jahre am ihren Bo« >uf der ratzen staub dann er« beobachtet » auf den snd damit r Berkaus »den Kon« Stand, luh sowohl i Konselll em Uebcl« m gebeten, n Polizei« in Fra„e iten kann. Die Kolpingsbewegung in Oslsachsen Notizen Der Völkerbund hat das zweite Jahrzehnt seiner Tätigkeit begonnen. Eine summarische Auszählung der von ihm behandelten (Oegenstän-e genügt, um Arbeit und Ziel des Völ- kerbundes zu erkennen. Der !)iechensct)astsbcricht iiber das erste Jahr,zehnt, der — wie Sir Eric Drummonü betont — nicht die Geschichte des Völkerbundes darstellen, sondern eine Zusammen fassung der Nichtlinien geben und so „für Studierende, Journa listen und Historiker" ein Nachschlagewerk bilden soll, gibt uns einen Einblick in dieses mannigfache Tätigkeitsgebiet: Regelung entstehender Konslikte, Organisation des Friedens, internatio nale Gerichtsbarkeit, Kodifikation des Rcchetes. internationale geistig und wirlsclmstliche Zusammenarbeit, hygienische, soziale und humanitäre Vorkehrungen, Minderheitenschutz, Abrüstung u. v. a. „Vom Willen der Negierungen und von der össentlichcn Meinung der verschiedenen Länder" — heitzt es in dein Bericht — „hängt die Erreichung des Zieles ab." Wie sollen fick) nun die Katholiken zu dieser Arbeit des Völkerbundes stellen? „Osservatore Romano" antwortet daraus in einem Leitartikel: „Die Katholiken müssen in erster Linie das vom Hl. Vater vorgezeichnete ideale Ziel verfolgen und können dann durch ihre sittlicl)e Haltung das Werk dieses internationalen Organismus unterstützen, das, als Folge des Krieges entstanden, das oberste Gut des Friedens sich zur Auf gabe gestellt hat." Plus XI. verreist die Menschheit auf jene einzige unversiegbare Quelle des Friedens, die er zum Wahl spruch seiner Regierung gemacht: Der Friede Christi Im Reiche Christi und erkannte, wie sehr die Menschen, besonders die Katholiken aller Welt, durch Get>et und Apostolat zu diesem Frieden beitragen können. „Es blieb daher nicht ohne Bedeu- tung" — so „Osservatore Romano" — „datz dieses Fahrzehnt gleichzeitig mit dem der katholiscl)en internationalen Union sür soziale Studien gefeiert wurde, die Kontrolle. Antrieb und Weg weiser der Idee war und ist, welche im Völkerbund ihre poli tische und diplomatisckze Konkretisierung sindet. Doch Ist gegen über der ösfentlichen internationalen Meinung die Aufgabe des Völkerbundes mehr informativ als sormativ, da die Meinungs verschiedenheiten und die gegensätzlichen Interessen den Völker bund an der Ausübung der obersten unbestre« baren Autorität bindern, die dem römischen Pontifikat eigen ist. Um so mehr benötigt der Völkerbund jene freien Nebenkräste. die die Völker und mit ihnen ihre Regierungen sür seine Ausgabe gewinne» können." Die Zahl -er lm Jahre UM Insolvent gewor denen Bankinstitute in den Vereinigten Staa ten wird auf rund tausend Anstalten mit einem Gesamlelnlaaen- stand von fast einer Milliarde Dollar geschätzt. Die grötzteu dieser Banken sind die Bank of United States, bet der etwa -12 Millionen Dollar »verloren sein dürften, und die National bank of Kentucky, deren Einlagen rund -10 Millionen Dollar betragen. Diese Zusammenbrüche wurden in erster Linie durch Spekulationen und Vörsenmanöver hervoogerusen. Die Grotz- banken sind von dieser Vertrauenskrise verschont geblieben. Sie haben sogar einen Vorteil, iveil viele Sparer und Kommitten ten von den kleinen und Mitlelbauken zu ihnen abgeivandert sind. Einen Gewinn hoben auch die Sparkassen, die „Svar- banken". Diel» sind nach ihrem Statut gezwungen, ihre Mittel In unbedingt sicheren Papieren annilcgen. dürfen nicht in Aktien spekulieren und sind vor Verlusten verschont geblieben. Sie benützten die Geleoenheit, um unter der Bevölkerung eine Auf- kläruuasprol'aganda zu veranstalten, datz die Svareinlagen bei den Sparbanken viel besser aufgehoben seien, als bei anderen Instituten. Eine iveitere Folge der Vankenzusammenbriiche ist auch die Bewcgnua zur Aenderung der Bankengesetze, und znmr In der Form, -ab sie für dos oan>e Gelst-t der lttston vereinheit licht iverden und -atz die Aussicht der Behörden strenger durch geführt wird als bisher. Oer Mord im Nossener Jellwald aufgeklärt Hainichen, 1.2. Februar. Der Ziegelciarbeiter Otto Diet rich, der vor einigen Wochen verlmstcl worden war, weil er verschiedene Uebcrfälle aus sungc Mädchen in der Umgebung von Hainichen begangen hatte, l>at am Donnerslagvormittag gestanden, im November v. I. den Studenten Schulz im Nos sener Zcilivald getötet zu haben. Dietrich erklärte, er hal>e an der Begleiterin des Schulz ein Sittlichkeitsverbrcchen ver üben wollen. Er habe dem Studenten einen geladenen Revol ver vorgehallen, der bei dem Handgemenge mit dem Studenten sich lebst entladen habe. Nach Mitteilung der Kriniinal"olizei können diese Angaben des Dietrich insofern nicht den Tatsachen entsprachen, als der Ucbersollene autzer einem Schutz tu die B. -l-köhlc einen zweiten Schutz In den Kops erl>alten hat. Es ilt jedoch n ht daran zu zweifeln, datz Dietrich der Mörder des Studenten ist. Das Bezlrkslressen in Karnitz Der Bezirksverband der katholischen Gesellcnvereine in vstsachscn (Lausitz) hielt am vergangenen Sonntag sein erstes diesjähriges Bezirkslressen in Hainitz ab. Fast alte Vereine, bis aus zwei aus der Südlausitz, waren vertreten. Bald nach 8 Uhr eröffnet« der Herr Bezirkspräses dle Versammlung, be- grüßte alle, besonders den Redner, Herrn Reichstagsabgeord- ncten Winkler, Köln, und gab einen kurzen Rückblick über den Stand der Kolpiugsbewegung seit der letzten Bezirkskonserenz. Worte der Vegrützung sprach auch der Ortsprüses von Hainitz. Vezirkssenior Töppel, Schirgiswalde, zeichnete in längeren Aus führungen den Gesellenvereiu in der Not der Zeit. Nunmehr er hielt Herr Verbaudssekretär August Winkler, M. d. N., das Wort zu seinem Vortrag: Der Nationalsozialismus und wir. Der Redner beleuchtet unsere Stellung zum Nationalsozia- llsinus nach drei Gesichtspunkten: nämlich in politisä>er und weltanschaulicher Hinsicht und vom besonderen Standpunkte des Gesellenvereins aus. Der Nationalsozialismus will keine Partei In dem bisheri gen Sinne, sondern vielmehr Bewegung sein: daher hat er auch kein festes parteipolitisches Programm, das seine Stellung zum jetzigen Staat darlegt. Allerdings befriedigt ihn der jetzige Staat nicht, daher mutz er zertrümmert iverden, um das neue Reich aus- zubnuen. Das Volk ist ihm alles, es ist das Höchste, aber auch nur soweit, als es eine Rasse ist. In dein Menschen anderen Blu tes sieht er nicht den Bruder. Der Staat ist ihm ein Machtstaat, der nur sich selbst verantwortlich ist und keine höhere Verant wortung (Gott) anerkennt. Die Wirtschaft ist Dienst am Volke, sagt der Nationalsozialismus. In der Gesellschaft stellt sich der Nationalsozialismus auf den Boden, datz alle Menschen gleich wert sein sollen, aber auch nur wieder insoweit, als sie gleichen Blutes sind. Der Gesellenvereiu lehnt jeden ab, dessen Ziel die Zertrüm merung des Staates ist. aber auch jeden, der eine Diktatur er richten will, da dies seiner Losung von der Demokratie wider spricht: er sehnt aber auch den Gedanken des Rassenvolkes ab. Wohl steht der Gesellenverein auch aus dem Standpunkt, datz die Wirtschaft Dienst am Volke ist. ja er hat diesen Standpunkt schon seit 80 Jahren verfochten, ehe cs eine Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei gab. Datz alle Menschen gleichwert sind, und ein jeder seinen Platz lm Volke auszufiillen hat, ist altes christliches Erbgut: ob aber gerade der Nationalsozialismus dies auch in der Praxis beachtet, dürfen wir auf Grund der alltäg lichen Beobachtungen mit Recht bezweifeln. Weltanschaulich lehnt der Nationalsozialismus eine welt umspannende Kirche ab. er duldet die Kirche nur soweit, als sie dein Rassevolk dient. Er hat aber auch eine andere Anschauung von der Familie. Die Aufgabe der Familie ist cs, ein Rasscvolk hochzuziichten und auch autzerhalb einer geordneten Ehe ist dies erlaubt, wenn nur der Zweck erreicht wird. So die Ansicht der Nationalsozialisten! l.eiprig unck Umgebung HL Millionen Ausgaben obne Deckung Leipzig, 18. Februar Der Voranschlag -er Stadt Leipzig für 10:11 schlief,t mit einem Ausgal>enmehr von 12 Millionen RM., sur -ie trotz sparsamster Gestaltung der Rechnung eine Deckung nicht vorhan-«n ist. Es l>an-elt sich um renhsgesetz- liche bedingte Ausgaben, -ie nicht abgewälzt werden können. Wenn -le Sta-t Leipzig nicht vom Reich in -er den gestellten Ausgaben und ihrer Eigenart angemessenen Weise bezuschusst wird. Ist nur noch ein Ausweg zur Ausgleichung -ieses Vor anschlags denkbar: Erhöhung -er Bürgerstcuer und -er Strom preise. Leipzig. Auf die Feier des Krönungstages des Heiligen Vaters (12. Februar), die am Sonntag, den 1!> Februar, nbge- kalten wird, sei mit besonderem Nachdruck aufmerksam gemacht. Weiter sei für den Sonntag Ouinguagesima noch aus folgende Veranstaltungen kinpew'-si'n: Feier des 13stUnd-gen Gebetes in Ren-nitz, Frie-riöz-Wilhelm-Stratze 20. — 10 Uhr Familieu- Unserc nächste Ausgabe kann es nicht sein, sich mit dein Na tionalsozialismus bis ins einzelne in den Versammlungen zu befassen, sondern wir müssen uns vielmehr aus unser eigenstän diges Wollen besinnen und dasselbe auch in der Oessentlichkeit mehr wie bisher zum Ausdruck bringen. Der Nationalsozialis mus ist wohl politisch zum Stillstand gekommen, nicht aber welt anschaulich. 'Man kann den Kampf der Nationalsozialisten gegen die christliche Jugend mit einem Gaskampf vergleichen: ein Teil der Kolpingssöhne nämlich setzt sich die Gasmaske auf und glaubt, datz der Nationalsozialismus eines Tages wieder vorbei sei, ein anderer Teil zieht sich in seine Heime zurück und untersucht die Herkunft und Auswirkung de.s 'Nationalsozialismus in Diskus sionen sehr genau, setzt ihm aber nichts entgegen. Unsere Auf gabe mutz es jedoch sein, dem Nationalsozialismus unser Pro gramm entgegenzusctzen, nach demselben zu leben und auch in der Oessentlichkeit dafür zu werben. Grundbedingung ist, datz wir in unseren Reihen auf unbedingte Sauberkeit halten Es ist eine innere Unwahrhaftigkeit, wenn einer morgens ruft „Heil Hitler" und abends „Treu Kolpiug". Man kann nicht gleichzeitig dem dienen, der in der Familie nur das Werkzeug sieht, um das Volk rassig hoch zu züchten und auch autzerhalb der Ehe dies ge stattet, und anderseits auch dem, der in der Familie die Werk statt des Schöpfers sieht, die zugleich die Keimzelle der Völker jst. Es ist ein Widerspruch, wenn ich jenem huldige, der die Dik tatur aufrichten will, und auf der anderen Seite für Demokratie eintrete, oder mit jenen marschiere, die zum Kriege Hetzen, und gleichzeitig nach Völkerfrieden rufe. Wir müssen uns in der Oessentlichkeit zu unserem Programm bekennen lind dasselbe allenthalben zur Geltung bringen Dies hat der Gesellenveretn getan, >vie ein kurzer Rückblick lehrt. Nachdem der Gesellenverein nach dem Zusammenbruch sein Mitglieder gesammelt hat, bekannte» sich 1022 in feierlicher Weise 20 000 Kolpingssöhne aus dem Geselleulag in Köln zum neu- gesahten Programm. 1025 vollendeten wir unseren inneren Aus bau auf der Generalversammlung ln Würzburg und schufen unser Grundgesetz. 1027 traten wir zum ersten Male vor dle grotzc Oessentlichkeit beim 2. Gesellcutag ln Wien, und sagten, wie wir uns den Staat von heute denken. Familie. Demokratie und Völkersrieden waren und sind unsere Leitgedanken! Reicher Beifall lohnte die Ausführungen des Redners und zeigte ihm die Zustimmung der Zuhörer. Es schlotz sich eine kurze, aber lebhaste Aussprache an, wobei klar zum Ausdruck kam. datz der Gesellenverein jede Nachäffung anderer Jugendorganisatio nen ablehue und mithin auch nie daran denken kann, seine Mit glieder in eine Uniform zu zwängen. Ebenso deutlich Kain zum Ausdruck, datz wir nie dem Staat jene Machtmittel versagen iverden, die er zur Aufrechterhaltung des inneren und äutzeren Friedens bedarf Mit herzliäuun Dank an den Redner und einem kurze» Schlutzwort schlotz gegen 0 Uhr der Diözesanpräscs die Dersamm« lung abend des Familien- und Volksvereins Schönefeld im Ge sellschaftsbaus Leipzig Schönefeld. — 10 Uhr Familienabend der katholischen Jugend Leipzig-West im Gosenschlötzchen Fast- nachtsseier. — Lindenau: Drittordensandacht, vorher Sit zung. — Trinitatis: Männerverein, Kappenabend im Ge sellenhause. ) Zu den schweren politischen Zusammenstötzen In Leipzi- am Mittwochabend, über die bereits kurz berichtet wurde, teilt das Polizeipräsidium mit, datz es auch im Westen der Stadt zu Tumulten gekommen sei. Im Etablissement ..Felsenkeller" haben Kommunisten versucht, eine nationalsozialistische Versamlung zu sprengen, was jedoch von der Polizei verhindert wurde. In ver- fchiedenen Strotzen' dieses Viertels kam es wiederholt zu Schlä gereien, ln deren Verlaus die Polizei von dem Gummiknüppel Gebrauch maclzen mutzte. Ein kleiner Trupp Polizisten wurde mit Steinen beworfen Erst nach 28 Uhr trat wieder völlige Rui)« ein. ) Beim Rangieren tödlich verunglückt. Im Straszenbahnhof Wittenberger Stratze in Leipzig geriet nm Mittwochabend beim Rangieren der Stratzenbahnwagensührer Otto Zigler unter einen Wagen. Mit schweren Rippcnbriichen und Quetschungen wurde der 'Verunglückte bewusstlos Ins Krankenhaus gebracht Dort ist er kurz nach seiner Einlieferung gestorben. Oer gelbe und -er grüne Faden Roman von FrankHrller (32 Foriietzung) Vll. Tusu, der anmutreichste unserer Dichter, hat irgendwo gesagt: Die Menschen all ihr Leben lang Ewig einsam wandern. Den hohen Sternen gleicht ihr Gang, Nicht triist der eine den andern. Diese Worte sind von einer verehrungswiirdigen Wahrheit. Nach Nevills Besuch verstrich Jahr für Jahr ohne datz ich jemanden traf. Der Amerikaner hatte mich durch einen Zufall entdeckt. Das wusste ich von ihm selbst. Erst nach vielen, vielen Jah ren kam ich auf die Idee, datz es nicht durchaus ein Zufall sein mutzte, der ihn geleitet hatte. Ich hatte drei Botschaften an den Erhabenen abge- kandt. Diese Botschaften hatte er nicht bekommen, denn bevor sie eintraken, hatte er schon den Drachen bestiegen. Freilich waren sie schwer zu deuten, aber sie konnten doch gedeutet werden. Datz das Kostbarste unter allem Kost baren im Palaste verschwunden war, mutzte auch ruchbar geworden sein. Wenn nun jemand das Geheimnis der Botschaften enträtselte? Es gab Nächte, in denen dieser Gedanke mir keine Ruhe lietz. Mitten in der Nacht konnte ich mich aus dem Zimmerche» hinter dem Lagen, wo ich schlief, in das Haus des Kaisers begeben, nm zu untersuchen, ob dort alles in Ord nung war. Die Jahre gingen immer rascher ihren Gang, und die Stadt veränderte sich. Die Häuser, die man baute, wurden immer größer und größer, die Menschen auf den Stratze» immer zahlreicher, und an Stelle der Pferde kamen schrei ende, heulende Teufelswagen, die Gestank um sich verbrei teten. Auch rings um des Kaisers Haus entstanden neue Häuserviertel, aber niemand störte mich. Ich merkte, datz ich alt zu werden begann. Und noch immer gingen die Jahre. Es war an einem Tage im neunten Monate des Jah res, als ich entdeckte, datz die Botschaften, die ich vor neun- unddreitzig Jahren abgeseudet hatte, der Vernichtung ent gangen waren und datz das Gut des Kaisers sich in Gefahr befand. An diesem Tage begannen die seltsamen Ereig nisse, die zur Vernichtung der Bestrebungen so viele Jahre führten. Ich hatte an diesem Morgen den Besuch eines meiner besten Kunden, eines Mannes, den ich tief verachtete. Er prustete, wenn er sich bewegte, wie einer der neuen Teufels wagen, von denen er nicht weniger als drei besaß. Um sie zu unterscheiden und nm noch mehr Aufmerksamkeit zu er regen, hatte er einen jeden von ihnen mit verschiedenen Tönen versehen. Einer von ihnen ahmte den Husten nach, der die Lungenkranken verzehrt, ein anderer das Heulen eines überfahrenen Hundes, der dritte das Lachen der Teufel in einem Schauspiel. Wie er sagte, bekannte er sich zum Buddhismus. Diese Religion hat in leister Zeit viele Anhänger in Europa gefunden. Lin Priester der Fu Niao wäre sehr erstaunt, sie zu sehen. Gerade, als dieser Mann im Gehen «ar, kam jemand heran und betrachtete die Auslage meines Geschäftes. Der Buddhist sagte zu mir: „Dies ist ein Mann, der Sie interessieren mutz. Herr Sung. Er hat Ihre Sprache studiert und spricht sie fließend." „Wer ist er?" sagte ich. „Er ist ein sehr gelehrter Mann . Man behauptet, er hat so viel studiert, datz er iibergeschuappt ist. Er unter richtet an unserer Universität. Hat er Eie noch nie besucht?" „Nie." „Sie können geschmeichelt sein, wenn er Ihnen etwas «blaust. Er versteht, was echt und was unecht ist. Adieu, Herr Sung. Ich muß an meine Brauerei denken." Der Buddhist sauste in seinem Tenselswazci« fort, der boknlacktc wie ein Betrunkener. Der Mann auk der Stratze öffnete die Tür und trat ein. Wir betrachteten einander einige Augenblicke. Er war ein Mann von etwa vierzig Jahren, dick und mit listigen blauen Augen. Seine Augenbrauen gingen auf und nieder wie die Flügel eines Vogels, und sein Mund bewegte sich unablässig. War das ein Gelehrter? Wo war leine Gemütsruhe? Er kam mir vor wie ein Besessener. Plötzlich sprach ec mich in meiner eigenen Sprache an, die ich seit Jahr und Tag nicht gehört hätte. Und was mehr war, er sprach sie, als wäre es seine eigene Muttersprache. „Möchten Eie glücklich werden wie König Wen." sagte er. „Verzeihen Eie mir. wenn ich Ihre Nnhe störe. Ta ich so schöne Dinge in Ihrem Fen '.er ausgestellt sehe, ver mute ich. daß es nicht vermessen ist, zu fragen, ob sie käuf lich sind?" Ich beantwortete seine Frage, indem Ich mich zweimal verneigte. Dabei war es mir jedoch unmöglich, den Blick von seinem Gesicht alnuwenden, das sich ständig beweote. „Der Beruf des Kaufmanns," sagte er, „wird mit Un recht in den klasiiichen Büchern verachtet. Pier mit Dingen von solcher Schönheit handelt, wie diesen, ist wahrlich be neidenswert." Warum erfüllte mich die Höflichkeit seiner Rede mit Unruhe? Der Fremde begann die Dinge zu untersuchen, die in meinem Laden ausgestellt waren. Von diesen waren nicht alle wertvoll, denn was verstehen weiße Versonen von solchen Dingen? Und warum sollten sie Besitzer von etwas werden, was belfer ist. als sie es verdienen? Solche Dinge legte der Fremde mit einem listigen Lächeln seiner Augen rasch wieder beiseite. Die wertvollen unter suchte er lange und genau. Plötzlich wandte er sich mit einem Gegenstand an mich. Es war eine Uhr, so wie sic vor mehreren hundert Jahren aus Europa als Angebinde an die 'Vornehmen in China gesandt worden waren. Ich batte sie einem Matrosen ab gekauft, der mir ganz unverschämt erzählte, datz er sie i» Peking gestohlen hatte. Die Augen des Fremden funkelte»^ und er sagte: . Hat diele Uhr eine Geschickte?" (Fortt,(cuno lohst )
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