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Sächsische Volkszeitung : 18.02.1931
- Erscheinungsdatum
- 1931-02-18
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-193102184
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19310218
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19310218
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1931
-
Monat
1931-02
- Tag 1931-02-18
-
Monat
1931-02
-
Jahr
1931
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 18.02.1931
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Notizen Unter -er Überschrift „Na t t o nals o z ia l i st i sche r Nnrneval" schreibt di« Kölnische Volkszeitung u. a.: „Nie mand nimmt sie mehr ernst. Das deutsche Volk wird mit stei gender Erbitterung diesem Theaterrummel zusehen." Besser als mit diesen ihren eigenen Worten, die dem Reichstag geilen sollten, hätten sich die Nationalsozialisten nicht kennzeichnen können angesichts des verlogenen Rummels, den sic gegenwärtig nach ihrer Flucht aus dem Reichstage vor dem Volke aussiihren. In allen Tonarten schreien und zetern sie über Versassungsbruch und schimpfen sie gegen die Abgeordneten, die sich ihren Terror nicht länger gefallen liehen. Und dabei stimmten sie tagsdaraus im Danziger Volkstag siir eine dein Sinne nach gleiche Verschär fung der Geschäftsordnung, die sie iin Reichstag mit allen Mit teln der Obstruktion zu bekämpfen suchten. Auch in Thüringen hatten sie seinerzeit für eine Verschärfung der Geschäftsordnung gestimmt, In der sich viel von dem sindrt. was seht auch im Reichstag eingesührt «norden ist. Diese beiden Tatsachen machen die ganze inner« Unwahrhaftiqkeit der nationalsozialistischen Agitation vor dem deutschen Volke ossenkundig, das sich ver bittet, von den Nationalsozialisten als so dumm -»»geschätzt zu werden, als ob es diese Doppelzüngigkeit nicht merke. Die Flucht der Nationalsozialisten aus dem Parlament und ihre 'Absicht, die Strasse anfzupeitschen, kann uns ebenso wenig schrecke«« wie die Ankündigung des Bürgerkrieges durch den nationalsozialistischen Abg. Frank. Das taute bietue kann uns nicht darüber hinwegtäuschen, daß der Nationalsozialismus «ine Schlacht verloren hat. Ohne Nervosität «vird man sein««, An hängern dort, ivo sie die öffentliche Sicherheit gefährden sollten, bestimmt und kraftvoll cntgegentreten. Ihre innere Univabr- haftigkeit wird aber das deutsch« Volk, das nicht willens ist, sich dein Terror einer Parleiöiktatur zu unteriverjen, von Tag zu Tag mehr durchschauen." Vor dem Prager Bezirksgericht kam es zu Verhandlungen über eine interessante E h re »beleidig ungs- klagc, die die Groszkaufmannssrau Emilie Scholz gegen den Franziskanerpater Dr. Johann Urban eingebracht hat. — Frau Scholz hatte im Sommer -es vorigen Jahres in einem Sommer kleid ohne Aermel die Kapelle zu Maria Schnee am Iungmann- plafz Im Zentrum Prags besucht und wurde dort von dem besag ten Pater angehalten, der ihre zu leichte Klc'dung beanstandete und sie mit den Worten, sie sei so gekleidet ivie für eine Bade anstalt, aus der Kirche wies. Nachdem die Zeugen verhört wurden, endete die Verhand lung mit dem Freispruch des Priesters, da sich der Bezirks richter aus den Standvunkt stellte, der Pater habe, als er die Dame im ärmellosen Kleid hinauswies, lediglich nach den 'Vor schriften der Kirchenbehörden gehandelt, die an den Eingängen der Kapelle den Eintritt nur für sittlich einwandfrei gekleidete Frauen gestatte. Der Tatbestand der Ehrenbeleidigung sei weder subjektiv noch objektiv gegeben. — Landesparteitag der Sächsischen WirtschastSpartei Die Sächsische WirtschastSpartei hielt am Sonntag >n E h e m n i sz unter Borsisz des Ex-Finanzministers Weber ihren diesjährigen Landcsparteitag ab. Er beton'e, dafz gewaltsame Auseinandersetzungen nicht im Interesse des Mittelstandes lägen, da er die Kosten tragen müsse. Der Parteitag stellte sich ein miitig hinter die Maßnahmen der Landesparieileitung bezüglich des Führerstreits Drewisz-Colosser. Zur sächsisä>en Landes«ali> tik nahm man eine Entschließung an, die verschiedene Anträge und Maßnahmen der Wirtschaftspartei iin Landtag begrüßt und die Fraktion beauftragt, ihre Arbeit tatkräftig fortzusehen. Eine ähnliche Entschließung wurde bezüglich der Rcichstagsfraktion angenommen. Die Forderungen der WirtschastSpartei seien nur durchzusehen mit einer Reichsregierung, die den schärfsten Kampf gegen den Marxismus und zzegen die Lasten des Noung- pians führe. Neue Zollvorschriften. Von der Pressestelle der Reichsbahn direktion Dresden wird mitaeteilt: Als Warcnerklärung Ist -en Güter- und Expreßgutscndungen nach Oesterreich, Ungarn, Ita lien. Südslaivien und der Tschechoslowakei von sofort an die „Internationale Anmeldung kür das Zollamt" beizugeben. Im Verkehr nach der Tschechoslowakei kann der bisherige Vordruck noch bis Ende Inni Mit weiter verivandt werden. Die Inter nationale Anmeldung für das Zollamt, die bei der Eisenbabn unter der Nummer V 61282 geführt wird, ist in derselben Stück zahl beizugebcn wie die bisherigen Vordrucke. Aus -em Dresdner Sladlparlamenl Kein« Verdoppelung -er Lierfleuer — Defizit des Planetarium« Wieder Agitationsreden Dresden, 17. Februar. Zu Beginn der gestrigen Sitzung hatte cs den Ansckzein, als ob die umfangreiche Tagesordnung ausnahmsweise ohne größere Aussprache erledigt werden sollte. Trotzdem «nachte der Vorsteher, der die Redewut der Kommunisten zur Genüge kennt, den Vorschlag, die Redezeit aus Stund« zu beschrän ken. Der Vorschlag wurde auch mit großer Mehrheit angenom men: im Lauf« der Debatte ergab sich dann, wie vorteilhaft dies geivcse«, war. 'Mit der Vorlage des Rates, der Kurverwaltung Weißer Hirsch ein««« Zuschuß zu bewilligen, begannen sich aber die Schleusen der Beredsamkeit zu öffnen. Nationalsozialisten, Kommunisten und Sozialdemokraten liefer ten sich gegenseitig« Redeschlachten, die ganz besonders bei der Begründung einer Reihe kommunistischer Agilationsanträge fortgesetzt wurden. Durch di« endlosen Reden der Kommu nisten fühlten sich die Nationalsozialisten veranlaßt, ein Gleiches zu tun und so kam es zu stundenlangen Unterhaltungen über Vorgänge, die mit der Tätigkeit des SIadtvcrordncl«nkoll«giuins auch nicht das Geringste zu tun haben. Die Kommunisten fühlten sich auch veranlaßt, bei einem von ihnen gestellten Antrag auf Einführung einer ein- heitlichen E r w e rb s t o s« n v e r s o r g u n g, Stunde lang gegen die Z e n t r u m s pa r t e i loszuiveltcrn und aller hand leeres Geschwätz vorzubringen. Sie behauoteten, daß die Zentrumsziartei noch radikaler als die Nationalsoz'alislen den Gedanken einer Arbeitsdienstpslicht vertrete. Ein Artikel über Arbeilsdicustpsstcht eines der Zentru-nspartei angehörigen Landrates in Westfalen geb ihnen dazu Veranlassung. Da der 'Antrag der Geschäftsordnung entsprechend ohne Aussprache an den Fman'ausschuß verwiesen wurde, konnte der Stad!» Müller sZ c n > r u m) nur im Rahmen einer kurzen Richtigstellung bemerken, daß man die Stellungnahme dieses oder jenen Parteimitgliedes nicht ohne weiteres nut der Stellungnahme einer so großen Partei, wie der Zentrnmspartei idenliiizieren könne. Die Zentrumspo'tei lasse sich im übrigen ihre Stellungnahme zur Frag« der ArbettsdienÜpsUckt weder non den Kommunisten, noch von den NattonattoziaUsten vor schreiben. Sie lasse sich vielmehr hier, wie b<ü allen ibre,. Maß- nabmen nur davon leiten, w'e der großen Arbeit-i'o'Igkelt und überhaunt der Not, In >>«r sich dos ganze deutsche Vo'k in allen seinen Sch'chten und Ständen befindet, am besten gesteuert werden kann. Ein Antrag der Nationalsozialisten der sich mit der Sub v« n t i o n i e r u ng von A u s st e l I u n g s a r b e i t e n Ke faßte, führte dann noch einmal zu auberordentlich langen Ans- einandcrseknngen zwischen Kommunisten, Nalionalso'ial'sten und Sozialdemokraten, die in lrerfonlicke Aiwrisse ansiauscnd wieder einmal so recht bewiesen, nne auch die Behandlung über ans wichtiger, besonders den gewe-blich-ui Mittelst«'»'' tiesberiih render Fragen von den extremu« Parteien nur zum Gegenstand von Agitationsreden benutzt wird. Der Tlerlans der Sitzung. Dor Eintritt in die Tagesordnung wurde die Antwort des Rates aus «ine kurze Ansraoe wegen 'Ausschüttung der sür die Tcilungsmassen angesammellen Beträge der Grundrenten- un' Knnothekenanstalt der Stadt Dresden, bek-'nntgegeben. Es steht zu erwarten, daß In nächster Zeit eine Landzsuerordnung erscheint, «voraus dann unverziiolich llmiang und Art der Aus schüttung öffentlich bci'anntaegeben werden soll. — Eine weitere Anträge beschäftigte sich «nit dem städtischen Mar stall Aus der Ratsansrage geht hervor, daß die an das Marsla"aml sür Ausführung der Fuhren -u zahlend'» Pz-cile von Tiefbau ausschuß 1!l28 sestoeleat morden sind. Da sich das Marst-'Ilamt auf die städtischen Fuhrleistungen durch Anschaffung von Wagen nud Zugmaschinen und durch deu B"U einer modernen Kraft wagenhalle besonders eingerick'et hat. erfolgt eine Vergebung an lli's-ernehiuer und eine Ausschreibung nur dann, wenn beson «der« Gründe dasiir va'Iieaen. — D'e Zeulrums'artei hat die Einrich'ung und Sa-' Geschäftsverfahren des stödtis^'en Mar fla'ls scho«, oft kritisiert. Auch diese Antwort des Rates war no'lkommen unbesrie-d'gend. Der Rat saß ober aus dem großen Pferde, «veil er In seiner Antwort mit daraus Hinweisen Konnie. daß der konservative E'ed'''"ro'dnc>e W"«"-'r. der kurze Anfrage stellt«. le''ut a's Mitglied des Tiesbauausschusses di« Preise mit sestgcstetlt hatte. Hierauf wurden S Siadtoerordnete in den gemischten Ausschuß für das Anschlagswesen gewühtt. Das Dresdner Planetarium. Den nächsten Beratungsgegenstand bildete di« Vorlage des Nates über Uebernahme des Kostenaufwandes einschließlich Zinsen für di« Errichtung und Ausstellung des Planeta riums. Die gesamte Schuldsumme beträgt 517 06V RM. Das Kollegium beschließt, den Rat zu ersuchen, ein« bessere Verwertung des Planetariums herbcizusiihrcn. — Einstim mig angenommen wurde ein Gutachten des Verwaltungsaus- schusses auf Einführung eines amtlichen Stimmzettels bei den dies jährigen Elternratsivahlen. Ebenso wurde einstimmig beschlossen, die vom Rate übersandte Vorlage aus Berüopvelung der Bi er st euer abzu lehnen. — Die Gewährung eines Zuschusses an die Kurverwaltung Weißer Hirsch in Höhe von 15 000 NM. wurde nach längerer Aussprache, in der besonders von bür-'crlichcr Seite aus die Wichtigkeit des Kurortes We ßcr Hisch für die Stadt Dresden als Fremdenstaüt hingeiviefen wurde, gegen die Stimmen der Sozialdemokraten, National- sozialisten und Kommunisten angenommen. Ein Antrag der Kommunisten, die „Note Hilse" zu unterstützen, wurde einein Vorschläge des Prüsungsausscl.ussec entsprechend gegen die Stimmen der Kommunisten obzeiehnt Ein Antraa der Kommunisten aus Einführung einer ein heitlichen Erwerbslosensürforoe wurde an deu Finanzausschuß verwiesen. In sofortiger Schlußbcralung wurde ein «veiicrer Antrag der Kommunisten allen Erwerbslosen verbilligte Straßenbahnsahrscyeine zu gewähre,, und diesen verbilligten Fahrscheinen die gleiche Gultigkei'--- dauer wie den allgemeinen Fahrscheinen zuzuschreiben, unt den Stimmen der Kommunisten, 'Nationalsozialisten und Soz-al- dcmokraten angenommen. — Ein weiterer 'Antrag der Kom munisten. sämtliche Polizeiausgaben im Haushaltglan zu strci- chcn, alle Zuwendungen an religiöse Vereine zu streichen und d-c Zuwendungen an die Slaatstheaier sowie alle Zinszahlun- gen siir früher ausgenommen« Anleihen cinzustellen, wurde nicht genügend unterstützt. Richt'inien bei der Subventionierung von Ausstellungen. Einem Vorschlag« des Finanzausschusses entsprechend wurde beschlossen, den Rat zu ersuchen, die Hggiene Ausstellung lvltl sowie d«e Leitungen der späteren Ausstellungen, sosern den. selben städtische Unterstützungen gewährt oder Bürgschaften sür sie seitens der Stadl übernommen werden, zu verpflichten, dir nachso'gcnden Rlchtünien zu be'olgen, die allerdings nach oen Aus'iihrungen des S'.adtrats Können zum großen Teile bereit» setzt angemcndet werden, al Bei 'Vergebung von Arbeite,, aller Ar: sind ortsansässige, selbständige Bewerber zu berücksichtigen - b> Alle Arbeiten, Lieferungen und Verpachtungen sind össent- l'ch aus,zuschreiben gemäß d n städtischen Richtlinien für Ver- <'<b« ng von Arbeiten. — cs D:e städtischen Körperschaften ho'oen Rechnungslegung zu beanspruchen — ds Doppelverdiener sind nicht einzustellen. — es Beamte und Anaestellte der Stadl Dres- den. die sür die Ausstellungslcitung tätig sind, sind von dieser 'n bc'olden — ss Die sreiwecdenden Stellen sind möglichst mit Erwerbslosen zu besetzen, Familienväter sollen bevorzugt wer den. — Ein weiterer Antrag der Nationalsozialisten hierzu, daß die Al'sstelfungsleitnimeu Bestimmutmeu in die Pachtverträge <>i's'"nebn:.'» baben. daß nur deutsche Mulikkapelleu und deutsche Künstler beschgst'at wer'en dürfen verlicl der Ablehnung mit Rückncht daraus, dz' auch dmpsche Kapellen und deutsche Künst ler in' Ausland geh'» müßten. .<ö eran anschließend erfolgte noch eine nich'.östenN'che Sitzung. -t- -t- s. Spitz«nv«rtret >ng des s'ck'lschen Kleinhandels. Unter Beteiligung von Vertretern des Landesaus'chusses des sächsischen K'e'nhandels und der Bereinigung söchüscher Klemband-Icuer- l än^e wurden aus dem lebten sächsischen Gewerk"!»»» »"Nag, P-rbgn-'luuocu über «inen Z u s m m e nschl u ß be'd r Droa. nisationcn zu einer cinheitl'chei« S'ützeuvertreknna des iäck'ilckcn Kleinhandels g"n''gg-'n. Die Auss"rack' er-mb aut beiden Sei ten grundsätzlich« G.'nzigtheit zu einer Verschmelzung, die durch Einwirkung aus tue einzelnen Fachvctt'ände eingelcitct werden wird. Oer gelbe und der grüne Kaden Roman von Frank H e,l l« r. <3S 'Fonfrtzung) „Das freut mich. Ich bin fa»,,,ch hungrig. Und man weis; ja nicht, wann man ins Bett kommt. Nein, das weiß man nicht. Vielleicht kommt man überhaupt nicht ins Bett. Ich habe gleichsam so ein Vorgefühl." Er machte eine melancholische Geste mit beiden kleinen stsingern und schob feine aufgeklebten Augenbrauen hinauf, bis sie wie die eines Pierots anssahen. Dann machte er sich wieder an mein chinesisches Kostüm heran. „Feiner Stoss", sagte er. „Man fleht, daß Sie Ge schmack haben. Mo wohnt der Schneider, der es gemacht hat? Sie sagten ja, es sei bei einem Schneider hier in der Stadt gemacht worden?" Das gute Souper, das meiner wartete, machte mich wahrheitsliebend. „Da habe ich Sie «»gelogen", sagte ich. „Das Kostüm ist uralt. Ich habe es schon seit meinen Knabenjahren. Ich habe es von einem Onkel geerbt. Mie er dazu gekom men ist, weiß ich nicht. Glauben Sie, daß es wertvoll ist?" „Wertvoll? Das glaube ich nicht. Aber es ist echt", sagte Herr Pitz. Die Nervosität, die er vor einer Meile gezeigt hatte, war ganz verflogen. „Ist Ihr Onkel in China gewesen?" „Er ist überall gewesen. Er stand bei der Familie nicht hoch im Kuro. Mein Vater behauptete immer, ich sei ihm so ähnlich wie ein Ei dem andern." „Aha!" „Die Familie hatte eine Erbschaft von ihm erwartet. Die Sache war die, daß er schon mehrere Jahre nicht um Geld nach Hause geschrieben hatte. Folglich konnten sie nichts anderes glauben, als daß er vermögend geworden lei." ' „Coso?" „Ja, in seiner Jugend war er ein sehr fleißiger Vrie,- fchreiber, wenn es sich um Geld handelte. Jetzt kam er nach vielen Jahren des Schweigens nach Hause, ohne anderes Gepäck als drei Kisten." ..Und darin laa diele« Kostüm?' „In einer non In den anderen lagen ähnliche Dinge. Sie begreifen, daß meine Familie über sein Be tragen erregt war. Er starb kurz daraus." „Aus Schmerz, Sie enttäuscht zu haben?" „Nein, er war eine gefühllose Naiur. Ich glaube, er hatte sich so irgendein Kliwasieber zugezogen, das dann zum Ausbruch kam. Mir Kinder erbten seine Packlisten, da keiner der Erwachsenen sie haben wollte." Herr Pitz lltzugte sich wieder vor und sah mein Kostüm an. „Antik ist es nicht," sagte er. „Aber es ist echt, und das ist mehr, als man von den anderen Kostümen hier be haupten »a>><>. H»^»n cr>e 0t« Pjau.»äugen o«- ,.«,. " Ich sah die Pfauenaugen an. Ei« waren grün wie ein Abendhimmel. Im selben Augenblick fiel mir ein, wo wir jetzt saßen. Wand an Wand mit mir — wenn man ein paar dünne Draperien eine Wand nennen kann — saß sie, mit den salzwajsersarbenen Augen unter der schwarzen Maske. Sie sprachen dort drinnen. Ich hörte ihr »ngeduldiges Französisch und seine grollende Stimm«, wenn er antwor tete. Ich mußte an den Königstiger im Zoologischen Garten denken. Seine Stimme grollte auch so, wenn er seine Ge mahlin liebkosen wollt«. Die salzwassersarbenen Augen verfolgten mich. Mar sie rothaarig? In der plötzlichen Vision eines Augenblicks sah ich schweres Haar, das sich gleich Feuerzungen um mich schlängelte. Herr Pitz riß mich aus meinen Träumereien. „Na, da ist der Kellner endlich," sagte er „Gott tet Dank! Ich bin wirklich hungrig." Gerade in diesem Augenblick hörte man ihre Stimme auf der anderen Seite der Draperie. „äst, jo t'uiino!" rief sie. Die silberklare Stimme durch bohrte mich wie ein Stilettstoß. „Zv t'aimo, tu iii'uimos, ii t'aüoro, non» nnus Marions, von» «no trampe?., il» üivoreent,' sagte Herr Pitz. „Man merkt, daß unser kleines Städtchen kontinental -u werden beginnt. Sehen Eie in den Saal vor uns, da haben Sie einen neuen Beweis dasiir." „Mo?" fragt« ich geistesabwesend. .Ecken Sie nickt den Mann in dem neanolitanilckcn Fischerkostüm mit dem harmlosen Lächeln?" sagte Herr Pitz. „Tas ist ein undurchsichtig maskierter Kopenhagener De tektiv. Wer würde die Tiefen aknen, die unter er fröh lichen Oberfläche dieses pescatore lauern lind doch ist er ein Mcnschensiscler. So essen Eie doch Austern, Menichens- kind! Warum sitzen Eie da und starren vor sich hin?" .Haben Eie die Gesellschaft gesehen, die neben is sitzt?"' „Nein. Was stellen sie denn vor?" „Ter Herr hat «inen schwarzen Tomino. Ecine Dame ist gekleidet als Büßerin Mir scheint, ich habe schon von ihr gesprochen. Eie laben einen chinesischen Ticner bei sich." „Wie sagen Eie? Einen chinesischen Ticner?" „Ja, er blieb stehen, als die anderen sich setzten. Da muß es wohl ein Ticner sein." „Es ist still dort drinnen." bemerlte Herr Pitz. „Ja," sagte ich widerstrebend. Ter Tanz ging unverdrossen zwischen den Tischen weiter, an denen die, die sich kein Kabinett erobert hatten, soupierten. Weiter weg, zwischen den Eäulen und Deko rationen schimmert« der groß« Hauptsaal, aus dein «in dumpfer Niagara von Stimmen und Musik sich er hob. E'n verschiedenfarbiger elektrischer Schein werfer hatte dort Irinnen zu spielen begonnen. „Gott sei Dank," sagte Herr Pitz, „da haben wir den Kellner mit dem Geflügel." Jetzt hörte ich wieder Stimmen auf der anderen Seite der Draperie. Nach diesen zu urteilen, saßen sie und er. jeder an einer Seite des Kabinetts. Er schien näher zn mir zu sitzen. Herr Plitz bemerlte die Stimmen auch, denn nachdem er das Geflügel gekostet hatte, sagte er: „Vortrefflich! Vortrefflich! Ich verstehe Brillat-Sava- rin incht, der den Truthahn für den vornehmsten Vogel erklärte. Nein, man gebe mir ein saftiges, gespicktes Reb huhn mit Hauaont und Ea'nt! Kennen Sie Bri"at- Savarin? Er behauptet, daß die wichtigen kulinarischen Entdeckungen der Truthahn und der Alkohol sind. Ver mutlich ist er mir eingefallen, weil ich auf der anderen Seite der Draperie französisch sprechen hörte. Eie haben es wohl auch gehört, da Sie jetzt wieder essen. War die -'>a»ie aar so schön''" tFortictznnp solch )
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