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Nr. 233. l05. Hatzrynna Nähe der Towerbrücke beschäftigt waren, find in den Ausstand getreten. London. 23. August. (Unterhaus.) Im Verlaufe der Debatte unterzogen di« Mitglieder der Arbeiterpartei da» Vorgehen der Regierung wegen der Verwendung der Truppen einer scharfen Kritik. Es kam zu einer lebhaften Auseinander setzung zwischen Keir Hardie und Lloyd George. Keir Hardie schlug vor, das Haus soll« sich nur für eine Woche vertagen. Lloyd Georg« dagegen führt« aus, wenn sich Umstände ergeben würden, die den Zusammentritt des Parlaments zur Genehmigung irgendeiner Handlung der Regierung nötig machten, würde man nicht zögern, das Parlament zulammen zuberufen. Das Haus vertagle sich dann bis zürn 24. Oktober. potttilüie Nachrichten. Neuwahl für die Erste Kammer. Das Ministerium des Innern hat unter dem 19. Auanst 1911 die folgende Verordnung erlassen: „Im Von t ländische n Kreise ist eine der in 8 63 unter Nr 13 der Dersassungsurlunde in Ver bindung mit Pkt. IN des Gesetzes, einige Abände rungen der Versastungcurkunde betreffend, uom 3. Dezember 1868 bezeichneten Stellen in der Ersten Kammer der Stündeveisammlung durch das Ab leben des bisherigen Inhabers frei geworden. Die erforderliche Neuwahl wird hiermit angeordnet. An den Kreisvorsitzenden ergeht entsprechende Verfügung." Nach 8 63 Nr. 13 der sächsischen Verfassung ge hören zu der Ersten Kammer „zwölf auf Lebenszeit gewählte Abgeordnete der Besitzer von Rittergütern und anderen größeren ländlichen Gütern". Durch das Ableben des Geh. Oetonomierats Kasten aus Rosenberg am Li. Februar 1911 war eine dieser Stellen frei geworden, für deren Wiederbesetzung nunmehr die Neuwahl angeordnct ist. Streik der Berliner Elettromontenre. Berlin, 23. August. (Priv.-Tel.) Eine von mehr als 20W Personen besuchte Versammlung der Elektromonteure und -Hilfsarbeiter beschloß gestern abend, heute in einen teilweisen Streik zu treten. Zunächst dürften etwa 600 Mann in Frage kommen. Ende des Strnhenbahncrftreiks in Saarbrücken. Saarbrücken, 23. August. lE. D l Die Straß en- bahner haben in einer gestern abgehaltenen Ver sammlung mit 144 gegen 20 Stimmen beschlossen, die Arbeit heute wieder aufzunehmen. Es wurde eine 11 stündige Arbeitszeit und Lohnerhöhung bewilligt. Kampf der Franzosen mit den Wadai. Konstantinopel, 23. August. (Wiener k. k. Korr.- Bureau.) Wie verlautet, erhielt die Pforte Depeschen des Mutessarifs von Fezzan, die von einem neuen Kampf der Franzosen mit dcnMadar unter dem ehemaligen Sultan von Dalih melden. Die von einem Major lxfehligten Franzosen zogen sich angeblich gegen Kawar zurück. Proklamation der portugiesischen Verfassung. Lissabon, 23. August. Die Nationalver sammlung genehmigte den endgültigen Wort laut des Verfassungsentwurfs, den der Präsident und die anwesenden Abgeordneten unter zeichneten. Die neue Verfassung wurde unter großer Begeisterung proklamiert. Kritische Lage des Exschahs. London, 23. August. „Morningpost" meldet aus Teheran: Die Rcgierungstruppen besetzten die kaspischen Häfen wieder und schlossen den Ex schah vollständig ein. Schua es Saltaneh soll die Gewalt über die Turkmenen verlieren, die am 20. August in groster Zahl plündernd und raubend in Semnau eingedrungen sind. Bei den Turk menentruppen des Exschahs sollen beträchtliche Desertionen stattgefunden haben. Emir Muf- sakham kann nicht gegen Salar ed Dauleh vor gehen, aus Mangel an Geldmitteln. Morgan Shuster weigert sich, ihm Mittel zu gewähren, was zu einer starken Reibung zwischen dem Ministerium und Shuster führte. Nus Leipzig unü Umgegenü. Leipzig 23. August. Wetterbericht der Königs. Sachs. Landeswetterwarte zu Dresden. Voraussage für den 24. August 1911. Veränderliche Luftbewegung, wechselnde Be wölkung, Temperatur wenig geändert, Gewitter und keine erheblichen Niederschläge. Der Kaub üer „Mumm Lila". In Paris ist gestern, wie schon berichtet, eines der kostbarsten Gemälde des Louvre, eine der Perlen der italienischen Renaissancekunst: Lionardo da Vincis wundervolles Porträt derGioconda, auch „Manna Lisa" genannt, spurlos verschwunden. Gleich nachdem man das Fehlen des Gemäldes, das im „Salon de Paris" des Louvre den Ehrenplatz ein nimmt, bemerkt hatte, wurde das Museum durch den Polizeipräsektcn geschlossen: jede Spur fehlt jedoch bis letzt, aber man ist, wie schon erwähnt, zur An nahme geneigt, daß hier eher ein böser Scherz vorliegt als ein Diebstahl, und hofft, das; sich in den nächsten Stunden die Affäre aufklärt. Die „Monna Lisa" wurde von Lionardo da Vinci 1501 zu Florenz aemalt und ist das lieblichste aller Frauenbildnisse der italienischen Renaissance. Das Porträt ist vorbildlich für die ganze spätere Bildnis kunst gewesen. Nicht wie früher ist das Gesicht steif und kalt, unbeweglich und maskenhaft, sondern die Gestalt tritt leicht und ohne Pose heraus, der Kopf ist natürlich und leicht gewendet, aus den Augen leuchtet Leben. Ein milder, blasser Nebelton um spielt die lächelnden Lippen, und die Hände zeigen eine wundervolle Modellierung und Verlebendigung. Das „Lächeln der Monna Lisa", der rätselhaft un bestimmbare Ausdruck dieses Frauenantlitzes, hat schon vielen Anlas; zu Deutungen und Vermutungen gegeben. Der tiefe Grund wirkt mit, die Büste herauszuheben. Lionardo da Vinci Hal lange an dem Bildnis gearbeitet und an ihm erwiesen, daß es im Freilicht keine harten Linien geben kann. Die „Monna Lisa" ist außer dem Mailänder „Abendmahl" das einzig beglaubigte Gemälde Lionardos, von dem wir sonst nur zahlreiche Hand zeichnungen besitzen. Der Wert des Gemälde» ist ganz unschätzbar: würde es heute auf den inter nationalen Kunstmarkt gebracht, so ist es gar nicht auszudenken, welche fabelhaften Summen ein ameri kanischer „Sammler" dafür bezahlen möchte. Dieser Umstand spricht aber auch gegen die Annahme eines Diebstahls. Da» weltbekannte Kunstwerk müßte den Täter sofort verraten. Der Verlust der „Gioconda" würde für die ganze zivilisierte Welt einen unermeß- Uchefi und unersetzlichen Schaden bedeuten. Das Bild besitzt zwar einen sehr starken Rahmen, war aber im Louvre nicht an die ülland angeschraudt, sondern nur mit einem drehbaren Scharnier de- LeloMer Tayeblsn. Pöhlberg: Nebel: ferne Gewitter, wett ent fernt in Süd bis ZlZest. Fichtelberg: Nachts schwacher Nebel, glän- zender Sonnenuntergang, Abendrot. Temperatur des Ftutzwalsers. 22. Nuauft abd^ V Uhr 2k. Bunust früh !> Uhr ea AuaxK mtt-»>2llhr Germaniabad 20 0 ' 6 20,0' 6 20.0° c! Schwimmanstaltccriftert 21,0" 6 20,0° 6' 20.0° 6 Gemeindebad Schönefeld cParth«) 19,0 0 6 18,0'6 18,0° 6 l. Der Tag der Entscheidung. Das Kartell der sächsischen Bezirksoerbäude des Cxffamtverbandes Deutscher Metallindustriellen hat. wie bekannt, be schlossen, am 26. August 60 Prozent der geamten Ar beiterschaft der kartellierten Verbände ausznsverrcn, wenn bis zum 23. August die in Leipzig ausständige Metallarbeiterschaft von ihrem Standpunkt nicht ab geht. Die Ausständigen verlangen, wie schon be kanntgegeben wurde, das; über die cingrreichten For derungen wie über die Beilegung des Ausstandes nur mit den Organen des Deutschen Metallarbeiter verbandes verhandelt werde, und nicht im Wege direk ter Verhandlung zwischen den beteiligten Firmen und ihren Arbeitern über die Forderungen eine Eini gung zustande komme. Wie in Erfahrung gebracht morden ist, hat der Arbeitnehmerverband seinen Standpunkt bis fetzt nicht verlassen. Die Folge wird «ein, das; die Bezirksverbände Dresden und Chemnitz lcichlußgemäß zur Aussperrung de'' 60 Pro zent ihrer Belegschaft am 26. August schreiten wer den. Da der Metallarbeiterverbond leine Taktik, durch Herauszichung der qualifizierten Arbeiter aus den Betrieben, um diese stillzulegcn, fortsetzen wird, dürfte der sächsischen Metallindustrie ein erhcbl'.chcr Schaden entstehen. Da übrigens der Nezirksverband Thüringen des Gesumtverbandcs der Melallindu- striellen bei diesem beantragt hat, eine Aussperrung über das ganze Deutsche Reich zu beschlichen, wenn ! eine Einigung in den Ansitandsbezirlen nicht zu stände kommt, so ist cs nicht ausgeschlossen, daß die Bewegung noch wcirere Kreise zieht. — Die Leipziger Psianzenmejjr, deren Einrichtung schon nahezu fünfzehn Jahr zurückreicht, bat heute ihren Anfang genommen. Wie immer ist diese von dem Leipziger Gärinervercin unternommene und von dessen Mitgliedern beschickte Ausstellung im I Leipziger Palmengartcn und zwar sowohl in der großen Halle des Orangeriegebaudes als auch in den damit in Verbindung stehenden Kolonnaden des Kuhturmes au> zwei Tage eröffnet worden. Während in den Räumen der Orangerie lebende Pflanzen, darunter die beliebtesten Kulturen des Leipziger Kreises, sowie Blumen in einzelnen Exemp laren und Kollektionen Aufstellung gesunden haben, wurden die Nebenräume zur Ausnahme gärtnerischer Hilfsmittel bestimmt. Mit Rücksicht auf die jüngsten Witterungsverhältnisse und die dadurch bedingte Dürre ist wohl ein Ausfall an manchen gärtnerischen Erzeugnissen zu bcmerlen, immerhin läßt die geschickt arrangierte „Messe" recht bemerkenswerte Erfolge erkennen. Bereits heute vormittag stellten sich In teressenten ein. * litt. (Internationale Baufach-AusstcUung mit Sonderausstellungen Leipzig 1913.) Die soeben er schienene endgültige Ausgabe des Gliederungsplanes läßt erkennen, daß es sich um ein großzügiges Unter nehmen auf wisjenschaftlich-künstleriicher Unterlage handelt, das geeignet erscheint, auf dem weiten, in sozialer und hygienischer Hinsicht bedeutsamen Ge biete des Bau- und Wohnungswesens das Interesse aller Kulturvölker zu erwecken. Dieser Gliederungs plan zeigt 8 Hauptabteilungen mit 42 Gruppen und 39 Unterabteilungen. Die Hauptgruppen sind fol gende: Abteilung l: Baukunst, Abteilung II: Bau literatur, Abteilung Hl: Baustoffe, deren Her stellung und Verwendung, Abteilung IV: Maschinen, Werkzeuge und Geräte im Baufach, Abteilung V: Grundstücksverkehr, Auskunft?- und Versiche rungswesen, Buchhaltung usw., Abteilung Vl: Bau-Hygiene für Wohnungen, Fabriken und Straßen — Arbeiterschutz, Arbeiterwohlfahrt — Feuerschutz. Abteilung VII: Turn-, Spiel- und Sport wesen und Abteilung Vlll: Baustoff-Prüfung — Fachliche Vorführungen. Auch ist geplant, an das Ausstellungsgelände eine Gartenstadt anzugliedern, die vorbildliche Wohnungsgebäude der verschiedenen Bcvölkerungsschichten zum Teil in bewohntem Zu stande zur Anschauung bringen soll. Die Einladungen zur Beschickung werden in den nächsten Tagen an die in Frage kommenden Industrie- und Gewerbe kreise sowie an die Künstlerjchaft ergehen, doch liegen bereits jetzt zahlreiche Voranmeldungen vor, so daß eine außerordentliche rege Beteiligung zu erwarten ist. * Schiffsliste für billige Briese nach dcn Ber einigten Staaten von Amerika (10 Pfg. für je 20 e): „Berlin" ab Bremen 26. August, „Kronprinz Wil helm" ab Bremen 29. August, „George Washington" ab Bremen 2. September, „Kronprinzessin Cccilie" ab Bremen 5. September, „Cincinnati" ab Hamburg 7. September, „Kaiser Wilhelm der Große" ab Bremen 12. September, „Kaiserin Auguste Victoria" ab Hamburg 14. September, sämtlich Postschluß nach Ankunft der Frühzüge. Alle diese Schiffe außer „Cincinnati" sind Schnelldampfer oder solche, die für eine bestimmte Zeit vor dem Abgang die schnellste Besörderungsgelegenheit bieten. Es empfiehl! sich, die Briefe mit einem Leitvcrmerk wie „direkter Weg" oder „über Bremen «der Hamburg" zu ver sehen. Die Portoermäßigung erstreckt sich nur auf Briefe, nicht auch auf Postkarien, Drucksachen ufw. und gilt nur für Briefe nach den Vereinigten Staaten von Amerika, nicht auch nach anderen Ge bieten Amerikas, z. B. Canada. - * Fraucnhilssverein Leipzig-Plagwitz. Der Ver ¬ ein hielt unter Vorsitz des Herrn Pfarrer Schmidt- Plagwitz feine diesjährige Hauptversammlung ab. Es erfolgte nach Eröffnung zunächst der Vortrag des Geschäfts- und Kassenberichts. Ersterer umfaßte die Tätigkeit des Vereins in bezug aus die Unterstützung verheirateter hilfsbedürftiger Wöchnerinnen und solcher Armen, die durch Alter, Erwerbsunsähigleit oder Krankheit in bedrängte Lage gekommen waren. Die Unterstützungen bestanden in Gewährung von Krankenkost bzw. Essensportionen, Stüctungsmitteln, tWein, Katao, Milch rc.), Medikamenten, Kurmitteln, Klcidungs- uno Wäschestücken und wurden im Verein mit der Gemeindediakorue verabreich!. Dabei kamen u. a. 1635 Liter Milch und 1040 Ejsensportionen zuc Verteilung. Auch wurden besonders Hilfsbedürftige von einzelnen Vorstandsdamen in eigene Pflege und Beköstigung übernommen. Durch die Gemeinde schwester wurden 8 Manner, 84 Frauen und 8 Kinder verpflegt. In Krankenhäusern und Erholungsstätten wurden insgesamt 18 Personen untergebracht. — Die Kinderbemahranstalt wurde täglich im Durchschnitt von 99 Kindern besucht: an sie wurocn nn Jahre verabreicht 24924 Portionen Mittagsessen und 3374 Liter Milch Der Gesundheitszustand der Kinder war eine Zeitlang durch das Auftreten der Spitz pocken beunruhigt, doch brauchte die Anstalt nicht geschlossen zu werden. Die Weihnachisbefcherungen seitens des Vereins an die Armen und die Kinder der Anstalt konnten in üblicher Weise vollzogen werden. — Die gesamten Einnahmen des Vereins im Berichtsjahre stellten sich auf 7t)63 86 die Ausgaben auf 7711 .//. 34 das Vereinsvermögen beziffert sich einschließlich einer neueren Schenkung in Höhe von 34' 0 .zc an die Kinderbewahranstalt auf insgesamt 100 515 .F. Geschäfts- und Kassenbericht wurde von der Versammlung genehmigt uno darauf die anstehenden Vorstandswahlen vorgenommen, wobei die Damen Frau Schuldirektor Böhm, Frau Pauline Seiler, Frau Magdalene Brehmer sowie Herr Fabrikbesitzer Weiske wieder gewählt wurden. Geschäftsführerin ist Frau Kommerzienrat Paul Sack, Vorsitzender Herr Fabrikbesitzer G. Mügge. Wie noch mitgeteilt wurde, wird der Verein dem nächst sein 25jähriges Bestehen feiern können. ol. Hundebesörderung. Vor einigen Wochen hat sich der Rat der Stadt Leipzig damit einverstanden erklärt, daß Hunde auf den Vorderperrons der Straßenbahn-An Hängewagen mitgeführt werden dürfen. Seit dieser Zeit lebt das fahrende Publikum im Glauben, daß der Mitnahme größerer Hunde auf der Elektrischen nichts mehr im Wege liege. Dein ist aber nicht so. Die Stadtverordneten haben diesen vordem verbotenen Transport zwar jetzt erlaubt, aber die Straßenbahngefellschasten haben bis jetzt von dieser Berechtigung noch leinen Gebrauch ge macht, mit anderen Worten gesagt, sie haben an ihre Angestellten noch nicht dienstlich von der Erledigung des bestehenden Verbotes Anweisung ergehen lassen. * Ein Revolverheld. Dienstag gegen 9 Uhr abends entstand in der Seeburgstraße zwischen schwarz- und blaubeschlipsten Hamburger Maurern ein Exzeß. Dabei hatte ein Beteiligter einen Schuß init einer Platzpatrone auf seine Gegner abgegeben, ohne eine Person zu verletzen. Beim Hinzukommen eines Schutzmanns hatte der Schütze auch den Revolver auf diesen gerichtet. Zum Schuß war er aber nicht gekommen, da er noch rechtzeitig von beherzten Männern ergriffen und ihm die Waffe entwunden wurde. Der Täter, ein 22 Jahre alter Maurer aus Hamburg, kam in Haft. * Zwei schwere Jungen. 2n Haft kamen ein 20 und 30 Jahre alter Arbeiter, die kürzlich einem alten Manne eine Uhr und ein Portemonnaie ge- 23. Llugutt lSN. raubt hatten. Die Verhafteten sind schon schwer vorbestraft. Wie festgestellt wurde, hatte der eine noch zwei weitere Uhren verkauft, die jedoch wieder herbeigeschafft werden konnten. Die eine ist eine silberne Herren - Remontoir - Uhr mit Goldrand Nr. 40397!) mit römischen Zahlen und goldenen Zeigern, die andere ist eine silberne Zylinderuhr mit Schlüßelaufzug Nr. 39712, hat auf dem Zifferblatt lilablaue Verzierungen, schwarze^ römische Zahlen mit gepreßtem Goldrand und auf dem Wappen ein K gekratzt. Bisher liegen Anzeigen darüber nicht vor. Jedenfalls wurden beide Uhren durch sogenannte Leichenfledderei erlangt. Die Uhren können bei der Kriminalpolizei besichtigt werden, * Die Neue. Freiwillig stellte sich der Kriminal polizei ein 40 Jahre alter Buchhalter und Kassierer aus Dresden unter der Selbstbeschuldigung, innerhalb 12 Jahren zum Nachteile einer hiesigen größeren Firma 20—220 0 ./z Geschäftsgelder unterschlagen und die Unredlichkeiten durch falsche Buchungen verdeckt zu haben. Das Geld hatte er für sich verbraucht. * Diebischer Gast. Aus einem Eastlokal in der Talstraße wurde zur Nachtzeit ein Geldbeutel aus Leinwand enthaltend 900 gestohlen. Den Dieb stahl verübte ein Unbekannter, der sich vorher in dem Lokal als Gast aufhielt. Beschrieben wird der Dieb als etwa 30 Jahre alt, 1.70 m gross, mit blondem Haar und Schnurrbart, bekleidet mit dunklem Jaüettanzvg und schwarzem steifen Filzhut. * Spitzbube und Hehler. Zur Verantwortung gezogen wurde ein 27 Jahre alter, wiederholt vor bestrafter Markthelfer von hier, der in einer Eisen handlung des Ostvicrtels Stellung gefunden hatte und darr nach und nach Waren im Werte von meh reren Hundert Mark entwendete. In einem Schlosfer- meister fand er einen willigen Abnehmer. Letzterer hatte die Ware für einen sehr geringen Wert ge laust und wurde deshalb wegen Hehlerei zur Rechen schaft gezogen. ' In Verwahrung der Kriminalpolizei befindet sich ein Herren-Fahrrad, Marte „G. Schmalzbauer, Rothenfels" Nr. 265302, das am 13. August herren los in einem Grundstück der Leibnizstraße aufgefunden wurde. Das Rad ist sehr gut erhalten, hat Torpedo- ireilauf, gelbe, schwarzabgesetzte Felgen und graue Bereifung, Der Eigentümer kann sich melden. — Am 22. August wurde in der Friedrichstraße ein Korb Birnen herrenlos aufgefunden. Der Eigentümer kann sich iin Fundbureau des Polizeiamts melden. * Diebstähle. Aus einer Wohnung am Matthäi- kirchhof wurden 100 gestohlen. — Verhaftet wurde eine 18 Jahre alte Arbeiterin von hier, die zum Nachteile einer Bekannten 120 ./L unterschlagen hatte. * Schönefeld. Der Allgemeine Turnverein zu Schönefeld, D. T., begeht am Sonntag, den 27. August, sein 54. Stiftungsfest verbunden init dem 50jährigen Turnhallen, und Fahnen jubiläum durch ein Schauturnen auf seinem Turn plätze in der Turnerstraße, dem sich ein Festball im Sächsischen Hofe anschließt. Der Festzug beginnt um 2 Uhr nachmittags am Sächsischen Hofe und wird sich durch verschiedene Straßen des Ortes nach dem Turnplätze bewegen. Nach den allgemeinen Frei übungen wird dann der Verein und die Turnerinnen abteilung in verschiedenen Abteilungen die große Reichhaltigkeit des deutschen Turnens zur An schauung bringen. 1. Wahren. Der Ortsverein Wahren des Ver bandes Deutscher Eisenbahn-Handwerker und -Arbeiter veranstaltete im Restaurant „Börse" zu Lützschena seine Generalversammlung. Der Vorsitzende berichtete, daß sich der Verein im verflossenen Geschäftsjahre recht gut entwickelt habe. Die fortgesetzten Be- trebungen zur Erlangung besserer Lohnbedingungen eien leider bisher ohne Erfolg geblieben, doch werde ich die Verwaltung den dringenden Bitten um Er höhung der Löhne kaum länger verschließen können, o daß in absehbarer Zeit der Notlage der Eisen- lahnarbeiter Einhalt getan werden dürste. Die Ein richtung, den Beamten und Arbeitern während der gegenwärtigen heißen Periode aus den Mitteln der Wohlfahrtskaffen unentgeltlich Kaffee zu verabfolgen, wurde von ben Versammelten dankbar anerkannt, nur wurde gewünscht, daß diese Wohltat nicht nur dem Fahrpersonal, sondern auch den Hilfsbeamten und Arbeitern der übrigen Refforts zuteil werde. Die aussichtsreiche Kandidatur zum Reichstage durch den Verbandsvorsitzenden Zckler wurde von den Ver sammelten freudig begrüßt. ÄUS Sachten. Dresden, 23. August. * Der Erste Verein der Dresdner Gast- und Schank, wirte veranstaltet aus Anlaß seines 75jährigen Be stehens eine Reihe von Festlichkeiten. Diese beginnen Donnerstag abend mit einem Kommers in der „Zentralhalle". Der langjährige frühere Vorsitzende festigt, um den zahllosen Kopisten zu ermöglichen, die günstigste Beleuchtung zu erzielen. lieber die Umstände, unter denen das Bild ver schwunden ist, berichtet das Abendblatt „La Presse": „Bereits Montag nachmittag (Montag ist der Tag, an dem das Louvremuseum der Saalreinigung halber geschloffen bleibt) hatte man bemerkt, daß Leonardos Meisterwerk n i ch t an seinem Platz im Salon Carrd hing. Aber man glaubte, ein Kun st Verleger, der sein Atelier im Louvre selbst hat, habe das Bild vielleicht in seine Räume geschafft, um es photogra phieren zu lassen. Heute Dienstag morgen wurde bei dem Verleger ungefragt, aber er erklärte, nichts zu wissen. Nun geriet man in Helle Bestinzung. Gegen 1 Uhr nachmittags fand man den Rahmen und da» Glas in einer Ecke des Saales, von der Leinwand keine Spur." In zuständigen Kreisen meint man, daß am Reinigungstagc der Dieb sich in dem Gewände eines Scheuermanns eingesihlichen und unter irgendeinem Vorwand das Bild abge'chraubt hat. Man glaubt in Polizeikreisen, dem Täter bald auf die Spur zu kommen, doch hält man geheim, welche Fährte inan verfolgt. Das Bild hat 90 Zentimeter Höhe und 70 Zentimeter Breite. Das einzige bisherige Ergebnis ist Auf findung des Holzrahmens auf einem Treppen absatz. Das Bild wurde nicht vandalisch herausge schnitten, sondern mit den Spannleisten aus dem Rahmen herausgedrückt. Aus den Verhören mit den Saalwüchtern des Museums ergibt sich, daß am Montag auch Maurer und Zimmerleute mit Reparaturarbeiten dort beschäftigt waren. Einer der Saaldiener will ein Gespräch zweier Maurer vernommen haben, das den hohen Wert des gestohlenen Bildes zum Gegen stände hatte. Einer der Maurer sagte zu dem andern: „Kannst du dir vorstcllen, daß ein solches Stück bekleckster Leinewand zweimal so viel wert ist, wie der Haupttreffer in der Millioncnlotterie?" Auf Grund dieser Aussage werden die beiden Maurer polizeilich gesucht. Große Erwartungen setzt man auf diese Spur aber nicht, Auf den Terrassen der Cafes bildete abends der Diebstahl den Hauptgesprächsstoff. Selbstverständlich fehlt e» nicht an Ratschlägen für die Wieder erlangung des Bildes. Einer dieser Klugen, ein bekannter Nationalist, meinte, man möge doch einen hohen Preis aussetzen, z. B ... Agadir, dann wäre in 24 Stunden das Bild sicher wieder zur Stelle. Der Bizekonservator Bennefite wird von dem Untersuchungsrichter vernommen werben. Er meint, das; der Dieb ein mit solchen Diebstählen vertrauter Mann sein müsse. Die gesamte Presse beschäftigt sich in spalienlangen Artikeln mit dem Diebstahl der „Giaconda" und be zeichnet ihn als ein ganz unerhörtes, phan tastisches Ereignis. Irgendein Anhaltspunkt, der zur Entdeckung des Diebes führen könnte, ist noch nicht gefunden worden. Die Annahme, daß es sich vielleicht nur um einen schlechten Scherz handele, um der Mufeumsverwaltung eine Lektion zu erteilen, ist wenig wahrscheinlich. Eher sei es möglich, daß es sich um den Racheakt irgendeines entlassenen Dieners handele. Zuerst siel das Fehlen des Bildes einem Besucher auf, der den Saaldiener darauf aufmerksam machte, das Bild hänge nicht an seiner gewohnten Stelle und sei vielleicht gestohlen. Der Siener zuckte die Achseln und erwiderte spöttisch: „Vielleicht ist auch die «Venus von Milo" gestohlen." Der Dieb scheint mit großer Umsicht vorge gangen zu sein. Er muß das Bild abgeschraubt und durch mehrere Säle getragen haben. Im Treppen hause dürfte er den Rahmen vollständig losgelöst und an die Tür eines Dienerzimmers gelehnt haben. Man hält es für möglich, daß er sodann das Bild durch das Fenster einem Helfer zugeworsen hat. Man nimmt jetzt an, daß der Diebstahl von einer Person ausgeführt wurde, die an Kunst-Manie leidet. Alle Irrenhäuser sind angewiesen worden, umgehend eine Liste der Kranken anzufertigen, die in letzter Zeit entlasten worden sind. Man hofft vielleicht aus diese Weise den Dieb ausfindig zu machen. Der Louvre blieb gestern den ganzen Nachmittag über geschloffen. Tausende von Menschen hatten sich vor dem Gebäude anacsammelt, um nähere Einzelheiten über den Dieb stahl zu erfahren. Die Louvre-Verwaltung ist der Meinung, daß der Diebstahl nicht erst in der Nacht vom Montag zum Dienstag ausgesührt worden sei, sondern daß das Gemälde schon am Sonntag entwendet worden ist. Am Montag ist nämlich nur wenigen Personen mit besonderer Erlaubnis in den Louvre gestattet. Alle Diener und Aufseher sind bereits einem eingehenden Verhör unterworfen worden, doch hat dieses zu keinem Ergebnis geführt. Der Unterstaatssekretär der schönen Künste wird heute in Pans eintreffen, um die Untersuchung selbst zu leiten. Die Museumswächter wurden gestern abend noch einmal eingehend verhört. Hierbei erklärte einer von ihnen, daß er seit drei Tagen einen jungen Mann, der anscheinend ein Deutscherl?) oder ein Oesterreicher sei, beobachtet habe, der stundenlang vor dem gestohlenen Gemälde gestanden habe. Sobald er sich auf kurze Zeit entfernt habe, sei er immer wieder in den Saal zurückgekehrt, in dem die „Gioconda" untergebracht war. Der Mann habe den Eindruck eines Geisteskranken gemacht. Es wäre ihm aber nicht möglich gewesen, ihn auszuweisen, da er sich sonst keine unerlaubten Handlungen habe zu Schulden kommen lasten. Der Wächter mußte dann eine genaue Beschreibung der Person geben. Die Zeitungen „Excelsior" und „Le Matin", gegen die sich der Verdacht gerichtet hatte, daß sie den Diebstahl veranlaßt hatten, um die Mißstände im Louvre zu beleuchten, verwahren sich energisch gegen diese Beschuldigung und erklären, daß sie in keinerlei Beziehungen zu dem Diebstahl ständen. Man ist jetzt auch zu der Annahme gelangt, daß es sich bei dem Diebstahl möglicherweise um den Racheakt eines früheren Angestellten im Lauore handeln könnte, der das Bild nur an einen anderen Ort ge bracht habe. Daraufhin wurde in der Nacht noch einmal der ganze Louvre durchsucht, ohne dag es jedoch gelang, das Gemälde wieder zu finden. Einige Blätter bringen die lächerliche Sen« sationsmeldung, daß der bekannte amerikanische Milliardär Pierpont Morgan mit dem Louvre diebstahl in engem Zusammenhänge stehen soll. Er soll eine Kruppe von Antiquitätenhändlern beauftragt haben, ihm das Gemälde um jeden Preis zu verschaffen. Die'e sollen es verstanden baden, einen Muscumsaufseher durch eine große Geldsumme zu bestechen, ihnen das Gemälde zu über lasten.