Suche löschen...
01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 24.08.1911
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1911-08-24
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19110824019
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1911082401
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1911082401
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1911
-
Monat
1911-08
- Tag 1911-08-24
-
Monat
1911-08
-
Jahr
1911
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
?olillsche Umschau. Der lozialüemokrsttlche psrtelberlcht. Der „Vorwärts" hat mit der Veröffentlichung des „Berichts des Parteivorstandes an den Parteitag zu Jena 1911" begonnen. Aus dem Titel „Organisation" sei neben der bereits bekannten Zahl des Mitglieder bestandes (836 562 gegen 720 V38 im Vorjahre) er wähnt, tast in 383 Reichstagswahlkreifen fetzt Parteiorganisationen bestehen. Mit drei von den restlichen 14 Kreisen besitzt die Partei überhaupt keine Verbindung, nämlich mit Pr.-Holland-Moh- rungen, Angcrburg-Lötzen und Schrimm-Schroda. Die Zahl der weiblichen Mitglieder der Partei stieg von 82 642 im Jahre 1910 auf 107 693 im Jahre 1911. Die Fortschritte der sozial demokratischen Jugendbewegung zeigen fol gende Zahlen: Die Zahl der Orte mit Jugendaus- schüffen ist von 360 auf 454 gestiegen. Jugendheime bestehen in 130 Orten. Die Zahl ter Abonnenten der „Arbeiter-Jugend" hat sich von 45 000 auf 65 500 ver mehrt. Die Agitation illustrieren nachfolgende Zahlen: Mitgliederversammlungen fanden statt 35 626, öffentliche Versammlungen 13 163: Flug blätter wurden verbreitet 33 525 719, Agitations kalender und Broschüren 2 849 883. Sozialdemokra tische Landtagsabgeordnete zählen Sach sen 26, Bayern 21, Hamburg und Baden je 20, Bremen und Württemberg je 16, Lübeck 12, Sacksen- Meiningen 9. Koburg-Eotha 8, Schwarzburg-Rutol- stadt und Sachsen-Altenburg je 7, Preusten, Hessen und Renst j. L. je 5, Oldenburg und Sachsen-Weimar je 4, Schaumburg-Lippe, Lippe und Anhalt je 1. In Stadtverordnetenkollegien und Ge meindevertretungen sitzen im ganzen Reiche 8661 So zialdemokraten, in Magistraten bzw. Gemeinde vorständen 249 Die Zahl der Parteiblätter hat sich um 6 vermehrt. Die Partei besitzt jetzt 81 Tageszeitungen. Der „Vorwärts" hat einen lleber- schust von 165 558,05 .<( abgcworfen, sein Abonnenten stand betrug am 1. Juli 1911 157 000 gegen 122 000 im Vorjahre. „Der wahre Jakob" dagegen zählt 307 000 Abonnenten. „Die Neue Zeit" 10 500 und „Die Gleichheit" 94 500. Bildungsausschüsse bestehen an 218 Orten (187 im Vorjahr). Die Einnahmen der Parteikasse endlich betrugen 1357761,62 F, die Ausgaben 897 180,48 .N, so daß ein Ueberschuß von 460 581,14 bleibt. — Alle diese Ziffern sollten für die bürgerlichen Parteien ernste Mahnzeichen be deuten. Zus üer Tätigkeit üer Strafrechts» kummillion. Wie der „Reichsanzeiger" mitteilt, hat die Straf- rechtskommission in den letzten Wochen vor Beginn der Sommerferien den Abschnitt über die Schuld (FH 5b—62), die Vorschriften über Unzurechnungs fähigkeit und verminderte Zurechnungsfähigkeit (88 63—65) und Len Abschnitt Strafantrag (88 71—74) beraten. Die Beratung der 88 66—70 (Notwehr, Notstand, Jugendliche) soll nach dem Wie derzusammentritt der Kommission am 18. September erfolgen. lieber die systematische Stellung der Vorschriften über die Schuld und Zurechnungsfähigkeit will die Kommission erst später Beschluß fassen. Im übrigen ist der Abschnitt Schuld sachlich im wesentlichen nach den Vorschlägen des Vorentwurfs, jedoch unter Beseitigung einiger in der Kritik gerügter Mängel, ». angenommen worden. In Uebereinstimmung mit dem Vorentwurf ist an der Aufnahme von Begriffs bestimmungen des Vorsatzes und der Fahrlässigkeit sowie von Vorschriften über Rechtsirrtum und Er- jolgshaftung festgchalten worden. An Aenderungen gegenüber dem Vorentwurf sind zu bemerken: In der Definition des Vorsatzes ist das Willensmoment nicht mehr besonders hervorgehoben, da dies neben der Hervorhebung des Wissens überflüssig und irre führend erschien. Es ist ferner klargestellt worden, daß eventueller Vorsatz nur vorliegt, wenn der Täter mit der Verwirklichung des für möglich gehaltenen Tatbestandes einverstanden ist. In der Begriffs bestimmung der Fahrlässigkeit sind beide Arten der Fahrlässigkeit — bewußte und unbewußte — hervor- gehoben. In der Berücksichtigung des Irrtums über Las Strafgesetz ist die Kommission insoweit noch weitergegangen als 8 61 Absatz 2 des Vorentwurfs, als die Strafmilderung obligatorisch vorgeschrie- best ist. Bei der Begriffsbestimmung der Unzurech nungsfähigkeit (8 63) ist die Kommission nicht unerheblich vom Vorentwurf abgewichcn. Nach ihrem Beschluß ist als unzurechnungsfähig anzusehen, wer wegen krankhafter Störung der Gecstestätigkeit oder Bewußtseinsstörung nicht die Fähigkeit besaß, das Ungesetzliche seiner Tat einzusehen oder seinen Willen dieser Einsicht gemäß zu bestimmen. Hinsichtlich der vermindert Zurechnungsfähigen hat die Kommission der im Dorentwurf vorgesehenen Strafmilderung zu gestimmt und ferner beschloßen, daß Strafschärfungen gegenüber diesen Personen ausgeschlossen sein sollen. Der 8 64 des Vorentwurfs ist gestrichen worden. Dabei hat die Kommission sich vorbehalten, in den Besonderen Teil eine Spezialstrafandrohung gegen selbstverschuldete Trunkenheit, die zur Begehung einer strafbaren Handlung geführt hat, aufzunehmen. Die Vorschriften über die Verwahrung Unzurechnungs fähiger und vermindert Zurechnungsfähiger in Heil- und Pflegeanstalten sind im wesentlichen nach den Vorschlägen des Vorentwurfs (8 65) angenommen worden. In dem Abschnitt Strafantrag (88 71—74) ist entsprechend den Vorschlägen des Gegenentwurfs eine Umstellung der 88 71 und 72 erfolgt, auch ist zwischen dem materiellen Antragsrecht und der Befugnis zu seiner Ausübung scharf unterschieden worden. Im übrigen sind nur einige unwesentliche Aenderungen und Ergänzungen des Vorentwurfs vor genommen worden. Grleichterunnen vei üem neuen ausnatimeisril Ueber Erleichterungen, die bei dem neuen Aus nahmetarif für Futter und Streumittel vorgesehen sind, wird folgendes mitgeteilt: In den letzten Tagen gingen Klagen durch die Presse, daß bei früheren Ausnahmetarisen die gün stige Wirkung dieser Tarife durch einige Vorsichts massnahmen geschmälert wurden. Insbesondere er gaben sich daraus Uebelstände, daß die Empfänger von Futtermittelladungen, die selbst nicht Landwirte waren, vorher nachweisen mußten, daß sie ihre Waren i an Landwirte für deren eigenen landwirtschaftlichen Gebrauch im Jnlande adgaben. Dieser Nach weis war oft nicht leicht. Da aber kleinere Landwirte allein eine ganze Wagenladung nicht verbrauchten, so taten sich mehrere zusammen, die sie durch einen Zwischenhändler be stellten. In den neuen Bestimmungen ist nun eine „ Erklärung des Frachtbriefempfüngers ", der nicht Landwirt ist, vorgesehen, in der der Empfänger schriftlich aussaoen muß, er ertläre auf Pflicht und Gewissen, daß die zu einer bestimmten Zeit an ihn ausgelieferten und in einer nachfolgenden Empfangs nachweisung aufgeführten Güter in den dort bezeich neten Mengen an die namentlich aufzuführenden Landwirte oder landwirtschaftlichen Verwaltungen zur Verwendung als Futter- oder Streumittcl cm Jnlande in deren eigenem landwirtschaftlichen Be triebe abgegeben worden sind. Auf vorgeschriebenem und bei der Behörde erhältlichem Formular muß eine Bezeichnung der Ware und der Landwirte im Anschluß an dieseErtlärungerfolgen. Ist dies geschehen, dann erhält der betreffende Frachtbriefempfänger nach 8 3a der Anwendungsbcdingungen die Vergünstigung des Ausnahmetarifs im Rückvergütungswege. Der Unterschied zwischen der gewöhnlichen und der nach dem Ausnahmetarif ermäßigten Fracht wird an den Empfänger der Sendung, der die Fracht bezahlt hat, erstattet, wenn er dies binnen 6 Monaten nach Ankunft der Sendung bei der der Empfangs station vorgesetzten Eisenbahnverwaltung unter Vor lage des Originalfrachtbricfes beantragt. Ferner ist eine sofortige Ermäßigung der Fracht oder bei Einlösung des Frachtbriefes für Empfänger, die nicht Landwirte sind, dann vorgesehen, wenn der im Frachtbrief bezeichnete Empfänger zwar selbst nicht Landwirt ist, aber die Aushändigung des Fracht briefes und der Sendung auf der Bestimmungsstation an einen Landwirt oder eine landwirtschaftliche Ver waltung verfügt. Der Verbrauch muß im eigenen landwirtschaftlichen Betriebe im Jnlande erfolgen. In diesem Falle wird der Frachtbrief auf den Namen des letzteren bahnamtlich geändert und von diesem die ermäßigte Fracht erhoben. Deutsches Reich. Leipzig, 24. August. * Im 14. sächsischen Reichstagswahlkreise (Borna- Pegau) werden sich bei der Reichstagswahl der der Reichspartei angehörende bisherige Vertreter des Kreises, Generalleutnant z. D. v. Liebert. ferner der nationalliberale Landtagsabgeordnete Nitzjchke aus Leutzsch und der sozialdemokratische Parteisekretär Ryssel, Leipzig, um das Mandat bewerben. Die Reformpartei, für die bei der letzten Wahl der Kauf mann und Gutsbesitzer Curt Fritzsche kandidierte, sieht diesmal von einer Sonderkandidatur ab. Sie wird dafür mit den Konservativen und dem Bund der Landwirte den bisherigen wiederaufgestellten Vertreter des Kreises v. Liebert unterstützen. * * Eine kräftige Absage an die Sozialdemokratie hat kürzlich der ärztliche Bezirksverein Löbau aus Anlaß der Beratung des Antrages Stadthagen und Genossen erteilt. Er beschloß auf Antrag des Herrn Dr. med. Hummel der Aerztekammer Bautzen folgende Resolution zu unterbreiten: „Ein gesetzlicher Hilfszwang ist ganz überflüssig. Die deutsche Aerzteschaft besitzt so viel Humanität und Standesmoral, daß die ärztlichen Hilfeleistungen in allen nötigen Fällen nach Möglichkeit freiwillig ge währt werden. Wir verwahren uns energisch gegen den Versuch, un sren Stand in die Stellung von kommandierten und besoldeten Staatsdienern herab zudrücken und das gegenüber einein Publikum, welches wie das deutsche, so wenig Verständnis für die hoch entwickelte ärztliche Wissenschaft har und so geringes Vertrauen in die sachgemäße und gewissenhafte The rapie des Arztes setzt, daß es in unzähligen Fällen die Behandlung vorwitziger und skrupelloser Pfuscher, gewissenloser Autodidakten und kenntnisloser Heil- zchwindler aussucht. Wir verwahren uns auch be sonders dagegen, daß ein Knebelgesetz des ärztlichen Standes von einer Partei einzubringen versucht wird, die sich als unfähig erwies, das gesundheitlich, volkswirtschaftlich und sittlich gleich schädliche Treiben der zahllosen deutschen Kurpfuscher zu begreifen und gegen dieses Unwesen genügend radikal vorzugehen." * Eine Red« Les früheren Kriegvministers o. Einem. Der kommandierende General des 7 Armeekorps, General der Kavallerie v. Einem, hat bei dem Festessen des Abgeordnetentages des Deutschen Kriegerbundes und des Preußischen Landes-Kriegerverbandes in Detmold eine bemerkens werte Rede auf die Kriegervereine gehalten. Darin hieß es: „Wir stehen hier auf historischem Boden. Vor 1900 Jahren ist hier zum ersten Male der furor tcnitonious auf den Bedrücker deutschen Volks tums vernichtend herniedergesahren. Seit dieser Zeit haben unsere Feinde diesen iuror oft erfahren. Vor 100 Jahren hat er unter Preußens Führung -en vaterländischen Boden von dem welschen Eroberer be freien helfen und vor 10 Jahren haben viele von den hier Anwesenden diesen tuvoi- selbst erlebt und sind von ihm ergriffen und begeistert worden zu Kampf und Sieg. Damit wir auch künftig siegen, muß der feste eiserne Wille zum Siege vorhanden sein. Dieser feste Wille ist bei uns vorhanden. Wir selbst wissen es, und es wird gut sein, daß es auch die anderen wissen." * Ein siamesischer Prinz in der deutsche» Marine? Wie mir hören, dürste auf Wunsch des Königs von Siam im nächsten Frühjahr ein königlicher Prinz in die deutsche Marine eintreten. Dieser Schritt wäre aus dem Grunde bemerkenswert, weil die siamesische Marine seit vielen Jahren einen dänischen Seeoffizier als Admiral und außer einigen Oester reichern und Norwegern nur dänische Offiziere hat. Anderseits ist die siamesische Armee vollkommen nach preußischem Muster organisiert, auch werden schon seit langem siamesische Offiziere in der preußi schen Armee ausgebildet. Die siamesische Marine zählt etwa 40e0 Offiziere und Mannschaften, die Küstenartillerie ist 1500 Köpfe stark. Die siamesische Flotte besteht zurzeit aus einem kleinen Kreuzer, 4 Kanonenbooten, 1 Torpedobootszerstörer und 3 Torpedobooten. Die letzteren sind erst im ver gangenen Jahre in I apanerbaut worden. * Der Staatssekretär des Reichspostamtes über einheitliche Tax- und Eewichtsstufen. Wie der „Inf." mitgeteilt wird, hat der Staatssekretär des Reichs postamtes in einem Erlaß darauf hingewiesen, daß er bei der nächsten Weltpostvereins-Kon- ferenz im Jahre 1913 zu M a d r i d auf eine einheitliche Gestaltung der Tax- und Eewichtsstufen im ganzen Weltpostverein hinwirken wolle. Maß gebend für diesen Entschluß ist der Umstand, Laß die Gewichtsgrenzen für einfaches Briefporto nicht überall gleich sind, und daß ein Brief, der in einem Lande genügend frankiert sei, im anderen Lande trotz dem mit Strafporto belegt werde, weil nach den Be stimmungen des anderen Landes zu wenig Porto be zahlt sei. Die Reichspostverwaltung will nun auf dem nächsten Weltpost-Kongreß ihre Bemühungen dahin einsetzen, diese Uebelstände durch Herstellung der Einheitlichkeit in den Tax- und Ec- wichtsstuken im ganzen Weltpostverein aus der Welt zu schaffen. * Das Hausarbeitsgesetz. Man schreibt uns: Unter den Vorlagen, die vom Reichstag in seiner Herbsttagung noch zu erledigen sind, befindet sich auch das Hausarbeitsgesetz. Man hatte früher an dem Zustandekommen des Gesetzes gezweifelt, weil zu er warten ist. daß die Mehrheit des Reichstages sich wieder für die Errichtung von Lohnümtern für die Hausarbeit aussprechen würde, obwohl sie in der Kommission mit Stimmengleichheit abgelchnt war. > Damals stand die Reichsregierung der Errichtung von Lohnämtern ablehnend gegenüber. In unter- f richteten Kreisen nimmt man jedoch an, daß in dieser Beziehung ein Wandel in den Anschauungen der maßgebenden Stellen eingetreten ist Die Beschlüsse des Heimnrbeitertages im Beginn d. 2. dürften in dieser Frage auch von gewisser Bedeutung gewesen sein. Falls der Reichstag mit einer nennenswerten Mehrheit sich im Herbst für die Lohnämter aus sprechen sollte, dürfte die Reichsregierungkaum Einspruch dagegen erheben. Auch in Oesterreich hat man zur Regelung der Arbeitsverhältnisse in der Heimarbeit sich zur Errichtung von Lohnämtern in der Kleider-, «chuh- und Wäschewarenindustrie entschlossen. In England und ebenso in Australien sind gleichfalls für eine Reihe von Gewerben der Hausarbeit Lohnämter errichtet. * Zur Entwicklung des Tarifvertragswesens. Eine wertvolle Erweiterung erfährt, wie die „N. pol. Korr." mitteilt, die amtliche Statistik über Tarifverträge dadurch, daß die Nachweisungen über abgeschloffene Tarifverträge seitens des Kaiserlichen Statistischen Amtes gesondert aufgestellt werden. Durch diese Gliederung wird eine bessere Uebersicht über die Ent wicklung des Tarifvertragswesens geschaffen. * Zur Erleichterung der Eheschließung deutscher Kolonialbcamten und deutscher Frauen hatte das Neichskolonialamt in letzter Zeit verfügt, daß den deutsckzen Bräuten von Schutzgebietsbeamten eine staatliche Beihilfe zu gewähren sei, wenn sie zur Eheschließung ihre Ausreise nach den Kolonien an treten. Diese Vergünstigung ist in den letzten Monaten sehr häufig in Anspruch genommen worden, so daß die Eheschließung von Kolonialbecrmten mit deutschen Frauen in den Kolonien sich in einer aufsteigenden Linie bewegt. Deshalb ist diesem Beispiel jetzt auch die Reichspostverwaltung für die in den Kolonien tätigen Postbeamten gefolgt. * Die nationalliberale Partei des Siegerlandes hielt am vergangenen Sonntag unter starker Be teiligung einen Parteitag ab. Am Vormittag sprach in der Versammlung der Vertrauensmänner Reichs tagsabgeordneter Bergrat a. D. Vogel über wirt schaftspolitische Fragen des Siegerlandes, wobei er betonte, daß die Siegcrländer Industrie jetzt wieder in leidlich gesunden Bahnen angelangt sei. Land tagsabgeordneter Macco besprach die Siegerländer Bahnprojekte. In einer großen öffentlichen Ver sammlung sprach am Nachmittag Reichstagsabgeord- netcr Dr. Weber aus Löbau über die allgemeine politische Lage, wobei er besonders auch die Be ziehungen zwischen wirtschaftlichen Fragen und aus wärtiger Politik beleuchtete. Generalsekretär Breit. Haupt-Berlin sprach über unsere Marokkopolitik und trat energisch für die Wahrung der deutschen Interessen wirtschaftlicher wie politischer Natur ein. Sämtliche Redner ernteten starken Beifall. * Der Konflikt in der Fortschrittlichen Volks partei wegen der Stellungnahme des Abg. Professor Dr. Eickhoff, der im Gegensatz zu dem Prooinzial- vorstande die Bekämpfung der Sozialdemokratie für eine Ausgabe des kommenden Reichstagswahlkampfes hält, dauert noch an. 2m Wahlkreis Eick hoffs selbst sind die Ansichten geteilt, doch scheint der größte T e i l der Wühler mit seiner Haltung einverstanden zu sein. Erst dieser Tage hat der Verein Fortschrittliche Voltspartei Menning hausen Bliedinghausen sich für Eickhoff ausgesprochen, indem er eine Resolution annahm, in der dem Ab geordneten das vollste Vertrauen und der Dank der Versammlung ausgesprochen wird dafür, baß er nicht gewillt ist, die Wege zu gehest, die einige radi kale Mitglieder des Provinzialnorstandes der Partei ihm vorzuschreiben versucht haben. Gleichzeitig wird in der Entschließung die schärfste Mißbilligung aus gesprochen „über das gehässige Auftreten des erst seit kurzer Zeit im Rheinlande befindlichen und mit den Verhältnissen nicht vertrauten Professors Dr. Schloß mann gegen den Abg. Eickhoff." * Der Bund der Industriell»«, der vom 3. bis 5. September feine Generalversammlung in Dresden abhült, hat in den letzten Wochen eine erhebliche Ausdehnung seiner Organisation er zielt. Bisher war im Bunde der Industriellen hauptsächlich die mitteldeutsche und süddeutsche In dustrie organisiert, deren Landesverbände, die Ver bände Thüringischer, Sächsischer, Württembcrgischcr, Südwestdeutscher, Mitteldeutscher und Nieder- schllsischer Industrieller, im Bunde der Industriellen vereinigt sind,- dazu kommen zahlreiche FachvcrbänLe. deren Mitgliederkreis sich über das ganze Reich er streckt, und deren Zahl durch Neubeitritte in den letzten Wochen ebenfalls gewachsen ist. Die viel erörterten neueren Auseinandersetzungen in der deutschen Industrie haben nun zur Folge gehabt, daß sich der Mitgliederkreis des Bundes der Indu striellen gerade auch in Rheinland-West falen sehr ausgedehnt hat. Außer führenden Großbetrieben, besonders in Düsseldorf und Remscheid, sind eine Anzahl örtlicher Arbeit geberverbände mit dem Bunde der Industriellen in Beziehungen getreten. Dieser Tage trat der Ver band von Arbeitgebern im Kreise Solingen dem Bunde der Industriellen als körperschaftliches Mit glied bei. Dieser Verband umfaßt 250 Firmen, vor allem der Solinger Stahlwarenindustrie. * Die Lohnbewegung der Berliner Elettromon- teure führte, der Ankündigung entsprechend, zu Ar beitseinstellungen bei verschiedenen Firmen Groß-Berlins. Vorläufig dürften indes nicht mehr als fünfhundert Arbeiter in Betracht kommen. * Aussperrung der Tabakarbeiter in Westdeutsch land. Aus Essen wird berichtet: Da in Kalden kirchen zwischen streikenden Tabakarbeitcrn und Unternehmern keine Einigung erzielt wurde, sollen sämtliche christlich-organisierten Tabakarbeiter in West deutschland ausgesperrt werden. Bestätigung bleibt abzuwarten. * Beigelegter Streik. Der Streik in der Nürn berger Blechspielwaren-2ndustrie ist durch gegen- seitiaes Entgegenkommen beigelegt worden. Am Montag wird die Arbeit wieder ausgenommen. RuslsnS. Velinen. * Gemeinsames Vorgehen Belgiens und Deutsch lands im Kongogcbiet. 2n dem demnächst zwischen Belgien und Deutschland abzuschließenden Vertrag über eine Erenzrcgulierung im Norden vom Tan ganjikasee verlangt der Brüsseler „Moniteur", eine Bestimmung einzurücken, die das Prestige der weißen Rasse gegenüber den Negern aufrechterhalten muß. An der Grenze soll die deutsche und belgische Flagge gemeinsam den Negern vor Augen führen, daß zwischen beiden Staaten durchaus Freundschaft be steht und daß Belgien und Deutschland im Falle ^loderniLieren von Kleidern und ^düten Von den maßgebenden stellen ist die Vlode für die kommende 5)21800 endzültiz festzeleZt morden. 8o ist jetrt die beste 2eit rum 8O^ie 2ur Omnr^eitunF von ?el?en denn nur veniz später werden die ^.rbeitsstuben überfüllt sein mit Aufträgen für die Saison. Oie neuen xesetrlicben gestimmunxen verbieten alle Oberstunden in den -^.rbeitsstuben, so daß später eine veir längere Lieferfrist als jetrt in ^.nsprucb genommen werden muß.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)