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Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 25.05.1911
- Erscheinungsdatum
- 1911-05-25
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-191105255
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-19110525
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-19110525
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1911
-
Monat
1911-05
- Tag 1911-05-25
-
Monat
1911-05
-
Jahr
1911
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vvnnrrstsy, 2S. Mal l9li. Letpzlyer Tageblatt. Nr. 10S. Jahrgang. Arbeiter 20und Arbeiterinnen 12 Lohnzuschlag die Stunde. Die Lohnzahlung erfolgt Freitags. Die Arbeit an Schnellpressen aller Systeme ist zu zwei Drittel von Gehilfen auszuführen. Zu einem Drittel tonnen an diesen Pressen Arbeiterinnen beschäftigt werden. Die Tarifoauer beginnt am 1. Juli INI und endet am 30. Juni INO. Der Tarif wird für die drei Tarifftädte Berlin. Leipzig und Stuttgart vereinbart. Der zweite Teil des Tarifs, der Atlordtarif, wird nach Pfingsten beraten. Es kommen ca. 10000 Tarifpositionen in Frage. Die Beratungen dürften mehrere Wochen in Anspruch nehmen. Zum Schlüsse wurde dem Verhandlungs leiter Köllner von Gehilfenseite der Dank der Gehilfen für seine objektive sachliche Leitung ausgesprochen. Der Gang der Verhandlungen lieh erkennen, daß auf beiden Seiten das Bestreben besteht, den Tarif in ruhiger Weise zum Abschluß zu bringen. * Der Adoptivschwindel steht jetzt wieder in voller Blüte, besonders m Berlin. Kürzlich wurde von einem der Berliner Bureaus in Leipzig eine „Filiale" aufgemacht. Kaum hatte der Inhaber ein möbliertes Zimmer bezogen, als auch ichon täglich an die 1000 Briefe bei ihm einliefen. Dann schrieb er s.lbst sehr eifrig, und nun erschien auch bald der Geldbriefträger, der an einem Tage 100 Anweisungen brachte. Der Wirtin wurde unheimlich zumute. Sic vermutete einen Schwindel und ging verschwand der Mieter. Die Briefe, fllgung einer Photographie versandt hatte, sind sehr be zeichnend. Sic lauten: „Höflichst Bezug nehmend auf Ihr wertes Schreiben, aus dem ersichtlich ist, daß Sie auf ein Kind reflektieren, gestatte ich mir folgendes zur Kenntnis zu geben. Es handelt sich um ein zirka drei Jahre altes, hübsches, gesundes Mädchen bester, diskreter Herkunst (obige Photo graphie). Von den Eltern des Kindes ist der Vater Rechtsanwalt, die Mutter eine Bankiers tochter. Das Kind soll an ehrliche, anständige Leute vergeben werden, da der Vater des Kindes gestorben ist. Dem Kinde werden 4000 Mark mitgegeben. Bevor ich jedoch mit Ihnen in nähere Verbin dung treten kann, musz ich mich auf Wunsch der Mutter über Ihre Verhältnisse genau informieren. Die entstehenden Unkosten usw. müssen Sie aber tragen, falls Ihnen daran gelegen ist, das Kind zu erhalten, den Betrag von 0.50 Mark einsenden. Nach dem ich mich über Ihre Verhältnisse informiert habe, schlage ich Sie der Dame sofort vor. Ersuche um baldgefi. Angaben und Einsendung der Gebühr für entstehende Unkosten und sichere Ihnen strengste Dis kretion zu. Hochachtungsvoll L." Die Adoptionsoermittler gehen so vor: In Provinz zeitungen 'eigen sie bald in dieser, bald rn jener Gegend an: .Ein Mädchen von (folgt Alter) guter Herkunft an Kindcsstatt zu vergeben. Erziehungs beitrag 1000 Mark." Darauf melden sich Tausende, die ein Kind annehmen mochten. Sie alle bekommen dann den lwktvgraphierten Brief und senden darauf an die angegebene Adresse die verlangten 0.50 Mark als Auskunstsgebllhr ein. Weiter will der Ver mittler nichts. Von den 0.50 Mark bleiben ihm nach Abzug der Anzeigekosten, des Portos und anderer Auslagen mindestens fünf, vielleicht auch sechs Mark übrig. Die Kriminalpolizei hat sich mit diesem Treiben schon wiederholt befasst, kann aber wenig dagegen ausrichten. b. Verband der Metallindustriellen im Bezirk Leipzig. In der unter Leitung des Herrn Fabrik besitzer Müller-L.-Neuschönefeld im Hotel Palmbaum abgehaltenen, von Mitgliedern zahlreich besuchten diesjährigen Generalversammlung wurde zunächst der Jahresbericht erstattet. Der Verband hat sich demnach sehr vorteilhaft entwickelt und war ein erheblicher Zuwachs an Mitgliedern zu verzeichnen. Allgemein bricht sich in Arbeitgeberkreisen die Uederzeugung Bahn, das; nur durch ein gemein schaftliches Zusammenwirken nach jeder Richtung hin Erfolge erzielt werden können. Kämpfe mit der Arbeiterschaft blieben der Industrie auch im letzten Geschäftsjahre nicht erspart; die Streiks verliefen jedoch sämtlich zu Ungunsten der Arbeiter. Den von Streits betroffenen Arbeitgebern wurde durch die Gesellschaft deutscher Metallindustrieller zur Ent schädigung bei Arbeitseinstellungen in Leipzig eine bedeutende Entschädigung gewährt. Die vom Metall- arbeiterverband über den Leipziger Arbeitsnachweis der Metallindustriellen verhängte Sperre hatte nur wenig Wirkung. Das geht schon daraus hervor, das; fast 5000 Arbeiter mehr vermittelt wurden als im Jahr vorher. Um die Ausschreitungen von Streikposten gegen Arbeitswillige möglichst zu ver hindern, sind geeignete Schritte unternommen worden. Der Bericht der Kassenrevisoren lick erkennen, vag sich Kaffe und Bücher in musterhafter Ord nung befanden. In den Vorstand wurde Herr Fabrikbesitzer Müller, in Firma Schöne L Sohn, wiedergewählt, während die Versammlung an Stelle des wegen Gesundheitsrücksichten eine Wiederwahl entschieden ablehnenden Herrn Weichelt,Herrn Fabrik besitzer Hugo Mansfeld in den Vorstand wählte. Aus Anlass der bedeutenden Vergrößerung des Ver bandes wurde dem Vorstände das Recht zugesprochen. sich um weitere sechs Mitglieder zu kooptieren. Nach dem noch die Gründung des Kartells der Metallindu- striellenverbände Leipzig Dresden und Chemnitz Er wähnung gefunden hatte, von dem man sich große Vor teile verspricht, fand die Versammlung ihren Abschluß. Die in den chemischen Fabriken und in der Gummiindustrie beschäftigten Arbeiter und Ar beiterinnen Leipzigs nahmen in einer Versammlung Stellung zur Verkürzung der Arbeitszeit in ihren Betrieben und stimmten einer Resolution zu. in der sie die neunstündige Maximalzeit für Ar beiter fordern, die nur im Tagesbetriede beschäftigt sind. Für Arbeiter, die in ununterbrochen tätigen Betrieben beschäftigt sind, wird der achtstündige Arbeitstag und Beseitigung der 24stündigen Wechsel schichten gefordert, an deren Stelle solche von höchstens zwölfstündiger Dauer treten sollen und für Arbeiter in besonders gesundheitsschädlichen Betrieben wrrd die Einführung eines nach dem Grade der Ge fahren abgestuften «anitären Arbeitstages verlangt. Die Versammlungsleitung erhielt den Auftrag, diese Forderungen den Arbeitgebern mit dem Ersuchen zu unterbreiten, bald darauf zu antworten. fr Selbstmordversuch. Ein in der Elsterstraße wohnhafter 31 Jabre alter Mechaniker nahm gestern nachmittag in selbstmörderischer Absicht pikrinjaures Kali zu sich. Der Mann erreichte den Zweck nicht, mußte aber mittels Kranlenautomobils in das Stadt krankenhaus übergeführt werden. Liebeskummer soll das Motiv zu der Tat sein. » ff Straßenbahnunfall. Beim Aufspringen auf den Vorderperron eines Straßenbahnwagens trat am Roßplatze ein 17 Jahre alter Markthelfer fehl und kam zu Falle, wobei er sich einen Knöchelbruch zuzog. Der Verletzte wurde durch den Samariter verein in das Stadtkrankcnhaus gebracht. " Von einem Radfahrer überfahren wurde in der Konradstraße in L.-Neuschöneseid Ser 0 Jahre alte Sohn eines daselbst wohnhaften Goloanoplastikers. Das Kind erlitt einen Unterjchenlclbruch und sand Aufnahme im Krankenhaus. * Bauunfall. Auf einem Neubau an der Höllischen Straße fiel gestern einem 3-1 Jahre alten, am Ran- zur Polizei. Jetzt die er unter Bei ¬ städter Steinweg wohnhaften Arbeiter ein Baustein aus beträchtlicher Höhe auf den rechten Fug. Der Mann, dem der Fuß schwer gequetscht wurde, sand Aufnahme im Krankenyause. ff van eine» Lastautomobil überfahre« wurde gestern nachmittag in der 5. Stunde in der Münz gasse das 3 Jahre alte Söhnchen des daselbst wohn haften Obsthändlers Schröter. Das Kind war in einem unbewachten Augenblicke auf die Straße ge laufen und dabei unter das Auto geraten. Das Kind, welches einen Rippenbruch und eine Arm quetschung erlitt, wurde durch den «amariterverein in das Stadtkrankenhaus gebracht. ff Beucha, 24. Mai. (Pockenerkrankung.) Das 1 Jahr alte Kind eines hier wohnhaften Gastwirts erkrankte plötzlich unter Anzeichen, die auf echte Pockenerkrankung schließen ließen. Das Kind wurde mit dem Krankenwagen in das Leipziger Krankenhaus übergeführt und außerdem behörd liche Vorkehrungen zur Verhütung der Weiter verbreitung der Kranthcit getroffen. * Markranstädt, 24. Mai. (Verschönerungs verein.) Bürgermeister Schirmer erstattete in der Generalversammlung des Vcrschönerungsvercins einen umfassenden Geschäftsbericht. Der Verein be steht 23 Jahre und zählt 200 Mitglieder, die jedes einen Jahresbeitrag von mindestens 1 ./t zahlen. An Arbeiten wurden erledigt die Anlage eines Alpinums im Albertpark, die Planierung. Ansäung und Anpflanzung eines neuangelegten, 12000 g»> großen Spiel-, Turn- und Sportplatzes und die Vorarbeiten zur Schaffung eines Roiariums auf dem großen Parkareal. Die entstandenen Kosten von 350 ./Z wurden bewilligt. Nach dem Kassen bericht des Stadtrats Liebers betrugen die Ein nahmen 1418,83 ./L und die Ausgaben 700,20 Der Kassenbestand von 052,03 soll durch eine öffentliche Sammlung neu gestärkt werden. Die Herren Kaufmann Hanisch, Gärtnereibesitzer Maul und iNatsregistrator Braun wurden wieder-, Post meister Schmidt als Vorstandsmitglieder neugewühlt. Dem Ausschuß für städtische Anlagen gehört wiederum Oberlehrer Pfeifer an. Für nächstes Jahr ist eine Fenster-Blumenschmuck-Prümiierung vorgesehen. Der Ankauf von dauerhaften Papierkörben und die An stellung eines Parkwärters wurden zum Beschluß erhoben. Aus Sacklen. Dresden, 24. Mai. (:) Der Chauffeurstreit beigelegt. Durch die Vermittlung des Oberbürgermeisters Geheimrat Dr. Beutler ist es gelungen, den Ausstand der Chauffeure der Autodrofchken-Gesellschaft beizulegen. * Kleine Chronik. (Unglücks fülle.» Gestern vor mittag gegen 8 Uhr geriet auf dem Abstellbahnhof ein Streckenarbeiter zwischen die Puffer zweier Eisenbahnwagen und erlitt innere Verletzungen. — Um einen Vortrag zu halten, stieg ein Handlungs reisender in einer Schaukwirtschast auf einen Stuhl, wobei er abstürzte und sich einen komplizierten Unter- schenkelbruch zuzog. — Vom Automobil um ge rissen. Auf der Wettiner Straße wurde ein Post bote von einer Automobildroschkc umgerissen, wobei er Verletzungen im Gesicht und einen Bruch des linken Unterschenkels erlitt. * Chemnitz, 24. Akai. (Schenkung.) Dem 4. In fanterie-Regiment Nr. 103 sind von einem Offizier, der nicht genannt sein will, 1000 ./<( zur Unterstützung bedürftiger und würdiger Unteroffiziere geschenkt worden. * Seifhennersdorf, 24 Mai. (Tödlich verun glückt.) Gestern nachmittag geriet in Oberhenners- dorf ein bereits vom Rade gesprungener Radfahrer unter ein Pcrsoncn-Automobil und wurde von dein Gefährt totgefahren. * Zwickau, 24. Mai. (Jnnungsjubiläum.) Am heutigen Tage feiert die hiesige Tischlerinnung das Fest der Erinnerung an ihre Wiederaufrichtung vor 25 Jahren. Der Tag wurde einer großen Feier würdig begangen. * Reichenbach i. B., 24. Mai. (Zur Lohn ¬ bewegung der Ti schlergehilfen.) Die Innung der Tischlermeister beschloß, ab 1. Juni die Zahl der Arbeitsstunden auf 5!) in der Woche festzusetzen bzw. zu reduzieren: vom September ab sollen es nur 58, vom l. Juni 1912 ab 57 Arbeitsstunden sein. Der Mindcstlohn soll an den vorstehenden Zeitpunkten aut :)8, 39 und 40 bei Gehilfen unter 20 Jahren auf 33. 34 und 35 pro Stunde festgesetzt werden. * Neukirchen, 23. Mai. (Beendeter Streik.) Der Streik der hiesigen Bauarbeiter ist durch Ver handlungen zwischen den Arbeitgebern und Arbeit nehmern beigelegr worden. * Sebnitz, 24. Mui. (Tödlicher Bluterguß.) Um die quer über die Straße laufende 83jährige Witwe Schöne nicht zu überfahren, sprang ein Rad fahrer ab und kam zu Falle Dabei Hot er wahr scheinlich die Frau gestreift: denn diese stürzte eben falls hin und erlitt starke Blutergüsse am Arm, außerdem schlug sie mit dem Kopfe auf das Pflaster auf. Leider ist hierbei auch ein Bluterguß nach dem Gehirn erfolgt, an dessen Folgen die Greisin andern tags verschieden ist. * Klinoenberg, 24. Mai. (Aus unbekannten Gründen) hat sich der weit und breit bekannte Besitzer der Sommerfrische „Gasthof zum Jagd schlößchen, Grillenburg" das Leben genommen. Königs Sedurtstsg in üen Leipziger Schulen. In Leipzigs Schulen wurde der Geburtstag des Königs schon am Mittwoch begangen, und zwar in der üblichen Weise durch einen Festakt. Es liegen uns darüber bisher folaende Berichte vor: 6 Petrischule. Der Festredner Professor Dr. Barge sprach in längeren, tiefer schürfenden Ausführungen über die Germanisierung der Mark Meißen; ebenfalls der sächsischen Geschichte galt die lateinische Rede des Unterprimaners Kirsch, die englische und französische Rede der Oberprimaner Villforth und Cronheim. Ein achtstimmiger Gebet-Chor von Etienne V. Mehul, der Altdeutsche Schlachtgesang von Rietz und die Sachsenhymne durchranltcn und umrahmten die Feier, der Herr Stadtbaurat Trautmann die Ehre seiner Gegenwart schenkte. Im König-Albert-Gymuasium eröffnete den Aktus der Vortrag des Morgengesangs aus „Erlkönigs Tochter" von Niels Gäbe durch den Schulchor und das Schulorchester. Es fokalen Deklamationen dreier Schüler und eine freie Rede eines Oberprimaners. Alsdann trug das Orchester Menuett F - Dur von Haydn vor. Im Mittelpunkt der Feier stand die Festrede des Herrn Professors Dr. Gartmeyer. Ausgehend von der geringen Wertschätzung, die zu Anfang des 19. Jahrhunderts die deutsche Literatur in England genoß, behandelte er Thomas Carlyles Bemühungen um die Befreiung seiner Landsleute von dem fatschen Vorurteile gegen alle» Deutsche, besonder» gegen Schiller und Goethe, und legte dar, wie Carlyles verschiedene Schriften und seine treue Gesinnung zurZeit des Deutsch-Französischen Krieges den aufrichtigen Dant des deutschen Volkes ver dienen. Den Schluß bildete der gemeinsame Gesang der Königshymne. Im Festaktu» des Tarolagymnafi»«» hielt Herr Dr. Zwicker die Festrede. Ausgehend von der Bedeutung der religiösen Kämpfe in der Gegenwart behandelte der Redner die Inquisition im Mittelalter, ihre Entstehung und Organisa tion, ihre Ursachen unb Wirkungen, ihre Verbreitung namentlich in Italien. Frankreich, Deutschland und Spanien owie ihr Fortbestehen dis in das 19. Jahr hundert hinein. Vervollständigt wurde die Feier durch gemeinsame Gesänge, durch Darbietungen des Schülcrchores und Schülerorchesters sowie durch zwei Schülerreden, eine lateinische „l>o Oievrom- ('äiemo pro- eommG" und eine deutsche „Der dorische Kulturkreis". In der 5. städtischen Realschule sprach Oberlehrer Burggraf über „Das Wandern". Stadtrat Schmidt wohnte dem Festakt bei. In Dr. Barths Prioatschule stand im Mittelpunkt der von wohlgelungenen Deklamationen und Ge sängen eingerahmten Feier die Rede des Herrn Beutner über den sächsischen Maler Fritz von Uhde. In der Teichmann-Dr. Rothjchen Privat schule wurde die Feier zu Königsgeburtstag durch den Gesang des Chorals „Lobe den Herren" und durch (hebet eröffnet. Hierauf folgten abwechselnd Deklamationen und Gesänge patriotischer Gedichte und Lieder. Den Mittelpunkt der Feier bildete bic Festrede des Herrn Schwarzbach, der in fesselnder Weise über „Die Pflege der Kunst bei den Wettinern" sprach. Der Festaktus schloß mit dem Gesänge des Liedes „Den König segne Gott!" III. katholische Bürgerschule. Die Festrede hielt Lehrer Schulz über „Das Erzgebirge. Sitten und Gebräuche seiner Bewohner". Musikalische und poetische Vorträge verherrlichten die Feier. An schließend fand ein Festgottesdienst in der St. Marien kirche zu Leipzig-Lindcnau statt. Tageschranik. Paris ohne Autos. Paris, 24. Mai. Der gestrige schöne Maientag wurde von den Parisern in ungewohnter Weise ge nossen. Man glaubte sich beinahe ins alte, gemüt liche Paris zurückversetzt, wo es noch keine Auto mobile gab, hätten nicht zeitweise die ungeschlachten Autobusse und private Kraftwagen die Straße ge kreuzt. Gegen 0000 Chauffeure streikten. Die schnaufenden Taxiautos waren aus dem Straßen bilde verschwunden, mit ihnen ein beträchtlicher Teil von Staub und Gestank. Behaglich konnte man den Straßendamm an den gefährlichsten Kreuzungspunkten überschreiten ohne Furcht vor den „Hippomobilen", die nun wieder die Stadt be herrschten. Die ältesten Droschkenmodelle aus Väterzeit tauchten wieder aus, und man riß sich um sie, so daß die Kutscher nach gutem, allein Brauch bereits wieder kleine Erprcssungsver suche an den Fahrgästen riskieren durften. Natürlich gab es auch manche Unzufriedene, die die gute alte Zeit zum Teufel wünschten. Den Chauffeuren selbst hat dieser Demonstrations streich den beicheidenen Ausfall einer Tageseinnahme von gegen 48 (.00 Fr. gebracht, gering gerechnet. Der Gesamtoerlust des Streiktags für Chauffeure, Ver kehrsgesellschaften und die Stadt selbst wird nach dem „Berl. Lok.-Anz." auf 239 000 Fr. beziffert. Heute kehrt die Ordnung wieder zurück. 2 Berlin, 24. Mai. (Tödlicher Bauunfall.) Beim Abbruch der Kläranlage Les ehemaligen Rieselfeldes nördlich von Weißcnsee wurde der Ar beiter Schulz unter einer einstüczenden Mauer be graben. Der Verunglückte war schwer verletzt und sollte nach dem Krankenhaujc in Weißenjee gebracht werden. Unterwegs erlag «schütz bereits seinen Ver letzungen. Berlin, 24. Mai. (Unterschlagung.) Der 34jährige, aus Leichholz gebürtige Kutscher Ulrich unterschlug einen Scheck über 2000 und 800 bares Geld, 30 ks Silber in Barren in Werte von 1800 ./6, die ihm zur 'Ablieferung von den: Butter händler K. anvertraut worden waren und verschwand mit der Beute. Berlin, 24. Mai. (Einbruch.) Bei einer Ren tiere in der Werner-Siemens-Straße in Cbarlotten- burg ist gestern am Hellen Tage von Klingelfah rern ein Einbruch verübt worden. Diese drangen in Abwesenheit einer Dame in die Wohnung und stahlen große Mengen von Silberzeug, Geld und Wert papieren. Berlin, 24. Mai. (Selbstmord der Assisten tin Michaelis.) Tie Annahme, daß die Assistentin Margarete Michaelis, die wegen der auf dem Gör- litzer Bahnhof begangenen Unterschlagungen von der Polizei gesucht wurde, in den Tod gegangen ist, hat sich nunmehr bestätigt. Sie hat sich m Thale im Harz in einem dortigen Hotel vergiftet. Sonnabend morgen wurde dort die Leiche einer Frau in mittleren Jahren aufgefunden. Die ärzt liche Untersuchung ergab Selbstmord durch Vergiftung. Die Unbekannte war am Freitagabend in dem Hotel angekommen. Die Polizei kam durch die Zeichen in der Wäsche, K. .. auf die Vermutung, daß es sich um die von der Berliner Polizei gesuchte Fahrkartenverkäuferin Michaelis handelte. Ange hörige der Vermißten wurden darauf nach Thale geruscn und konnten die Vermutung der Polizei bestätigen. > Kiel, 24. Mai. (Ricsensch wimmdock.) Das auf den Howaldtswerken für die Kaiserwerft mit einem Kostenaufwand von sieben Millionen Mark gebaute Riesenschwimmdock wurde heute abgeliefert und mit sechs Dampfern nach der Liegestelle nm Südkai der Werft geschleppt. Das Dock ist sür die Aufnahme der Dreadnoughts und noch größerer Schiffe berechnet. München, 24. Mai. (Bayrische Perlen.) Gestern hat im Hauptgebäude der Gencraldirektion der Bergwerke die Versteigerung in Bayern gefun dener Perlen staltgefunden. Die Perlen sind im Laufe von 11 Jahren in den Bächen des Fichtel gebirges und im Regen gesunden worden. Au>zer zahlreichen bayrischen Juwelieren hatten sich auch viele aus Norddeutschland uuv Oesterreich eingefun den. Es wurden zum öffentlichen Verkauf gestellt: 128 Perlen erster, 247 zweiter und 084 Perlen dritter Klaffe, sowie 2900 minderwertiger Sorten. Die schönen Perlen kamen im Glanz den orientalischen nahe und erzielten ziemlich hohe Preise, während die Kauflust für die minderwertigen Perlen überaus flau war. Es wurden Stücke mit 40 ./L und auf wärts bezahlt. Das teuerste Lot bestand aus 19 Stück erstklassigen Perlen, die 55'/, Karat, wogen und für 2209 ./L einacschätzt waren. Sie erzielten aber 3800 .L Am Schluß der Auktion waren 11000 erzielt worden. Weißensee, 24. Mai. (Durch Umstürzen) einer Mauer verunglückte ein Arbeiter tödlich. * Wiesbaden, 23. Mai. (Die Deutsche Ge sellschaft für Kaufmanns-Erholungs heime) hat in den letzten Wochen wiederum eine große Reihe von Stiftungen erhalten, u. a. von üen Herren Kommerzienrat Salzmann in Kassel, A. Cordes in Hagen. Geh. Kommerzienrat Leiffmann in Düsseldorf, Wilhelm Frische in Leiozig, Dr. Schwerin in Breslau. Ferner hat anläßlich de» bevorstehenden Jubiläums ihres 50jährigen Bestehens die Firma Gebrüder Siebert, Königsberg, 10 000 .tt gestiftet. Den gleichen Betrag die Firma Meier <L Weichelt in Leipzig. Die Norddeutsche Tredttanstalt in Königsberg Hai gleichfalls 10 000 «stiftet. Die Mitgliederanmeldungen gehen fortge setzt in sehr großem Umfange ein. Das Präsidium beabsichtigt in Kürze die gezeichneten Jahresbeiträge zu veröffentlichen. Nachdem im vorigen Monat sei- lens der preußischen Regierung bereits ein Runderlaß zwecks Förderung der Gesellschaft ergangen ist, ist dies in den letzten Wochen ebenfalls seitens einer Reihe anderer deutscher Regierungen geschehen. Namens des Königlich Bayrisc^n Staatsministeriums hat der Ministerpräsident Graf von Podewils ein Schreiben an die Gesellschaft gerichtet, in dem er den Wunsch zum Ausdruck bringt, daß das in sozialer Hinsicht wie vom Standpunkt der Hygiene gleichbedeutende Unter nehmen, dessen Entwicklung auch seitens der bayrt- schen Regierung mit regstem Interesse verfolgt würde, zum Wohle des deutschen Kaufmannsstandes einer baldigen Verwirklichung entgegengehen möge. 0. Essen, 24. Mai. (Racheakt.) In Mörs bei Essen erschoß der Arbeiter Menüs den Rechtsanwalt Springob aus Rache, weil der Anwalt den Arbeiter hatte pfänden lassen. Tetschen, 24. Mai. (F rost wet ter.) Die letzten Tage der Woche brachten dem böhmischen Elbetal, wohl infolge der in den verschiedenen Teilen des Landes niedergegangeuen Gewitter und Wolkenbrüche, eine empfindliche Abkühlung. In der 'Nacht zum Sonntag und zum Dienstag zeigte sich sogar starker Frost, der auf den Feldern und in den Gärten großen Schaden anrichtete. Wien, 24. Mai. (Aussperrung.) 000 der „Ver einigung der Herrenkundenschneider" angehörige Firmen, welche über 0000 Stückmeister beschäftigen, gingen heute mit der Aussperrung vor. weil die Arbeitnehmer nach Ansicht der Unternehmer bei einer Firma mutwillig streiten. Innsbruck, 24. Mai. (Ballonfund.). Auf den Arderseralpen wurde ein verunglückter Ballon auf gefunden; von den Insassen fehlt jede Spur. Beiden (Kärnten), 24. Mai. (Boots Unfall.) Auf dem Wörthersee kippte ein Boot mit fünf Insassen um, von denen drei ertranken. Die beiden anderen Insassen konnten gerettet werden. Pest, 24. Mai. (Unfall.) Als gestern der Schrift steller Molnar das Sanatorium verlassen hatte, fuhr sein Automobil mit einem Zweispänner zusammen. Der Zusammenstoß war äußerst heftig, doch kamen die beteiligten Personen mit geringfügigen Ver letzungen davon. Molnar mußte wieder ins Sana torium zurückgebracht werden. Paris, 24. Mai. (Im Lager von Auvours) bei Le Mans befinden sich seit kurzem Reservisten, die am Montag abend ihre Uebuugszeit durch ein etwas allzu opulentes Gelage feierten, bei dem der Wein in Strömen floß. Zwei der Leute, die des Guten offenbar zu viel getan hatten, gerieten nach her in lebhaften Streit, wurden jedoch durch dazwischentreteude Kameraden getrennt und an Tät lichkeiten verhindert. Während sich der eine Mann ruhig in seine,,i Zelte zu Bette legte, sann der andere auf Rache. Er bewaffnete sich mit einem Hammer, der zum Einschlagen der Zeltpflücke dient, und schlich dann, als das ganze Lager in tiefen Schlaf versunken war, nach dem Zelte seines Kameraden. Er tastete sich zu dem Platze hin, wo sein Kamerad schlief, und führte dann mit voller Gewalt mehrere Schlüge mit dem Hammer durch die Zeltleinwand hindurch nach dein Kopfe seines Opfers, das tödlich getroffen wurde. Von dein Todesröchein des Mannes aufgeweckt, begaben sich mehrere Leute aus dem Zelte hinaus und er griffen den Mörder, den sie beinahe lynchten. Durch den Lärm wurde nun auch die Lagcrwache herbei gelockt, die den Mörder sestnahm und vorläufig in die Arrestzelle abiührte; dort fand man den Mann, dessen Name noch nicht genannt wird, bei Tages anbruch erhängt vor. Beide Leute gehörten dem 33. Reserve-Jnfanterieregimont an. London, 24. Mai. (Ein unangenehmer Zwischenfall) unterbrach gestern die Fahrt des englischen Königspaares zu den militärischen Tur nieren in der Olympia. Tas königliche Auto mobil wurde am Hydepark von großen Menschen scharen erwartet. Gerade als cs durch das Tor in den Park emfnhren wollte, lief eine Frau mittleren Alters über üen Weg und wurde umgerannt. Der König ließ sofort halten. Er und die Königin schienen in großer Besorgnis darüber zu sein, daß die Frau schwer verletzt sein könnte. Ein zur Er kundung adgesandter Hosbeamter brachte jedoch die 'Nachricht, daß sie nur einige Hautabschürfungen er litten hätte. Die Königin gab Befehl, sie noch abends über das Befinden der Verunglückten zu unterrichten, worauf üas Automobil weiterfahr. New Port, 2l. Mai. (Die ungeheure Hitze welle,) welche über das Gebiet der Vereinigten Staaten geht, hat viele ilnglüchsfälle verursacht. In Philadelphra sind fünf Todesfälle und in New Hork ist ein Todesfall durch Sonnenstich vorge- tommen. Die Zahl der Hitzjchlägc, die ernste Er krankungen der davon Betroffenen zur Folge hatten, ist sehr groß. Turnmelen. Die Ewald-Knecgschc Riege vcs Allgemeinen Turnvereins zu L.-Gohlis konnte in diesen Tagen das Fest ihres 25jährigcn Bestehens feiern. Nachdem am Freitag in Gemeinschaft mit den Vereinsgcnosscn ein Schauturnen und am Sonntagvormittag eine (Gedenk feier für die verstorbenen Ricgenmirglieder auf dem Gehliser Friedhöfe abgehalien worden war, wurde am Sonntagnachmittag und -abend eine Festsitzuna mit anschließender Tafel und mit Konzert und Ball im Rosentalkasino veranstaltet. Dos Künstlerquartett Rudolf Zscherneck besorgte die musikalische Aus schmückung der Feier. * Leipziger Turngausängcrbund. Der Zusammen» schluß der Turngesangvereine Leipzigs und des Leipziger Schlachtfeldgaues zum Zweck gemeinsamer Hebungen für das 12. Deutsche Turnfest in Leipzig ist nunmehr satzungsgemäß durch den ersten Sängertag erfolgt, der am vergangenen Sonntag im Volkswohl zu Leipzig stattfand. Durch den Beitritt der Sängerabteilungen der Leipziger Turnerschaft stieg die Zahl der beteiligten Turn gesangvereine aus 27 mit über tausend aktiven Sän gern, die in vier Bezirken unter Bezirksliedermeistern üben. Von den beiden Lundesliedermeistern Karl Schiebold L.-Connewitz und Richard Lackofen-L.« Stötteritz wurden bereits vier Chorlieder bestimmt und die erste Hauptprobe auf Milte August ongesetzt. KülllOOkll Hnliseplizck. angenehm ersfizekenä im öesclimrck öo»»»»
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