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Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 25.05.1911
- Erscheinungsdatum
- 1911-05-25
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-191105255
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-19110525
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-19110525
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1911
-
Monat
1911-05
- Tag 1911-05-25
-
Monat
1911-05
-
Jahr
1911
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Änzctgcn-PrelS Mr Inlerot» an» Leip«»» an» Umgebung di, llpalttge Perttieile LPs . dii NeName- teil» l Ml., von aurwän, 3V Pf. NeNamen 1.20 Mk.. Inlrrai, oon «ebärden im amt lichen Teil dt« Petit,eil« 50 P». Melchäsi-aiijkigen mit Platzoorlchkiften n in der «dendauagad» Im Preiir «rhölit Radail nach Tarif Brilagegebübr S-lamt» aullag» 5 Ml. o lautend ertl. Poslgrdiibr. Teilbetlage höher. FefteNeilir Auslraae können nicht «uniit» gezogen werden Für da» Ertchetnen an beltimmtcn lagen und Plagen wird kein» Garantie übernommen. Änzergen - Annahme. Iodaauirgatie 8, bei läintlichen Filialen o. allen Annoncen« tkroedtlianrn de» In- und Auslande» Trmt »ad Beelag »«» t.',to,t,e, Tage, blatte» iL. Polj. Inhaber: Paul ttiiritea. Nedattton and Geichäitsitell«: Iodannisgane 8. yaupt-Ailtol« Dresden: Eeeitrag» 4. l tTelephoa <621). los. IshrySiig Nr. 144 Oonnerstsy, üen SS. Mal ISN. Die vorliegende Ausgabe umfaßt 26 weiten. vis LxpvMivasa 6 es LvipriLer I'assdlLUes iillä der I^iprissvl' ^llASmvmen Leitung btzülldon sied nur voeb LvjpÄß, ^0dLNlll8AL88v 8, Vaicket^ebäncke pantoerv Iinli> im kiebäuäv cl68 laZseblattes. Oss Dichtiglte. » König Friedrich August van Sachsen vollendet am heutigen Tage sein 1K. Lebensjahr. iS. Leitart.) * Den gestrigen Flugveran st alt ungen in Dresden wohnte der König mit dem Kron Prinzen Georg und den Prinzen Christian Friedrich »nd Ernst Heinrich bei. iS. d. l»es. Art.) * Geh Sanitätsrat Dr. Goetz- Leipzig-Lindenan wurde bei Vollendung seines 85. Lebensjahres von der philosophischen Fakultät der Universität Kiel zum Ehrendoktor ernannt. (S. Lpzg. Nng.j — ' * Der Reichstag verabschiedete am Mittwoch in zweiter Lesung das Wahlgesetz für Elsas;-Lothringen und nahm hierauf die erste Lesung des Entwurfs der Regelung der Han delsbezieh ungen mit Japan vor und er ledigte dann noch verschiedene kleine Gesetz entwürfe. (S. Reichstagsber.) * Dem Reichstag ging am Mittwoch eine Novelle zum Zündwarcnstcnergesctz zu. (S. Letzte Dep.) * Das preußische Abgeordnetenhaus bezchäftigte sich am Mittwoch mit einer Interpel lation über den Selb st mord des russischen Studenten Dubrowski. sS. Pnrlamentsber.) * Dis Kommission des Reichstages für 8as Kurpfuschereigesetz beschloß bei der Ge ichäftslage des Reichstages, die Weiterber a- iung der Vorlage biszum Herb st zu ver tagen. Zum 25. Mni. Von Ican Paul kennen mir das Wort, das Ideal auf dem Throne sei, Größe in Ruhe dar- zustellen. Aus dem Zeitalter des Absolutismus wird man freilich kaum einen Kronenträger nennen können, der diesem Ideale entspräche, denn alle Betätigungen der absoluten Fürsten waren ja Akte ganz persönlichen Wollens und Strebens oder wurden wenigstens dafür aus gegeben, sie entbehrten also iencr Momente der Zurückhaltung, die den Eindruck der Größe in Ruhe aufkommen läßt. Für einen konstitutio nellen Herrscher ist es jedenfalls ungleich leichter, diesem Ideale nahezukommen. Es gehört ge radezu zu den Erkennungszeichen einer konsti tutionellen Monarchie, daß die Maßnahmen und Handlungen der Regierung nicht in einer jederzeit erkennbaren Weise auf persönliche Entschließungen des Trägers der Krone zurück geführt werden können. Weiterhin wird aber die Bedeutung persönlicher Kundgebungen eines Fürsten verstärkt, wenn sie selten erfolgen. König Friedrich August von Sachsen, der am heutigen Tage in sein 47. Lebensjahr eintritt, kann als Typus und Barbild eines wahrhaft konstitutionellen Herrschers ange sprochen werden. Er versteht es sehr glücklich, unnötige Exponierungen seiner Person zu ver meiden, und sichert dadurch am besten der Ent wicklung seines Staates ihren ruhigen Fort gang. Er ist eine von den prächtigen Naturen, die ihr Genügen in stillem Wirken finden. Sein Wesen ist charakterisiert durch eine schlichte deutsche Gradheit, durch eine gesunde Natür lichkeit, die im Sturm die Herzen aller natio nalen Staatsbürger erobert und auch den Widerspruch derer, die vom Königtum nichts mehr wissen wollen, wenigstens dämpft. Man behauptet nicht zu viel, wenn man König Friedrich August als einen wirklich volkstüm lichen Herrscher bezeichnet, der es wegen seiner Eigenschaften zu dem seltenen, schon im grauen Altertum von Plutarch gefeierten Glück gebracht hat, daß die Landeingesessenen nicht ihn, sondern für ihn fürchten. Dieses schöne Vertrauensverhältnis zwischen Fürst und Volk, wie es in Sachsen be steht, ist in dem eben vergangenen Lebensjahre des Königs in herrlicher Weise vor aller Oeffent- lichkeit dokumentiert worden, als Friedrich August non Sachsen in richtiger landesväter licher Erkenntnis und Fürsorge gegen jene päpstliche Kundgebung protestierte, die dem An denken des heiligen Borromäus gewidmet war. Es ist für den König von Sachsen als Katholik lvabrhaitig keine leichte Entschließung gewesen, dem Oberhaupt seiner eigenen Kirche entgegen zutreten. Aber dieser Schritt entsprang dem tiefempfundenen Bedürfnis, den inneren Frieden des Landes zu wahren, das durch die römischen unerhörten Angriffe schwer be unruhigt worden war. Des Königs freimütiges Bekenntnis zum Grundsatz der Duldung hat die Bande, die zwischen Fürst und Volk geknüpft sind, vermehrt und gefestigt, hat die Liebe zum Träger der Krone erweitert und vertieft und gibt auch für die Zukunft die sichere Gewähr, daß das sächsische Volk in seinem Herrscher einen vorurteilslosen, mcnschenklugen und wackeren Mann erblicken kann und rühmen darf. Zu gleich legt diese kernige Tat des Königs allen Volksgenossen die Verpflichtung auf, ihm auf diesem Wege nacheisernd zu folgen. Dadurch kann ihm die beste Verehrung bewiesen werden, damit wird ihm das schönste Ge burtstagsgeschenk des Volkes zu teil, wenn wir alle am heutigen Tage geloben, gleich zu denken und gleich zu handeln, wie es der Träger der sächsischen Königskrone norm Jahre in ernster Srnndc geran. In der dauernven Uebereinstimmung von Fürstenmillen und Volks willen ruht das Gedeihen des Landes für die Zukunft beschlossen. Möge dieses herzliche Ver hältnis nie Trübungen ausgesetzt sein! Ans derartigen Empfindungen heraus erschalle des halb heute fest und freudig der Ruf: lebe der.König! Mst Siebenmeilen-Stiekeln. lSrimmungsbild aus dem Reichstag.) 4. Berlin, 24. Mai. lPrin.-Tel.) Eine der fesselndsten Sitzungen, die der Reichstag je erlebt hat, war die gestrige. Eine Fülle non qc wandten Rednern, bedeutende Fragen mit welt geschichtlichem Hintergrund, dazu eine Geschäftslage, die bis zum letzten Augenblick hin frische Ent scheidungen verlangte, fachlich und parteipolitisch, so daß die Spannung bis ans Ende erhalten blieb. So war cs gestern. Heute ist der Weg übersichtlicher. Schachzügc und Gegenzüge spielen nicht die gleiche Rolle. Den Kominissionsbeschlüssen über das elsaß- lothringische Wahlrecht entstehen zwar noch zahlreiche Gegner. Mit spitzigen Anträgen suchen die Elsässer das Gefüge des Abkommens der Mehrheits parteien zu lockern. Sie wollen die in das Gesetz hineingeschriebene Wahlkreiseinteilung — die Teilung in kleinere Bezirke wird einer kaiserlichen Verordnung Vorbehalten — zugunsten der klerikal denkenden ländlichen Bevölkerung ändern. Sie wollen das Wahlrecht non der Landeszugehörigkeit ab hängig machen und innerhalb des größeren Wahl kreises Listenwahlen cinführen. Die Sozialdemo kraten bringen wieder ihre im luftigen Raume ge dachten radikalen Anträge: Einführung des Frauen wahlrechts und Herabsetzung des Wahlalters von 2ö aus 20 Jahre ein. Stoff genug zur Debatte. Emmel lsoz.), o. Oertzen sRpt.), Beck- Heidelberg lRatl.) und Hauß (Elsässer) ergreifen das Wort. Haußmann sVpt.) legt am meisten Schwung in seine Worte. Das allgemeine Wahlrecht, so ruft er, habe wieder einmal seine Kraft erprobt. In Elsaß-Lothringen kenne man sowieso seit einem Jahrhundert nichts anderes als den Gleichwcrt der Persönlichkeit. Sämtliche Abänderungsanträgc zu den ersten Paragraphen werden abgelehnt, nur über den dritten Paragraphen, der nach üen Kommissionsbeschlüssen das gleiche Wahlrecht enthält, wird namentlich abgesti m in t. Wieder schweigt hier die Regierung. Wie in der Kommission, sagt auch heute der Staats sekretär kein Wort. Aber wer kann nach den gestern zum Wahlrecht abgegebenen Erklärungen des Reichs kanzlers, der auch heute zeitweilig anwesend ist. noch zweifeln, daß die Regierung unter Verzicht auf alle Abstufungen hin das gleiche Wahlrecht sich gefallen lasten will? Bei der Abstimmung zeigen sich nur die Deutsch - Konservativen und der kleinere Teil der Reichspartei als Gegner dieses Wahlrechts. Auch die Wirtschaftliche Bereinigung geht zu den Jasagern hinüber. So sicht auch hier eine wichtige Abstimmung die Sozialdemokratie bei der bejahenden Mehrheit, di« Konservativen abseits. Das ist diesmal der letzte bedeutsame Akt in der zweiten Lesung: eine Gesamt abstimmung erfolgt bekanntlich bei der zweiten Lesung nicht. Nunmehr ziehen sich di« Rcichsboten Sieben meilenstiefel an und fördern Vorlagen über den Handelsvertrag mit Japan, über d«n Niederlassungsvertrag mit der Schweiz, über den Patentausführungszwang und einiges andere, soweit als cs nur irgend tunlich erscheint. Die Handels beziehungen mit Japan werden unseren wirtschaft lichen Kreisen und den Regieruugsvertreteru wchl »och viel Kopfzerbrechen verursachen. Es wird nicht leicht sein, mit Japan zum Abschluß zu kommen. Das Land des Mikado wünscht von uns die Meist begünstigung und ist seinerseits bereit, sich für diesen Fall tariflich endgültig zu binden: ob es aber ge nügend Gegenwerte geben will, steht noch dahin. So hat man es denn doppelt geraten gefunden, nur das Provisorium eines Provisoriums zu schaffen, nämlich d>e Ermächtigung für den Bundesrat zum Abschluß eines vorläufigen Vertrags. Delbrück sagt fast nichts zu der Sache, kann vielleicht auch nichts sagest. Die Kommission für den schwedischen Handelsvertrag wird für das weitere sorgen. Dort sollen die be kannten „Aufklärungen" aeqeben werden. Beim Schweizer Nlederlassungsvcr- trag wird die Sozialdemokratie rückfällig Der wiedererstandene s t a d t h a g c n wettert über das gegen die Arbeiter geplante Ausnahmegesetz und über Rechtswiddrigkcit und Vertragsbruch. Das Halis denkt anders, verzichtet aus Kommissionsberatuug lind sagt gleich in zweiter Lesung ja. Regierungsfreundlich zeigt sich die Sozialdemo kratie aber wieder beim P a t e n t a u s f ü h r u n g s g c s c tz. Das ganze Haus ist für die Vorlage in der Gestalt, die ihr die Kommission verliehen hat. Ge mäß einem Antrag des Berichterstatters Dr Iunck lRatl.) beschließt es, bereits am 1. Juli dieses Jahres das Gesetz in Kraft treten zu lassen. Auf Anregung des gleichen Abgeordneten wird es auch sofort in dritter Lesung erledigt. In die Debatte spülen die Wellenschläge der gestrigen parteipolitischen Entschei düngen hinein. Als der badische Sozialdemokrat G eck dem Abg. Erzbcrger als Vertreter einer „Re gicrungspartei" hänselt, ruft ihm dieser schlagfertig zu: „Das sind Sie ja auch." Als solche erweist sich die äußerste Linke tatsächlich in dieseni Falle. Geck spricht die Zustimmung seiner Partei aus, und besonders interessant ist seine Motivierung. Sie lautet: „Weil Kundgebungen aus industriellen Kreisen und auch aus Arbeitcrkreisen gekommen sind, die da wünschen, daß dem Gesetze in dieser Fassung zugestimmt wird." Dars man auch künftig hoffen, daß die Sozialdemo traten den Wünschen von Industriellen grundsätzlich Beachtung schenken werden? Noch eine Reihe kleinerer Gesetze wird erledigt, nur der Entwurf übe.- die Ausgabe niedriger Aktien, dem dringend Annahme zu wünschen ist. wird abgr setzt. Für Freitag hat man sich das Herbstdiäten gesetz, die neue Vorlage über die veränderte Konti» c^ntierung im Zündholzgewerbe, endlich die dritten Lesungen über Elsaß Lothringen und die Rcichsver sichcrung vorgesetzt. Es scheint, daß die recht bekam men sollen, die für den Sonnabend den Schluß d'r Tagung erwarten. volkskrskt unü llrrillerietechnik Die Bedienung des französischenFeld- geschii tzes besteht aus drei Kanonieren. Die gleiche Anzahl ist zur Bedienung des Munitionswagens vor gesehen, so daß also bei dem in Feuerstellung stehen den Geschütz mit daneben aufgefahrcnem Munitions wagen sechs Kanoniere vorhanden sind. Während des Marsches werden je drei von ihnen auf den Protzen des Geschützes und des Munitionswagens be fördert. Bei der deutschen Feldartillerre sind für Geschütz und Munitionswagen je fünf Mann Bedienung vorgesehen, die im Fohren ihre Plätze auf den Protzen, der Lafette und dem Munitionshintcr- wagen finden. Der Grund für die geringere Zahl der französischen Bedienung liegt in dem Mangel an krieg stüchtigcm Menschen material, der allen Heereseinrichtungen unsrer westlichen Nachbaren seinen Stempel aufzudrücken be ginnt; dann auch in dem sehr großen Gewicht des französischen Feldgeschützes. Von den drei französi schen Geschützkanonicren findet der eine als Richt kanonier. der andere als Lader, der dritte als Ab- feuerer Verwendung. Die Tätigkeit der drei Muni- tionswagenkanonicre besteht im Zünderstellen und im Zurcichen der Geschosse. Zu der in deutschen Fachkreisen erörterten Frage, auch bei uns eine Reduktion der Bedie nungsmannschaften eintreten zu lassen, schreibt ablehnend ein höherer Feldartillerie- Osfizicr: „Gewiß genügen zur Bedienung eines Rohrrück laufgeschützes drei Mann vollauf, und das franzö sische Verfahren würde daher den Vorzug verdienen, wenn erstens die Batterie stets in ein und derselben Stellung stehen bliebe, unü zweitens, wenn sie keine Verluste hätte. Sobald aber die Batterie einen Stellungswechsel vornehmen muß, der bei dem Offensivdrang der deutschen Feldartillerie eigent lich in jedem Gefecht zu erwarten steht, zeigt es sich, daß drei Mann nicht genügen, um das Geschütz mit der nötigen Schnelligkeit aufzuprotzen. Vielleicht ist aus diesem Umstand, in Verbindung mit der Schwere des Geschützes und seiner in jeder Stellung vorzu nehmenden Verankerung, die Abneigung der franzö sischen Artillerie gegen einen Stellungswechsel zu erklären. Sind aber gar erst V e r l u st c cingetrcten, so ist die verminderte Bedienung auf keinen Fall mehr imstande, das zu einem Stellungswechsel erfor dert.che Aufprotzen des Geschützes mit der nötigen Geschwindigkeit auszuführen. Ebenso müßen alle Bewegungen des abgeprotzten Geschützes unter dem Mangel an Bedienungsleuten leiden, insbesondere das Vorbringen aus verdeckter in offene Feuer stellung. Bei der beutigen grundsätzlichen Anwendung der verdeckten Stellung im Artillenekampf ist es aber von besonderer Wichtigkeit, daß die Batterien in der Lage find, tn entscheidenden Gefechts momenten schnell mit Hilfe der Mannschaften in offene Stellungen vor zu gehen und von dort aus in direktem Feuer die anstürmcnd« In fanterie zurückwerfrn. Die französischen Batterien mit ihrer geringen Bedienung find, zumal nach ein getretenen Verlusten, hierzu so gut wie völlig außer stande. Die Franzosen wollen daher auch in der artigen kritische» Augenblicke» aus der verdeckten Stellung weilcr feuer», könne» jedoch bei diesem Ver fahre» die gleich schnelle Wirkung, wie wir sie im direkte» Feuer zu erlangen hoffe», bestimmt nicht er reiche», besonders deswegen nicht, weil der vor liegende Höhenrand das Feuer der Batterie bei größerer Aunähcruiig der Ziele maskiert. Die Kriegs erfahrungeil der letzten Jahrzehnte haben bewiesen, wie wichtig eine genügende Anzahl Bedienungs mannschafteil für die Felüartillerie ist. Wir werden daher an unseren erprobten Vorschriften fejthalten, die für Geschütz und Munitionswage» je fünf Mann Bedienung vorsehen. Natürlich bilden wir unsere Leute so aus, daß im Notfall selbst nur zwc: Man» in der Lage sind, das Rohrrücklausgeschütz zu be dienen." Sic Seeresoermsstung unü elektrilche Lilenbshnen. DieAusb rei tung der ele t t r i i che n Eisenbahnen aus den Linien der preußisch hessischen Staatsbahn kann, wie der Korrespondenz „Heer und Politik" von militärischer Seite geschrieben wird, nicht so fort in größerem Maßslabe erfolgen, da die Rück sichten aus die Landesverteidigung eine beträchtliche Zurückhaltung erfordern. Es laßt sich jetzt natur gemäß noch nicht erkennen, ov die neue Betriebsart den Anforderungen der Heeresverwaltung entsprechen wird oder nicht. Ein zutreffendes Bild kann man erst nach längeren Probefahrten gewinne». Darum werden vorerst die elektrischen Eisenbahnen auf denjenigen Strecken eingesührt, wo sie für die Heeresverwaltung verhältnismäßig geringe Bedeutung haben. Aber auch hier müßen Dampjlokoniotiven ständig in Re jerve sein. Tie ersten großen Probefahrten wurden auf der Strecke Dessau Bitterfeld unternommen. Es wird von Interesse sein, einiges darüber^» er fahren. Die elektrischen Lokomotiven waren Schncll- zuglokomotiven von der Firma Siemens --chuckert. Bei einer Leistung von 110 km in der Stunde werden 1000 t'. 8. gebraucht. Die Zugkraft der Lokomotive be trägt 8000 Es wurden mehrere Proben damit gemacht und zwar eine Dauerprobe, bei der 7 Fahrten hin und zurück gemacht wurden. Die Lanze Strecke beträgt 20 km. Ferner wurde eine Stundenprobc gemacht. Bei der Daucrprobe wurde eine Durch schnittsgeschwindigkeit von 70 km in der Stunde er reicht. Die höchste Geschwindigkeit, welche die Loko motive erreichen kann, beträgt 130 km in der Stunde. Diese Geschwindigkeit wurde aber nicht angewendet. du die Höchstgeschwindigkeit bei den^ Probejahrten 105» beziehungsweise 104 Kni in der Stunde betrug. Für die Pajsagiersahrtcn hat damit die Schnell zugslokomotive ihre Brauchbarkeit an Stelle der Dampflokomotive erwiesen. Ob für die Heeresver waltung damit die Brauchbarkeit erwiesen ist, läßt sich nach diesen kurzen Versuchen »och nicht jagen. Man kann aber annehmcn, daß die Leistungsfähig keit der elektrischen Lokouiotiocn auch der Heeres Verwaltung genügen wird. Eine große Bedeutung für den Betrieb hat auch die Brauchbarkeit der elektrischen Giiterzuglokomotwen, die vom mili tärischen Gesichtspunkt aus noch bedeutungsvoller sind, als die Schnellzugs und Pcrsonenzugs lokomotiven niit elektrischem Antrieb. Es wurden auch militärische Fahrversuchc mit clektri scheu Giiterzuglokomotiven aus derselben Strecke Dessau—Bitterfeld gemacht. Hierbei wurden Ge schwindigkciten von 50 Km in der Stunde bei normaler Fahrt und von 100 km in der Stunde bei höchster Anspannung und einer Anzugs kraft oon 12 000 erzielt. Es wurden non der elektrischen Giiterzugslolomotive I— —1 Gstrerzüge bis zu 1400 Tonnen mit verhältnismäßiger Leichtig leit befördert, so daß auch hier die Brauchbarkeit jur Heereszwecke sehr wahrscheinlich erscheint. Falls die weiteren Versuche die Brauchbarkeit der elektrischen Wagen für Heereszwecke ergeben würden, dann läßt sich schon jetzt sagen, daß dadurch die schnellere Ei» sührung der elektrischen Eisenbahnen aus den preußisch hessischen Staatsbahncn sehr gefördert werden würde, da die übrigen Vorteile gegenüber dcrDamps bahn verhältnismäßig groß sind. Oer Zionismus in üer Türkei. Konstantinopel, 20. Mai. Seit einiger Zeit spricht man in der Türkei viel von dein Zionismus, in dem ängstliche Gemüter eine Gefahr für das Land erblicken. Die Sache kam auch in der Kammer zur Sprache und ries dort eine sehr lebhafte Debatte hervor. Einige Deputierte aus Syrien, denen sich noch mehrere andere anschlossen, glaubten eine patriotisch»' Pflicht zu erfüllen, wenn sie die Aufmerksamkeit auf die Ansiedelungen der Juden in Palästina lenkten, von denen sie befürchteten, daß sie nationalpolitijche Zwecke verfolgten, die schließlich zu ernsten inner politischen Differenzen iühren könnten. In der Tat hat die zionistische Agitation im Laufe der Zeit zu einer starken Einwanderung von Juden in Palästina und namentlich in Jerusalem geführt. Man findet jetzt in Palästina rund 100 000 Juden, die sich mit Handel und Gewerbe, insbesondere mit Acker und 'Weinbau beschäftigen Auch in Mesopotamien, das ja eine reiche Zukunst hat, lassen sich neuerdings Juden nieder. Indessen ist es eine unbegründete Furcht, wenn man annehmen wollte, daß die Juden die Gründung eines selb ständigen Staates im heiligen Lande betrieben. Auf dem 9. Kongreß der zionistischen Organisation ist als Ziel des Zionismus die Begründung einer Heimstätte für das jüdische Volk formuliert worden, und in der zionistischen Bewegung, insbesondere in dem Verhalten der in der Türkei ansässigen Juden ist nichts zutage getreten, was diesem durch Kon- greßbcschluß sanktionierten Ziele widerspräche Das jüdische Element war von jeher in der Türkei, dank der Toleranz, die die Türken übten, stark ver treten. Die durch die Inquisition aus Spanien ver triebenen Juden ließen sich in der Türkei, Haupt.
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