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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 05.09.1911
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1911-09-05
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19110905017
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1911090501
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1911090501
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1911
-
Monat
1911-09
- Tag 1911-09-05
-
Monat
1911-09
-
Jahr
1911
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kartells der Reich»« und Etaat»arbetter-BerbSnde Deutschlands, dem sich die Ortsvereine der Tele« graphen«, Eilenbedn. und Militärbeiter und «Hand« werter angeschloffen, hat insofern eine empfindliche Einbuke erlitten, als die Telegraphenarbeiter« «Bor« arbeiter und «Handwerker des Ober-Postdirektions- bezirks Leipzig in einer am Sonntag im Etablisse« ment „Drei Lilien" abgehaltenen Generalversamm lung ihren definitiven Austritt aus dem Kartell beschlossen. Die Erledigung einiger wirt schaftlicher Angelegenheiten vollzog sich Verhältnis« mäßig rach, worauf die von der Bunbesleitung zu der Versammlung erschienenen Herren, Bundessekretär Vallenthin und Schrittleiter Walbow, iowie der Vor- sitzende des Reichskartells, Syndykus Heißner-Berlin, in ausführlicher Weife Zweck und Ziele des Staats arbeiterkartells tariegten und sich über die Verhand lungen des im Juni d. I. in Halle a. S. abgehalte nen Kartelltages verbreiteten. Die Debatte hierüber gestaltete sich äußerst lebhaft. Non gegneri cher Seite wurde geltend gemacht, daq das Kartell niemals in die Lage kommen werde, die Interessen der Neichs- und Staalsarbeiler direkt und wirksam zu vertreten. Eiire Standesorganisalion aber, die nur dazu ver urteilt sei, alles Heil lediglich von den Abgeordneten des Reichstages und der Parlamente der Bundes staaten zu erwarten, könne den Telearaphenaroeitern wenig nützen. Wenn auch diele Auffassung eines Teiles der Versammelten überzeugend widerlegt wurde, ergab doch die freilich e>was späte Abstim mung die Ablehnung des Kartells in «einer gegenwärtigen Konstellation und Fassung. Dieser Beschluß wird zwar dem Ortslartell eine schwere Wunde schlagen, immerhin dürfte denen Bestand gesichert fern, da die Eisenbahn-und Militär-Arbeuer und -Handwerker Leipzigs gewillt sind, den Kartell« getauten unter allen Umständen hochzuhalten. " Betrügerischer Reisender. Die Kolportaaebuch- händler werden gewarnt vor einem Reisenden, der sich I. Bahn, Tanten ujw. nennt und von Leipzig gebürtig sein will. Der Betrüger reist auf ein Werk „Der Mensch aller Zeiten". Er operiert in der Weise, Latz er den Buchhanolungen Kunden bringt, die bas eenannte Werk bestellt haben sollen und sich dafür die Provision auszahlen läßt. Bei der Lieferung des Buches stellt sich dann heraus, dasz die Unter schriften der Belleller gefälscht sind. Der angebliche Bahn wird außerdem wegen anderer Straftaten polizeilich gesucht. * Ein Raseabrand brach Montag nachm. 5 Uhr in der Eilsabetballee, Ecke Antonienstraße aus, den die 4. Wache löschte. * Grohsteinberg. Unter freudigster Anteilnahme der ganzen Gemeinde uns unter Anwesenheit des Königlichen Amtshauptmanns Geheimen Negie rungsrates Hänichen-Grimma und des Kirchen patrons Geheimen RegierungsratesDr. Platz mann fand Sonntag nachmittag die feierliche Weihe des von den Leipziger Architekten Reichel und Kühn errichteten Echulhauses stakt. Nach herzlichen Ab- jchiedsworten von der alten Schule bewegte sich der Festzug nach dem neuen Schulgebäude, wo unter Segenswünschen die Schlüsselübergabe durch den bau leitenden Architekten an Len Vorsitzenden des Schul vorstandes Ortsichulinspektor Pfarrer Graf erfolgte. Hieran reihte sich der Einzug. Die Weihe rede des Pfarrers Graf sand in allen Herzen freudigsten Widerhall Gebet und gemein, samer Schlußgesang beendeten die erhebende Feier. Hierauf schlag sich ein Runbgang durch das neuzeit lich, ebenso praktisch wie künstlerisch eingerichtete Schulgebäude an, das dem Orte zur größten Zierde gereicht. Borsdorf. Der Redakteur de» „Parthenboten", A Schaoiro. der wegen Beleidigung des Brigadiers Morgenstern gegenwärtig eine einmonatige Ge- süngr.isstra'e veroüßt, wurde vom Schöffengericht Grimma wegen Beleidigung des Bezirksarztes der Amtshauptmannschast Leipzig zu weiteren drei Monaten Gefängnis verurteilt. ..Mar Hesscs Deutscher Musiker-Kalender für da» Jahr 1812", 27 Jahrgang, mit Poriräts und Bio- graphien Gust. Mahlers und Fel. Mottls. Preis in einen Band elegant gebunden 2 ./i, in zwei Teilen (Noiiz- und Adreßbuch getrennt) 2 ./L Max Hesses Verlag, Leipzig. Gleich seinen Vorgängern bringt auch der vorliegende 27. Jahrgang ein reiches statistisches und chronistisches Material über das ge samte Musikteben Europas mit in gewohnt peinlicher Genauigkeit geprüften und in anerkennenswerter Weise ergänzten Daten, u. a. einen sorgfältig«» zu- sammengestellren Musiker-Geburts- und Sterbe« lalender. ein Notizbuch bzw. einen Stundentalender tür alle Taee des Jahres, ein Verzeichnis der größeren deutschen Orchester, ein solches der Opern- und Operrttenbühnen, die Le ensdaten aller namhaften Komponisten in alphabetischer Ordnung, sowie einen längeren hochinteressanten Artikel, betitelt: „Stirbt die Kunst", aus de: Feder des Musik schriftstellers Dr. Earl Mennicke, Les weiteren Bio graphien über Gu,l. Mahler und Felix Mottl nebst einer Würdigung ihres Schaffens (aus gleicher Feder). Das reichhaltige Adreßbuch mit den genauen An schriften der ausübenden und schaffenden Lontünstler, Musitjchriftsteller und Referenten, Konzeribureaus usw. in allen bedeutenden Städten in Deutschland, Oester reich-Ungarn, der Schweiz, Luxemburg, den Nieder landen, Belgien, Dänemark, Norwegen. Schweden, Rußland und der Türkei (insgesamt etwa 400Stüdle auf 350 Druckseiten gleich etwa 30 003 Adr.-.ssen) er höht den Wert dieses Musikalmanachs, de- sich auch noch bei vornehmer Ausstattung durch Wohlieilheit be sonders auszeichnet, um ein bedeutendes. Ein separater Anhang: „Die musiklechnrichen Kunstausdrücke, sowie deren Verdeutschung und Erläuterung" von Carl L. Heidenreich, 07 Seiten stark, dürfte gewiß als willkommene Beigabe begrüßt werden. Das Jahr buch gilt erwiesenermaßen von jeher als das verläß lichste Nachschlagewerk für alle musitadministrativen Angelegenheiten des ganzen Kontinents. Die neuen Programme. Kristallpalast-Lariete. Man ist es gewöhnt, daß im Kristallpalast-VarietS zur Zeit der Messe stets etwas Besonderes geboten wird. Es fällt darum schwer, die eine oder die andere Nummer des Programms als besonders aus gezeichnet herauszugreifen, und man tut gut, sie der Reihe nach zu registrieren. Den Abend eröffnen die 2 Clemens, ein Herr und eine Dame, die als komische Akrobaten mit neuen Attraktionen über raschen. Mit phänomenaler Sicherheit macht „er" eine Kletterpartie an einer ungestützten Stange und schreitet damit in schnellen Sprüngen eine Treppe hinauf und hinunter, während beide zusammen al» humorvolle Radschiäger schon gleich zu Anfang eine lachlustige Stimmung im Zuschauerraum er« zeugen, wozu namentlich der angedeutete Ringtampf und die Borerei. aus der „sie" als Siegerin hervor geht, erheblich beitrugen. — Maria Angela ist eine Koloratursängerin, die neben einer angenehmen Erscheinung auch eine klanafrische Stimme besitzt, die sogar in den höheren Lagen — was bei vrelen Vo.rie^sängerinnen nicht mehr der Fall ist — eine treffliche Schulung aufwies. Dies zeigte sich in der Kavatine aus der Oper „Die Hugenotten" von Meyerbeer und „Vo<-i <1 pi mavor»" von Jo hann Strauß. — Als Lharaktertänzer waren auf dem Zettel „Les Dies" vermerkt, ein französisches Tänzerpaar, mit dessen Tanzweise man sich erst noch besreunden muß. Natürlich fehlte zum Sckluß auch der Apgchsntanz nicht, oer ja fetzt modern geworden ist. Es war das erstemal, daß er uns gut gefallen Hai. — Als Sionist leistet der „Origiaal-Fros i mensch" William Ferry wirklich Vorzüglich.». Wäh end seines Auftretens stellt die Bühne ein reizvolles, am Wasser gelegenes Plätzchen voller Naturjchönheiten dar. Auf ernem großen „Pilz" sitzend, weiß der menschliche „Frosch" an Gliedervenenkungen und -Verdrehungen alles bister Gesehene zu übertreffen. — Ihm folgt Mascha Dian am. die ihre Gesänge am Klavier selbst be leite:, Temperament undFeuer beleben ihre humo- riitischen Chansons, die sie mit witzigen Pointc.l spickt. Da die Vortragskünstlerin eine kräftige Stimme hat, sind ihre Lieder auch in Len entlegensten Winkeln des Saales zu verstehen. — Den ersten Teil beschließen 7 japanische Ho tünstler, Hamamura ge nannt. dre wir hier noch nicht gesehen haben. In den ikarilchen Spielen tun sich besonders die kleinen Knirpse hervor, und aurb als Equilibristen sind die Mitglieder der Truppe äußerst tüchtig zu nennen. So r>t z. B. der Handstand auf 7 lo en Klützcyen. die ein anderer in liegender S elluny auf seinen Fuß sohlen balanciert, eine Leistung, öle sich leben lasten kann. — La Rictie ist eine von den Damen, die zu ihrem alten Hausfreund noch einen iugenölichen Liebhaber haben müssen. Daß beide nun von dem betrogenen Alten überrascht werden, ist eine alte Geschichte, die noch älter wird, wenn man hört, daß der Betregene Racke schwört. Er überredet einen zufällig dort einbrechenden Strolch, das Haus anzuzünden, was dieser auch, ohne sich lange zu besinnen, macht. Das Ende vom Liede: Riette un erliegt in dem Ringkampfe mit dem Ein brecher, und als sie dann aus dem Schlafzimmer ihre Schmucksachen retten will, wird sie von den Flammen eingebüllt und stirbt. Das ist eine er schreckliche Geschichte, die sich in Wirtlichkeit auf der Bühne abspielt und vom Publikum lebhaft beklatscht wird. — Der Humorist Hermann Strebel weiß wieder „Leben in die Bude" *u bringen. Er hat Leipzig seit 365 Tagen nicht gesehen, und das ist Grund genug, ein Couplet zu dichten mit dem weisheilsvollen Schluß, Laß hier alles beim alten geblieben ist, was? — das soll an dieer Stelle nicht verraten werden. Auch seine übrigen humoristischen Sächelchen und besonders seine „Deut chen Heldensagen", Witze und Anekdötchen, sind ergötzlich und verfehlen ihre Wirkung nicht. — Das Bert de Brun-Trio hat den Luftakt au» dem Zirkus aus die Bühne verlegt. Drei gewagte Turner führen uns an drei Recken mit improvisiertem Trapez die gefährlichsten Kunststücke mit verblüffender Sicher heit vor. — Die letzte Nummer des Programms atmet reine Kunst. Nach eigenen Entwürfen stellt Dr. Angelo lebende Porzellane, die in künstlerischer Vollendung einen wohltuenden, prächtigen Anblick ge währen und die man getrost zu den besten Nummern des ganzen Programms zählen kann. D. L. vattenberg-varietö. Der moderne Varietebesucher ist jetzt wohl ver« wohnt und in seinen Ansprüchen weitgehend. Da mag es den Direktionen oft schwer sein, ein ausge zeichnet erstklassiges Programm zusammenzustellen, zumal oft genug große finanzielle Opfer dazu ge hören. Das September-Programm im Battenberg wird durch eine anmutige und gesanglich gute Sou brette, Frl. Ann i Hiller, eingeleitet, der die Lan- tinis mit einer sehr hübschen Jongleurszcne folgen. Don dem Ballfangen über das Lampenballonzimmer und das Spiel mit Gläsern und Löffeln bis zum Notierenlasten eines schweren Fastes au» einer Leiter, die der Jongleur auf der Stirn balanciert, kommen alle Tricks zur Vorführung, exakt und elegant. Phänomenale Akrobaten und Equilibristen stellen sich uns in den 4 Lliftons vor. Hier muß man die erstaunliche Kraft und Sicherheit bewundern, m >t der Hank stände und teils ganz neue schwierige Evolutionen vorgesührt werden. Ist cs hier die Kraft, !o verdient die fabelhafte Gelenkigkeit und Geschmeidigkeit derKremka Vr -s. in ihren exzentri schen und akrobatischen Neuheiten unsere Anerkennung. Noch eine zweite Nummer ist den Exzentriis gewid met. Hooc Pauly, ein dicker Mann und ein zier liches Fräulein, treiben zwerchfcller chüttenden Blöd sinn im Restaurant. Neu für Leipzig sind die Ge dächtniskünstler Lanzig. Die Frau gibt von der Bühne herab den Inhalt von Schriftstücken wieder, die der Mann sich im Zusckauerranme geben läßt. Das ist nicht gerade neu. aber das Publikum war beifalls freudig. Auch der Humorist Hans Hauier wurde freundlich ausgenommen. Seine M mik war reichlich grotesk, besonders in der Szene als Stettiner und als simulierender Bauernlackel. Den Schluß bilden die beliebten und bekannten 4 Elefanten Lock- Hards, von ihrem Dresseur Taylor vorgeiührt Ihre Leistungen sind wirklich sehenswert. Die optische Berichterstattung brachte Straßenbilder aus Paris, London usw. llaisorl. aack llüaixl. llok-LiLLotartokabrilcaat, klüLs! iiini t'iLlliavs. 1ur«rM»«t sit »r mlrs ßkltunlelliiMlrüu. niestl ii örüssel 1910 mit äslL „Oranä krlx". Sportliche Gedenktage. ö. September. 1862 unternahmen Elaisher und Cox well eine Ballonfahrt, bei der ohne Mitnahme von Sauerstoffapparaten eine Höhe von 113Ü0 w er reicht worden iem soll. Verwaltung Meter Wetter m Bäüen-Bsüen. Auf Grund eines Haftbefehls Les Großherzoglichen Amtsgerichts Baden-Baden wurden dorr zwei Wiesbadener Herren verhaftet, weil sie hinreichend verdächtig erscheinen, durch Wetten am Totalisator aus dein Glücksspiel ein Gewerbe gemacht zu haben. Dce Verteidigung der Inhaftierten Hai der Berliner Spezialist Dr. Julius Meyer I übernommen und sich sofort an den Oberstaatsanwalt in Karlsruhe be- schwerdesührenld gecvairdt. Soweit -er nackte Tatbe stand. Es hat Sensation erregt, daß nunmehr die Staats- anwaltjä^fl auch die Kunden des Totalisators nicht schont, nachdem diese wiederholt Wetter bestraft hat, die bei Buchmachern ihre Welten entrierten- Vom Nechtsstandpunkte aus ist aber das Glücksspiel eben Glücksspiel, ob dasselbe nun beim Buchmacher vor sich geht oder am Totalisator ist gleichgültig. Nach Ansicht der Staatsanwaltschaft macht sich nicht nur derjenige strafbar, der versucht, durch Wetten seine Einnahmen zu erhöhen, sondern wer auch nach einem bestimmten System wettet. Jeder Spieler sucht zu gewinnen, denn wenn er spielen würde, um sein Geld loszuwerden, dann müßte man an seinem gesunden Menschenverstand zweifeln. Da der Staat aber selbst unzählige Gelegenheiten gibt, der Spielleidenschaft zu frönen, es sei nur an die ver- schiedenen Lotterien erinnert, dann wird man nicht verstehen, wie ein anderes Organ desselben Staates so scharf vorgeht, wenn jemand von der Einrichtung des Staates reichlich Gebrauch macht. Am Totalisator ist der Staat doch selbst erheblich beteiligt, streicht er Loch vom Umsatz 8^ Prozent Gewinn ein. Die jenigen also, welche recht viel Gold -um Totalisator tragen, zahlen eine recht erhebliche freiwillig« Son de rsteuer. Ist es nun aber diesen beiden verhafteten Missetätern zu verdenken, wenn si« versuchen, aus ihren Wetten einen Gewinn herauszuholen? Jeder, der einigermaßen mit dem auf dem grünen Rasen herrschenden Verhältnissen vertrant ist, wird be stätigen, daß es für das große Publikum überhaupt ein Ding der Unmöglichkeit ist, auf di« Dauer mir Gewinn zu operieren. Um das zu erreichen, kommt dasselbe auf die zweite strafbare Handlung, das Wetten nach Systemen. Da niemand verlieren will, so sucht sich jeder ein System heraus, wie ja auch solche für Monte-Carlo ost angepriesen werden. Worin bestehen nun diese Systeme? Da ist zuerst der Wetter in Handikaps zu be trachten. Zn allen Handikaps lGewichtsausgleichs- rennen) stehen Pferde am Fuße der Skala, diesen will der Handikaper unter allen Umständen ein« Gewinnchance bieten, um auf diese Weise auch dem Minderbegabten Pferde die Möglichkeit zu bieten, als Sieger den Pfosten zu passieren. Di« siegreich ge wesenen Pferden stehen mit den höchsten Gewichten obenan, während vi« placiert gewesenen Pferd« in der Mitt« zu finden sind. Es gibt nun Welter, di« systematisch di« Leichtgewichte wetten, andere wieder erheben zu ihrem Favoriten diejenigen Teilnehmer, die schon durch verschiedene Plätze mit höheren Ge wichten bewiesen haben, daß si, mit dem nunmehrige/, billigen Gewicht Siegeschancen haben. Andere wieder halten zu Hochgewichten in der Voraussicht, daß ein gut«» Pferd auch mit einem hohen Gewicht nach Hause kommt und in Anbetracht dessen, daß sich das Publikum von eben diesem hohen Gewicht ab schrecken läßt, noch gutlohnende Odds zahlt. Das Zeitungssystem ist auch sehr beliebt. In Len stillen Wintermonaten wird Bilanz gemacht. Da wird berechnet, in welchem Rennen die ein« Zeitung besser tippt als die andere. Neuerdings wird es dem Publikum direkt leicht gemacht, indem es eine Veröffentlichung gibt, welche nachweist, daß die eine Zeitung so und so viele Treffer hat und die andere weniger. Bei Beginn der Saison werden nun diese Zeitungen gespielt. Es wird ungefähr so gehand habt, daß mit einem niedrigen Einsatz angefangen wird, beim Versagen wird dieser Einsatz verdoppelt bis zu einem Erfolge, bei welchem dann wieder von vcrn angefangen wird. Nicht minder beliebt sind die Neiterekarts, welch, mit Gewissenhaftigkeit von der Sportspresse geführt werden. Hieraus ist zu ersehen, mit wieviel Ritten dieselben im Rückstands sind. Ist nun ein guter Jockei erheblich zurück, dann wird dieser ge- spielt und zwar in der Weise, daß mit einem nied rigen Einsätze angefangen wird und man verdoppelt solange die Wette, bis der Erfolg da .st, um dann mit einem anderen zu beginnen. Genau so verhält es sich mit den Trainerekarts. Als letztes System fei das Spielen von Informa tionen erwähnt. In allen Zeitungen, die dem Sport dienen, sieht man die Anpreisungen von Systemen, Stallinformationen, intime Nachrichten aus erst- klassigen Jockeikreisen usw. Gegen Entrichtung einer Gebühr bekommt man nun telegraphisch den voraus sichtlichen Sieger. Bei allen diesen Unternehmungen hängt der Wettende m i t vom Glücke ab, denn ohne Glück gibt es keine Wette, aber daraus eine Anklage wegen Glücksspiels zu konstruieren, ist doch etwas zu weit gegangen. Bei der Lotterie hängt jeder Teil nehmer doch nur vom Glücke ab, denn es wird doch Niemand sagen können, daß hier ein Geschicklichkeits spiel in Frage kommt. Beim Wetten kommt es zwar mit aufs Glück an, aber in der Hauptsache ist es eben doch nur Berech nung. Man sagt sich, der Jockei muß nun wieder ^rnen Sieg herausreiten, der Trainer hat auch lange nichts oemacht. das Pferd muß doch nun endlich mit dem leichten Gewicht gewinnen, oder die Informa tionen sind schon so lang« schlecht, daß auch diese Leute wieder in Form kommen müssen. Es ist mit dem Wetten qenau dasselbe, als wenn man an der Börse Termingeschäfte oder Spekulationen L la fiauss« oder L la baisss sei es per Ultimo, sei es per Prämie, macht. Hier kommt wohl auch die Berechnung d«r Konjunk tur, der Eilenbahneinnahmen, der Politik usw. in Frage, aber wer kein Glück hat, kann dennoch alles verlieren, und wenn er das beste System an der Börse spielt. Hier würde es wohl verdutzte Gesichter geben, wenn der Staatsanwalt einschreiten würde. Es liegt also für die Besucher der Rennbahn ab« solut kein Grund zur Beunruhigung vor, denn es kann doch unmöglich im Sinne de» Gesetzgebers liegen, daß er, nachdem er seinen Gewinn in Sicher, heit hat, den Untertanen bestrafen läßt. Wohin würden wir da kommen, wenn alle diejenigen bestraft werden sollten, die sich dadurch, daß sie durch ihre Sachkenntnis den andern über sind, eine Vermehrung ihrer Einnahmen sich verschaffen wollen. Da müßte jeder Jockei, feder Rennstallbesitzer, jeder Trainer, der wettet, bestraft werden, denn dies« sind genau informiert und werden nur wetten, wenn sie mit einiger Sicherbeit sagen können, daß sie auch ge winnen. Ein Beispiel, wie es drastischer nicht wieder Vorkommen wird, gab der Sirq von „Zwnwseb" in Köln. Heber dielen Henast waren viel« Wochen vor her in Wien große Wetten mit 20 :1 gelebt worden, während am Tage des R«nnen» selbst der Totalisator den Sieg mit nur 29 :10 honorierte. Diese Wetten konnten nur Eingeweihte entrieren. und es war eben auch Glück mit im Spiele, daß Bullock mit seiner Energie den Sieg herausritt. Will man hier viel- leicht auch gegen Sie Beteiligten wegen Glücksspiels vorgehen mit der Motivierung, daß der Hengst so lange gemanagt wurde, bis er in einem Handikap eine tot« Sicherheit wurde? Eine tote Sicherheit aber giAt es nicht, d«nn es konnte am Start Zwischen fälle geben usw. Eine Wette ist in jeder Form eben vom Glück abhängig, denn sonst würde es eben keine Wette sein. Plrrdrspork. * Rennen zv Leipzig. Für das mit 12000 ./L ausgestattete Große Inländer-Jagdrennen, das am 1. Oktober gelaufen wird, sind Unterschriften ab gegeben worden für „Gesa", „Blondine" „Abend sonne". „Roly Poly", „Finckenritter", „Leivhu'ar", „Len'ahn". „Singberg", „Schuhplattler . „Grane". „Schwertleite", „Nihilist", „Rustica", „Diabolo ii". „Bieselberg", „Irene de S.'V „Cara", „Bäuerin", „Red Llover". „Esto", „Waterloo, Mainau", „Sternschnuppe". i>. Rennen zu Strausberg: Im Biesdorfer Flachrennen stellt sich ein stattliches Feld dem Starter. „Journalist" hat noch nie so mäßige Gegner angetroffen und müßte er'olgreich nachhause kommen. „Lamhult" steht aus dem eiben Stall als Pacemacher zur Verfügung. „Cbicane" und „Eilice" werden beim Ende mit dabei sein. „Benjamin" kann das WilkensdorferJagdrennen schwerlich verlieren. Sollte er nicht ge attelt werden dann halten wir zu „Mistic Light" und erwarten „Zsoldos" und „Magda lena" für die Platze. In „Our Bill" stauet ein Franzose, der früher gute Leistungen vollbracht hat. aber wohl noch nicht wieder weil genug nach seinem Niederbruche ist. „Bieselberg" wird im Preis von Groß-Besten eine gute Rolle spielen und wird wohl „Spießer" und „Leibhusar" auf die Piätze ver weisen. Zu einer Sensation könnte das Ganzen« grund-Jagdrennen werden, wenn der ehemalige Weinbergsche „Droll", der jetzt im Besitz des Leut nants v. Zobeltitz ist, gesattelt werden lollte. „Vel Vel" vor „Herrensteir?' ist sonst unser Votum. „Waterloo lt" vor „Grünspecht" und „Nile Green" ist für die Kurpark-Steeple-Chase unsere Meinung. „Seniahn" wird das Altbuch Hörster Jagdrennen schwerlich verlieren können. „Kundry" hat Platzhanc'n. Lompiegne. Die schöne Waldbahn gibt heute Debüt nach der Bäderjaison. Im Prix de Re ihendes halten wir zu „Piper", der nur knapp von „Frelyane" geschlagen wuroe. „Red Skin" und „Giberne" sind gute Platzanwärter. „Hiawatha" hat ihren letzten Sieg durch viel Glück davongetragen und hat heute wohl nur Platzchancen. Besser gefällt uns schon „North West", der in einem Felde von 15 Pferden hinter „Pourauoi Pas" Zweiter werden konnte vor „Horus". „Valmaiour l>" sollte vor „Gavotte" und „Mellilla" den Prix de la Ches« noye gewinnen. Die Ueberraichung könnte hier „Morale" bringen. „DipoloLocus" hat zwar oft versagt und seine Anhänger schwer enttäuscht. In der mäßigen Gesellschaft, welche er im Prix du Maux vorfindet, aber wird es ihm wohl gelingen, al» Sieger den Pfosten zu pa fferen. „Vert et Rouge" und „Organ" haben Platzchancen. „Lord Loris" wird im Prix du Francport wobt den Sieger abgeben. „Malause" hat im Prix du Gou vernement nicht viel zu schlagen. KraNfakrwrsrn. * Auszeichnung. Dem Direktor der Neuen Auto- mobilgesellfchast zu Berlin. Herrn Ernst Wolff, ist der Rote Adlerorden vierter Klasse verliehen worden. Herr Wolff hat al» technischer Direktor in helvorragender Weis« dazu deigetragen, daß die N A. G„ wie die Geiellfchast kurz genannt wird, in dem Zeitraum von 10 Jahren sich zu einer Welt firma, gleich ihrem Mutterhause, der Allgemeinen Elektrizttätsgesellschaft, entwickelt Hal. Die N.-A.-K.- Wagen, sowohl Luxus- wie Nutzwagen, sind heute durch ihre elegante Bauart, Dauerhaftigkeit und praktische Verwendbarkeit in allen Ländern der Erde bekannt. Neuerdings ist die N. A. G. auch eine der wenigen Automobiifabriken Deutschlands, die Luftschiff- und Flugmotoren erzeugt und auch auf diesem Gebiete bereits Erfolge zu verzeichnen hat. LuMchiffahrt. * Der jüngste Leipziger Pilot. Der Flugplatz Lindenthal lst wieder um einen Sckuppen reicher geworden. In diesem hat der im Jahre 1895 ge borene Fritz Görke sein Heim auigesätlagen. Er üeabsichiigt, mit einem Flugzeug eigener Konstruktion in die Geheimnisse der Ftugkunst einzudringen. Athletik. * Der Laufsportklub .,Marathon" in Leipzig ver anstaltet am 17. September nachmittags ' ,3 Uhr ein nationales Stundenpaarlaufen unter Aufsicht der deutschen Sportbehörde für Athletik. Start berechtigt ist jeder reichsdeutsche Amateur, der einem Sport- oder Turnverein angehört. Das Startgeld be.rägt für das Paar inkl. Meldegebühr für die D. Sp. B. f. A. 2.60 Ferner kommt noch ein 800-»-Vorgabe- und 1000-»-Mallaufen sowie eine 3000-m-Stafelte (3 Mann » 1000 m) zum Auftrag, letzteres Laufen um den Wanderpreis des Sport klubs „Marathon" Leipzig. Für erstgenannte Konlurrenzen beträgt das Startgeld 1.30 für die Stafette dagegen 3 ./L pro Mannschaft. Alle Nennungen und diesbcZügl. Anfragen sind an Herrn P. Dietrich, Leipzig-Lindenau, DreilinLenstrasze 20, parterre, 'u richten. Meldeschluß ist Montag, den 11. September. Nennungen ohne Ein atz bleiben un berücksichtigt. Nachmeldungcn erfordern doppelten Einsatz. WaNrrlporl. K Bom Leipziger Schwimmverein. Am letzten Sonntag hielt der Leipziger Schwimmverein in oei: Schwimmanstalt Schreberstraße sein Abschwim men als offiziellen Abschluß der Sommersaison ab, das von annähernd 100 Mitgliedern des Vereins be sucht war. Nach einer photographischen Aufnahme ergriff der zweite Vorsitzende, Herr Wiedemann, das Wort zu einer kurzen Ansprache an die Vereins mitglieder. Mit Stolz und Freude könne der Leipzi ger Schwimmverein auf die vergangene Sommer saison zurückblicken. Zwar habe der Verein sich nicht in gleicher Weise wie in früheren Jahren sportlich betätigt, aber die Absicht des Vorstandes sei auch nur die gewesen, den Verein in seinem inneren Ausbau zu festigen. Und dies ist ihm in der Tat gelungen. Etwa hundert neue Mitglieder konnte der Leipziger Schwimmverein im letz ten Vierteljahr für den Schwimmsport ge« winnen, und so stehen ihm auf Grund dieser Tatsache weitere Erfolge in der nächsten Zeit in Aussicht. Mit einem „Gut Naß! Hurra! auf Vas weitere Gedeihen des Leipziger Schwimmvereins schloß der Redner. Darauf wurde von den aktiven Mannschaften de» Vereins ein kurzer Reigen geschwommen, dem sich noch mehrere Stafettenwettkampfe der Herren- und Jugendabteiluna anreihten. — Die Uebungs« stunden de» Leipziger Schwimmverein» beginnen nun wieder im D i a n a b a d. Lange Straße, und zwar für di« Herrenabtetlung Montag 7—S Uhr, für die Jugendabteilung Montag 7 Uhr und Mitt woch X4—5 Uhr. Anmeldungen nehmen ent« gegen für die Herrenabteilung Herr Han» Wiede mann. Eberhardstrake 12, für die Jugendabteilung Herr Stud. cam. E. Schumann. Leibnizstratz« 2. B«td« Herren erteilen Interessenten auch gen» schriftlich« und mündlich« Auskunft.
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