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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 05.09.1911
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1911-09-05
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19110905017
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1911090501
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1911090501
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1911
-
Monat
1911-09
- Tag 1911-09-05
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Monat
1911-09
-
Jahr
1911
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Nr. 24S los. Islirysny. gen einverstanden. — Zum Arbeitskammerge- setz erhob der Bund Einspruch gegen die Wählbar keit der Ardeitersekretärc sowie gegen die Herab setzung des Wahlalters und die Oeffentlichkert der Verhandlungen. — Ein aus den Berichten zahlreicher angeichlossener Verbände beruhendes Gutachten zur Fratze der Konkurrenz klausel wurde dem Handels ministerium übermittelt. Um die Vertretung in dustrieller Wünsche immer wirksamer zu gestalten, erblickt der Bund seine Hauptaufgabe in der Er zielung grüneren Einflusses der Industrie auf die öffentliche Meinung und besonders auf die Parla mente. Namentlich die im Bunde vereinigten Landesverbände haben bereits wesentliche Erfolge erzielt. Dem Hansodunde stellte der Bund seine Unterstützung zur Leite. Als einzelne Persönlich keiten der Schwerindustrie Meinungsverichicdcnheiten zum Anlasse nahmen, aus dem Hansabunde auszu treten. sprach der Bund in einer Kundgebung dem Hansabundc erneut aus, das? auch die In dustrie nach wie vor die Notwedigkeit eines einigen Zusammengehens von Handel, Industrie und Gewerbe zur Eizielung eines grösseren Einflusses auf die Gesetzgebung anerkenne. Ein weiteres Wachstum des Bundes sei erfreulicherweise vorauszuschen, sei aber auch ersordcrlich, um mit immer grösserem Nachdrucke den umfassenden Ausgaben des Bundes zum Nutzen der deutschen Industrie gerecht zu werden. An den Geschäftsbericht schloss sich die Erledigung des Kassenberichts, einiger Satzungsände rungen und die Vorstandswahlen. In den Vorstand wurden neu resp. wiedergewählt die Herren Kommerzienrat Heilner Stuttgart,Kommer zienrat Lehm ann - Dresden, Rechtsanwalt S t om ps- Berlin, Nechtsanwalt Reicr - Hirichberg und Direktor Roland- Lücke. Zum Schlüsse der Sitzung hielt der Syndikus des Verbandes thüringischer Industrieller, Herr D". Arthur Stap ff-Weimar, einen Vortrag über Lft Versicherung der Angestellten. Die Ausführungen des Nedners aipfelten in nach stehender Resolution, die von der Versammlung ein stimmig angenommen wurde: Der Bund der Industriellen hält an seiner frühe ren Befürwortung einer über die Leistungen des Invalidenversichernngsgesetzes hinausgehenben gesetz lichen Pcnfionsversicherung für Privatangcstellte fest. Trotz der Bedenken, die sich aus dieser weiteren hohen Belastung der deutschen Industrie ergeben, muss er die im Rcgicrungscntwnrf in Aussicht ge stellten Leistungen in bezug auf das Ausmaß der Rentengewähiung, den Beginn des Ren'en- genusscs im Zustand der Berussinvalidität oder im 65. Lebensjahre als berechtigt anerkennen. Da die Benuyung der bestehenden Invalidenver sicherung durch einen organischen Ausbau ver mittels Zusatzrenten aus versicherungvtechnischcn Gründen unmöglich ist und überdies eine Differenzierung der Angestellten und der Arbeiter im Rabinen des gleichen Gesetzes zu gerechtfertigten Bcruuuigen der Arbeiter führen würde, deren Erfüllung aus finanziellen Gründen verbieten würde, da weiter der allgemeine Ausbau der Invalidenversicherung bis zu 3000 durch Ansiigung neuer Lohnklassen nur unter völliger Umgestaltung der Invalidenver sicherung möglich ist und nach Schätzung des Reichs amts des Innern nicht geringere Kosten als die Sonderkasse erfordern würde, ohne auch nur die be scheidensten Wünsche der Angestellten zu erfüllen, erklärt sich der Bund der Industriellen dafür, dasz die Privatangestelltenversichernna in der Form einer Sonderorcsan Nation ohne Reichszuschug durch geführt werde. Der Lund der Industriellen verkennt freilich nicht, dasz sich aus dem Vorhandensein zweier Versicherungen eine Reihe erheblicher Mängel ergeben werden, die nicht zu umgehe» sind (Schwie rigkeit der Abgrenzung mancher Angestelltenkreise von den Arbeitern, doppelte Versicherung der Angestellten mit einem Eintommen ins zu 2000 ./st zweiteiliges Verfahren, doppelte Spruch- und Be rufungsinstanzen). Soweit die Mängel des Entwurfs nicht durch die Trennung der Angestelltenversicherung von der Invalidenversicherung bedingt sind, erwartet der Bund der Industrtcllen deren Abstellung. Er hofft, zumal die Rcchnungsunterlogen zu optimistisch erscheinen, vor allem, das; sich eine Vereinfachung des bureautratischcn Ausbaus und eine noch weitergehcnde Berücksichtigung des Selbstverwaltungs prinzips ermöglichen lassen wird. Der Bund der Industriellen kann um so eher dem Prinzip der Sonderkasse zustimmen, als er der Ueberzeugung ist, Lrtpjtyer Lsyevlsu daß die Sonderkasse geeignet ist, das Standes- bewusztsein der Angestellten zu stärken und sie damit vor dem Versinken in radikal-politische und -gewerkschaftliche Anschauungen abzuhalten. Der nachmittags 3 Uhr beginnenden allgemeinen versammln«, wohnten gleichfalls zahlreiche Vertreter der König!, und städtischen Behörden bei. Im Namen des Ministeriums de« Innern begrüßte Herr Ministerialdirektor Geh. Rat Dr. Roscher die Ver sammlung mit einer längeren Ansprache. Im Anschluß hieran sprach Herr Professor Dr. Bernhard Harm» von der Universität Kiel über die Entstchung und Bedeutung der volkswirtschaftliche« Ausgaben Deutschlands. Der Redner warf erst einen Blick auf die Vergangen heit. Durch die Entwicklung sei die Stellung Deutich- lands in der Welt von Grund aus anders geworden. In erster Linie fei auf die gewaltige Bevölke rungsvermehrung zu verweisen. Der Redner zog dann Vergleiche zwischen der Industrie und der Landwirtschaft und wies daraus hin. daß im Jahre 1910 an menschlichen und tierischen Nahrungsmitteln für mehr als 1'.- Milliarden Mark eingesührt als ausgeführt worden seien. Dies müsse mit den Er zeugnissen unseres Gewerbefleißes bezahlt werden und zwar müsse es heißen: Industrieproduktc hinaus, Nahrungsmittel herein! An zweiter Stelle sprach Neichstagsabgeordneter Dr. Streseiuann über die Organisation der deutschen Industrie und ihre Ausgaben. Er wies darauf hin, dm; wir im Zeitalter der Organisation aller Berufsstände leben. Die In dustrie kenne die Wichtigkeit des inneren Marktes und die Kaufkraft der Landwirtschaft und sebe gerade in der Londoner Krise anläßlich des Abschneidens der Lebensmittelzufuhr, in welche Geiahren ein Staat kommen könne, der aus eine leistungsfähige Landwirtschaft verzichte. Der Referent besprach dann die Broschüre des Herrn Bueck und trat für ein System maßvoller Schutzzölle ein. 2m übrigen müsse in der Wirtschaftspolitik eine gerechte Abmessung zwischen den Forderungen der auf den Inlandsmarkt angewiesenen Indunrie und derjenigen der Export industrie bestehen. Der Uebergang von Kunbenstaaten zur Selbslproduttion und Eigenaussuhr, der da durch verschärfte Wettbewerb der Nationen auf dem Weltmärkte, der Mangel an ausreichenden Rohstoffen im deutschen Lande schaffe vielfach eine schwierige Situation für die Zukunft. Dazu trete die politische und wirtschaftliche Gegnerschaft Englands. Uns bleibe demgegenüber nur das Mittel, die wachsende Konsumtionskraft unseres 65-Millionen-Volkes in die Wagschale zu werfen. In wenigen Jahrzehnten werde Deutschland mit W Millionen Einwohnern der Schiedsrichter der Welt sein. Das könne aber nur dann cintreten, wenn durch eine gesunde und gerechte Wirtschaftspolitik auch Ernährungsmög lichkeit für dieses wachsende Volk geschaffen sei. Die Industrie erwarte in diesen Kämpfen Verständ nis und Würdigung ihrer Lage durch den Staat und durch die Gesetzgebung. Selbstverständlich seien das Koalitionsrccht und das Reichsragswahlrecht gegebene Größen, mit denen die Industrie rechnen müsse. Die Industrie erwarte in dieser Richtung auch viel vom Hania-Bunde, der die große ge meinsame Organrsation von Handel. Industrie und Gewerbe sei. Das Vorgehen des Landrares Roetger werde in den weiten Krciien der Industrie und des Zentralvcrbandes als der schwerste politische Fehler angesehen, den der Zentralverland begehen konnte. Die Politik des Bundes der Industrrellen sei eine Politik der mittleren Linie auf wirt schaftlich-politischem und sozial-politischem Gebiete. Er glaube damit den Interessen der Industrie mehr zu dienen, als derjenige, der in der Forderung ad- yängiger Klassen lediglich einen Ausfluß von soziali stischen Ideen sehe. vatecliinüillher ürdeitermg. l:) Dresden, 3. September. Nach verschiedenen Veranstaltungen gesellschaft licher Art und einer Sedanseier am Sonnabend traten am Sonntag der Hauptausschuß des Bundes vaterländischer Arbeitervereine und der Nationale Arbeiterbund für das Königreich Sachsen zu ein gehenden internen Beratungen und einer öffentlichen Sitzung zusammen, welch' letzterer Geh. Negierungs rat Dr. Lantzsch im Auftrage des König!. Mini steriums des Innern, Gewerberat Regierunasrat Hübener vonderKönial. KreishauptmannschaftDres- den,Regierungsrat 2ahn von der'Königl.Amtshaupt- mannschast Dresden-Altstadt. Regierunasamtmann von Seydewitz von der Königl. Amtshauptmann, schäft Dresden-Neustadt und Landtagsabaeordneter Fabrikbesitzer Clauß-Plaue beiwohnten. Der Bun desvorsitzende Müller-Muskau eröffnete die Ver sammlung. Dr. Lange überbrachte der Tagung die Grüße des Vorstandes des Reichsverbandes gegen die Sozialdemokratie. Wenn man endlich einmal sehend wird, würden sich wohl auch in Deutschland einmal alle nationalen Kräfte zusammenfinden zum Kampfe gegen die Sozialdemokratie. Wenn die vaterländischen Arbeitervereine tüchtig arbeiten, würden sie den Reichsverband immer als günstigen Wind in den Segeln haben. Exzellenz General von Loebell-Berlin mahnte in seiner Begrüßungsrede im Namen des Förderungsausschusses zur Einigkeit. Parteisekretär Fritzsche grüßte die Versammlung im Namen des konservativen Landesvereins und der konservativen Partei und versicherte, daß der national denkende Teil des Volles den vaterländisch gesinnten Arbeitern Treue um Treue halten werde. Dre Sozialdemokratie habe es ja leider nun so weit gebracht, daß weiten Kreisen eine Gänsehaut über läuft, wenn von Arbeiterwiiiischen die Rede ist. Auch nach Lieser Richtung müsse aufklärcnd gewirkt werden. Die heutige Versammlung möge ein Kampfruf gegen die Füyrcr der Sozialdemokratie sein und die Schar vaterländischer Arbeiter immer mehr wachse». (Lebhafter Beifall.) Schriftleiter Heu er-Berlin begrüßte die anwesenden Ehren gäste. Dann sprach Chefredakteur Freiherr von Reißwitz-Hamburg über Die Interessengemeinschaft zwischen Kapital und Arbeit. Der Redner trat der sozialdemokratischen Lehre von der Notwendigkeit der Bekämpfung des Kapitals im Interesse des Kulturiortjchrittes mit treffenden Argumenten entgegen. Ohne den Anreiz zum Er werbe privaten Eigentums wäre es nicht zu dem großen Kulturausschwung der Menschheit und der Nationen gekommen, wie er tatsächlich durch Jahr hunderte hindurch zu verzeichnen ist. Erst die großen Kapitalansammlungen in einer Hand ermöglichen großzügige Unternehmungen und große Arbeiten. Der durch das Kapital ermöglichte Luxus, der teil weise sicher zu verurteilen ist, führt das angesam melte Geld wieder der Masse zu. Die sozialdemo kratischen Utopisten haben also mit ihrer Ausgleichs theorie nicht recht. Sie unterschlagen Tatsachen ge flissentlich und es frägt sich, ob dabei der Egoismus nicht das Hauptmotiv ist. Kommunismus ist nicht das höchste Ideal der Zivilisation, denn er bildet das tiefste und nicht das höchste Niveau der menschlichen Gesittung und führt in seinen letzten Konsequenzen zum Urzustand zurück. Damit ist natürlich nicht ge sagt, daß nickst auch das Kapital mißbraucht werden kann. Vor Mißbrauch ist keine Institution sicher, Einzeljäile berechtigen nicht zu Verallgemeinerungen. Genossenschaftliche Unternehmungen auf sozialistischer Basis haben nce start mit Privatunternehmungen in Wettbewerb treten tonnen, weil ihren Betriebs leitungen das Moment des vollen Auigehens in der Arbeit in der Hoffnung auf wirtschaftliche Erfolge fehlt. Wo Staat und Kommunen produzieren, ist nicht der wirtschaftliche Gewinn die Hauptsache, son dern die Ucberstcht über den Produktionszweig. Die gegenwärtige kapitalistische Wirtschaftsform mit ihren! Streben nach Gewinn erschließt immer neue Arbeitsgelegenheit uno ichafft damit Verdienst für ein fortwährend wachsendes Volk, kommt also der Allgemeinheit zugute und ist zurzeit unerietzbar. Kapital und Arbeit hängen auss innigste zusammen und stehen sich nicht feindlich gegenüber. Die gegen teilige sozialistische Doktrin muß gestürzt werden zur Wohlfahrt unseres deutichen Vaterlandes. (Leb hafter Beifall) - Redakteur K n euß-Crimmitschau legte in einem zweiten Vortrag die Aufgaben und Ziele der v a t e r l ä n d i s ch e n Arbeite r- bewegung dar. Auch dieser Vor rag wurde bei fällig ausgenommen. Damit endete die öffentliche Versammlung. Aus Lächle«. Dresden, 4 September. * Hosnachrichten. Heute vormittag nahm der König die Vorträge der Staatcminister und des stell vertretenden Kabinettssetretärs in Pillnitz ent gegen. Abends begab er sich von Niedersedlitz nach Vtenstsy, 5 September 19N. dem Truppenübungsplätze Zeithain, um morgen früh der Besichtigung der 2. Kavalleriebrigade Nr. 24 beizuwohnen. Nach der Besichtigung reist der König zur Enthüllung des König-Georg-Denkmals nach Döbeln und kehrt nachmittags gegen 2 Uhr in das Hoslager nach Pillnitz zurück. * * Lausigk, 4. September. (Tödlicher Unfall.) Auf dem Chamottewerk in Reichersdorf geriet ein Arbeiter beim Ankoopeln zwischen die Puffer zweier Wagen und erlag bald darauf den erlittenen Ver letzungen. * Frohburg, 4. September. (Beim Spiel er trunken.) Beim Spielen auf einem überdeckten Klärbassin stürzten die beiden drei und fünf Jahre alten Kinder des Werkfllhrers Otto von hier in das Bassin und fanden ihren Tod. da Hilfe nicht zur Stelle war. V--I. Oschatz, 4. Sept. (Verschüttet.) Heute früh in der 6. Stunde wurde beim Ausschachten einer Schleuse in der Nähe des Bahnhofs Dahlen der Vor arbeiter Apitz durch hereinstürzende Eromassen ver schüttet. Der Verunglückte, der sich in einer Tiefe von 4 Metern unter der Erde befand, konnte erst nach zweistündiger angestrengter Arbeit wieder befreit werden. Er erlitt eine Auskugelung der Knie sowie Verstauchung und Bruch der Beine. Er wurde ins städtische Krankenhaus zu Dahlen übergeführt. * Chemnitz, 4. September. (Brände.) Infolge der Trockenheit kamen in der Umgegend zahlreiche Brände vor. Die Bcrufsfeuerwehr der Stadt wurde am Sonnabend und Sonntag nicht weniger als 14 mal alarmiert, doch handelte es sich glücklicher weise nur um kleinere Brände. — Es entstand gestern vormittag hinter den Neuen Schenken bei Neichenhain ein Waidbrand, der durch spielende Kinder verursacht worden war und die angrenzenden Gebäude bedrohte. Es gelang jedoch den herbei geeilten Feuerwehren der benachbarten Dörfer, den Brand zu lchchen. Ein Stück Wald und eine größere Obstplantage wurden vernichtet. — Am Nachmittag brach in den Sechs Ruten der Auerswalde ern großer Waldbrand aus. zu dessen Unterdrückung außer den Feuerwehren Milrtär der Chemnitzer Garniion auf geboten werden mußte. — In Neukirchen bei Chem nitz wurde die Haasesche Färberei durch ein Feuer zerstört, während in Lichtenstein-Callnberg das aus fünf Gebäuden bestehende Sladtgut vollständig ein geäschert wurde. — Auch aus dem Erzgebirge wird eine Anzahl kleinerer Waldbrände gemeldet. d. Lichtenstein, 4. Sevtember. (Ein Großfeuer) äscherte in der letzten Nacht das Bauchsche Gut, be stehend aus Schuppen, Stallgebäude und Scheune, letztere mit großen Erntevorräten gefüllt, ein. Den an der Brandstelle erschienenen 6 Feuerwehren ge lang es, das Wohnhaus zu retten. Es wird Brand stiftung angenommen. i>. Zwickau, 4. September. (In Feuersgefahr) befand sich am Sonnabendnachmittag die Gruben lampen-» sw.-Fabrik ^on Friemann L Wolf, da die Zündmasse für die Sicherheitslampen in Brand ge raten war. Es erfolgte eine Explosion, wobei viele Fensterscheiben zersprangen und die ganzen Parterre räumlichleiten mit Schwefeldampf erfüllt wurden, io daß den Arbeitern im oberen Stock der Ausweg ab geschnitten wurde. 2n ihrer Angst sprang ein Mädchen aus dem Fenster des 1. Stocks und verletzte sich dabei ziemlich schwer. Ein Arbeiter verbrannte sich bei der Explosion beide Arme und das Gesicht. Der Feuerwehr gelang es schließlich, das Feuer zu löschen. * Zschorlau, 3. September. (Automobil ver brannt.) Infolge Explosion des Benzinbehälters geriet auf der Landstratze zwischen Burkhardtsgrün und hier das wertvolle Automobil des Fabrikbesitzers Dölling-Markneukirchen in Flammen. Das Fahrzeug wurde in kurzer Zeit vollständig vernichtet. Von den drei Insassen ist glücklicherweise niemand zu Schaden gekommen. * Neukirchen i. Erzgeb., 4. September. (Groß- feuer.) Am Sonntag nachmittag in der zweiten Stunde entstand in der Färberei von C. L. Oerlel auf noch unaufgeklärte Weise Eroßfeuer. Dem ver heerenden Element fielen drei Niederlagsräume und zwei Pferdeställe, sowie einige Schuppen zum Opfer. Die in den Niederlagsräumen befindlichen Farb stoffe und Strumpfwaren boten dem Feuer reiche Nahrung. Der Schaden ist sehr beträchtlich. Die Fabrikgebäude sowie das Wohnhaus tonnten er halten werden. LlttiMarriry unü Grernhsrlwur. Von Prof. Dr. F. Tetzner, Leipzig. (Nachdruck verbvtrn.) Der niederländisck;« Seefahrer Willem Varcnts entdeckte 1596 jenes Inselmeer zwischen dem 76. und 81. nördlicl)en Breitengrade auf der Länge des Leip ziger Meridians, das seinen Landsleuten im ganzen folgenden Jahrhundert, als Germanien seine Einge weide zerfleischte und der Tummelplatz einer inter nationalen Soldateccka war, reiche Einnahmen aus dom unerschöpflich scheinenden Fisch und Walfisch vorrat bot. Von den zwei größeren und fünf mitt leren Inseln war es jedoch nur Westspitzbergen, das seine Schätze den Holländern erschloß, und zwar auch mir die fjcrdenreiche Lveft- und Nord-westküste. die infolge der Eimvirkung des Golfstromes eine so gleichmäßige und crträglick)« Temperatur ihr eigen nennen kann, daß gur Zeit des Dreißigjährigen Krieges eine Stadt, Smeerenburg, entstehen konnte und zeitweise Leif Mynheers für wichtiger als Ba tavia auf Java galt. Heute erinnert kaum eine Spur mehr an die alte Niederlassung jenseits der Dänen- und Amsterdam insel im Nordweste,, Westspitzbergens. Natürlich fin den sich auch im Sommer noch genügend Fangschiffe in jenen inselreichcn Gegenden ein, die dnrch die Untersuchungen Andrees und Willmans zu erneuter Berühmtheit gelangt sind, eine dauernd« Nieder lassung besteht aber ßit lanaem nicht mehr, wie über haupt Spitzbergen eine seßhafte Bevölkerung grö ßeren Umfanges nicht kennt — bis auf eine Nus- nahme: Longyearcity und Greenharbour Eine „Stadt" auf Spitzbergen ist eine solche Merkwürdig keit, daß wohl ganz besondere Umstände vorliegen mußten, ihr Dauer zu geben. Und diese lagen in ganz anderen Händen, als man anfänglich glaubt. Von dem alten Reichtum an Walfischen. Fischen, Vö geln und jagdbaren Pelztieren ist natürlich keine Rede mehr. Wer den Vogelreichtum Neuwerk Schar horns gesehen hat, wird hier enttäuscht s«in. Und von den zahlreichen Lustreisendcn, di« allsommerlich mit unseren großen Lloyd-, Bergen- und Vesteraalen- dampfern bis an Li« Packe isgrenz« oordring«n, durften wohl die meisten zurückkehren, ohne da oben einen Walfisch oder einen Eisbären zu Gesicht bekom men zu haben, wenn natürlich auch im Innern und an den anderen Küsten noch genug seltenes Polar wild für den Sucher zu finden ist. Aber der neu« Anstoß zur Gründung einer größeren Niederlassung «ar damit noch nicht gegeben, reiche Liebhaber setzten ^ch wohl ein Holzhaus für den Sommer hin und die Transiedereien und Walfischstationen verließ man beim Nahen des Herbstes. Auch ein Sommerhotel in der Adrentsbai hatte nur kurzen Bestand. Die Steinkohle war es, die der Insel eine Stadt schuf. Spitzbergencr Steinkohle war den Dampfern schon längst bekannt. Da sie zutage lag und bei :U Prozent flüchtiger Bestandteile nur 4 Prozent Asche aufweist, war sie trotz ihrer Leichtigkeit zum Heizen, mehr natürlich noch zur Gasverwendung sehr wohl brauchbar. Aber entbehr spät haben sich Unter nehmer gefunden, die dies« reichen Kohlenlager ratio nell auszunützen unternahmen. Kein Wunder! Rur 3 bis 4 Monate ist hier jene schöne Sommerszeit, wo sich die Insel mit Krün und die Matte mit bunten Blumen bedeckt, der Tag ohne Nacht und — die Küste ohne Eis ist. so daß eine ständige Verbindung mit Nornegen hergestellt werden kann. Aber doch nur eine dürftige Verbindung. 20 Breitengrade liegen zwischen der nördlichen Luftschwebebahn, — natürlich von Vleichert hergestellt, — und der nördlichsten Eiscnibahnstation der Welt, zwischen dem Eisfjord und dem Gotenfford, zwischen Longyearcity und Narvik. In diesen 3 bis 4 Monaten muß so viel geschafft werden, daß die Arbeiter bezahlt, der Unternehmer nicht geschädigt und der Fortbetrieb gesichert ist. Manche wagten und wagen, bis jetzt bat aber nur die Anlage in Longyearcity und Greenharbour Be stand gehabt. Daß für eine Niederlassung an erster Stelle der Eisfjord in Betracht kommen mußte, lehrt die ganze geschützte Lage, dieses durch gleichmäßiges Klima, Naturschönheit und Kohlenreichtum ebenso ausgezeichneten Ouereinschnitts. Am Eingang des Eisfjords liegt denn auch eine Station, die von fast allen nach Norden verkehrenden Schiffen angelaufen wird und sich sogar eines Postamts rühmen kann. Greenharbour. Am Hafen steht eine Transiederei mit den Wohnungen der Arbeiter weiter bergwärts finden wir die ^olchänler der Kohlenarbeiter, die dort in drei Schächten Kohlen zutage fördern. Es schürft daselbst eine amerikanische Gesellschaft versuchs weise mit 4 bis 6 Arbeitern, und ein« deutsch-nor wegisch«, die zwei Stollen am lUerge quer in die Erde getrieben bat. Da dort auch eine Station für draht lose Telegraphie errichtet wird und ein paar Ber liner Arbeiter bei Anwesenheit des Darstellers eben zivei Gerüste in dieser Angelegenheit bauten, scheint der Ort ein« Zukunft zu haben Verlockend ist frei lich der Anblick nicht. Bei den toten und auszu- schlachtenden Walfischen, neben der Siederei und Guancn'abr'k inmitten eines höllischen Gestankes schwärmten Tausende von gefräßigen Möven, Havbesten oder Eissturmvögeln, um ihren Anteil von den hakbverwesten Kadavern zu erhalten. Im Wasser Gleichen die Gebeinreste der zu verwertenden Fisch- äugetierc. — Aber mit der Elektrizität und dem kündigen Aufenthalt einiger Arbeiter ist doch auch ei» gewisser Komfort nach der Ansiedelung gekommen. Von den etwa 20 Arbeitern der norwegischen Schächte arbeiten 7 auch den Winter durch, 4 bis 6 sind im amerilanifchen beschäftigt. Daß im Sommer hier die Sonne fortgesetzt über dem Horizont steht, ist eine ebenso bekannte, als in ihren Folgen schwer sich vor zustellende Tatsache. Einige Pferde und Hunde braucht man im Betrieb, sonst sind lebende Wesen nur im und überm Wasser zu finden, die Inscktenmell fehlt so gut wie ganz. Gegenüber lag vor sehr langen Zeiten eine hollän dische Niederlassung von mindestens 12 Häusern deren Spuren noch.zu sehen sind. Die Leitung von Greenharbour liegt in den Händen je eines nor wegischen und eines deutschen Ingenieurs. Ein paar Grabkreuze, daneben die ähnlichen Flurgrenzzeichen der Fundgrübner und Besitzer und ein paar Kähne oder zufällige Schiffe im Hafen ergänzen das Bild des Vordergrundes, die Kalk-, Sandstein- und Schiefcrhügel inmitten von Eletscherbächen, Glet- sck-crn, Moränenfeldern und mit spärlichem Bunt übersäten Matten die des Hintergrundes von Green harbour, das auf flacher Halbinjel liegt. Die stän dige Temperatur Anfang August schwankte zwischen 3 bis 5 Grad. Dieselbe amerikanische Gesellschaft Ayer ä Long- yearar besitzt nun auch die nicht weit davon gelegenen Kohlengruben von Longyearcity selbst, zu dem Green harbour gewissermaßen die Vorstadt ist. Auf die Grccnharbourbai folgt nämlich in einiger Entfernung die Coal-, Advent- und Cassenbai. Und in der Ad ventbai liegt Longyearcity, die ihren Namen also nicht etwa astronomischen Erörterungen, sondern ihrem Besitzer verdankt. Die sehr geschützte Advents bai war ehemals mit dem Adoentsbaihotel geziert, ist seir langem der Wohnvlatz eines alten halbge lehrten Norwegers, der Bersteinerunlgen sammelt, aber jetzt, wie jene Ingenieure, doch vorzieht, den Winter im Süden zu verbringen. Es gab auch ein mal eine Adventcity, oder vielmehr, es gibt sie noch, koch über ihr sieht man auch ihre Kohlengrube mit über etwa 1 Dutzend Arbeitshäusern. Sie hat aber den Betrieb einstellen müssen und soll seit «in paar Jahren gänzlich unbewohnt sein. Ganz anders Long- yearcitv. das seit einigen Jahren Sommer wir Winter seine Arbeiter beschäftigt und im Sommer den Besitzer ,n seiner Mitte rveilen sieht. Da es im Wi«ter 60, im Sommer 160 Bewohner zählt, zu denen seit diesem oder vorigem Iayre auch etwa 3 Frauen und 5 Mädchen kommen, so scheint der Stadt eine sichere Dauer devorzustehen. Jenes Hotel ist jetzt wieder in der Stadt aufgebaut und dient dem Besitzer als Wohnung. Eine Apotheke sorgt für die bedrohte Gesundheit, ein Kaufmannsladen für die Annehmlichkeiten des Lebens, Kleidung, Geräte, Briefmarken. Dom Hafen aus sieht man nichts von der Stadt. Eine mächtige Schwebebahn führt die Kohlen vom Schacht nach dem Hafen, der durch Telephondrähte und durch eine Schiebebahn mit Schmalspur mit Len Häusern der Stadtanlage verbunden ist. Diese stehen rechts und links von den Schienen, kein anderer Weg oder gepflegter Pfad verbindet die Häuser, die in ihrer Einfachheit ohne Anstrich einen recht provisorischen Eindruck machen. Zwei sind aus Dctonsteinen hergestellt, aber immer entstehen noch neue Holzhäuser. Hinter einzelnen Fensterrahmen sah man sogar Blumenstöcke und Gardinen, im In- necn Bilder und Schmuck. Ein Dutzend Schweine graste am Vergabhang, der Hahn ging mit seinen Heinen herzhaft schreiend ins Wiesental, einige Hunde und Pferde wurden gleichfalls sichtbar. Und da zu unseren Füßen auf Jura und Mio,zän sich ein mäßiger Rasen entwickelt hatte, aus dem recht kräf tiger, weißer Polarmohn, eine Art Silene, Steinbrech, Wollgras, die Meerhortensie, eine Ranunkel und Epiphorium sprießt, auch einige Vögel die sonst banm- und strauchlosen Abhänge beleben, kann im Sommer hier das Gefühl einer neuen Heimat mit eigenen Reizen sehr wohl entstehen. Aber kurz vor unserer Anwesenheit schienen auch hier soziale Kämpf« auslrcchen zu wollen. Wenigstens berichteten schwe dische Blätter, die Grubenarbeiter wären mit der gereichten Nahrung nicht zufrieden und hätten ernst lich« Auseinandersetzungen mit der Leitung gehabt. Was daran ist, bleibe dahingestellt. Bei unserer Anwesenheit schien alles sehr friedlich zu sein, man sah eine Grubenstadt wie in Norwegen oder Deutschland und geschäftige Leute, die auf das Glcckensignal warteten. Ganz wie in Schweden war man auch hier vollständig in Abstinenz. Wie in Tlomsö, war jeder Genuß von Spirituosen verpönt, ja fast zur Unmöglichkeit gemacht. In ziemlicher Höh« war der Schachteingang, zu dem von der Talsohle in der Nähe der letzten Häuser eine Ziehbahn führte. An der Hafenanlage beim Ende der Schwebebahn war «in mächtiger Kran ständig in Tätigkeit und füllte die lagernden Bunker. Da die Tonne Kohl« 14 Kro nen gut und nur zwei Kronen billiger ist, als di« englische, kann natürlich der Absatz sich nicht viel weiter erstrecken als auf die nach Norden verkehrenden Dampfer, die Naroiteisenbahn und etwa noch die lonft verbündeten Geschäftsfreunde in nicht zu großer Ferne. Sonst würbe ja der Transport den geringen Gewinn sehr zeitig aufheben. Er soll jährlich 10006
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