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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 05.09.1911
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1911-09-05
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19110905017
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1911090501
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1911090501
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1911
-
Monat
1911-09
- Tag 1911-09-05
-
Monat
1911-09
-
Jahr
1911
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BeiNflS-PreiS sük Leip«»« »nd P»r»n< diech unler« Teöge« und EoedUeur« «mal ti glich in» Kau» gebracht Sv Pt. monatl.. k.7u Rtk. riatteliohkl. Bei aniern Filialen u. An» natzimaftrllen adg!?doll 7S PI. «o»atl„ r.rS Ail. vierteljährl. Tue» »», Vak: innerhalb Teuilchlanb» an» der dentlchea «»lonien rterleljährl S.SV Rtk.. monatl. l.kii Alt. ouelchl Polrdehellaeld Ferner in Belgien, Dänemark, den Donanlraaren. Italien Lu«emduea Niederlande. Nor wegen, teiierreich < Ungarn Nuhlano. Schweden. Schwei« u Spanien. In allen ».duzen Slaaien nur direkt durch die cheichättelrell« de» Blatte» erhältlich. la» Letv,ig«r Tageblatt erichein» Lmal täglich. Sonn» u. Feiertags nur morgen». 2bonnem«nt»<Annahm« 2«hanni»g»ll« 8. tei unieren Trägern. Filialen Spediteuren und Annahmelrellen. iowie Boi'.ämrern und Brtriträgern. Moraen-AusqaOe. KWigcrTagMM 114 6»2 lN-cht-nIchlutz) A t 14 892 Macht»«»!«») rel.-Anschl. 14 693 NßtllvelVHkIAIttlH. 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Dss Wichtigste. * Reichskanzler v. Bethmann Hollweg ist am Montagnachmittag in Kiel eingetroffen. (S. Dtschs. R.) * Am Montagmittag hat Botschafter Tambon zur Wiederaufnahme der Marokkooerhandlungen dem Staatssekretär v. Kiderlen-Wächter einen B e- fuch abgeftattet. (S. d. des. Art.) * Bei Len französischen Kavallerie- manövern ereigneten sich mehrere schwere Un fälle. (S. Ausl.) * Der Urheber des in jüngster Zeit im Finanz ministerium zu Berlin ausgeführten Dieb stahls wurde in der Person des dreißigjährigen Mechanikers Walter Döring ermittelt und ver haftet. (S. Tageschr.) * Die italienische Regierung hat nach Feststellung zahlreicher Choleraherde im ganzen Lande die Wallfahrten nach Loreto untersagt. Serlnlche Lrsutfshrt. König Peter von Serbien ist mit seinem zur Thronfolge bestimmten jüngeren Sohne und seiner Tochter zum Newastrande gezogen, und ist Schwiegervater eines russischen Großfürsten geworden. In demselben Augenblicke, da ein Ukas den Mitgliedern des Hauses Holstein- Gottorp mit größter Strenge „unstandesgemäße" Heiraten untersagt, wird das Haus Karageorge- witsch feierlich in den Kreis der „ebenbürtigen" Familien ausgenommen. Es hat lange gedauert, ehe Serbiens Herr scher diese Stufe der gesellschaftlichen Bewer tung erreicht haben. Den unglücklicheren Nebenbuhlern der jetzigen Dynastie, den Obre- nowitsch, ist es niemals gelungen, auch nachdem sie die Königskrone gewonnen hatten. Und bei aller Vorurteilslosigkeit konnte man es den adelsstolzen Sippen von älterer geschichtlicher Bedeutung nicht so recht verargen, wenn sie die Herrschaften nicht näher an sich herankommen ließen, als es das politische Bedürfnis unbe dingt forderte. Daß beide Ahnherren, der schwarze Georg wie Milosch, in ihrer Jugend dem ehren werten Stande des göttlichen Eumäos zugehört hatten, mochte als Kuriosum belächelt, aber schließlich durch homerische Erinnerungen geweiht werden. Allein daß die Edlen und ihre Kinder sich noch so gar nicht ihrer Naturburschensitte entäußern konnten, statt in den Formen eines gesitteten Zweikampfes ihre persönlichen Feind schaften und Eifersüchteleien um die erste Würde im neuerstandenen Serbenreiche auf jenen Schleichwegen auszutragen, die man im vorderen Europa nun einmal als Meuchelmord bezeichnet: das verleidete ihren näheren Umgang empfind sameren Gemütern doch gar zu sehr, um auch nur den Gedanken an eheliche Verbindungen aufkommen zu laßen. Und die Karageorgewitsch haben es schlimmer getrieben in dieser Bezie hung als die anderen: vielleicht freilich nur, weil sie die längere Zeit aus der Rolle der glücklichen Besitzer verdrängt waren. Dem heutigen Herren Serbiens klebten die Spuren seines Prätendentenvorlebens besonders schlimm an. Einen Vorzug hatte er aber in seiner thronlosen Zeit vor dem letzten Obrenowitsch erlangt: er war in der Wahl seiner Lebensgefährtin so vorsichtig gewesen, eine Tochter des Njegus aus den Schwarzen Bergen zu holen, deren Vater vom Zaren als „einziger Freund" ausgezeichnet wurde; während jein Nebenbuhler Milan gar zu vorschnell sein Herz fürs Leben an eine rumänische Bojaren tochter verloren hatte. Die Njegus aber walteten schon fast ein Jahrhundert als gefürch tete Hohenpriester über die achtzig Quadrat meilen serbischer Erde im südlichen Karst gebiete, ehe Karageorg und Milosch aus der Urnacht ihrer Geschlechter heraustraten. Wäre König Alexander eines natürlichen Todes ver blichen, und dann Königin Dragas Bruder in ehrlicher Schlacht überwunden, so hätten dem neuen Bewohner des Belgrader Konaks gewiß die Pforten der Zarenschlösser sich ohne weiteres geöffnet. Unter den obwaltenden Umständen aber mußte das Haupt der zurückgekehrten Dynastie einen länaerwährenden gesellschaftlichen Aus schluß über sich ergehen lassen. Der peinlichste Hüter der internationalen Etikette, König Eduard von England, verschärfte die Ehren strafe sogar durch dreijährige Zurückziehung seiner Gesandschaft. Den Luxus durften sich natürlich Oesterreich und Rußland aus zwin gendsten Gründen der Politik nicht leisten. Inzwischen ist die Verfemung längst auf- geboben. Man hat sich mit dem äußerlichen Zugeständnisse begnügt, daß den in Belgrad beglaubigten Diplomaten niemals hinterrücks einer der Männer als Tischnachbar zugeführt werden darf, die in der berüchtigten Juni-Nacht persönlich an dem Morde teilgenommen haben. So ganz leicht war ja dieser Erfolg der Diplo matie nicht geworden: das gütliche Zureden an die „Wohltäter der Dynastie", sich freiwillig zurückzuziehen, hat gewiß mit stärkeren Argu menten als einem Appell an ihren Patriotis mus unterstützt werden müßen. Seit fünf Jahren gilt im internationalen Verkehre die Schuld des Hauses Serbien als gesühnt. Wenn trotzdem noch einige Jährchen ins Land gingen, ehe König Peter auf Antrittsbesuche gehen durfte, so lag das in Verwicklungen der serbischen Auslandspolitik und nicht zum wenigsten auch daran, daß aus gewissen persönlichen Gründen erst die Thronfolge anderweitig geordnet werden mußte. Im Februar 1910 erschien der Karageorge witsch in Petersburg. Es war gerade die Zeit, da Herr Iswolsky krampfhaft bemüht war, die das Zarenreich mit den Balkanstaaten verbin denden Fäden fester zu knüpfen, um wenigstens mit einem Erfolge nach so vielen Fehlschlägen sein sinkendes Ansehen zu stützen. Auch der Bulgarenzar fand sich in jenen Wochen in der winterlichen Hauptstadt ein. Bei jener Ge legenheit wurde der Ehebund vexabredet, der nun am 3. September dieses Jahres seine priesterliche Weihe erhalten hat. Die mangelnde Eignung der Witwerwirtschaft im Konak ist wahrscheinlich der Grund gewesen, von dem Brauche abzugehen, daß Vermählungen im Hause der Braut stattfinden. Vielleicht hat auch Rußland seine politischen Gründe dabei gehabt. Denn die politische Bedeutung der häuslichen Feier hat der Zar ungewöhnlich dick unterstrichen. Die „Verbrüderung der stamm verwandten Völker" ist mit einem Nachdruck hervorgehoben, daß der Superlativ noch an eine bestimmte Adresse gerichtet scheinen muß. Es ist kein Zufall, daß gleichzeitig in Wiener Blättern die Frage aufgeworfen wurde, wo denn der serbische Besuch bleibt. Man erinnert sich, daß er im Frühjahr plötzlich zurückging, als schon in Belgrad die Koffer gepackt waren. Ein nicht sehr schweres Unwohl sein des Kaisers Franz Josef sollte von übervorsichtigen Aerzten als Hinderungs- Grund aufregender Empfänge erklärt sein. Wien bat um Verschiebung zum Herbste. Der Herbst naht jetzt heran, und die Besuchsfrage ist von serbischer Seite noch nicht wieder angeregt. Schon damals wurde gemunkelt, daß die wahren Schwierigkeiten nicht in dem Katarrhe des Kaisers, sondern in Belgrader Widerständen gegen jede Annäherung an Oesterreich be ständen. Wenn jetzt offiziöse Federn die Frage der weniger offiziösen mit der frostigen Wen dung beantworten, daß auch österreichischerseits dem Antrittsbesuche des Serben nichts entgegen stände, und das Wort „Willkommen" ängstlich vermieden ist, so liegt die Deutung nicht fern, daß zwar die alten persönlichen Einwendungen überwunden sind, nicht aber die gegenseitigen politischen Verstimmungen der bosnischen Krisis. Das wäre aber nur dann kein Fehler, wenn die Beständigkeit der serbischen Zustände in Oesterreich ebenso stark nach wie vor bezweifelt wird, wie der Zar dem Hause Karageorgewitsch eine festere Stütze unterzuschieben beflißen ge wesen ist. Die Dle-erauknstzme der Verhandlungen Am Montag sind die Besprechungen zwischen dem Botschafter Tambon und Staatssekretär von Kiderlen-Wächter wieder ausgenom men worden. Botschafter Tambon traf gegen Mit tag im Auswärtigen Amt ein. Ueber den Inhalt der Verhandlungen wird Stillschweigen beobachtet. Die aufsehenerregenden Mitteilungen der „Mün chener „N. R." über die deutschen Zugeständnisse wer den in einem besonders wichtigen Punkte jetzt von dem Münchner Blatte selbst korrigiert: „Eine Hingabe der Kolonie Togo an Frankreich kommt unseres Wissens überhaupt nicht mehrin Frage." Damit sind auch alle die Folgerungen hinfällig ge worden, die wir an die Nachricht von der Preisgabe Togos knüpften. Mit der Beseitigung dieser einen, für das nationale Empfinden besonders drückenden Sorge haben zwar die „Richtlinien" ein besseres Aussehen erlangt. Immerhin wird es aber vielfach noch als schwerer Mangel empfunden werden, Laß sich das Deutsche Reich jedes politischen Einflusses in Marokko begeben will. Während in Deutschland alles in einer begreif lichen Spannung, aber mit vollkommener Würde die Blicke nach Berlin gerichtet hält, wo die neuen Ver handlungen begonnen haben, ist die nationa listische Presse in Paris wieder einmal völlig aus dem Häuschen geraten. Die Verschleppung der Marokkosrage und die beharrliche Weigerung Deutschlands, die französischen Ansprüche auf das Scherifcn- reich widerspruchslos anzuerkennen, haben den Zorn der Pariser Thauoins ins Maßlose gesteigert. Wäh rend man bisher die Kriegsgefahr an die Wand malte und überall deutsche Spione sah, hat die Aera der sozialen Kämpfe die französischen deutsch-feind lichen Phantasien auf ein anderes Gebiet gelenkt. Die großen Unruhen in Nordfrankreich, die infolge der Lebensmittelteuerung entstanden sind, bieten den willkommenen Anlaß zu einer neuen Deutschlandhetze. Dabei können sich die Pa riser Federhelden nicht einmal mit einer neuen Er findung rühmen, sondern müssen in ihrer Geistes armut auf das läppische Geschwätz der englischen Presse gelegentlich des Transportarbeiterausstandes zurückareifen. Wieder ist es selbstverständlich deut sches Geld, das die Kaffen der Unruhestifter füllt. So wird aus Dalenciennes gemeldet, daß die Führerin der dortigen Bewegung, eine einfache Arbeiterfrau, der erst vor einigen Tagen noch ein paar Sous für Brot fehlten, Sendungen von mehreren hundert Franken aus Deutschland erhalten hätte. Für das Geld habe sie sofort für sich und ihren Mann Fahr räder anqeschafft, um die Agitation auch in ent legnere Orte tragen zu können. Selbstverständlich ist für die Pariser Chauvinisten ausgemachte Sache, daß die deutsche Negierung durch ihre Agenten Tausende verteilen läßt, um der französischen Regierung Schwierigkeiten zu bereiten! Die einzig richtige Antwort. In einer Besprechung der Demonstration der Berliner Sozialdemokraten im Trep tower Park führt die „Nordd. Allg. Ztg." aus: „Die Sozialdemokraten rannten gestern mit großer Wucht offene Türen ein. Um der Demonstration einen Mantel zu geben, wandte man sich gegen die angeb liche Kriegshetze des Panzerplatten- und Kanonen kapitals, die nur jn der Einbildung der Sozialdemo kraten besteht. Dagegen sprach man nicht davon, wie einmütig in diesen Wochen sich der feste Wille der Nation bekundete, unsere Stellung in der Welt zu wahren. Das frivole Spiel mit dem landesverräterischen Gedanken eines Massen st reiks zum Zwecke der Lahmlegung un serer Machtmittel in entscheidenden Augenblicken wurde auch gestern wiederholt. Versuche, solche ltzedanken in die Tat umzusetzen, werden von der Nation im Nu hinaus gefegt. Darüber wird nirgends ein Zweifel bestehen. Daß diese Gedanken aber gerade jetzt ausgesprochen werden können, be weist, wie verständnislos die sozialdemokra tischen Führer den wahren Gefühlen der Nation ge- genüberstchen." Sitzung des belgischen Eeneralstabs. Brüssel, 4. September. (Eia. Drahtmcld.) Der belgische General st ab hielt gestern nach mittag eine Sitzung ab, an der auch die Militär- gouvern eure der Festungen Lüttich, Namur und Antwerpen teilnahmen. In der Konferenz wurden die militärischen Maßnahmen be sprochen, die im Falle einer Mobilmachung die dringendsten sind. Es wurde beschloßen, einen Bericht anzufertigen, aus dem hervorgehen soll, wie weit die Rüstungen bisher gediehen sind. Dieser Bericht wird dem Könige vorgelegt werden. Gefecht zwischen Spaniern und Marokkanern. Madrid, 4. September. (Eig. Drahtmeld.) Die Bewegung unter den Eingeborenen auf dem linken Ufer des Kertflusses dauert fort. Die Eingeborenen haben eine wafferholende Patrouille der Spanier angegriffen. Es kam hierbei zu einem kleinen Gefecht, bei dem ein Spanier getötet wurde. Aus Melilla wurde eine größere Militärabteilung zur Bestrafung des aufsässigen Stammes abgeschickt, mit dem sie auch bald in ein heftiges Gefecht verwickelt wurde. Sie soll ihren Gegnern beträchtliche Verluste beigebracht und ihn in die Flucht geschlagen haben. Zur Teuerungskrsge erhalten wir folgende Zuschrift: Gegen die Leben sm ittelteuerung gab es zwei gute Mittel: 1. Zollfreie Maiseinfuhr wurde schon vielfach gefordert und ihre Nützlichkeit, ja Notwen digkeit als wirksamste Förderin ausreichender Schweineproduktion so vielseitig nachgewiesen, daß dies kaum noch weiterer Begründung bedarf. Die Forderung nach Zollsreiheit aller Futtermittel, ins besondere auch der Futtergerste, ist zu weitgehend. Der niedrige Futtergerstenzoll hat ja schon eine groß artige, ständig wachsende Einfuhr gezeitigt, während die Erhöhung des Maiszolles die Maiseinfuhr ver minderte. Sie betrug 1910 nur 5A» Millionen Doppelzentner gegen 28!4 Millionen Doppelzentner Futtergerste. Wollte man auch letztere zollfrei herein- laffen, so würde „das Loch in den Reichseinnahmen" los. Jahrgang. zu groß werden! Ein „lückenloser Zolltarif" soll jedes einzelne Produkt der deutschen Landwirtschaft schützen. Deutschland produziert jedoch keinen Mais in Kör nern. Der ist ein nur in heißeren Ländern reifendes Rohprodukt und sollte als solches überhaupt zollfrei unseren Viehmästern zugehen! Das wichtige Futtermittel: Hafer und der teil weise auch zur Verfütterunz gelangende Roggen aber sind zu vornehme Glieder der Schutzzoll-Kette, als daß die auf Erhaltung solchen Schutzes cingeschwo- renen Kreise sie auch nur einen Augenblick heraus lassen würden. Läßt sich deren Einfuhr also nicht forzicren, dann sollte man diese Früchte wenigstens im Lande halten und ihre Ausfuhr, bzw. 2. Die Getreideausfuhr vorüber gehend verbieten: auf so lange verbieten, vis das Einfuhrschein-Unwescn, mittelst dessen un sere Getreideausfuhr forziert wird, eine gesetzliche Aenderung findet. Der Fortfallan Ausfuhr vergütungen, die dann vom Reich nicht mehr zu zahlen wären, würde den Fortfall an Maiszoll einnahme überreichlich wett machen. Ob diese Vergütungen bar oder in Einfuhrscheincn bezahlt werden, macht gar nichts aus: Der Exporteur von 10 000 Roggen erhält einen solchen Schein über 500 Len ihm der Importeur von Weizen, Gerste, Hafer. Raps, Kaffee. Erdöl um 407—495 abkauft und dem Reiche mit 500 «tl in Zollzahlung gibt. Kanu er dies winzige Agio nicht verdienen, so wird er dicserhalb noch kein Pfund der genannten Waren weniger importieren, wird vielmehr den Zoll bar entrichten. Welche sonstigen Wirkungen hätte die Maßregel? Getreidehandsl und Binnenschiffahrt (letztere soweit sie jetzt überhaupt noch funktioniert) erlitten vorüber gehend Einbuße. Die Binncnmüllerei wäre herzlich froh, wenn man das vor ihren Toren wachsende Brot Getreide, welches ihren Lebensnerv bildet, ihr nicht entführte. Die Brotversorgung des konsumierenden, also des weitaus größten Teiles des deutschen Volkes wäre gesichert und erleichtert. Mit banger Sorge blickt jetzt mancher dem Winter und Frühjahr entgegen. Die Sorge wäre verscheucht. Der Futterversorgung bliebe mancher Zentner Hafer und Roggen erhalten. Schon beginnt man unser so schön und so früh eingeerntetes Getreide zu expor tieren. Hier sollte rasch ein herzhafte: Entschluß gefaßt werden. Ssupwerlsmmiung des Bundes der Industriellen. Dec Bund der Industriellen, der seinen Sitz in Berlin hat, hielt am Montag seine 15. ordentliche Generalversammlung in Dresden ab. Die Mehrzahl der Teilnehmer war bereits gestern in Dressen eingetroffen, um einer Einladung der städtischen Kollegien zu einein Begrüßungsabend in den Festräumen des Neuen Rathauses zu folgen. Die Gäste wurden in der Wandelhalle von den Herren Oberbürgermeister Geh. Rat Dr. Beutler und Bürgermeister Dr. Kretzschmar herzlich will kommen aeheißen. Im Namen des Bundes der Industriellen dankte Herr Kommerzienrat Fried richs - Potsdam für die Einladung zu dem herrlichen Abend. Ec habe heute das vom Sonnenlichte geboDete prächtige Straßenbild Dresdens bewundert und sei er'reut, daß der Bund seine Haupt versammlung anläßlich der Internationalen Hygiene- Ausstellung nach Dresden verlegt habe. Die dies malige Generalversammlung sei von besonderer Bedeutung, denn die Industrie erwarte von ihr eine Verjüngung des Bundes, damit er in der Lage sei, die Interessen der Industrie noch mehr als bis her wahrzunehmen. Er danke der Stadt Dresden lür die herrliche Ouvertüre zu der Generalversamm lung. Die Rede klang aus in ein dreifaches Hoch auf die Stadt Dresden und ihr Oberhaupt. Nach aufgehobener Tafel verfügten sich die Herren in die Wandelhalle, wo sich bis zur Mitternachts stunde eine anregende Unterhaltung entspann. Die Verhandlungen begannen am Montag vor mittag in der Vortragshalle der Internationalen Hygiene-Ausstellung. Der zahlreich besuchten Ver sammlung wohnten wiederum Vertreter der Behörden und befreundeter Korporationen bei. Der stellver tretende Vorsitzende des Bundes, Direktor Schulze» Berlin, eröffnete die Sitzung mit begrüßenden Wor ten, um dann dem verstorbenen Begründer des Bundes. Herrn Geh. Rat Wierth, einen herzlichen Nachruf zu widmen, worauf sich die Versammlung einmütig von ihren Plätzen erhöh. Dann ergriff Syndikus Dr. Schneider-Berlin das Wort zum Geschäftsberichte. Er wies darauf hin. daß mit der rasch wachsenden Ausdehnung des Bundes auch der Kreis seiner Auf gaben und Arbeiten sich erweitert habe. Seit der letzten Generalversammlung habe eine große Anzahl handelspolitischer Fragen die Industrie beschäftigt. Mit Bedauern muffe festgestellt werden, daß fast jedes Ereignis der deutschen Handelspolitik neue Erschwerungen für den deutschen Außenhandel ge bracht habe. Alle Bemühungen der Industrie, sür die schroffen Zollerhöhungen des neuen französischen Zolltarifs wenigstens eine angemessene lieber» gaugsirist durchzusetzen, seien vergeblich ge wesen. Um noch wirkiamer die Interessen der ange schloffenen Industrien vertreten zu können, war der Bund bemüht, die Zahl der ihnen nahestehenden Mitglieder des wirtschaftlichen Ausschusses zu verstärken. In sozialpolitischen Fragen stand die Reichsversicherungsordnung im Vordergründe. 2n Eingaben und Besprechungen wurde der Einspruch der Industrie gegen die geplante Bureaukratisierung der Ardeiterversicherung, der Regierung sowie der Reichstagskommiffion dargelegt Der Bund der In dustriellen betonte, daß die deutsche Industrie eine Erhöhung der jetzt schon aus den Iahresbetrag von einer Milliarde Mark gestiegenen sozialen Lasten nicht grundsätzlich widerspreche; er erklärte sich mit der Ausdehnung der Krankenversicherung auf die Hausindustrie und mit Erweiterungen der Verstcherungsleistnn»
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