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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 08.09.1911
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1911-09-08
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19110908016
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1911090801
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1911090801
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1911
-
Monat
1911-09
- Tag 1911-09-08
-
Monat
1911-09
-
Jahr
1911
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Be^uqS Preis für L«ip»»s »«b V»r«n« durch «use« Troger und Eoedileur» Lmal ie glich ins vau» gebracht LV PI. monail.. r.7„«tt. virrleUührb Bet untern Filialen ». An» nahnirftellen odacdoU 78 Vf. »ouatl^ r.rs mk. vrerteljatzri. r»»ch dte V«It: tnnerbald leuitchland» und der deutschen Kolonien rierieiiadrl. 8.SV Alt., monatl. t.ru Alt. auoichl Potibeirellaeld Ferner in Belgien, Tanrmark. den Lonaullaaren. ^lallen t.'i>i«mdurg. Niederlande. Nor wegen, Leilerreiru < Ungarn Nusrlanv. Lckweben. Schwei;» Loanien. In allen übrigen Swarrn nui direki durch die Eeichatrsftell« de» Blatt«» erhältlich. Ta» Lelvziger Tageblatt «rlckeini 2mal iöglich. Sonn» u. Feiertags nur morgen». Lldonnementr-Annahme Sohanniogati« 8. bei unteren Trogern. Filialen. Lvebireuren und Lnnahmellellen. towie Poiramrern und Briefträgern. Morqerr-Ausqabe. MiBigtrTWMM f 14 692 lVacht-afchl,« s 14 692 lNachtauIchlu») Tcl.-Anschl.! 14 693 Tel.-Änschl.j 14 693 I 14 694 694 Ämlsvlatt des Rates und des Rokizeiamtes der Ltadt Leipzig. Anzeige«-Prei- An;eig«n - Annahme: Iob«,»i»,«H« bei sämtlichen Filialen u. allen Anno»«»»» Erpeditronen de» In- und Aurlanbe». Druck ,»d Verla, »»» Mich«» ch XLeDe« Inhaber: Paul Nürße». 7: KL »eil, l Aii. von a»»»än» » Vi. Neklame» lll» Akt. Ialerat, »an Behörde, l« «t» liche» Teil die PetUjeil« » Vs a«Ichattsa»4«i,»» »it PlohvarschrtsdM >m Preis« erhöht. Rabatt nach Tarts. BeUagegebilbr lbelamd- Feherteilt« Austräa« könne« nt<bt t»r>L aeioge» «erde» För da» Srschet«», a» befttmaUen Tagen und Plätze, wird Kd» Garantie übernomin«» Redaktion „» tbeschLlt.stall«: Iohannisgasse 8. Ha,pt»Filiale Dre»»«,: Seestrage ö, t (Telephon «SAT Nr. 24S. 105. Jahrgang. /rettsy, üen 8. September l9N. Die vorliegende Angabe umfaßt 16 Leiten. Oss Wichtigste. * Eine am Donnerstag in Leipzig abgehaltene Versammlung der M e t a l l a r be i t e r lehntedie Vorschläge der Arbeitgeber ab. (S. Lpzg. Ang.) * Am Donnerstag haben wiederholte Be sprechungen über die Marokko-Angelegenheit zwischen dem Reichskanzler und dem Staats sekretär des Auswärtigen in Berlin statt gefunden. (S. d. bes. Art.) * Das französischeBudgetfür 1912 schliesst mit einem Fehlbeträge von 173 Millio- nen Franken ab, für den bereits eine Deckung vorgeschlagen ist. (S. Ausl.) * Der Dockarbeiter streik in Bilbao nimmt e r n st e F o r m en an. (S. Letzte Dep.) * Der Engländer Thomas William Bur geh durchschwamm den Kanal in 23 Stunden 40 Min. sS. Sportnachr.) Dltmaclrilches. Der durch zahlreiche Dementis von allmäh lich verminderter Zuversichtlichkeit langsam vor bereitete Rücktritt des posenschen Oberpräsidenten von Waldow ist nun auch in dem offiziös verwendeten „Verl. Lok." unter gleichzeitiger Nennung des voraussichtlichen Nachfolgers an gekündigt worden. Damit droht aber der Kurs wechsel in der Ostmarkenpolitik Tatsache zu werden. Es wäre unrecht, dem Scheidenden einen Vorwurf daraus zu machen, daß er das Ringen mit übermächtigen Gewalten ausgibt. Daß ein großer Teil des deutschen Großgrund besitzes in der Provinz nicht hinter ihm stand, wußte er längst. Nun die Berliner Regierung lau geworden ist und aufgehört hat, seinen Rücken zu decken, ist für einen Mann der schärferen Tonart kein Raum mehr. Wie die Zeichen stehen, dafür ist der beste Be weis, daß der aus seinem Pariser Amte auf seinen Alters-Ruhesitz zurückgekehrte Fürst Nadolin nach einer bisher unwider sprochen gebliebenen Mitteilung eines all deutschen Blattes sich beeilt hat, seinen dünnen Germanisationsfirnis abzustreifen und sich jetzt in der Protektorrolle polnischer Nationalvereine gefällt. Herr v. Heydebreck aber sammelt im posenschen Lande eine Partei Schorlemer und macht Stimmung gegen den Ostmarken verein. Daß das in beiden Hausern des preußischen Landtags seinerzeit auch außerhalb der polnisch ultramontanen Gruppen so hart bestrittene Enteignungsgesetz unausgeführt bleibt, steht nicht einmal auf dem ersten Blatte des deutschen Verlustkontos. Gewiß ist, daß dem iucrum 06888118 sich jetzt ein ckamnum emergens beigesellt hat. Jene deutschnationale Eemeinbürgschaft, die die schwere Kampfperiode zwischen Konser vativ und Liberal überdauert hatte, die mit der Reichstagsauflösung von 1878 einsetzte, ist nunmehr zerrissen! Die Konservativen haben den Beschluß gefaßt, die schon zugestandene fortschrittliche Kandidatur in Fraustadt unter allen Umständen zu be kämpfen, die Nationalliberalen in Wirsitz und Hohensalza aber für den Fall zu befehden, daß Angehörige des Hansabundes aufgestellt werden! Man täusche sich darüber nicht, daß ein solcher Bruch in dem elementarsten Grundsätze einer gesunden Ostmarkenpolitik schwerer heilbar ist, als es selbst ein vorübergehender Stillstand der Ansiedlungen sein würde. Die durch jenen Bruch zu befürchtende Zerklüftung des deutschen Volksteiles wäre mit ihrer unmittelbaren Wirkung, mit der Gefahr „falscher Stichwahlen" nicht abgetan; sie würde über die Stichwahlen hinüberreichen in die übernächste Wahlperiode und vielleicht noch weiter. Der Appell an das deutsche Bewußtsein verlöre seine zwingende Kraft. Schlimm genug, daß längst die deutschen Zentrumsanhänger den polnischen Kandidaturen als sichere Reserve zugezählt werden dürfen, von den Sozialdemokraten ganz zu geschweige» k Auch die Rechnung auf den ganzen Rest der Deutschsprachlichen ginge nicht mehr auf, wenn der Verdacht erzeugt wird, daß die eine Seite nur dann auf die selbstverständlichen Pflichten der Eemeinbürgschaft pocht, wenn ihre Be tätigung zugleich der Erfüllung ihrer Sonder wünsche dient. Es ist ja ohnehin zu beklagen, daß die ge sellschaftlichen Verbindungen der Agrar-Aristo kratie beider Nationen auf die Energie des politischen Wollens und Handelns abfärbt. Nicht bei den Polen. Wird in der Provinzhaupt stadt, wie es in der Nachwahl geschehen ist, der Bewerber der „Hofpartei" ins Hinter treffen gedrängt, so sind seine Stimmen dem polnischen Volksparteiler unter allen Umständen sicher. Es ist bekannt genug geworden, wie z. B. unter dem Oberpräsidium des Herrn o. Wilamowitz, des Schwiegervaters von Herrn v. Heydebreck, die Scheidung nach Ständen fortschritt, die nach Nationen Rückschritte gemacht hat. Vielleicht erlebt man noch eine Nachahmung des beschämenden Beispieles, das der böhmische Hochadel deutscher Nation ge geben hat, wo selbst kerndeutsche Namen, wie Schwarzenberg, Schaffgotsch und Sternberg die Reihen der tschechischen Reichsratsver treter auffüllen helfen! Gewiß ist kein Fehl griff der rascheren Eindeutschung des Neulandes an der Warthe verhängnisvoller geworden als der fortgesetzte System wechsel. Jene Periode Friedrich Wilhelms IV., die sich auf die Rückgabe der östlichen Hälfte der Provinz an ein selbständiges Polenreich einrichtete, hatte natürlich die nationalen Hoff nungen der Polen in einem solchen Grade er regt, daß sie sich zu Nevolutionsversuchen verdichteten. Mit denen hörte dann allerdings die „polnische Frage" im staatsrechtlichen Sinne auf für die maßgebenden Stellen zu existieren. Aber immer ist auch seither dem schärferen Anziehen der Zügel wieder eine Abspannung der Energie gefolgt. Selbst zwischen Bismarcks beide Perioden, in denen seine feste Hand auf dem Polentume lag: derjenigen, die von 1863 bis zum Ablaufe der Maigesetze dauerte und derjenigen, die durch Ansiedlungsgesetze ihr Gepräge erhielt, schieben sich sieben magere Jahre des Verhandelns und Entgegenkommens, um die 1''r Dutzend Reichstagsstimmen bei der schwachen Mehrheit festzuhalten, die die Re form der Wirtschaftspolitik durchzudrücken die Aufgabe hatte. Nun beginnt abermals der strammere Bülow- kurs einer Politik des Gehenlasscns zu weichen, und für den veränderten Wind aus Berlin hat man in den deutschen Herrenhäusern eine um so feinere Witterung, je weniger das voraus gegangene System im Grunde dem eigenen Ge schmack zusagte. In einseitiger Pflege oft nur vermeinter Standes-Jntercffen und -Neigungen ist das deutsche Herz stumpf und matt geworden. Die sehr gefährliche Propaganda für den polni schen Trotz, die in jedem Mandatsgewinn als einem neuen Bürgen des endlichen Sieges ent halten ist, wird auf die leichte Achsel genommen, während man mit den wirtschaftspolitisch anders gerichteten deutschen Volksgenossen des Mittel standes um das Stimmenverhältnis bei der nächsten Tarifberatung feilscht. Der Grunü Les Schweigens. Die Stettiner mit ihrem Sturm aus die Sparkassen werden es noch zu hören bekommen. Sie werden bald die meist gehänselten Leute Mitteleuropas sein. Auf die deutsche Politik dürften diese Vorgänge nicht die allergeringste Wirkung ausüben. Wir sind überzeugt, daß die Regierung, sobald sie nach ihrer Ueberzcugung reden kann, ohne Schaden anzurichten, dies tun und die Oeffentlichkeit über den Fortgang der Ver handlungen unterrichten wird. Man muß aber be achten, daß die französische Regierung auch schweigt. Sie tut dies wohl nicht nur, weil sie sich ebenso wie die deutsche durch ein Versprechen ge bunden fühlt, sondern auch, weil! sie sich sirgt, daß sie nicht öffentlich erklären kann, einen Krieg werde Frankreich ganz bestimmt nicht führen. Naturgemäß würde sie dadurch das Gewicht, das sie in di« Wag schale der deutsch-französischen Verhandlungen legen kann, erheblich verringern, vielleicht vernichten. Di« deutsche Regierung wird von ähnlichen Erwägungen beherrscht sein. Es gibt nur einen verständigen und patriotischen Grund, der den Wunsch nach größerer Oeffentlichkeit der Verhandlungen hervordringen könnte: Die Meinung, daß die deutsche Re gierung sich mit zu geringen Gaben abfinden läßt, die Hoffnung, durch den Nach druck der deutschen öffentlichen Meinung eine Niederlage abzuwenden. Möge sich die deutsche Regierung, mögen sich der Reichskanzler und Herr von Kidetlen-Wächter drei mal überlegen, ob sie wirklich mit unzulänglichen Zugeständnissen sich abspeisen lasten wollen. Das ist die einzige „Befürchtung", die deutsche Patrioten heute hegen. „Kr iegsbefürchtungen" kennt der Deutsche nicht. Das Wort wäre falsch ge wählt. Wenn es letzthin dennoch in Börsenblättern angewandt wurde, so war das nach dem ganzen Zu sammenhang unwürdig. Auch das Wort „Pessimis mus" gehört nicht hierher. Die mögliche Aussicht aus einen Krieg ist kein Anlaß zu Pessimismus, nur die Aussicht auf eine Niederlage würde diese Bezeichnung verdienen. Was in den gekennzeichneten Blättern steht, sind Klagen, die mit der Sekunde entstehen und wieder verschwinden. Die p e s s i m i st i s che S t i m - in u n g, die nach einer diplomatischen Nie derlage eintreten würde, aber wäre von Dauer. Möge die Regierung, ehe sie den französischen Vor schlägen allzuweit entgegenkommt, sich das klar machen, möge sie das nationale Ehrgefühl nicht gegen sich entflammen. Sie kann sich mit Recht bei den noch schwebenden Verhandlungen aufdiesesEhr- gefühl stützen. Ihre diplomatische und rechtliche Position ist ausgezeichnet. Sie braucht sich nicht mit einem wertlosen Stück des französischen Kongogebiets zu begnügen, sondern muß den breitesten Zugang zum Kongostrom verlangen, dazu einen Küstenstrich. In Marokko aber muß sie die wirtschaftliche Freiheit der art verankern lassen, daß sic auch nicht der französische Protektionist wieder lockern kann. Dazu gehört die völlig einwandfreie Sicherung der deutschen An sprüche im Susgebiet. Gerade in diesen Tagen, wo die französische Presse die Ruhe der Franzosen rühmt und den Deutschen Unruhe entgegcnhalten zu können meint, niuß der deutschen Regierung zugerusen werden: „Werde hart, bleibe hart! Besprechungen in Berlin. Wie wir bereits in der gestrigen Abcndnummer mitteilten, batte der Reichskanzler, der am Mittwoch abend von Kiel wieder in Berlin eintraf, nach seiner Ankunft eine längere Besprechung mit dem Staatssekretär des Auswärtigen. Am Donnerstag schloffen sich mehrfache Konferenzen an. Die nächste Besprechung des Staatssekretärs mit dem französischen Botschafter findet nach der „Nordd. Allg. Ztg." voraussichtlich Freitag früh statt. Die Stimmung in Paris. Paris, 7. September. (Eig. Drahtmeld.) Die heutige französische Morgcnpresse beschränkt sich dar auf. über die Marolkoaffäre Artikel aus den deut schen Zeitungen wiederzugcbcn. ohne daran einen Kommentar zu knüpfen. Auch die Sensationsmel dung der „Post" wird ohne jeden Zusatz wiederac- geben. Die Zeitungen verweisen darauf, daß sie sich ihre Meinungen für morgen vorbehalten, nachdem eventuell etwas über die Unterredung zwischen dem Deutschen Kaiser und dem Reichskanzler oder dem Reichskanzler mit dem Staatssekretär des Aeußern bekannt geworden ist. Nur der „Gaulois" warnt vor allzu großem Optimismus. Er schreibt: „Nach unserer Meinung hegen die fran zösischen Blätter über die letzte Auslassung der „Nordd. Allg. Ztg." einen viel zu großen Optimis mus. Die deutsche Regierung hat eins Note ver öffentlicht, in der sie bekannt gibt, daß die Verhand lungen einen glatteren Verlauf nehmen, und die Pariser Presse war hierüber so entzückt, daß sie vor lauter Freude schwieg. Einige Blätter erklärten so gar, daß die Konferenzen bereits zu einem günsti gen Abschluß geführt haben. Wir können nur noch einmal wiederholen, sich von dem Optimismus nicht zu sehr hinreißen zu lassen. Wir erinnern nur daran, daß am 9. August gleichfalls ein sehr be ruhigen des deutsches Lommuniquä er lassen wurde, 48 Stunden später war die Situation gespannter als je. Obwohl auch wir an eine baldige Verständigung glauben, teilen wir nicht das Vertrauen, das andere Blätter Deutsch land entgegenbringen. Unserer Meinung nach ist die letzte offiziöse Auslassung vor allen Dingen des halb erschienen, um eine beruhigende Wirkung auf die Berliner Börse auszuüben." Ein sachkundiges Urteil über den Wert des Kongo. Herzog Adolf Friedrich von Mecklen burg, der soeben seine dritte Forschungsreise in Afrika hinter sich hat, äußerte sich einem Korrespon denten der Wiener „Zeit" gegenüber über den Wert des französischen Kongogebietes, das als Kompcnfalionsobjekt in den Marokkoverhand- lungcn eine so große Rolle spielt. Der Herzog sagte: „Ich bin bereits dreimal in Afrika gewesen, meine letzte Reise hat im ganzen ein Jahr gedauert. Es sind hauptsächlich die Grenzen des Kongogebietes, die ich bereist Habs, nur an einem Punkte bin ich ins Innere eingedrungen. Das Land ist äußerst verschieden. Neben durchaus brauchbaren Ländern gibt es unfruchtbare und sumpfige. Es ist deshalb für mich sehr schwierig, ein Urteil darüber zu fällen, ob französische Kompensationen in dem dortigen Ge biete für Deutschland ins Gewicht fallen oder nicht. Am meisten kommt wohl das Gebiet südlich vom Charifluß in Betracht. Leider hat die franzö sische Regierung in dem Lande allzu viele Konzessionen erteilt. Bei einer Abtretung dürften wir daher große Schwierigkeiten mit den Gesellschaften bekommen und eine vor herige Auseinandersetzung mit diesen wäre unbedingt nötig. Das Land ist noch wenig aufgeschlossen und der Handel nicht sehr entwickelt, immerhin hat die französische Ne gierung für gute Straßen gesorgt, auf denen sich ein Verkehr entwickeln kann. Frankreich will jetzt eine große Automobilstraße anlegen. Gestern und heute habe ich im Auswärtigen Amte ausführlich über meine Erlebnisse und Feststellungen berichtet. Herr v. Kiderlen-Wächter weiß fetzt über den Werl der Ländereien, die als Kompensation in Betracht kommen, genau Bescheid. Ich verloste heute wieder Berlin, stelle mich aber auch weiterhin dem Auswärtigen Amte zur Verfügung." Die Bereitschaft der deutschen Hochseeflotte. Berlin, 7. September. sEig. Drahtmeld.) Wie an zuständiger Stelle verlautet, sollen die Manö ver der deutschen Hochseeflotte so gelegt werden, daß di« Schiffe jederzeit in die Nordsee einlaufen können. Das weitere Vordringen der Spanier. Madrid, 7. September. lEig. Drahtmeld.) Wir aus Elksar gemeldet wird, herrschen zwischen Raisuli und den spanischen Offizieren dort seit längerer Zeit Unstimmigkeiten, die ihren Grund darin haben sollen, daß die Spanier den Stamm der Khlal aufgefordert haben sollen, Raisuli die Steuern zu verweigern. Infolgedessen hat dieser zwei Schechs und zehn Beduinen dieses Stammes ins Gefängnis werfen lasten. Den Spa niern sollen tiefe Zwischenfälle nicht unlieb sein, da sie eventuell diese benutzen werden, um den südlich von Tanger liegenden Hafen von Arsila unter dem Borwande zu besetzen, die Ruhe dort auf« recht zu erhalten. Die Abschaffung Les GrlübriektrSgers. Es scheint wirklich ernst werden zu wollen, daß man die Bestellung der Geldsendungen durch beson dere Postbolen ausgibt. Zurzeit werden unseres Wissens in Schöneberg schon Versuche anaestellt, durch die die Ersetzung der Eeldbri es trä ger durch die gewöhnlichen Briefträger ausprobiert werden soll. Für die geplante Maßregel spricht zweifellos eine ganze Reihe von Gründen. Die Bestellungsarbeit wird erleichtert, die Geldbeträge, die auf Len einzelnen Briefträger zur Bestellung ent fallen, sind im Durchschnitt nicht groß, selbst in den ersten Tagen des Monats würde die Arbeit für den einzelnen Briefträger weit leichter zu bewältigen sein, als jetzt für die wenigen Eeidbriefträger. Das Publikum würde aber bei der Bestellung viel sicherer angetroffen, als dies zurzeit der Fall ist, wo der Gcldb'riefträgcr meist zu ziemlich unbestimmter Stunde eintrifft. Beim ersten Bestellgang würde der Hauptstoß der Postanweisungen schon erledigt wer den können. In Eeschäftsvierteln freilich würde die Bestellung größere Mühe und Zeitaufwand machen. Aber gerade für Geschäftskreise gibt es Mittel und Wege genug, die Bestellung der Post anweisungen sehr zu vereinfachen. Die Post müßte eben darauf dringen, daß diese Wege noch in größe rem Umfang eingcschlagen würden. Blickt man also nur auf die Bestellung, so würde die Ersetzung der Gcldbriefträger durch die gewöhnlichen Briefträger einen Fortschritt bedeuten. ''Aber die Reform hat eine andere Schwierig keit, auf die man Hinweisen muß, wenn man zu der Frage überhaupt Stellung nehmen will. Der Dienst der gewöhnlichen Briefträger ist schon jetzt bei niedri gem Einkommen anstrengend genug: eine Aufbesse rung des Einkommens bei einer Herabsetzung der Dienstzeit läßt sich nicht mehr lange hinausschiebcn. Ucbcrträgt man nun unter den jetzigen Verhältnissen den Briefträgern die Bestellung von Geldsendungen, so bedeutet dies eine Verlängerung der Ar beitszeit. Denn in jedem Postamt ist dann mit allen Briefträgern abzurechncn: cs ist ihnen in der Frühe ein bestimmter Geldbetrag zur Auszahlung zu überweisen und abends ist die Verrechnung vorzu nehmen. Wenn nun auch diese Prozedur für den einzelnen Briefträger nur wenige Minuten dauer!, so kommt doch bei der großen Zahl von Briefträgern, man denke an Postämter mit .'>0—80 Bestellungs beamten, eine lange Zeit für die Verrech nung in Betracht, so daß der einzelne Briefträger ziemlich lange warten muß, bis mit ihm verrechne: wird. Wie hier ein Modus gefunden werden kann, der die Verrechnung ermöglicht, ohne daß die Ar beitszeit des einzelnen Briefträgers verlängert wird, das muß man schon der Postverwaltung überlassen. Auf keinen Fall sollte die ganze Sache so gelöst werden dürfen, daß eine scheinbare Perbesserung und Der- ernfachung in der Bestellung nur durch eine stärkere Belastung der einzelnen Briefträger erreicht wird. Auch das darf nicht übersehen werden, daß bei der großen Zahl von Briefträgern häufiger Irrtümer und Beanstandungen Vorkommen müßen, als bisher bei der geringen Zahl von Geldbriefträgern. Fragt man nach den Motiven der beabsichtigten Maßregel, so darf man wohl annehmen, daß es in erster Linie fiskalische Gründe sind, die die Postverwaltung veranlassen, den Geldbriefträaer verschwinden zu lassen. Man rechnet mit erheblichen Ersparnissen. Das ist aber gerade in diesem Falle ein recht bedenkliches Motiv, und deswegen ist es gut, wenn man die ganze Reform in der breiten Oeffentlichkeit erörtert, das Für und Wider sprechen läßt, und namentlich auch die beteiligten Kreise selbst hört. Am grünen Tisch sehen sich die Dinge oft ganz anders an, als in der eigentlichen Praris. Auch die Postverwaltung wird nicht säumen, dis Gesichtspunkte darzulegen, die sie veranlassen, die Gcldbestellung mit der Briefbestellung zusammen ausführen zu lassen. Rückgang ües Mkohollsmus in Deutschland. Alle Freunde der sozialen Hygiene werden gern die Nachricht lesen, daß nach den neuesten statistische» Ergebnissen in den letzten Jahren eine Vermin- derungdes Alkoholismus in Deutschland zu verzeichnen ist. Nach der letzten amtlichen Statistik über die Branntweinbrennereien im Betrieb«- jahr 190^—1910 sind nur 1 783 027 Hekto liter Branntwein für die Genutzzwecke 1» freien Verkehr gefetzt worden, während e« im Betriebsjahr 1908—1909 2 650 622 Hektoliter waren. Das ergibt einen bedeutenden Rückgang. Auf den Kopf der Bevölkerung kommt ein Trinkbrannt weinverbrauch von 2.81 Liter, während das Jahr 1908/1909 einen Verbrauch von 4,21 Liter gehabt hat. Man muß, um diese erhebliche Verminderung recht zu würdigen, dabei noch berücksichtigen, daß « den letzten 20 Jahren der Branntwemoerorauch Mi schen 3,8 Liter und 4,71 Liter auf den Kopf der Bo- völkeruna schwankte, wobei die Veränderungen vo« Jahr zu Jahr höchstens 0,31 Liter betragen habe«. Diese rückläufige Bewegung hielt auch noch i» verflossenen Jahre an, den» die Branntweins«-
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