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Sächsische Volkszeitung : 12.05.1931
- Erscheinungsdatum
- 1931-05-12
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-193105127
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19310512
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19310512
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1931
-
Monat
1931-05
- Tag 1931-05-12
-
Monat
1931-05
-
Jahr
1931
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 12.05.1931
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vrerrlrn unrl Umgebung Oer ArbeitSmarlt Wenn auch die Saisonbelebung der Außenberufc in der Derichtszeit iveiter sortschritt und einer gröberen Anzahl Arbeit suchender vermehrte Arbeitsmöglichkciten gab, so ist dort) aus der anderen Seite noch eine so starke Unsicherheit — haupt sächlich von den Konjunkturgruppen ausgehend — vorhanden, daß man von einer entscheidenden Besserung der Lage noch nicht fpreckM kann. Die Arbeitsuchendenzisser sank von Mille bis Ende April 1931 von 566 365 auf 549 483, also um 16 882. An den Abgänge» sind die Auhenberuse überwiegend betei ligt. Landwirtschaft und Industrie der Steine und Erden ver zeichneten «inen Abgang von je über 1406 Arbeitsuchenden. Im Baugewerbe sank die Zahl der Arbeitssuchenden um über 7009 und in der Lohnarbeit ivechselnder Art um über 1500. Auch die mit dem Baugewerbe zusammenhängenden Berufs gruppen des Metall- und Holzgeiverbcs sowie der Techniker, konnten Abgänge an Arbeitsucl)«ndcn beobachten. Erfreulich ist, datz die Zahl der Stillegungsanzeigen zurück- gegangen Ist: sie beträgt im April nur noch 187 gegen 286 im Dormonat, 555 im November und 295 im April 1930. Die Zahl der Hauplunterstützungsempsänger in der Ar beitslosenversicherung erfuhr teils durch Vermittlungen, teils durch Aussteuerungen «ine Abnahme von 210 375 am 15. April auf 18)973 am 30. April 1931. In der Krisenunterstützung ist dagegen ein wesentlich geringerer Rückgang, und zwar von 1S4 711 auf 132 804, also »m 1907, sestzustellen. : Die Stadtverordneten werden in ihrer heutigen öffent lichen Sitzung, die um 19 Uhr beginnt, neben den aus der letzten Sitzung unerledigt gebliebenen Punkten folgende Beratungs gegenstände zu erledigen haben: Verwendung des alten Säug lingsheimes Wormser Straße 4 für Zwecke des Wohlfahrtsamtes und zur Einrichtung eines Mütter- und Säuglingsheimes: Er gebnis der Verhandlungen mit der Staalsregierung über die Versetzung des Neptunbrunnens nach der Straße am Zwingerteich: Festsetzung des Kostenbeitragseinheitssatzes für die Hauptschleusen, deren Bau nach dem 1. April 1931 begonnen wird. Außerdem stehen noch neun neue Anträge und eine An frage zur Beratung. : Christliche Gewerkschaften. Dienstag, 12. Mai, 20 Uhr, Zusammenkunft der Betriebsrätevereinigung im Restaurant Amalicnhof, Dr«sden-A., Amalienstraße 24, 1. Stock. : Für die Jugendherbergen sindst am 16. und 17. Mai in Dresden eine Haus- und SIraßensammlung statt. Im Rahmen der Werbcivoche für Jugendherbergen findet weiter am Diens tag 20 Uhr im Dresdner Planetarium eine Vorführung des neuen Herbergsfilmes „Wann wir schreiten Seit' an Seit'" statt. : Tagung der Sächsischen Schutzpolizei. Der Verband der Sächsischen Schutzpolizei veranstaltete am Sonnabend in Dres den seinen ersten außerordentlichen Verbandslag. Im Geschäfts bericht wurde mitgeteilt, daß der Verband 5000 Mitglieder habe. Es kam zu einer zeitweise recht lebhaften Aussprache so wohl über den Geschäfts- als auch über den Kassenbericht und auch Uber die Frage einer Wiederherstellung eines Einheitsvec- bandcs der sächsischen Polizeibeamlen. Man nahm eine Ent schließung an. die eine Einheitsfront begrüßt, aber verschiedene Bedingungen ausstellt. l.riprig uncl Umgebung Das „Erich-Bethe Hauo^ eröffnet Leipzig, 11. Mai. Am Rande des ehemaligen Gutsparks in Thonberg am Bozener Weg ist auf einem von der Stadt Leipzig in Erbpacht gegelrcncn Gelände vom Verein zur Förderung von Et u d e n t e n - W o h n h e I in« n mit einem zum größten Teil durch freiwillige Spenden gedeckten Kostenaufwand von rund 250 000 Mark ein Studenten-Wohnheim errichtet worden, das 50 würdigen, besonders tüchtigen und begabten Studenten die Mög lichkeit ruhigen Studiums und vertiefter Sammlung bietet. Das Heim, das der Tatkraft des Rektors des Jahres 1928, Geheim rats Pros. Dr. Vethe, sein Entstehen verdankt, wurde am Sonntag mit einer schlichten Feier im Speisesaal des Heims er öffnet. Der derzeitige Rektor der Universität Magnifizenz Baum nahm das Haus in die Obhut der Universität. Namens der Stadt Leipzig sprach Bürgermeister Löser und außerdem sprach noch der Bürgermeister von Aue, der einzigen sächsischen Stadt, die ein Zimmer in das neue Heim gestiftet hatte. Be kanntgegeben wurde u. a., datz der Asta eine Stiftung von 3000 Mark dem Heime überwiesen hat. ) Der Arbeitskonflikt lm mitteldeutschen Braunkohlenberg bau beendrt. Die zwischen den am Tarifvertrag für den mittel deutschen Braunkohlenbergbau beteiligten Gewerkschaften und Zum Kapitel Finanznvt Ole Fehlbeträge in Städten mit bis zu 25000 Einwohnern des Freistaates Sachsen Ueber die finanzielle Lage der kleinen und mittleren Städte hat der Reichsstädtebund in seinem dritten Statistischen Sonder heft neues Material veröffentlicht. Danach werden von 87 Städ ten mit bis zu 25 000 Einwohnern im Freistaat Sachsen 82 oder 94,3 Prozent mit ungedeckten Fehlbeträgen in das neue Rech nungsjahr gehen, während von 1138 im Reich erfaßten Städten nur 766 oder 67,8 v. H. Fehlbeträge auszuweisen haben. Die 9 sächsischen Städte mit bis zu 2000 Einwohnern schließen sämt lich mit ungedeckten Fehlbeträgen ab, während im Reichsdurch schnitt nur 59,3 v. H. der Städte dieser Gruppe Fehlbeträge auf weisen. Von 31 sächsischen Städten von 2001 bis zu 5000 Einwoh nern schließen 29 oder 93,5 v. H. gegen 63,1 v. H. im Reichs durchschnitt dieser Gruppe mit Fehlbeträgen ab. Von 24 Städten im Freistaat Sachsen mit 5001 bis zu 10 000 Einwohnern gehen 23 oder 95,8 v. H. mit Fehlbeträgen in das neue Rechnungsjahr gegen 70,1 o. H. im Reichsdurchschnitt dieser Größenklasse. Von 23 sächsischen Städten mit 10 001 bis zu 25 000 Einwohnern schließen 21 oder 91,3 v. H. mit Fehlbeträgen ab gegen 79,5 v. H. im Reichsdurchschnitt dieser Gruppe. In allen Größenklassen ist also im Freistaat Sachsen der prozentuale Anteil der mit Fehl beträgen abschließenden Städte an der Zahl der erfaßten Städte ganz wesentlich höher als in den entsprechenden Reichsdurch schnitten. In den 82 sächsischen mit Fehlbeträgen abschließenden Städten mit bis zu 25 000 Einwohnern ergibt sich für das Ende des Rechnungsjahres ein G e s a m t f e h l b e t r a g von 11 Mill. 334 961 NM., der allein in Höhe von 8 697 659 RM. im Rech nungsjahr 1930 entstanden ist, während der Rest aus Vorjahren übernommen iverden mußte. Die 9 sächsischen Städte mit bis zu 2000 Einwohnern weisen einen Gesamtfehlbctrag von 208 108 Reichsmark oder 16,91 RM. je Einwohner (davon allein 16,18 Reichsmark je Einwohner aus 1930) auf gegen 10,60 RM. je Einwohner im Reichsdurchschnitt dieser Größenklasse Die 20 sächsisä)«n Städte mit 2001 bis zu 5000 Einwohnern schließen mit einem Gesamtfehlbetrag von 1 770 851 RM. oder 17,49 RM je Einwohner «davon 12,77 RM. je Einwohner ans 1930) ab gegen 12,25 RM. je Einwohner im Reichsdnrchschnitt dieser Gruppe. In den 23 sächsischen Städten mit 500t bis zu 10 000 Einwohnern entsteht ein Gesamtfehlbetrag von 3 957 135 RM oder 23 NM. je Einwohner ldavon 17,46 RM. je Einwohner aus 1930) gegen 12,75 RM. je Einwohner im Reichsdurchschnilt die ser Gruppe. In den 21 sächsischen Städten mit 10 001 bis zu 25 000 Einwohnern ergibt sich ein Gesamtsehlbetrag von 5 Mitt. 398 867 RM. oder 16.73 RM. je Einwolmer «davon 13,02 RM. je Einwohner aus 1930) gegen 12.28 RM. je Einwohner im Durchschnitt dieser Größenklasse. Die Höhe der Fehlbeträge je Einwohner ist in allen Größenklassen für den Durchschnitt dec erfaßten Städte für den Freistaat Sachsen erheblich höher als im Reichsdurchschnitt. Der Fehlbetrag je Einwohner der sächsi schen Städte mit 5001 bis zu 10 000 Einwohnern wird in dieser Größengruppe in keinem anderen Lande erreicht. An der Entstehung der Fehlbeträge sind die Mehraufwen dungen auf dem Gebiete des Wohlfahrts wese ns mit rd. 42 v. H. bis zu rd. 69 v. H. in den einzelnen Gruppendurch schnitten im Freistaat Sachsen beteiligt, da die Ausgaben infolge der ständig steigenden Zahl der Wohlfahrtserwerbslosen in einer nicht vorauszusehenden Weise Zunahmen. Trotz Einsparungen anderer Ausgaben konnten die Fehlbeträge nicht vermieden wer den, zumal die Einnahmen aus Steuern, die Betriebsüberschüsse und der Erlös aus den städtischen Forsten wesentlich zurückblie ben. Da die weitaus meisten Ausgaben der Gemeinden infolge gesetzlicher Vorschriften zwangsläufig sind, kann eine wirksame Entlastung der gemeindlichen Finanzen erst eintreten, wenn die Lasten für die Wohlfahrtserwerbsloscn den Gemeinden und Be zirken abgenommen werden. dem Arbeitgeberverband getroffene zwischentarifliche Verein barung über die Arbeitszeitverkürzung wurde Sonntag in einer in Leipzig abgehaltenen Revierkonserenz der Verbände mit 420 gegen 3 Stimmen angenommen. Damit ist der Arbeitszcitkon- slikt im mitteldeutschen Braunkohlenbergbau beendet. Di« Ver kürzung der Arbeitszeit, die im Tiefbau durchschnittlich eine halbe Stunde und imTagebau durchschnittlich drei Viertelstunden beträgt, wird am 18. Mai eintreten. Bon dieser Regelung iver den rund 60 900 Arbeiter erfaßt. Zirkus Sarrasani in Leipzig In seinem Iubiläumsjnhr — 30 Jahre besteht das Unter nehmen — will Hans Stosch-Sarrasani mit „seiner Stadt" auch den Leipzigern den erneuten Beweis seiner hohen zirzensischen Kunst bringen. Schon die ganze letzte Woche lang Ivar auf dem weiten Gelände vor dem Frankfurter Tor emsiges Schassen zu beobachten, eine schier unübersichtliche Anzahl Autos kamen täg lich angefahren, und viele fleißige Hände haben nun ein Werk geschaffen, das sich sehen lassen kann. — Am Sonnabend fand di« erste Vorstellung statt. Es ist unmöglich aus dem überreichen Programm Einzellieiten hervorzuheben: wenn man an die Raub- tlcrdressuren der Löwen und Tiger denkt, sich der großartigen Ritte der Tscherkessen und Kosaken erinnert, sich überhaupt den ganzen Verlauf der annähernd vier Stunden dauernden Vorstel lung nochmals vor Augen hält, muß man sagen: es mar herr lich. es war begeisternd! Wegen anderweitiger Verpflichtung wird der Zirkus nur neun Tage (bis zum 17. Mai) in Leipzig gastieren: ein Besuch kann nur empfohlen werden. —nie- Oas Windmühlenflugzeug in Mockau Der Flughasenverwaltung Leipzig-Mockau ist es gelungen, das Autogiro-Flugzeug unter Führung des Flugkapitäns Loose für den am 17. Mai dieses Jahres stattfindenden Großflugtag zer verpflichten. Das Windmiihlenslugzeug wird im Nahmen des umfangreichen Programms zwei Vorführungsflüge und sechs Passagierfliige aussühren. Das Flugzeug, Autogiro genannt, er möglicht einen außerordentlich kurzen Start, erlaubt Wendungen in der Luft, auswärts, abwärts, seitwärts, die bei anderen Flug- zeuglypen zur Katastrophe führen würden, und gestattet eine fast vertikale Landung. Beim Aussetzen bleibt das Flugzeug sofort stehen, so daß sowohl für den Start, als auch sür die Landung ein sehr geringer Raum benötigt wird. Vielleicht be deutet das Jahr 1931. das uns neben dem Autogiro den Iun- Kers-Nohplmotor brachte, einen Wendepunkt in der Entwicklung der gesamten Luftfahrt. Nachrichten aus -em Lande Folgenschwere Explosion. Weischlitz l. V., 11. Mai. In dem im Erdgeschoß golegmcn Spinnsaal der Voglländischen Bleicherei und Appretur A G ex plodierte die Dampft rommcl einer Spinnmaschine. Zwei im Raume befindliche Arbeiterinnen wurden ziemlich schwer ver letzt. Die eine trug Ober- ünd Unterschenkelbrüche sowie schwere Armverletzungen, die andere Verbrühungen davon. Der Gcbäudeschaden ist beträchtlich. Die Gewalt der Explosion war derart, daß infolge des Luftdrucks nicht weniger als 3 50 Fen sterscheiben zertrümmert wurden. Die einzelnen Trä ger im Spinnsaal wurden verbogen und der Bctonsußdodcn durchschlagen. Die Ursache der Explosion konnte bisher nicht einwandfrei festgestellt werden. Man nimmt an. daß der Dampf in der Trommel überhitzt war. Irgendwelche Verschuldung der Betriebsleitung liegt nach den bisherigen Feststellungen der Staatsanwaltschaft nicht vor. h. Die Mulde steigt. Wie in anderen Ortschaften im Ge biete der Zwickauer Mulde ist auch in Penig der Fluß im Steigen begriffen. Glücklicherweise besteht zu Bciürchtungcn kein Anlaß. Man führt das Steigen der Fluten aus die letzten schmelzenden Echncemengcn im Erzgebirge zurück. Zu lieber« schwemmungen ist es bisher noch nicht gekommen. l. Todesfall im Kloster St. Marienstern. Am Sonnabend starb die älteste geistlich« Jungfrau des Klosters St. Marien- steril. Margarita Anna Ziesch, an Altersschwäche. Sie hat ein Alter von über 85 Jahren erreicht. Geboren zu Ostro am 19. Januar 1845 wurde wurde sie am 5 Oktober 1863 cinacklei« dct. Den feierlichen Profeß legte sie am 13. Juli 186!) ab, gehörte dem Kloster demnach säst an 68 Jahre an. Beerdigt wird die Verstorbene am Dienstag nach dem Vorniiltagsaoücs- dienst« gegen 9 Uhr aus dem Iungsraucnkirchhof. R. i. p. l. Entwichener Hästlinq. Am Sonnabend ist der Straf- gesangcnc der Gcsangencuanslalt l in Bautzen, der 22 Jahre alte P i o n l k o w s k i). gelegentlich einer der bisweilen mit Angehörigci/ der Oberstufe der Iungmännerableilung unter nommenen Wanderungen unweit des Bahnhoses Seitschcn ent wichen. Er trug einen grünen Wandcranzug mit Kniestrümpsen. i t t elvo LLdav: vdloroäoat Theater ««- Musik Mb«rtth«ater. Die Sommerspielzeit scheint in der Neu stadt plötzlich ausgebroä)«» zu sein. Man denkt an leichtere Stücke und ist dabei auf Arnold u. Bach, di« Thielscher-Firma, verfallen. Und zwar hat man auf eines der ersten Stücke dieser beidcn gewiegten Schwankaulore», das großen Erfolg hotte, auf „Die spanische Fliege" zurückgcgrisfen. Seit dem haben fast olle Stücke, di« aus der Fabrikation dieser Firma stammen, wie ein Ei dem anderen geglichen. Wir hatten das Stück während des Kriegs in Dresden. Mit Anton Franck, der dann später auch den „Müden Theodor" und noch einige dieser Thtelscherrollen hier gespielt hat. Wenn hahnebüchener Blödsinn entwaffnen kann, dann bei Vach u. Arnold. Hand- lung Ist bei den beiden immer Nebensache, nur aus ulkige Si tuationen und burleske Knalleffekte kommt es ihnen an. Man kommt einfach aus dem Lachen nicht heraus und bemerkt über haupt nicht, daß man genassührt ist. D« Thieischer-Franck- Rolle gibt nun Ot 1 oLange. Er erfaß« die Situationen auch nicht schlecht. Immer ist er am besten, wenn er Berliner sein darf. Anna Stettner, in allen Sätteln gerecht, karikiert di« sitlenstrenge Gattin. Die übrigen Rollen sind ohne Bedeutung, bi« wurden sehr lustig gespielt und ihre Vertreter werden mit «inem Gesaimlob sicher zufrieden sein. Aber da ist noch Herbert Luderer, der den jungen Assyriologen aus Chemnitz mimt. Anch diesmal wieder die Leistung des Abends. Ti« Leistung nämlich, die den Schwank vergessen macht und einer unmiig- Iiä)«n Karikatur warmes Menschenblut einslößt. Luderer trägt den Marsä)allslab in der Tasä>«. Das weiß man nun. Hoffent lich bleibt er Dresden erholten. . . . Zck. Di« drltt« Dresdner Rotterbühne. Nach dem Zentral- und dem Residenz-Theater ist nun auch das Dresdner Albert T!»ea!er noch in den Besitz der Berliner Thcaterfirma Gebr. Rotter über gegangen Sic übernimmt das Theater ab 1. Juni und w ll es als Gastspielbiihne führen. Die neue Direktion will das Theater mit Zuckmayrs „Hauptmann von Köpenick" eröffnen, Werner Krauß und Käte Dorsch werden darin auflrclen. Durch -en Orient Die Orient-DahnNnl«, die große Strecke, von der Grenze Bulgarien bei Dragoman herauf, ist kennzeichnend für die Be schaffenheit der Eisenbahnen in Bulgarien. Die Strecke ist ein gleisig, mit wenigen Ausweichgleisen auf dürftigen Stationen, und die Steigung ist beträchtlich: vom jugoslawischen Nisch in 189 Meter Merreehöh« bis auf 737 Meter hinter Dragoman. Die großen Züge haben daher lange Fahrzeiten. Immerhin ist der Zugverkehr pünktlich und flott, sonst hätte man oem Simplon-Orient-Expreß statt der üblichen guten runden Stunde Grenzausenthalt nicht eine Viertelstunde bewilligen können. Wirre und törichte Vorstellungen Uber den Balkan lassen sich allein dadurch aus da» zulässige Maß Voreingenommenheit zurücksühren. wenn gesagt wird, daß Städte wie Belgrad und Sofia mit fast ebensoviel Ländern Europas durch direkte Züge verbunden sind wie Wien oder Berlin. Der luxuriöseste und größte Zug Europas, der Eimpon-Orient-Exp-cß (Calais- Paris—Venedig—Konstantinopel) und die übrigen Orient- Expreßziige nehmen ihren Weg über Belgrad und Sosia. Der wichtigste Punkt im Wiederaus- und Ausbauprogramm Bulgariens ist die Verbesserung der Schienenwege, die Her stellung eines geschlossenen Netzes tn Anpassung an di« neuen Grenzen und darüber hinaus Herstellung und Ausbau von Straßen für Auto- und Durchgangsverkehr Der durch drei Naltankriege und den Weltkrieg völlig erschöpfte junge Staat (erst 1878 wurde Bulgarien nach 500 Jahren Tiirkenherrschast neu errichtet) könnte diese Ausgabe nicht lösen, wenn er nicht in Entschlossenheit vor.etwa 10 Jahren die Arbeitsdienstpslicht eingesiihrl hätte. Was die 50 000 „Trudowaken" schaffen, mag nach unseren Vegriilen minimal sein, aber sür den Balkan sind es staunrns- I werte LeistungenI Würde die Arbeitsdienstpslicht nicht ein geführt worben sein, dann geschähe wahrscheinlich überhaupt nichts, da es an Geldmitteln fehlt und größere Kredite nicht zu haben sind Die ganze Tragweite des Entschlusses der bulgarischen Re gierung und die volle Würdigung der hier bewiesenen Tatkraft wird verdeutlicht, wenn das ominöse Wort „laeva.-,, k" in diesem Zusammenhang genannt wird. Es ist ein türkisch»» Wort, ,nd heißt soviel wie „langsam". Der Orientale stellt es ollen Hand lungen voran I Und der Bulgare ist durch die 500 Jahre Türken- Herrschaft nicht unberührt davon geblieben. Und trotzdem: Tructowa k>o«li>ost — die Arbeitsdienst- pflicht. Unter dem Ruf: La Uulgarlal Für unser Bulgarien! Bulgarien» Arbeitsdienstpslicht ist tn Europa ohne Bei spiel. Das urwüchsige, krastvolle Balkanvolk schuf hier etwas aus seiner Bedrängnis heraus, das Bewunderung erregen muß — gerade wegen des „Jawasch" und der „balkanischen Zu stände"! Genau der Höhe des von der Entente bewilligten Heeres entsprechend sind 50 000 „Trudowaken" pro Jahr cinbrrusen. Jeder geeignete taugliche Vulgare muß einmal der Arbeits dienstpflicht genügen. Wer Befreiung wünscht, hat sich loszu kaufen und gleichzeitig einen Ersatzmann zu stellen. Die Unter bringung der „Trudowaken" erfolgt in Barackenlagern. Arbeits kleidung und Esten werden geliefert. Die Löhnung ist nach unseren Begriffen unsäglich niedrig; aber cs ist schließlich eine Tätigkeit im Dienst des Vaterlandes und keine Erwerbsarbeitl Und das Land ist so unsahlich billig, daß die geringe Löhnung durchaus keinen Maßstab bildet; z. B. tostet ein Kilo Brot etwa 4 Pf, 20 Zigaretten 15 Pf., rin Halblitrr Wein 20 Pf. usw. Die ArbeitsdicnstpjUchtigen sind gegliedert ähnlich wie beim Militär. Die Bulgaren fühlen sich angeblich dabei als Herren; die Zigeuner und dir Mohamedancr (Türken), die etwa ein Drittel der „Trudowaken" stellen, sind die Arbeitstiere. Sie I folgen dem Rus übrigens bereitwilliger als die Bulgaren, da
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