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Sächsische Volkszeitung : 05.05.1931
- Erscheinungsdatum
- 1931-05-05
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-193105055
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19310505
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19310505
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1931
-
Monat
1931-05
- Tag 1931-05-05
-
Monat
1931-05
-
Jahr
1931
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 05.05.1931
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Die Katholisch)« Iungmannschast Dresden - Altstadt lzat a«n Sonnabend und Sonntag das Fest ihres bülährigen Bestehens feierlich) begangen. Das zahl reiche Erscheinen oon Freunden ugd «Heinaligen Mitglieder«, der Iungmannsckzaft, die Teilnahn» vieler ausivärtiger Iuugmän- ner und vor allem die Anteilnahme der katholischen Jugend Dresdens auch aus allen anderen Vereinen bewies, das, die katholische Iugendbeivegung In Dresden heut« lebendig ist und bei den Aelteren fruchtbares Verständnis findet. Im Kolpinghaus fand am Sonnabend «in Begrii- ßungsabend statt, zu dem zahlreich)« Iungmannen, größten- teils in Fahrtenkluft, erschienen ivaren. Von der Galerie grüßte das mächtig« Sachsenbanner der Iungmannscl)ast, flankiert von Fahnen in den Farben der deutsch)«» Republik. Die Musik gruppe der Gruppe Dresden-Altstadt und ihr Siugekreis schufen den musikalisch)«» Rahmen der Veranstaltung in prächtiger Weise. Der Leiter der Iungmannsclzast Dresden-Altstadt, Jo hannes Henk«, richtete Worte der Begrüßung an den Jung mann aus allen Teilen des Landes, an die Vertreter der Behör den und anderer Iugendverbänd« und an alle Gäste. Eine große Anzahl von Glückwunschschreiben konnte verlesen «verüen. — Direktor Pos seit vom Amt siir Leibesübungen überbrachte die Glückwünsche des Rate» zu Dresden. Für den Ortsausschuß der Iugendverbändc betonte Herr Völckel. daß Jugend, un beschadet der iveltansckzaulichen Unterschiede besonders berufen ist mitzuhelsen am Austwu der deutschen Volksgemeinschaft. Ten Wünsch)en dieser Herren schlossen sich zahlreiche Gratulan ten aus den katholischen Vereine,, an, es sprachen Vertreter der Iungfrauenvereine, der Gesellenvereine, der DIK., der Neudeut- sch>en und der Pfarrgeistlichkeit. Kaplan Pfeiffer als Präses des Fubclvereins dankte siir alle guten Wünsch)« und lies den Abend ausklingen In einer Betrachtung über Kirche und Jugend. Der Kirche sollen in den Iungfiihrern Kräfte erstehen, die in engster Zusammenarbeit mit dem Priestertum berufen sind, der Welt katholische Charaktere zu geben. Aus der katholischen Iung- mannsch;aft von heute wächst die Kirch>e von morgen. Der Sonntagvormittag war der religiösen Feier des Jubiläums gewidmet. Früh 7 Uhr sand in der Hofkirche «ine Ge n, e i n scha f» s me s se nach Klosterneuburger Text stait, an die die Weihe eines Ehrislusbanners angeschlossen wurde. Anschließend fanden sich die Iungmannen in, Kolpinghause zu gemeinsamer Rekreation zusammen. Von dort aus wurde S.Iö Uhr der Kirchgang angetreten. Mit ihren Fahnen und Wimpeln zogen die Iungmannen über den Schlossplatz zur Hos- kirche, um gemeinsam mit den anderen Gläubigen der Pfarr gemeinde Dresden Altstadt dem Hoclzamt bcizuwohnen. Die Festpredigt hielt Studeinenseelsorger Dr. Baum (Hellerau). Die Ausführung der Salzburger Messe von Karl Maria von Weber unter Leitung von Staatskapellmcister Karl Maria Pcmbaur unter Mitwirkung der Slaatskazrelle gab dem Hockzamt den traditionellen musikalischen Rahmen. Der Festabend sand im großen Saale des Bereins- hauscs Zinzendorfstraße stait. Trotzdem das prächtige Sonn tagswetter für die Veranstaltung nicht gerad« eine günstige Voraussetzung bot. ivar der iveite Saal überfüllt. Auch hier grüßte«- Banner lind Fahnen von den Hlalustraden der Galerie. Wieder leitete die Altstüdter Musikgruppe den Abend ein. Dann folgte ein Bannerspruch, der von Ludwig Hugin eigens siir dieses Jubiläum gedichiet worden ist und von Herrn Biniasch zum Vor trag gebracht wurde. Bundesfichrer Henke konnte unter den zahlreichen Gästen insbesondere die ehemaligen Diözesan präsides Pfarrer Bodenburg-Dresden, Riedel Wurzen und Echin ger-Freital begrüßen, ferner Stadtverordneten R. Müller und den Vorsitzenden des Ortsveibandes, Apotheker Tränkncr. Glückwünsckn! waren u. a. eingelausen von Propst Seidler, Pfar rer Kirsch als Vorsitzendem der Sächsiscl)«» Zentrumspartei, van Regens Hain-Bautzen, von Lehrer Georg Wenzel siir die DIK., von der Essener Iungmannschast und von, Diö.zesanverlwnd der Iungfrauenvereine. Herr Henke dankte siir alle Anteil nahme am Jubelfest der Iungmannsckzast und zeichnete in kurzen Strirl-en die Arbeit, die die Iungmannsä-ast in den letzten Jahren geleistet hat. Es kam zunächst darauf an, einen verläßlichen Stamm von Iungfiihrern herauszubilden, der die Arbeit der geistlick)«n Führer ergänzen und weiterführen Konnte. Das starke Steigen der Miigliederzahl in dem letzten Jahre hat gezeigt, daß diese Arbeit jetzt ihre Frücht« trägt. Die katholische Jung mannschaft wird auch weiterhin arbeiten für Christi Reich und ein neues Deutschland. — Es folgten dann Sclzargesänge, die mit großem Beifall ausgenommen wurden. De, Generalpräses des Iunginännervcrbandcs, Prälat Walker, Düsseldorf, der noch in letzter Stunde seine Teilnahme an den, Festabend ermöglicht hatte, ergriff dann, von lebhaftem Beisall begrüßt, das Wart. Er bemerkte einleitend, daß es siir den Leiter eines Verlrandes, der 4700 Vereine umfasse, nicht möglich sei, auch nur jedes größere Vereinsjubiläum zu besuchen. Nach Dresden aber sei er außerordentlich gern gekommen, denn es bedeute schon ctivas, «venu eine Iungmannsämst in einer Diasporastadl wie Dresden, !>0 Jahre ihr Christusbanner ausrecht erhalten habe. Seien dort) hier die Ausgaben für den Iungsührer schwieriger als anderswo, sei doch hier die Gcsahr riesengroß, daß schließ lieh auch die Mutigste«, müde und ausgeriebe«, würden. Um so mehr sei der Idealismus der Iuugmänuer in der Diaspora anzu erkennen, un, so mehr auch die Arbeit ihrer priesterlichen Führer. Wenn «vir diesen Idealismus und diese Begeisterung der Jugend sehen, fragen wir uns wohl ost kmuge. ob die Hossnun- gen, die hier aufblühcn, sich auch erfüllen werden. Wir erin nern uns an den Idealismus der Kriegsfreiwilligen, die von der Dietrich über Die Folgen des 14. Septembers Dresden, 4. Mai. Am Sonntag sprach Reichsfinanzuünister Dietrich in einer Kundgebung der Staatspariei in Dres den über politische Zeitfragen. Trotz der Vertagung des Reichs tags habe man, so führte er aus, einen bewegten Sommer vor sich. Die Regierung müsse eine ganze Menge Dinge erledigen vor den, nächsten Winter. Die Wahl von, 14. September habe einen verhängnisvollen Ansturm des In und Auslands aus die Kassen der Banken zur Folge gehabt. Die Banken mußte«, in riesigem Umfang die Neichsbank in Anspruch nehmen, die an Devisen 10!3 Millionen RM. «ingebiißt hat. Der deutschen Bankwelt seien mindestens 2 Milliarden entzöge«, worden. Da durch sei der Gesamtwirtschast ein großer Schaden entstanden. Erst nach dem 1. Januar ivaren die Banken üln-r den Tkerg Wir sind noch heute geschädigt, weil wir einen Geldverlust erlitten haben, der bis heule nicht repariert werden konnte. Mir war, so fuhr Dietrich fort, schon im Dezember klar, daß di« Nationalsozialisten den Staat nicht mit Gewalt umiver- sen könnten. Eine Partei, die teils die Legalität beschwört, teils die Revolution predigt, ist nicht imstande, einen einigermaßen geführten Staat umzustürzen. Heute besteht keine Gefahr mehr. Aber die Gefahr besteht, daß die Leute, denen die NSDAP, etwas vorgeschwindelt hat. zur KPD. überlaufen. Die Kommu nisten beschwören keine Legalität, sie sind konsequent revolutio när. Der Staat aber hat sich in diesem Winter als stark erwie sen, weil die Regierung die Nerven nicht verloren Hal. Es sind viele Leute bei mir gewesen, die mich aufgesordert haben, mich nicht so genau an die Verfassung zu halten Wir aber sind auf dem Boden der Verfassung geblieben. Es ist sehr leicht, gegen die "Verfassung zu verstoßen, aber es ist sehr schwer, aus eiiwm verfassungswidrigen Zustand wieder heraus- zukominen, Ivie das Beispiel verschiedener Länder zeigt. Es ist völlig falsch, immer nach Diktaturmethoden zu schreien. Wir werden den Haushalt noch einmal bereinigen. Das muß auch in die Länder und Gemeinden weiter wirken. Ohne Härten wird es nicht abgehen. Ohne den Gehalts- und Lohnabbau mären wir nicht ivettbeiverbsfähig geblieben auf dem Weltmarkt. Auch Mechanik der modernen Materialschlacht hiugemah! wurden. Wird die katholische Jugend von heute auch ein Opser loerden der Meämnik unserer Zeit? Der Kampf, den unsere Jugend zu führen hat. ist weit schw-eriqer als der Kampf, den «vir Aelteren in unserer Jugend zu bestehen hatten. Die heutige Jugend sieht sich einer wirtschaftlichen Not von unerhörten Ausmaßen gegen über, zugleich aber einer Wirrnis im geistigen Leben, die die schiversten siitlickien Gefahren in sich birgt, und wird hinein gerissen in einen politischen Kampf, in dem der Radikalismus von links und rechts gerade un, die Seelen der jungen Menschen wirb«. Wir müssen uns diese Lage ganz !,lar machen, nicht um uns pessimistischen Gedanken hinzugebeu, sondern um die ganze Bedeutung zu «rsassen, die heute der katholische Iugenduerein für den jungen Menschen hat. Der Verein gib! dem jungen Menschen Gelegenheit zur Aussprache über die ihn bedrängenden Fragen, er gibt ihm den Halt der Gemeinschaft, der den Halt der Familie auf das glücklichste ergänzt. Ein Iugendland der Freude soll der Verein für den jungen Katholiken sein. Zu- gleich aber eine Lebensschule, die die jungen Menschen zur leben digen jungen Christengemeinde zusammcnschließi. lind endlich soll «r sein ein Feueöherd junger katholischer Aktion, uoi- dem Belebung siir das ganze Gemeindelcben qusgeht. In diesen Zielen muß die ganze katholische Jugend eins sein, daun wird sie den Ausgaben die die Zeit ihr stellt, gerecht werden können. Nach der Rede des Generalpräses, die mit lebhaftem Bei fall ausgenommen wurde, erhob sich die Versammlung und sang gemeinsam das Lies „Wann «vir schreiten Seit' an Seit " Nach einer kurzen Pause brachten Mitglieder der Iungmannschast Dresden-Altstadt „Da s T e l l s p i e l d e r S ck w e i ze r V a u - e r n" von Franz Johannes Weiurich zur Aüiiühruug, das gleich, falls lebhaften Beifall fand. — Mag dieses wohlgeluugeue Jubel fest ei«, glückliches Vorzeichen sein siir d e °ruch!bare Weiter arbeit der katholischen Iungmannscliasl Dresden in den nächsten Jahrzehnten! Tribulfragen fürs Inland sei eine Lohnsenkung ein Vorteil, wenn sie durch eine Preissenkung ausgegliäien wird. Die Regierung ist ent schlossen, dafür zu sorgen, daß der Bro« preis so bleibt «vi« bisher. Wir haben uns auch konsequent geweigert, irgendein« Steuer zu erhöhen, die die Produktion belastet, sondern nur Verbrauchssteuern erhöht. In früheren Verhandlung n haben die Engländer immer damit operiert, daß ihre Siesbezuglick»« Belastung höher sei als unsere. Wenn man so weiter gewirt schaftet hätte wie früher, wären «vir heute zahlungsun fähig. Die irrsinnige Vergrößerung der Großstädte darf nicht fortgesetzt werden. Dann betonte der Minister, daß die Regie rung in Gens fest an der Zollunion feslhallen werde. Unter den Kenner n der Reparationssrage gibt es keine Meinungsverschiedenheiten, nur bei den Völkern Die Reo!« sionsneigung der Amerikaner ist nicht groß, denn ihr Finanz minister hat auch große Sorgen. Es ist nichts gefährlicher, al» wenn eine Regierung.derartige Dinge unter dem Druck dec öffentlichen Meinung in Angriff nimmt. Die Regierung hat nicht die geringste Neigung, sich zu Entschlüssen zwingen zu lassen, die sie glaubt, nicht verantworten zu können. Wir werden aber einer Entscheidung, wenn sie nölig ist, nicht aus dem Weg gelM. Die Regierung kennt die ungeheuren Schwierigkeiten dieser Frage, sie hat sie aber dauernd im Auge und prüft und be obachtet die Verhältnisse und die Entwicklung genau. Munster Dietrich schloß mit einem Bekenntnis zum gegenwärtigen Staat und mit der Hosfnu n g aus B e f r e i u n g v o n u nseren Fesseln. Ihm wurde lebhafter Beisall zuteil. Unterredung Dietrich —Külz Reichsfinan'.Minister Dietrich halte am Sonntag » Dresden eine mehrstündige Unterredung mit Oberbürgermeister Dr. Külz, in der vor allem die Notwendigkeit erörtert wurde, einer Eihohung des Brot Preises eutgegeuzuwirken bezuz. eine Wiederherabsetzuug herbeizuführen. In dieser Beziehung sind gewisse Hoffnungen berechtigt. Weiter waren Gegenstand der Erörterung die schweren finanziellen Sorgen der Gemein, den. die sich aus der steigenden Last der Wohltahrtserwelbslosen- fürsorge ergeben. Das Fest der Muttergottes von Canotte Ans m «In« n, andorranischen Tagebuch« Hon Aellmuk Draws-Lychfen Ich bin früh um sechs Uhr mit einer größeren Herde von Merinoschafen ausgestanden, die «in alter, gutmütig drein- schauender Hirte mit krempenlosem Strohhute auf dem schloh weißen Kospe zum Städtchen hinausführt. In der Kirche Nostra Eenyora de Eanolic, im Stidwesten der Republik gelegen sin» det heut« ein großes andorranisch-spanisches Marienfest statt, eine Pilgerfahrt mit feierlicher Messe, an der auch ich teil nehmen werde. Seit uralten Zeiten ist man am letzten Mai- § tage aus der Republik und den anliegenden spanischen Dörfern zur Kirche nach Tanoltr gewallsahrtet. Die eigentlich groß«, bedeutsam nationalandorranisch« Pilgerfahrt vollzieht sich jährlich am 8. September, dem legen, dären Geburtstage Mariae Immaculatae, zur Kirä>e Nostra Ccnyora de Meritzell, ungefähr in der Mitte des Staates, bei einem Dorfe gleichen Namens ans dein Wege von Encamp nach Eanillo gelegen Die Marienverehrung erfreut sich in ganz Andorra einer hervorragenden Pfleg«, und das nicht nur seit jenem Dekret vom 24. Oktober 1873, das di« „wunderbar« Jung frau" osstztrll zur Schirmherrin der Republik erhob. Ich benutze den planmäßigen Omnibus, der um H8 Uhr früh die Plasia del Princep Venlloch verläßt, und fahre bis zu der Brücke, di« kurz vor der Mündung de» Os-Flüßchens über den Valtra führt. Die Brücke, die ich nunmehr zu Fuß passiere, trägt vtele Büsch«! von weißblühendem Löwenmaul« in de«, Ritzen ihres Steingrfllges. Der schmale Weg das Os-glüßä)«n aufwärts bleibt sehr beschwerlich, weil die jüngst beendete Regen pertode da» mächtig ausgeschwollen« Flußbett häufig weit in die Schneise hinetngetrteben hat und der wettere Weg nur Uber groß« Stein« und umgeworfene Bäume sich finden läßt. DI« Sonne brütet Kein Bogel sing« Ich schlängle mich einsam tzirch de» »erzwickten Weg. bi, ich au, der Ferne dir ersten Häuser des Dorfes Vexasari sehe. Ich erschrecke: die Häuser sind alle Versalien. Die kleine Kirck)« liegt öde. Nichts rührt sich. Kein Laut, sei es von Mensckicn. sei es von Tieren, ver- «cvendigt die oruckende Stille. Furchtbar durchzuckt ein Ge danke mein Hirn: hier hat'die Pest gewütet: hier ist alles Leben endgültig erloschen. Der ungeheure Alpdruck ängstigt mich für Minuten. Dann sehe ich am Hange der Berge das eigentliche große Dorf Vexasarri liegen. Ich fühle mich wunderbar leicht wie aus einer heimtückischen Gefahr errettet. Die Lage des Dorfes hat sich vor einigen Jahren etwas verschoben und man ließ die ältesten Häuser am Rande der Ortschaft, nachdem man neue und schönere erbaut hatte, völlig unbenutzt liegen und ein fach stillschweigend verfallen. Die Leute hierzulande sind groß zügig im Bauen ihrer vielen kleinen Häuser: der Mörtel aus den Bächen und die Steine aus den Bergen kosten ja nichts. Das neu ansgesiihrte Dorf macht einen freundlichen Eindruck. Sein Gesicht mit Wiesen und Kornfeldern bietet sich mit frischen Wangen breit der glühenden Sonnenscheibe dar, die ain Nach mittage aus den Wipfeln der hohen Fichten, die die Berge um säumen, zu reiten sck>eint. Ich überschreite die Brücke, die bei dem Dorfe Bexasarri Uber den Os führt, und beginne den Auf stieg in die Berge. Drei ältere Frauen begleiten mich: auch sie wollen zu unserer Herrin von Eanolic wallfahrten. Der Auf stieg, der an den spärlichen Gehöften von Llaures vorbeifiihrt, mach» Puste und treibt den Schweiß aus den Poren. Begierig schlürfe Ich das kühle kristallklare Wasser einer diinnstriihnig- sprllhenden Wiesenquelle. Die Wallsahrtkirck)« selbst liegt klein und weiß auf einer Höhe von lütt) Metern: es ist die gleiche Höhe wie die des Estany d'EngolastLrs, den man überdies mitsamt der Kirche San Miquel als winzigen Fleck im fernsten Horizonte erkennen kann Die Uhr zeigt aus ^lv Uhr vormittags. Eine feierliche Messe hat soeben begonnen. Die Kirck)« der Mutter gottes von Eanolic ist klein, um nicht zu sagen winzig, irgend- wie an das Miinsterchen in Gandersheim oder das Doinchen iin heimatlichen Frauenburg erinnernd, und besitzt nur einen ein- ,iaen Altar mit einer braunen Muttergottes. Ungefähr 7ÜÜ Jahre steht das Kirchlein, kahl und nüchtern in seinem Innern und in den letzten Jahren ein wenig aus- gcbcsseit. Vom schmucklosen Eingänge aus bemerkt man an der rechten Seilenwand die von naivem Maler primitiv gebildeten Symbole der Turris Davidica und Rosa Mystica und an der linken Seitcnmand die beiden Pcudantsymbolc des Puteur Aqurnin und der Domus aurea. In einer Ecke lehnt eine kost bare Jahne aus herrlichster Sercrscide. Die Frauen, vielleicht 200 an Zahl, die Kinder von den Säuglingen in den Windeln bis zu de«, Backfischen und Burschen nicht eingerechnet, hocken unten andächtig und still aus schlechten Bänken an den Seiten wänden: die Männer, ungesähr um die tüt), singen oben im Chore. Der Priester zelebriert das Meßopfer sakral und feier lich: er hat die fanatischen Augen eines Missionars aus dem Pacific. Nach der Messe verteilen vor dem Kirchenausgangc gütige Hände Mengen von kleinen Broten kostenlos an jedermann und es findet ein großes Mahl auf dem breiten Rasen am Silber bache statt. Das mitgebrachte Fleisch wird aus einer Schiefer platte in einem offenen Herde des Sakristcihauses gebraten oder geröstet. Ich empsange von vielen Seiten Geschenke von ver schiedenem Fleiscl)«, Salat, Kuchen diverser Art. Mandeln, aller lei Süßigkeiten und endlich roten und weißen Wein, den wir in nadeldiinncm Strahle aus den ledernen Bockbeuteln vergnügt in unseren Mund spritzen lassen. Stach den, vorziiglick-en Imbisse gibt es ein slottes Tänzchen im nahen Einzelgehöste und besten französischen Champagner, Marke Veuv- Cliquot, gratis dazu. Ich werde einen Sektstöpjcl zum Andenken von diesein Tag nach Deutschland mitnehmen. Gegen drei Uhr nachmittags geht man noch einmal in hie Kirche zu einer kurzen Marienvesper, die mit monoton gemurmelter Litanei und dein kräftigen Absingen einer Art von andorranisckier Nationalhymne „Wir sind nicht französisch, wir sind nicht spanisch. Ein kleines freies Volk sind wir und andorranisch!" einen durchaus würdigen Abschluß findet. Tanz, Schmaus uud Gebet Ich muß an die Worte des teil weise zu Unrecht verschollenen badischen Romantikers Joseph Freiherr von Aussenbera aus seiner noch beut« lehr
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