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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 30.09.1911
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1911-09-30
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19110930026
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1911093002
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1911093002
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1911
-
Monat
1911-09
- Tag 1911-09-30
-
Monat
1911-09
-
Jahr
1911
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pvllMcke Nachrichten. La«dtag»»ahlen i« Oldenburg. Oldenburg, SO. September. (Eig. Drahtmeld.) Im Grohherzogtum Oldenburg fanden die Landtags wahlen zum ersten Male nach dem allgemeinen gleichen Wahlrecht statt. Nach den bis 1 Uhr nachts vorliegenden Ergebnissen findet in den meisten Wahlkreisen Nachwahl statt. Definitiv gewählt sind bisher: Drei Vertreter der Rechten, drei Nationalliberale. zwei Liberale, fünf Vertreter Les Zentrums und fünf Sozialdemokraten. Britischer Kohlenarbeiterstreik in Sicht? London, 30. September. Eig. Drahtmeld.) Nach einer Blätlermeldung ist die hier abgehaltene Kon ferenz zwischen den Arbeitgebern und Len A r- beitnehmern der britischen Kohlengruben gescheitert und keine Einigkeit über die Beschwerden der Arbeiter erzielt worden. Die Besorgnis, Laß es zu einem Streik kommt, wächst. Das Publikum be eilt sich, Kohlenvorräte einzukaufcn, La eine Preis steigerung erwartet wird. Nus Leipzig und Umgegend. Leipzig, 30. September. Wetterbericht der Kgl. Sachs. Landeswctterwartc zu Dresden. Voraussage für den 1. Oktober. Westwinde, veränderliche Bewölkung, kühl, Nie derschläge bleiben wahrscheinlich. Fichtelberg: Nachts schwacher Nebel, starker, anhaltender Reif, schwacher, lang anhaltender Rauhfrost. * * Kreishauptmann v. Burgdorfs ist von seinem Urlaube zurückgekehrt und hat die Leitung der Ge schäfte der Kreishauptmannschcut wieder übernommen. * In den Ruhestand. Am 28. September trat der Senior der hiesigen 9. Bürgerschule, Oberlehrer Treutler, nach 46jähriger, reichgrsegneter Amts tätigkeit in Len wohlverdienten Ruhestand. Rach der amtlichen Verabschiedung durch den Direktor Dr. Heller, wobei ihm vom Lehrerkollegium ein wertvolles Geschenk in Gestalt eines Ringes überreicht wurde, fand am Abend noch eine Abschiedsfeier für Len Scheidenden, den das Kollegium ungern scheiden sieht, statt. Möge dem hochverdienten, geistig und körperlich noch sehr rüstigen Emeritus ein recht langer, heiterer Lebensabend beschicken sein. Oberlehrer Treutler hat während seiner Amtstätigkeit etwa 2000 Konfirmanden entlassen und gegen 100 Schüler für das Seminar vorbereitet. * Ecschästsjubiläum. Das 50jährige Geschäfts jubiläum begeht am 1. Oktober die weit über die Grenzen der Stadt bekannte und angesehen- Firma I. Leweck, Juwelier, Reichsstraße, im Handelshof. Im Jahre 1861 von dem Juwelier und Goldschmied Joseph Leweck, dem Vater des jetzigen Inhabers Adolf Leweck, gegründet, stet letzterer seit dem Jahre 1891 dem Geschäft vor und dieses hat sich unter dessen fachmännischer Leitung zu dem jetzigen Umfange ent wickelt. Seit Gründung der Firma, vor 50 Jahren, befindet sich diese an ein und derselben Stell« und lzat einen großen Kreis treuer Kundschaft erworben, der sich nicht nur auf die Stadt, sondern auch in die weiteste Umgebung erstreckt. * LOjähriges Jubiläum der Firma Carl Schmidt, Eisenmöbelfabrik, Böhlitz-Ehrender«- Leipzig. Ein lettenes Fest begeht morgen die bekannte Firma Earl Schmidt in Böhlitz-Ehrenberg und Leipzig. Es ist der Firma gelungen, sich aus kleinen Anfängen, zu der heutigen Größe emporzuarbeiten. Gegründet inr Jahre 1801, war es stets das Bestreben ihrer Inhaber, das Beste zu liefern, wie z. B. in Garten möbeln, Reformbettstellen, Blumenitändern. Wasch tischen. Schirm- und Kleiderständern uiw. Eine be sondere Spezialität der Firma sind Einrichtungen für Krankenhäuser und Kliniken. Zuerst in Reudnitz, Gabelsberperstraße 1. untergebracht, wurde 1908 die Firma bedeutend vergrößert und nach Vöhlitz-Ehren- berg verlegt. Morgen nun begeht sie ihre Fünfzig- jahrfeier und die Inhaber Carl Schmidt und Earl Neumeyer werden an ihrem Ehrentage viele Gratulanten bei sich vereinigt sehen. t> Personalien vom Polizeiamt. Der Kriminal rat Noel tritt nach LOjähriger Dienstzeit bei der Kriminalpolizei aus Gesundheitsrücksichten mit dem 1. Oktober in den Ruhestand: desgleichen der Polizei- Wachtmeister Schmidt von der 22. Bezirkswache. — Das 25jahriqe Dienstjubiläum begeht am 1. Oktober der beim Fundbureau Les Polizeiamtes beschäftigte Aktuar Hugo Ze ich art. Der Jubilar wurde be reits am Sonnabend durch zahlreiche Glückwünsche und Geschenke erfreut und geehrt. * Zur Eewerbegerichtswahl. Der Arbeitsausschuß nationaler Arbeiter- und Gehilfenorganisationen hat beschlossen, sich an der diesjährigen Eewerbogerichts- wahl in der Stadt Leipzig zu beteiligen. Hierzu schreibt man uns: Um sich das Wahlrecht zu sichern, ist die Beschaffung eines Wcrhlausweises nötig. Wahlberechtigt ist jeder 25jährige rcichsdoutsche Ar biter oder Eewerbegehilfe, der im Bezirk der Stadt Leipzig wohnt oder arbeitet. Wahllegitimationen werden vom Eewerbegericht, Polizei- und Rats wachen, außerdem vom nationalen Wahlbureau, Iohannisgasse 1, Hof pt. Tel. 1296 ausgegeben. Die Wahllegitimationen müssen mit Tinte «ungefüllt werden und dem Gewerbegericht oder Wahlbureau wieder direkt zugesandt wcüden, und Zwar bis spä testens Donnerstag, den 12. Oktober. Wichtig für den Ausfall der Wahl ist, daß jeder, der sich zur nationalen Wählerschaft rechnet, seine Wahllegi- timation ausfüllt und an die oben genannten Stellen zurückgibt. Es wird von jedem erwartet, daß er nicht nur für sich sorgt, sondern auch die mit ihm zu- sammcnarbeiteitden, gleichgcfinnten Arbeiter auf die Wichtigkeit der bevorstehenden Gewerbegerichtswahl aufmerksam macht. Auch die arbeitslosen im Bezirk Leipzig wohnenden Arbeiter besitzen das Wahlrecht und werden aufgefordert, von demselben durch Ausfüllung einer Wahllegitimation Gebrauch zu machen. Jede gewünschte Auskunft wird im 2Vahlbureau, Iohannisgasse 1, Hof pt., Tel. 1296, mündlich, schriftlich oder telephonisch erteilt. s. Radfahrer und Natsverfügung. In einer Ver sammlung der Arbeiter-Radfahrer Leipzigs und der Umgegend stand auch die kürzlich erlassene Verfügung des Rates der Stadt Leipzig, nach der alle Radfahrer in den Straßen Leipzigs scharf rechts fahren sollen, zur Besprechung. Es wurde bemerkt, die gute Ab sicht des Rates, bei dem sich immer mehr steigernden Verkehr in den Straßen der Stadt Ordnung zu halten, werde nicht verkannt, nur gegen die Art, wie die ausübenden Organe dabei vorgingen, müsse Protest erhoben werden. Die Versammelten beschlossen, von einem gemeinsamen Vorgehen mit den übrigen Rad- fahrervcreinigungen zunächst noch Abstand zu nehmen, jedoch eine Eingabe an das Stadtverordneten kollegium zu richten. Auch soll in einem öffentlichen Aufrufe aufgefordert werden, alle unnötigen voli- zeilichen Eingriffe einer Zentralstelle mitzuteilen. * Pirzsegen. Der endlich eingetretene Regen hat bewirkt dag die Pilze jetzt üppig wuchern. Während in der heißen und regenlosen Zeit fast kein Pilz — auch kein Giftpilz — zu sehen war, trifft man jetzt auf Feldern und in Wäldern Pilzsucher, beladen mit den schönsten und schmackhaftesten Pilzen. Am meisten ist der Wiejenchampignon vertreten. Da in den letzten Jahren durch Belehrung und Aufklärung in den Schulen, durch Anshängen von naturgetreuen Bildern und farbigen Modellen die Pilzkunde in allen Schichten der Bevölkerung verbreitet ist. hat sich der eßvare Pilz bald einen hervorragenderen Platz in der großen Reihe der Volksnayrungsmittel verschafft. * Ausstellungen des Sächsischen Lehrervereins. Außer der im Handelshof und in der Handel sbörse stattfindsnden Hauptausstetlung. auf die wir bereits verwiesen haben, sind während der Tagung des Sächsischen Lehrervereins noch folgende Sonder ausstellungen geöffnet: das Arbeitsprinzip in der Naturlebre, ausgestellt im König!. Lehrer seminar in Connewitz. Es werden dort Schüler arbeiten gezeigt, die im Physikunterricht der beiden Oberklassen der Seminarübungsschule hergestellt und solche, die angeregt durch den Unterricht, von den Kindern als freie Hausaufgaben gefertigt wur den. Im Speisesaal der Hilfsschule am Johannisplatz befindet sich die Ausstellung der Hilfsschule. Sie bietet Schülerarbeiten aus dem planmässigen Handarbeitsunterrichts und Arbeiten gewerblicher Art, die im Vorbereitungsunterrichte für die kom mende Arbeit und die Existenz der aus der Schule Entlassenen gefertigt wurden, diesen eine Erwerbs tätigkeit zu ermöglichen. Außerdem geben Lehrpläne, Beuchte, Uebersichtstaseln und Lehrmittel «inen Ein blick in die Entwickelung und Einrichtung des Hilfs- schulwesens. In der Hilfsschule ist ferner unterge bracht die Ausstellung der Leipziger Schüler werkstatt. Seit dem Jahre 1880 unterhält die Schü lerwerkstatt Kurse für die Vorstufe des Arbeitsunter- richtes, von denen beide Geschlechter von 6-16 Ja ,ren teilnehmen. Außerdem werden Kurie für Lehrer abaehalten. Die Ausstellung gliedert sich daher in Schüler- und Lehrerarbeiten. Erstere bieten Holz-, Metall-, Papp- und Modellarbeiten nebst Zeich nungen, letztere Lehrgänge für die einzelnen Diszi plinen. Anläßlich der Hauptversammlung der säch sischen Lehrerschaft findet die Ausstellung Schule und Buchgewerbe desDeutschenDuchgewerdevereins im Buchgewerbehaus, Dolzstraße, statt. Sie bietet Schulbücher und Jugendschriften und umfaßt außer dem eine große geschichtliche Abteilung, die wertvolle Schriften und Bücher vom 15.—19. Jahrhundert ent hält. Diese Ausstellung ist bis zur dritten Ro- vcmbcrwoche geöffnet, der Eintritt ist unentgeltlich. Geöffnet ist die Ausstellung an Wochentagen von 3-5, an Sonn- und Feiertagen von 11—2 Ühr. * Sonderwagen nach dem Rennplatz. Aus Anlaß des am Sonntag stattfindenten Pferderennens wer den von 1 Uhr ab Sonderwagen nach dein Rennplatz vom Blücberplatz über den Augustusplatz und von '->2 Uhr ab vom Blücherplatz über den Westring der Promenade verkehren. * Einbruchsdirbstühle. In der Nacht zum Sonn abend ist in zwei verschiedenen, in dem Grundstück Hainstraße 21 im Durchgang nach der Grcmrn Fleischergasse zu gelegenen Geschäften eingebrochen wotden. In beiden Fällen haben sich die Diebe mittels Nachschlüssels Eingang verschafft, Im ersten Falle erlangten sie ca. 500 <l, im anderen einen mattgoldenea Schlangenring, am Kopfe de: Schlange mit einen Brillant verziert, ferner ein mattsilb rnes Zigarettenetui, stark zerkratzt, ein goldenes Arm band und diverse Goldsachen. * Gewarnt wird vor einem Unbekannten, der kürz- lich unter dem Vorwand, das Haustelephon Nachsehen zu wollen, Eingang in eine Wohnung der Prome- nodenstraße erlangen wollte. Obgleich ihm gesagt wurde, daß ein Haustelephon nicht vorhanden sei, verlangte er Einlaß. Erst auf energische Zurecht weisung entfernte er sich. Jedenfalls har der Un bekannte bei dieser Gelegenheit stehlen wollen. * Jugendliche Diebe. In Haft kamen ein 15 Jahre alter Schlosserlehrling aus Wien und ein gleich alteriger Arbeitsburiche aus Sandersleben. Sie hatten in vielen Fällen kleinen Kindern Geldbeträge abgenommen. — Aus einer Wohnung der Prome nadenstraße stahl eine Unbekannte einen goldenen Herrenring mit einem erbsengroßen, in Platin gefaß ten Brillant, im Werte on 600 Die Unbekannte war etwa 20 Jahre alt, von mittlerer, schlanker Ge stalt mit dunklem Haar, schwarzen Augen und ge sundfarbigem Gesicht. Sie war bekleidet u. a. mit schwarzem Rock, weißer Bluse und schwarzem Samt hut (Topfform). * Sittlichkeitsverbrechen. Am Abend des 1. Sep- tember wurde in den Promenadenanlazen am Blücherplatz an einem 11jährigen Schulmädchen ein schweres Sittlichkcitsverbrcchen verübt. Bisher waren alle Nachforschungen nach dem Täter erfolglos. Alle diejenigen Personen, die auch nur die geringsten Wahrnehmungen darüber gemacht haben, werden ge- beten, sich umgehend bei der Kriminalpolizei zu mel den. — Ein 36 Jahre alter Architekt aus Metz wurde wegen Sittlichkeitsverbrechens verhaftet. Er ist erst vor kurzem aus der Strafanstalt entlassen, wo er wegen gleichen Deliktes Strafe verbüßt hatte. * Wer besitzt das Fahrrad? Am 15. September ist in Bocsdorf ein Fahrrad, Marke „Wettin", ge stohlen worden. Das Ras ist vermutlich in hiesiger Stadt verkauft worden. Der jetzige Besitzer des Rades wird angewiesen, sich umgehend bei der hiesigen Kri minalpolizei zu melden. * Festgenommen wurden ein 20 Jahr« alter Schrift setzer aus Cöthen, der seiner Vermieterin einen Uebcr- sicher gestohlen und zu Gelde gemacht hatte; eine 51 Jahre alte Provisionsreisende aus Marburg, die einen Geldbetrag und eine Partie Waren unter schlagen hatte; em 20 Jahre alter Markthelfer aus Prädek, der seinem Arbeitgeber eine Partie Schuh, waren gestohlen hatte; ein 19 Jahre alter Schlosser aus Weiden, der dringend verdächtig ist, «in Fahrrad gestohlen zu haben. * Schwer« Brandwunde« erlitt heute vormittag kurz nach 12 Uhr in der Schwägrichenstraße 11 ein «in dort bedienstete» junges Mädchen, das ani Küchenherd beschäftigt war. Aus der Feuerung herausfallend« glühende Kohlen setzten die Schürz« und darauf die Kleider des Mädchens in Brand, wo durch dieses schwere Brandwunden am ganzen Körper erlitt und ins Krankenhaus gebracht werden mußte. Wir hören dazu noch folgendes: Die beim Land gerichtsdirektor Köhler bedienstete Köchin Anna Wagner stand plötzlich kurz vor 12 Uhr am Herü in Hellen Flammen. Glühende Kohlen, die aus der Feuerung herausfielen, hatten die Schürze des Mäd chens in Brand gesetzt. Es gelang der Frau Land gerichtsdirektor zwar, die brennenden Kleider der Aermsten vom Leibe zu reißen, wobei sich Frau Köhler selbst Brandwunden zuzog. doch hatte die Wagner bereits so schwere Brandwunden erlitten, daß sie sofort nach dem Eintreffen der Feuerwehr ins Krankenhaus gebracht wurde. Es besteht keine Hoff nung. die Aermste am Leben zu erhalten. Anna Wagner ist am 13. September 1887 in Düben ge boren. n. Thekla. In uimeheuer großer Menge kann man jetzt auf den Wiesen, Nübenfeloern und an Feldrainen des Part.sntales den Champignon finden, was von den ärmeren Volts'chichten, die unter der großen Teuerung zu leiden haben, mit Freuden begrüßt wird. Da genannter Pilz nur dort gedeiht, wo Pserdedünger mit Erde vermischt ist, so kann der Reichtum dieses Pilzes in diesem Jahre nur eine Folge der in hiesiger Gegend abgehalteven vielen militärischen Hebungen und Manöver lein. — Einen recht empfindlichen Schaden erlitt eine hiesige Familie dadurch, daß man ihr auf den an der Parthe ge legenen Wiesen neun Gänse vergiftete. Während man durch Anwendung von Gegenmiticln vier rettete, starben fünf. Vermutlich sind Eiftkörner gestreut worden, die die Gänse verzehrt haben. * Oschatz, 29. September. (Einen Selbstmord versuch) unternahm heute ein Schüler des hiesigen Seminars. Er hat sich bei einer Prü- Sus LrMen. Dresden, 29. September. * «inr Auszeichnung für Lingnrr. Der König von Sachsen hat dem Präsidenten der Internatio nalen Hygiene-Ausstellung, Geheimrat Lingner. den Titel und Rang eines Wirklichen Geheimen Rats mit dem Prädikat Exzellenz verliehen. Kartelltag sächsischer mittlerer Staatsbeamten In Dresden wird am 1-1.—16. Oktober der II. Kar telltag der mittleren Staatsbeamten Sachsens ab gehalten. Die Hauptversammlung findet in Form eines Vortragsabends am Sonnabend im Koinert saale des Zoologischen Gartens statt. In zwei Vor trägen sotten die Bestrebungen des Kartells im allgemeinen und insbesondere die Wünsche der mitt leren Staatsbeamten für die Neuregelung des Be amtenrechts sowie die Stellung gegenüber der Eni- reihungsforoerung des Sächsischen Lehrervereins dar gelegt werden. Durch Kollegen eingeführte Gäste sind an diesem Abend willkommen. Dein Vortrags abend wird sich ein Kommers anichließen. Der Sonntagvormittag ist für eine Besichtigung des Rat- Hauses und sür interne Verhandlungen bestimmt. Der Abend vereinigt die Teilnehmer mit den Ange hörigen im Künstlerhaus. Ein breiter Raum ist dem Besuch der Hygiene-Ausstellung vorbehalten. Sonnabend und Montag vormittag und Sonntag nachmittag sollen kundige Führungen durch die Aus stellung stattfinden. Starke Beteiligung aus allen Teilen Sachsens ist zu erwarten. Das am 15. Okto ber 1909 gegründete Kartell umfaßt zrrneit 13 Ver eine mittlerer Staatsbeamten mit rund 7000 Mit gliedern. zukommen, ist die Chaussee magnifique geführt, indem sie an einem Felsabhang sechsmal sich untereinander schlängelt, so daß man den folgenden Wagen un mittelbar über sich hat. Die Porta nigra, das alte römische Gebäude, war mit Pechtonnen erleuchtet und sah beim Durchfahren superbe aus. Das 30. 2nf.- Regt, und 8. Ulanen-Rgt. hier sah ich am 13. früh in sehr tie em Boden. Ersteres ist nur mittelmäßig, letzteres recht gut. — Gen. Borstel! ist sehr graziös gegen seinen Äeneralinspekteur; er freut sich sehr auf seinen 1. Juli. Adieu. Küsse den Jungen von mir und grüße die anwesenden Geschwister. — Stets Dein treuer Freund W. '-12 Uhr. Eben komme ich vom Ball und finde Deinen ersten Brief vom 10. Tausend Dank für denselben; er hat mich wahrhaft gerührt. Der Ball saal ist iuperbe hier. Die Gesellschaft sehr gemischt, aber anständig; einige hübsche Gesichter und wieder gutgesinnte Französinnen. IV. Koblenz, den 2. Juli 1838. Soeben erhalte ich Deinen Brief vom 28. Tau send Dank für denselben! Während Du ihn schriebst, schwelgte ich im Rheingau. Um Mittag verließ ich F. a. M., dinierte in Wiesbaden, besah den neu dekorierten herrlichen Saal nebst Nebemälen, dann den Sckloßbau, der doch nach unserem Palais nicht recht schmecken will, und der wohl erst in io, Jahren fertig sein wird, worauf ich zur Herzogin (Pauline von Nassau) nach Biebrich fuhr, die deliziös aussah und sehr aimable war. Nach einer Stunde fuhr ich weiter durch das himmlische Rheingau, trank bei Mappes, dem famosen Weinhändler in Hattersheim, einige betaumelnde Weine und blieb die Nacht in Riidesheim in meinem lieben goldenen Engel der enorm vergrößert und embelliert ist. Der Abend war im Mondschein so wundervoll, daß ich bis 11 Uhr am Rhein wandelte und saß, die erste schöne Sommernacht. Ich hatte Deiner dabei recht gedacht, wie Du das genossen haben würdest. Den 29. um 7 Ühr gings per Dampf nach Düffel dorf. Das Wetter war bis Andernach wundervoll. Da erhob sich aber ein gewaltiger Eewittersturm, und es wurde plötzlich kalt. Ich bestieg de« Stolzen, fels, der sehr avanciert ist. Koblenz flog an uns nur vorüber sowie Köln. Zn Ober-Taffel am Drachenfels dinierten wir beim Grafen v. d. Lippe, Unruh» (des Prinzen Adjutant) Schwager, bei denen ich vor 19 Jahren auch diniert hatte. Um ',,10 Uhr langte ich an. Am 30. besah ich das Garde-Land- wehr-Bataillon, was ganz gut war. Nach einem cknitoire. reiste ich hierher, in der Gegend wieder schwelgend. Gestern nun war der große Tag. Um 9 Uhr ging ich ,um Jubilar (General v. Borstell) und über brachte ihm die mir samt dem brillanten schwarzen Adler in Saarlouis zugekommene Kabinettsorder sowie Deinen Brief. Seine Rührung war sehr groß. Vis V,11 Uhr empfing er die verschiedenen Gratula tionen und Geschenke, die wirklich sehr schön sind. Um V,11 Uhr hotte ich ihn zur Kirche ab, wo der Prediger zwar die Kirche analog hielt, doch des Jubilars, auf mein Geheiß, nur in dem Gebet er wähnte, und das recht schön. Dann war große Parade, die ich, am Flügel haltend und marschierend, den Jubilar abnehmen ließ. Dann nahm ich Zivil- und Militärcour an. Um 0,3 Ubr Diner bis'-7 Uhr. Langsames Servieren, Toaste, Reden, Jubel, Lärm, Enthusiasmus, Patriotismus, alles wechselte und gibt in mancher Beziehung eine angenehme Rückerinnerung. Ob dergleichen aufgeregte Momente aber Früchte tragen, ist eine Frage, welche schwer zu beantworten ist. Schaden werden solche szenen freilich nicht, aber vieles muß man auch dem Augenblick nur zuschreiben Der General Borstell kann aber sehr zufrieden sein mit seinem Ehrentag, und er verdient in vollem Maße die ihm gewordene Anerkennung. Erst ließ er den König leben. Dann tch den Jubilar. Dann Graf Dohna die königliche Familie, wo ich denn einen Zirkumflex bekam. Dann Ober präsident Vodelschwingh die Armee und das Land (ganz vortrefflich gesprochen); dann ich die Alliierten des Königs wegen der vielen Oesterreicher. Dann Müffling den Deutschen Bund; dann Borstell die Provinz dem König durch mich empfehlend; dann ich dies versprechend, auf das Wohl der Provinz, und dann ich ein Impromptu auf den Gendarmerieoberst Sandrat, der tags zuvor sein Jubiläum inkognito gefeiert hatte, welchen Toast ich mit s,m>» euiquo anfing. Gnsin, ich habe mich magnifique benommen. Auch ließ ich einen Vers des Rheinliedes, der von Treue gegen den König spricht, stehend wiederholen, was rasenden Enthusiasmus erregte. „Heil Dir" usw. und die letzte Strophe von Spontinis Volks lied ließ ich stehend singen. Der Ball war, wie 1836, heiß und voll. Heute sah ich die Garnison. Die Regimenter sind nicht besonders. Die Artillerie superb, das Garde-Bat. gut. Nun Diner ohne Toaste und mit Ruhe; zählte 2l)O Personen. Nun muß ich zum Ball bei Borstell. Alles erinnert sich Deiner mit besonderer Freude. VV. Sus Ernst von kvilüenbruchs Glücksjahr. Am 26. Oktober des Jahres 1881 errangen Ernst von Wildenbruchs „Karolinger" im Berliner Dikto- ria-Theater einen stürmischen Triumph —am nächsten Morgen war der bis dahin in den weitesten Kreisen unbekannte Hilfsarbeiter im Auswärtigen Amte ein berühmter Mann, und noch im selben Jahre folgten Schlag auf Schlag weitere Erfolge. Das Jahr 1881 darf in Wildenbruchs Leben al» die Peripetie bezeichnet werden, und gerade in diese Zeit der ent- jcheideirden Wendung seine» Geschicke» führen bi« schönen Briefe des Dichters hinein, die er an Bert hold Litzmann geschrieben hat, und die dieser be kannte Literarhistoriker jetzt im Oktooerhefte der „Deutschen Rundschau" veröffentlicht. Litzmann. ob gleich viel jünger als Wilüenbruch, war ihm in den Jahren 1878—80 in engstem persönlichen Verkehr nahegetreten; 1880 hatte er Berlin verlassen, um seine Vaterstadt Kiel wieder aufßusuchen, und diesem Umstande verdanken wir die wertvollen Selbst zeugnisse, die Wildenbruch in seinen Briefen an iha niedergelegt hat. Merkwürdig genug ist, daß Wilden bruch dem Jahre 1881 von vornherein mit einem ge- wissen abergläubischen Gefühle Les Siegvertrauens «ntgegensab. Er glaubte an dieses Jahr. Als er zu der Ausführung lebender Bilder in Potsdam zur Feier der silbernen Hochzeit des Kronprinzenpaares Begleitoerse geschrieben hatte, berichtete er dem Freunde über den Gang der Aufführung; wie der Kronprinz ihn gelobt, auch Herr v. Hülsen sich freund lich zu ihm geäußert hatte. Hülsen Mach von den „Karolingern", auch von den „Msnoncten", ohne je doch mehr als allgemeine Aeußerungen seines Inter- effes zu geben. „Nun — so fügte Wildenbruch hin zu —, es wird ja doch werden, ich traue dem Jahre 1881 eine wunderbare Macht zu, arrf di« Gefahr hin, Laß Du meinen Aberglauben auslachst!" Dies Vertrauen wurde nicht getäuscht; von allen Seiten empfand Wildenbruch in diesem Jahre, daß man sich für ihn zu interessieren, seine Leistungen anzuerkennen beginne, und er hatte das Gefühl, als ob er von einem langen, tiefen Drucke erlöst sei. „Ja, mein Lieber, im Laufe mancher Jahre hatte ich mich daran gewöhnt, die drückende Atmosphäre zu er- tragen, die damals auf mir lastete, der Erfolglosig. keit und des Unglücks, und da sie von Blei ist. muß man sich einen Stiernacken anschaffen, um sie zu schleppen. Jetzt fange ich an zu bemerken, daß man auch Widerstandskraft braucht, um die Atmosphäre des Erfolges und des Glückes zu ertragen — denn ich glaube wirklich, die große Stunde sängt an zu schlagen. Als nun gar der große Berliner Karo- lingerfieg errungen war, da konnte er zusehends merken, wie man ihm anders begegnete — aanz be- fonrers an dem bis dähin so zugeknöpften Berliner Hoftheater. „Zur Charakterisierung der Verhältnisse teile ich Dir mit, daß. wenn ich bei Titus Ulrich (dem Berliner Jntcndanturrate) den Kops in die Türe stecke, er mich mit einem: „Ah — willkommen!" emp fängt, und daß ich ihn „lieber Rat" tituliere — terupvra mntontur. Theateragenten, die mich früher wir einen Hund behandelten, find plötzlich jahrelang lebhaft für mich interessiert gewesen usw." Wirklich nahm Hülsen kurz darauf den..Harold" endgültig an. ..Ich brauche Dir nicht zu sagen, was dieses Ereignis für mich bedeutet. Du hast die Kieiel und Scherben ge- selien, die mir auf langem Weae di« Füße blutig qe- rissen haben, Du hast gesehen, wie ich gleich Hein- rich IV. in Kanossa vor der verriegelten Tür -«- standen habe. Dein Brief gibt mir Zeugnis, wenn ich dessen bedurft hätte, daß Du es mitempsunüen hast, wie ich jahrelang gleich einem Gemarterten auf glühendem Roste gelegen habe." Diese Prüsungszeit hat freilich auch das Gute für Wildenbruch gehabt, Laß sie ihn kritischer stimmte. Interessant sind hierüber die Aeußerungen, die er Litzmann gegenüber auf den Bericht über seine Vorlesung von „Vätern und Söhnen" tat. „Das Lob, das meinen Werken gespendet wird, übt, je nach der Persönlichkeit, von der es kommt, sowie nach der Art, in der es gebracht wird, eine ganz verschiedenartige Wirkung auf mich. Manche Menschen sagen mir schöne und vernünftige Worte — und trotzdem läßt es mich kalt. Woran liegt es? Vielleicht daran, daß ich spüre, daß bei ihnen überhaupt nur eine Befriedigung des In tellekts möglich ist, oder daß, wenn ich ihr Eesühl getroffen, dies Gefühl ein so seichtes Wässerchen ist. daß es ebenso schnell, wie es in Wallung gekommen, auch wieder zum Stagnieren gelangen wird. Da gegen gibt es Menschen, bei denen ich das Gefühl habe, als müßten meine Dichtungen sie erst wie ein feuriges Meer umslackern, umtoben, umarmen, bis daß sie fühlen, daß es wirkliches, lebendiges Feuer ist, was sie umringt, bis daß die Glut in sie ein dringt, immer höher in ihnen steigt, immer wilder in ihnen wächst, bis daß sie ganz dahinschmelzen und nicht mehr los können und wollen, weil sie ganz eins geworden sind mit dem verschlingenden Gedichte. Diese Menschen suche ich, liebe ich — und von diesen bist Du mir der Erste!" Ueberhaupt lasten die Ausbrüche und Bekenntnisse der Dankbarkeit gegen den Freund, die in diesen Briefen öfter wiederkehren, einen tiefen Blick in den echten Adel des Empfindens Wildenbruchs tu». Fast mit Humor macht er Litzmann darauf aufmerksam, daß er dereinst ter warnende Mentor gewesen sei und bei „untrüglichen Zeichen beginnenden Größen wahns" drohend den Finger erhoben habe, daß er jetzt selbst alles tue, um den Dickster in den Größen wahn hineinzureden, aber dabei spricht er ihm mit feurigen Worten seinen tiefen Dank für die schönen, großen Worte aus. „die jenen unergründlichen Ab grund in mir in Feuer gesetzt haben, aus dem das unergründliche Rätselwesen Phantasie" geboren wird, die Phantasie, di« das ganze Weltall mit seinen Höllenqualen und Himmelswonnen im Riesenleibe trägt und sich freut, wenn sie dir das Weltall im Spiegel des Tautropfen» zeigen kann." Auch ab gesehen von dem hohen biographischen Werte, den diese neuen Wildenbruchbriefe besitzen, sind sie äußerst charakteristisch für das Seelenleben dieses Dichter», der immer etwas Kindliches behalten hat, einen treu herzigen Glauben, ein warmes Empfinden und. bei allem Selbstbewußtsein, doch echte innere Be scheidenheit. _ .
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