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Iriedrich Heorg Miecli's — Deutsche MMrirte Oewerbereüung. Herausgegebeu von vr. A. Fachmann. Abonnements-Preis: Jnserateu-Preis: Halbjährlich 3 Thlr. Verlag von K. Bcrggold in Berlin, Links-Straße Nr. 10. pro Zeile 2 Sgr. Viernnddreißigster Jahrgang. Zu beziehen durch alle Buchhandlungen und Postämter. Wöchentlich ein Sogen. Inhalt: Gewerbliche Berichte: Zur Fabrikation des Phosphors. — Die Ventilations-Einrichtung des neuen Opernhauses in Wien. — Ueber die von Ehr. H. Fraas und G. Pfanzeder construirten Brückenwaagen. — Ueber die Fabrikation der Weizenstärke. (Schluß.) — Die neuesten Fortschritte und technische Umschau in den Gewer ben und Künsten: Patente vom Monat Juli. — Ein neues Deckweiß für Maler. — Repp's combinirtes Werkzeug für den Hufbeschlag der Pferde. — Reck's und Joachkm's patentirte Lohkuchen-, Form- und Entwässernngsmaschine. — Snook's verbesserter Dampfhahn. — Construction zur Verhütung von Unglücksfällen an Walzendruckmaschinen. — Eine neue Füllung für die Zwischenwände der feuerfesten Geldschränke. — Ein neues Grau für Gründe auf leineneGarne und Gewebe. — Niol's und Duflot's Verfahren Schmnck- federn zu bleichen. — Feuilleton: Käuflicher Leim als Gallerte. — Benutzung des Ozons in Weißbleichen. — Lebenserrettungs-Apparat für Passagiere zur See. — Amerikanische Eiswagen zum weiten Transport von Früchten und Fleisch während des Sommers. — Prüfung des käuflichen Bienenwachses auf seine Verfälschung mit Paraffin. — Arbeitsmarkt für Gewerbe und Technik. Heweröttche Berichte. Zur Fabrikation des Phosphors. (Nach englischen Quellen durch C. Schmidt.) Der französische Fabrikant Claude Brison hat in England ein Patent auf ein Verfahren Phosphor darzustellen genommen, welches aus dem Grunde beachtenswerth ist, weil das Dar stellungsmaterial des Phosphors in einem Gebläseofen in un mittelbarer Berührung mit dem Fencrmatcrial sich befindet und zwar unter Mitwirkung eines Luftstroms, der, indem er in den Ofen tritt, die Verbrennung jenes Materials vervollständigt, die Gewinnung des Phosphors aber bewirkt. Kein Apparat eines chemischen Laboratoriums findet hier Anwendung, sondern ein Apparat der Großindustrie, mittels dessen es möglich ist, die Phosphorfabrikation zu einen Industriezweig von großem Um fange zu erheben, ein Apparat, der in seiner Einrichtung wie in seiner Wirkungsweise gleich einfach ist und der es gestattet, beide Arten von Phosphor, gewöhnlichen und amorphen, nach Bedarf darzustellen. Mit diesem Apparate tritt die Darstellung des Phosphors in die Reihe der Industriezweige, welche in größerem Maaßstabe fabrikmäßig betrieben werden. Den Ofen zeigt Fig. 1 im Vertikalschnitt; er ist aus feuer festen Ziegeln aufgemauert und auf seiner äußeren Fläche mit einer Decke von starkem Eisenblech belegt; die Oeffnung des Schachtes 0 geht oberhalb in eine Aufschüttvorrichtung ans, welche mit dem Rumpfe eines Mahlganges große Aehnlichkeit hat, nur daß hier die in den Schacht führende Oeffnung durch die Vorrichtung L verschließbar ist, welche durch den Hebel 0 ge hoben und gesenkt werden kann, je nachdem man den Schacht öff nen oder verschließen will. 6 6t sind Düsen, durch welche die Gebläseluft in den Ofen einströmt, und UU Abzugsröhren, welche die Dämpfe und Gase fortführen, desgleichen ist b' eine verschließ bare Röhre, welche für den Abfluß der geschmolzenen Schlacke bestimmt ist. Bei der Darstellung des Phosphors mittels dieses Ofens verfährt man nun einfach auf die Weise, daß man zunächst den Schacht mit Coaks oder Holzkohlen bis nahe an die Röhren H füllt und dann anzündet. Nach Verlauf einiger Zeit, während welcher das Feuermaterial eine Strecke bis unter v zusammen gebrannt ist, wird nun fortan in abwechselnden Schichten Feuer material und die mineralische Mischung, aus welcher der Phos phor in Dampfform gewonnen wird, in bestimmten Zwischen zeiten aufgegeben, nach jedesmaliger Aufschüttung aber der Schacht durch die Vorrichtung 6 geschlossen. Die nun angelassenen Ge bläse, welche die höchsten Hitzgrade bei I entwickeln, treiben die gasförmigen Produkte, wie bereits erwähnt, nach den Röhren II, während die nicht flüchtigen geschmolzenen Substanzen in dem Raume 8 sich ansammeln, um von da, wie ebenfalls bereits ge sagt, ihren Ausweg durch zu nehmen. Die Gebläse bleiben so lange in Thätigkeit, als die Beschickung aufgegeben wird. Die mineralische Mischung, die zur Gewinnung des Phos phors dient, besteht aber aus phosphorsaurem Kalk, Kieselsäure und Soda, deren Mengen der chemischen Aktion, die sic auf einander in erhöhter Temperatur ansüben, entsprechen. Gut ge trocknet und sorgfältig mit einander vermischt gelangt dieses hin reichend zerkleinerte Material in den Ofen, wo der chemische Austausch der Bestandtheile desselben bei I stattfindet, und zwar in der Weise, daß die Kieselsäure die Phosphorsäure aus ihrer Verbindung mit dem Kalk austreibt und dafür an deren Stelle in Verbindung mit dem Kalk tritt und kieselsauren Kalk bildet; da aber dieses einfache Silikat minder leichtflüssig als das aus Kalk und Natron bestehende Doppelsilikai ist, so erschien der obige Zu satz von Soda durch die Zweckmäßigkeit geboten. Die freige wordene Phosphorsänre wird aber durch die Gegenwart der Kohle in Phosphor und Sauerstoff zerlegt, von denen der erstere in Dampfform durch die Röhren II abzieht, um sich in den mit Wasser angefüllten Condensationsgefäßen, die mit den Röhren 8 in Verbindung gebracht sind, als Phosphor in fester Gestalt an zusammeln, während der Sauerstoff mit einem Theil der vor handenen Kohle zu Kohlenoxydgas zusammentritt. Für den Fall Phosphorsäure-Theilchen unzerlegt aus der Reductionszone des Ofens entweichen, so finden diese in dem oberen Raum des Ofens eine mit Kohlenoxydgas überschwängerte Atmosphäre, wo sie an das genannte Gas ihren Sauerstoff abgeben und zu Phosphor sich reduziren. Aus dem Kohlenoxyd wird hierdurch Kohlensäure, die sammt den übrigen gasförmigen Produkten, welche im Ofen erzeugt werden, durch die Röhren 8 ebenfalls in die Conden- sationsapparate gelangen. Auf einfache Weise läßt sich mit diesen Ofen, um amorphen Phosphor darzustellen, ein Apparat in Ver bindung bringen, in welchem man auf den Phosphor unter Aus schluß von Wasser und Luft eine Temperatur von ca. 250" längere Zeit einwirken läßt.