Volltext Seite (XML)
Iriedrich Heorg Aieck's — Deutsche MMmte OewerbeMung. Abonnements-Preis: Halbjährlich 3 Thlr. Herausgegeben von vr. A. Fachmann. Verlag von T. Perggold in Vertin, Links-Straße Nr.- 10. Jnseraten-Preis: pro Zeile 2 Sgr. Vierunddreisüglser Jahrgang. Zu beziehen durch alle Buchhandlungen und Postämter. Wöchentlich ein Logen. Inhalt: Gewerbliche Berichte: Neber Erlangung einer schönen Patina auf Bronzen in großen Städten. — Schmelzen von Stahl in großen Massen. — Vicinalbahnen mit einer Schiene (System Larmansat). (Schluß.) — Neber die Anwendung der Anilinfarbe» in der Lederfärberei. — Die neuesten Fortschritte und technische Umschau in den Gewerben und Künsten: Patente vom Monat Juni. — Hinkels und Neubecker's selbstthätig wirkender Maischavvarat. — Verbesserungen an Wagenfedern. — Ruß reiniger für Feuerrohre in Damvfkesseln. — Wilcor's Zählapparat. — Heyer'S Maschine Flaschen zn verkorken. — Roiver'S Viethode die Kratzen auf den .Krempelwalzen zu be festigen. — Rkck'S und Joachims in Schweinfurt vatentirtc Lohkncheu-Formmaschiue. — RamSboliou's verbessertes Walzwerk mit UmdrehuugSwechsel für Eisenbahnschienen. — vr. Böttger'S Verfahren auf Glas, Porzellan ,c. glänzende Plalinüberzüge darznstcllen. — Feuilleton: Gußeiserne Oefcn auch in geschloffenen Arbeitslokalen unschädlich. — Verweribung von Weißblechabsäuen. — Ei» Wunder der llhrmacherkunst. — 0r. Böttger'S Methode, Stahlfedern mit einen! goldähnlichen Ueberzug« zu versehen. — Notiz aus In- dnstriebezirken. — Spanisches Parfüm für Wäsche nnd Kleidungsstücke. — Kaden und Wittig's Patentmalzdarre. — Arbeitsmarkt für Gewerbe und Technik. Hewerbliche Berichte. Neber Erlangung einer schönen Patina ans Bronzen in großen Städten. In fast allen großen Städten, besonders in solchen, wo Koh len als Brennmaterial dienen, hat man die Erfahrung gemacht, daß auf öffentlichen Plätzen aufgestellte Bronzen, statt sich mit einer Patina zu bekleiden, ein schmutziges, dunkles, dem Gußeisen ähnliches Ansehen erhalten. Der Wunsch, diesem Uebelstande zu begegnen, hat den Verein zur Beförderung des Gewerbfleißes in Preußen veranlaßt, vergleichende Versuche anstcllcu zn lassen, nm wo möglich eine Abhülfe zu finden. Hierüber berichten Poggen- dorff's Annalen Folgendes: Zunächst hat man die Frage zu beantworten gesucht, ob eine bestimmte Zusammensetzung der Bronze die Annahme einer schönen Patina bedinge. Zu dem Ende sind von zehn, durch be sonders schöne Patina ausgezeichneten Bronzen, die sich an ver schiedenen Orten befinden, kleine Proben entnommen und ana- lysirt worden. Jede dieser Proben wurde getheilt nnd zwei ver schiedenen anerkannten Chemikern zur Analyse übergeben. Die Ergebnisse derselben haben gezeigt, daß die untersuchten Bronzen von sehr verschiedener Zusammensetzung sind. Der Kupfergehalt schwankt in ihnen von 94 bis zu 77 Proc. Die Menge des Zinnes steigt in einer derselben bis zu 9 Proc., in anderen be trägt sie nur 4 Proc. und einzelne enthalten nicht mehr als 0,8 Proc. Zinn, dagegen bis zu 19 Proc. Zink. Ebenso schwanken die andedcu zufälligen Beimischungen wie Blei, Eisen, Nickel. Bei der verschiedensten Zusammensetzung besitzen diese Bronzen sämmtlich eine sehr schöne grüne Patina. Es wäre möglich,-daß die Zusammensetzung einen Einfluß auf die Zeit übt, innerhalb welcher die Bronzen, unter übrigens gleichen Umständen, sich mit der Patina bekleiden, daß aber bei der verschiedensten Zusammen setzung die Annahme der Patina erfolgen kann, darüber lassen die erwähnten Analysen keinen Zweifel. Um andere Einflüsse bei der Annahme der Patina kennen zu lernen, wurde eine Anzahl von Büsten aus Brouze an einer Slelle in der Stadt ausgestellt, wo besonders ungünstige Ex- halationen stattfinden und wo verschiedene, ganz in der Nähe befindliche Bronze-Statuen, ohne eine Spur von Patina anzu setzen, das oben erwähnte unangenehme schwarze Acnßere ange nommen haben. Durch die Beobachtung, daß an mehreren öffentlichen Denk mälern die dem Publikum zugänglichen Stellen, welche vielfach mit den Händen befaßt werden, eine, wenn auch nicht grüne, doch *) Bergt. Jllustr. Gewerbeztg. S- 274, Jahrg. 1868. aber sonst alle schönen Eigenschaften besitzende Patina angenom men haben, während alle übrigen Stellen schwärz nnd unansehn lich sind, kam die mit der Untersuchung beauftragte Commission auf die Bermuthung, daß wahrscheinlich das Fett eigenthümlich bei der Bildung der Patina mitwirke. Es wurde deshalb eine der ausgestellten Büsten jeden Tag, mit Ausnahme der Regen tage, mit Wasser abgespritzt, um sic rein zu erhalte« und außer dem jeden Monat einmal mit Kuocheuöl in der Weise behandelt, daß das mit einem Pinsel aufgebrachte Oel sogleich mittels wollener Lappen wieder abgerieben wurde. Eine zweite Büste wurde ebenfalls täglich mit Wasser gereinigt, erhielt aber kein Oel. Bei einer dritten ebenfalls täglich mit Wasser gereinigten wurde die Behandlung mit Oel nur zweimal des JahreS vor genommen. Die vierte blieb zum Vergleich ungereinigt und über haupt ganz unberührt. Die erste und die zuletzt genannte Büste sind seit 1864 aus gestellt nnd auf die angegebene Weise behandelt, die dritte und vierte seit Anfang 1866. Es hat sich an ihnen die erwähnte Voraussicht von der Wirkung des Fettes auf das unzweifelhaf teste bestätigt. Die monatlich mit Oel behandelte hat eine dunkelgrüne Pa tina angenommen, die von allen Kunstverständigen für sehr schön erklärt wird. Die nur zweimal des Jahres mit Oel abgeriebene hat eiu weniger günstiges Ansehen, und die nur mit Wasser ge reinigte hat nichts von der schönen Beschaffenheit, welche die Bronzen durch Ansetzen der Patina erhalten. Die gar nicht ge reinigte ist ganz unansehnlich, stumpf und schwarz. Man kann hiernach als sicher ansehen, daß, wenn man eine öffentlich ausgestellte Bronze monatlich, nachdem sie gereinigt wor den, mit Oel abreibt, sie eine schöne Patina aunehmen wird. In wie weit dieses Abreiben, das bei größeren Monumen ten so häufig schwer auszuführen ist, sich wird beschränken lasten, darüber sollen fortgesetzte Versuche entscheiden, die durch die Büste, welche nur zweimal jährlich mit Oel behandelt wird, be reits eingeleitet sind. Außerdem hat der Verein noch zwei neue durch chemische Mittel künstlich patinirte Bronzen aufstelleu lassen, nm zu erfahren, wie diese sich bei ähnlicher Behandlung bewähren. Wodurch das Oel bei der Bildung der Patina wirkt, ist nicht mit Sicherheit anzugeben. So viel haben die Versuche ge zeigt, daß jeder Uebcrschuß an Oel zu vermeiden ist und daß man das aufgebrachte sogleich mit einem Lappen so weit als mög lich wieder entfernen muß. Bleibt überschüssiges Oel zurück, so 29