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ganz horizontal, kann aber in eine geneigte Stellung gebracht werden. Auf die Steinplatte dieses Tisches wird ein Blatt Zinn gelegt und glatt ausgcstriche». Darauf wird auf dies aus einem hoher oder niedriger über der Tischfläche gehaltenen Gefäße etwas Quecksilber gegossen. Hierbei spritzt das Metall häufig auch über den Tisch hinaus. Dies Quecksilber wird nun auf der Zinu- fläche verrieben, wobei dasselbe anch noch verspritzen kann. Wenn das Zinn von gebildetem Amalgam glänzt, wird eine nenc größere Qnecksilbermcnge anfgegosfcn, nachdem an 2 oder 3 Seiten des Tisches Glasleisten aufgelegt worden nnd durch Gewichte be schwert sind. Bei diesem Änfgießen spritzt das Quecksilber, je nach der Hohe, ans der cs fällt, wieder mehr oder weniger weit. Der etwaige Ueberschuß aufgegosscnen Metalls fließt in die Rinne nm den Tisch nnd durch diese in ein unter dem Schlauche stehen des Gefäß. Nun treten Differenzen ans, deren die Technologen meines Wissens nach nicht gedacht, die aber gleichwohl technologisch und gesundheitlich von großer Bedeutung sind. Nach den Beschrei bungen von Putze (Prcchtl's Encyclopädie Seite 193 ff.) und Karmarsch und Heeren (technisches Wörterbuch II. S. 159) wird „die Oxydhant" („der Staub und das Oxyd") mit einer leiste, beziehentlich mit einem Läppchen von dem, auf das bereits amal- gamirte Zinn aufgegosscne Hg.*) abgezogen, rcsp. weggeschobeu. Dies findet nun aber in den von mir gesehenen Fabriken nicht statt und scheint anch in anderen nicht stattzuhaben; die „Oxyd- hant" wird da vielmehr, soweit überhaupt etwas zu ihrer Be seitigung geschieht, durch Durchseihcn, beziehentlich Pressen des Hg. durch Wvll- oder Leiuenzeug entfernt. Dies bezieht sich, wie ich glaube, auch nur auf solches Hg., das vom Belegtische abge- flosseu ist, und hat nicht die Entfernung von Staub und „Oxyd", sondern hauptsächlich von Zinnamalgam und fremden Metallen zum Zwecke. ZinnreicheS Hg. trägt nämlich immer eine trübe, von aus geschiedenen fremden Metallen auch grau oder schwärzlich aus sehende Hautdecke von Ziuuamalgam. Wcun ich in meinen Versuchen von zinnreichem Hg. diese Haut abschöpfte, bekam ich immer wieder eine solche, nach und nach dünner nnd reiner, silberweiß werdende Hautdecke. Diese Masse also ist es im Wesentlichen, welche die Spiegclmachcr ent fernen wollen. Mancher Beleger mag aber wohl anch das noch ungebrauchte Hg. zur Entfernung von Staub rc. aus demselben coliren oder pressen. Es geschieht dies übrigens meist durch Ein legen des Zeugstückcs in die Hg.-Schaale und einfaches Aufgießen dcS Hg.; filtrirt das Tuch so nicht, so wird es zusammcugcbeu- tclt und mit der Hand gepreßt. In einer böhmischen Fabrik be findet sich das Colatorium — ein mit Leinwand überzogener Holz rahmen — am Schlauche des Belegtisches fixirt. Mit fremdem Staube verbleibt bei diese» Operationen Zinn amalgam nnd auch Quecksilber auf nud in dem Gewebe der Co- latorieu. Auf dies Durchseihcn wird aber offenbar von den Ar beitern kein großer Werth gelegt, da sie es, wie ich gesehen, auch so vornehmen, daß- das Metall oben über das Seihtuch hiuansläuft. Bei Hg., das schon mehrfach mit Zinn in Berührung ge wesen, dürfte die Operation aber doch nöthig sein, da es dann zähflüssig und in seiner ganzen Masse unrein wird, nicht blos auf der Oberfläche. — Diese Operationen aber sind, wie be merkt, alle von großer gesundheitlicher Bedeutung, nicht ihrer selbst, sondern der Arbeitsmittel wegen, die zu ihnen erforderlich sind: die Seih- und Preßtücher, die Lappen zum Abziehen der Haut, die Zengstücke zum Reiuigcu der Leisten, die zum Weg schieben der Haut etwa verwendet worden. Alle diese Materialien nehmen nämlich Amalgam und Hg. auf, und müssen von diesem, einerseits zur Wiedergewinnung des (relativ theucren) Hg., andererseits aber auch, damit sie wieder benutzt werde» könucu, gereinigt werden; dies aber ist eine ge sundheitlich sehr wichtige Operation. Ich werde bald auf die selbe näher eingehen. Während der Belcgetisch mit Hg. versehen wird, wird die Glasplatte, die zum Spiegel werden soll, nachdem sie vorher schon mit Asche und Wasser gereinigt worden, mit reinen, und sowohl in der warmen als in der kalten Jahreszeit warm ge haltenen leinenen Tüchern sauber abgeriebeu. Die Platte, be- ) Hg. Abkürzung für Hydrargyrum ---- Quecksilber. ziehentlich nach einander mehrere, werden nun, nachdem an der Einschiebeseite des Tisches ein dickes Papicrblatt (papisi- n eoulvi- der französischen Arbeiter) untergelcgt worden, in dem Quecksilber so vorgeschoben, daß sie eine Schicht des Metalls vor sich her treiben. Nun werden die Glaslcisten bei Seite gestellt; von ihnen tropft Quecksilber oder Zinnamalgam mit überschüssigem Quecksilber ab, beziehungsweise bleibt eins von beide» an ihnen hangen. Ist bei der Arbeit etwas mißlungen, so wird die Platte wieder abgeuommen und mit denselben immer warm gehaltenen Tüchern, die zuvor zur Reinigung verwendet worden, wieder blank gemacht; hing an dem Glase noch Quecksilber, so kommt dies dabei an jene Tücher. Ist dagegen alles gelungen, so wird die auf dem Tische liegende Platte mit Gewichten beschwert, nachdem zuvor ein Tuch uutergelegt worden, oder es haben die Gewichte eine Filz- rc. Sohle. Bei diesem Drucke, sowie beim Aufschieben des Glases fließt Hg. in die Rinne nnd von da iu den Schlauch. Alles vorn Tische iu diesen fließende Metall wird dnrch ein Gefäß aufge- fangcn. Hinsichtlich dieses Anffangens disferirt das Verfahren in den verschiedenen Fabriken: häufig ist der Fall, daß der Schlauch eiueu Fuß oder noch höher über dem auf dem Fuß boden stehenden Auffanggefäße endet, und daß dies eine verhält- nißmäßig flache offene Holzschüssel ist. Wenn hier das Hg. aus dem Schlauche in die Schüssel fällt, spritzt es aus dieser heraus; wenn die Schüssel oder voll ist, nud zufällig an sie ge stoßen wird, schlägt das Metall große Wellen und kommt dabei leicht über den Rand der Schüssel hinaus auf den Fußboden. Dies ist die üble Einrichtung in den Fabriken, die ich gesehen habe. In Erlangen wird das ablaufende Hg. in einem hohen eisernen Topfe anfgefaugen. In Fürth soll dasselbe statthaben. In böhmischen Fabriken sind zum Anffaugen auch flache Holz schüsseln in Gebrauch, doch kann ich nicht sagen, ob sie auf dem Fußboden oder im Tische stehen. Die belegte Glasplatte bleibt einige Zeit unter Abfließen von Quecksilber auf dem Belegtische. Später wird der übew stehende Naud des Amalgams abgeschnitteu, der Tisch geneigt; daun kommt der Spiegel auf einen ähnlichen nach und nach stärker geneigteu Tisch; endlich wird er au der Blauer oder an Holz wänden mehr oder weniger grade aufgestellt. Lange läuft dabei Quecksilber mit mehr oder weniger Ziuugebalt ab, das iu Ge fäßen anfgefaugen wird oder ans den Fußboden kommt. Die Seihtücher werden, wie ich gesehen, zur Entfernung von Staub und Quecksilber ans Hürden, welche ans einem Tische oder Gefäße liegen, mit Stöcken ausgeklopft, und zwar im Be legeraume. Sie geben dabei Wolken von Staub. Das Ausklopfen im Freie» wünschen, besonders für die schlechte Jahreszeit, die Werkführer nicht, weit sie das Feucht werden der Tücher fürchten, das fleckige Spiegel bringt. In Erlangen werden die Seihtücher nach Angabe der Ar beiter nicht eigentlich ausgeklopft, sondern ausgeschüttelt, und zwar auch im Belcgeraume. In einer böhmischen werden die Seih tücher „außerhalb des Arbeitsraums" ansgeklopft. Da, wo „die Oxydhaut"*) mit Lappeu abgezogen, oder die abschiebeude Leiste mit solchen gereinigt wird, müssen diese Zengstücke rc. anch Hin durch Ausklopfen von Metall befreit werden. Das Auswaschen unter Reiben ist hier nicht anwendbar. Die Wischtücher zum Reinigen des Glases befinden sich in der Nähe des Ofens oder einer Kohlenpfanne, über der sich in der Höhe von einigen Fuß ein Drahtnetz befindet, bestimmt zur Aufnahme der Tücher nnd anch der Papierrollen, über welche hin nach flacher Ausspannung die Glastafel aufgeschoben wirk, und die jedesmal nach gemachtem Papiere wieder vom Tische entfernt werden. Wie die Tücher können anch diese Papiere Oucckfilber anhangen haben. Hin und wieder, oder alltäglich wird das Lo kal ausgefegt; dies geschieht trocken mit Kchrbürstc und Staub- schanfel. Der Kehricht wird gesammelt, und er, wie das ge sammelte abgeschnittenc Amalgam, und das von mißlungenen Spiegeln oder abgeschnittcnen Spicgclstücken abgekratzte werden in offene Holzbchältcr von Trichtcrform mit einem Zcugpfropfen am unteren Ende zum Abtropfen gegeben. Was keine Tropfen mehr giebt, kommt zum Destillircn. *) Es handelt sich hier nirgends nm Oxyd, sondern nur nm Staub, Amalaam des Zinns und fremde Metalle.