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Iriedrich Heorg Aieck's — Deutsche Mustnrtr Oewerbermtung. Abonnements-Preis: Halbjährlich 3 Thlr. HerauSgegeben von Or. A. Fachmann. Verlag von I. Derggold in Berlin, Links-Straße Nr. 10. Jnscraten-Prcis: pro Zeile 2 Sgr. Äierunddreißlglter Jahrgang. Zu beziehen durch alle Buchhandlungen und Postämter. Wöchentlich ein öogen. Inhalt: Gewerbliche Berichte: Neber di- im Handel verkommenden Nachahmungen der westvirgwiichen Schmieröle. — Vicinalbahnen mit einer Schiene (System Larmanjati. — Neber die Aniertignng gegen Insektenfraß geschützter Einbände für werthvolie nach den Trorenläudern zu versendende Bücher. — lieber die Verwendung der Mineralöle zum Heizen der Dampftestei. — Die neuesten Fortschritt« und technische Umschau in den Gewerbe» und Künsten: Patente vom Monat Juni. — Loulton's Tövferscheibe mit excentrischer Bewegung. — Verbesserte Rostconstruction für Damvfkessel ic. — Verbesserte Tuchvlomb-n <T»chzeichen). — Tranes patcntirte Avvrcturmafse für bann,wollene Garne. — Koch'S selbstthätige Saug- und Druckvumve. — Die Arbeit der amerikanischen Art. — Conservirnng deS Holze? mittels Borar. — Klein's Verfahren Covien von »er. tieften Knbferrlatten durch galvanovlaftisch niedergeschlagenes Eisen darzust-llen. — Feuilleton: Ransome'S künstliche Quadersteine. — Bulloughs neuer Patent-Webstuhl. — vr. Artus weiße Glasurmasse für Ofenkacheln. — Richardson s Verfahre», das Fleisch durch Kälte zu conserviren. — Verfahren Elfenbein zn bleichen. — Verfahren, mit Besudln Seide, Wolle und Baumwolle zu färben. gewerbliche Berichte. Ueber die im Handel vorkommendcn Nachahmungen der westvirginischen Schmieröle. (Von C. Forwerk.) Wenn man die im Rohpetroleum enthaltenen Produkte er halten will, so muß man es der fraktionirten Destillation unter werfen, und zwar der Art, daß man in dem ersten Gefäß alle Destillate ansammelt, die ein specifisches Gewicht bis zu 0,830 haben, und in dem zweiten alle die, welche noch übergehen bis der Rückstand in der Blase nach dem Erkalten kohlige oder pech artige Beschaffenheit zeigt. In jenem Destillate sind die specifisch leichteren Körper enthalten, z. B. das Benzin (Petrolenmgcist *) und Photogen (rektificirtes Petroleum), und in diesem die speci- sisch schwereren, wie das Solaröl, Paraffin und Schmieröle. Beide Destillate unterliegen auf bekannte Weise der reinigenden Be handlung mittels concentrirter Schwefelsäure und ätzender Alka lien, woran sich dann eine zweite fraklionirte Destillation der bei den gedachten Destillate «»schließt, die Rektifikation, wobei unter schärferer Getrennthaltnng der specifischen Gewichte und der Siedepunkte aus dem ersten Destillat, wie bereits angedeutet, Benzin und Photogen, aus dem zweiten ebenfalls noch Photogen, dann aber Par affin und Schmieröle als Rückstand gewonnen werden. Im Fall die Schmieröle noch auf Paraffin verarbeitet werden, er hält man auch noch Solarkl, im entgegengesetzten Fall bleiben beide schweren Oele mit den Schmierölen**) vermischt. Die Qualität der Schmieröle ist eiuesthcils durch die Be schaffenheit des Rohpetroleums, anderntheils aber auch durch die Gewinnungsweise bedingt. Wenn man nach Knapp das rohe Erdöl bei der ersten Destillation nur so weit verarbeitet, daß statt Kohle oder Pech eine halbflüssige theerartige Masse zurück bleibt, so kann diese als ordinäres Schmiermittel für Wagenaxen und dergl. ohne weiteres gebraucht werden; destillirt man ferner von dem rohen Oel nur das Photogen ab, so bleibt ein flüssiges besseres Schmieröl von 0,85 bis 0,90 spec. Gew. als Rückstand zurück. Das reinste und feinste Schmieröl gewinnt man aber nicht als Rückstand in der Blase, sondern als destillirt; es ist derjenige Theil, welcher bei der zweiten Destillation nach der Ab scheidung des Photogens bis zu dem Punkte übergeht, wo der *) Wenn nicht durch die Rektifikation getrennt, enthält das Benzin noch Aerosolen, eine leicht flüchtige, wie Chloroform betäubend wirkende Flüssigkeit von 0,68 spec. Gew. **) In einer der nächsten Nummern der Gewcrbezeitung werden wir unfern Lesern die von vr. Weyde zusammengcstellte Tabelle über Petro leumdestillate mitlheilen, in welcher derselbe 5 verschiedene Schmieröle auf- führr. D. R. Rückstand in der Blase die Consistenz des flüssigen Peches ange nommen hat. Je reiner aber das Schmieröl ist, nm so ausgezeichneter eignet es sich als Schmiermaterial; denn darin liegt der Vorzug des guten Schmieröles, daß es sehr fett, frei von jeder Spur von Mineralsäuren, überhaupt von Mineralstoffen ist, daß es nicht harzt, Frost oder Wärme keine Einwirkung auf seinen Flüssigkeitszustand hat nnd erst bei verhältnißmäßig hoher Tcm- peratnr eine Verflüchtigung desselben eintritt. Bei dieser Vor züglichkeit des reinen Petroleum-Schmieröles gegenüber den vege tabilischen und animalischen Schmierölen steigerte sich der Consum des ersteren seit seinem weiteren Bekanntwerden durch die Pariser Weltausstellung in so hohem Grade, daß Verfälschungen immer mehr überhand nahmen und heute uoch im besten Zuge sind, die aber von um so größerem Nachtheil seiu müssen, in je grö ßeren Mengen die verfälschten Schmieröle ans dem Markt er scheinen und in je höherem Grade die Verfälschungen stattfinden. Nicht wenig trägt zur Verschlimmerung dieses Nebels der Um stand bei, daß die Verfälschungen nicht nur in Europa, sondern in Amerika selbst vorgenemmen werden, und namentlich in West- virgiuicn, sodaß insbesondere die westvirginischen Schmieröle es sind, auf welchen der wvhlbcgründete Verdacht einer absichtlichen Verfälschung lastet. Bezeichnet unter diesen Umständen die An preisung eines Schmieröles als eines ächten westvirginischen keineswegs an sich auch eine gute Qualität, so ist der Käufer beim Eiukauf desselben in um so ernsterer Verlegenheit, da die Prüfung mit mehr oder weniger Schwierigkeiten verknüpft ist, für die im Geschäftsleben nicht immer die erforderliche Zeit und Sach- kenntniß vorhanden sein dürfte. In Anbetracht dessen haben sich die bedeutendsten Oel Gesellschaften Westvirginiens, unter denen die IVsgt VirAinia Oil und Oil Uanck Oompnn^ oben an stehen, vereinigt und an die europäischen Käufer ein Circulär erlassen, in welchem sie nicht nur auf die Verfälschungen und Nachahmun gen des guten westvirginischen Schmieröles und auf die Mittel aufmerksam machen, durch welche man jenen aus die Spur kommt, sondern als das beste Schutzmittel gegen schlechte Waare es hin stellen, das Oel nur von Importeuren zu beziehen, deren Be zugsquellen für gute Qualitäten bürgen. Im Interesse unserer Leser mag hier die Bemerkung Platz finden, daß die Firma Wirth <L Co. in Frankfurt a. M. in der Lage ist, ein westvirginisches Schmieröl an die Consumcnteu ablajsen zu könneu, das auf 28