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man Dampf durch die enge Röhre einströmen, der, indem er durch die Berührung mit dem Deckel uud dem oberen Theile des Apparates condensirt wird, nach unten in Gestalt von Wasser tröpfchen fällt, auf welchen das Fett fortschwimmt, bis es die Höhe der Röhre erreicht hat, von wo ans es die Röhre hinab läuft uud in den Dampf fällt; in dem Verhältuiß aber, wie es durch die Dampsröhre durchgeht, löst es sich in mikroskopisch kleine, stark erhitzte Bläschen auf, die, wie bereits obeu bemerkt, sich mit dem ganzen Dampf auf das vollständigste amalgamiren. Findet man, daß es an Schmiere noch fehlt, so dreht man den Zeiger auf 2 der Gradbogentheilung, und reicht dies nicht aus, weiter auf 3; an Kolben und Ventilgängen kann man hernach sehen, ob Cyliuder und Ventile hinreichend geschmiert sind. Wird Talg uachgesüllt, so muß zunächst der Zeiger der Gradbogentheilung ans 0 gerückt werden, wo dann der Hahn 0 geschloßen ist, worauf mau den Ausblashahn v öffnet, um das condensirte Master ab fließen zu lassen; ist dies geschehen, so schließt man sie wieder und füllt nunmehr den Talg auf die bereits erwähnte Weise in den Apparat ein. Sollte es sich zeigen, daß die Röhren ver stopft oder schmutzig sind, so reinigt man sie leicht, indem mau den Dampf absperrt, während der Ausblashahu geöffnet uud das Gefäß geleert wird. Will man eine größere Menge Talg auf einmal in den Cyliuder eiuführen, so muß man den Zeiger bis auf 4 der Gradbogentheilung rücken und so einige Minuten stehen lassen, bis der ganze Talg in die Dampfröhre abgeflossen und zn den Ventilen und dem Cyliuder gelangt ist. Sobald dies ge schehen, so erfolgt dann das weitere Einschmieren auf gewöhn liche Weise. Die letztere Anordnung ist nur auf große Apparate anwendbar und daher in den gegebenen Skizzen nicht ersichtlich. Wenn an dem Platz, wo der Schmicrapparat sich befindet, derselbe zu warm wird, sodaß eine vollkommene Condensation der Wasserdämpfe nicht stattfinden kann, so muß der Condensa- tionsballou bl au einer kühleren Stelle befestigt uud an den, kleinen Hahne an der Seite mit einer Röhre geeignet ange bracht werden. Man läßt den Hahn offen, und indem nun die Condensation, wie sie soll, von statten geht, entsteht ein unun terbrochener Zufluß von Wasser, welcher den Talg nach den Ma- schinentheilen fortführt. Selbstverständlich muß der gebrauchte Talg oder das Oel vollkommen gereinigt sein Hat man darauf nicht Acht, so ist die Verstopfung der Kanäle und die gänzliche Unbrauchbarkeit des Apparates die nothweudige Folge davon. Dahingegen arbeitet derselbe bei Anwendung von reinem Material jahrelang ohne irgend welche Unterbrechung und Störung. Fig. 4 zeigt die Bollansicht eines Talginjector's. ist das Reservoir und U die Fortsetzung desselben, in welcher eine kleine Pumpe angebracht ist, die durch die Kurbel 0 in Thätigkeit ge setzt wird, wenn es darauf ankommt, eine beträchtliche Menge von Talg auf einmal in den Dampfraum, in die Cyliuder rc. zu bringen. Es ist dies ein separater Apparat, der nur bei ganz großen Maschinen zur Anwendung kommt. Beitrag zur Größcnbcstimmllllst der Sicherheitsventile für Dampfkessel.*) Von E. Kayser. Die Frage, wie groß bei einem Dampfkessel das Sicherheits ventil zu machen ist, hat verschiedene Beantwortungen gefunden. Von Herrn Heidner ist bereits in einer früheren wissenschaftlichen Arbeit (Ztschr. d. Ver. d. Jng. 1868) nachgewiesen worden, daß, da die Größe der freien Ocffnnng des Sicherheitsventiles un zweifelhaft eine Funktion der im Kessel während der Dampfaus strömung herrschenden Spannung ist, dieselbe bei höheren Span nungen für dieselbe Größe der Fcuerfläche des Kessels kleiner sein kann, wenn sie nur hiureicheu soll, den im Kessel gleichzeitig erzeugten Dampf entweichen zu lassen. Dieser theoretischen Wahr heit entspricht die französische, wie die von Heidner entwickelte Formel, und auch die ini preußischen Kesselregulativ enthaltene kleine Tabelle über die Größe der Sicherheitsventile trägt dieser Anschauung Recknung. In der Praxis können aber derartige Be stimmungen geradezu zu Widersprüchen führen. Man verzeihe mir vorläufig diesen Ausdruck; ein dem Leben entnommenes Beispiel wird meine Meinung klar machen. Es hatte Jemand eine Dampfmaschine mit Kessel — alles complet — gekauft uud beauftragte mich, die für das Concessions- gesuch zur Aufstellung und Inbetriebsetzung erforderlichen Zeich nungen uud Beschreibungen rc. anzufertigen. Der Kessel sollte mit 5 Atmosphären Ueberdruck arbeiten, wie der Verkäufer an gegeben hatte; die freie Durchgangsöffnung des Sicherheitsventils erwies sich aber für diese Spannung, für welche das Regulativ 2 Quadratlinien pro Quadratfuß (96 Quadratnullimetcr pro Quadratmeter) feucrberührter Fläche verschreibt/ um einige Qua dratlinien zu klein. Was war zu thun? Ich ließ den Kessel, der für 5 Atmosphären bestimmt war, also eine Druckprobe von 10 Atmosphären auszuhalten hatte, auf lO^ Atmosphären prüfen, wohl wissend, daß er dieser geringen Vermehrung gegenüber hin reichend widerstandsfähig sei, und erreichte dadurch die Concession, ihn mit 51/4 Atmosphären Ueberdruck betreiben zu können. Bei dieser Spannung verlangt aber das Regulativ nur 1,85 Oua- dratlinicn freie Oeffuung des Sicherheitsventils pro Quadratfuß (89 Quadratmillimcter pro Quadratmeter) fe. erberührter Fläche, und nun war das Sicherheitsventil groß genug und der gesetz lichen Bestimmung Genüge geleistet. Nun kamen aber die Be denken des Kcssclbesitzers. Er konnte cs nicht fassen — und offen gestanden, ich auch nicht — daß das Ventil, welches ihm bei 5 Atmosphären Dampfdruck nach den gesetzlichen Anschauungen keine *) Bergt. Ztschrft. d. Ber. d. Jng. Jahrg. 1869. Sicherheit gebe» konnte, ihm diese Sicherheit bei 5^ Atmosphären gewähren sollte, uud namentlich war es ihm darum unangenehm, weil er überhaupt nicht diese ihm sehr hoch dünkende Spannung nöthig zu haben glaubte und nun fürchtete, ohne Gefahr nicht mit geringeren Spannungen arbeiten zu dürfen. Ich hatte Mühe, ihn darüber zu beruhigen und ihm die wissenschaftliche Tendenz — Nothwendigkeit kann ich leider nicht sagen — dieser mit dem gesunden Menschenverstände einigermaßen in Conflict kommenden Bestimmungen in Betreff der Sicherheitsventile auseinander zu setzen.*) In der That aber sind die Bestimmungen auch völlig macht los. Da unsere Dampfkessel vorschriftsmäßig das Doppelte des Druckes müssen aushalten können, für den sie im Betriebe be stimmt sind, da sie vor wenigen Jahren noch den dreifachen Druck auszuhalten hatten, und da wir wissen, wie vielfach die Sicher heit ist, welche wir bei den Berechnungen der Blechstärkcn zu Grunde legen, so wird doch wahrlich kein gebildeter Ingenieur noch glauben, daß ein Kessel von Dampfspannungen zerstört wird, welche der Grenze, die durch die Belastung des Sicherheitsven tils bestimmt wird, nahe liegen. Ist dieses aber nicht der Fall, so ist die theoretisch immerhin wichtige Bestimmung der Größe des Sicherheitsventils nach der Bedingung, daß dasselbe allen vom Kessel erzeugten Dampf gleichzeitig entweichen läßt, praktisch ganz überflüssig, und wir können hinzusetzen, praktisch ganz nutzlos. Ich habe beobachtet, daß bei einem Kessel, dessen Sicherheitsventil die normalmäßige Größe hatte und mit der größten Sorgfalt genau für einen Dampfüberdruck von 4 Atmosphären belastet war, das Dampfabblasen genau mit der erreichten Normalspannung von 4 Atmosphären begann, daß aber trotzdem die Spannung nach und nach bis auf 5 Atmosphären stieg. Ob sie noch weiter *) Wir können jene Bedenken nicht «heilen, finden vielmehr nickt nur jene Bestimmungen wissenschaftlich begründet, sondern auch chre An- Wendung zweckmäßig. Mit einer be'ieoig geringeren, etwa 2 Annosphären Spannung zu arbeiten, kann gar kein Bedenken haben. Das Sicherheits ventil ist der gemachten Boranssetznng nach zwar nicht groß genug, um das ganze Dampfvolumen, welches bei 2 Amwtphären Spannung erzeuge werden kann, ohne wese. Iliche Spannungserhöhung abznfnhrcn; diese kann aber auch ohne Gefahr, welche ja dem Sinn jener Bestimmung nach erst bei einer Ucberschrettung über 5V« Atmosphären eintrilt, stattfinden. Will aber der Kesselbesitzer jede Steigerung über 2 Atmosphären hinaus ver mieden haben, so bleibt ihm nichts übrig, als ein so großes Sicherheits ventil anzubringen, als es gesetzlich verlangt worden wäre, wenn die Prüfung auf 2 anstatt 5 Atmosphären stattgefunden hätte. (D. R.)