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Iriedrich Heorg Wiecks — D!c n t M> e MuZtrirte Omverberertung. Abonnements-Preis: Halbjährlich 3 Thlr. Vierunddreißigtter Jahrgang. Herausgegeben von vr. A. Lach mann. Verlag von K. Derggold in Berlin, Links-Straße Nr. 10. Zu beziehen durch alle Buchhandlungen und Postämter. Wöchentlich ein Sogen. Jnscraten-Preis: pro Zeile 2 Sgr. Inhalt: Gewerbliche Berichte: Neber die Wirkung des Glaubersalzes bei Erzeugung non Farben auf Wolle. — Neber die Fabrikationsweise des Nitroglycerins behufs der Durch bohrung des Hoosac-Tunnels auf der nordamerikanischen Paiisic-Eis-nbahu. — Die Hefe, ihre Zusammensetzung, Entstehung und Fortpflanzung. — Neber das Schmieren von Schic- bern und Kolben bei Dampfmaschine». (Fortsetzung.) — Die neuesten' Fortschritte uud technische Umschau !» den Gewerben und Knusten: Ein vorzüglicher Glasfluß zur Erzeugung künstlicher Achate. — Bulgin'S verbesserter Käse-Schucidappara«. — Peets Absperrschieber für Dau,Pf, Wasser und GaS. — Bleichmittel für Halbstoff aus Holz zur Papierfabrikatiou. — Automatisch wirkender Speiieapvarat und Wassermcsser für Dampfkessel. — Maschiuenricmen, Schlauchleder, Riemenleder aus RindShaut. — Maklers und Segesser's verbesserte Natnr-Holztapcten. — Fenilletou: Verfahren der Chinesen, gesprungene gußeiserne Kochgeschirre auSzubcfsern. — Bereitung der Borar- Kasein-Auflösnng für Portefeuillefabrikante». — Die Velocireden als französischer Ausfuhrartikel. — Die projcctirte central-asiatische Eisenbahn. — Sicherheirsöfcn sür Petrolenm- heizung. — Internationale landwirtbschaftlichc Ausstellung. — Arbcitsmarkt für Gewerbe und Technik. Hewerbliche Berichte. Ueber die Wirkung des Glaubersalzes bei Erzeugung von Farben auf Wolle. (Bon G. Rödiger.) Unter den Vorschriften zur Darstellung gewisser Farben ans Wolle giebt es welche, in denen das schwefelsaure dkatron, das Glaubersalz, regelmäßig als Bestandtheil aufgeführt wird. Und gleichwohl ist eine specifische Einwirkung dieses Salzes auf den zu erzeugenden Farbeton in der Praxis nicht bekannt; höchstens glaubt man beobachtet zu haben, daß durch Einfluß dieses Salzes die Entwickelung der Farbe auf dem Stoff gleichmäßiger zum Vorschein kommt. Wenn nun auch das Glaubersalz ohne direkten Einfluß aus die Erzeugung des Farbetons ist, da es mit den Farbstoffen keine Verbindungen eingeht, wie dies von den Thonerde-, Eisen- und Zinnmordants bekannt ist, so nimmt es doch als Bestandtheil der betreffenden Recepte einen wesentlichen Platz insofern ein, als es zur leichteren und gleichmäßigeren Entwickelung der Farben bei trägt, den Färbeproceß vereinfacht, überhaupt insofern dessen Anwendung auf physikalischen und chemischen Gesetzen beruht. In physikalischer Beziehung möge zunächst daran erinnert werden, daß ein entsprechender Zusatz von Glaubersalz zum Farbe- bad dessen specifische Dichte und damit gleichzeitig auch dessen Siedepunkt erhöht; kommen nun Fälle vor, wo die Anwendung von mindestens 80" Wärme erforderlich ist, wie z. B. bei Ueber- führung von Anilinviolett in Anilinblau oder Anilinroth, so ist die Wirkung des Glaubersalzes um so weniger zu unterschätzen, da man das Bad bis 80" erhitzen kann, ohne mit dem lästigen Aufwallen der Flotte kämpfen zu müssen. Erst in hohen Tempe raturen tritt die erwähnte Farbenveränderung ein, kommen Glanz und Intensität der Farben zum Vorschein. In chemischer und praktischer Beziehung, anlangend die gleichmäßige Entwickelung der Farben auf der Faser und die Vereinfachung des Färbeprocesses, muß unter Anderem darauf aufmerksam gemacht werden, daß die Färber bei Anstellung saurer Bäder gewöhnlich freie Schwefelsäure denselben zugießen; aber abgesehen davon, daß ein Zusatz von dieser Säure bis zu dem Grade, daß die Farbebäder saure Reaction zeigen, die Faser der Wolle namentlich bei erhöhten Temperaturen, nothwendig an greifen muß, zeigt es sich auch, daß in derartigen sauren Bädern die rothen Farbstoffe, insbesondere die im Rothholz und in Magenta, dann aber auch die Farbstoffe in der teigartig präpa- rirten Orseille, sogar auch in dem Gelbholz nur unvollständig und schwierig in Verbindung mit der Faser treten. Daß ein solcher Färbeproceß für den Färber mit Verlust an Farbstoff verbunden ist, folgt von selbst daraus und gleichwohl kann man in manchen Fällen nicht anders, als diese Farbematerialien in sauren Bädern auszufärben. In solchen Fällen ist nun die Anwendung des Glaubersalzes praktisch; man säuert zwar die Färbeflotte auch an, allein man setzt vor Anfang des Färbeprocesses nach und nach ihr so viel Glaubersalzlcsung zu, als nothwendig ist, um mit der freien Säure saures schwefelsaures Natron zu bilden. Hier durch geschieht cs, daß dem Bade die nothwendige saure Reaction erhalten bleibt, ohne daß die Haltbarkeit der Wolle mehr gefähr- tet ist und daß durch die Entfernung der freien Säure das Hin derniß beseitigt wird, welches der Ausnützung der Farbcmate- rialien in dem Bade und der Erzeugung voller glänzender Far ben in Wege stand. Der Farbstoff fällt unlöslich an den Stoff an, in dem Verhältniß als durch die Berührung des Glauber salzes mit der freien Säure ein Theil derselben nach dem an deren ans der Flotte entfernt wird. Zu den erwähnten Bortheilen, welche die Anwendung des Glaubersalzes dem Färber bietet, gesellen sich aber noch zwei, zunächst der, daß der Färber ohne Anwendung von vieler Mühe es ganz in seiner Gewalt hat, nach Maaßgabe der zugesetzten Glaubersalzauflösung die Farbe beliebig zu nuanciren, eine Ope ration, die auf gewöhnlichem Wege durch vermehrten Zusatz von Farbstoff oder Mordant zum Färbebade ausgesührt wird; aber eben diese Operation macht es auch nothwendig, daß in den meisten Fällen die Wolle aus dem Bade so lange herausgenommen wird, als der Zusatz uud das Einrühren desselben in die Flotte Zeit beansprucht. Dürfte dies nun auch an und für sich von keinem merklichen Nachtheil sein, so gestaltet es sich aber doch zu einem großen Uebelstand, wenn man es z. B. mit Garn zu thun hat, welches geneigt ist sich zu verfilzen, sobald man es wiederholt schroffen Temperaturwechscl aussetzt; dieser ist aber vorhanden, wenn die Garne aus dem vielleicht schon kochenden Bade heraus gezogen und mit der Luft in Berührung gebracht werden, um uach wenigen Minuten wieder der Durcharbeitung in der Flotte zu unterliegen. Bei der Anwendung von Glaubersalzauflösung kann das Herausnehmcn der Garne aus dem Bade behufs der Nuancirnng der Farbe vollständig vermieden werden, wenn nur gleich anfangs die Flotte mit so viel Farbstoff, freier Säure und Glaubersalzauflösung angestellt worden ist, als man zur Hervor- 16