ERLÄUTERUNGEN ZUM 1. HOCHSCHULKONZERT AM 26. JANUAR 1947 Ouvertüre zu „Iphigenie in Julis" VON CHRISTOPH WILLIBALD RITTER VON GLUCK 1714-1787 Die Uraufführung von Glucks Oper „Iphigenie in Aulis" fand 1774 in Paris statt und machte Epoche in der Geschichte der drama tischen Musik; die Ouvertüre faßt wie eine sinfonische Dichtung die wesentlichen Teile des Musikdramas zusammen. Richard Wagner, der das Werk sehr liebte und der Ouvertüre, die bei Gluck un mittelbar in die Handlung übergeht, einen Konzertschluß anfügte, deutet das sinfonische Geschehen wie folgt: „Der ganze Inhalt der Gluck’schen Ouvertüre erschien mir folgender: 1. Ein Motiv des Anrufs aus schmerzlichem, nagendem Herzensleiden; 2. ein Motiv der Gewalt, der gebieterischen, übermächtigen Forderung; 3. ein Motiv der Anmut, der jungfräulichen Zartheit; 4. ein Motiv des schmerzlichen, qualvollen Mitleidens. Die ganze Ausdehnung der Ouvertüre füllt nun nichts anderes als der fortgesetzte, durch wenige abgeleitete Nebenmotive verbundene Wechsel dieser (drei letzten) Hauptmotive; an ihnen selbst ändert sich nichts außer der Tonart..." Suite in H-tnoll füt Streidbordbester und SFlöte VON JOH. SEB. BACH 1685-1750 Johann Sebastian Bachs Suite H-Moll für Streicher und Soloflöte entstammt vermutlich der Zeit vor der Berufung nach Leipzig, als Bach noch als Musikdirektor in Köthen wirkte (um 1720). Mode tänze des Barock sind locker aneinandergereiht; die treibende Kraft der Einfälle ist vor allem der Humor; überlegen ist der Kontrapunkt gemeistert, so daß man, wie so oft bei Bach, die Ge lehrsamkeit über dem Musikantentum fast vergißt. Schließlich mündet alles in die Badinerie (Schäkerei) des letzten Satzes, in dem der Flöte alle Möglichkeiten zu einem galant-virtuosen Sich- ausmusizieren gegeben sind. Bach konnte auch dies, wenn ihm einmal so zumute war: die Perücke lüpfen und hemdsärmelig vergnügt zum Tanz aufspielen, ohne sich dabei in der grundsätz lichen künstlerischen Haltung etwas zu vergeben. Serenade für Streidbordhester „Sine kleine Tdaditmusik" VON W. A. MOZART 1756-1791 Mozarts „Kleine Nachtmusik", 1787 entstanden, und, wie so oft bei diesem Meister, als dringliche Gelegenheitsarbeit rasch hin-