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Friedrich Aeorg Wiecks — Deutsche Mustrirte OewerbereitMI. AbonnementS-Preis: Halbjährlich 3 Thlr. Herausgegeben von Or. A. Fachmann. Verlag von K. Berggold in Berlin, Links-Straße Nr. 10. Jnseraten-PreiS: pro Zeile 2 Sgr. Vierunddreißigstcr Jahrgang. Zu beziehen durch alle Buchhandlungen und Postämter. Wöchentlich ein Logen. Inhalt: Gewerbliche Berichte: Die Fabrikation der damaScirten Säbelklingen in Persien. — Die Schwindung der Metalle, insbesondere deS Gußeisen-. — Ueber das Gleiten der Treibriemen und die Mittel zu Verhütung desselben. — Eine schwache Seite des deutschen Kunftgewerbes. (Schluß.) —Die neuesten Fortschritte und technische Um schau in den Gewerben und Künsten: Patente vom Monat Februar. — Gesims- und Leisten-Hobelmaschinen von Tb. Robinson und Roggers auf der Pariser WeltauS- stellung. — Worsam's FraiSmaschine mit vertikaler Spiudel auf der Pariser Weltausstellung. — Rogers' Zapfen-Schneidemaschine für Tbüren, Fallienster, Fensterladen und an- dere Tischlerarbeiten. — Neues in der Hohlglasarbeit. — Verbesserungen im Bau der russischen Oefen. — l)r. Philipp's neue Beleuchtungsstüsstgkeit für Straßen, öffentliche Plätze u. s. w. — Das Feinbrennen des Silbers in den Gold- und Silberdraht-Fabriken. —- Feuilleton: Matt gewordenes weißes Glas wieder durchsichtig zu machen. — Grün dung der Rübenzucker-Industrie in England und Nordamerika. — Elektrische Riemenscheiben in Pulvermühlen. — Eine wohlfeile und einfache Methode Sauerstoff und schweflige Säure darzuftellen. — Die steigende Temperatur des kochenden WasserS in verschlossenen Dampfkesseln. — Ein neuer Kitt für Flaschen zur Aufbewahrung sehr flüchtiger Flüssig keiten. — Glanzlack für Leder- und Gummischuhe. Hewerbüche Gerichte. Die Fabrikation der damascirten Säbelklingen in Persien. Obwohl diese Kunst in Persien nicht mehr so hoch wie früher in Blüthe steht, so fehlt cs doch nicht an Arbeitern, die sie noch immer mit großer Hingebung und Vorliebe ausüben; vorzugsweise finden sich solche Arbeiter in Jspahan, in der ehe maligen Hauptstadt von ganz Persien, die gegenwärtig mehr als 200,000 Einw., einen ansehnlichen Handel und viel Industrie hat. Auffällig aber bleibt es, daß die Perser, wie von jeher, so auch noch jetzt, ihren Eisen- und Kohlengruben so wenig Aufmerksam keit schenken, denn was gegenwärtig etwa in Mazenderan an Eisen und Kohlen gewonnen wird, ist nicht viel über nennenswerth, obwohl ein großer Theil der persischen Eisenerzlager sich mitten in den Wäldern von Mazenderan befindet und folglich die Be dingungen für eine wohlfeile und gewinnreiche Eiscnproduction ge geben sind. Weitaus der größte Theil des Eisens, das in Per sien verarbeitet wird, ist aus dem Auslande eingeführtes. Die erste Arbeit, die mit dem zu einer Stahlklinge bestimm ten Stahlstab vorgcuommen wird, ist die, daß derselbe auf dem Ambos zu der erforderlichen Gestalt ausgeschmiedet wird, worauf ihn der Waffenschmied mittels eines Hobels aus Damastener Stahl glatt hobelt, was nach jedesmaliger vorausgegangener Er hitzung siebenmal geschieht, doch so, daß unter allmählig stei gender Hitze dieselbe ihren höchsten Grad vo'r dem letzten Ab hobeln erreicht. Ob die Hitze hinreichend groß war, erfährt der Arbeiter dadurch, daß er irgend eine Stelle der Klinge mit einer Masse polirt, die aus einem innigen Gemisch von Fett mit einem Metallpulver, z. B. mit Eisenroth, besteht und bringt un fehlbar die Klinge wieder ins Feuer, wenn ihr Aussehen ihm nicht genügt, und zwar so oft, bis dasselbe so ist, wie er es haben will. Sind diese Operationen vorüber, so wird die Klinge in geschmol zenes Fett eingetaucht und hierauf wieder dem Feuer übergeben, aber nur um auch diese Bearbeitung siebenmal durchzumachen. Die letzte Arbeit an der Klinge geschieht mit der Feile und der Politur. Aus dem Mitgetheilten ergiebt sich, daß die Fabrikation dieser Klingen eine ziemlich umständliche ist, und daß sie vor Allem erfahrene und gewissenhafte Arbeiter verlangt. Auch von der Qua lität der fertigen Klingen sich zu überzeugen, verlangt Kenntnisse und Sorgfalt. Die Prüfung erfolgt auf die Weise, daß man die Flächen jeder Klinge einer sehr genauen Untersuchung unter wirft, ob sich irgendwo etwa kleine feine Rißchen zeigen, und nur wenn davon nirgends, selbst die geringsten Spuren sich nicht ent decken lassen, wird die Qualität als eiue zufriedenstellende be zeichnet; insbesondere noch wird die Klinge auf ihre Beschaffen heit auch dadurch untersucht, daß man auf ihren beiden Seiten sorgfältig nach Spuren von geschweißten Stellen forscht; sind keine aufzufinden, so ist die Klinge gut. Eine so gründlich durch gebildete Erfahrung und ein so fein ausgebildeter Sinn hierzu auch gehören mag, die Perser besitzen beides, und daher kommt es, daß die Fälle, in denen sie sich täuschen, äußerst selten sind. Eine besondere Kunst ist das Damasciren dieser Klingen, überhaupt der Waffen, welche Kunst daher auch zur Fabrikation beider in naher Beziehung steht, ja man kann sagen, daß das Damasciren in Gold und Silber von der Waffenfabrikation un zertrennlich ist. Gewöhnlich wendet man Gold an; doch ist das Material Kupfer oder Bronce, zieht man Silber vor; indeß kommen aber auch Fälle vor, wo die Damascirungen in Gold und Silber zugleich ausgeführt werden. Die Arbeiter tragen hierbei eine Geschicklichkeit zur Schau, die einer soliden Basis entbehrt, doch fehlt ihnen deshalb keineswegs eine fruchtbare Phantasie in der Auffindung eleganter Muster, die originell genug sind, um überall als Schöpfungen persischen Nationalgeschmackes erkannt zu werden, sodaß die persischen Fabrikanten es nicht nöthig hätten, ihre Fabrikate mit ihren Fabrikzeichen zu versehen. Doch darf hierbei nicht außer Betracht gelassen werden, daß immerhin die Muster für Damascirungen eine große Mannigfaltigkeit nicht besitzen können, da Klingen und andere Waffen für die Ausfüh rung großer, vielfach und weithin verschlungener geometrischer Li nien nicht hinreichenden Raum" bieten. In vielen Fällen werden die Klingen aus diesem Grunde gar nicht damascirt, man be gnügt sich vielmehr damit, sie mit zwei Zeichen auszustatten, von denen das eine den Namenszug des Verfertigers zeigt, das an dere irgend eine passende Stelle, einen Vers aus dem Koran vorführt. Daffelbe gilt auch von den kurzen Waffen, wie Dolche, Pistolen rc., die in dem Gürtel getragen werden, obwohl diese dann und wann selbst reicher als die Klingen mit besonderen Zeichen ausgestattet werden. Was die Ausführung der Kunst zu damasciren anlangt, so ist diese in Persien eine dreifache; die erste findet Anwendung, wenn die Zeichnung auf dem Metallgrund sn rsliek zum Vor schein kommen soll; sie führt dort den Namen ,,2arlcllonäon" und wird auf diese Weise ausgeübt, daß zunächst die Zeichnung mittels eines Pinsels auf das Metall aufgetragen und dann in dasselbe cingravirt wird, worauf man in die Hauptlinien der Gravirung Golddraht einlegt, dessen Stärke die der eingravirten Linien so viel überbietet, daß er etwas über die Vertiefungen 13