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scheint. Zu diesem Resultate gelangte er durch folgende vier Experimente: Bier breite Streifen eichenes Holz wurden auf der einen Seite mit einer aus Leinöl und Bleiweiß zusammengesetzten Farbe und auf der anderen mit einer Farbe bestrichen, die aus Leinöl und Zinkweiß kalt znsammengerührt war. Der erste Streifen wurde der freien Luft ausgesetzt, um zu trocknen; der zweite fand seinen Platz in einem verschloßenen Gesäß von mehreren Liter» Kubik inhalt; der dritte in einem gleichen, das aber mit trockuem Sauer , stoffgas augeflillt war, und der vierte ebenfalls in einem solchen Gefäß, das aber statt Sauerstoff Kohlensäure enthielt. Nach Verlauf vou 24 Stunden wurden die Farben sämmt- licher vier Holzstrcifen ans ihre Trockenheit untersucht, wobei sich ergab, daß auf dem ersten Streifen die Bleifarbe fast ganz trocken war, während die Zinkfarbe sich nur etwas verdickt zeigte; in fast gleicher Weise verhielten sich die Farben auf dem zweiten Streifen; die Farben auf dem dritten Streifen waren längst voll kommen getrocknet, die Farben aber ans dem vierten Streifen noch wie frisch, vollkommen unverändert. Nach Verlauf von zweimal 24 Stunden wurde die Besich tigung der Holzstreifen wiederholt; man fand, daß nunmehr beide Farben auf dem ersten und zweiten Holzstreise» vollkommen ge- trocknet waren, daß aber die Bleifarbe auf dem vierten Holz streifen nur verdickt erschien nud daß sie nicht fest ans dem Holze haftete, sondern leicht mit dem Nagel abgeschoben werden konnte. Die Zinkfarbe hatte noch keinerlei Veränderung erfahren und hing an dem Finger wie frische Farbe. Schon ein geringer Zusatz von einem nicht trocknenden Oel zu dem Leinöl verursacht es, daß der Aufstrich der Farbe eine klebrige Oberfläche zeigt, sobald sie getrocknet ist. Bewirkt man das Trocknen einer .Probe in einem mit Sauerstoff gefüllten klei nem Gefäß, so kann man sich von der Reinheit des Oeles leicht und sehr bald überzeugen. (F. K-) Die Schwindung der Metalle, insbesondere des Gußeisens. Vom Hüttencontroleur Ledebur zu Ilsenburg. (Schluß.) Auch bei sonst richtig nach den Gesetzen der Schwindung construirten Theilen kann eine fehlerhafte Abkühlung die Ursache zur Spannung oder zum Krnmmziehcn abgeben. Gußeiserne Plat ten werden regelmäßig windschief, wenn man die obere Seite zu früh vom Sande entblößt, während die untere auf dem heißen Sande liegen bleibt. Ein leiser Luftzug über eine frei liegende Stelle eines noch warmen Gußstückes, einige darauf fallende Re gentropfen beschleunigen die Schwindung an dieser einen Stelle und rufen Spannung hervor; und wenn das Gußstück in Folge dessen später frühzeitig zerspringt, weiß ost Niemand den Grund davon anzugeben. Aus der Schwindung der Metalle erklärt sich auch die häufig vorkommende Bildung hohler Räume im Innern compacter Guß stücke. Zuerst erstarrt das mir den Wandungen der Form in unmittelbare Berührung gekommene Metall und bildet die äußere Kruste, welche sich schon zusammeuzieht, während der innere Kern sich noch im flüssigen Zustande befindet. Der gleichfalls noch flüssige Einguß gestaltet dabei das Zurücktretcn des im Innern zusammengepreßten flüssigen Metalles, wodurch Ueberdruck und ein daturch unfehlbar herbeigeführtes Zerreißen der erstarrten Rinde vermieten wird. Allmälig schreitet nnn die Erstarrung von außen nach innen fort, stärker und stärker wird die erstarrte Rinde um den flüssigen Kern. Von dem Augenblicke an, wo sich die Schwindung des schon theilweise abgekühlten äußeren Theilcs nicht mehr in Uebereinstimmnng mit der Schwindung des frisch er starrenden Metalles befindet, d. h. wo erstere Schwindung schwä cher anssällt als letztere, während nnn auch der Einguß erstarrt ist und ein Nachfließen nicht mehr gestalte«, muß sich ein leerer Raum — ein eigentliches Vacuum — innerhalb des Gußstückes bitten, welches so lange zunimmt, bis alles flüssige Metall er kaltet ist und die Schwindung aufgehört hat. Bisweilen senkt sich unter dem Einflüsse des äußern Luft druckes die äußere Oberfläche solcher Gußstücke oberhalb der Höh lungen — das Gußstück saugt sich aus. Beim Eisen zeigt sich diese Erscheinung vorzugsweise im grellen Zustande, hauptsächlich wohl, weit das grelle Eisen am bedeutendsten schwindet (siehe Tabelle dir. 1, S. 2). Der Höhlungen und Senkungen in den KreuzungSpunkten verschiedener Querschnitte ist schon oben gedacht worden; aus leicht erklärlichen Gründen finden sich dieselben stets in den stärkeren Querschnitten. Dian benutzt diesen Umstand bei Anwendung sogenannter verlorner Köpfe für solche Gußstücke, bei denen viel auf Dichtigkeit ankommt (Prcßcylinder u. a). Ein richtig construirter verlorner Kopf darf also erst dann ansangen zu erstarren, wenn bereits das eigentliche Gußstück vollständig fest geworden ist. Man unterstützt bekanntlich die Wirkung des ver lornen Kopfes, indem man ihn durch Umrühren mittels eines eisernen Stabes möglichst lange offen erhält und frisches Eisen nachgießt, so lange sich das Gußstück zusammeuzieht. Eine eigenthümliche, durch die Schwindung herbeigeführte Erscheinung kann man bisweilen bei dünnen Platten in Herdgnß, aus phosphorhaltigem leichtflüssigen Eisen bei hoher Temperatur gegossen, beobachten. Während der äußere schneller erkaltende Rand sich von allen Seiten her zusammeuzieht, theilt sich der mittlere wärmere Theil in blasenartige Höhlungen auseinander — nm mich dieses Vergleiches zu bedienen, ähnlich ter Rinde bei sogenanntem abgebackenen Brode —, in welche die atmosphä rische Luft durch.unzählige, nach dem Erkalten deutlich erkenn bare kleine Poren cindringt. Daß diese Blasen auch nach be endigter Schwindung ihre Form behalten und sich nicht wieder zusammengezogen haben, ist ein Beweis, daß die Schwindung des langsamer abgckühlten Eisens in der Mitte überhaupt geringer ausfällt als die des Eisens ain Rande. Schließlich sei noch einer Wirkung der Schwindung des Eisens gedacht, die besonders in denjenigen Gießereien oft in lästiger Weise bemerkbar wird, welche besondern Werth auf säubern Guß mit glatter Oberfläche legen. Unter bcstimmlen Verhältnissen er scheinen nämlich an der Oberfläche des erstarrten Eisens Ausschei dungen, theils als Kügelchen bis zu 1 Ccntim. Durchmesser, theils von mikroskopischer Größe, welche letztere in zahlloser Menge neben einander auftretend einzelne Stellen, besonders die mittleren Par tien der Gußstücke bedecken und denselben ein rauhes Aussehen verleihen, als sei von außen her ein fremder Körper in die Ober fläche eingebrannt. Wegen dieses Aussehens bezeichnen auch die Arbeiter in hiesiger Gießerei diese Erscheinung mit dem Namen „Anbrand". Valerius schreibt dieselbe der Einwirkung des Schwe fels zu und gicbt an, daß man in Frankreich und Belgien dafür den Ausdruck Diamanteisen gebrauche. Verfasser fand in mehr jährigen Beobachtungen diese Ansicht in sofern begründet, als sich die erwähnten Ausscheidungen vorzugsweise bei schwefelhaltigen Beschickungen bilden. Eine chemische Analyse dürfte bei der Klein heit der Objecte schwerlich Erfolg haben. Eine sehr geringe Ver mehrung des Schweselgehaltes in der Beschickung kann oft die Erscheinung des Anbrands veranlassen, sodaß dieselbe auch durch zusällige ungleiche Vcrtheilnug schwefelhaltiger Substanzen in der Beschickung oft ganz plötzlich auftretcn und eben so schnell ver schwinden kann. Ein ungewöhnlich hoher Tempcratnrgrad im Ofen bei heißgarcm Gange befördert ebenfalls die Bildung von Anbrand, was wohl nnzweifelhaft mit der dadurch erhöhten Auf nähme voi« Schwefel aus der Schlacke zusammenhängt. Schon hieraus folgt, daß der Anbrand nicht von außen her das Eisen überzogen haben kann, sondern, aus der chemischen Con stitution des Roheisens beruhend, seine Abstammung aus dem Eisen selbst herleiten muß. Die Form der Kügelchen deutet dar auf hin, daß sie aus dem Innern durch die Poren des Eisens im flüssigen Zustande an die erstarrte Außenfläche vermöge der Zusammenziehung des Eisens gedrückt sein müssen. Bei dem er wähnten Auftreten von Anbrand oft schon bei sehr geringer Er höhung des Schwefelgehaltes in der Beschickung, wodurch der