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'Einrichtungen gar keine etwas taugt; was man machen solle, weiß ich nicht. Wir stehen heute noch dort, wo wir früher gestanden. Es ist vor ungefähr 3 Jahren von unserem verehrten Herrn Präsidenten angeregt worden, daß man praktische Heizversuche an stellen solle, weit wir bisher noch nicht darüber klar waren, mit weichen Kohlen, wie, auf weichem Roste n. f. w. wir Heizen sollen. Diese Versuche, die sehr präcis ansgeführt wurden, haben allerdings zu einem Resultate geführt, uud zwar wissen wir, wie man Heizen soll. Wir machten diese Versuche mit den Heizapparaten der Westbahn; es hatten sich aber nur wenige Kesselbesitzer ähnliche Apparate augeschafft; Reklame wurde nicht gemacht, da dies kein Gegenstand zum Reklamemachen ist. Diejenigen Kesselbesitzer, welche sich solche Apparate augeschafft haben, loben sic sehr; ich habe aber noch kein öffentliches Lob gehört. Ich habe Gelegenheit gehabt, den Apparat der Westbahn sehr oft zu sehe»; die General-Direktion ist ungemein zufrieden, die Ingenieure sind theils dafür, theils dagegen, warum weiß man nicht; die Kohlcnbücher weisen das nach, was sie immer nachgewiesen haben, nämlich so und so viel haben wir gebraucht, um so und so viel Dampf zu erzeugen. Und das Ganze, meine Herren: Kesselstein, Rauch und Koh- lenersparniß dreht sich um einen Punkt, und des Pudels Kern ist — der Heizer. Wenn ein guter Heizer will, so bekommt er in seinem Kessel keinen solchen Niederschlag, daß man ihn wegmeißeln muß — es wird nicht rauchen, sondern der Heizer giebt eben die Kohlen in kleinen Portionen hinein, was freilich mühsam ist. Wenn der Heizer will, so erspart er ungemein viel Kohle; bei einem Kessel von 18 Pferdekräften kann er täglich ohne Mühe für 1 fl. Brennmateriale ersparen. So wäre es, da der niederösterreichische Gewerbe-Verein in dieser Sache schon so viel gethan, eine äußerst einfache, nicht kost spielige Sache, wenn derselbe einmal die Frage anfwerfen wollte: Was ist mit den Heizern zu machen? Wie stellen wir es an, daß das, was in des Heizers Hand liegt, geregelt werde, sei es durch Remunerationen, durch polizeiliche Maßregeln, durch Vorschriften oder sonst wie. Ich würde mir daher in einer der nächsten Monatsversamm lungen den Antrag zu stellen erlauben, daß sich die betreffenden Sektionen damit befaßen sollten, wie in dieser Angelegenheit eine Reform abgebahnt werden könnte. Ich glaube, daß wir dadurch schneller zum Ziele kommen, als durch alle die Chemikaster und Physikaster, die von Auswärts hereinkommen und lehren uns wollen, was wir thun sollen. (Aus den Verhdlgn. des niederösterr. Gew.-Vereins in Wien.) Anwendung der Schellack-Ammoniaklösungen in der Gewerbstechnik. Von C. Pu sch er. In seinem betreffenden Vortrage in der 5. Versammlung des Nürnberger Gewerbevereins theilte Herr C. Puscher mit, daß vor einiger Zeit wieder die Auflösung des Schellacks in einer wässerigen Boraxlösung zu wasserdichlen Anstrichen empfohlen worden sei, daß sie sich aber dazu durchaus uicht in dem Grade eigne, wie eine Lösung von Schellack in Ammoniak, welche beim Eintrocknen an der Luft Ammoniak verliere und einen gegen Wasser indifferenten Rückstand hinterlasse. Man bereitet dieselbe, indem man 3 Gcwichtstheile blonden Schellack, 1 Gewichtstheil Salmiakgeist uud 6 bis 8 Gcwichtstheile Wasser in eine Flasche schüttet, dieselbe l2 Stunden hindurch verkorkt stehen läßt und hierauf dew Inhalt in einem irdenen Gefäße unter stetem Um rühren so lange kocht, bis der Schellack gelöst ist. Die Lösung kann nun die spiritnöse Schellacklösnng der Hutmacher ersetzen oder mit so viel Wasser versetzt, daß sie 12 Gcwichtstheile wiegt und mit Terra äs 8iona oder Ocker abgerieben, zn Fußboden anstrichen verwendet werden. Wird dieselbe mit einer Lösung von Casselerbraun in ver dünntem Salmiakgeist versetzt, so erlangt man für Holzschnitzar- beitcn eine dauerhafte wasserdichte braune Beize. Durch vor herige Digestion des zum Auflösen des Casselerbraun bestimmten Salmiakgeistes mit Blau- oder Rothholz lassen sich in Verbin dung mit den nöthigen Mengen Casselerbraun die verschiedensten Nüancen von Braun erzeugen. Zur Hälfte mit Runge'scher Tinte vermischt oder mit Rnß abgerieben eignet sich die Schellack-Am moniaklösung zu wasserdichten schwarzen Ueberzügen für Leder, Holz, zum Signiren der Collis rc. Mit feinst präparirter Kreide abgerieben lassen sich damit Pergamentpapiere, mit Farben — wasserdichte Tapeten Herstellen. Jedoch muß man dabei Farben, die Gypszusätze (wie z. B. Carmoisinlack, mittelfeine Chromgelb, Nenwiedcrgrün) enthalten, vermeiden, da diese die Schellacklösung zersetzen. Die interessanteste Eigenschaft ist jedoch ihre lösende Ein wirkung auf einige Anilinfarben. Anilingrün, das nnr in mit Salz- oder Schwefelsäure ungesäuertem Weingeist löslich ist, löst sich in einer verdünnten kochenden Schellack-Ammoniaklösung, welche auf 1 Gewichtstheil der ursprünglichen Lösung noch 8 Gewichts- theile Wasser enthält. Gelbes Anilin giebt wohl mit kochendem Wasser eine Lösung, die aber auf stickstofffreien Stoffen, wie Pa pier, Holz rc., einen falben, gelben Ton erzeugt; durch Zusatz erwähnter Schellacklösnng von obiger Concentration werden da gegen sehr schöne gelb lasirende wasserdichte Anstriche, für Holz uud Papier brauchbar, erhalten. Auch kann mit dieser gelben ! Anilinlösung die oben erwähnte grüne Auilinlösung nüancirt, so wie durch Zufügen einer Carmin-Ammoniaklösung die Pracht- Fig. In. Lchauwecker's BeUropf-ApMrat. Kelchform. vollste rothe Tinte oder Holzbeize hergestellt werden. Die Farbe einer wässerigen Fuchsinlösung geht nach Zusatz von Schellack- Ammoniaklösung durch fortgesetztes Kochen in Violett und später in Blau (bleu cke IVluItiouss) über. Es entsteht dabei unter theilweiser Ausscheidung eines unlöslichen Blau's eine schöne blaue