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Neber Verwendung des Wasserglases znr Conservirung von Sandsteinen^ Obgleich die Erfahrungen in Bezug auf Wasserglas noch keineswegs als abgeschlossen zu betrachten sind und es nicht ge- läugnet werden kann, daß alle jene überaus günstigen Resultate, die man sich von diesem Material erträumte, — das bekanntlich von Fuchs in München 1818 zuerst beschrieben und ursprünglich zum Schutz leicht feuerfaugeuder Gegenstände (Theater-Requisiten lc.), wozu es sich vortrefflich bewährt, angewendet wurde — sich bis jetzt nicht gänzlich bewährt haben, so ist uns doch znr Con servirung monumentaler Sandstein-Arbeiten, bei denen man Oel- odcr Wachsfarben-Ueberzüge u. dgl. gern zu vermeiden sucht, kein Mittel bekannt, das seinen Zweck besser und so vollständig als möglich erreicht. Es sind in Berlin, berichtet die „deutsche Bauzcitung" weiter, seit länger als einem Decennium umfangreiche Versuche angestellt worden, wie sich Steinmaterialien, welche theilweise mit Wasser glas imprägnirt sind, in Bezug auf ihre Witterungs-Beständigkeit verhalten, und sind dazu vorzüglich Sandsteinsorten und zwar Fig. l. Napier's Kriktions-Ausriickung. Seitenansicht. aus verschiedenen, u. A. vom Bau der Villa Albrechtsberg bei Dresden, vom neuen Museum und der Börse zu Berlin, ferner carrarischer Marmor zweiter Classc, schlesischer Marmor, Granit u. s. w. gewählt worden. Diese Proben sind fortwährend der Witterung ausgesetzt gewesen und haben Jahrein-Jahraus unter der Dachtraufe eines circa 18 Fuß hohen Gebäudes gelagert. Das hierzu verwendete Wasserglas war nicht aus den übli chen Bezugsquellen entnommen, sondern von dem königl. Gallcrie- diener Trülofs in Berlin, der dasselbe auch zur Fixirung stereo chromatischer Darstellungen vielfach mit günstigstem Erfolge benutzt, selbst bereitet, und ist mit dem Pinsel anfgetragcn worden. Bei den impräguirten Stellen der Bersuchsstücke ist die ur sprüngliche Farbe des Steineö mehr oder weniger, bei jenen, die im Laufe der verflossenen circa zehn Jahre theilweise zweimal ge tränkt oder nur kürzere Zeit den Einflüssen der Witterung preis gegeben wareu, sogar vollständig klar und rein, d. h. frei von allem Schmutz und jeglichem Moosansatz erhalten und die Textur des Materiales gänzlich unverändert geblieben, was bei den un gestrichenen Stellen in verschieden hohem Grade nicht der Fall ist. Wer die zerstörenden Einflüsse, welche Bildungen von Kryp togamen ans Sandstein-Sculptnren ansüben, aus eigner Erfahrung kennt, wird demnach ein Mittel zu würdigen wissen, welches diesen gefährlichen Feind aller feinen Sandstein-Ausführungen wenn auch nur beinahe unschädlich macht. Und hierzu ist unseres Erachtens die Anwendung von Wasserglas sehr wohl geeignet, wenn der Ueberzug alle 3 bis 5 Jahre, nachdem das Steinmaterial vor her von allem Staub n. s. w. sorgfältig gereinigt ist, erneuert wird. Daß tue zum Berliner Rathhauöbau verwendeten Sandstein- Säulen ebenfalls mit Wasserglas getränkt sind, sei beiläufig er wähnt; ebenso daß beabsichtigt wird, den in Sandstein-Verblen dung ausgeführten Ban der Berliner National-Gallerie nach Voll endung der äußeren Fronten damit vollständig zu überziehen. Wir sind überzeugt, daß, wenn bei dem benachbarten Börsenge bäude lin Nebracr Sandstein ansgeführt) ein gleiches Verfahren angewcndct wäre, dasselbe noch heute das jungfräuliche Ansehen behalten hätte, das cs nach Beseitigung der Gerüste zeigte, wäh rend jetzt schon bei einzelnen Theilen der nicht gerade immer ver schönernde „Rost der Jahrhunderte" sich bedenklich bemerkbar macht. Was die in gleicher Weise wie die Sandsteine behandelten Proben von Marmor und Granit anlangt, so ist die Oberfläche der gestrichenen und unbestrichenen Stellen in Bezug auf Farbe und ihr anderweitiges Verhalten eine völlig gleiche, d. h. eine schützende Wirkung konnte nicht nachgewiescn werden. Dieselbe Erfahrung ist bei den ans carrarischem Marmor ausgeführten Bildwerken der Berliner Schloßbrücke und denen neben der Haupt wache gemacht, welche seit längerer Zeit ebenfalls mit Wasser glas in bestimmten Fristen überzogen werden. Beim Versuche, carrarischen Marmor zweiter Sorte, der mit Wasserglas behan delt war, nach Verlauf einiger Monate an verschiedenen Stellen mit Salzsäure in Berührung zu bringen, entstand das bekannte Aufbrausen, d. h. es entwickelte sich Kohlensäure ebenso, als wenn der schützende Ueberzug nicht vorhanden gewesen wäre, — ein Beweis, daß die schützende Wirkung bei diesem Material nicht viel zu bedeuten hat oder nur auf kürzere Zeit andauert. Daß das Letztere bestimmt der Fall ist, geht aus chemischen Analysen her vor, die auf der Berliner königl. Gewerbe-Akademie vorgeuommen wurden mit verschiedenen Proben von carrarischem Marmor zwei ter Classe, die theils wenige Monate, thcils ein und zwei Jahre früher mil Wasserglas überzogen und dem Witterungswechsel aus gesetzt gewesen waren. Während nämlich bei ersterer das Wasser glas deutlich, bei der zweiten wenigstens noch in einigen Spuren nachweisbar war, war aus der zwei Jahre alten Probe dasselbe ! vollständig verschwunden. Schließlich sei noch erwähnt, daß selbst völlig durchsichtiges Wasserglas dem carrarischen Marmor (zweite Sorte) einen Stich ins Gelbliche verleiht, während Sandstein seine Farbennüance nicht verändert, dagegen häufig um ein bis zn^ei Töne Heller er- § scheint. Aie neuesten Fortschritte und technische Patente. Monat Februar. England. Getreideschälmaschine mit rotirendem Gehäuse und Reibapparat und selbstthätiger Regulirung der Geschwindigkeit der durchlaufenden Körner, S. H. Hadley. Anwendung von Fliiorkalcium entweder als Flußspath oder Cryolith, oder chemisch dargestellte Masse zur Entfernung des Phospbors aus dem Eisen. I. Bowron und G. Lunge. (S. Gew.-Z. pp. 62.) Umschau in den Gewerben und Künsten. Verbessertes Verfahren mittels chemischer Reagentien die Flachsfasern i von der gummiartigen Substanz, die sie eiuhüllt, zu befreien. E. T. Hughes. Bereitung eines Cacavextraktes von flüssiger oder halbflüssiger Con- i sistenz. P. Pearson. Verbesserung an Chronometern, welche zur Regulirung entfernter ! Uhren mittels des elektrischen Stromes dienen. W. S. Harrison. Verbesserte Methode Mühlsteine mittels Anwendung von schwarzen Diamanten zuznrichten. N. Goung. Verbesserung in dem Verfahren Wasser in Dampfkessel »achzufüllen. i W. E. Gedge.