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Nr. 3. Iriedrich Heorg Wecks issi. A. M. Kitter von Burg, . K. Rca.-Rath il- Prof., Mitglied d. Akademie d. Wiffemchaften, VcrwaltungSratb ic. in Wien. Or. Ernst Engel Skgl. Prcuß. «eh. Rcg.-R-Uh, Direkter de« Agl. Statist. Bureau, Rtltcr >c. in Berlin. Or. M. Kuhlmann, Prof, der Skönigl. Polylechn. Schule, Ritter !t. in Hannover. M. M. Freiherr von Weber, Ingen., sr. Stichs. Finanz-Rath u. Staatscisenb.- ' Direktor, Comthur u. Ritter in Dresden. Oe. Knapp, Professor der angewandten Chemie in München. Or. Wilhelm Kitter von Schwarz, K. K. Sektion«-Rath und Ükanzlei-Director de« stfterr. General-Consulat« >c. in Paris. Unter besonderer Mitwirkung der Herren Or. Rudolph Vieh, Großherzogl. Bad. Geh. Referend. im Handels- Minist., Ritter rc. in Carlsruhe. M. Oechelhäuser, Gencral-Direct. d. Continental-GaS-Gesellsch. in Deßau. Or. F. von Steinbeis, Direct. d. K. Württemb. Centralstelle f. Handel u. Gew., Cornth. u. Ritter rc. in Stuttgart. Herausgegeben von vr. Heinrich Hirzri. Privatdocent der Chemie a. d. Universität Leipzig, d. Z. Director der Leipziger Polytechn. Gesellschaft. Wöchentlich 14—2 Bogen. Zu beziehen durch alle Buchhandlungen und Postämter. SechSNNdzWstNzigster Jahrgang. Neber Maßeinheit, insbesondere über die deutsche. Von Th. Schwartze in Leipzig. Seitdem das deutsche Volk angesangen, in wirthschaft- licher Beziehung selbstthätig auszutreten, seitdem sich seine Re gierungen mehr und mehr darauf beschränken, nur die politische Ord nung ihrer Staaten ausrecht zu erhalten, seitdem gehen auch die Bestrebungen nach Einigung des zerstückelten Vaterlandes mehr und mehr ihrer Verwirklichung entgegen. Die Einheitsbestrebungen unserer Tage bewegen sich aus einem ganz anderen Gebiete als das war, worauf in überwallender, in den Consequenzen ihrer Bestrebungen unklarer nationaler Begeisterung, so viele Kräfte in den Jahren 1848 und 1849 geleitet wurden. Es trat deshalb eine vielfältige Zersplitterung der Kräfte ein, die in eine Richtung gebracht, Großartiges geleistet haben wür den und — das deutsche Einheitswerk blieb unvollzogen. Außer dem Standpunkte, von welchem aus man in geschicht lichen Erinnerungen sich begeistert, von welchem aus, durch die Er- kenntniß der Aehnlichkeit des Wesens, nationale Sympathien im Herzen angefacht werden, von welchem aus man die natürlichen Grenzen überschaut, welche einen Cordon abschließen gegen fremde selbstsüchtige Nachbarn, außer dem Standpunkte, auf welchem sich die Brust hebt, das Auge glüht und die Faust ballt, auf welchem sich zwar Muth und Thatkraft durch erhabene Begeisterung stählen, von welchem aus man aber auch leicht über die Welt des wirklich Bestehenden, des scheinbar Kleinlichen hinwegsieht, ohne sie gehörig zu würdigen; außer diesem — erhabenen — Standpunkte gibt cs noch einen andern Standpunkt, vielleicht etwas niederer als jener, aber als erste Station wichtig und — sicherer. Von diesem weniger erhabenen Standpunkte aus wird man die Welt der bestehenden Verhältnisse schärfer in das Auge fassen und, mitten in den Bedürfnissen und Anforderungen des gewöhnlichen Lebens fußend, diese in ihren Einzelheiten ergründen und daraus zur Erkenntniß der Nothwendigkeit gelangen, daß ein so vielgliedriger, aber wesentlich und nothwendig zusammengehörender Staatencom- plex, wie der deutsche, zum Wohle und Gedeihen seiner einzelnen Bestandtheile vor Allem einer einheitlichen Organisation der wirth- schaftlichen Verhältnisse bedürfe. Die Erkenntniß des Bedürfnisses einer solchen einheitlichen Or ganisation der wirthschaftlichen Verhältnisse ist schon lange mehr oder weniger im deutschen Volke vorhanden und dem Triebe nach einer Realisirung des als nothwendig Erkannten ist schon oft Aus druck gegeben worden, aber die erste Grundlage einer solchen einheit lichen Organisation fehlte uns bis in die neueste Zeit. Was wäre aber Anderes die Grundlage einer organisirten wirthschaftlichen Ein heit als Gleichheit der Maße, der Gewichte und der Münzen in den deutschen Staaten? Auf dem genannten Gediete können wir schon manche Errungen schaft begrüßen. Innerhalb des deutschen Zollvereins sind die Schranken des Handels bereits theilweise gefallen und ein einheitlich organisirtes Postwesen erleichtert den Verkehr. Die deutschen Staa ten haben sich bereits in Bezug einer Münzeinheit enger aneinander geschloffen und die Mehrzahl der deutschen Staaten hat ein Einheits- Gewicht im Verkehre eingeführt; die Einigung hinsichtlich des Maßes aber ist noch immer im Bereiche der frommen Wünsche ge blieben. Uebersieht man die vergleichenden Tabellen deutscher Maße und Gewichte, so tritt die Abnormität der deutschen Zerrissenheit und Zersplitterung noch in ihrer traurigen Gestalt vor unser Auge. Noch immer fehlt den deutschen Staaten die Einigung bezüglich der steten Begleiter des menschlichen Thuns, des Maßes und des Gewichtes, aber mit froher Zuversicht erfüllt unsere Brust die Hoff nung, in nächster Zukunft die darauf hinzielenden Bestrebungen am Ziele zu sehen. Wenn dies Ziel erreicht ist, dann durchschlingt die 5