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244 Wochenschau. Die volkswirthschaftliche Gesellschaft für Mitteldeutschland hielt am 2V. October in Weimar ihre dritte Sitzung, zu der sich die Mitglie der aus Sachsen und Thüringen in ziemlich befriedigender Anzahl einge- funden hatten. Nachdem bereits am 19. Oct. im kleinen Stadthaussaale eine Vorbesprechung über die Geschäftsordnung und innere Vereinsangelegcn- heiten abgchalten worden war, eröffnete Prof. Biedermann aus Weimar am 20. Oct. die Versammlung mit einer Bcwillkommnungsrede und er stattete darauf das Referat über die gewerbliche Freizügigkeit. In geist reicher Weise untersuchte der Referent gleichzeitig die Wechselbeziehungen zwischen der gewerblichen Freizügigkeit auf der einen, und dem Heimatds- recht, dem Armenwesen, der Erlaubniß zur Vercbelichung, wie der Staats angehörigkeit auf der andern Seite. So wünschenswert!» guch die Er örterung dieser gegenseitigen Beziehungen war, so sah sich doch die Ge sellschaft nicht in der Lage, über alle kiese wichtigen Fragen sich augenblick lich auszusprcchen. Die weitere Erörterung wurde vielmehr dem Ausschuß ancmpfohlen, während die Gesellschaft sich nur dahin aussprach, daß Jeder, welcher die Rückaufnahme in seine bisherige Heimath nachweist, hinsichtlich der gewerblichen Niederlassung dem Gemeindebürger gleichzuachten sei. In länder und Ausländer seien darin gleichzustellen. Die gerade für Sachsen und Thüringen wichtige Frage über die Her absetzung der Bahntarife für den Transport mineralischer Brennstoffe leitete Justizrath Braun aus Coburg ein, welcher schließlich beantragte, die Gesellschaft möge auf Einführung des Einpfennigtarifs hinzuwirken suchen. So weit sich dies durchführen lassen würde, sprach die Gesellschaft ihre Bereitwilligkeit aus, doch verhehlte man sich den Eingriff in ein offnes Handels- und Transportgeschäft nicht, und suchte man lieber durch Vermehrung der Concurrenz das Monopol der Eisenbahnen zu beseitigen und dadurch geringere Fahrpreise zu erzielen. Mit Recht wurde die Ge stattung von Eoncurrenzbahncn, Entwicklung des Eanalshstenis, Beseiti gung der Flußzölle, nicht minder Forderung der Verbindung der Eisen bahnen mit den Wasserstraßen empfohlen. Nachdem darauf beschlossen worden wab, den Mitgliederbeitrag von 2 Thlrn. auf 1 Thlr. herabzusetzcn, und nur in dringenden Fällen jähr lich mehr als eine Sitzung zu halten, beantragte Röhrich aus Gotha, die ständige Deputation des volkswirthschastlichen Cvngrcsses znr Bildung einer Commission zu veranlassen, welche unter Hinzuziehungen geeigneter Persönlichkeiten über eine Reorganisation des Zollvereins berathen nnd dem nächsten Kongreß dem entsprechende Vorlagen unterbreiten solle. Der Antrag wurde ohne Debatte einstimmig angenommen. Den letzten Gegenstand — die Verhandlungen über die llebergangs- abgaben des Zollvereins wurden wegen Mangel an Zeit vertagt — bildete die Thcilbarkeit des Grundeigenthums, über welche l)r. Rcntzsch aus Dresden das Referat übernommen hatte. Nach längerer lebhafter Debatte wurden die Anträge des Referenten ziemlich einstimmig angenommen, und sprach man sich darin für freie Thcilbarkeit wie für freien Betrieb des Grnnd und Bodens aus. Hinsichtlich der Waldgrundstücke wünschte man zwar freie Thcilbarkeit, doch sollte sich die Gesetzgebung für den Betrieb nach der procentalen Menge der Waldungen zu der Gesammtoberfläche richten. Die Wahl des neuen Ausschusses fiel auf die Herren Prof. Bieder mann in Weimar, Finanzratb Hops und Dircctor Röhrich in Gotha, Or. Rcntzsch und Advocat Miller in Dresden, Adv. Frühauf und Iir. Heine in Leipzig, Red. Binder in Chemnitz und Oberbürgermeister Oberländer in Coburg. Die Wahi des nächsten Versammlungsortes blieb rem Aus schuß überlasten, doch wurde mit einiger Entschiedenheit Chemnitz genannt. Leipzig. — Der Bericht über die Thätigkcit des hiesigen kauf männischen Vereins wahrend des BerwaltungSjahres 1860/61 enthält nur Günstiges über das Leben und Gedeihen desselben Sein Hauptzweck, „Anregung zur Fortbildung im Gebiete des Wissens", wurde stets unvcrrückt im Auge behalten und durch 31 Vorträge der ge lehrten Celcbritäten unser -ladt in allen Wisscnsfächern gefördert. Die Bibliothek hat sich, wie die Nachträge des Katalogs erweisen, bedeutend vermehrt, ebenso gewinnt dienst jm vorigen Jabre begründete Abtheilung derselben für periodische Schriften an Bedeutung, indem dieser Literaturzweig durch mehr als 300 Nummern bereits vertreten ist. Die Benutzung der Bibliothek steigert sich in erfreulichster Weise mit der Zunahme der Bändezakl derselben. Denn während im Jahre 1859/60 die Bänkezahl von 105 auf 313 stieg, betrug die Zahl der Ausleihungen 297" und in dem vergangenen Jahre, in welchem die Bändezahl sich auf 537 steigerte, betrug die Zahl der Ausleihungen 613. Das Mustercabinet gelangte im letzten Jahre durch Erwerbung eines besondern Locales zur Aufstellung und zählt etwa 1500 Exemplare, die unter 800 Nummern rangirt sind. Von den innerhalb des Vereins bestehenden Clubs, deren Zweck vraktische Hebung in den modernen Sprachen ist, ist nur Erfreuliches zu berichten und ebenso über die zum Vortheile stellcsuchender Mitglieder er richtete Stellenvermittelung, die von 33 ihr bekannt gewordenen Stellen 20 ans der Zahl von 128 Bewerbern besetzte. Geht man auf die finanziellen Zustände des Vereins über, so erhält man einen Beweis von dem wirthschaftlichen Sinne des Vereins. Das Vereinsvermögen ist gegen voriges Jahr nm Thlr. 440. 26. 9. gestiegen und beträgt einschließlich des Rcservesonds von Thlr. 812., im Ganzen Thlr. 1677. 11. 3. Die Zahl der Mitglieder betrug im Anfänge des Jahres 345 und ist am Schluffe desselben nach Aufnahme von 163 neuen, denen nur 82 als abgegangen (unter ihnen 60, weil sie Leipzig verließen) gegenüberstehen, auf 426 angewachsen, wovon der fünfte Theil aus Principalen besteht. Stuttgart. — Der Bericht der wiirttcmbcrgischcn Handelsgesellschaft über ihre Thätigkcit im verflossenen Jahre lautet, trotz der ungünstigen politischen Verhältnisse, sehr befriedigend. Seit 1856, von wo an die Thätigkcit dieser Gesellschaft nach Außen begann, weist dieser Bericht fol gende Ergebnisse nach: 1856: Waarenumsatz 107425 fl. 48 kr. 1857: 136415 fl'. 15 kr. 1858: 164756 fl. 56 kr. 1859: 225140 fl. ll kr 1860: 214884 fl. 31 kr. England.— Seit dem I.Octobcr ist die Herabsetzung des Papier zolles vollständig durchgeführt worden und es ist dadurch selbst der Preis der theureren Zeitungen auf 1 Penny herabgesunken, während der Preis der früheren Pcnnyblättcr jetzt V- Penny beträgt. Bei den badischen Post- und Eisenbahnkasscn werden von jetzt ab außer dem inländischen Papiergelde auch Württemberger, bayrische, hessen- darmstädtische und frankfurter Papicrgeldscheinc als Zahlung angenommen. Es gebührt also der badischen Regierung die Ehre, in der Papiergeldfraze zuerst den particularen Standpunkt aufgegeben zu haben. Bezüglich des Erfolges industrieller Unternehmungen sind folgende Angaben nicht uninteressant, welche wir dem Arbeitg. entnehmen: der Ver ein chemischer Fabriken in Mannheim befindet sich nach dem eben erstat teten Jahresberichte in sehr günstigem Stande. — Die Crefelder Seiden zwirnerei hat sich bei 60 Prvc. Verlust aufgelöst und die Fabrik für 40 Procent vom Einlagekapital verkauft. Königl. siichs. Erfinduugspotcntc. — Auf 5 Jahre ertheilt: am 2. October 1861 Herrn vr. Paul Lvwenberg in Berlin auf ein Verfah ren der Extraction von Fett und Oel mittelst Schwefelkohlenstoffs; am 7. October Herrn W. Richter in Harthau auf eine Kunstachse; am 15. Octobcr Herrn Edmund Thode in Dresden auf einen Apparat zum Aus pressen der Flüssigkeit aus dickflüssigen Substanzen. Dom Jüchertisch. Preisverzeichnis? von Apparaten nnd Gcräthcn für alle Zweige der ! reinen und angewandten Chemie, von Franz Hugershoff, Mechaniker in Leipzig. Dieses aus der Druckerei von F. A. Brockhaus hervorgegangene Preis- Verzeichnis; ist in anerkennenswerther Weise angeordnet und mit trefflich ausgeführten Holzschnitten ausgestattct. Es bietet eine reiche Auswahl der l neuesten und besten Constructionen chemischer Apparate und es ist um so mehr auf gute Ausführung der verzeichneten Gegenstände zu rechnen, als ! die mechanische Werkstätte des Herrn Hugershoff sich bereits einen Namen bezüglich der aus ihr hervorgegangenen chemischen Wagen erworben hat. Dieses Preisverzeichnis; kann also jedem Interessenten augclegentlichst empfoh len werden. Die Spinnerei und Weberei. Bon Fr. Kohl. Bierte Auflage. Leipzig, O. Spanier, 1861. Dieses Werkchcn hat sich bereits einen großen Leserkreis errungen, wie die vier ziemlich schnell auf einander folgenden Auflagen zeigen. Es verdient aber auch in vollem Maße diese Anerkennung. Auf die Baum wollindustrie gestützt, entwirft der Verfasser ein reiches, vollständiges Bild der Gespinnstfasei-Bearbeitung und streut dazwischen historische Nachweise über die bedeutendsten Fortschritte und Erfindungen der Lpiunerei und Weberei. Näher auf das Werk einzugehcn, wäre unnutz. Die vierAuflagen begründen seinen Werth vollständig und wir empfehlen nur aufs wärmste dieses schöne, vom Verleger so reich ausgestattete, echt populär gehaltene Buch. Hermann Grothe. Briefkasten. Herrn A- S- in Berlin. Für ihre Mittheilungen in Bezug des Artikels über Schellack unser» -Lank. Wir werden nicht versäumen, den Gegenstand, auf welchen Sie uns aufmerksam machen, nächstens zur Kenntniß unserer Leser zu bringen. Die Redaction. Alle Mittheilungen, insofern sie die Berseudung der Zeitung und deren Jnseratenkheil betreffen, beliebe man an Gebr. Baensch, für redactionelle Angelegenheiten an vr. Heinrich Hirzel zu richten. Verlag der Gebr. Baensch in Leipzig. — Für die Redaction verantwortlich vr. H. Hirzel. — Druck von Ferber Kl Scydel in Leipzig