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Nr. 3S. Friedrich Heorg Wiech s 186S. Deutsche Mikroskopische Erkennung der Stroh- und Esparto- Popiere. Von Or. Julius Wiesner. Alle gegenwärtig i»i Großen hergestellten Papiere werten ans Pflanzenfasern bereitet. Ta nnn, wie allgemein bekannt, bas Ma terial, aus dem die Pflanzenzelle anfgebant ist, immer nur ein und derselbe Körper, nämlich Eellnlosc ist, der, von welcher Pflanzeuart und von welchem Pslanzenthcil er auch hcrriihren mag, stets dieselben cbemischen Rcactioucn besitzt; so ist einleuchtend, daß cs bei der Prüfung der Papiere vornehmlich daraus ankommt zu sehen, in wel cher Hierin die Faser auftritt. Die stennlniß der Form läßt stets ei neu sicheren Schluß auf das Material, aus welchem das Papier bc reitet wurde, zu. Man wendet allerdings, und in gewissen Fällen nicht ohne Vor- theil, hin und wieder chemische Erkenunngömittel zur Prüfung aus die Faser an. So hat z. B. Herr Schapringer in jüngster Zeit ans daö schwefclsanre Anilin aufmerksam gemacht, welches in ordinären Pa piercn (Druckpapieren) die Anwesenheit ter Holzfaser in vortrefflicher Weise darlegt. Dieses Erkennungsmittel reagier nnn blos ans die den Zellstoff der Holzfaser verunreinigenden iiörper, ans die größten Feinde des Papierfabrikanten, die er durch seine Bleichmittel zn ver nichten sucht. Je besser der Papicrsabrikant diese Feinde durch den FabrikationSproccß bckämpst, desto weniger genau gelingt die Nach Weisung der Holzfaser durch schwefelsanrcö Anilin. Sv trefflich nnn dieses und ähnliche Erkennungsmittcl der Pflanzenfaser dcsondcrs für speeiellc Zwecke sein mögen, so sind sie doch nicht durchgreifende, unter allen Umständen ihr Recht behauptende Prvbemitlel und es wird doch stets erst des Mikroskops bedürfen, wenn ein nnuinstößli ches Urtheil über eine Pflanzcnsasersortc abgegeben werden soll. Da über die Erkennung der ans Stroh und Esparlo verfertigten Papiere bis jetzt nichts bekannt geworden ist, und doch viele Fälle denkbar sind, in denen entweder dem Fabrikanten oder dem .stäufer an der Erkennung dieser Fasern im Papier gelegen ist, so theile ich iin Nachfolgendem insoweit meine Beobachtungen mit, als sic für den Industriellen einen Werth besitzen mögen. Ick' nehme hier zuerst Rücksicht auf die aus Gctrcideflroh augefertigten Papiere, die bereits in großen Massen erzeugt werden, ferner auf die ans Espartogras*) *) Espartogras ( 8tip» tonsclssim» Ginn ober Vl»or»el>los tenaois- «ima .'tunth.) ist über Süd-Europa und Nord-Afrika verbreitet; in ungc- verfcrtigte Waare. So viel mir bekannt, verarbeitet die Fabrik Nontledge in Oxford EspartograS; ferner bestehen in der Hcimath des Espartograscs, in Spanien, Fabriken, die dieses Material vcr arbciteu. Das Material, welches ich zur Untersuchung der Erken nung der Espartosascr benutzte (Espartostrob, gebleichtes Papicrhalb zeug und fertiges Schreibpapier), erhielt ich durch die Güte dcö Herrn Ehcmikers Eastclls ans einer Barcellonacr Fabrik. Der Ver gleichung halber werde ich auch über die Erkennung dcrMaiSpapierc**l einiges anführcn, vornehmlich um zu zeigen, wie leicht selbst bei von Natur ans so verwandten Materialien, wie es Mais-, Getreide- unk Espartostroh sink, die Prüfung auf die Faser durch das Mikroskop ausznftthren ist. Was die ans unserem Getrcidestroh verfertigten Papiere anlangt, so werden dieselben, nach einer großen Reihe von mir angestelltcr Beobachtungen, aus Roggcnstroh bereitet. Ich will deshalb diese Art unseres Gctreidestrohes vornehmlich in's Ange fas sen und unsere andern Stroharten: Weizen , Hafer- und Gersten stroh, nnr nebenher besprechen. Sämmtlichc ans Stroh (unter „Stroh" fasse ich der stürze Hal bcr im Nachfolgenden Roggen - und Maisstroh nnd Esparto znsam men) gemachten Papiere enthalte» alle anatomischen Elemente, aus denen die Stengel nnd Blätter der betreffenden Grasarlcn bestellen, nur in verschiedenen Mengen. Dem Fabrikanten läge allerdings da ran, nnr die festen, langen nnd elastischen Bastfasern des Strohes in'S Papier zu bringen; aber bei noch so sorgsam durchgcführtcm Vcrsahren gehen auch die großen spröden Gefäße, die leicht zerreiß licllen Parenchpmzcllen, und endlich die kieselreicben, spröden, beinallc stets mit zahnrad artiger Begrenzung versehenen Obcrhanlzcllen'dcr Halme nnd Blätter in'S Papier. ES wäre nun allerdings am zweckmäßigsten, wenn die Bastfaser sclbst, welche doch die Hauptmaste dcS Papicrcs anSmackst, schon die nölhigcn Erkennungszeichen abgcbcn würde. So sicher nnn solche steunzeichcn vorhanden sind und so sicher der in anatomischen Arbci tcn Geübte dieselben anSzullenten versteht, so wenig kann sie der lln geübte praktisch vcrwcrthcn, da er erst nach einer Reihe dnrchgcsühr ter Messungen über die Strohfascr nrthcilcn könnte, schließlich aber hcuren Massen tritt cs in Eeniral- und Süd-Spanien an dürren Plätzen auf. Die -,usaimneiigcrollten Blätter werden »i Seile», Tauen :e. vcrardci tcl und als solche mich nach Frankreich nnd England auSgcfübrt. **) Eine auSflibrliche Untersuchung der Maissaierproduetc llabe ich in Tingler's polist. Iourn., Bd. I7ö, S. W5, in diesem Fabre pudlieirt.