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M. 43. Iriedrich Heorg Wieck s Deutsche 186S. Ucber die Brennmaterialien und ihre Verwendung durch die trockene Destillation. Bon Or. pki. E. Oteorg Thenins, technischer Ebeiuikcr aus Dresden. (Fortsetzung.) Nach allen bis jetzt gemachten Erfahrungen erhält man bei der Destillation der Brannkohle in Retorten die größte Ausbeute an Theer, während die Verkohlung in Schachtöfen mit Anwendung von Ventilationen nicht mir wegen der geringen TheeranSbeutc, sondern mich wegen des schlechten Theeres zu verwerfen ist, indem derselbe zuviel sauerstoffreiche Destillationsproducte enthält, die hauptsächlich aus Kreosot, anstatt Photogen bestehen. lieber die Verwendung der Brannkohle zur Leuchtgasfabrikation hat man bis jetzt wenig Erfahrungen gesammelt und die bereits erhaltenen Resultate stimmen in sofern überein, daß die zurückblei- bcnden Koaks nicht verkäuflich und transportfähig sind; dennoch ist es aber möglich, daß das Leuchtgas aus Braunkohle billiger erzeugt werden kann, als das Stcinkohlengas, wenn man das bei der Theer- erzeugung ans Brannkohle meist unbenutzt weggehende GaS, einer Reinigung unterwirft und in einem Gasometer anffängt. Jedenfalls hat eine reichhaltige Braunkohle bezüglich der industriellen Verwen dung eine nicht unbedeutende Zukunft. In dem Vorhergehenden wurden hauptsächlich die Dcstillativus- produete der Stein- und Braunkohle einer näheren Beleuchtung unter worfen und es bleibt sonach dem Verfasser nur noch übrig die des Torfes und des Holzes zu behandeln. Der Torf ist ein bis jetzt so wenig beachtetes Brennmaterial, daß man in vielen Gegenden, wo ein Ucberfluß an Holz, Braun unk Steinkohle sich befindet, denselben gar nicht bcnntzt und die mäcb- kicksten Torflager noch nicht einmal aufgeschlossen sind. Durch den Mangel eines guten Brcnnmateriales in anderen Gegenden ergriff man aber die Bcrwerthnng und Aufbereitung des Torfes und ist die selbe in einzelnen Ländern, wie z. B. Baiern, Holland, Irland w. auf eine sehr vollkommene Stufe gebracht worden. Man erzeugt daselbst aus Torf ein Brennmaterial, welches bezüglich seiner Dichte und Brennkraft der besten Braun - und Steinkohle an die Seite ge stellt werden kann und was man unter dem Namen condensirten und Preßtorf kennt. Natürlicherweise sind nicht alle Torfsorten gleich und gilt DbigeS blos für einen guten, sogenannten Hochmoortorf, während der Wiesenmoortorf mehr Aschenbcstandthcile und weniger Kohlenstoff enthält. Die österreichische Monarchie ist nun namentlich sehr reich an Hoclunoortorfcu und zwar vorzüglicher Qualität und sinket sich der selbe in den Kronländern von Salzburg, Tirol, Steiermark und Kärnthen. Der Gcsammtflächcnranm deu die bis jetzt bekannten Hoch - und Wiescnmoore in der ganzen österreichischen Monarchie bedecken, be trägt ca. 56,590 niederösterreichische Joche oder 90,544,000 OKlaf ter. Wenn man erwägt, daß die El Klafter Torfmassc dnrchschnitt lich 2000 Stück Torf giebt und 1000 Stück lufttrockener Torf acht Etr. wiegen, so repräsentiren obige 90,544,000 El Klafter 1,448,704,000 Ctr. luftrocknen Torfes. Da man in Oesterreich den Ctr. lufttrockncn Torfes dnrchschnitt lich mit 30 Kreuzer n. östr. Wäh. annchmen kann, so würde diese Torfmasse einen Werth von 434,611,200 Gulden repräsentiren, ohne daß man den dabei gewonnenen Grund und Boden (wenn zu gleicher Zeit der Untergrund mit enltivirt wird) mit in Anschlag bringt. Ein Joch cultivirtcS Torsland kann man durchschnittlich auf 300 Gulden n. östr. Wäh. schätzen und die 56,5'90 Joche würden nach ihrer vollkommnen Austorfung und Eultiviruug einen Werth von 16,977,000 Gulden repräsentiren. Nehmen wir an, daß die vollkommene Austorfung in 100 Jab ren geschieht, so würden jährlich eine bis fünf Millionen Gulden durch die Torfindustric umgcsctzt werden, was jedenfalls vom natio nal-ökonomischen Standpunkt aus, Beachtung verdient. Was die Verwendung des Torfes betrifft, so findet sic für den Hoch moortorf, seines geringen SchwefclgchalteS wegen hauptsächlich bei der Eisenindustrie statt und cSwird ein besseres namentlich geschmeidigeres Eisen dabei erzeugt. Einen Hanptübelstand, die Aufbewahrung unk Transport größerer Torfmasseu (Stichtorf) hat mau in neuerer Zeit dadurch beseitigt, daß man den Torf in einen dichteren Zustand bringt und zwar entweder durch Pressen oder durch die sogenanute Condeusation. Der auf diese Weise zubereitctc Torf besitzt eiu fast eben so großes specifisches Gewicht wie die Steinkohle und ist so fest, daß er ciueu weiten Transport ohne Zerbröckelung erleidet. Der Torf nimmt auch namentlich bei der letzten Behandlung an Güte zu, indem die inneren Theilc nicht so der Witterung, respeetivc ter Verwitterung ausgesetzt sind, wie beim Stichtorf; derselbe kann sogar läugere Zeit im Wasser liegen, obue daß die Torfmassc wieder erweicht. Diese vorzüglichen Eigenschaften sichern derselben eine gro-