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Xr. 2S. Iriedrich Heorg Meck's 1S6S. Quecksilberchlorid. Von Prof. R. Wag ner. Seit einigen Jahren wird das Quecksilberchlorid in großen Men gen in der chemischen Technik verwendet. Außer zum Jmprägniren von Eisenbahnschwellen, zu welchem Zweck trotz der Kupfer- und Zinksalze, der Carbolsäure, des Torfkreosotsund wie die Substan zen alle heißen, welche zum Conserviren des Holzes vorgeschlagen und angewendet worden sind, alljährlich noch außerordentlich große Mengen von Sublimat Verwendung finden (unter andern noch auf den großherzoglich badischen Bahnen, wozu für die Jahre 1865 und 1866 eine Lieferung von 600 Ctrn. — im Werthe von mindestens 105,000 fl. — ausgeschrieben ist), dient das Quecksilberchlorid zur Herstellung gewisser Theerfarben, in dem Zeugdruck als weiße Re- servage, welche die Aufnahme des Indigos aus der Küpe an den re- servirten Stellen verhüten soll, entweder für sich oder in Verbindung mit Salmiak oder mit Chlornatrium als Mittel zum Conserviren anatomischer und ähnlicher Präparate und endlich in gewissen Fällen in welchen die hervorragendste Eigenschaft des Sublimates, bei Ge genwart organischer und auch einiger anorganischer Körper, in Calo- mel und freies Chlor zu zerfallen, welches letztere bei Vorhandensein ! von Wasser ozonisirend wirkt, nutzbar gemacht wird. Es ist daher eine leickt ausführbare und wohlfeile Methode der Darstellung von Quecksilberchlorid ein seit Jahren gehegter Wunsch der Producenten dieser Verbindung. Die Vorschriften, welche die pharmaceutischc Chemie für die Bereitung von Sublimat giebt, sind durchweg zu umständlich und zu kostspielig; mit wenigen Ausnahmen wenden sie das Princip der Sublimation — einer im Großen lang wierigen und gesundheitsschädlichen Operation -— an, die, wenn es sich um die Darstellung eines technischen Präparates handelt, wenn nur immer möglich, ausgeschlossen werden muß. Es blieb daher nur ! der nasse Weg übrig, auf welchem indessen nur eine Methode existirt, nämlich diejenige, die auf dem Lösen von Quecksilberchlorid in Salz säure begründet ist. Letzteres Verfahren ist auch in der That das in den meisten chemischen Fabriken znr Darstellung des Quecksilberoxy- des und zwar mit Erfolg angewcndetc. Die Schattenseite dieser Me thode, die bei fabrikmäßigem Betriebe mehr als bei der Darstellung des Sublimates zu pharmaceutischem Gebrauch sich geltend macht, ist eine Folge des Umstandes, das der Darstellung des Quecksilbcrchlo- rids die des Oxydes vorangehen muß, und das Quecksilberoxyd läßt sich im Großen bekanntlich nur mit Aufopferung großer Mengen von Salpetersäure bereiten. Läßt sich die Anwendung der letzteren, mit welcher unangenehme Arbeiten, wie Mischen des erhaltenen Oucck- silhernitrates mit Quecksilber und Erhitzen des Gemenges verknüpft sind, umgehen, so ist für die Darstellung des Quecksilberchlorids schon viel gewonnen. Ich schlage deshalb folgende Methode vor, die sich darauf gründet: ») daß beim Erhitzen von Quecksilber mit concentrirter Schwe felsäure bis zum völligen Verschwinden des Quecksilbers neutrales schwefelsaures Quecksilberoxyd sich bildet, welches in 100 Th. aus 73 Th. Quecksilberoxyd und 27 Th. Schwefelsäure besteht. Die da bei sich bildende schweflige Säure dient, wie unten angegeben werden wjxd, zur Darstellung von Quecksilberchlorür oder zur Bereitung von schwefligsanrem Kalk oder von untcrschwefligsaurem Natron; t>) daß beim Behandeln von neutralem schwefelsaurem Quecksil beroxyd mit einem großen Ueberschuß siedenden Wassers dieses Salz in ein basisches Salz (Mineralturphet), dessen Zusammensetzung an nähernd durch die Formel 3860,80» ausgcdrückt werden kann, in 100 Th. 90 Th. Quecksilberoxyd und 10 Th. Schwefelsäure enthal tend , und in freie Schwefelsäure zerfällt, nach der Gleichung: 3(8ZO, 80») -s- 280---3880, 80» -f- 280»,80. Die freie Schwefelsäure enthält etwas Quecksilberoxyd; o) daß neutrales wie basisches schwcfelsaurcS Quecksilberoxyd durch Salzsäure vollständig zersetzt werden in Quecksilberchlorid und in freie Schwefelsäure. Mineralturphet wird demnach beim Er hitzen mit gewöhnlicher Salzsäure in der Art zersetzt, daß unter Frei werden von Schwefelsäure Quecksilberchlorid sich abschcidet. Bei der neuen Methode der Quccksilberchloridbereitung ist mithin das in der Salzsäure aufzulös^nde — mit Hülfe von Salpetersäure dargcstelltc Quecksilberoxyd durch das basisch-schwefelsaurc Quecksilberoxyd cr- setzt; . , ck) die durch die Operationen b und o erhaltenen sauren und quecksilberhaltigen Flüssigkeiten werden ans geeignete Weise verwendet, am rationellsten, wenn es der Modus der Wärmcproduction in der Fabrik gestattet, in der Art, daß man die Flüssigkeit wieder in con centrirte Schwefelsäure überführt und vom neuen zum Auflösen von Quecksilber verwendet. Bei dem billigen Preise des Barythydrates läßt sich auch das schwefelsaure Quecksilberoxyd mittelst Baryt fällen und aus dem aus Quecksilberoxyd und Barytweiß bestehenden Nieder schlage das Quecksilberoxyd durch Salzsäure auSzichcn; v) die sich durch die Operation » entwickelnde schweflige Säure wird entweder sofort verwendet, oder in einem Gasometer aufgcfangcn