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1861. 54 Heft 2. neuen Systems eine geringere gewesen, als bei den mit Steinen oder Röhrenstücken gefüllten alten Scrubbern; die auf der Athol- Station befindlichen neuen Apparate, mit nur 2 Fuß Abstand der Scheidewände, sollen dagegen, wie mir dort versichert ward, voll kommen, ja noch im verstärkten Maße, die Wirkung der alten Scrubber erreichen.*) Im Ganzen wird in England dem Scrubber im Verhältniß zum Luftcondensor ein größerer Antheil an der Kondensation zu gewiesen als bei uns. Mitunter wird in England das abfließende Waschwasser der Scrubber so lange immer wieder von Neuem gebraucht, bis es ein bestimmtes, zur vortheilhaften Gewinnung des Ammoniaks nö- thiges specifisches Gewicht erreicht hat. Waschmaschinen. Die Scrubber sind mitunter, wie auch bei uns auf einigen Anstalten, mit einer Waschmaschine, die im untern Tbeile ange-l bracht ist, verbunden, jedoch mehr bei ältern, als bei neuen Etablis sements, die in der Regel nach dem Scrubber gar keine besondere Waschmaschine mehr Haden, also ihre Apparate einfach auf Luft- condensor, Scrubber und Reiniger beschränken. Wo man noch Waschmaschinen findet, sind dieselben von der verschiedenartigsten Construction, längliche Kasten mit einer oder zwei Zwischenwän den, Wäsche durch durchlöcherte Platten oder durch Röhrensysteme u. s. w. Von den Waschmaschinen, die nicht etwa die Condensation vervollständigen sollen, sondern bei der eigentlichen Reinigung eine Rolle spielen, ist weiter unten die Rede. Reinigung. Wenn noch im Jahre 18ü7 eine amtliche Commission con- statirte, daß aus den Londoner Gasanstalten elf verschiedene Me thoden der Reinigung in Anwendung seien und dies Verhältniß dem in England allgemein herrschenden entsprechen mochte, so tritt doch gegenwärtig ganz unverkennbar der allmälige Sieg des Ver fahrens hervor, welches auf unfern Gasanstalten schon bei Eröff nung derselben adoptirt und seitdem festgehalten worden, nämlich der Reinigung mittelst sogenannter Laming'scher Masse, einer Mischung aus schweselsaurem Eisenoxydul (Eisenvitriol) und kohlen saurem Kalk, der, aus übrigens rein mechanischen Beweggründen, Sägespäne zugesetzt werden. Es kann mit Bestimmtheit behauptet werden, daß die tüch tigsten Ingenieure in letzter Zeit allgemein zu diesem System über gehen, wenn auch im gegenwärtigen Uebergangsstadium die Mehrzahl augenblicklich noch mit nasser oder trockener Kalkreini gung oder doch mit einer Verbindungder Kalkreinigung mit Laming scher Masse arbeiten mag. Eine Ausnahme ist es jedenfalls, wenn neue Werke, wie z. B. die Great Central Gas-Works, noch auf Kalkreinigung eingerichtet werden. Diese Anstalt hat lediglich nasse Kalkwäsche in zwei Systemen von je drei übereinander stehen den runden Reinigern von 20 Fuß Durchmesser; dieselbe Kalk milch wird hier nach einander in dem ersten, zweiten und dritten Reiniger benutzt. Weit häufiger sieht man noch die trockne Kalk reinigung, allein oder in Verbindung mit einer vorhergehenden Kalkwäsche. Nicht selten hat man auch Wäschen mit stark ver dünnter Schwefelsäure oder trockene Reiniger mit in Schwefelsäure getränkten Sägespänen zur vorherigen Entfernung des Ammoniaks, worauf dann eine fernere Reinigung mit trockenem Kalk oder mit Eisenoxyd folgt, welches letztere indeß des Ausglühens bedarf, um den Schwefel zu entfernen. Weit häufiger noch ist die gleichzeitige Anwendung von Laming'scher Masse und Kalk in der Art, daß drei Rahmen der Reinigungskasten mit ersterer, der vierte mit Kalk, oder daß einer von den drei in Thätigkeit befindlichen Rei nigern ganz mit Kalk, zwei mit Laming'scher Masse gefüllt wer den. Diese Verbindung beider Reinigungsmethoden beruht auf der Unterstellung, daß die Laming'sche Masse zwar für Entfernung des Schwefels und Ammoniaks, nicht aber der die Leuchtkraft be einträchtigenden Kohlensäure ausreichend sei. Diese Unterstellung ) d" bevorstehenden Wintercampagne werden wir aus der Frank furter Anstalt zu bestimmten Resultaten über den (Einfluß dieser Con struction gelangen. trifft aber nur bei ungeeigneter oder nasser Kohle oder bei schlecht bereiteter Masse oder ungenügender Größe der Condensatoren, Scrubber und Reinigungsgefäße zu und, wie bereits erwähnt, gehen denn auch die ersten Ingenieure mehr und mehr zur aus schließlichen Anwendung der Laming'schen Masse ohne irgend gleichzeitige oder nachträgliche Anwendung von Kalk über. Unsere eigenen Erfahrungen stimmen hiermit überein, indem wir z. B. in Deßau (mit Stettin ganz übereinstimmend) in dem aus Pelton und Leversons Kohlen bereiteten Gas nur etwas über ein Proc. Koh lensäuregehalt haben.*) Wenn dennoch Ingenieure von Ruf, wie z. B. G. Lowe, der Kalkreinigung noch einen Vorzug (Lowe schätzt denselben auf 8—9 Procent) vor der Laming'schen Masse bezüg lich des Einflusses auf die Leuchtkraft des Gases beimeffen, so kann dies in den bestimmt vorliegenden Fällen nur von der unrichtigen Zusammensetzung oder Anwendung der letzteren oder von unvoll ständiger Condensation herrühren. Trockne Kohle zur möglichsten Verringerung des Kohlensäuregehalts im Gase ist vor allem bei Anwendung der Laming'schen Masse nothwendig, viel nothwendi- ger als bei der Kalkreinigung. Auch King wendet die Laming- sche Masse bereits auf zwei Stationen ausschließlich an, während, wie mir versichert ward, deren Einführung auf den andern beiden Liverpooler Anstalten bevorsteht. Wenn indeß dieser in England doch zuerst (von Laming und Evans) entdeckte Fortschritt dort et was langsam zur allgemeinen Anwendung kommt, so hat man zu bedenken, wie dort bei den niedrigen Kalkpreisen die Kostendiffe renz beider Verfahrungsarten eine weit geringere ist, als bei uns, ja wie es weniger vielleicht die Rücksicht auf Kvstenersparniß, als vielmehr auf Beseitigung der übelriechenden und nicht wieder ver wendbaren Kalkrückstände ist, welche vielfach in England den Aus schlag zu Gunsten der Laming'schen Masse gibt. In Deutschland allerdings erscheint es kaum begreiflich, wie man die alte Kalkrei nigung noch in solchem Umfange verwenden kann, da sie in der Regel drei- bis vierfach theurer zu stehen kommt, ohne, wenn die sonstigen Einrichtungen gut sind, irgend welche Vortheile vor der Laming'schen Reinigung zu gewähren. Wir reinigen in der Regel 2—3000 Kubikfuß Gas mit l Kubikf. Laming'scher Masse und brauchen dieselbe oft Jahre lang, ohne sie vollständig zu erneuern. Ich wiederhole, daß höchst vollständige Condensation (durch Condenser und Scrubber) die nothwendigen Vorbedingungen einer vollkommen zufriedenstellenden Wirkung der Laming'schen Masse sind. Die Reinigungskasten sind in England im Wesentlichen wie bei uns construirr; man findet sie dort bis zu 20 Fuß im Quadrat. Auch bildet es die Regel, daß die einzelnen Reinigungssysteme aus 4 Kasten bestehen, wovon 3 in Thätigkeit sind und der vierte frisch gefüllt in Bereitschaft gehalten wird. Aeußerst bequem ist die Ein richtung von King in Liverpool, der die Reiniger in den ersten Stock placirt, so daß im Parterre-Raum Röhren und Schieber frei liegen und sehr bequem zu reinigen und zu handhaben sind. Die Kasten haben wie bei uns je 4 Rahmen und wird die Masse 2 bis 2^/2 Zoll dick aufgebracht. Wie bei uns erfolgt der Eintritt des Gases von unten. Da die Laming'sche Masse in England häufig noch sehr unvollkommen bereitet (deshalb auch sehr langsam *) Wir haben in Deßau kürzlich noch wiederholt den Vernich ge macht, das mit Laming'scher Masse gereinigte Gas mit einem genau be stimmten Kohlensäurcgehalt von 1,18 Procent einer nachträglichen Kalk- reinigung zu unterwerfen, um deren Cinfluß auf die Leuchtkraft zu prüfen. Cs wurde hierbei in ter Photomcterkammcr ein kleiner Reini ger vor dem Sxperimcntir-Gasmesser eingeschaltet, welcher gegen »/, .ltubiksuß reine» Kalk auf vier Nahmen, ictcn von einem Quadratfuß Fläche auSgebreiket enthält; indem stündlich nur b KubiksußGas durch gingen, mußte hierbei eine so vollständige Absorption der noch vorhan denen Kohlensäure stattfinden, wie sie in der Praxis nur erreichbar ist. Trotzdem war es der genauesten photomctrischen Beobachtung unmöglich, auch nur den kleinsten Unterschied zu Gunsten der Lichtstärke des mit Kalk nachträglich gereinigten Gates wahrzunckmen. Gleiches Resultat ergaben die Versuche, wenn das GaS statt durch den Kalkreiniger, durch eine mit Aetzkali gefüllte Glasröhre geleitet ward. Die amtlichen Untersuchungen, welche kürzlich in Stettin und Ber lin über die Leuchtkraft von mit Laming'scher Masse und mit Kalk ge reinigtem Gase angeftcllt worden find, bestätigen vorstehende Beobach tungen, wonach also für die Praxis ein l bis >'/, Proc. nicht über schreitender Gebalt an Kohlensäure als irrelevant für die Leuchtkraft an gesehen werken darf.