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AUlMltine MikMichk Verhältnisse. Bcmerkniljfcii iilier de» Stand der englischen nnd sranzösischeu Gasindnstrie. Von Wilhelm Oechelhäuser, Kcncral-Dircctor der dcutschcn kontinciilal-Gas - Gesellschaft in Dcßau. (Fortsetzung ) Th.eervorlage. Die Theervorlage (kiz-äruuliomain) wird in England in allen neueren und bessern Anlagen fast ausschließlich auf die vordere Ofenwand gelegt. Unbestreitbar verdient diese Stelle auch den Borzug. In Belgien und Frankreich ruht sie häufig auf einer besonderen vor dem Ofen angebrachten Säulenreihe, eine Confiruc- tion, die kostspieliger und weniger bequem als vorgedachte ist, ohne besondere Vorzüge zu gewähren. Die englischen Oefen mit durch gehenden Retorten haben hiernach fast ohne Ausnahme zweiTheer- vorlagen; nur selten fielst man eine gemeinschaftliche Vorlage mitten auf dem Ofen placirt. Als Grund für letztere Eonstruction gibt man an, die Gleichmäßigkeit der Eintauchung und damit der Ab führung des Gases aus beiden Enden der Retorte sichern zu wollen; offenbar kann dies aber auch bei getrennten Vorlagen, bei genauer Montirung und gehöriger Aufficht gleich gut erreicht werden. Die Theervorlagen in England werden stets in ununterbro chener Länge einer ganzen Ofenreihe, oft über 150 Fuß lang, angelegt. Die Röhren tauchen in der Regel 2 bis 3 Zoll ein, jedoch läßt man dabei den Exhaustor 1 bis 2 Zoll negativ saugen, so daß etwa nur 1 Zoll positiver Druck in den Retorten, resp. als Siche rung gegen Zurückschlagen bleibt. Bei den erwähnten Pauwell'schen Koksöfen findet gar keine Eintauchung des Gasrohrs in die Theervorlage statt; jeder Ofen hat vielmehr ein hydraulisches Ventil, wodurch die Steigeröhre während des Ziehens und Chargirens abgesperrt wird. Da diese Operation alle drei Tage nur einmal vorkommt, so ist die gedachte Eonstruction für solche Oefen ganz zweckmäßig. Im klebrigen ist in Bezug auf Eonstruction oder Dimensionen der Theervorlagen nichts Besonderes zu bemerken. Mitunter, jedoch nicht häufig, construirt man dieselben aus Kesselblech statt aus Gußeisen. Eondcnsatoren. Für die Condensation find die gußeisernen verticalen Röhren- condenser, die beim englischen Clima im Freien aufgestellt werden, fast durchgängig adoptirt. Die neuern Anstalten, z.B. in Liverpool, die Imperial-Gas-Works u. s. w., haben ringförmige (unnular eonckermer») Condensatoren, Durchmesser der äußern Röhre gegen 4 Fuß, der innern, die oben und unten offen sind, 2 Fuß. Dem Gas wird hierdurch eine weit größere abkühlende Fläche dargebo- tcn, als bei den einfachen Röhrencondensoren. Blechtrommcln sieht man nur selten. Als veraltete Eonstructionen findet man "och schmale Kasten bis zu 30 Fuß Länge und 15 Fuß Höhe, tvorin viele kurze, an beiden Seiten dem Luftzutritt geöffnete Rohre Eingesetzt sind. Ebenso veraltet sind die Einrichtungen, wo Wasser wäschen die Luftcondensation ganz ersetzen. Wo beschränkter Raum der Vergrößerung der Condensatoren mit der steigenden Production hinderlich geworden ist, sieht man mitunter die äußere Wandung der Condensatoren mit Wasser überrieselt, um deren Wirkung zu verstärken; neue Anstalten jedoch wenden nur einfache Luftconden sation an. Die neue schöne Gasanstalt Wavertree-Station, Liver pool, auf 2 Millionen Kubikfuß tägliche Production berechnet, hat zwei Systeme von ringförmigen Condensatoren, jedes aus 8 ver tikalen Röhren von 20 Fuß Höhe, 4 Fuß äußerm, 2 Fuß innerm Wieck « Jlluftr. Ikulsche Gcwcrbt Zeitung ISVl. Durchmesser bestehend. Es gibt dies eine Abkühlungsfläche von etwa 72 fZFuß pr. 1000 Kubikfuß stündlicher Production. Andere Ingenieure gehen bis zum Doppelten dieses Flächenverhältnifses, während dasselbe wieder bei andern noch darunter bleibt. Unsere Frankfurter Anstalt, die im Verhältniß zu den Dimensionen der Apparate am meisten producirt, hat bei der stärksten Abgabe noch 90 HjFuß pr. 100 Kubikfuß stündlicher Production, die kleinern Anstalten das 3- bis 4fache. Uebrigens kommt auf den meisten englischen Gasanstalten noch eine sehr lange Horizontalleitung des Gases von der Theervorlage bis zum Condensor (häufig führt die selbe ums ganze Retortengebäude herum) der Wirkung des letztern zu Hilfe. Auch kann selbstredend die Fläche des Luftcondensors für sich nicht maßgebend sein, da erst in der Verbindung mit dem Scrubber und eventuell der Waschmaschine die Abkühlung bewirkt wird und somit in dem Verhältniß, in welchem die Condensation durch die Luft oder durch unmittelbare Berührung mit Wasser be wirkt werden soll, ein ziemlich weiter Spielraum bleibt. Scrubber. Die Eonstruction der Scrubber, die man bis zu 20 Fuß Durchmesser und 30 Fuß Höhe ausgeführt und ebenfalls meist im Freien aufgestellt sieht und deren gewöhnlich 2 bis 3 nach einander angebracht sind, weicht im Allgemeinen von der unsrigen wenig ab. Die Füllung des Scrubbers geschieht meistens mit gewöhn lichen Drainröhren. Koks oder Steine werden seltener gebraucht, da sie bei so enormen Dimensionen zu leicht Verstopfungen aus gesetzt sind. Man reinigt den Scrubber häufig durch Dampf, was auch auf unfern Anstalten eingefükrt ist. Sehr zweckmäßig ist die dortige Einrichtung für die Zuführung des Waschwassers in den Scrubber. Das oben mit einem Trichter versehene Zuleitungs rohr geht nämlich durch eine Stopfbüchse im Deckel und endigt im Innern des Scrubbers in 4 bis 8 horizontale Arme, am Boden mit Löchern versehen. Indem dieses Röhrensystem von der Dampf maschine aus in langsam drehende Bewegung versetzt wird, erfolgt eine sehr gleichmäßige Vertheilung des reichlich zugeleitcten Was sers über den Inhalt des Scrubbers. Allerdings ist diese Abwei chung von unserer einfachen Eonstruction, wobei die Zuleitung durch ein feststehendes Mittelrohr und einen durchlöcherten Teller erfolgt, zunächst durch die größeren Dimensionen bedingt ; es läßt sich aber nicht verkennen, daß sie, wenn auch in einfacherer Weise ausgeführt, auch für unsere Verhältnisse sehr zweckmäßig sein wird. Denn da sich die Löcher im Teller sehr bald verstopfen. findet bei unfern Scrubber» in der Regel eine ungleiche Vertheilung des Waschwassers stakt ; es bilden sich allmälig Wasserrinnen durch die Koks, im klebrigen bleibt die Füllung trocken und der Scrubber wirkt somit nicht viel mehr als ein einfacher Luftcondensor. Eine Verbesserung unserer Eonstruction in der angedeuteten Richtung wird ganz nützlich wirken. Statt durch die drehenden Röhren sieht man auch Wohl die Vertheilung des Wassers auf einfachere Weise durch einen Waffer- strahl bewirkt, der unter ziemlichem Druck gegen die Deckelplatte spritzt und hiervon zurückgeworfen in einem feinen Regen sich über den Inhalt des Scrubbers ergießt. Auch diese Eonstruction ist unter Umständen ganz empfehlenswerth. Der berühmte Gasingenieur King in Liverpool construirt neuerdings seine Scrubber auf sebr einfache Weise, indem er in je zwei Fuß Abstand horizontale Scheidewände, also falsche Böden mit Löchern anbringt. Die Löcher der untern Platten, die das Gas zuerst passirt, haben einen Zoll, der obern einen halben Zoll Durchmesser ; die Zuführung des Wassers geschieht wie gtwöhnlich durch rotirende Röhren. Diese Scrubber baben weiter gar keine Füllung; die Reinigung der Löcher in den Platten geschieht gele gentlich durch Dampf. Rach Aussage der Betriebs-Dirigenten der verschiedenen Liverpooler Stakionen ist früher, wo King die ^Scheidewände 4 Fuß übereinander anbrachte, die Wirkung des 9