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r 1869 ko. 32. Alu.-ilnrte GewerbeMung Wöchentlich ein Sogen. Vierunddreißigker Jahrgang. Zu beziehen durch alle Buchhandlungen und Postämter. Hewerbliche Berichte. Jnseraten-Preis: pro Zeile 2 Sgr. Abonnements-Preis: Halbjährlich 3 Thlr. Inhalt. Gewerbliche Berichte: Stevenson's und Williamson's rotirende Sodaöfen. — Ueber die verschiedenen Arten der im Handel 'vorkommenden Schleif- oder Wetzsteine nnd oeren Eigenschaften. — lieber Kitte. — Ueber die künstlichen Krapvfarbeftoffe. — Die neuesten Fortschritte und technische Umschau in den Gewerben und Künsten: Patente vom Monat December. — Mass! irres Verfahren Zinnfolie darzustellen. — Verbesserungen in der Fabrikation des Stahldrahts. — Deplanqne's Verfahren bei der Darstellung künstlicher Schleif- und Wetzsteine. — Englische Appretnrmethode des gefärbten Saffians. — Notton s patentirte Woll-Trockenmaschine. — Verbessertes Verfahren beim Legen der Dielen. — Verbesserungen in der Constrnction an Wagenverdecken. — K. Bellock's Mühlsteinbuchse. — Der Whiteley'sche Rahmen- und Trockenapparat für Tuche. — I. Norton s sich selbst regulirendes Windrad als Wafserhebemaschine. — Feuilleton- Selbstthätiger Laufkrahn in der Hartmann'schen Fabrik in Chemnitz. — Verbesserte Gaslampen. — Torffaserftoff als Surrogat für Hadern zur Dachvappfabrikation. — Eine neue Dampfmaschine. — Nachtheiliger Einfluß des RußeS auf den Wirkungsgrad von Dampfkesseln. — Verdickungsmittel für Anilin-Aufdrnckfarben. — Literarischer Anzeiger. (Bereits im Jahr 1853 bauten Elliot und Russell in Eng land, um theils die beim Betriebe der gewöhnlichen stehenden Sodaöfen erforderliche menschliche Handarbeit durch die mechani sche der Maschinen zu ersetzen, theils aber auch um bei größerer Wohlfeilheit ein reichlicheres und besseres Produkt zu erzielen, ihre rotirenden Sodaöfen, die aber, weil mit ihnen die in Aus sicht gestellten Vortheile nicht erreicht wurden, weitere praktische Verwendung nicht fanden; bis es in jüngster Zeit den vereinig ten Bemühungen der Constructeure Stevenson und Williamson gelang, einen großen Theil der Schwierigkeiten, die sich der Con- struction solcher Oefen entgegenstellten, zu überwinden und sie von solcher Beschaffenheit zu bauen, daß bereits eine größere An zahl derselben in englischen Sodafabriken in Thätigkeit sich be finden, so z. B. in dem Etablissement der Herren Allhusen und Clapham. Eigentümlich aber ist es, daß während die letzteren über den Werth ihres rotirenden Sodaofens mit Anerkennung sich aussprechen, ein anderer chemischer Fabrikant, L. Bell, in Washington bei Newcastle dies geradezu im entgegengesetzten Sinne thut, indem er weder in chemischer, noch in ökonomischer Hinsicht mit den Resultaten seines Ofens zufrieden sein könne. Welches aber auch die Ursachen dieser so verschiedenen Resultate in beiden Etablissements sein mögen, immerhin bleibt diese Erfindung, auch wenn sie das Studium ihrer Anfänglichkeit noch nicht weit hin ter sich hat, eine bedeutungsvolle, die eine um so größere Beach tung verdient, da die fortwährenden Verbesserungen, die mit diesen Oefen vorgenommen werden, bald die noch vorhandenen Mängel in der Constrnction und Betriebsweise beseitigen werden. Aus diesem Grunde möge hier die Beschreibung der Construction und der Betriebsweise des in dem Etablissement von Allhusen und Clapham arbeitenden rotirenden Sodaofens von Stevenson nnd William folgen, wie sie von den genannten Fabrikanten selbst, nach Bericht von Or. G. Lunge (deutsch durch's polytech nische Journal) gegeben werden.) Das Princip dieser Oefen ist folgendes: Die Beschickung des zu verschmelzenden Materiales wird in einen rotirenden Cy- linder eingetragen, welcher aus fünf- bis sechszehntelzölligem Kessel blech mit einem Futter von feuerfesten Ziegeln besteht, und so aufgestellt ist, daß die Flamme von dem Feuerherde an dem einen Ende des Cylinders bequem durch denselben hindurch und nach her noch über die Flüssigkeit in der Verdampfpfanne am anderen Herausgegeben von Or. A. Lach mann. Verlag von P. Berggold in Berlin, Links-Straße Nr. 10. Stevenson's und Williamson's rotirende Sodaöfen. (Von vr. Georg Lunge.) Ende streichen kann. Die äußeren Abmessungen des Cylinders sind: 15' 6" Länge (engl. M.) und 9' Durchmesser, die inneren Abmessungen: 13' 3" Länge, 7' 6" Durchmesser im Centrum und 6' 6" Durchmesser an den beiden Enden. In dem Ziegel futter sind zwei horizontal laufende Reihen von Chamotteblöcken angebracht, „Brecher" (brsalcers) genannt, welche 14 Zoll im Centrum und 9 Zoll an den Enden über dem Futter hervor ragen; durch diese wird der Inhalt gründlich gemischt und nach und nach dem Feuer ausgesetzt. Zwischen dem Feuerherde und dem Cylinder befindet sich ein loser Ring, bestehend aus einer schmiedeeisernen, mit Chamotteziegeln ausgefütterten Bandage, und zwischen dem anderen Ende des Cylinders und der Pfanne ist ein Raum gelassen, welcher „Rauchkammer" heißt, damit der größte Theil der durch den starken Zug fortgerissenen Substanz sich dort absetzen könne, statt in der zu verdampfenden Flüssigkeit. In dem Ranchkanal am anderen Ende der Verdampfpfanne ist ein horizontaler Schieber zur Regulirung des Zuges angebracht, und noch weitere Controle wird durch einen vertikalen Schieber gegeben, welcher zwischen Pfanne und Rauchkanal angeordnet ist und durch ein nahe an der Maschine aufgehängtes Gewicht balancirt wird. Der Bewegungsapparat ruht auf einer Grundplatte von 2'/-r Zoll Dicke; diese ist in fünf Stücken gegossen, welche durch sechs warm aufgezogene schmiedeeiserne Reifen zusammengehalten werden; das Ganze ist auf dem Steinfundament durch 12 an derthalbzöllige Bolzen befestigt. Auf derselben Grundplatte ist die Dampfmaschine befestigt; sie ist vertikal, direkt wirkend, mit Umsteuerung versehen; der Dampfcylinder hat 9 Zoll Durch messer nnd arbeitet bei 30 Zoll Ueberdruck mit 6 Pferdestärken. Der Ofencylinder macht eine Umdrehung per Minute in der schnellen, und eine Umdrehung in fünf Minuten in der langsamen Bewegung. Die schnelle Bewegung wird direkt von dem Krumm zapfen durch die obere Welle erhalten, an deren Ende eine Schraube ohne Ende angebracht ist, welche ein Zahnrad in Be wegung setzt, das mittels Füßen und Schraubenbolzen an dem Pfannen-Ende des Cylinders befestigt ist. In einigen Fällen sind die Zahnräder in Segmenten gegossen worden, aber wegen ihrer Ungenauigkeit und der Schwierigkeit die Zahntiefe an den Verbindungsstellen richtig herzustellen, wird ein einziges Gußstück vorgezogen. Die langsame Bewegung wird erhalten, indem man den Friktions-Conus an der oberen Welle ausrückt und die un-