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Iriedrich Heorg Wieck's — Dents chc JUuZtnrte OLMi bereitung. Abonnemenls-PreiS: Halbjährlich 3 Thlr. Herausgegeben von vr. A. Fachmann. Verlag von T. Derggold in Berlin, Links-Straße Nr. 10. Jnseraten-Preis: pro Zeile 2 Sgr. Vierund-reißiglier Jahrgang. Zu beziehen durch alle Buchhandlungen und Postämter. Wöchentlich ein Sogen. Inhalt. Gewerbliche Berichte: Neber die wirthschaftliche Benutzung der Dnmvfkrnft l» industriellen Etablissements. — Neber A. Bochkoltz neuen l'ateutirten Krast-Rcgencratcr zur Beseitigung der durch selbstthütige Pnmpenventile veranlaßte» erheblichen ArbeitSverlnste. (Schluß.) — Vorschrift zur Bereitung eines hämmerbare» Gußeisens von den nachftehen- den Eigenschaften. — Die Knetmaschinen zur Brodbereitung ans der Pariser Weltausstellung. — Die neueste» Fortschritte nud technische Umschau in den Ge- werben und Künsten: Patent- vom Monat November. — E. Hofmaun'S verbesserte calorische Maschine. — Dussard's in Paris vatentirte Verbindung von Wasserleitungs röhren. — Zwei Centriravvarate. — Verfahren die Rauchrohren der Lokomotive» in der Reparatur-Werkstätte der Kaijer-FerdinandS-Nordbahn zu revariren. — Lacke auf Parier- bilder.— lieberMetalllcgirungen.— Feuilleton' Beseitigung des Glanzrußes vom Inner» der Ranchfänge. — Kolster, die pneumatische Schmierbüchse von Santreuil L Co. — Patentirte englische Verfahrnngsweise bei der Fabrikation von Hnfeksennägelu. — lieber die Darstellung des Antimono'ids. — Bessemer-Stahlschienen auf amerikanischen Eisen bahnen. — Darstellung von weißem und farbigem Stuck. — Literarischer Anzeiger. Hewerbliche Aerichte. Neber die wirthschaftliche Benutzung der Dampfkraft in industriellen Etablissements. (Bon v. Carnapp.) Die heutige Industrie, sowie die modernen Verkehrsmittel basiren wesentlich auf der ausgedehnten und allgemeinen Be nutzung der Dampfkraft. Ohne sie ist keine größere Fabrikation mehr möglich, und auch auf dem Gebiete der Landwirthschaft findet sie in immer steigendem Maße Eingang. Das eigentlich treibende Agens in der Dampfmaschine ist bekanntlich die Wärme, welche durch deu mit dem Kessel ausge führten Verbrennungsprozeß erzeugt wird. Die von einer Dampf maschine geleistete mechanische Arbeit steht daher zu dem consu- mirten Brennstoff in einem bestimmten Berhältniß, aber dieses ist in gewissen Grenzen veränderlich, je nach der Construction der Dampfmaschine und des Kessels, sowie nach dem Zustande, in welchem dieselben sich befinden. Eine Dampfmaschine arbeitet um so vortheilhafter, je weniger Brennstoff sie für eine gewisse Leistung erfordert und umgekehrt. Aber können denn bei den Dampfmaschinen im Allgemeinen Kohlen gespart werden? Jeder Techniker, der sich mit dieser Frage eingehender beschäftigt hat, wird sie unbedingt bejahen. Es kann in den meisten Fällen ein Wiederverbranch an Kohlen von 10, 20 nnd mehr Procenten erzielt werden. Die ökonomische Leistung einer Dampfmaschine hängt nach Molle wesentlich von zwei Umständen ab. Einmal muß im Kessel durch eine bestimmte Kohlenmenge ein möglichst großes Master- j quantum in Dampf verwandelt und ferner muß von der in diesem Dampfe enthaltenen Wärme durch die Maschine ein mög lichst großer Theil in mechanische Arbeit umgesetzt werden. Ein zu großer Kohlenverbrauch kann daher sowohl durch die Kessel anlage, wie durch die Maschine selbst verursacht werden; in der Regel fällt auf beide ein Theil der Schuld. Wenn aber bei den meisten Dampfmaschinen eine Brennstoff- crsparuiß möglich ist, so bleibt es eigenthümlich, daß ihre Besitzer dieselbe so selten erzielen. Es erklärt sich dies offenbar dadurch, daß die meisten Fabrikanten gar nicht wissen, wie ungenügend die Leistung ihrer Dampfmaschine eigentlich ist und wie viele Kohlen sie täglich ersparen könnten. Mit Ausnahme einzelner größerer Maschinen, für welche die Erbauer einen bestimmten Kohlenverbrauch garantirt haben und die deshalb nach ihrer Ab lieferung einer Prüfung unterworfen werden, wird die Mehrzahl der Dampfmaschinen in Gebrauch genommen nnd täglich benutzt, ohne daß der Besitzer jemals erfährt, ob seine Maschine ökonomisch arbeitet oder nicht; denn eine wirkliche Messung der Leistung einer Dampfmaschine wird nur selten vorgenommen und eine bloße Schätzung derselben bleibt in so hohem Grade unzuverlässig, daß ein auf sie gestütztes Urtheil über den verhältnißmäßigen Kohlen verbrauch gar keinen Werth hat. Es ist eine eigenthümliche Anomalie, daß derselbe Fabrikant, welcher eifrig bemüht ist, den Lohn eines jeden Arbeiters in das richtige Berhältniß zu dessen Leistungen zu bringen, diese Sorge auf seinen stärksten Arbeiter, auf den, welcher mit eisernen Ar men alle seine Maschinen umtreibt, so gut wie gar nicht aus dehnt. Aber wodurch kann denn der Industrielle zu einer wirth- schaftlich vortheilhaften Benutzung der Dampfkraft gelangen? Bei der Beantwortung dieser Frage wird die Annahme gemachr, die meist auch zutreffen möchte, daß der Käufer oder Besitzer einer Dampfmaschine keine spezielle und gründliche Kenntniß von deren Construction und Wesen hat. In diesem Falle kann dem Fabri kanten kein besserer Rath ertheilt werden, als seine Dampf maschine nebst Kessel der Aufsicht eines tüchtigen Technikers zu uuterstellen. An Gelegenheit hierzu dürfte es immer seltener fehlen, da der durch die Arbcitstheiluug auf technischem Gebiete geschaffene Beruf des Civil-Jngenicurs sich auch auf die Führung jener Aufsicht erstreckt. Daß sich hierzu die gewöhnlichen Heizer und Maschinenwärter nicht eignen, braucht wohl kaum gesagt zu werden. Durch richtige Wartung des Feuers und sorgfältige In standhaltung der Maschine können sie zwar wichtige Dienste leisten, aber sie verhalten sich zum gebildeten Ingenieur doch etwa nur wie der Heilgehülfe zum promovirten Arzte. Der mit der Aufsicht über eine Dampfmaschinenanlage be auftragte Ingenieur wird dieselbe zunächst auf ihre ökonomische Leistungsfähigkeit prüfen. Indem er das Gewicht der verbrann ten Kohlen und der Aschenrückstände constatirt, die Menge und die Temperatur des Speisewasters mißt, durch Abnahme von Jndikaturdiagrammen die Wirkung des Dampfes im Cyliuder er forscht und vielleicht auch noch Bremsversuche anstellt, wird er zu einem zuverlässigen Urtheil über den wirthschaftlichen Werth der Maschine sowohl wie des Kessels kommen. Dieser wirth schaftliche Werth wird sich dabei fast immer als ein leider sehr ungenügender Herausstellen und eben dadurch den Besitzer um so williger machen, diejenigen Einrichtungen auszuführen, die ihm