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Dampfmaschinen von auch noch so kleiner Kraft neben einander aufzustellen, deren jede eine besondere Arbeit zu verrichten hat. So hat man z. B. in einer gut eingerichteten Papierfabrik Kraftmaschinen zum Betriebe der Holländer und der Waschappa rate, und wieder andere Dampfmaschinen, vielleicht von geringer Leistung, zum Betriebe der eigentlichen Papiermaschinen. Wenn nun anch der gleichförmige Gang der Arbeitsmaschi- nen nicht immer so unbedingt notwendig sein möchte, so ist es doch für den Fabrikanten stets von großem Nutzen, allen Unregel mäßigkeiten vorzubeugen. Je regelmäßiger eine mechanische Ar beit ausgeübt wird, desto besseres Fabrikat kann man erwarten, desto geringer wird der Kraftverlust und die Abnutzung der Ma schine und um so viel mehr dürfte die Aufmerksamkeit der Ar beiter zu entbehren sein. Nicht allein ist demnach ein Regulator für sehr subtile Ar beiten wünschenswcrth oder selbst uothwendig, sondern immer und unter allen Umständen ist die Anschaffung desselben anzurathen, wenn solche Apparate von einfacher Construction zu einem mäßigen Preise zu beschaffen sind und schließlich ihren Zweck erfüllen. Ein solcher Apparat ist aber nach unserer innigen Ueber- zeugung und dem Urtheil mehrerer Fachmänner der Regulator von K. Neigers, und eben diese Ueberzeugung ist für uns der Beweggrund, die Leser dieser Zeitschrift auf diesen Apparat auf merksam zu machen, indem doch wohl viele in der Lage sein wer den, sich der Dampfkraft zu dem einen oder anderen Zwecke zu bedienen, und wollen cs diese daher ja nicht versäumen, wenn sich die Gelegenheit darbietet, diese neue niederländische Erfindung kennen zu lernen, um selbe zu ihrem eigenen Vortheil und Nutzen auszubeuten. Wir wünschen dem Erfinder von Herzen Glück zu dem ein fachen Gedanken und der sinnreichen Ausführung, worauf sein Kraft-Apparat beruht, und hoffen, daß er durch häufige Bestellung von Seiten der Dampfmaschinenbesitzer, wie auch von Fabrikanten einen reichlichen Ersatz für sein mühevolles Streben finden wird. Die Ausbeutung des Nutz-Effekts der Arbeitsmaschinen wird auf dem niederländischen Boden leider noch nicht genug gewür digt ; Jedem, der zur Beförderung derselben mitwirkt, müßte eine rege Theilnahme und Unterstützung nicht entgehen, insbesondere dann, wenn es sich zeigt, daß er sie verdient. Und da schon das Ausland seine Aufmerksamkeit ans die neue Erfindung von Neigers gerichtet hat, dürfen die Niederländer selbst hierin nicht Zurückbleiben. Wir nannten den neuen Regulator einfach. Der Grund unserer Behauptung ist, soweit sich solches ohne Figuren deutlich machen läßt, folgender: Der Hanpibestandtheil des Apparates, der eigentliche Regu lator, ist ein Flügclapparat, nämlich eine Axe, worauf vier Arme befestigt sind, welche an ihren Enden eiserne Platten tragen von ungefähr ein Qnadrat-Decimeter Oberfläche. Diese Axe erhält ihre drehende Bewegung durch die Dampfmaschine, womit der Apparat verbunden ist; die Arme mit den daran befestigten Platten bewegen sich in der Luft und erleiden dadurch einen Widerstand, der von der Umfangsgeschwindigkeit, dem Stande, der Anzahl und Größe der Flügelflächen abhängt. Nimmt die Umfangsgeschwindigkeit oder die Anzahl der Umdrehungen in einer bestimmten Zeit zu oder ab, so vermehrt oder vermindert sich zugleich der Widerstand der Luft, jedoch in nicht einfachem Ver hältnisse, da bei einer doppelten oder dreifachen Geschwindigkeit dieser Widerstand vier- oder neunmal größer wird, als ursprüng lich der Fall war. Wie ist nun dieser Widerstand zu überwinden? Sehr ein fach dadurch, daß man auf der Flügelaxe ein kleines Getriebe befestigt, worin ein Zahnrad greift, welches direkt durch einen Riemen von der Dampfmaschine hcrumgedrcht wird. Man wird aber sofort begreifen, daß das Getriebe mit der Flügelaxe nicht hernmgedreht werden kann, ohne zu gleicher Zeit letzterem das Bestreben mitzutheileu, mit Zapfen und Lager in der Richtung der Kraft sich fortzubewegen, oder wenn dieser Be wegung durch einen Widerstand entgegengctreten wird, auf letztere» einen gewissen Druck auSznttbcn, einen Druck, der mit dem Gange der Maschine oder dem Widerstande der Luft sich verändert. Wenn nun die Stützpunkte der Flügel an einer Art Hebel aufgehängt sind, also beweglich gemacht werden, und oben ge nannter Druck beim normalen Gang der Maschine durch ein Ge gengewicht balancirt ist, so muß das Gleichgewicht unterbrochen werden und der Hebel nach der einen oder andern Seite durch schlagen, sobald einige Veränderung in der Umdrehungsgeschwin digkeit der Maschine eintritt. Eben dieser Hebel ist es, wodurch das Drosselventil im Dampfrohr verstellt wird und folglich der Dampfverbrauch in Uebereinstimmung kommt mit der durch die Maschine zu leisten den Arbeit, und zn diesem Zwecke hat man nur die Arme des Hebels oder Wagebalkens oder statt dessen einen zu diesem Zwecke au der Axe desselben angebrachten Hebel durch Verbindungsstange und Winkclhebel mit der Axe des Drosselventils zu verbinden. Durch zweckmäßige Veränderung der Länge dieser Hebelarme ist man im Stande, die Wirkung des Apparates innerhalb bestimm ter Grenzen willkürlich zu verändern. Mit diesen wenigen Worten ist in Hanptzügen das Princip des neuen Regulators beschrieben, und wird man zugeben müßen, daß die Sache sehr einfach ist. Die Frage ist aber noch, ob der Apparat dem Zwecke ent spricht, ob die Regulirung des Dampfzutrittcs vollkommen, mit einem Worte, ob der Apparat praktisch ist, oder aber, ob solche Fehler unabänderlich daran haften, daß der Gebrauch desselben abzurathen wäre. Was den letzten Punkt betrifft, so hat man behauptet, und nicht mit Unrecht, daß durch die rasche Um drehung des Flügelapparats ein beträchtlicher Theil der Arbeits kraft der Dampfmaschine nutzlos verloren ginge. Abgesehen nun davon, daß die Anwendung des Watt'schen Regulators doch auch einen gewissen Kraftaufwand beansprucht, weshalb man öfters die Kugeln durch linsenförmige Scheiben er setzt hat, glauben wir doch, daß bei dem neuen Regulator dieser Kraftaufwand so gering sei, um denselben außer Acht lassen zu können. Wir hatten Gelegenheit einen Regulator zu sehen, der für Maschinen von 25 bis 40 Pferdekraft dienen kann; durch eine oberflächliche Berechnung fanden wir die nöthige Betriebskraft bei 50 Umdrehungen der Maschine in der Minute ungefähr Pserdekraft oder '/§ bis Procent; anch hat uns der Erfinder versichert, daß ein gewöhnlicher nicht sehr kräftiger Arbeiter ohne Anstrengung den Apparat in Bewegung halten kann, welches wir für sehr wahrscheinlich halten und welches mit unseren Berech nungen ziemlich gut übereinstimmt. Andere in der Einrichtung selbst begründete Fehler haben wir nicht entdecken können. Die Constrnction ist so einfach wie möglich, deshalb werden Reparaturen selten oder nie vorkommen; der Apparat erfordert überdies einen kleinen Raum und kann, wo der Platz sich vorfindet, entweder nahe an die Maschine oder mehr von derselben entfernt aufgestellt werden. Was den zweiten Punkt betrifft: die mehr oder weniger voll kommene Regulirung der Betriebsmaschine, so wird es am besten sein, wenn man alle Theorie bei Seite setzt und nur die Er fahrung zn Rathe zieht. Sehen wir, welche Resultate erzielt sind. 1) Bei einigen durch den Erfinder selbst angestellten Ver suchen an einer 8pferdigen Maschine und einer anderen von 16 Pferdekraft, mit und ohne Condensation, mit vollem Dampfdruck oder mit Expansion, variirend zwischen und bei einem Kesscldruck von ungefähr drei Atmosphären arbeitend, also unter sehr veränderlichen Umständen, blieb der Gang der Maschine voll kommen unverändert, und zwar 45 Umdrehungen pro Minute, wiewohl einmal 4 Drehbänke, 1 Hibelbank, 1 Schleifstein, 1 Cy- lindergebläse betrieben wurden, ein andermal einzelne dieser Ma schinen, schließlich alle außer Thätigkeit gesetzt wurden. 2) Ein zweiter Versuch ist in der Holzsäge-Mühle der Herren I. A. Quack L Comp. in Nymwegen angestellt und zwar in Ge genwart von zwölf Sachverständigen, sowie uns in einer kleinen Broschüre: „Der Kraft-Regulator von Neigers", Armheim bei G. I. Thieme, mitgetheilt worden. Bei diesen Versuchen blieb die Zahl der Doppel-Hübe fortwährend dieselbe, und zwar 35 pro Minute, sowohl wenn man die Maschine leer laufen ließ, als wenn man ein, zwei oder drei Sägegatter einsetztc. Die Zahl der Sägeblätter in den verschiedenen Gattern war nicht angegeben. 3) Ein dritter Versuch ist in der Holzsäge-Mühle des Herrn Murk in Delft angestellt worden in Gegenwart des Erfinders, eini ger Professoren der polytechnischen Schule in Delft und des Ver-