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331 hindern sein. Ich habe zwar durch Versuche und Beobachtungen gefunden, daß sich die Verdunstung des Weingeistes in den er wähnten Gläsern durch den Gebrauch geeigneter Mittel, deren Anwendung aber stets mit Mühe und Zeitverlust verbunden ist, sehr beschränken, aber nicht aufheben läßt, und daß bei einem weniger geeigneten Verschlüsse die Verdunstung des Weingeistes eine wirklich sehr bedeutende ist. Daö öftere Nachfüllen mit Weingeist ist aber nicht nur wegen Abnahme und Wiederaufsetzen des Verschlusses sehr unbequem, sondern auch, wenn mau eine größere Sammlung berücksichtigt, mit Kosten verbunden. Von weit untergeordneter, wenn auch vielleicht je nach localen Verhältnissen nicht zu übersehender, nach theiliger Bedeutung ist die Anwendung des Weingeistes in der besprochenen Weise in Bezug auf-Feuersgefahr. Durch den gegenwärtigen ziemlich billigen Preis des Gly cerins fand ich mich veranlaßt, mit demselben als Conservirungs- mittel Versuche anzustellen, und bin dadurch sehr befriedigt wor den. Das rohe Glycerin eignet sich ganz gut sür diese Zwecke, und da das Glycerin bekanntlich nicht vertrocknet, sv sind die Kosten der einmaligen Einfüllung die einzigen. Zum Verschlüsse der Oeffnungen der Gläser habe ich bis jetzt bei Glycerinfüllung nur Pergamentpapier angewendet. . Dem Nachtheile, daß kleinere Präparate, auch größere Exem plare, wie Schildkröten u. dgl. beim Uebergießen mit Glycerin in dem Glase in die Höhe steigen und auf dem Glycerin schwimmen, begegnet man in sehr einfacher Weise dadurch, daß man vor mittelst dünner Glasstäbchen die schwimmenden Körper hinabdrückt und ihr Auftauchen durch Anstemmen des Glasstäbchens an die obere Einbiegung des Glasgefäßes oder uöthigen Falles an den oberen Pergamentpapierverband verhindert. Auf solche Weise er spart man zugleich, wo es natürlich ohne Beeinträchtigung des Charakters der betreffenden Thierindividuen zulässig erscheint, sehr au Glycerin, da dasselbe nur wenig über dem bezüglichen Körper zu stehen braucht. Bei langgestreckten Exemplaren, welche ihre Körperform beibehalten müssen, wird man selbstverständlich ! die möglichst engen cylindrischen Gefäße wählen. (Neues Jahrbuch für Pharmacie.) Die Anwendung der Centrifugalkraft bei der Fabrikation des Wein's und des Cybers. (Von H. Richter.) (Schluß.) Was die Beantwortung der dritten Frage anlangt, so er- giebt sich dieselbe aus dem Nachstehenden: Bei Anwendung der Presse werden die Beeren, mögen sie nun von den Traubeustielen getrennt sein oder nicht, in Bottichen oder durch Preßwalzen zer drückt, eine Arbeit, die häufig auf den Weinbergen selbst vorge nommen wird, die so erhaltenen Massen dann weiter nach den Pressen transportirt, daselbst ausgepreßt, umgcstochen, wieder aus gepreßt und mit den Säften die Gährungsbottiche gefüllt; bei Anwendung der Centrifuge hingegen, von welcher der Zerdrückungs- apparat sür die Beeren einen Bestandtheil ausmacht, findet ein fach das Aufgeben derselben in den Rumpf des letztgenannten Apparates statt und der Weinbeerensaft fließt unmittelbar aus der Trommel der Centrisuge in die Gährungsstufe über. Auf die letztere Weise kann mau im Durchschnitt binnen 15 Minuten 3 Hektoliter Beeren vollständig auspressen, wobei das Decken des Weinbeerenbreies mit etwas Zuckerwasser gute Dienste leistet und es wird, wie bereits früher erwähnt, ein um so besserer Wein beerensaft erhalten, da die Trauben stets frisch vom Stock ver arbeitet werden können. Es bietet somit die Anwendung der Centrifuge den Weinproducenten folgende Vortheile, die, in Geld werth überrechnet, ansehnliche Beträge repräsentiren dürften: Er- sparniß an Handarbeit, desgleichen an Gefäßen und Räumlich keiten; dann rasche Verarbeitung der Trauben, eine mindestens eben so vollständige Gewinnung des Traubensaftes wie mit der Presse und eine gleichartig gute Qualität Wein, während der aus dem mittels der Presse gewonnene Saft einen Wein liefert, der sich nach der Zeit und nach dem Drucke der Pressung in Vor wein, Preßwcin, Tresterwein, petiotisirter Wein rc. abstuft. Daß diese günstigen Resultate, wenn einmal die Einführung der Centri- fugc eine allgemeine geworden sein wird,*) auch den Anbau des Gewächses und die Pflege des Bodens förderlich beeinflussen wer den, steht zu erwarten. Schließlich möge noch bemerkt werden, daß eine Centrifuge von 1000 Umdrehungen in der Minute und bei einem Krastaufwande von 3 Pferden für einen umfänglichen Betrieb vollkommen ausreicht und daß die Ankaufs- und Unter haltungskosten einer Locomobile den oben aufgeführten Vortheilen der Centrisuge gegenüber als gering bezeichnet werden können. *) Gegenwärtig ist Leduc mit Verbesserungen an seiner Centrisuge beschäftigt, die ihm die Praxis als nothwendig an die Hand gegeben hat. Ueber die Verbrennung und die Heizkraft des Petroleums und der Mineralöle. (Von H. Sainte-Claire Deville.) (Schluß.) Man begreift demnach, daß der zum Heizen einer Locomo- tive bestimmte Apparat in nichts Weiterem besteht, als in einem Roste, welcher in dem Herde in solcher Weise angebracht ist, daß man die möglich größte Heizfläche erhält. Hierzu genügt es, diesen Rost an der Mündung des Aschenfalles einer Locomotive (oder irgend eines Heizapparates) anzubringen. Man kann folglich die Herdsohle aus Kupfer anfertigen, und zwar so, daß sie innerlich von Wasser bespült wird und einen Theil des Kessels selbst bildet. Für eine ausschließlich zur Hei zung mit Mineralöl bestimmte Locomotive ist demnach eine Ein richtung zu empfehlen, bei welcher der Herd und alle anderen Flächen ganz cylindrisch sind, alle ebenen Theile der Feuerbüchse wegfallen und die Stehboizen vermieden sind. An seinem oberen Theile ist der Rost mit einer Reihe von Löchern versehen, durch welche das Oel eintreten kann; dasselbe fließt über die «ollen Theile dieses Rostes, welcher am unteren Theile auf einer innen und außen vorstehenden gußeisernen Unter lage ruht, um zu verhindern, daß das Oel durch die Erschütte rungen der Maschine aus dem Herde herausgeschleudert wird oder auf die Sohle fällt. Die Locomotive, welche zu meinen Heizversuchen mit Mi neralölen benutzt wurde, erhielt keinen so vollkommenen Apparat. Man mußte nämlich den Rost vor den Aschenfall legen, letzteren mittels einer Blechplatte verschließen, welche nicht durch das Kessel wasser, sondern durch eine thönerne Fließe geschützt wurde. Außer dem mußte der eiserne Rahmen, auf welchem der Druck am un teren Ende der Feuerbrücke lastet, selbst vor der Wirkung des Feuers mittels eines aus Ziegelsteinen hergestellten Mantels ge schützt werden, welcher innen durch ein Gewölbe aus feuerfestem Thon gestützt wurde. Indessen lehrte die Erfahrung, daß die Hitze des Herdes und die Erschütterungen der Maschine, unge achtet der mittelmäßigen Qualität dieses Thönes und einer Ge schwindigkeit der Locomotive von 60 bis 70 Kilometer per Stunde, diesen provisorischen Apparat nur wenig benachtheiligten. Die Vertheilung des Oeles auf dem Roste wird durch einen einzigen graduirten Hahn bewerkstelligt. Herr Brisse, zweiter 42*