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die bereits dick gewordene Flüssigkeit doppeltkohlensaures Natron in dem Verhältniß von 1 Kilogr. zu 500 Kilogr. und rührr bei des zu einem innigen Gemisch zusammen, eine Manipulation, die ebenfalls leichter mit kleineren als größeren Posten ausführbar ist. Hierdurch wird aber eine nachdrückliche Entwickelung von Kohlensäure hervorgerufeu, die, unterstützt von beständigem Um rühren, die angestrebte Porosität und Lockerheit der schwefelsauren Thonerde herbeiführt. In eisernen Gefäßen läßt man die Masse erstarren. Die Verarbeitung der so erhaltenen neutralen schwefel sauren Thonerde zu Kali- und Ammoniakalaun geschieht weiter auf die gewöhnliche Weise. Die neue Gespinnstpflanze „Ramie". Ueber diese Pflanze berichtet das Steiermärkische Industrie blatt das Nachstehende: In dem südlichen Theile der Vereinigten Staaten ist in der jüngsten Zeit eine neue Gespinnstpflanze vielfach in Kultur ge nommen worden. Diese Gespinnstpflanze ist ursprünglich auf der Insel Java zu Hause und gelangte schon im Jahre 1844 nach Europa; der botanische Name derselben ist Loekmsriu tena- oiomina. Die Pflanze zeichnet sich durch Schönheit und Stärke ihrer Faser ans und erregte daher in Europa in gewerblichen Kreisen mehrfach Aufsehen. Seit ungefähr 20 Jahren hob sich ihre Kultur in Ostindien ganz außerordentlich, sodaß jährlich ein bedeutendes Quantum nach Europa gelangte, wo es häufig zu Stossen verarbeitet wurde, welche sich durch feine Qualität, be sondere Stärke, Schönheit, Vollendung, eine dem feinsten Leinen ähnliche Textur und einen schönen Seidenglanz auszeichneten. Die Einführung der Ramis in Nordamerika geschah im Frühjahr 1867 auf Veranlassung verschiedener europäischer Fa briken. Gegenwärtig betrachtet man dort die Faser der Loelr- msria tsoaoisming. als besser in vieler Hinsicht wie die der mei sten anderen Gespinnstpflanzen, jedenfalls aber als außerordent lich werthvoll für die Manufaktur. Schon jetzt kann die Nach frage aus her alten Welt kaum befriedigt werden. Als Vorzüge dieser Pflanze gegenüber der Baumwolle und anderen Nutzge wächsen wird nach amerikanischen Berichten Folgendes geltend ge macht: Es eignen sich Boden und Witterung der Südstaaten ganz vorzüglich für ihren Anbau, welcher einen lockeren Sand boden und ein gemäßigtes Klima verlangt. Ueberall, wo Baum wolle wächst, ist auch die Kultur der Ramis vollständig gesichert; es ist aber kein Zweifel daran, daß sie auch überhaupt in Gegen den gemäßigter Himmelsstriche ganz gnt gedeiht, wie dieses ja die Versuche in Deutschland zur Genüge bewiesen haben. Da sich gegenwärtig die Mehrzahl der Landwirthe und Pflanzer in den Südstaaten Nordamerika's in Verhältnissen befindet, welche sie die großen Ausgaben für die Baumwoll- und Zuckerkultur scheuen lasten, so haben sie sich mit Vorliebe gerade auf diejenige der Ramis geworfen, welche weder durch die Witterung leidet, noch, so viel bis jetzt bekannt ist, durch irgend ein Insekt. Eine Ramis-Pflanzung verlangt nur geringes Anlagekapital und wenige Bearbeitungskosten; da die Pflanze mehrjährig ist, so bedarf sie auch nicht jedes Jahr erneuter Bestellung. Ueberall in den Süd staaten kann die Ramis dreimal im Jahr geerntet werden, und es beträgt der Schnitt vom Acre ungefähr 900—1200 Pfd., was einen jährlichen Durchschnittsertrag von beinahe 3000 Pfd. Roh faser ausmacht, von der gegenwärtig in Europa das Pfund . 10 Cents werth ist. Bei der Zubereitung der Faser findet ein Verlust von ungefähr der Hälfte statt, während der Werth sich dann auf 65 Cents per 100, Pfund erhöht. Schon hiernach müßte die Ranns, welche nur geringe Bearbeitung verlangt, eine der Vortheilhaftesten Nutzpflanzen sein. Die spinnreif zubereitete Faser ist sehr schön weiß, sanft und glänzend, sodaß sie im Aus sehen der besten Rohseide nichts nachgiebt; nebenbei ist sie stärker als der festeste Flachs und nimmt die schwierigsten Färbungen an, ohne etwas von ihrer Stärke oder ihrem Glanze zu ver lieren. Für den Anbau ist ein reicher, tiefer Sandboden der ge eignetste, und zwar thut man am besten, die erste Anlage in Pflanzenbeeten vorzunehmen, worin die Stecklinge sich bis zu einer gewissen Höhe entwickeln. Im Feld gedeiht sodann die Pflanze in jedem einigermaßen guten, leichten Boden. Sobald die Stengel eine Höhe von 6—8 Fuß erreicht haben, sind sic zur Ernte reif; im Nothfall kann aber die Pflanze noch eine Woche oder länger ohne Schaden im Feld bleiben. Zum Ab schneiden der Stengel bedient man sich eines gewöhnlichen Messers und hat nur darauf zu sehen, daß sie nicht ganz dicht am Boden abgeschnitten werden. Statt dessen kann man auch die ganzen Stengel ausziehen wie beim Hanf, wenn sie noch nicht zu trocken sind — eine Arbeit, welche fast noch leichter zu vollziehen ist und auch eine bessere und längere Faser liefert. Zur weiteren Verarbeitung dient jede gewöhnliche Flachsbreche oder eine der neueren besseren Flachsbrechmaschinen. Für den Verkauf wird die Faser iu Bündel und diese in Säcke oder Ballen gepackt wie Baumwolle. Die Ramis kann zu jeder Bestellungszeit im Jahr angebaut werden, jedoch hält man die Frühjahrs-Aussaat für die geeignetste und beste. Kälte thut ihr nichts, sobald nicht der Boden bis über 6" Tiefe ausfriert und dieser Frost mehrere Tage hinter einander anhalt. Zu bemerken ist noch, daß die Ramis nicht, wie irrthümlich häufig angenommen wird, identisch ist mit dem bekannten China grase; sie gehört zwar zu derselben Pflanzenfamilie, steht aber in einer anderen Ordnung. Das Chinagras wird durch Samen fortgepflanzt, verlangt eine schwierige Behandlung und die Faser ist weit geringer wie diejenige der Ramis. Letztere läßt sich blos durch Wurzelschößlinge fortpflanzen und liefert das feinste Ge- spinnst von allen Urticeen. Wegen Bezugs von Wurzelschöß lingen oder wegen näherer Auskunft kann man sich an das k. k. österreichische Consulat, Hrn. A. Bader in New-Orleans, oder die Firma I. Bruckner, 104 Gravier Street daselbst wenden. Glycerin als Conservirungsmittel zoologischer und anatomischer Präparate. (Von vr. Theodor Koller.) In öffentlichen zoologischer. Cabinettcn und auch in Privat sammlungen dieser Art besteht, soviel mir wenigstens bekannt, gegenwärtig noch der Gebrauch, zur Conservirung vou Reptilien, anatomischen Präparaten u. s. w. Weingeist anzuwenden. Gegen den Weingeist als conservirendeS Mittel ist allerdings nichts cin- zuwenden uud ist auch wissenschaftlich sein Gebrauch vollkommen gerechtfertigt, da er eine der Bedingungen der Fäulniß entzieht, letztere selbst also unmöglich macht. Die Nachtheile oder zum mindesten die Unbequemlichkeiten, welche der Weingeist, in dieser Weise als conservirendeS Mittel angewendet, zeigt, bestehen viel mehr darin, daß er vor Allem sich sehr leicht verflüchtigt. Zur Conservirung.von Reptilien beispielsweise wendet man gläserne Cylinder mit Fuß, oder bei größeren Exemplaren Zuckergläser an. In beiden Fällen ist oben eine ziemlich bedeutende Oeffnung, welche man auf jede mögliche Weise luftdicht zu verschließen trach ten muß. Fette Kitte, Firnisse u. s. w. würden nun hier als Bedeckungsmittel des Verschlusses besonders zu empfehlen sein, wenn nicht der Weingeist diese auflösen würde. Dieses Auflösen findet vorzüglich durch die Berührung des Weingeistes mit dem betreffenden feiten oder harzigen Ueberzuge bei der (unvermeid lichen) Bewegung der Gläser, durch Verdunstung u. s. w. statt, und wird, auch bei Anwendung sehr hoher Gefäße, nicht zu ver-